Mustang von Berrii (Shika x Tema / Reallife) ================================================================================ Kapitel 5: 30 Sekunden ---------------------- „Temari, die Ersatzteile sind da!“, brüllte Sakura quer über den Hof zur Werkstatt. Vertieft in ihre Arbeit, erschrak die Blonde, der daraufhin der Schraubenschlüssel aus der Hand rutschte und ihr auf den Kopf knallte. „Na Danke, Sakura...“, murrend rieb sie sich den Schädel und trat unter dem Auto hervor. Prompt sah sie sich dem Lieferanten gegenüber, der bereits die ersten Pakete vor der Werkstatt abstellte. Neugierig riss die Mechanikerin den Brief von einem der Kartons und besah sich die Liste. Das sah auf jeden Fall vielversprechend aus, wenn es wirklich die richtigen Teile waren, konnte sie den halben Hof an Reparaturen endlich abfertigen. Allen voran wurde sie diese hässliche, giftgrüne, möchte-gern Rennkarre los. Unbeirrt suchte sie gezielt genau die Teile raus und stellte sie auf der zweiten Werkbank bereit. In der Schublade für die aktuellen Reparaturen grub sie den betreffenden Schlüssel raus, um den Wagen zu holen. Was war sie froh, als sie das Teil endlich fertig hatte und den Besitzer anrief. Cool, wie der sich fühlte, kündigte er an, knapp vor Feierabend sein Auto abzuholen. In dem Moment wusste Temari, dass sie wieder mal länger bleiben müsste. Der Typ gehörte zu der Sorte Macho, der fett versprach, dann aber seinen besonderen Auftritt brauchte. Sie als Frau musste er schließlich beeindrucken. Die Blonde konnte bei solchem Verhalten immer wieder aufs Neue kotzen. Sie verfolgte ja auch auf Partys ihre niedrigen Instinkte, aber dabei war sie nicht so primitiv, wie diese Sorte Männer. „In letzter Zeit siehst du nicht gut gelaunt aus, Temari.“, stelle Hinata während der Mittagspause vorsichtig fest. Die Blonde, die ihren Kopf nach hinten auf die Lehne hatte sinken lassen, seufzte tief: „Ich weiß.“ „Sie sitzt unweigerlich auf Männerdiät.“, kommentierte Sakura ihr Verhalten und rührte in ihrer Fünf-Minuten-Terrine rum. Bei dem Satz wurde die Dunkelhaarige leicht rot. Das war ein Thema, welches ihr unangenehm war. Da die anderen beiden das wussten, mieden sie es auch eigentlich immer, von daher verwirrte es Temari, dass die Rosahaarige davon anfing. Fragend blickte sie Sakura an, die ihr gegenüber saß: „Willst du mir irgendetwas sagen?“ Bedacht aß die andere ein paar Nudeln, ehe sie weitersprach: „Nun ja... Es ist mir erst vorgestern aufgefallen, aber... Ist dir eigentlich bewusst, dass du noch nie, seitdem wir dich kennen, so lange abstinent warst?“ „Das klingt, als sei ich süchtig.“, Temari zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab's eher mit etwas anderem in Verbindung gebracht. Immerhin hast du seit Wochen keinen Typen mehr abgeschleppt.“ „Und? Auch ich hab mal Pech.“ „Pech? Also vorgestern haben sich verdammt viele an dich rangeschmissen. Und die hättest du sonst nicht abgelehnt. Du tanzt zwar echt ziemlich intim mit ihnen, aber dann lässt du sie stehen.“ Wieder unbekümmert, zuckte Temari mit den Schultern, „Na und?“ „Ich hab ihn gestern gesehen.“ Autsch. Jetzt könnte es doch eng für sie werden. Plötzlich fand Temari die Deckenleuchte total interessant und legte den Kopf wieder zurück, um diese zu betrachten: „Keine Ahnung, was du meinst.“ Ungläubig lachte Sakura auf: „Ich bin doch nicht blöd! Du ziehst da eine heiße Nummer nach der anderen ab, während er dich keine Sekunde aus den Augen lässt!“ Zähneknirschend schaute Temari zur Seite. „Und ich schätze mal, dass das schon länger so geht und du deswegen keinen mehr abschleppst. Du spielst mit ihm und hast daran Gefallen gefunden.“ „Ach Blödsinn.“, lehnte Temari ihre Theorie ab und verschränkte die Arme. Verwirrt schaute Hinata zwischen den beiden hin und her, schwieg aber. Auf Sakuras Lippen bildete sich ein Grinsen: „Du stehst auf ihn, kommst aber nicht so wirklich an ihn ran und dass frustriert dich.“ „Du siehst Gespenster, Sakura.“ Mit einer gewissen Genugtuung lehnte sich auch die Rosahaarige zurück und zuckte mit den Schultern: „Es ist so, dass sieht man einfach. Aber wo liegt das Problem? Dir ist doch sonst auch nichts zu peinlich, also warum nicht darüber reden?“ „Weil es nichts zu reden gibt!