Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 6: 6. Von Angreifern umzingelt -------------------------------------- Mantis, der immer noch vor dem Kerker auf seinen Freund wartete, hob überrascht den Kopf, als er Po schnellen Schrittes herauskommen sah. „Und? Wie war es?“ Po schenkte ihm keine Beachtung und rannte einfach vorbei. „Äh, Po?“ Doch Po schien ihn gar nicht zu hören und lief an mehreren Häusern entlang bis er eine Bank erreichte, auf die er sich erschöpft niederließ. Mantis folgte ihm und setzte sich neben ihn. Po seufzte. „Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Ich wünsche, ich könnte es, aber ich kann es nicht.“ Mantis ahnte, was er meinte. „Aber du kannst es nicht ändern.“ „Ich weiß, verdammt, ich weiß.“ Po war so tief in Gedanken versunken, dass er die schnell vorbeihuschenden Schatten gar nicht bemerkte. Aber Mantis tat es. „Hey, Po.“ „Jetzt nicht. Ich muss nachdenken… Autsch!“ Mantis hatte ihm einen ordentlichen Schlag verpasst. „Sieh mal! Irgendjemand schleicht sich hier herum.“ Sofort klingelten bei Po die Alarmglocken und sah sich suchend um. „Wer? Wo?“ „Sie sind zum Kerkergebäude gegangen.“ Po sprang auf und gemeinsam rannten sie zum Eingang des Kerkers, wo er aber nur zwei wie gewohnt wachende Nashörner vorfand. Verwundert kratzte sich Po am Kopf. „Äh… bist du ganz sicher, Mantis?“ „Da waren ein paar merkwürdige Gestalten gewesen“, beharrte die Gottesanbeterin. „Da bin ich mir absolut sicher.“ Plötzlich tauchten mehrere Schatten über den Wächtern auf und griffen sie mit Tritten und Schlägen an. Aus der Ferne erkannten die beiden jungen Kung-Fu-Krieger dünne katzenähnliche Tiere mit Leopardenfell in schwarzen Klamotten gekleidet. Pos Augen weiteten sich. „Wer sind die?“ „Das ist doch jetzt unwichtig!“, rief Mantis. „Die wollen in das Gefängnis einbrechen. Wir müssen sie daran hindern!“ Sofort erwachte Po aus seiner Erstarrung. „Oh, ja, ja.“ Zu zweit stürzten sie nach vorne, wo die Nashörner kurz davor waren aufzugeben. Die Angreifer sahen erst auf, als sie die beiden Freunde herankommen sahen. „Keine falsche Bewegung“, rief Po mit drohender Stimme. „Oder ihr bekommt unsere Fäuste zu spüren.“ Die katzenaussehenden Leoparden zögerten keine Sekunde und griffen nun auch sie an. Es waren fast zehn Stück. Po und Mantis waren sofort zum Kampf bereit und gaben ihr Bestes ihre Angreifer abzuwehren. Auch weitere Nashörner kamen kurze Zeit später herbeigeeilt. „Warn die anderen!“, rief Mantis Po zu. „Ich halte sie solange im Schach.“ Po zögerte nicht lange und rannte zurück ins Gefängnis. „Meister Tosender Ochse! Meister Kroko!“, rief er, während er durch die langen Korridore rannte. „Ich… da sind…“ Er betrat den Folterraum und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Er riss die Augen so weit auf, wie er es noch nie zuvorgetan hatte. Der Pfau bot mehr als einen erschreckenden Anblick. Sein ehemals prächtiges Gefieder war fast komplett herausgerissen worden. Nicht nur seine langen stolzen Schwanzfedern fehlten, sondern fast über seinen gesamten Körper zogen sich kahle Stellen, wenn auch nicht überall. Ein paar Federbüschel waren an Schulter, Beinen und Bauch verblieben. Das Einzige was man noch unangetastet gelassen hatte, waren die Federn am Kopf und Hals, sowie teilweise an den Flügeln. Nur seine Fingerfedern, die ihm als Finger gedient hatten, waren verschwunden. Unter normalen Umständen hätte Po vielleicht gelacht, oder zumindest geschmunzelt, doch dem Panda war alles andere als zum Lachen zumute. Der Lord war völlig erschöpft. Keuchend hing er an den Ketten, sein Blick tief gesenkt. Po vergaß alles was er sagen wollte und riss seine Tatze hoch. „Als der Drachenkrieger befehle ich euch…!“ Er hielt mitten im Satz inne, als ihm wieder Shifus Worte in den Sinn kamen. „Es ist eine beschlossene Sache, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.“ „Äh… Ich meinte… dass ihr aufhören sollt ihm die Federn zu rupfen und was anderes machen sollt.