Cursed von Lycc ================================================================================ Kapitel 9: Schlimmer geht immer ------------------------------- Die ersten Töne der Instrumental-Version von 'The Wolven Storm' aus 'The Witcher 3' verkündeten Aiden, dass er aufstehen musste. Er wechselte den Weck-Klingelton seines Handys regelmäßig, um sich nicht zu sehr an einen davon zu gewöhnen und ihn eventuell zu verschlafen. Mit einer routinierten Bewegung griff er zu seinem Handy und ließ das Musikstück verstummen. Nun hörte er leise wie ein Bleistift in kurzen Bewegungen über Papier gezogen wurde. Er sah auf und fand seinen Dämon an seinem üblichen Platz vor. „Guten Morgen, Sunshine“, begrüßte ihn dieser. „Morgen. Wie lange bist du schon wach?“ Reel zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt, wie ich das meine“, ergänzte Aiden seine Frage. „Kann ich nicht genau sagen. Ich hab nicht auf die Uhr gesehen, aber all zu lange kann es nicht sein.“ Intuitiv sah Aiden wieder auf die Finger seiner linken Hand und wiederholte, was er am Vorabend nach Reels Verschwinden gesagt hatte. „Danke.“ Der Dämon machte nur eine wegwerfende Handbewegung und wandte sich dann wieder seiner Zeichnung zu. Lustlos machte Aiden sich für den Unterricht fertig. Er war ja nie ein Morgen-Mensch gewesen, aber heute wollte er sein Zimmer am liebsten gar nicht verlassen. Er hatte Angst vor seinem anstehenden Besuch beim Rektor, Angst vor den Blicken der anderen und den Gerüchten, die sich garantiert schon verbreitet hatten. Und vor allem, hatte er Angst davor auf Mara zu treffen. Er wollte sie gern wiedersehen, aber er fürchtete sich vor ihrer Reaktion. Eigentlich hatte er sich längst dazu entschieden das Frühstück ausfallen zulassen, als es plötzlich an seiner Tür klopfte. Reel schloss hastig sein Sketchbook, ließ den Bleistift fallen und griff nach Aiden, der ihm eilig entgegengekommen war. Die letzten Schwaden von Reels schwarzem Schatten zogen sich grade in Aidens Körper zurück, als die Tür ein Stück weit aufschwang und Lukas seinen dunkelblonden Kopf ins Zimmer steckte. „Morgen“, begrüßte er seinen besten Freund, betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Alles okay mit dir? Du hast gestern nicht mehr auf meine Nachrichten geantwortet.“ Aiden seufzte schwer. „Ja. Tut mir leid. Ich hab mein Handy gestern gar nicht mehr in die Hand genommen. Hatte da einfach keinen Nerv für.“ Lukas versuchte zu ergründen was mit seinem Freund los war, aber konnte sich einfach keinen Reim auf das Ganze machen. „Markus hast du's gestern echt gezeigt. Ich wusste gar nicht, dass du Kampfsport machst.“ Kurz wanderte sein Blick zum Schreibtisch und dem darauf liegenden Zeichenutensilien. „Du scheinst ja viel mehr Geheimnisse vor mir zu haben als ich dachte.“ Lukas meinte das nicht als Vorwurf, aber für Aiden fühlte es sich so an. Er hasste es seinen besten Freund belügen zu müssen und nicht offen mit ihm reden zu können. Schuldbewusst sah er zu Boden. „Tut mir leid.“ „Ach. Du wirst schon deine Gründe haben. Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst, aber nichts erzählen musst.“ Dankbar sah Aiden wieder zu ihm hoch. „Wann musst du zum Direx?