Im Fluss der Zeit von Isa-tama ================================================================================ Kapitel 1: Sorgen ----------------- Nervös klammerte ich meine zitternden Hände um das Klemmbrett. Aufmerksam schaute ich dabei zu, wie der Fels von den Goronen bearbeitet wurde. Es war das letzte Hindernis, bevor die Ausgrabungen endlich beginnen konnten. Oder vielmehr bevor sie hoffentlich beginnen konnten. Wirklich, hier musste einfach etwas sein. Die Forschung, die ich in den letzten Jahren betrieben hatte… in dieser Gegend gab es etwas. Einen alten Tempel oder einen Schrein… was genau war unsicher. Es war nur klar, dass sich in dieser Gegend eine Art antiker heiliger Stätte verbarg. Es musste einfach so sein.   „Verdammt, diese Warterei macht mich ganz wahnsinnig.“ Neben mir meldete sich mein Assistent. Manori, ein Hylianer, der vor kurzem an der Universität zu Hyrule-Stadt in seinem Studienfach Archäologie seine Promotion begonnen hatte. Er hatte sich freiwillig dazu bereit erklärt, an meiner Forschung teilzunehmen. Mein Vortrag an der Universität über mein Vorhaben muss ihn begeistert haben, denn er wollte das Thema seiner Dissertation dieser Unternehmung widmen. In jedem Fall war ich dankbar für jede Hilfe, die ich kriegen konnte. Abgesehen von Manori waren nicht viele von meinem Vorhaben angetan. Die Gelder waren zu diesen Zeiten knapp und leider liefen frühere Ausgrabungen meinerseits eher ins Leere. Wenn sich dies erneut als Fehlschlag entpuppen sollte… „Wem sagst du das?“, fragte ich verzweifelt. Nur mit Mühe und Not konnte ich das Zittern meiner Stimme unter Kontrolle kriegen. „Kaffee?“, fragte er und hielt mir eine Tasse des dampfenden Getränks vor die Nase. Dankend nahm ich es entgegen. „Genau das brauche ich jetzt.“ Schweigend tranken wir beide unser heißes Gebräu und beobachteten die Goronen weiterhin bei ihrer Arbeit.   „Ich habe vorhin mit dem Teamleiter des Felsenteams gesprochen“, sagte Manori schließlich und brach damit erneut das Eis. „Der Fels stelle sich als ungewöhnlich zäh heraus, noch dazu sei er ungenießbar. Er kann uns nicht sagen, wie lange das hier noch dauern wird.“ „Das ist ein gutes Zeichen“, sagte ich. „Ich habe noch kein Ergebnis von der Probe erhalten, die ich Zeria zur Untersuchung gegeben habe, aber wenn unsere Vermutungen korrekt sind…“ „…handelt es sich bei dem Felsen um eine Shiekah-Konstruktion.“ Ich nickte und trank einen Schluck. „Von denen gibt es nicht viele. Gewöhnlich anmutendes Geröll aus nahezu unzerstörbarem Material, dazu gedacht jenes so unscheinbar wie möglich zu verstecken, was die Shiekah vor Jahrtausenden zu verbergen suchten.“ „Was dann wiederum bedeuten würde, dass hier auf jeden Fall irgendwas zu finden ist.“ „Genau.“ Ich versuchte überzeugt zu klingen, aber so wirklich gelang es mir nicht. Gewissheit würde ich erst erhalten, wenn die Ergebnisse von Zeria kamen. Mein Team war klein und sie war nun einmal die einzige Expertin auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, die ich in meinem riskanten Vorhaben auftreiben konnte. Dabei war sie noch nicht einmal im Fachgebiet der Archäometrie geschult, sondern Biowissenschaftlerin! Sie war fähig, ohne Frage, aber dennoch verkomplizierte es die Sache, da sie mit den Methoden in der Archäologie nicht vertraut war. Noch dazu arbeitete sie ganz alleine…   Trotz all meiner Mühe musste Manori wohl meine Angespanntheit durchschaut haben, denn er sagte: „Thefa, das wird schon. Ich habe mir deine Forschungen schon mehrmals zu Gemüte geführt. Ich bin mindestens so überzeugt wie du, dass dieser Standort etwas verbirgt. Und wenn schon, wenn dieser Fels nichts Besonderes begräbt? Wir befinden uns auf bergigem Gebiet! Hier kann überall etwas verschüttet worden sein.“ Dankbar lächelte ich ihm zu. Was würde ich nur ohne seinen unentwegten Optimismus anstellen? Trotzdem blieb meine Nervosität. „Ich weiß deine Bemühungen, mich aufmuntern zu wollen, zu schätzen, Manori, wirklich. Aber wenn ich ehrlich sein soll, kann ich es mir nicht leisten irgendwas zu finden. Es MUSS einfach was Großes sein! Etwas, das unser historisches Verständnis von Grund auf erweitert, vielleicht sogar verändert. Sonst werde ich für meine Forschungen keine Unterstützung mehr erhalten, jedenfalls nicht mehr vom Staat. Und mit privaten Spenden komme ich kaum über die Runden, ein ganzes Team kann ich so schon gar nicht finanzieren. Zumal ich nicht wüsste, wie ich an solche Spenden kommen könnte. Und wenn diese Ausgrabung sich wieder als Fehlschlag erweist, was dann? Was soll ich dann machen? Ich kann mir einfach nichts anderes für mich vorstellen. Und für dich wäre das ebenso fatal. Du hast so viel Zeit für deine Dissertation in diese Unternehmung gesteckt. Die könntest du dann auch nicht mehr ausgleichen.“ Er seufzte und sagte: „Es kann nicht jede Ausgrabung irgendein bahnbrechendes Ergebnis mit sich bringen. Die meisten enden mit dem Fund von Kleinigkeiten, wenn überhaupt.“ „Das ist mir ja bewusst“, sagte ich und es fiel mir zunehmend schwerer die Verzweiflung zu verbergen. „Aber erzähl das bitte nicht mir, sondern dem Königshaus. Archäologie hatte es schon immer schwer, der Staat hat nie wirkliches Verständnis dafür gehabt… und ich kann verstehen, dass sie Sicherheit haben wollen, wenn sie sich dazu entscheiden, in etwas hinein zu investieren. Und Archäologie bietet diese Sicherheit einfach nicht. Außerdem liegen die Prioritäten des Staats momentan einfach wo anders.“   Es war klar, dass Manori etwas erwidern wollte, aber bevor er dazu kam wurden wir von Sivila unterbrochen. Ich hatte die Gerudo als Leiterin einer kleinen Gruppe zugeteilt, um eine auffällige Stelle in der Umgebung zu begutachten. Vermutlich hatte sie Neuigkeiten für mich. „Ich hoffe, ich störe nicht, aber wir haben da etwas, dass ihr euch ansehen solltet.“ Manori und ich warfen uns einen Blick zu. „Gut“, sagte ich, „bring uns hin.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)