“ Po schlug sich die Tatze vor dem Mund. Das waren irgendwie nicht die Worte gewesen, die er äußern wollte. Meister Ochse lachte. „Nette Idee. Es wurde langsam langweilig.“ Hastig gesellte sich Po zu Meister Kroko. „Er hat immer noch kein einziges Mal geschrien“, raunte das Krokodil ihm zu. In der Zwischenzeit hatten die Nashörner den teils entfederten Pfau von der Decke mitsamt den Ketten heruntergenommen und ihn stattdessen mit den Ketten auf dem Boden gelegt. Wieder mit gestreckten Flügeln und Beinen. Keuchend lag Shen auf dem Rücken. Plötzlich hob er blitzartig den Kopf und Po lief der hasserfüllte Blick einen wahren Schauer über den Rücken. Der Pfau wollte ihm deutlich zeigen, wie sehr ihm die Gegenwart das Drachenkriegers demütigte. Der Ochse Wei hatte unterdessen einen großen Hammer hervorgeholt und ging damit auf den am Bodenliegenden zu. „Was hat er denn jetzt vor?“, flüsterte Po Meister Kroko zu. „Ich nehme an, dass er ihm die Flügel und Beine brechen will.“ Der Panda erstarrte für einen kurzen Moment. Dann lachte er heiter. „Ha, ha, okay. Ich habe gerade verstanden, Sie hätten gesagt, Sie hätten vor seine Extremitäten zu brechen, oder?“ Sein Lächeln erstarb, als Meister Kroko ihn bestätigend zunickte. Mit besorgtem Blick betrachte Po den Ochsen von der Seite. „Ihr wollt ihm doch nicht wirklich seine Knochen brechen, oder doch?“ Wei grinste. „Sieh zu und lerne.“ Der große Ochse schwang den großen Hammer über den angebundenen hilflosen Pfau. Krampfhaft kniff Shen Augen und Schnabel zusammen. Der Folterer holte weit aus und ließ das schwere Instrument auf den linken Flügel niedersausen. Po musste sich die Ohren zuhalten, als kurz darauf ein fruchtbarer Schrei die Luft im Raum regelrecht zerriss, den er so noch nie zuvor gehört hatte. Und diesmal konnte Shen seine Tränen nicht zurückhalten. Po konnte sehen wie der Lord mühsam nach Luft rang. Auf seiner federlosen Stelle am Flügel bildete sich ein heftiger Bluterguss. Er wollte sich gar nicht vorstellen was für Schmerzen jetzt auf seinen Körper einhämmerten. Die Augen des Pfaus flackerten heftig, als ob er versuche irgendwo im Raum einen Ort zu finden, wo er seinen Schmerz abtöten könnte. Po machte ein paar große Schritte vorwärts und bekam den Arm von Meister Ochse zu fassen. „Könntet ihr jetzt bitte aufhören damit? Ich denke, das war genug...“ „Schlag weiter zu!“, brüllte Shen, als er Pos Worte hörte. Er wollte kein Mitleid. Dies verwirrte den Panda nur noch mehr. Wei hingegen kicherte. „Wie du willst.“ Wieder schwang er den Hammer. Diesmal zielte er damit auf das linke Bein. Po zuckte zusammen. „Nein.“ „Es muss sein“, tadelte ihn Meister Ochse ungeduldig. Er wollte den lauten Schrei noch einmal hören. Diese Kreatur sollte für ihre Sünden bis aufs äußerste bezahlen. Ein weiterer markerschütternder Schrei erhallte in der kalten Luft, als der Ochse das Bein brach. Po konnte das nicht mehr länger mitanhören. „Hört auf damit! Oder ich…!“ In diesem Augenblick sprang Mantis auf seinen Kopf. „Po! Was ist los?! Hast du sie gewarnt?“ Po erschrak. „Äh… Meister Ochse!“ „Nein, er verdient keine Pause! Wir ziehen das an einem Tag durch!“ „Aber Meister...“ „Keine Einwände, oder du kannst verschwinden!“ „Aber ich wollte doch nur… da sind…“ Plötzlich drangen laute Schreie zu ihnen vor. Nashörner stürmten in den Raum. Mantis sprang als Erster nach vorne und warf sich auf das Gesicht des nächstbesten Angreifers, der ihnen gefolgt war. Kurz darauf war die Folterkammer mit Rufen und Faustschlägen erfüllt. Meister Ochse und Meister Kroko hatte der Angriff zwar überrascht, aber sie waren nicht unvorbereitet. In kürzester Zeit entstand ein heftiger Kampf zwischen Katzen-Leoparden, Nashörnern, Ochsen, Krokodil, Panda und Gottesanbeterin. Pos Augen wanderten zu Shen. Die Eindringlinge hatten inzwischen den Pfau von den Ketten genommen und drückten ihn brutal mit dem Bauch auf den Boden. Shen schrie vor Schmerzen, als sie seinen heilen und gebrochenen Flügel auf seinen Rücken pressten und ihn mit einer