“ „Nach dem Frühstück“, antwortete er niedergeschlagen. Lukas sah auf die Uhr. „Na dann sollten wir uns beeilen, damit wir vorher noch was essen können.“ Aiden wollte kein Frühstück, aber Lukas war extra vorbeigekommen um nach ihm zu sehen. Ihn jetzt allein zum Essen gehen zu lassen, hätte sich für Aiden wieder wie Verrat angefühlt, also begleitete er ihn. Im Saal war es lauter als sonst, doch sobald Aiden an einem Tisch vorbeilief, senkte jeder dort seine Stimme. Er versuchte es zu ignorieren, holte sich schnell sein übliches Frühstück und vergrub an seinem Platz sein Gesicht in der Teetasse. Immer wieder bemerkte er, wie im Saal sein Name geflüstert und auf ihn gedeutet wurde. Ein paar mal sah er sich suchend um, aber Mara war nirgends zu sehen, was in Aiden im gleichen Maße Erleichterung und Enttäuschung auslöste. Er fühlte sich in dem offenen Saal und mit all den Blicken auf sich so unwohl, dass er seinen Besuch im Büro des Direktors schon fast herbeisehnte. Als Lukas endlich mit dem Essen fertig war, bat er ihn darum in der ersten Stunde für ihn mitzuschreiben und machte sich dann auf den Weg zum Büro. Immer wieder begegneten ihm Mitschüler, die ihn verstohlen musterten. Prügeleien waren im Internat eine absolute Seltenheit und Aiden war immer ein unauffälliger Schüler gewesen. Es war also nur verständlich, dass er nun Gesprächsthema Nummer Eins war. Einmal tief durchatmen, dann klopfte er an. Der Direktor empfing ihn müde und bedeutete ihm sich zu setzten. „Du schon wieder“, stellte er mit einem Seufzen fest. „Erst Bücherregale, dann Mitschüler?“, fragte er mit einem unschlüssigen Blick auf Aiden. „Gewalt wird an meiner Schule nicht toleriert und ich hätte nicht gedacht, dass ich hier überhaupt einmal einen Fall haben würde, bei dem ein Schüler einen anderen krankenhausreif schlägt. Ein solches Verhalten ist absolut unentschuldbar, aber hast du trotzdem etwas zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Aiden konnte dem Mann ansehen, dass er nicht so recht glauben konnte, dass der schwache Aiden es gewesen war, der einen viel größeren Schüler aus der Abschlussklasse ins Krankenhaus befördert hatte. „Es war ein Unfall“, versuchte Aiden sich zu verteidigen und begann die Geschichte aus seiner Sicht zu erzählen. Den Teil, wo ein Rachedämon seinen Körper übernahm und statt seiner kämpfte, ließ er großzügig aus. Den Aggressionsschub erklärte er damit, schon des öfteren von Markus provoziert worden zu sein und dass er verhindern wollte, dass nun auch noch Lukas mit hinein gezogen wurde. Nachdem er zuende erzählt hatte, nahm der Rektor unschlüssig seine Brille ab und massierte sich die Nasenwurzel. „Klingt für mich nach einer Kurzschlussreaktion, aber dennoch ist es Körperverletzung. Da Markus allerdings derjenige war, der als erstes handgreiflich wurde und du bisher noch nicht negativ aufgefallen bist, sehe ich von einer Suspendierung noch einmal ab. Das Umstürzen des Bücherregals in der Bibliothek war nicht dein Verschulden, daher streiche ich das aus deiner Akte und somit ist die Schlägerei dein erster Verstoß.