Gleich und gleich gesellt sich gern von xXSasukeUchihaXx ================================================================================ Kapitel 59: Gebrochenes Herz ---------------------------- ~ "Eure Leben können die vielen Leben, die er einst genommen hat, niemals aufwiegen" brüllte Sasuke ihr entgegen, immer und immer wieder. Verzweifelt hielt sich Naru ihre Ohren zu, schüttelte mehrere Male ihren Kopf und kniff ihre Augenlider fest aufeinander. "Du bist nicht der coole Junge, in dem ich mich damals verliebt habe. Er würde nämlich niemals solche Dinge zu mir sagen" hauchte sie, biss sich anschließend auf ihre Unterlippe und schluckte lautlos. Gewaltsam wurde sie mit einem kräftigen Ruck auf ihre Beine gezogen, spürte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht und öffnete ihre Augen einen minimalen Spalt breit. Schwarze Augen, in denen sie unbändigen Hass erkennen konnte, sahen zu ihr hinab und schienen sie regelrecht zu durchbohren. "Sasuke, bitte" wisperte sie und schluchzte leise, als sich der Ausdruck in seinen Augen auch nach einer Minute nicht änderte. "Zeiten ändern sich, sieh es doch endlich ein" entgegnete er ihr schließlich, ließ ihren Kragen los, wodurch sie auf ihre Knie hinab sackte und kehrte ihr seinen Rücken zu. "Von nun an gehen wir getrennte Wege" sagte er noch zum Abschluss, ehe er sich in Bewegung setzte und sich der Dunkelheit näherte. "..." rief Naru, riss erschrocken ihre blauen Augen auf und zog ihre rechte Hand zurück, die sie nach ihm ausgestreckt hatte und befühlte ihren Hals. "..." versuchte sie ihn ein weiteres Mal zu rufen, doch auch dieses Mal gehorchte ihre Stimme nicht, sah verzweifelt zum hellen Licht auf, welches sie umhüllte und senkte ihre Augenlider wieder. Eine vertraute, männliche Stimme ertönte in der Ferne, die sie an frühere Zeiten erinnerte und formte den Namen des Mannes mit ihren Lippen. "Kakashi-sensei..." hauchte sie, öffnete schwach ihre Augen und blinzelte einige Male, um sich an das viel zu helle Licht im Zimmer zu gewöhnen. Nur wenige Sekunden später, nachdem sie diesen Namen ausgesprochen hatte, erschien er in ihrem Sichtfeld, musterte sie und stieß einen erleichterten Seufzer aus. "Du hast uns vielleicht einen gehörigen Schrecken eingejagt" warf er ihr vor, legte seine rechte Hand auf ihre Stirn und nickte ihr zuversichtlich zu. "Das Fieber ist gesunken und deine Verletzungen sind auch fast verheilt" berichtete er ihr, zog seine Hand wieder zurück und ergriff den Stuhl, der neben ihrem Bett stand und setzte sich. Deutliche Verwirrung konnte er in ihren blauen Augen erkennen, bevor sie sich im weißen Zimmer umsah und sie allmählich zu realisieren schien, dass sie in einem Krankenzimmer lag. Sie schien zu begreifen, dass sie in Sicherheit war und sich in ihrem Heimatdorf aufhielt, welches sie vor drei Jahren verlassen hatte. "Wie... Wie lange habe ich geschlafen?" fragte sie leise nach und wollte sich aufrichten, doch die ziehenden Schmerzen im Bauchbereich veranlassten sie dazu, liegen zu bleiben, zudem sich der Raum zu drehen begann und ihr kurzzeitig schwarz vor Augen wurde. "Drei Tage. Du solltest dich noch etwas schonen und dich nicht zu ruckartig bewegen. Es mag stimmen, dass deine Verletzungen wesentlich schneller heilen, aber wenn Kabuto nicht plötzlich aufgetaucht wäre und Sakura bei der Heilung unterstützt hätte, wärst du sehr wahrscheinlich verblutet" erzählte der Jounin und mochte sich ungern an diese Situation erinnern, in der nicht nur er sich hilflos gefühlt hatte. Sakura hatte beinahe ihre Nerven verloren, weil