Kordel fesselten. Sofort rappelte sich der Panda auf. Nein, die waren nicht hier, um Shen zu helfen. Wenn dann würden sie ihn nie so behandeln. Der Pfau schrie lauter, als sie neben seinem gebrochenen Flügel jetzt auch noch sein gebrochenes Bein bewegten. Der weiße Lord konnte die Schmerzen nun überhaupt nicht mehr ignorier. Seine Beherrschung war vollständig zerbrochen. Völlig außerstande zurückzuschlagen oder in seinem geschwächten Zustand einen Kampf zu gewinnen. Dennoch wehrte er sich so gut er konnte. Doch dann versetzte ihm einer der Angreifer mit einem harten Gegenstand einen harten Schlag auf den Kopf und der Pfau sank bewusstlos zu Boden. Po warf sich nach vorne. Einige Leoparden versperrten ihm den Weg. Doch Po stieß sie einfach beiseite. Um jeden Preis wollte er verhindern, dass man dem Pfau noch mehr Schaden zufügte. Mit all seiner Kraft, die er aufbringen konnte, kämpfte er sich seinen Weg nach vorne bis seine Tatze einen Teil des verletzten Körpers berührte. Plötzlich tauchte eine weitere Figur auf und zog ihm den bewusstlosen Pfau unter seinen Fingern weg. Po schaute auf und blickte geradewegs in ein wutzerfetztes Leopardengesicht. „Nimm deine dreckigen Pfoten von ihm, du Fettklotz!“ Po verengte entrüstet die Augen und erhob sich. „Mein Name ist Po. Und ich bin der Drachenkrie…“ Er sprang schnell zur Seite, als der Leopard seine Faust nach ihm schlug. Diese Kerle waren mit der Kampfkunst des Kung-Fu offensichtlich gut vertraut. Allerdings zu einem schlechten Zweck. Der Leopard versuchte einen neuen Angriff. Diesmal gelang es ihm seine Faust in den Panda-Bauch zu rammen. Doch dieser wurde vom Bauch auf die Fäuste des Pandas übertragen und warf die Schlagkraft seines Gegners mit voller Wucht zurück auf den Leoparden. Der Katzen-Leopard wurde nach hinten geschleudert und flog im hohen Bogen durch die Luft, wo er ungewollte Bekanntschaft mit der nächsten Wand machte. Erstaunt betrachtete Po seine Hände, ziemlich stolz über diese ungewöhnliche Fähigkeit seines Köpers. Für einen kurzen Moment hatte er freie Bahn. Ohne nachzudenken nahm er Shen in seine Arme und rannte mit ihm davon so schnell er konnte. „Fangt ihn!“, schrie eine wütende Stimme. Po beschleunigte seine Schritte. Shen gab immer wieder schmerzerfüllte Seufzer von sich, doch im Moment konnte der Drachenkrieger keine Rücksicht auf seine Verletzungen nehmen. Sie mussten ihnen entkommen. Ihre Flucht fand ein kurzfristiges Ende, als er an einer Gabelung ankam, die sich in zwei weitere Korridore aufteilte. Der Linke führte in die oberen Stockwerkte, während der Rechte auf einer Treppe nach unten führte. Shen bewegte sich ein wenig und stöhnte leise. Sanft berührte der Drachenkrieger ihn am Kopf und zuckte sogleich zusammen, als er kaltes Blut dort fühlte, welches nach dem Schlag auf dem Kopf herausgetreten war. Sorgsam hielt er den Kopf des Pfaues enger an seinen Körper. „Er ist hier entlanggelaufen!“, schrie eine Stimme. Eine erneute der Welle der Angst schlug auf Po ein und er rannte die Stufen runter. Ziellos wetzte er mit Shen in den Armen durch das dunkle Gemäuer. Selbst bis hierher konnte er noch die Rufe und Schläge des Kampfes von weitem vernehmen. Doch auch schnelle Schritte hinter ihm verhallten im Gang. Po versuchte sich daran zu erinnern, ob er jemals auf einem dieser Wege mal gekommen war, als er das letzte Mal hier gewesen war. Wo konnte man sich nur verstecken? Beim Vorbeirennen fiel ihm eine halboffene Tür ins Auge. Ohne nachzudenken sprang er rein und gelangte in eine Art Abstellraum. Sachte und vorsichtig bettete der Panda den Pfau auf den Boden. Dann rannte er zurück zur Tür und blockierte sie mit einem Holzpflock und einem Stuhl. „Okay“, versuchte er seine Nervosität herunterzuspielen. „Okay, nur keine Panik. Denk nach, Po. Was hast du gelernt wie du dich in solch einer Situation verhalten sollst?“ Plötzlich hämmerte und rüttelte jemand an der Tür. Erschrocken wich der Panda zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)