“ Erleichtert atmete Aiden auf. „Thema Bibliothek – das wäre doch eine gute Strafe für dich. Bei dem Vorfall sind drei Regale zu Bruch gegangen und sämtliche Bücher durcheinander geraten. Frau Eden kann nun folglich jede helfende Hand gebrauchen, die sie bekommen kann, um alle Bücher wieder ordnungsgemäß in die neuen Regale einzusortieren. Du wirst... sagen wir 40 Stunden in der Bibliothek aushelfen. Wende dich nach dem Unterricht bitte an Frau Eden, damit sie dir sagen kann, wann genau du ihr zur Hand gehen sollst.“ Aiden nickte eifrig. Mit Strafarbeiten konnte er grade noch leben. Konzentriert schrieb der Direktor sich eine Notiz, dann sah er wieder zu Aiden hoch. „Deine Eltern werden natürlich auch informiert.“ Nun wurde Aiden schlagartig blass. „M... Meine Mutter... Es reicht doch, wenn sie meine Mutter informieren“, versuchte er das Schlimmste doch noch zu verhindern. Etwas irritiert blätterte der Rektor Aidens Akte auf seinem Schreibtisch durch. „Ah, deine Eltern leben getrennt. So wie ich das sehe, ist es aber dein Vater, der das Schulgeld zahlt.“ „Das stimmt, aber meine Mutter hat das Haupt-Sorgerecht.“ Kurz blickte der ältere Mann zwischen Aiden und seinen Papieren hin und her, dann seufzte er wieder laut. „Nun gut. Dann werde ich Frau Moore anrufen. Sie wird es deinem Vater schon mitteilen, wenn sie es für nötig hält.“ Wieder eifriges Nicken von Aiden. „Hast du schon mit ihr darüber gesprochen?“ „Noch nicht.“ Der Junge blickte schuldbewusst zur Seite. Seufzer Nummer 3 folgte. „Dann tu das bitte umgehend. Ich bin ungern der Überbringer schlechter Nachrichten. Du hast bis 12 Uhr Zeit. Dann rufe ich sie an.“ „Aber ich hab doch Unterricht“, merkte Aiden kleinlaut an. Seufzer Nummer 4. „Dann rufe ich sie eben um 13:30 Uhr an und du kannst dich vorher in der Mittagspause bei ihr melden. Aber Gnade dir Gott, wenn ich dort anrufe und Frau Moore nicht weiß, wovon ich rede.“ Der Rektor musterte ihn mit strengem Blick. „Ich rufe sie sofort nach dem Essen an“, versicherte ihm Aiden. „Dann kannst du jetzt gehen.“ Kurz zögerte Aiden. „Wie geht es eigentlich Markus?“ Es hatte ihn eine Menge Überwindung gekostet, diese Frage zu stellen und nicht so schnell er konnte aus dem Büro zu flüchten, doch er wollte sein Gewissen beruhigen. Etwas überrascht sah ihn der Direktor an. „Der Junge muss noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben. Soweit ich weiß, hat er einen angebrochenen Unterkiefer, ein gebrochenes Schlüsselbein, mehrere Rippenfrakturen und eine ganze Menge blauer Flecken, aber er wird wohl keine bleibenden Schäden davon tragen. Außer seines verletzten Stolzes vielleicht.“ Erleichterung erhellte Aidens Gesicht. Skeptisch ergänzte der Rektor: „Und du bist unverletzt davongekommen? Schon wieder?“ „Ich schätze, ich hab einfach einen guten Schutzengel“, versuchte Aiden dessen Zweifel zu mindern. „Dann sollte dieser Schutzengel lieber dafür sorgen, dass du nicht ständig in Ärger verwickelt wirst.“ In seinem Inneren konnte Aiden leise Reels Stimme hören. „Ich geb' mir ja Mühe, aber der Junge ist einfach eine Katastrophe.“ Er musste ein Schmunzeln unterdrücken. Endlich erhob sich Aiden von seinem Stuhl, verabschiedete sich höflich und ging zur Tür. Als er die Klinke in die Hand nahm ergänzte der Rektor noch einmal: „Lass deine Besuche hier bei mir im Büro bitte nicht zur Gewohnheit werden.“ „Ich bemühe mich“, antwortete Aiden und verließ zügig den Raum. Als Aiden in die Klasse zurückkehrte, wurde es schlagartig still. Schnellen Schrittes huschte er zwischen den Tischen hindurch zu seinem Platz und versuchte dabei die Blicke der Anderen zu ignorieren. Die Lehrerin fuhr mit ihren Ausführungen zur Kurvendiskussion fort, doch der Großteil der Aufmerksamkeit galt nun Aiden. Um sich herum hörte er seine Mitschüler tuscheln. „War Aiden nicht auch der, der in der Bibliothek unter dem Regal lag?“ „Hätte nie gedacht, dass Aiden sich mal prügeln würde.“ „Naja man sagt ja, dass die Stillen oft die Gefährlichsten sind.“ „Hast du mitbekommen, wie oft der Selbstgespräche führt? Und nun prügelt er sich auch noch. Bei dem stimmt doch was nicht.“ „Ich sitze in Chemie neben Aiden. Meinst du ich darf mich nach dem Vorfall umsetzen?“ Lukas tat so, als würde er all das nicht hören. „Wie ist es gelaufen? Darfst du an der Schule bleiben?“ „Ja, aber ich muss 40 Stunden in der Bibliothek helfen und der Rektor ruft meine Mom an.“ „Na, da hast du ja nochmal Glück gehabt.“ Aiden nickte zustimmend. Den gesamten Unterricht über spürte Aiden die Blicke seiner Mitschüler und hörte immer wieder ihr Geflüster. Dann erlöste ihn die Pausenklingel. Doch im Speisesaal wurde es nicht besser, denn dort warteten nur noch mehr abschätzige Blicke und wilde Gerüchte auf ihn. Am Büfett hielten die Anderen kaum merklich etwas Abstand von ihm und wenn er an einem Tisch vorbei lief, verstummten die Gespräche meistens. Lukas tat weiterhin so, als wäre nichts passiert und Aiden war seinem besten Freund unsagbar dankbar dafür. Beim Essen unterhielten sie sich nur über belangloses Zeug und Aiden zwang sich dazu im Saal nicht nach Mara Ausschau zu halten. „Ich muss noch schnell bei meiner Mom anrufen“, seufzte Aiden unglücklich. „Die weiß noch gar nichts von den tollen Neuigkeiten?“ Lukas zog die Augenbrauen hoch. „Uh. Na dann drück ich dir die Daumen. Du packst das schon.“ Schnellen Schrittes zog sich Aiden in den Jungentrakt und in sein Zimmer zurück. Er wollte nicht, dass ihm jemand bei diesem Gespräch zuhörte. Bei Reel würde er das nicht vermeiden können, aber bei dem Dämon war das eben auch eine ganz andere Sache. „Du willst also wirklich unbedingt mithören?“, fragte Aiden diesen, als er keinerlei Anstalten machte sich von seinem Körper zu lösen. „Warum denn nicht? Es wird doch grade interessant.“ Reel meinte das überhaupt nicht böse. Für ihn war es einfach ganz selbstverständlich, dass er alles mitbekam. Immerhin war Aiden sein Eigentum. Dieser atmete einmal tief durch und tippte dann auf das Hörer-Symbol beim Kontakt seiner Mutter. Während er dem Tuten lauschte wurde sein Herzschlag immer schneller. Im Kopf hatte er sich bereits einige Worte zurecht gelegt, aber wie er sich kannte würde er sofort alles vergessen sobald seine Mutter den Hörer abnahm. Und genau das passierte jetzt auch. Aiden hörte die Stimme seiner Mutter und sofort war sein Kopf vollkommen leer. „Aiden? Schön, dass du endlich mal wieder anrufst. Aber hast jetzt nicht noch Unterricht?“ „Hi, Mom. Nein also Ja. Ich hab grade Mittagspause.“ „Ist was passiert? Bist du krank? Du klingst so komisch.“ Aidens Mom klang besorgt. „Nein, nein. Alles okay. Also so mehr oder weniger. Also ähm...“ „Aiden. Wenn was passiert ist, dann musst du mir das sagen.“ „Ich weiß...“ Es fiel Aiden unglaublich schwer die richtigen Worte zu finden. „Geht es dir wirklich gut? Ich mache mir jetzt doch etwas Sorgen.“ „MIR geht es schon gut. Aber ich hab was angestellt.“ Kurze Stille am anderen Ende der Telefonleitung. „Egal was es ist, Aiden, du kannst mir immer alles sagen. Das weißt du oder?“ „Ja. … Also... Bitte sag es Vater nicht.“ Aiden zögerte. Er wusste nicht so recht wie er ihr beichten sollte, dass er einen Mitschüler krankenhausreif geschlagen hatte. Plötzlich spürte er eine starke innere Ruhe. Reel nutze ihre Verbindung um Aidens Nervosität zu mindern und gab ihm dabei auch unbewusst das Gefühl nicht allein zu sein. Aiden atmete erneut tief durch und fuhr dann so schnell fort, dass er fast über seine eigenen Worte stolperte. „Direktor Gruber wird heute deswegen noch bei dir anrufen. Ich hab mich geprügelt. Aber ich werde nicht der Schule verwiesen. Meine Strafe habe ich auch schon bekommen und es passiert garantiert nie wieder.“ Aidens Mutter brauchte erst mal einen kurzen Moment um bei Aidens Worten hinterher zu kommen und sie zu verarbeiten. „OH GOTT. Geht es dir gut? Wer war der andere Junge? Warum hat man dich bestraft? DU bist doch verprügelt wurden. Da werde ich …“ „Mom, NEIN“, unterbrach Aiden sie. „ Es war nur ein Versehen. Die ganze Prügelei war nur ein großes Missverständnis. Mir ist nichts passiert, aber der andere Junge ist jetzt im Krankenhaus.“ Wieder kurze Stille. „DU hast den Jungen geschlagen?“ „Ja, Mom“, antwortete er schuldbewusst. Eigentlich war er nicht Schuld an der Prügelei, aber er fühlte sich schlecht, weil er seiner Mutter Sorgen und Ärger bereitete. Außerdem sah er Reel als Teil seiner Verantwortung. Er hatte ihn zwar nicht einmal annähernd unter Kontrolle, aber Aiden war der einzige, der überhaupt Einfluss auf den Dämon nehmen konnte. Ein tiefes Seufzen erklang aus seinem Handy. „Wie ist das ganze denn passiert?“ Schnell wiederholte Aiden, was er auch dem Rektor schon erzählt hatte. „Tut mir leid, Mom. Bitte sag Vater nichts“, schloss er seinen Bericht. „Wir reden da später nochmal drüber. Meine Pause ist bald vorbei und deine sicherlich auch. Außerdem hab ich ja noch einen Anruf, auf den ich mich freuen darf.“ Aiden schwieg. Er konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme deutlich hören. „Und du bist wirklich unverletzt?“, kam es wieder etwas sanfter von seiner Mutter. „Ja. Ich hatte Glück.“ „Na dann mach, dass du wieder in den Unterricht kommst. Und Aiden?“ „Ja. Mom?“ „Pass' bitte besser auf. Und ich hab dich lieb.“ „Ich dich auch.“ Dann legte sie auf. Lautstark seufzte Aiden und ließ sein Handy sinken. Die Ruhe, die Reel noch immer ausstrahlte, half Aiden seinen Herzschlag schnell zu normalisieren und seine Gedanken zu ordnen. Ein Blick auf seine Handyuhr verriet ihm, dass er fast die gesamte Pause mit Telefonieren verbracht hatte, also ließ er sein Handy wieder in der Hosentasche verschwinden und öffnete widerwillig seine Zimmertür. Reel hörte auf ihre Verbindung zu nutzen und Aiden fühlte sich sofort wieder etwas unwohler. Eilig hastete er durch die Gänge zurück zu seinem Fachraum vor dessen Tür Lukas auf ihn wartete. „Und? Wurdest du enterbt?