sie die Blutung nicht hatte stoppen können. "Kabuto?" fragte sie und lauschte seinen folgenden Worten, die ihr etwas mehr Aufschluss gaben. Sie erinnerte sich an ihren Verfolger in der Kanalisation. Dieser Jemand war also Kabuto gewesen, der von Orochimaru den Auftrag erhalten hatte, ihnen zu folgen. "Akatsuki?" stellte sie eine weitere Frage, während sie ihren Kopf zur linken Seite drehte, nur um zu erkennen, dass das Bett neben ihr leer war. "Nun ja... Während du von Sakura und Kabuto versorgt wurdest, trat Itachi zu mir heran, den ich von meiner Zeit bei der ANBU her kenne. Ich weiß nicht, was ihn zu dieser Entscheidung bewegt hat, aber er riet uns, zu verschwinden. Anschließend haben wir von Gaara erfahren, dass er euch sicher aus Ame geführt hat, was natürlich weitere Fragen aufwirft" erläuterte Kakashi nachdenklich und dachte zum wiederholten Male darüber nach, welche Motive der ältere Uchiha besessen hatte, um ihnen aus ihrer misslichen Lage zu helfen. "Will er nach all den Jahren für seine Sünden büßen?" hatte Orochimaru mit einer gewissen Belustigung seine Vermutung geäußert und schien wesentlich mehr über Uchiha Itachi zu wissen. Seufzend schob er vorerst all seine Fragen zur Seite, die er sich sowieso nicht beantworten konnte und vertraute darauf, dass Tsunade im Archiv mögliche Gründe für sein Handeln finden würde. Ja, es musste einen Grund geben, wieso er sich kurzzeitig auf ihre Seite geschlagen hatte. Naru nickte ihrem ehemaligen Sensei verstehend zu, starrte nachdenklich an die weiße Zimmerdecke und war erleichtert, dass ihretwegen keine Personen verletzt oder gar getötet worden waren. Wie Itachi wohl die restlichen Mitglieder von der Verfolgung abgehalten hatte? Wieso hatte er ihnen denn bloß geholfen? Bei dem Gedanken an Itachi kam ihr Sasuke in den Sinn, der zuvor äußerst verbissen gegen ihn gekämpft hatte. Zögerlich öffnete sie ihren Mund, um nach ihm zu fragen, doch die Tatsache, dass er nicht an ihrem Krankenbett saß, sondern Kakashi, ließ sie hörbar schlucken. "Wo ist... Wo ist Gaara?" erkundigte sie sich mit belegter Stimme nach dem Kazekage und konnte nicht verhindern, dass ihr vereinzelte Tränen in die Augen stiegen. "Im Gasthaus. Nach unserer Rückkehr führte er ein ausführliches Gespräch mit Tsunade-sama, denn er, selbst wenn er aus guten Absichten gehandelt hat, hätte uns informieren müssen, dass er mit dir in Kontakt steht. Desweiteren haben wir seine Geschwister benachrichtigt und ihnen versichert, dass er in einigen Tagen zurückkehren wird. Es müssen schließlich wichtige Vorkehrungen getroffen werden, um den Schutz von Suna zu gewährleisten" erklärte er ihr im sachlichen Ton und beobachtete, wie sie sich mit ihrer rechten Hand die vielen Tränen von ihren Wangen wischte. Irgendwie ahnte er schon, dass sie nicht aus Schuldgefühlen heraus in Tränen ausgebrochen war, sondern wegen einen gewissen Jungen, der an seiner Stelle an ihrem Krankenbett hätte sitzen müssen. "Und Sasuke ist... Ist zu Hause, oder? Er... Er ruht sich auch aus, habe... Habe ich recht?" wimmerte sie, schniefte leise und wischte sich erneute Tränen aus ihrem Gesicht. "Er... Er kommt mich gleich... Gleich besuchen, nicht wahr?" fügte sie schluchzend hinzu, sah Kakashi nun direkt an und merkte ihm an, dass er zögerte. Er zögerte, weil er nicht so genau zu wissen schien, wie er ihr die Wahrheit sagen sollte. "Kakashi-sensei...". "Ich wünschte, ich könnte all deine Fragen mit einem 'Ja' beantworten" fiel er ihr ins Wort, griff in seine rechte Westentasche und zog einen Briefumschlag und einen kleinen