Zwischen den Stühlen von Charly89 (...ist auch noch Platz) ================================================================================ Kapitel 3: Unerwarteter Besuch ------------------------------ Chihiro saß auf der Couch, die Beine auf der kurzen Seite ausgestreckt, in der Hand eine Tasse Tee. Ihre langen hellbraunen Haare lagen lose rechts und links über ihrer Schultern. Draußen war es schon dunkel. Drinnen erhellte nur das Licht aus der Küche etwas den Raum. Es herrschte Stille. Sie brauchte Ruhe um nachzudenken. Sie mochte Yamato. Trotz seiner etwas unbeholfen und schüchternen Art. Obwohl? Nein, eigentlich mochte sie ihn gerade deswegen! Er war so anders, wie die Männer, mit denen sie sonst zu tun hatte. Der junge Mann wusste es nicht, aber im Moment war er Balsam für Seele. Umso mehr hatte sie ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn angeflunkert hatte. Obwohl, gelogen hatte sie ja nicht wirklich, sie hatte lediglich etwas verschwiegen. "Boah", schimpfte sie mit sich selbst und massierte sich den Nasenrücken. Verschweigen und Lügen war am Ende das Selbe. Im Moment konnte sie aber nicht abschätzen wie er reagieren würde und solange sie nicht wusste, wie es beruflich weiterging, würde sie es jedenfalls für sich behalten. Resigniert seufzte Chihiro. Die Situation war unerträglich für sie. Ein Shinobi der sein Chakra nicht einsetzten konnte war nutzlos. Ihre ganze Karriere wäre dahin. Erst lag sie zwei Monate im Krankenhaus, jetzt war sie schon fast zwei Monate zu Hause, pff. Geduld. Gedulde dich, hatte Tsunade-sama gesagt. Langsam war ihre Geduld erschöpft. Rumsitzen und nichts tun war nicht gerade ihre Stärke. Gut, sie hatte Yamato nur deshalb kennen gelernt, dass war das einzig Positive was sie den Umständen abgewinnen konnte. In der oberen Etage rumpelt es plötzlich. Gelangweilt betrachtet Chihiro die Decke. Es gab nur einen, der um diese Zeit bei ihr auftauchte. Die Tür zum Flur ging auf. Eine große Gestalt stand im Türrahmen. Sie schmunzelte, "Du warst auch schon mal leiser." Verlegen kratzte sich der Besucher am Kopf. "Ja, aber das letzte Mal als ich mich an dich herangeschlichen habe, hast du mir fast die Nase gebrochen." Chihiro lachte herzhaft los, ihr Besuch stimmte mit ein. "Willst du da jetzt stehen bleiben?", neckte sie ihn. Mit den Händen in den Hosentaschen kam der Mann zur Couch geschlendert. Als er sich neben sie setzte drehte sie den Kopf zu ihm und grinste. "Ich habe übrigens deinen Kohai kennengelernt." Unergründlich wie immer sah er sie an. "So?" "Jupp", war die knappe Antwort. "Tee?", fragte sie und stand auf ohne auf die Reaktion zu warten. Kakashi lächelte und gab ihr die übliche Antwort, "Gern." Still saßen sie nebeneinander und tranken Tee. "Wie geht es dir?", erkundigte sich Kakashi. Ein missmutiges Knurren war die Reaktion. Wie schon in den letzten Wochen. "Können wir das Thema wechseln?" Überrascht sah Kakashi sie an und zog die Augenbraue hoch. Fast schon demütig blickte sie ihn an und flüsterte, "Bitte?" Der Grauhaarige nickte abwesend. Ihm war es recht, er interessierte sich für etwas Anderes. "Du hast also meinen ehemaligen Kohai kennengelernt?" "Ehemalig?", hakte sie nach. Amüsiert grinste der Kopier-Ninja vor sich hin. "Und? Wie findest du ihn?" Irritiert sah Chihiro ihn an. Die Frage war merkwürdig und sie hatte den neugierigen Unterton rausgehört. Kakashi ließ sich nichts anmerken. "Er ist nett. Ich mag