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Gleich und gleich gesellt sich gern

von

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Tsuragi Yuriko

Erfrischt stieg Naru aus der Badewanne, die sie gleichzeitig als Dusche nutzen konnte, ergriff ein großes, schwarzes Handtuch und legte es sich um ihren Körper.

In einem etwas kleineren Handtuch wickelte sie ihr Haar, verließ das Badezimmer und lief zur Küche.

Unschlüssig, was sie nun essen sollte, fiel ihr Blick auf das Obst im Korb, nahm sich schließlich nach reifer Überlegung eine Banane und setzte sich an den Esstisch.

Mit nachdenklicher Miene biss sie in die Banane hinein, erinnerte sich an die heutige Aufgabe, die sie zum Glück doch noch bestanden hatten und erinnerte sich an ihren Abgang.

"Wie dumm ich bin" tadelte sie sich selbst, war sie tatsächlich neidisch auf den jungen Uchiha gewesen, der vor einigen Jahren seine gesamte Familie verloren hatte.

Darauf sollte kein Mensch neidisch sein, war ein solches Erlebnis bestimmt sehr schrecklich und sicherlich auch unvergesslich.

"Ich sollte mir nicht zu viele Gedanken um ihm machen. Genau, ich habe genügend Probleme am Hals und..." versuchte sie seine Probleme zu vergessen, für welche sie sich auch nicht interessieren sollte und ließ ihren gedachten Satz unbeendet, drehte ihren Kopf zur Küchentür und lauschte in die Stille hinein.

Ein weiteres Mal ertönte ihre Türklingel, gefolgt von leisen Klopfgeräuschen, weswegen sie sich seufzend erhob und sich ihre Frage erübrigte, ob sie sich ihre Türklingel nur eingebildet hatte.
 

Auf leisen Sohlen durchquerte sie ihr Wohnzimmer, betrat den Flur und trat zur Wohnungstür heran, um einen Blick durch den Spion zu werfen.

Ungläubig trat sie einen bedächtigen Schritt zurück, war sich im jenen Moment nicht sicher, was sie von ihrem Besucher halten sollte, den sie durch den Spion erkannt hatte und überlegte, ob sie einfach so tun sollte, als wäre sie nicht Daheim.

"Naru, öffne die Tür. Ich weiß, dass du zu Hause bist" hörte sie die Stimme ihres Besuchers, verdrehte ihre Augen und legte ihre linke Hand auf die Türklinke.

Mit einem nicht gerade erfreuten Gesichtsausdruck öffnete Naru die Tür, musterte den schwarzhaarigen Jungen abschätzig, dessen schwarze Augen nur kurz über ihren Körper wanderten und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

"Was willst du, Sasuke?" fragte sie gleich nach dem Grund seiner Störung und hob verwundert ihre linke Augenbraue, als er seine rechte Hand erhob, in die er eine weiße Lilie hielt, welche er ihr entgegen hielt.

Jedes Mädchen würde nun vor lauter Freude kreischen, dessen war sich Naru sicher, aber sie gehörte definitiv nicht zu diesen Mädchen.
 

"Tut mir leid, aber ich habe keine Lust auf ein Date. Bringt nur weiteren Ärger, auf den ich verzichten kann" ließ sie ihn wissen, wollte auch schon ihre Wohnungstür schließen, aber sein linker Fuß, den er in den Türspalt drängte, verhinderte die vollständige Schließung.

"Du hast mich missverstanden" versuchte er ihr die Sache mit der Lilie zu erklären und stämmte sich gegen die Wohnungstür, damit sein Fuß nicht zerquetscht wurde.

"Klar... Selbst ich weiß, was es bedeutet, wenn ein Junge einem Mädchen Blumen schenkt. Steht in vielen meiner Manga" rief sie ihm zu und forderte ihn auf, seinen Fuß aus dem Türspalt zu nehmen.

"Nein, nicht bevor wir diese Angelegenheit geklärt haben" verneinte er ihre Aufforderung und endlich gab sie nach, öffnete die Tür und trat zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren.

Seufzend betrat er ihre Wohnung, entledigte sich seiner Schuhe und sah sich sofort im Wohnzimmer um, nur um zu erkennen, dass sie keine Schmutzwäsche hatte liegen lassen.