Schlüsselanhänger in Herzform hervor. "Aber Sasuke hat es offenbar vorgezogen, mit Orochimaru und Kabuto zu flüchten" fuhr er fort und erinnerte sich, wie wütend die Rosahaarige geworden war. Einen dämlichen, egoistischen und rücksichtslosen Schwachkopf hatte sie ihm hinterher gebrüllt. Er, Kakashi, kannte zwar keine genauen Einzelheiten, aber Sakura offensichtlich schon. Eine ganze Weile weinte Naru verbittert, schüttelte immer wieder voller Unglauben ihren Kopf und wollte der Wahrheit einfach nichts ins Auge blicken. "Ist das... Ist das etwa seine... Seine Antwort auf meine... Meine Bitte?" brachte sie abgehackt über ihre Lippen, zog sich die Bettdecke über ihren Kopf und schluchzte abermals. "Ich verstehe das einfach nicht" wisperte sie und spürte plötzlich eine Hand, die ihr tröstend über ihren Kopf streichelte. Schluckend zog sie die Bettdecke wieder etwas hinab, sah zu Kakashi auf und lenkte ihr Augenmerk auf den Brief, den er samt Schlüsselanhänger in der linken Hand hielt. Kakashi folgte ihren blauen, sehr verweinten Augen, räusperte sich leise und reichte ihr schließlich jenen Brief, den er gestern Nachmittag erhalten hatte, während er den Schlüsselanhänger vorerst auf den Nachttisch legte. "Von Sasuke. Der Postshinobi meinte, dass ich dir diesen Brief überreichen solle" verriet er ihr, erhob sich vom Stuhl und half ihr vorsichtig beim Aufrichten. "Würden... Würden Sie mir ein Glas Wasser holen?" fragte sie nach, nachdem sie den Brief entgegen genommen hatte und betrachtete die Schrift, die eindeutig ihrem Freund gehörte. Nachdenklich sah der Jounin zur Glaskanne, in dem sich Wasser befand und zum unbenutzten Glas auf dem Nachttisch neben ihrem Bett, ehe er zaghaft nickte und sich auf dem Weg zur Zimmertür machte. Den indirekten Wink hatte er durchaus verstanden, wollte sie den Brief allein lesen, der ihr all ihre Fragen beantworten würde und warf einen letzten Blick über seine Schulter. Sie und Sasuke waren immer ein Herz und eine Seele gewesen, zumindest hatte er sie so in Erinnerung behalten. Er konnte nur hoffen, dass Sasuke ihr im Brief erklärte, wieso er mit Orochimaru und Kabuto geflohen war. Seufzend öffnete er die Tür, betrat den Gang und erblickte Sakura, die mit einer Krankenakte auf dem linken Arm wohl auf den Weg zu ihrem nächsten Patienten war. "Und?" fragte sie ihn besorgt und konnte gerade noch einen Blick ins Krankenzimmer erhaschen, nur um zu erkennen, dass Naru endlich aufgewacht war, bevor er die Tür ins Schloss zog. "Vorerst sollten wir sie eine Weile in Ruhe lassen" riet er der Rosahaarigen, welche verstehend nickte und schließlich mit ihm den Gang hinunter lief, ehe sie eines der Krankenzimmer betrat. Nach wie vor hielt Naru den ungeöffneten Brief in ihren Händen, der vermutlich all ihre Fragen beantworten würde. Zögerlich riss sie den Briefumschlag auf, zog den gefaltenen Brief heraus und spürte deutlich die Angst, die ihr in die Glieder kroch und ihre Finger zum Zittern brachten. Tief atmete sie ein und wieder aus, versuchte sich weitgehend zu beruhigen und begann den Brief zu entfalten, nur um zu erkennen, dass ihr Freund unglaublich viele Zeilen zu Papier gebracht hatte. ~ Wenn du diese Zeilen liest, wirst du wahrscheinlich schon bemerkt haben, dass ich mich gegen die Rückkehr zu unserer Heimat entschieden habe. Ich weiß, in den letzten Monaten habe ich dir viel Kummer bereitet und ich habe Worte ausgesprochen, die dich vermutlich sehr verletzt haben. Ich besaß meine persönlichen Gründe, die allerdings nicht länger relevant in meinen Augen sind, denn ich schreibe