TETSUO von Hera_Tenebrae89 (When one person changes everything) ================================================================================ Kapitel 5: Neo Tokyo Style -------------------------- Es war ein sehr komisches Gefühl. Tetsuo saß auf Kanedas Couch und sah an sich herab. Sein Leben lang trug er immer dieselbe Kleidung. Und das war nicht ohne Grund, oder weil er keinen Geschmack hatte. Das Gewand in seinem Dorf stand für die Reinheit in ihrem Innern. Menschen wie er sahen sich in ihrem Dorf als rein an. Laut ihrer Geschichte gehörten sie zu den wenigen Auserwählten die die Reinheit Gottes und den nächsten Schritt in der Entwicklung erreicht hatten. Menschen aus den Großstädten waren anders. Sie waren auf ihrer Evolutionsstufe stehen geblieben und durften nicht die Gnade und die Reinheit Gottes erfahren. So besagten es ihre Geschichten. Deswegen war auch ihre Kleidung komplett in Weiß. Nur das Cape machte den Unterschied. Und das war ein ganz Spezieller. Die Farbe des Capes zeichnete den Rang oder den Status des Menschen. Es gab fünf verschiedene Farben in ihrem Dorf. Weiß, Schwarz, Blau, Gelb und Rot. Tetsuo kannte natürlich fast alle Bedeutungen der Farben. Die Farbe Schwarz trug nur ein einziger in ihrem Dorf, nämlich das Oberhaupt. Er trägt diese Farbe auf Grund der Vielfältigkeit in seiner Führung, weil die Farbe Schwarz aus allen Erdfarben entsteht. Unter seiner Hand lebten die anderen Farben in seinem Schutz. Weiß trug auch nur eine einzige Person im Dorf. Und das war die Mächtigste von allen, die Priesterin oder der Priester. Aktuell eine Priesterin. Obwohl das Oberhaupt über ihr stand und entscheiden konnte was zu tun war, war es die Priesterin die die größte Macht von allen hatte. Wunden heilen, Gedanken lesen, sogar Blicke in die Zukunft erhaschen. Das alles und mehr konnte sie. Weiß war das Cape weil sie die reinste Form ihrer Existenz erreicht hatte. Sie erlangte Gottes Gnade und Teile seiner Macht. So sagte man. Die Farbe Blau war eine Übergangsfarbe. Es trugen nur Kinder diese Farbe und sie zeigte ihren Status als kleines unreifes Kind und ihre Unwissenheit. Und die Farbe Gelb ist dann die nächste Stufe davon. Gelb trugen die Leute in seinem Dorf die den Status eines Erwachsenen erreicht hatten. Also Geschlechtsreif wurden und selber Kinder zeugen konnten. Es kam nicht auf den mentalen Zustand sondern auf die körperliche Reife an. Die einzige Farbe, dessen Bedeutung er nicht kannte, war seine eigene. Nie hatte er eine Erklärung zu Rot bekommen. Es gab einige in seinem Dorf die auch diese Farbe trugen. Unter ihnen war er aber das einzige Kind gewesen. Warum auch immer musste er als Kind Rot tragen und nicht Blau. Natürlich hatte er auch schon gefragt was seine Farbe bedeutet. Aber er bekam immer nur als Antwort: Seine Farbe wäre etwas Besonderes. Nie wirklich eine Antwort die ihn befriedigen konnte. Und nach einer Weile hatte er es aufgegeben und sich damit abgefunden. Dennoch konnte er nie das Gefühl abschütteln, dass er mit der Farbe Rot wie ein Ziel wirkte. Oder als hätte man ihm eine Zielscheibe auf den Rücken genagelt. Und ehrlich gesagt mochte er noch nie das Konzept der Farben. Es war als würde man in einem Stall die Tiere nach ihrem Wert abstempeln. Jeder war klassifiziert und nicht gleichwertig als Lebewesen. Etwas was er verabscheute. Wenn er so an sich runter sah, war er plötzlich sehr zufrieden. Er wirkte mit dieser Kleidung nicht klassifiziert. Er wirkte individuell und als eigenes Wesen. Und ihm gefielen die Farben und der Stil auch sehr. Es machte ihn jung und rebellisch. Worauf er total stand. So kam er sich nämlich sein Leben lang in seiner Heimat vor. Der Außenseiter der freiwillig aus der Reihe tanzte. Dennoch musste er seufzten. Es war nicht alles schlecht gewesen in seiner Heimat. Und er vermisste auch Kaori. Sie war die einzige Freundin die er in dem Laden gehabt hatte. Sie zu verlassen war der schwierigste Part gewesen. So schwer, dass er nicht mal Bescheid sagen konnte dass er geht. Er verließ das Dorf einfach in der Nacht. Und er wollte auch nicht mehr zurück. Dennoch fiel es ihm leichter zu gehen als er dachte. Er sah von sich auf und zu den Jungs rüber. Kaneda, Kai und Yamagata standen in der Küche und besprachen schon eine Weile was sie als nächstes tun sollten. Die Sache mit diesem einen Typen namens Mad ließ sie einfach nicht los. Tetsuo wusste nicht mal wer das war, also stand er erneut am Seitenrand und hatte keine Ahnung. Es war genau wie bei ihm zuhause…Sichtlich genervt stand er dann auf. „Hey!