“, mal wieder gereizt stand die Blonde auf und machte sich vom Acker, auf solche Diskussionen hatte sie wirklich gar keine Lust. Als sie allein in ihrer Werkstatt stand, konnte Temari aber nicht anders, als wieder über ihn nachzudenken. Sakura hatte sich nicht geirrt. Sie hatte gesehen, was war. Seit Wochen sah Temari bei jedem Besuch des besagten Clubs den Nara. Und es war immer das gleiche Spiel. Während er sie nur beobachtete, keine ihrer Bewegungen verpasste, tanzte sie nicht gerade schüchtern mit allmöglichen Kerlen, die sie am liebsten auf der Tanzfläche ausziehen und vernaschen würden. Doch Temari wies sie alle ab, obwohl es unglaublich stark zwischen ihren Schenkeln kribbelte. Irgendwann war sie sogar dazu übergegangen, ihre Röcke gegen Hotpants zu tauschen. Röcke waren praktisch für eine schnelle Nummer, sie musste nichts ausziehen und war bedeckt beim kurzen Vergnügen. Aber Hotpants betonten ihre Kurven viel besser und zeigten mehr, als ein Rock es je könnte. Und dennoch achtete sie stets bei der Wahl ihres Outfits darauf, nicht wie eine Schlampe zu wirken. Meist hatte sie kaum Ausschnitt, allgemein waren ihre Oberteile eher locker anliegend und ließen Spielraum für Fantasie. Verdammt, sie wusste doch auch nicht so wirklich, was sie eigentlich wollte. Auf der einen Seite machte es sie unglaublich an, dass er ihr beim freizügigen Tanzen zusah. Auf der anderen Seite war sie noch immer genervt von seinem Verhalten, welches er ihr gegenüber präsentiert hatte. Da wollte sie auf keinen Fall nur auf ihre Weiblichkeit reduziert werden, sondern anerkannt für ihre Fähigkeiten, schließlich hatte sie die Bezeichnung Meisterin nicht eben so bekommen. Aber eben genau dieses Spiel mit ihrer Weiblichkeit in Verbindung mit ihrem Können bereitete ihr viel Freude. Sie musste sich langsam mal klar werden, was sie eigentlich wollte. Wie lange wollte sie dieses Spiel denn noch spielen? Leicht verbittert presste die Blonde die Lippen zusammen, während ihre Augenbraue zuckte. Ihre Gedanken waren doch irgendwie lächerlich. Resignierend griff sie nach dem nächsten Schraubenschlüssel und schüttelte leicht den Kopf. Vorerst beschloss sie, solange weiterzuspielen, bis er nicht mehr mitmachte oder sie einen anderen Einfall hatte. Wieso nicht mal einfach genießen, auch wenn es albern war? Als hätte sie es nicht schon geahnt, stand Temari genervt mit einer Rechnung und einem Autoschlüssel bereits nach Ladenschluss noch auf dem Hof. Im Normalfall leistete ihr Sakura bei sowas Gesellschaft, aber heute war sie schon am späten Nachmittag gegangen, da sie einen Termin beim Zahnarzt hatte. Hinata wollte sie auch nicht aufhalten und Gonzo hätte ihr nur mit irgendetwas Nervigem in den Ohren gelegen. Die Minuten krochen dahin, mittlerweile hatte sie seit einer halben Stunde eigentlich Feierabend. Wieso tat sie sich das nur an? Seufzend hielt sie sich die Stirn, als endlich ein Idiot den Weg auf den Hof fand. „Sexy, eine Frau in dreckigen Klamotten auf einem Auto.“ Oh Gott, ernsthaft? Ungläubig starrte sie den Jüngling an. Wie alt war der? Gerade frisch 18? „Hier die Rechnung, zu zahlen innerhalb der nächsten sieben Tage, ansonsten kommt eine Mahnung.“, genervt warf sie ihm den Schlüssel der Rechnung hinterher, um dann ihren Mustang aufzuschließen. „Sag bloß, dass ist dein Auto.“, kam es belustigt von ihm. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie zu dem Kerl: „Ein Problem damit?“ „Wer fährt denn heutzutage noch so eine verstaubte Karre?“ Ein breites Grinsen zog sich über ihre Lippen: „Verstaubte Karre also?“ „Beim besten Willen, das Ding ist ja mal sowas von reif für die Rente.“ „Kann ja nicht jeder ein Matchboxauto aus der Kornflakespackung wie du fahren.“ Arrogant erwiderte er ihr Grinsen: „Du glaubst, dass deine Karre besser ist, als meine?“ „Ich glaube das nicht nur, ich weiß es.“, meinte die Blonde amüsiert. „Beweis es.“ Das war dumm. So extrem dumm. Doch wenn Temari eines nicht lassen konnte, dann war es die Chance, einem Idioten sein dummes Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. „Gut, dann mal ab zum äußeren Stadtring, da sollte am Südkreuz gerade nichts los sein.“ „Ladies first.