dir nicht, um um Vergebung zu bitten. Für das, was ich dir angetan habe, kann ich keine Vergebung erwarten. Ich schreibe dir, weil ich unsere Beziehung beenden will. Ich kann mir vorstellen, dass du jetzt heulst, aber eigentlich weißt du ganz genau, dass wir nicht länger zusammen sein können, oder? Nicht unter diesen Umständen und für den Fall, falls du jetzt auf den Gedanken kommst, nach mir suchen zu wollen, rate ich dir im Vorfeld von deinem Vorhaben ab. Wage einfach einen Neuanfang, wenn es dir möglich ist, lebe endlich deine Träume und hole die Zeit, die ich dir gestohlen habe, mit deinen Freunden auf. Ich werde weiterhin mein Ziel verfolgen, so wie ich es mir von Anfang an vorgenommen habe. Uchiha Sasuke ~ Kurama spürte im jenen Moment, als sie den Brief las, wie ihr Herz innerlich zerbrach und was für Schmerzen diese Zeilen in ihr auslösten. Er überlegte kurz, ob er sich überhaupt zu Wort melden sollte, doch als sie lauthals schluchzte und den Brief ihres nun Exfreundes an sich drückte, entschied er sich vorerst, seinen Mund zu halten. In einer solchen Situation konnte er vermutlich sowieso nicht helfen, zudem er zum ersten Mal mit derartigen Gefühlen konfrontiert wurde. "Wo steckt bloß dieser Shukaku, wenn er gebraucht wird? Er kennt sich wenigstens mit solchen Situationen aus" dachte er sich insgeheim und lauschte auch weiterhin ihren verbitterten Schluchzern, während er bemerkte, wie sie mehr und mehr in ein tiefes Loch zu versinken drohte. Im selben Moment verließ Gaara das Gasthaus, in dem er ein Zimmer bewohnte und machte sich auf den direkten Weg zum Krankenhaus. "Fürchtest du den Moment, wenn sie aufwacht und sie bemerkt, dass der Uchiha nicht mit euch gekommen ist?" erhob Shukaku seine Stimme und bedachte die vergangenen Tage, in denen Gaara kaum geschlafen hatte. "Ja..." antwortete der Kazekage knapp und dachte an die Feindseligkeit der Dorfbewohner, als ihnen zu Ohren gekommen war, dass Uzumaki Naru zurück gekehrt war. Einige Dorfbewohner waren sogar zum Kageturm marschiert und hatten einen lautstarken Aufstand angezettelt, bei dem immer wieder das Wort 'Verbannung' gefallen war. Selbstverständlich hatte Tsunade dem unverzüglich einen Riegel vorgeschoben, aber wie würde die Blondine reagieren, wenn sie erwachte und aus dem Krankenhaus entlassen wurde? "Ich fühle mich so machtlos, weil ich rein gar nichts tun kann" dachte er sich insgeheim und ballte seine rechte Hand zur Faust. So viele Dinge gingen ihm momentan durch den Kopf, die er einfach nur vergessen oder verdrängen wollte. Vor allem sah er immer und immer wieder, wenn er zu schlafen versuchte, wie Sasuke Naru mit dem Kusanagi aufspießte und anschließend teilnahmslos vor ihr stand. Nicht einmal entschuldigt oder erklärt hatte er sich. "Gaara, ich kann mir vage vorstellen, wie sehr dich dieses Ereignis belastet, aber...". "Sterben hätte sie können, Shukaku. Ich war... War wie gelähmt, hatte furchtbare Angst und... Und ich verfluche meine Position, die es mir nicht gestattet, nach ihm zu suchen und ihn zur Rechenschaft zu ziehen" fiel Gaara dem Ichibi gedanklich ins Wort, knirschte mit seinen Zähnen und bemerkte nicht, was für eine bedrohliche Aura er im Augenblick ausstrahlte. "Nicht einmal zur Seite stehen kann ich ihr, um sie zu trösten. Ich muss in den nächsten Tagen abreisen und... Und sie im Stich lassen" fügte er hinzu und gerade dieser Gedanke quälte ihn sehr, weil er ihr doch auf dem Weg nach Ame versprochen hatte, sich Zeit für sie zu nehmen. Natürlich besaß sie Freunde in Konoha, die sich sicherlich ausreichend um