Ein kurzer Blick in die Küche beruhigte ihn zusätzlich und belächelte die Banane, die auf dem Esstisch lag.
 

"Ich höre" murmelte Naru, lief auf ihren Kleiderschrank zu und nahm sich ein schwarzes Höschen mit dem dazu passenden BH.

Natürlich war sie noch jung, aber dennoch besaß sie bereits genügend Oberweite und war sich sicher, die einzige Schüerin in der Akademie gewesen zu sein, welche seit einem halben Jahr einen BH trug.

Prüfend, nachdem sie in ihr Höschen geschlüpft war, sah sie über ihre Schulter und musterte Sasuke, wobei ihr nun eine zweite Lilie ins Auge fiel, die er bei sich trug.

"Dreh dich gefälligst um" forderte sie ihn auf, ließ schließlich ihr Handtuch fallen und zog sich den BH an, ehe sie nach einem frischen, schwarzen Shirt tastete.

"Erinnerst du dich an Tsuragi Yuriko?" durchbrach Sasuke die Stille zwischen ihnen, blieb mit dem Rücken zu ihr stehen und betrachtete die weißen Lilien, die er zuvor bei der Mutter von Ino erworben hatte.

Augenblicklich hielt Naru inne, senkte ihren Kopf und sah ein braunhaariges Mädchen vor ihrem geistigen Auge.

Ihr lockiges Haar hatte sie stets zu einem schlichten Zopf zusammen gebunden und ihre grünen Augen hatten immer vor Freude gestrahlt.
 

"Wie könnte ich Yuriko je vergessen? Sie war immer nett zu mir, eigentlich zu all unseren Klassenkameraden. Weiß auch nicht, sie hatte irgendwie jeden Tag total gute Laune" murmelte Naru, schlüpfte in eine schwarze Hose und ging in die Hocke, um das schwarze Handtuch zu ergreifen.

Fertig angezogen trat sie an ihm vorbei, betrat das Badezimmer und hängte das Handtuch auf, ehe sie sich um ihr Haar kümmerte und es mit dem kleineren Handtuch ein wenig trocknete.

"Ich war gestern Nachmittag bei ihrem Grab. Ihre Eltern scheinen die einzigen Personen zu sein, die sich um ihr Grab kümmern" erläuterte Sasuke, setzte sich abwartend auf das Bett seiner Teamkameradin und hörte ihre leisen Flüche.

"Hin und wieder besuchen Hinata und ich ihr Grab" erwiderte Naru, kämpfte mit einem großen Knoten in ihrem Haar und seufzte erleichtert, als sich jenes Problem endlich löste.

Die Bürste legte sie zurück auf die Ablage, warf einen Blick in den Spiegel und überlegte, ob sie ihr Haar zu zwei Zöpfen zusammen binden sollte.

Nach reifer Überlegung entschied sie sich, ihr Haar offen zu lassen, kehrte zum Wohnzimmer zurück und trat zum jungen Uchiha heran, der ein Foto in der Hand hielt.

Ein altes Klassenfoto, welches vor über einem Jahr aufgenommen worden war.
 

"Kennst du den Grund, wieso sie Selbstmord begangen hat?" erkundigte er sich bei ihr und spürte, wie die Matratze neben ihm nachgab.

"Nein, Iruka-sensei wollte mir den genauen Grund nicht sagen" beantwortete sie seine Frage, nahm ihm das Foto aus der Hand und belächelte sich selbst.

Wegen Shikamaru, der an einen ihrer Zöpfe gezogen hatte, wirkte sie auf dem Bild wie eine Furie, während er total ahnungslos in die Kamera blickte.

"Die Clique hatte Yuriko im Visier" erklärte er ihr, ließ sich rücklings auf die Matratze sinken und starrte an die Zimmerdecke.

"Erinnerst du dich an die Pärchenbildung beim Referat? Iruka-sensei zog Lose, um unsere jeweiligen Partner zu bestimmen und Yuriko sollte damals mit mir ein Team bilden" erinnerte er sie an die damalige Zeit und spürte ihre blauen Augen, die auf ihm ruhten.