“ Sprach er laut und hatte auch sofort die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich. Sie sahen ihn erstaunt an und Tetsuo fing an Klartext zu reden: „Eins werde ich gleich mal klarstellen: Wenn ich schon bei euch bleiben muss, dann werde ich auch gefälligst in alles was die Gruppe betrifft eingeweiht! Ich werde nicht am Seitenrand stehen und ihr entscheidet alles alleine! Das könnt ihr gleich mal vergessen!“ Die Blicke die auf ihm ruhten waren alle unterschiedlich. Kai war überrascht dass er sowas sagte. Yamagata wirkte dagegen sichtlich genervt. Warum sollten sie dieses Gör, das sie nicht mal wirklich kannten, schon gleich in ihre Pläne einweihen, als würde er seit Jahren dazu gehören? Für ihn stand das außer Frage. Kam nicht in die Tüte. Kaneda dagegen war erfreut. Gefiel ihm natürlich dass sich der Kleine gleich so reinkniete. Es zeugte von Interesse und Neugier und genau das wollte er von ihm. Er wollte das Tetsuo dazu gehörte. Nur so konnte er mehr über ihn erfahren und auch sein Gegenüber zurück. Damit wäre er das neueste Mitglied der Truppe, wenn auch nicht das Jüngste, den Platz übernahm Kai. Allerdings musste er erst Mal in die Basis eingeweiht werden und die Grundkenntnisse erlernen. Er wand sich zu ihm um und sprach erfreut: „Okay. Aber als erstes bringen wir dir einmal bei wie man in Neo Tokyo lebt und sich verhält.“ Yamagata sah ihn erschrocken an. „Warte mal Kaneda! Wir sollten erst mal klären was wir jetzt wegen diesem Mistkerl Mad machen! Der Knirps da kann noch etwas im Hintergrund bleiben und warten.“ Tetsuo sah ihn sauer an. Knirps?! Er kam direkt auf ihn zu. Nach wenigen Sekunden stand er vor ihm und sah taff hoch. Yamagata selbst machte aber auch keine Rückzieher und blieb in seiner Haltung. Sah grimmig zu ihm runter. Kaneda verzog das Gesicht etwas unsicher und unwohl. Hoffte dass die ganze Situation nicht gleich eskalieren würde. Und dann sprach Tetsuo: „Jetzt pass mal auf Lulatsch: Ich lass mich von dir nicht an der kurzen Leine halten. Ich lasse mich von NIEMANDEN anketten oder vorführen wie ein Köter! Nicht mal von da wo ich her komme, konnte man das mit mir machen! Da lass ich mir von einem dahergelaufenen Kopfgeldjäger, der mich vor Tagen noch umbringen wollte, erst recht nicht was sagen! Den Ton mir gegenüber gewöhnst du dir mal schnell ab, oder wir bekommen richtig Probleme miteinander! Und glaub mir: Ich hab dich schneller aus dem Fenster geworfen als du „Motorrad“ sagen kannst!“ Kaneda zuckte bei der Aussage zusammen. Vielleicht wäre es besser wenn er… „…Drohst du mir gerade?“ Kam es sichtlich sauer von Yamagata, aber Tetsuo ließ nicht locker deswegen. Er sah weiter entschlossen und grimmig zu ihm hoch. Verschränkte die Arme vor seiner Brust und sprach dabei: „Hmmmmm kling danach, oder?“ Er sah abwechselnd zu allen. „Und ich möchte auch klarstellen: Das ich nicht euer Freund bin. Ich bin lediglich aus meinen eigenen Gründen bei euch und tu mir das an. Nicht mehr und nicht weniger.“ Sein Blick blieb bei Kaneda stehen, den er einfach nur ansah. Und er zurück. Der Große musste dann sanft lächeln und nickte ihm zu. „Wie du es für richtig hältst Tetsuo. Ich werde dich nicht zu etwas zwingen, was du nicht willst…“ Tetsuo sah ihn nur weiter an…Dann wand er sich ab und lief zu dem Kühlschrank des Älteren. Gut. Da das geklärt war, konnte er endlich mal prüfen was in diesem Schrank so war. „Solltest du auch besser nicht. Sonst könnte es auch sein dass DU mal aus einem Fenster fliegst Kaneda.“ Eine verdammt leere Drohung, dass wusste Kaneda einfach. Er würde ihn nicht verletzten. Das wiedersprach seinen Aktionen die er in Joker seinem Hauptquartier hingelegt hatte. Dennoch schien es den Größten aus seiner Bande zu beunruhigen. Er zeigte sauer auf Tetsuo, der sich einfach mal den Kühlschrank öffnete und rein sah. Noch nie hatte er sowas gesehen. Es war kühl darin. Sein Blick schlich von einem Essen zum Nächsten. Es war nicht viel aber egal. Dann griff er sich eine Packung Sushi und schloss wieder den Schrank. Sah das Essen verwirrt an und lief zurück zur Couch. Setzte sich und schnüffelte unsicher an dem Essen in seinen Händen. Dann sprach Yamagata auch schon laut zu Kaneda: „Das lässt du dir gefallen Boss?! Er hat uns gerade gedroht uns zu töten!“ Kaneda sah zu Yamagata und blieb ganz locker und entschlossen. „Lass das mal meine Sorge sein Yamagata. Ich pass schon auf euch auf.“ Der aber schüttelte nur genervt den Kopf. Er sah wieder zu Tetsuo, der das spürte und ihm einfach frech den Mittelfinger zeigte. Okay das wars. