Cursed von Lycc ================================================================================ Kapitel 5: Hätte schlimmer laufen können ---------------------------------------- Kapitel 5 – Hätte schlimmer laufen können Noch bevor Aiden erkennen konnte was passierte, materialisierte sich Reel neben ihm und warf ihn zu Boden. Instinktiv vergrub Aiden sein Gesicht an Reels Brust, während dieser seinen Kopf mit den Armen schützte. Der Aufprall schmerzte dennoch und Aiden hörte lautes Krachen in der zuvor so stillen Bibliothek. „Aiden? Alles okay?“ „Hm... ich glaube schon... was ist passiert?“ In der Position, in der er sich momentan befand, konnte Aiden nicht wirklich etwas sehen oder sich bewegen. Er war quasi unter dem Körper des Dämons begraben, sein Gesicht an dessen Brust und die Finger im Schock des Sturzes haltsuchend in Reels Oberteil festgekrallt. Nun da ihm seine Situation bewusst wurde, begann Aiden ein wenig rot zu werden. Warum, war ihm selbst nicht so ganz klar. „Ich glaube, das Regal hinter uns ist umgestürzt und hat im Domino-Stil die anderen Regale mitgenommen. Und wir liegen jetzt drunter... glücklicherweise in dem Zwischenraum zwischen Regal und Boden und nicht zerquetscht zwischen den Regalen“, stellte Reel trocken fest. „Oh... Und jetzt?“ „Hört sich an, als hätten die anderen hier mitbekommen, was passiert ist. War ja auch nicht zu überhören. Ist wohl besser, wenn die mich nicht sehen. Pass auf, sobald ich dematerialisiere werden die Bücher aus dem Regal auf dich fallen. Also verteidige dich mit deinen dünnen Ärmchen, vor den bösen, gefährlichen Stapeln gebundenen Papiers, okay?“ Reel wartete bis Aiden ein schwaches Nicken von sich gab, seine Finger aus seinem Hemd löste und seinen Kopf mit den Armen abschirmte, bevor er dematerialisierte. Wie von Reel vorhergesagt, regneten die Bücher auf Aiden nieder und trafen ihn im Magen und an den Armen. „Ist jemand verletzt?“, konnte Aiden die sonst so leise Stimme der Bibliothekarin hören. „Mir geht’s gut, aber könnte mich vielleicht jemand hier raus holen?“, rief Aiden um auf sich aufmerksam zu machen. „Oh Gott. Da ist ja jemand drunter! Alles in Ordnung?“ „Ja, ja. Aber holt mich bitte hier raus.“ Die Umstehenden begannen die Bücher zur Seite zu räumen um Aiden einen Weg zu bahnen. Nach einigen Minuten war es ihm möglich mit etwas Hilfe unter dem Regal hervor zu kriechen. „Und dir geht es wirklich gut? Keine Verletzungen?“ „Alles in Ordnung, Frau Eden. Nur ein paar blaue Flecken“, versuchte Aiden die junge Bibliothekarin zu beruhigen – mit mäßigem Erfolg. „Geh bitte auf jeden Fall zur Krankenschwester. Soll ich dich begleiten? Soll jemand anderes mitkommen? Tut dir auch wirklich nichts weiter weh?“ „Mir geht es gut. Wirklich!“ Doch Frau Eden bestand darauf, dass Aiden das Krankenzimmer aufsuchte. Allerdings konnte er sie davon überzeugen, allein zu gehen. Auf dem Weg dort hin meldete sich Reel aggressiv zu Wort. „Was zur Hölle tust du?“ „Hä? Na ich gehe zur Schwester. Ist das nicht offensichtlich?“ „Wie blöd bist du eigentlich?“, beschwerte sich Reel lautstark, aber nur für Aiden hörbar. „Hast du schon wieder vergessen, dass du erst vor ein paar Tagen mit Prellungen der übelsten Sorte bei ihr auf der Matte standest?“ Aiden blieb abrupt stehen. Er begann zu verstehen worauf der Dämon hinaus wollte. „Hier mal ein kleiner Biologie-Exkurs für dich: Selbst oberflächliche Hämatome brauchen bis zu drei Wochen um vollständig zu verheilen und was du an der Schulter und der Hüfte hattest, war alles andere als nur oberflächlich. Wie also hast du vor deine Wunderheilung zu erklären, du Genie?“ Ein einsichtiges Seufzen entfuhr Aiden. „Schon gut. Du hast ja recht. Aber deshalb braucht du mich doch nicht gleich so anzufahren.