"Am Anfang waren es nur harmlose Drohungen, so wie bei dir, aber mit der Zeit, je mehr Zeit ich mit Yuriko verbrachte, weil ich eine gute Schulnote erzielen wollte, wurde es schlimmer. Gesagt hat sie nie etwas. Sie hat diese Situation stumm erduldet, immer nur gelächelt, als wäre ihre Welt in Ordnung, bis zu dem Tag, als Iruka-sensei uns die Nachricht überbrachte, dass Yuriko nie wieder unseren Unterricht besuchen würde. Erst dachte ich, dass ihre Eltern in ein anderes Dorf ziehen, aber als ich bei ihr zu Hause war, erfuhr ich die Wahrheit, die Iruka-sensei euch erst zwei Tage später eröffnet hat" schilderte er ihr sein damaliges Wissen und war erstaunt über sich selbst.

Nie sprach er derart viel, war er für seine Schweigsamkeit bekannt, aber er gestand sich ebenso ein, dass er sich nun ein wenig besser fühlte, weil er diese Sache schon ein Jahr mit sich herum trug.
 

"Deswegen bist du fast zwei Wochen nicht zum Unterricht erschienen" wurde nun sein damaliges Fehlen klar, denn sie hatte nie geglaubt, dass der sonst immer gesunde Uchiha Sasuke wegen einer Erkältung zu Hause geblieben war.

Ebenso konnte sie nun nachvollziehen, wieso die Eltern von Ino und Sakura von Iruka zur Akademie eingeladen worden waren, zumindest hatte sie damals in der Schulpause ein Gespräch zwischen ihnen belauscht.

Offenbar hatten sie mächtigen Ärger bekommen, denn sie erinnerte sich, dass die Clique nach dem Tod ihrer Klassenkameradin auffällig ruhig geblieben war.

Die sonstigen Anfeindungen waren für wenige Monate eingestellt worden, doch seit einigen Monaten traten sie wieder in Erscheinung und schüchterten die Mädchen ein, die es wagten, sich ihren geliebten Sasuke zu nähern.

"Sag, siehst du deswegen nach mir? Ich bin nicht Yuriko, die ihre Probleme in sich hinein frisst und ich denke überhaupt nicht daran, Selbstmord zu begehen. Diesen Gefallen werde ich der Clique nicht tun" fragte sie ihn, nicht ohne ihm zu versichern, dass seine Sorgen unbegründet waren.

Sie hätte sich schon vor Jahren das Leben nehmen können, allein aus dem Grund, weil sie vom gesamten Dorf verachtet wurde, aber sie war ein Kämpfer und kämpfte sich immer wieder auf die Beine, obgleich ihr das Aufstehen an so manchen Tagen wirklich schwer fiel.
 

Nickend nahm Sasuke ihre Worte zur Kenntnis, die ihn auch ein wenig erleichterten und setzte sich wieder auf.

Blieb dennoch die Frage, wieso sie nach Trainingsschluss heute Mittag mit betrübter Miene gegangen war.

Er wollte den genauen Grund wissen, aber gehörte nicht zu den Menschen, die diverse Fragen stellten, weil er selbst es auch nicht mochte, ausgefragt zu werden.

"Und wofür hast du die zwei Lilien gekauft?" wollte sie wissen, reichte ihm das alte Klassenfoto zurück und deutete auf die Blumen, die er neben sich auf die Matratze abgelegt hatte.

Insgeheim war Sasuke ihr dankbar für den Themenwechsel, nahm die zwei Lilien zur Hand, wobei er ihr eine der gekauften Lilien reichte und erhob sich.

"Ich wollte mit dir zum Friedhof gehen" ließ er sie wissen, ohne ihr in die Augen zu sehen und nahm sehr wohl ihren leisen Seufzer wahr.

"Mit mir?" fragte sich Naru dennoch gedanklich, zuckte jedoch mit ihren Schultern und erhob sich ebenfalls, ehe sie ihre Jacke ergriff und ihn stumm wissen ließ, dass sie mit seinem Vorschlag einverstanden war.
 

Mit einer weiteren Banane in der rechten Hand, die erste Banane hatte sie noch schnell zu Hause verspeist, lief sie fünf Minuten später neben ihm her und begrüßte die Seitengassen, die er auswählte.

Keineswegs wollte sie mit ihm gesehen werden, schon gar nicht von Sakura oder Ino, welche ihr anschließend sicherlich auflauern würden, nur um ihr noch einmal klar zu machen, dass sie, Naru, ihre Finger von Sasuke lassen sollte.

