Bedrohliche Schatten von Onlyknow3 (Adventskalender 2019) ================================================================================ Kapitel 5: Stalker ------------------ 05 - Stalker Eigentlich hatte Jonouchi diese Woche frei. Doch als seine Chefin anrief und ihn fragte, ob er für eine kranke Kollegin ein paar Stunden einspringen konnte, hatte er nicht nein sagen können. Also hatte er Honda und Yugi in seiner kleinen Wohnung und seinem Netflix-Account alleine gelassen und war für ein paar Stunden ins Café gegangen. Jonouchi hatte die Hälfte seiner Schicht geschafft, als er sah, wie Itachi ins Café kam. Wie immer setzte dieser sich an Tisch 3 und wartete auf seine Bedienung. Also machte sich Jonouchi auf den Weg. "Willkommen im Café Antik.", begrüßte Jonouchi seinen Tutor wie jeden anderen Gast voller Freundlichkeit. "Oh, hallo Jonouchi.", schien der Ältere überrascht zu sein den Blonden hier zu sehen. "Dachte du hast diese Woche frei." "Hab ich auch... ich helf nur kurz beim Überbrücken.", erklärte Jonouchi reserviert. "Eine freudige Überraschung.", kam es von Itachi, der ihn wieder regelrecht anstrahlte. "Was darf ich dir heute bringen?", fragte Jonouchi. "Das Tagesangebot, bitte.", meinte Itachi und wieder gab Jonouchi die Bestellung in sein Pad ein. Dann ging er zur Theke, bereitete Itachi einen Caffè Latte zu und setzte ein Stück des New York Cheesecake auf einen Teller, auf dem er zuvor einen Erdbeerspiegel aufgetragen hatte. Wieder servierte er beides mit einem charmanten Lächeln, wie er es für jeden anderen Gast auch erübrigte. "Dann viel Vergnügen mit diesem Genuss.", meinte Jonouchi und wollte sich schon zum Gehen wenden. "Wer waren denn die Jungs, mit denen ich dich vor ein paar Tagen gesehen habe?", fragte Itachi neugierig, während er die Spitze seines Stücks Kuchens mit der Gabel abtrennte und sie anschließend in seinen Mund verfrachtete. "Freunde aus meiner Heimat.", antwortete Jonouchi mit etwas mehr Nachsicht, als er es sonst tat, wenn Itachi begann ihn auszufragen. "Du kommst gar nicht von hier?", kam es verwundert von dem Dunkelhaarigen. "Nein. Ich komme aus einer Stadt, die nördlich von hier liegt.", meinte Jonouchi und versuchte so vage wie möglich zu bleiben. "Merkt man dir gar nicht an.", meinte Itachi anerkennend. "Wie meinst du das?", fragte Jonouchi etwas irritiert. "Na ja, du kamst mir bislang wie ein waschechter Tokyoter vor: freundlich, aber distanziert.", führte Itachi aus. Jonouchi konnte spüren, wie sich seine Wangen vor Verlegenheit röteten. "Es tut mir leid, wenn ich dich mit meiner Distanziertheit gekränkt haben sollte.", erwiderte der Blonde bedächtig. "Hast du nicht. Dafür bin ich jetzt aber neugierig, ob es ein Grund dafür gibt.", lächelte Itachi, bevor er sich den zweiten Bissen einverleibte. Ein Zucken umspielte Jonouchis rechten Mundwinkel und er wägte kurz ab, ob und wie weit er darauf antworten sollte. "Ich hab gelernt, dass man sehr vorsichtig damit sein sollte, wem man was über sich erzählt.", versuchte Jonouchi wieder vage zu antworten. "Klingt nach verdammt schlechten Erfahrungen.", merkte Itachi an. "Möglich... ja...", gestand Jonouchi schließlich. "Falls du mir mal davon erzählen möchtest, würde ich dir gerne zuhören.", kam es wieder von dem Älteren, der ihn sanft anlächelte. Jonouchi zog erneut seine Stirn kraus, nickte dann aber. "Vielleicht,... irgendwann mal.", meinte er und wandte sich ab. Überraschenderweise ließ Itachi ihn ziehen und versuchte nicht, dass Gespräch erneut am Laufen zu halten. Am Ende des Tages hatte Jonouchi doch eine komplette Schicht gearbeitet und 'durfte' den Laden wieder abschließen. Kurz vor ein Uhr verließ er das Gebäude, aber nicht ohne vorher prüfend in die Gasse zu blicken, ob diese auch wirklich leer war. Dann ging er zur Straße vor und sah auch hier in beide Richtungen. Es war keiner unterwegs und das Licht der Straßenlaternen war bereits gedämpft. Jonouchi konnte seinen Atem beim Ausatmen sehen. Nicht mehr lange und es würde schneien, ging es ihm durch den Kopf. Wenn er seinen üblichen Weg, die 750 Meter die Straße in eine Richtung hinab oder hinauf, dann die 500 Meter den Park entlang und schließlich die gleiche Strecke auf der anderen Seite wieder zurück laufen würde, dann würde er gut eine halbe Stunde brauchen, bis er zu Hause war. Durch den Park waren es fünf bis zehn Minuten. Wieder ballten sich seine Hände zu Fäusten während er mit sich selbst rang. Schnell schrieb er Honda eine Nachricht, dass er sich jetzt auf den Weg machen und gleich da sein würde. Dann zog der Blonde seinen Kopf