“ „Anscheinend ja schon. Dich darf ich echt keine Sekunde aus den Augen lassen.“ Unschlüssig blieb Aiden auf dem Flur stehen, ehe er kehrt machte und in Richtung des Jungentraktes schlurfte. „Hoffentlich kriegt das Frau Eden nicht mit, sonst schleift die mich höchstpersönlich zur Krankenschwester.“ Wieder auf seinem Zimmer, ließ Aiden die Ereignisse in der Bibliothek Revue passieren. Beim Gedanken daran, wie er unter Reel gelegen hatte, spürte er wie sein Gesicht heiß wurde und er schob das Bild sofort wieder aus seinem Kopf. Bestimmt passierte das nur, weil die Situation so unglaublich peinlich war. Genau! Das musste es sein. Schnell lenkte er seine Konzentration auf andere Dinge. „Was das Regal wohl zum Umstürzen gebracht hat? Die Dinger sind super schwer und als ich an dem Regal kurz vorher vorbeigelaufen bin, war da niemand.“ Grübelnd lag Aiden auf seinem Bett und Reel rücklings auf dem Boden – die Beine gegen den Tisch gelehnt. Wie der Dämon dort so lag, sah mehr als unbequem aus, aber Aiden wunderte mittlerweile gar nichts mehr, was die Sitzgewohnheiten seines Mitbewohners anging. Gedankenverloren drehte dieser einen Stift zwischen seinen schmalen Fingern und starrte die Decke an. Auch ihm schien einiges durch den Kopf zu gehen. Plötzlich klopfte es an der Tür. Reflexartig rollte sich der Dämon rückwärts ab, kam auf die Füße und sprang Aiden entgegen, um grade noch rechtzeitig dessen Arm zu fassen zu kriegen und zu verschwinden. Als die blonde Frau das Zimmer betrat, schlug der Kugelschreiber, den Reel bis eben noch in der Hand gehalten hatte, klappernd auf dem Laminat auf. „Aiden Moore?“, ertönte die schrille Stimme der Sekretärin. „Der Direktor möchte dich wegen des Vorfalls in der Bibliothek sprechen. Geh bitte sofort in sein Büro.“ Aiden nickte und machte sich daran seine Schuhe wieder anzuziehen. Die Sekretärin machte keinerlei Anstalten Aiden allein zu lassen, sondern blieb ungeduldig im Türrahmen stehen. In schnellem Schritt eskortierte sie ihn anschließend bis vor die Tür des Direktors, wo sie höflich anklopfte. „Herr Gruber? Aiden Moore– der Junge aus der Bibliothek – ist jetzt da.“ Energisch wurde Aiden durch die Tür geschoben und fand sich schließlich in einem ordentlichen, aber unglaublichen vollen Büro wieder. Überall stapelten sich Akten und Papiere, Regale platzen aus allen Nähten und Schublagen quollen über. Ohne Aufzusehen wies ihn der Direktor an, sich zu setzen und Aiden tat wie ihm geheißen. „Du bist also unter dem Bücherregal in der Bibliothek eingeklemmt worden. Geht es dir gut? Warst du bei der Schwester?“ „Ja, mir geht es gut“, überging Aiden hastig die Frage nach der Krankenschwester. „Hast du eine Ahnung, wie es dazu kommen konnte? Hast du mit dem Regal irgendwelchen Unsinn getrieben oder hast du jemanden gesehen, der etwas getan hat, was er besser hätte lassen sollen?“, fragte er und sah Aiden dabei durchdringend an. Der anschuldigende Unterton in der Stimme des Direktors reizte Aiden. Reichte es nicht, dass Reel ihm regelmäßig auf den Keks ging? „Ich hab das Regal jedenfalls nicht umgeworfen, falls sie darauf hinauswollten. Das Ding ist ja schließlich auf MICH gefallen. Außerdem ist es doch viel zu schwer um es einfach so umzuwerfen“, erwiderte Aiden bemüht um eine feste Stimme. Schließlich hatte er sich nichts zu Schulden kommen lassen. Vielleicht war es die Berufserfahrung, doch der Rektor schien zu merken, dass Aiden etwas vor ihm verbarg. „Bist du dir ganz sicher, dass es nichts gibt, was du mir sagen möchtest? Wenn rauskommt, dass du doch irgendetwas mit dem Vorfall zu tun hattest, kann das für dich schwerwiegende Folgen haben. Es hätte jemand verletzt oder sogar getötet werden können und auch der Sachschaden ist nicht zu unterschätzen.