ihn." Stille. Weiterhin Stille. Aufmerksam musterte sie ihren langjährigen Freund. Etwas stimmte nicht. Fragen brauchte sie ihn nicht, einen vernünftige Antwort würde sie nicht bekommen. Also entschied sie, einen anderen Weg zu nehmen. "Er hat von dir erzählt", sprach sie schließlich mit einem Kichern. "Und was ist daran so lustig?" "Er hat zwei Sätze über dich gesprochen und ich wusste sofort, dass du es bist, dabei hat er nicht mal deinen Namen erwähnt." Pikiert sah er sie an. Sie erwiderte den Blick und brach in schallendes Gelächter aus. Kakashi ließ deprimiert den Kopf hängen und weinte gespielt theatralisch. "Sag ihm bitte nichts", sprach sie leise vor sich hin. "Das müsstest du jetzt aber genauer definieren." "Er weiß nicht, dass wir uns kennen und er weiß auch nicht, dass ich ein Shinobi bin." Zustimmend brummte der Grauhaarige. Es beruhigte ihn irgendwie, dass sie ihm das verschwiegen hatte. Er war sonst nicht so, aber irgendwo im hintersten Winkel seines Herzens passte es ihm nicht, dass die Beiden sich kennen gelernt hatten. Das eigenartige Ziehen in seinem Magen tauchte wieder auf. Er ahnte was sich da bemerkbar machte, schob es aber beiseite und hoffte, dass es weggehen würde. "Danke übrigens nochmal", riss sie ihn aus den Gedanken. "Hör auf damit. Du hast dich schon hundert Mal bedankt." Müde lächelte sie und lehnte sich an seine Schulter. So viel Nähe ließ der Grauhaarige eigentlich sonst nicht zu, aber bei ihr war es anders. "Schläfst du überhaupt?", erkundigte er sich. Sie sah übermüdet aus. Chihiro schüttelte fast schon schüchtern den Kopf. "Albträume?" Ein vorsichtiges Nicken. "Redest du mit jemanden drüber?" "Nein", flüsterte sie in ihre Tasse. "Schon mal auf die Idee gekommen das das mit deinem Problem zu tun hat?" Kakashi sah sie besorgt an. "Du Fuchs", antwortete sie angesäuert. Ihr war bewusst, dass ihre Gefangennahmen, die Folter und die daraus resultierenden Albträume der Grund für ihre Blockade sein könnten. Wiedermal war sie selber ihr größtes Problem, wie immer. "Ich erinnere mich nicht mal an alles", gab sie schließlich zu. "Ich weiß, dass alles irgendwo noch vorhanden ist, aber bewusst kann ich es nicht abrufen. Das einzige was noch bewusst da ist, ist das Zwitschern der Vögel", sie lächelte beim letzten Satz. "Soll ich bleiben?" Er stellte die Frage so neutral wie immer, dennoch fühlte Chihiro sich unwohl. Es wäre nicht das erstmal das er hier blieb. Sonst hatte sie kein Problem damit, jetzt war es anders. Nicht nur wegen Yamato. Sie störte Kakashis etwas eigentümliches Verhalten, dass er heute an den Tag legte. Der Kopier-Ninja musterte sie. "Ist alles ok?" Sie sah zu ihm auf und lächelte. "Ja, alles gut. Ich überlasse es dir." Ha! Perfekt aus der Affäre gezogen. Seine merkwürdige Frage wegen seinem Kohai und der eigenartige Unterton dabei, hatten sie sehr irritiert. Sie konnte sich nicht erklären was los war. Nein, das war gelogen. Sie ahnte was los war, wollte es sich aber nicht eingestehen. "Na dann", forderte er sie auf und erhob sich. Wortlos ging er zur Tür und sie folgte ihm. Oben angekommen verschwandt sie im Bad und zog sich um. Kommentarlos legte sie sich in ihr Bett. Kakashi ließ sich auf der großen Couch in der Ecke nieder, wie so oft in den letzten Wochen. Er zog sein Buch aus der Tasche und schaltete die kleine Wandlampe an. "Gute Nacht, Kakashi", flüsterte sie. "Schlaf gut, Chihiro." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)