tiefer in den Schal, den er sich um den Hals geschlungen hatte und überquerte die Straße. Wieder hörte er das ungewohnte Geräusch seiner eigenen Schritte auf dem feinen Kiesweg. Seine Hände waren fest zu Fäusten geballt. Die Anspannung in ihm wuchs mit jedem Schritt. Als er an den See kam änderte sich das Geräusch erneut und es kam ihm so vor, als wäre wieder jemand hinter ihm. Seine Finger krallten sich fest um seinen Schlüsselbund, so dass die einzelnen Schlüssel wie Spikes zwischen den Fingern hervor ragten. Wenn jemand hinter ihm war und versuchen würde ihn anzugreifen, dann würde er ihm diese durchs Gesicht ziehen. "Hey, alles in Ordnung, Honda?", fragte Yugi, der auf der Couch saß, mit einem Controller in der Hand und seine Figur gerade durch ein extrem schweres Level manövrierte. "Jou hat mir geschrieben, dass er gleich zu Hause sein würde.", meinte Honda besorgt, während er an dem Fenster stand und hinaus auf den Park schaute. "Und?", hakte Yugi nach. "Na ja, wenn er um den Park laufen würde, bräuchte er eine halbe Stunde... nichts was ich mit 'gleich' beschreiben würde. Also wird er durch den Park gehen.", erklärte Honda. Yugi pausierte sein Spiel, stand auf und gesellte sich zu Honda. Blickte auf den ruhigen, dunklen Park. Dann kam jemand in ihr Sichtfeld. "Da ist er ja.", meinte Yugi erleichtert und wollte sich schon abwenden, als Honda ihn an der Schulter packte. "Schau.", meinte der Brünette. Yugi schaute wieder aus dem Fenster und sah in wenigen Metern Abstand hinter Jonouchi eine weitere Person in ihr Sichtfeld rücken. Jonouchi verließ den Park, sprintete über die leere Fahrbahn zum Hauseingang, während die andere Person am Parkausgang stehen blieb und für einen Moment unschlüssig wirkte. Dann schien sie zu bemerken, dass die beiden sie beobachteten. Schlagartig wandte sich die Figur um und rannte wieder in den Park. "Scheiße.", murmelte Honda nur. In diesem Moment ging auch schon die Wohnungstür auf und ein keuchender Jonouchi stolperte in die Wohnung. "Verdammte Paranoia... Vielleicht sollte ich mir ein angstlösendes Mittel besorgen.", keuchte der Blonde, während er aus seinen Schuhen schlüpfte und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Nur langsam wandten sich die beiden Jugendfreunde ihm zu und schauten ihn mit ernstem Blick an. "Was ist denn?" "Es war keine Paranoia.", hauchte Yugi entsetzt. "Was meinst du?", fragte Jonouchi vorsichtig. "Wir haben uns Sorgen gemacht und standen am Fenster, um zu schauen wann du kommst. Als du aus dem Park kamst, war jemand hinter dir und als der uns sah ist er wieder in den Park zurück gerannt.", erklärte Honda vorsichtig. Sofort wich alle Farbe aus Jonouchis Gesicht und seine Augen weiteten sich entsetzt. "D... das soll... ihr macht euch einen Spaß daraus, mich zu veraschen, ja?", stammelte der Blonde und hoffte, dass es einfach nur ein schlechter Scherz war. Doch als Yugi den Kopf schüttelte verlor Jonouchi seinen Stand und plumpste regelrecht auf seinen Hinter. Das konnte unmöglich sein, dass er ihn hier gefunden hatte. Tokyo war doch so gewaltig. Hier jemand zu finden wäre so, als würde man die Nadel in einem Heuhaufen in der Größe des Mount Everest suchen. Honda und Yugi kamen sofort zu ihm, um ihm aufzuhelfen und zum Sofa zu führen. "Vielleicht ist es gar nicht der Selbe.", merkte Yugi an. Entgeistert sah Jonouchi zu ihm. "Toll, scheinbar zieh ich alle Irren dieser Welt an.", kam es leise von dem Blonden. "Nein, so hat Yugi das nicht gemeint.", wandte Honda ein. "Ja... ja, ich weiß. Sorry.", meinte Jonouchi nur kraftlos. "Vielleicht solltest du mal mit deiner Chefin reden und dir nur noch Tagschichten geben lassen.", schlug Yugi nach einem langen Augenblick vor. "Das geht nicht... ich hab für gewöhnlich immer die Spätschichten, weil die Mädels nicht so spät am Abend alleine den Laden schließen wollen. Außerdem hab ich vormittags und manchmal nachmittags Uni...", erwiderte Jonouchi, der begonnen hatte zu zittern, als wäre ihm kalt. "Wir werden morgen gleich los gehen, dann werden wir dir eine Sicherung für die Tür kaufen und in einem Sicherheitsladen uns beraten lassen, was man so heutzutage dabei haben darf und sollte.", meinte Honda mit fester Stimme. "Ich mach dir jetzt erst einmal einen Tee, dann schauen wir gemütlich noch einen Film und dann schlafen wir." Jonouchi nickte nur. Der Gedanke, dass da wirklich jemand hinter ihm gewesen war, ließ ihn nicht mehr los. Es war, als hätte sich jemand auf seine Brust gesetzt und würde ihm die Luft zum Atmen abschnüren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)