"Manchmal frage ich mich schon, ob ich eine andere Sprache spreche. Wenn ich doch sage, dass er mich nicht die Bohne interessiert, wieso glauben sie mir dann nicht? Nur weil ich Zeit mit ihm verbringe? Nicht einmal das wollte ich, aber er sieht das wohl anders" überlegte Naru, linste zum jungen Uchiha, dessen Schweigsamkeit ihr entgegen kam und biss in die Banane hinein.

"Es kommt mir so vor, als würde er sich schuldig fühlen. Niemand konnte ahnen, dass sich Yuriko derart schlecht fühlt und ich erinnere mich, dass Hinata ihr oft ihre Hilfe angeboten hat, aber... Was hätten wir denn schon tun können? Bei den meisten Aktionen der Clique waren wir nicht einmal dabei gewesen" war ihr nächster Gedankengang, nahm einen weiteren Bissen zu sich und blieb stehen, während sie ihren Kopf zaghaft schüttelte und zu einer weiteren Seitengasse deutete.
 

"Wir müssen nur die Einkaufsstraße überqueren, Naru" ließ er sie wissen, deutete auf eine Seitengasse, die sie direkt zum Friedhof führen würde und sah sich nach bekannten Gesichtern um.

"Ich weiß, aber bei meinem Pech laufen wir entweder Sakura oder Ino über den Weg. Nicht du wirst täglich von ihnen angefeindet, sondern ich und ich meide Ärger, wenn es möglich ist" verriet sie ihm ihre Sicht, trat zu einer großen Müllonne heran, um die Bananenschale zu entsorgen und seufzte lautlos.

Sie war kein Feigling, auch wenn sie vermutlich in seinen Augen wie ein Feigling wirkte, aber durch ihre jetzige Teameinteilung hatte sie es jeden Tag mit Sakura zu tun.

Jeden verdammten Tag würde die Rosahaarige ihr auf die Nerven gehen, sie immer wieder ein Narbengesicht schimpfen und ihr zu verstehen geben, dass sie, Sakura, die besseren Karten bei Sasuke besäße.

"Vielleicht sollte ich mit dem dritten Hokage sprechen und um eine Versetzung bitten. In ein anderes Team, damit Ruhe einkehrt" kam ihr eine grandiose Idee, die die Lösung für alle Beteiligten wäre.

Sakura würde sich freuen und sie, Naru, ebenfalls.
 

Irritiert kehrte Naru in die Realität zurück, als ihre rechte Hand ergriffen wurde, wollte gerade ihren Mund öffnen, um zu protestieren, weil sie geradewegs zur Einkaufsstraße gezogen wurde und sah sich rasch zu allen Seiten um, darauf hoffend, dass sie nicht mit ihm gesehen wurde.

Ebenso schnell verschwanden sie zusammen in der Seitengasse auf der gegenüber liegenden Seite, weswegen die Anspannung, die ihren Körper ergriffen hatte, wieder verschwand.

"Gehen wir" erhob Sasuke seine Stimme und mit jenen Worten ließ er ihre Hand wieder los, setzte ihren Weg fort und sah auch schon die wenigen Stufen, die zum Friedhof hinauf führten.

Ohne ein Wort folgte Naru dem jungen Uchiha, erklomm nach ihm die wenigen Stufen und erblickte etliche Gräber.

Im jenen Moment wurde sie sich bewusst, wie lange sie schon nicht mehr auf dem Friedhof gewesen war und folgte Sasuke durch die Gräberreihen.

"Ob meine Eltern auch auf dem Friedhof begraben wurden?" fragte sie sich insgeheim und senkte ihren Kopf betrübt.

Wie oft hatte sie den dritten Hokage nach den Namen ihrer Eltern gefragt?

Wie oft war er dieser wichtigen Frage mit flüchtigen Ausreden ausgewichen und hatte lediglich gemeint, dass ihre Eltern Helden waren und ihre Leben beim Angriff des Kyuubi vor zwölf Jahren gegeben hatten, um das Dorf zu beschützen?

Oft genug und dennoch tappte sie nach wie vor im Dunkeln, denn nicht einmal Iruka wollte auf ihre Fragen bezüglich ihrer Eltern antworten.
 

Mit gemischten Gefühlen blieb sie neben Sasuke stehen, der seine Lilie bereits vor dem Grab abgelegt und ein Räucherstäbchen angezündet hatte.

Minimal ging sie in die Hocke, legte ihre Lilie dazu und ergriff die Streichhölzer, um ein weiteres Räucherstäbchen anzünden zu können.

Anschließend richtete sie sich wieder auf, senkte ihre Augenlider und legte ihre Handflächen aneinander, um für den Frieden der Verstorbenen zu beten.

Die Stille um sie herum bedrückte sie ein wenig und einmal mehr verspürte sie einen minimalen Hauch des Neides in sich empor kriechen.

Einmal mehr wünschte sie sich, die Namen ihrer Eltern zu kennen, um ihre Gräber besuchen zu können und zu wissen, wo ihre Wurzeln waren.

Mit jenem Gedankengang öffnete sie ihre blauen Augen wieder, senkte ihre Hände, die lautlos den Weg zu ihren Hosentaschen fanden und schüttelte innerlich ihren Kopf.
 

"Tut mir leid, Sasuke" wisperte sie, um diese Stille, diese unangenehme Stille, die ihr allmählich die Kehle zu schnürte, zu durchbrechen und behielt ihren Blick auf das Grab vor ihnen gerichtet.

"Ich sollte nicht neidisch auf dich sein, aber... Dennoch bin ich es" ließ sie ihn wissen und spürte seinen Blick auf sich ruhen.

"Warum?" lautete seine Frage, die erste Frage, die er ihr ebenso leise stellte, um zu verstehen, was im Moment in ihr vor sich ging.

"Du weißt, wer deine Eltern waren und du kannst ihre Gräber besuchen. Es ist... Ich weiß, was mit deiner Familie geschehen ist, zumindest vage und... Du hattest wenigstens Zeit mit deinen Eltern und... Entschuldige, ich hätte das nicht sagen dürfen" versuchte sie ihm zu erklären, wobei sie immer wieder ins Stocken geriet, sich anschließend bei ihm für ihre dreisten Worte entschuldigte und auf den Absatz kehrt machte.

Augenblicklich blieb sie stehen, als er ihre linke Schulter ergriff und sie wortlos zum Bleiben gebeten wurde.

War er denn nicht wütend auf sie?

Ihre Worte hatten unsensibel geklungen und dennoch blieb er ruhig, machte ihr keine Vorwürfe und schien etwas Verständnis zu besitzen.
 

"Ich bin nicht wütend auf dich, Naru" entgegnete Sasuke, zog seine Hand zurück und dachte über ihr Geständnis nach.

Offenbar führte sie nicht oft diverse Gespräche, was ihn an sich selbst erinnerte, denn auch er sprach nicht oft über seine Wünsche, seine Gefühle oder seine Vergangenheit.

Mit wem sollte er denn auch reden?

Mit Sakura und Ino, die ihm anschließend Mitleid vorheucheln würden?

Nein, darauf konnte er wirklich verzichten, selbst wenn ihre Gefühle für ihn ernst gemeint waren.

Erneut ergriff er die Hand der Blondine, setzte sich mit ihr in Bewegung, weil er nicht wusste, was er auf ihre Worte antworten sollte und blieb mit ihr vor einem weiteren Grab stehen, welches er seit Jahren nicht mehr aufgesucht hatte.

Dementsprechend sah das Grab auch aus, total verwuchert und ungepflegt.

Neugierig linste er zu Naru hinab, die durch die verblassten Namen auf dem Grabstein zu verstehen schien, um wessen Grab es sich handelte und war überrascht, als sie ohne ein Wort in die Hocke ging, seine Hand los ließ und Unkrauf aus dem Boden heraus zupfte.
 

"Wie... Wie fühlt sich Familie an?" wollte Naru erfahren, rupfte weiteres Unkraut aus dem Boden und fragte sich natürlich, wieso sich Sasuke nicht um das Grab seiner Eltern kümmerte.

Diese Frage wollte sie ihm aber nicht stellen, kannten sie sich doch eigentlich kaum und dennoch fühlte es sich im Moment so an, als wären sie sich ein Stückchen näher gekommen.

"Mein... Mein Vater war unser Clanoberhaupt und sehr streng, aber eigentlich immer gerecht. Meine Mutter war hingegen sehr liebevoll und hat sich immer rührend um uns gekümmert" antwortete er ihr leise, obwohl es ihm sehr schwer fiel, ihr derart offen zu antworten und versuchte seinen älteren Bruder weitgehend zu verdrängen.

Ein mildes Lächeln erschien auf den Lippen der Blondine, nickte ihm verstehend zu und richtete sich wieder auf, als das Grab endlich ein wenig ansehnlicher auf sie wirkte.

"Und ihr seid immer gemeinsam zu unseren Festen gegangen?" stellte sie eine weitere Frage, sah sich nach einem Mülleimer um und entdeckte einen großen Korb, in dem der Kompost geworfen werden konnte.

"Sicher" beantwortete er ihr auch diese Frage, folgte ihr zum Korb und merkte ihr an, dass sie sich nach solchen Erfahrungen sehnte.

Erfahrungen, die jedes Kind im jungen Alter machte, ihr aber immer verwehrt bleiben würden.
 

Nachdem Naru das Unkraut in den Korb geworfen und notdürtig ihre schmutzigen Finger an ihrer schwarzen Hose abgewischt hatte, sah sie zum jungen Uchiha auf und wirkte im jenen Moment sehr unschlüssig.

Prüfend sah sie zum Himmel auf, dämmerte es bereits und durch die Abendsonne verfärbte sich das sonst so schöne Blau in ein sanftes Rot.

Sie erinnerte sich, wie oft sie auf die Steingesichter geklettert war, nur um in aller Ruhe den Sonnenuntergang zu genießen, der von den Dorfbewohnern lediglich zur Kenntnis genommen wurde.

Den Neid, den sie noch vor wenigen Minuten verspürt hatte, war durch seine Worte verschwunden und insgeheim war sie ihrem Teamkameraden dankbar, der ihre düsteren Gedanken vorerst vertrieben hatte.

Niemals hätte sie gedacht, dass sie sich durch ein einfaches Gespräch besser fühlen würde.

Zu offenbaren, was ihr auf der Seele lastete und was sie bewegte.

Zu wissen, dass es eine Person gab, der sie sich anvertrauen konnte, so wie Sasuke sich ihr zuvor ein klein wenig anvertraut hatte.
 

Erschrocken zuckte sie zusammen, hob skeptisch ihre Augenbrauen und bedachte ihn mit fragender Miene bezüglich seiner rechten Hand, die er auf ihren Kopf gelegt hatte.

"Warum streicheln Jungs immer den Kopf eines Mädchen? Im Manga, den ich im Moment lese, macht der Hauptcharakter das auch bei seiner besten Freundin" fragte sie ihn und spürte seine Finger, die über ihre Kopfhaut glitten.

"Ich weiß. Ich lese diesen Manga ebenfalls und kann dir versichern, dass du den Grund im nächsten Band verstehen wirst" verriet er ihr, zog seine Hand wieder zurück und keuchte erschrocken, als sie seinen Kragen mit ihren Händen umfasste und ihn mit leuchtenden Augen studierte.

"Leihst du mir den nächsten Band? Ich... Ich bin im Moment knapp bei Kasse und kann mir den nächsten Band nicht kaufen. Ich will aber trotzdem wissen, was bei ihrer Mission geschieht" bat sie ihn, nicht ohne ihm eine komplett andere Seite von sich ungewollt zu offenbaren.

Vorsichtig umfasste er ihre Hände, um sie von seinen Kragen zu lösen und wusste im jenen Moment nicht, wie er mit ihr umgehen sollte.

Diese Seite an ihr kannte er schließlich nicht.

Vor allem war sie ihm eben sehr nahe gekommen, nur um ihrer Bitte genügend Ausdruck zu verleihen.
 

Ihre linke Hand ließ er los, um seinen Zeigefinger an seine Lippen zu legen und erinnerte sie schließlich daran, dass sie nach wie vor auf dem Friedhof waren und setzte sich mit ihr in Bewegung.

Peinlich berührt senkte Naru ihren Kopf, spürte eine unglaubliche Hitze in ihrem Gesicht und folgte ihm stumm.

Für einen kurzen Moment hatte sie sich gehen lassen, hatte sie doch nur die Chance gesehen, vorzeitig in den Genuss der Fortsetzung vom Manga zu kommen und betrachtete seine warme Hand, die ihre Finger umschlossen hielten.

Eigentlich gehörte Sasuke zu den Menschen, die direkten Körperkontakt mieden, gar hassten, aber am heutigen Tag hatte er erstaunlich oft ihre Hände ergriffen.

"Ich leihe dir die nächsten fünf Bände aus, wenn du willst" bot er ihr an, als sie die Stufen hinab gestiegen waren und den Friedhof hinter sich gelassen hatten.

Erneut bestaunte sie ihn mit leuchtenden Augen, besaß er sogar den aktuellen Band und hielt an sich, um ihn nicht vor lauter Freude um den Hals zu fallen.

"Und bei nächster Gelegenheit könntest du mir auch einen Manga ausleihen" fügte er hinzu, hatte er gestern Nachmittag beim Aufräumen ihre Sammlung entdeckt und einen interessanten Manga gesehen, den er sich einmal näher anschauen wollte.
 

"Klar" willigte sie ein und rief sich die gestrige Vorstellungsrunde in Erinnerung.

Weder sie, noch Sasuke hatten beim Thema 'Hobby' von ihrer Mangasammlung erzählt.

Sie besaß einen berechtigten Grund, wollte sie nämlich nicht ausgelacht werden, obgleich einige ihrer Mitschüler ebenfalls Manga lasen.

Dennoch wäre sie das einzige Mädchen gewesen und deswegen hatte sie ihre Leidenschaft geheim gehalten.

"Ich hätte nie gedacht, dass du Manga liest, Sasuke" gestand sie zaghaft schmunzelnd und war insgeheim froh, ein gemeinsames Hobby mit ihm zu besitzen.

"Behalte mein Hobby für dich. Die Clique muss nicht unbedingt erfahren, was ich in meiner Freizeit mache" entgegnete er ihr und somit wurde ihre insgeheime Frage beantwortet.

"Dein Geheimnis ist bei mir sicher" nickte sie ihm zuversichtlich zu und folgte seinem stummen Wink.

Wortlos folgte sie ihm in die nächste Gasse, versuchte ihre Aufregung zu verheimlichen, weil sie, abgesehen von Hinata, noch bei keinen ihrer Mitschüler zu Hause gewesen war.

Sie war gespannt, wie der junge Uchiha wohnte und wie groß seine Mangasammlung war, die er wohl noch keinen seiner Mitschüler offenbart hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Hokagebernd
2016-04-17T20:26:25+00:00 17.04.2016 22:26
Tolles kappitel u. Was Clique an geht da solte der 3 hokage sich mit befassen wenn schon ein mädchen selbst mord beght weil ein pahr wild geworden hüner meinen sasuke gehöre ihne u. Jedes mädchen was sich ihm nähert wird fertig gemacht das kann nich an gehen
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
18.04.2016 21:01
Hoi und lieben Dank für deinen Kommentar :)
Stimmt, da hätte man vielleicht mehr tun können, aber es waren/sind ja trotz allem immer noch Kinder. Wie bei uns wird Mobbing nicht wirklich so bestraft, wie wir uns das vielleicht wünschen und die damalige Predigt hat wohl nicht ausgereicht, um das zu unterbinden.
Echt traurig sowas, aber leider heutzutage pure Realität :(

Liebe Grüße

Sasu
Von:  jyorie
2015-06-01T12:21:03+00:00 01.06.2015 14:21
Hallo ( ͡° ͜ʖ ͡°)

*schmunzelt* ich hab mich bei dem Kapitel am meisten darüber amüsiert, wie Naru die Bananen für sich entdeckt hat, erst war Gemüse(suppe) und obst nix für sie und dann gleich zwei Bananen hintereinander, nachdem sie die erste so kritisch beäugt hat.

Sasukes Besuch mit der Lilie hat mir auch gefallen, das er sie auf den Besuch zum Friedhof Einlad ohne sie in Verlegenheit zu bringen, das sie sich auch noch eine Grabbeigabe besorgen müsste.

Was mir auch gefallen hat, wie du es mit den Mangas geschafft hast, eine gemeinsame Basis für die beiden zu finden, eigentlich war es fast unmerklich, wie plötzlich die Sympathie gewachsen ist, ein schöner weg, das die beiden eine Gemeinsamkeit haben, ohne es selbst erstmals richtig zu merken.