“ Fest sah er den Jungen an, in der Hoffnung ihn doch noch zu einem Geständnis zu bewegen. „Ich hab nichts getan und auch niemanden gesehen“, beharrte Aiden und wich dem stechenden Blick aus. Geschlagen seufzte der ältere Herr und fuhr sich durch das schüttere Haar. „Wie oft ich diesen Satz während meiner Zeit als Direktor hier nun schon gehört habe... Alles klar, du kannst gehen. Aber schau bitte noch einmal bei Frau Eden vorbei und versichere ihr, dass es dir gut geht. Die Arme ist völlig aufgelöst.“ Stumm nickte Aiden, bevor er sich schnellstmöglich aus der Bürotür schob, bevor der Direktor seine Meinung doch noch änderte. 'Na, da hab ich ja nochmal Glück gehabt', dachte Aiden auf dem Rückweg. Glück, dass er nicht erschlagen wurde. Glück, dass niemand Reel gesehen hatte und Glück, dass er ohne Strafe und ohne Anruf bei seiner Mutter – oder noch viel schlimmer: bei seinem Vater – davongekommen war. „Ist aber schon seltsam. Wie konnte dieses Regal einfach so umstürzen? Vielleicht war es einfach marode oder der Boden uneben“, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Reel enthielt sich einer Antwort. Auf dem Rückweg passierte Aiden einen der Gemeinschaftsräume. Noch immer grübelnd bemerkte er Lukas erst, als dieser bereits direkt neben ihm stand und ihn ansprach. „Whoah! Schleich dich doch nicht einfach so an mich ran!“ „Ich bin überhaupt nicht geschlichen... Hat dich das Regal vielleicht doch am Kopf getroffen?“, feixte Lukas. „Aber mal ehrlich. Was is passiert? Geht's dir gut?“ Aiden machte eine wegwerfende Handbewegung. „Bin glimpflich davongekommen. Ich hatte nochmal Glück. Der Direx hat es bei einer Verwarnung belassen.“ Etwas verdutzt schaute ihn Lukas an. „Ich meine doch, ob du verletzt bist, du Trottel! Du bist verdammt nochmal unter einem Bücherregal begraben wurden!“ „Achso. Ja. Nee. Also mir ist nichts passiert. Ich bin glücklicherweise in einem Zwischenraum und nicht direkt unter dem Regal gelandet.“ „Was zur Hölle hattest du überhaupt in der Bibliothek zu suchen? Da treibst du dich doch sonst nie rum.“ Skeptisch beobachtete Lukas seinen besten Freund. „Öhm...“, geriet Aiden ins Straucheln. „Also ich... ehm... Mellie! Genau, wegen Mellie. Sie hat sich ein bestimmtes Buch gewünscht und Mom wollte, dass ich vorher mal nachsehe, ob es das hier gibt. Schließlich würden Bücher, die nicht angemessen sind, nicht in der Schulbibliothek stehen.“ Aiden hasste es seinen besten Freund anlügen zu müssen – und das jetzt schon zum zweiten mal. Außerdem würde seine Mutter niemals kontrollieren, was seine kleine Schwester Mellie so für Bücher las. Sie vertraute ihr da vollkommen. Aber Aiden brauchte nun einmal eine Ausrede für seinen Aufenthalt in der Mystery-Abteilung und Mellie las tatsächlich gern Fantasy und Mystery – ganz ähnlich wie Reel, wie Aiden nun feststellte. „Aha“, meinte Lukas, schien allerdings noch nicht so recht überzeugt zu sein. Dennoch wechselte er das Thema. „Naja, Hauptsache dir geht’s gut. Auf dir scheint ja in letzter Zeit echt ein Fluch zu liegen.“ „Wem sagst du das?“, seufzte Aiden und fasste sich unbewusst an die rechte Schulter, auf der – verborgen unter Aidens Shirt – Reels Mal prangte. „Hoffentlich kriegst du wenigstens dein Date morgen unbeschadet über die Bühne.“ Kurz musste Aiden schlucken. Was, wenn Reel Mara etwas antat? Oder er während des Dates, tatsächlich wieder in einen Unfall verwickelt wurde? Schnell schob er den Gedanken bei Seite. Es waren nur Unfälle. Nicht mehr und nicht weniger. Er hatte in letzter Zeit einfach Pech. Es würde schon nichts passieren. Und was Reel anging: Aiden verstand zwar nicht annähernd, was in dem Dämon vor sich ging, aber er bildete sich ein ihn zumindest grob einschätzen zu können. Mara etwas anzutun, hätte für Reel nur Nachteile, also würde er es auch nicht tun. „Das hoffe ich auch. Und vor allem hoffe ich, dass ich mich vor Mara nicht total blamiere“, versuchte er die Stimmung etwas aufzulockern und sich selbst abzulenken. „Ach das packst du schon“, antwortete sein Freund und klopfe ihm ermutigend auf die Schulter. „Auf dem Ball hast du das doch auch ganz gut hingekriegt. Weißt du was? Wir spielen jetzt eine Runde Tischkicker. Ich schulde dir noch eine Revanche und so kriegst du den Kopf mal 'n bisschen frei.“ Eigentlich hatte Aiden jetzt wirklich keinen Nerv dafür, aber andererseits hatte Lukas vielleicht recht. „Ich spiele mit Schwarz!“, gab er also grinsend zurück und sprintete vor in den Gemeinschaftsraum. „He! Unfair. Nur weil bei Weiß die Verteidiger ein bisschen klemmen.“ Am nächsten Morgen wachte Aiden ungewöhnlich früh auf. Er hatte unruhig geschlafen, zu nervös war er wegen des heutigen Dates mit Mara, gewesen. Reel fand er zwar am üblichen Platz auf dem Schreibtisch vor, allerdings hatte er dieses mal kein Buch vor der Nase, sondern einen von Aidens karierten Blöcken und einen Kugelschreiber. Gedankenverloren fuhr er mit dem Stift über das Papier und bemerkte Aiden dadurch erst, als dieser sich schwungvoll aus dem Bett rollte. „Hm? Du bist ja schon wach.“ Eilig klappte er den Block zu und legte ihn hinter seinem Rücken auf den Tisch. Skeptisch beobachtete Aiden die Szene. Normalerweise hätte er sich jetzt den Kopf darüber zerbrochen was der Dämon nun schon wieder trieb, aber für heute schob er den Gedanken beiseite. Heute sollte es nur um ihn und Mara gehen. Seit Monaten träumte er von einem Date mit der hübschen Blondine und nun da er Wirklichkeit wurde, würde er sich nicht von dem Dämon ablenken lassen. Zielsicher steuerte er auf seinen Kleiderschrank zu um dann unschlüssig vor den geöffneten Schranktüren stehen zu bleiben. Einige Minuten lang starrte er schweigend vor sich hin, bis ihn ein genervtes Seufzen aus seinen Gedanken riss. Selbstsicher sprang Reel vom Tisch, lief zum Schrank und schob Aiden bei Seite, wobei seine Hand ein bisschen länger auf Aidens Brust ruhte, als es nötig gewesen wäre. Wieder kam in Aiden dieses seltsame Gefühl auf, welches er entschieden ignorierte. Ständig brachte der Dämon ihn aus dem Konzept. „Das hier“, holte ihn die Stimme eben dieses Dämons wieder in die Realität zurück. „Das Mädchen meinte doch, dass weinrot deine Farbe sei. Sie wird sich freuen, wenn du ihren Rat beherzigst.“ Noch etwas verwirrt nahm Aiden Reel das weinrote T-Shirt aus der Hand. Dazu holte er noch eine saubere Jeans aus dem Schrank und kramte im Schubfach herum, bis er zwei Socken gleicher Farbe zusammen hatte. Nachdem er im Bad fertig war, schlüpfte Aiden in seine schwarzen Turnschuhe und warf sich seine graue Sweatjacke über. Als er zum Nachttisch ging um sein Handy zu holen, blieb er kurz neben dem Schreibtisch stehen und warf dem karierten Block darauf einen interessierten Blick zu. „Denk nicht mal dran!“, kam es drohend von seinem Bett, auf dem Reel es sich mittlerweile bequem gemacht hatte. „Schon gut.“ Beschwichtigend hob Aiden die Hände und wandte sich seinem Handy zu, doch Reels Blick blieb undurchdringlich. „Reel... hör mal, also das heute ist mir echt wichtig.“ „Das ist mir schon bewusst.“ „Ja, aber... also... ach, du weißt genau worauf ich hinaus will. Machen wir wieder einen Deal? Du hältst dich heute zurück und hast dafür wieder einen Wunsch frei.“ „Hm... ich weiß ja nicht...“ „Verdammt Reel, bitte!“ Aidens Augen nahmen einen flehenden Ausdruck an und Reel glaubte zu sehen, wie sich kleine Tränen in den Augenwinkeln bildeten. „Tu mir das jetzt nicht an.“ „Schon gut, du Heulsuse. Hör auf zu flennen. Wenn dein Mädchen das mitbekommt, serviert sie dich garantiert ab.“ Mit diebischer Freude ergänzte er: „Aber mit einem Buch kommst du dieses mal nicht davon.“ Aiden fing sich wieder. Normalerweise weinte er nicht sofort bei jeder Kleinigkeit los, aber dieser plötzliche Schock hatte ihn einfach unvorbereitet getroffen. Der Dämon schaffte es einfach immer wieder ihn an den Rand der Verzweiflung zu treiben. Plötzlich wurde ihm bewusst, was Reel eben gesagt hatte. „Was willst du denn stattdessen?“, fragte er mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Und wieder schenkte sein Dämon ihm dieses reißzahn-entblösende Grinsen, welches Aiden mittlerweile mehr als alles andere hasste. „Das sag ich dir dann schon.“ Noch immer grinsend erhob er sich langsam vom Bett und stand nun nur wenige Zentimeter vor Aiden. Herausfordernd legte er seinem Lieblingsspielzeug eine Hand unters Kinn. „Also, meine kleine Heulsuse, haben wir einen Deal?“ Reels Hand verbot es Aiden irgendwo anders hinzusehen als in die dämonischen Augen seines Gegenübers, deren brennendem Blick er erfolglos auszuweichen versuchte. „Ist ja nicht so, als ob ich eine Wahl hätte“, presste er schließlich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sehr gut“, gab Reel mit einem übertrieben freudigen Grinsen zurück. „Brave Heulsuse.“ Provokant strich er ihm mit dem Daumen über die Wange, bevor er endlich von ihm abließ und dematerialisierte. Ein paar Augenblicke blieb Aiden noch schweigend im Zimmer stehen. Der Dämon raubte ihm wirklich den letzten Nerv. Er traute sich gar nicht darüber nachzudenken, was Reel wohl von ihm verlangen würde. Dann klopfte es an seiner Zimmertür und Lukas kam um ihn zum Frühstück abzuholen. „Du siehst irgendwie blass aus. Bist wohl echt nervös, wegen deines Dates, was?“, spielerisch stieß Lukas seinem besten Freund mit dem Ellenbogen in die Rippen in der Hoffnung ihn ein bisschen abzulenken und aufzumuntern. „Hm? Äääh ja. Das Date. Genau.“ Skeptisch sah Lukas ihn an. „Stimmt irgendwas nicht? Es ist doch nur die Nervosität vor dem Date, oder?“ Aiden fühlte sich ertappt. „Klar. Was denn sonst? Nur das Date“, versuche er sich zu rechtfertigen. Erneut entschied Lukas, dass Aiden schon mit ihm reden würde, wenn ihm danach wäre. Er war nicht die Art von Person, die ewig nachbohrte. Im Speisesaal setzen sich die beiden Jungs an ihren üblichen Stammplatz. Lukas wie immer mit einem Tablett voller Rührei, Marmeladentoast, Waffeln und einer Tasse Kaffee. Im Vergleich dazu, wirkten die Tasse schwarzen Tees und das einsame Salamibrötchen auf Aidens Tablett schon fast verloren. „Wie schaffst du es nur jeden Tag bis zum Mittagessen zu überleben, mit den paar Krümeln in deinem Magen?“ „Ich kann Morgens eben nicht so viel essen. Ist schon 'n Wunder, dass ich überhaupt mehr als eine Tasse Tee runter kriege.“ In diesem Moment tauchte in Aidens Augenwinkel ein blonder, geflochtener Haarschopf auf. Mara kam grade vom Büfett zurück und setzte sich an einen Tisch zu ein paar anderen Mädchen. Aiden erkannte einige von ihnen aus der Innenstadt wieder. Darunter auch Sophie – das Mädchen, das auf die Straße gelaufen war – und auch Maras Schwester und deren beiden Freundinnen, die Aiden in der Bibliothek gesehen hatte. Fröhlich schnatterten sie durcheinander und Mara kicherte häufig verlegen. „Die sprechen garantiert auch grade über euer Date“, meinte Lukas und zwinkerte Aiden zu. Verlegen versteckte dieser sein Grinsen hinter seiner Teetasse. 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