sie kümmern würden, aber er war sich nicht sicher, ob sie sich ihnen nach all den Jahren sofort anvertrauen konnte. In seinen Gedanken versunken übersah er beim Betreten des Krankenhauses einen gewissen Jounin, der gegen die Hauswand neben der Eingangstür lehnte und reagierte erst, als sein Name fiel. Irritiert trat er zwei Schritte zurück, musterte den Silberhaarigen, der zur Begrüßung die linke Hand hob und trat zu ihm heran. "Verzeihung" murmelte er und hörte den stets maskierten Mann leise seufzen, der auf den Namen Hatake Kakashi hörte. "Bist du mit deinen Gedanken schon bei den vielen Vorkehrungen, die du für Suna treffen musst?" horchte Kakashi nach und hob überrascht seine rechte Augenbraue, als Gaara verneinend den Kopf schüttelte. "Nein, ich... Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?" erwiderte der Rotschopf unsicher und versuchte bereits die richtige Formulierung für seine Frage zu finden. "Natürlich" bejahte Kakashi, vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen und musterte den jungen Kazekage, dessen türkise Augen etliche Gefühlsregungen offenbarten. "Könnten Sie, wenn Sie der Hokage von Konoha wären, weiterhin Ihre Pflicht erfüllen, obwohl Sie einen guten Freund in einem anderen Dorf besitzen, der ebenso Ihre Hilfe benötigt? Vermutlich ist meine Frage anmaßend und unreif, aber... Aber..." stellte er dem Jounin jene Frage, die ihn so sehr beschäftigte und senkte seinen Blick gen Boden. "Das ist eine sehr schwierige Frage" musste Kakashi gestehen und ahnte, worum es Gaara bei seiner Frage eigentlich ging. Auf dem Weg nach Konoha war ihm natürlich aufgefallen, wie sehr sich der Kazekage um die Blondine sorgte und ebenso hatte er dessen Wut auf Sasuke bemerkt, der sich für die Rache entschieden und mit Orochimaru und Kabuto geflohen war. "Kannst du ein einzelnes Leben über die Leben vieler Menschen stellen, die sich auf dich verlassen und...". "Nein, selbstverständlich nicht, aber ebenso wenig will ich... Ich meine..." brüllte Gaara unterbrechend und verstummte, als Kakashi die Hand hob, sich von der Hauswand abstieß und seine linke Schulter ergriff. "Zweifel sind menschlich, Gaara. Du bist nicht der erste Kage, der seine Position als Einschränkung empfindet, aber so lange du weißt, was du tun kannst und musst, wird dich kein einziger Mensch in Frage stellen" lächelte Kakashi, zog seine Hand wieder zurück und trat an den jungen Mann vorbei, der eine große Verantwortung besaß, die er sich persönlich nicht wünschte. "Naru ist übrigens seit einer halben Stunde wach. Ich bin mir nicht sicher, wie sie sich im Augenblick fühlt, aber..." informierte er den Kazekage und hielt inne, als der Rotschopf an ihm vorbei stürmte und ihn ohne ein weiteres Wort einfach stehen ließ. Seufzend kratzte er sich am Hinterkopf, setzte sich in Bewegung und trat seinen Heimweg an. "Möglicherweise haben Sie recht, Tsunade-sama" dachte er sich insgeheim und belächelte die absurde Vermutung ein wenig, die Tsunade nach der Anhörung des Kazekage geäußert hatte. Offenbar war Naru nicht nur das warme Licht für den jungen Uchiha gewesen, dessen Anwesenheit ihre Gefühlswelt auf den Kopf stellte, sondern auch für Gaara, der sich durch ihrer beider Schicksale mit ihr verbunden fühlte. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war Gaara im Moment die einzige Person, die ihr helfen konnte. Sie waren schließlich Jinchuuriki und verstanden einander. Derweil erreichte Gaara den ersten Stock, eilte zum Krankenzimmer und ignorierte die Krankenschwester, an welche er vorbei gerannt war und ihn daran erinnerte, dass das Rennen auf den Gängen nicht gestattet war. Etwas außer Atem vergaß er sogar seinen Anstand, riss die Tür zum Krankenzimmer auf und öffnete gerade seinen Mund, als er ein leeres Bett erblickte. "Aber..." brachte er über die Lippen und riskierte einen flüchtigen Blick ins angrenzende Badezimmer, in dem Naru jedoch auch nicht war und trat zum Bett heran. Neugierig nahm er ein zerknülltes Papierstück in Augenschein, welches nicht unweit von der zerknautschten Bettdecke entfernt auf der Matratze lag und streckte seine rechte Hand danach aus. Er wusste sehr wohl, dass er nun ihre Privatsphäre verletzte, aber er war in Sorge und wollte den Grund erfahren, weshalb sie schon auf ihren Beinen war, obwohl sie sich sicherlich noch schonen sollte. "Ich spüre Kurama über uns. Sehr wahrscheinlich steht die Kleine auf dem Dach des Krankenhauses" informierte Shukaku seinen Partner, der vorsichtig das Papier entfaltete und die Zeilen zu lesen begann, die an die Blondine gerichtet waren. Eine unglaubliche Wut breitete sich in Gaara aus, brachte ungewollt die Erde zum Beben und bemerkte im ersten Moment nicht einmal den Sand, der ihn allmählich umhüllte. Erst als Shukaku ihn mehrere Male anbrüllte, denn er als Kazekage durfte nicht seine Beherrschung verlieren, hielt Gaara inne, ließ den Brief fallen und hörte das leise Rieseln des Sandes, der sich von seinem Gewand löste. "Ich war... Ich wollte..." wisperte Gaara und betrachtete seine zittrigen Hände, an denen bereits sehr viel Blut klebte. Für einen kurzen Augenblick war er tatsächlich bereit gewesen, seinen Sand erneut in Blut zu tränken. Er war sich nicht einmal sicher, was er wohl Sasuke angetan hätte, hätte er nun direkt vor ihm gestanden. Hätte er ihn nur gequält, ihn erbarmungslos leiden lassen oder hätte er kurzen Prozess mit ihm gemacht? "Ich...". "Es ist schon eine ganze Weile her, seit du Mordlust empfunden hast. Wenn du aber die Prioritäten vergisst, die du dir selbst gesetzt hast, wirst du dein sorgloses Leben wieder verlieren" fiel Shukaku ihm ins Wort, um Gaara daran zu erinnern, was er als sehr wichtig erachtete und wofür er eigentlich Kazekage geworden war. Zaghaft nickte der Rotschopf und befahl seinem Sand, zurück in den Kürbis zu fließen, bevor er auf den Absatz kehrte und den Gang betrat, nur um zu erkennen, dass das Krankenhaus seinetwegen evakuiert wurde. Nur einige Etagen von Gaara entfernt stand Naru auf dem Dach und starrte durch den Maschendrahtzaun. Ihre Tränen waren inzwischen versiegt, hatte sich einigermaßen beruhigt und blickte aus ausdruckslosen Augen zum Schlüsselanhänger hinab, den sie in ihrer linken Hand hielt. Immer und immer wieder stellte sie sich die Fragen, ob ihre Beziehung noch bestehen würde, wären sie vor drei Jahren nicht zu dieser Schlange gegangen oder ob sie sich falsch verhalten haben könnte. Ja, in erster Linie suchte sie die Schuld bei sich selbst, obgleich sie sich eigentlich relativ sicher war, sich immer um ihre Beziehung bemüht zu haben. War ihm letzten Endes seine Rache doch wichtiger geworden? Konnte er ihr ihr Einschreiten beim Kampf gegen seinen älteren Bruder nicht vergeben, der doch Gaara und sie zur Flucht verholfen hatte? Sie wusste es nicht und nickte zaghaft, als Kurama sie darüber informierte, dass sich Gaara ihnen näherte. Mit gemischten Gefühlen, denn er wusste nicht, was ihn nun genau erwartete, betrat Gaara das Dach, lief an die Bettlaken, die zum Trocknen aufgehangen worden waren, vorbei und erblickte die Blondine, welche sich lediglich in den schwarzen Mantel gehüllt