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
01.06.2015 20:40
Huhu und Willkommen zurück :)
Wie war deine Firmenreise? War doch eine, oder? Meine, dass so im Hinterkopf behalten zu haben.
War doch hoffentlich nicht zu stressig, so dass man sich auch einmal in Ruhe die Gegend ansehen konnte :D

So, nun erstmal thx für dein Review/Kommentar ^.^

Tja... Ich persönlich mag Bananen nu nicht, aber wieso nicht? Nicht alles Gemüse und Obst gleich Bah und das sollte Naru unbedingt lernen xDD
Oh ja, so allmählich wird es mit den Beiden. Zwar nur langsam, Stück für Stück, aber es wird.
Ist ja eine schlimme Sache mit deren Klassenkameradin x.x Man kann sich also so ungefähr denken, wie das wohl für Sasuke sein muss, der ja eigentlich der Grund ist, weshalb Yuriko so fertig gemacht wurde :(
Total doof, aber er denkt an sie und das ist doch schon einmal was. Zeigt dann auch, dass ihm nicht alles egal ist, so wie nun wohl auch Naru, die ähnlich von der Clique behandelt wird.
Hehe... Ja, diese Gemeinsamkeit war mein Plan, daher ist es schon einmal gut gewesen, dass man so gar nichts über Sasuke weiß, also was er mag und was nicht. Wer weiß, was er wirklich in seiner Freizeit so treibt, abgesehen vom Training natürlich :D
Der erste Baustein einer freundschaftlichen Basis ist gelegt und nun wird sich zeigen, wie weit sie zueinander finden :D

Liebe Grüße

Sasu
Von:  fahnm
2015-05-28T21:01:23+00:00 28.05.2015 23:01
Hammer Kapitel^^

Es ist schön das sich Naru und Sasuke näher kommen.^^
freue mich schon aufs nächste kapitel
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
29.05.2015 22:05
Hi :)
Thx für dein Review, habe den gestern Abend zwar schon gesehen, war aber kurz vor zwölf Uhr nicht mehr so wirklich fähig, dir zu antworten xDD
Ja, man darf gespannt sein ^.^

Liebe Grüße

Sasu
Von:  miladytira
2015-05-28T12:05:10+00:00 28.05.2015 14:05
Uhhhhhhh ich hab grad das fetteste Grinsen auf den Lippen das es gibt :DDDDD
Musste echt ab und zu lachen. Erst recht in der Situation wo sie um seinen Manga bittet xD
Ach du erheiterst mir den Tag :P
Dass sie sich näher kommen finde ich echt schön nur frage ich mich immer wieder.... wenn du einen Teil von der echten Story übernommen hast, wie machst du das den mit dem anderen Zeug oder gibt es da ne ganz neue Story (fänd ich natürlich besser :P Sonst wird mir Sasuke nur wieder unsympathisch xD)
Freu mich also auf die Fortsetzung :D
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
28.05.2015 18:51
Hoi :D
Thx für deinen Kommentar ^.^
Hehe, des glaube ich dir, ich grinse selbst immer, wenn ich solche Situation schreibe. Sehe das quasi wie nen Film im Kopf xDD
Japp, allmählich kommen sie sich näher und ich verstehe deine Bedenken bezüglich der eigentlichen Story.
Lass dich daher einfach überraschen, wie sich ihr Verhältnis zueinander entwickelt :)

Liebe Grüße

Sasu
Von:  Luna_Luu
2015-05-27T18:21:20+00:00 27.05.2015 20:21
Sasuke und Naru kommen sich immer näher, das gefällt mir
ich mag auch deinen schreibstill
schreib schnell weiter*_*
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
27.05.2015 21:27
Huhu ^.^
Erstmal lieben Dank für deinen Kommentar :D
Ja, so allmählich wird es was mit den Beiden.
Thx, gebe mir Mühe.
Und ja, bald geht es weiter ;D

Liebe Grüße

Sasu
Von:  Roxsox
2015-05-27T17:05:20+00:00 27.05.2015 19:05
Super Kapitel
Antwort von:  xXSasukeUchihaXx
27.05.2015 21:26
Thx für deinen Kommentar ^.^

Liebe Grüße

Sasu


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