“ Boa, solche Kommentare brachten sie erst recht in Rage. Doch sie zügelte sich. Gemächlich stieg sie ein und fuhr los. Er würde schon sehen, was er davon hatte. Die kurze Strecke zum besagten Ort war schnell erreicht. Wie sie vermutet hatte, war die Strecke komplett leer um diese Zeit. Seit es den neueren, inneren Stadtring gab, nutzten nur noch wenige diese Strecke. „Und du bist dir wirklich sicher, dass du mit mir ein Rennen fahren willst?“, fragte der Grünschnabel durchs geöffnete Fenster. „Ich fahre kein Rennen mit dir, ich fahre dir davon.“ „Na klar. Wie wäre es mit einem Gewinn? Dein Arsch auf meiner Motorhaube, wenn ich gewinne.“, haute er protzig raus. Gelangweilt gähnte Temari: „Wenn du meinst.“ „Dann lass mal hören, Baby! Bei drei!“ Entspannt umgriff die Blonde mit der rechten Hand den Knauf der Gangschaltung. Nur mit halben Ohr lauschte sie dem Idioten. Bei Drei angekommen, drückte sie das Gaspedal durch und beschleunigte rasant. Er tat es ihr gleich und kam ebenso schnell vom Fleck. Doch keine drei Sekunden später zeigte sich, dass ihr Mustang eben doch mehr Pferdchen unter der Motorhaube hatte. Dumm gaffte er ihr nach, als sie ganz locker an ihm vorbeizog und auch noch die Hand zum Abschied aus dem Fenster hielt. Oh ja, sie genoss diese Genugtuung auf ganzer Linie. Schnell war er nicht mehr im Rückspiegel zu sehen und sie verringerte ihr Tempo wieder auf die zulässige Geschwindigkeit. Zufrieden mit sich, fuhr sie nach Hause und freute sich, dass sie einem weiteren Trottel in den Arsch getreten hatte. Das waren ihre besten dreißig Sekunden seit langem gewesen. Der Kick beflügelte Temari und gab ihr einen Schuss Adrenalin. Ins Grübeln verfallend zog sie in Betracht, vielleicht doch mal wieder einen Mann abzuschleppen. Es klang so jämmerlich, aber irgendwie stimmte es. Sie war überhaupt nicht ausgeglichen. Jahrelang hatte sie dieses Spiel gespielt, nun hungerte die Blonde. Seufzend parkte sie vor dem Wohnblock und stellte den Motor aus. Sie hatte schon so lange keinen guten Sex mehr gehabt, zuletzt gar keinen mehr. Und warum? Weil sie ein Spielchen mit einem Typen am Laufen hatte, der nichts tat, außer ihr zuzusehen, wie sie andere Kerle scharf machte. Zurücklehnend starrte Temari an die Decke ihres Wagens. Was war das eigentlich? Warum tat sie das? Eigentlich konnte ihr der Typ doch egal sein. Sie hatte kaum ein Wort mit ihm gewechselt, kannte ihn nicht wirklich. Und doch hatte sie an einem Versicherungsbetrug für ihn mitgewirkt. Wenn die Blonde so darüber nachdachte, kam sie natürlich nicht umhin, sich zu fragen, warum sie das überhaupt getan hatte. Sowas hätte sie sonst höchstens bei Freunden getan. Aber irgendwie hatte er ihr mit seiner Art imponiert. Bei dem Gedanken musste sie verächtlich schnauben. Etwas zornig fuhr sich Temari durch den Pony. Ja, er hatte ihr mit wenigen Sätzen imponiert. Er hatte zu keiner Sekunde den Eindruck gemacht, dumm zu sein. Er war keck auf ihre Aussagen eingegangen und hatte sich nicht einschüchtern lassen. Sie hatten nur wenig miteinander gesprochen. Spielte sie deswegen dieses Spiel mit ihm? Weil sie mehr von ihm erfahren wollte? Im Gegensatz zu anderen Männern, war er aber nicht einmal auf sie zugekommen. Er hatte sie ganz genau im Auge behalten, doch er reagierte nicht wie die anderen. Man könnte meinen, ihm wäre das Ganze egal. Doch dann würde der Nara ihr nicht einmal in der Woche zuschauen, wie sie die Hüften bewegte. Wieso also kam der Mann nicht zu ihr, obwohl sie in greifbarer Nähe war? Es war total unverständlich für Temari. Entweder wollte ein Mann etwas von ihr oder eben nicht, dazwischen gab es doch nichts! Doch genau dazwischen hielt sich der Nara auf und wahrte so eine Distanz zwischen ihnen, die sie langsam wahnsinnig machte. In diesem Moment gestand Temari sich ein, dass sie wirklich gerne mehr von ihm wollte. Anfangs fand sie es einfach nur lustig, ihm zu zeigen, was sie hatte, worauf er sie fälschlicherweise reduziert hatte. Wobei man das so auch nicht sagen konnte. Grummelnd musste Temari schon zugeben, dass es nicht dem Durchschnitt entsprach, das eine Frau KFZ-Meistern von Beruf war. Aber wie könnte die Blonde diese Angelegenheit jetzt lösen? Erschlagen zog sie den Schlüssel aus dem Zündschloss und ergab sich für heute ihren Gedanken. Morgen war auch noch ein Tag, an dem sie sich den Kopf zerbrechen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)