hatte, den sie vor wenigen Tagen in Ame gekauft hatte. Unschlüssig blieb er einen Meter von ihr entfernt stehen, starrte auf ihren Rücken und betrachtete ihr blondes, langes Haar, welches sich im Takt des Windes bewegte. Er verspürte das starke Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen und sie zu trösten, aber er befürchtete, ihr nun zu nahe zu treten. Seine Gefühle ihr gegenüber hielten ihn zurück und sein gesunder Menschenverstand riet ihm, auf einen Schritt von ihr zu warten. "Und wieder einmal lässt du eine Chance verstreichen, Gaara. Heißt es denn nicht, dass die Menschen auf ihr Herz hören sollen?" seufzte Shukaku und lauschte der gedanklichen Verneinung seines Partners. "Du solltest doch inzwischen wissen, dass ich nicht zu den egoistischen Menschen gehöre, die solche Situationen zu ihren Gunsten nutzen würden. Es liegt mir fern, sie zu bedrängen und wenn es etwas gibt, womit ich ihr helfen kann, werde ich tun, was notwendig ist. Ihr Glück steht an erster Stelle" erklärte Gaara gedanklich und mit jener Einstellung, die andere Menschen vermutlich bewundern würden, erschien ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen. "Gaara..." erhob Naru ihre Stimme und sah in die Ferne, konnte sich über ihre Rückkehr zum Dorf, welches versteckt hinter den Blättern lag, nicht wirklich freuen und legte ihre rechte Hand an den Maschendrahtzaun. "Du hast den Brief gelesen, nicht wahr? Ich konnte eben deine Kraft spüren, die das Gebäude erzittern ließ" murmelte sie und nickte verstehend, als er ihre Frage bejahte und sich im selben Moment bei ihr entschuldigte, weil er ihre Privatsphäre verletzt hatte. "Schon gut. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich dir nichts erklären muss" ließ sie ihn wissen, atmete einmal tief durch und drehte sich langsam zu ihm herum. "Ich... Ich kann... Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich mich gerade fühle. Es tut so schrecklich weh. So sehr, dass ich glaube, an diesen Gefühlen zu zerbrechen" versuchte Naru ihm ihre Schmerzen zu erklären, die von ihrem Herzen ausgingen und senkte ihre Augenlider, als sich erneute Tränen in ihren Augen bildeten. "Und ich fühle mich so verdammt wertlos" fügte sie mit belegter Stimme hinzu, bevor sie langsame Schritte hörte und ihre Augen wieder öffnete, nur um verschwommen zu erkennen, dass Gaara nun direkt vor ihr stand. Zögerlich erhob Gaara seine rechte Hand, wischte die Tränen mit dem Daumen fort, die ihr unaufhaltsam über die Wangen liefen und stolperte einen Schritt zurück, als sie sich ihm in die Arme warf und Trost bei ihm suchte. "Naru, ich verstehe, dass du dich momentan sehr schlecht fühlst, aber bitte vergiss niemals, dass noch weitere Menschen existieren, denen du viel bedeutest. Deinem Sensei, der uns zur Hilfe kam. Lady Tsunade, die sich darum bemüht, dass du nur eine sehr geringe Strafe erhältst, obwohl ihre Berater anderer Meinung sind. Deinen Freunden, mit denen ich über die Feindseligkeit der Dorfbewohner gesprochen habe. Sie... Deine Freunde sind sehr erleichtert, dass du wohlbehalten zum Dorf zurück gekehrt bist und sie werden auch weiterhin hinter dir stehen" versuchte er ihr verständlich zu machen, legte zögerlich seine Arme um sie und fuhr mit seiner rechten Hand über ihren Rücken. "Er hat recht, Naru. Abgesehen davon haben andere Väter auch hübsche Bengel" merkte Shukaku am Rande an und amüsierte sich köstlich, als Gaara etwas Unverständliches vor sich her murrte und ernsthaft die Frage stellte, ob diese Anmerkung notwendig gewesen war. Nur wenige Zentimeter löste sich