“ „Nein. Vorerst bin ich noch Teil der Familie“, gab Aiden mit einem schiefen Lächeln zurück. In den folgenden Stunden wiederholte sich, was er auch in der ersten schon erlebt hatte. Im Biounterricht saß Mara vor ihm, doch sie sprach ihn nicht an und Aiden wollte auch nicht unbedingt mit ihr sprechen wenn so viele Leute um sie herum waren. Und so verließ er nach Unterrichtsende den Raum ohne mit ihr geredet zu haben. „Hast du Bock 'ne Runde Mario Kart zu spielen?“, versuchte Lukas ihn nach Ende der letzten Stunde abzulenken. „Gerne, aber ich muss zu Frau Eden wegen meiner Strafarbeit.“ „Oh, stimmt ja. Kannst ja Bescheid sagen, wenn du danach noch Zeit und Lust dazu hast.“ „Mach ich.“ Vor der Bibliothek verabschiedeten sie sich. Lukas ging Richtung Gemeinschaftsraum davon und Aiden wandte sich Frau Edens Tresen zu. Etwas ungläubig schaute sie ihn an. „Du bist wegen neuer Bücher hier?“ „Leider nein. Herr Gruber hat mich zur Strafarbeit her geschickt.“ „Also war es doch kein Missverständnis. Dir hätte ich gar nicht zugetraut in Ärger zu geraten.“ Aiden lächelte schief. „Ich mir eigentlich auch nicht.“ „Naja, aber ich bin momentan wirklich für jede helfende Hand dankbar. Und so schlimm wird es schon nicht.“ Die Bibliothekarin lächelte ihm aufmunternd zu. „Also es wäre schön, wenn du immer nach dem Unterricht hier vorbei kommen könntest, wenn du Zeit hast und dann so lange bleibst wie es für dich passt. Ich schreib dann auf wie lange du da warst damit du nicht über deine 40 Stunden kommst.“ Aiden war überrascht. Er hatte damit gerechnet, sich nach der Bibliothekarin richten zu müssen, aber sie schien das Ganze recht locker zu sehen. „Klar. Mach ich.“ „Super. Dann zeig ich dir jetzt, womit du anfangen kannst.“ Mit sicheren Schritten navigierte die rothaarige Frau sie beide durch das Labyrinth aus Bücherregalen – vorbei an der Physik-Abteilung, in der wieder der Oberstufler saß und lernte. Kurz bevor sie das Regal erreichten, welches zuvor auf Aiden gestürzt und nun durch ein neues ersetzt worden war, entdeckte er Mara. Sie stöberte durch das letzte noch gefüllte Regal und ließ ihren Blick unschlüssig über die Buchrücken wandern. Plötzlich schaute sie auf und sah Aiden direkt an. Offensichtlich etwas erschrocken sah sie erst zum Regal zurück und dann doch wieder zu ihm. Dann ertönte die Stimme der Bibliothekarin. „Aiden? Hier lang.“ Schnell folgte Aiden dem Klang einige Regale weiter. Vor sich sah er einen Rollwagen voller Bücher, eine Rollleiter und Frau Eden. „Sortiere die Bücher bitte entsprechend ihrer Kennung in die neuen Regale ein. Und pass' mit der Leiter auf, okay?“ Aiden nickte. „Hast du irgendwelche Fragen zu der Sortierung?“ „Nein, ich weiß Bescheid.“ Seit er Reel mit Büchern versorgen musste, kannte Aiden sich in der Bibliothek ziemlich gut aus und konnte die Kürzel aus Buchstaben und Zahlen, die als Kennungen dienten, problemlos deuten. „Perfekt. Wenn du los willst oder fertig bist, melde dich bitte bei mir am Tresen ab.“ Wieder Nicken von Aidens Seite. „Alles klar. Viel Erfolg.“ Sie drehte sich um und schritt davon, wobei ihr feuerroter Zopf fröhlich auf und ab hüpfte. Hosted by Animexx e.V. 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