Naru vom Rotschopf, nickte seinen Worten zu, die wohl der Wahrheit entsprachen und wischte sich mit ihrer rechten Hand die letzten Tränen aus ihren Augen. "Ignoriere Shukaku einfach. Ich muss mir seine Anmerkungen schon seit Jahren anhören und...". "Seit Jahren?" unterbrach sie ihn und schniefte leise. "Sag ihr gefälligst nicht, was sie tun soll, Gaara. Über zwei Jahre schmachtet er schon nach dir und stellt sich vor, wie er... Hey, ich war noch nicht fertig" antwortete Shukaku, bevor sein Partner es hätte tun können und beschwerte sich, weil der Körperkontakt zu Naru durch Gaara unterbunden worden war. Peinlich berührt und mit einem deutlich sichtbaren Rotschimmer auf den Wangen trat Gaara noch einen weiteren Schritt zurück, mied den Blickkontakt und stieß einen gequälten Seufzer aus. "Shukaku scheint das komplette Gegenteil von Kurama zu sein, zumindest mischt er sich kaum bis gar nicht in meine Angelegenheiten ein" murmelte Naru, stieß ebenfalls einen leisen Seufzer aus und bedachte Gaara mit unsicherer Miene. Durch Shukaku wusste sie aber nun, dass er schon sehr lange mit dieser einseitigen Liebe lebte und rief sich ihr eigenes Verhalten ins Gedächtnis, womit sie ihn sicherlich gequält hatte. "Wenn... Wenn es dir schwer fällt, in meiner Nähe zu sein, also..." wollte sie ihm sagen, doch als er seinen Kopf schüttelte, brach sie ihren Satz ab und vergrub ihre Hände in den Manteltaschen. "Aber ich habe mich dir gegenüber sehr rücksichtslos verhalten und...". "Nein, hast du nicht, Naru. Du brachtest mich zwar ein wenig aus der Ruhe, aber..." fiel er ihr ins Wort und schluckte unwillkürlich, als er an ihren bezaubernden Anblick dachte. Augenblicklich kehrte er ihr den Rücken zu, versuchte zwanghaft an andere Dinge zu denken und zupfte nervös an seinem Gewand herum. "Na los, krall sie dir, bevor es sich der Uchiha doch noch anders überlegt. Denk doch einmal nach. Seit Monaten hat der Typ sie nicht mehr angefasst und...". "Nein, Shukaku. Ich werde sie nicht anrühren, auch wenn... Auch wenn... Lass mich endlich in Ruhe und unterlasse deine Anmerkungen" verneinte Gaara unterbrechend in seinen Gedanken und war erleichtert, als er keine Antwort mehr erhielt. Noch bevor Naru hätte etwas sagen können, schließlich hatte sie sich nie Gedanken gemacht, dass er diverse Gefühle für sie empfinden würde, wurde ihr Name von einer vertrauten, weiblichen Stimme gerufen. Im nächsten Moment erschien Sakura, die einen erleichterten Seufzer ausstieß, trat zu ihnen heran und hob fragend ihre linke Augenbraue. "Alles in Ordnung, Gaara?" fragte sie an den Kazekage gerichtet, der zögerlich nickte und seinen Blick gen Boden senkte. Nicht vollkommen überzeugt, schließlich konnte sie sehr wohl seine Gesichtszüge deuten, die ihr verrieten, dass ihm etwas peinlich zu sein schien, wendete sie sich an Naru, nach welche sie eigentlich gesucht hatte. "Tsunade-sama hat mich angewiesen, dich zu untersuchen und dich, wenn alles in Ordnung ist, zu entlassen. Sie möchte dich sehen" erläuterte Sakura und konnte vereinzelte Tränenspuren auf den Wangen ihrer Teamkameradin erkennen. Nickend und ohne ein Wort zu verlieren setzte sich Naru in Bewegung, ergriff die rechte Hand des Kazekage und bat ihn stumm um seinen Beistand. Jener Beistand wurde ihr von ihm nickend gewährt, lief mit ihr zur offen stehenden Tür und warf einen prüfenden Blick über seine Schulter. Bevor sie jedoch zum Kageturm aufbrechen würden, würde Sakura die Blondine untersuchen, deren Wunden noch nicht ganz verheilt waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)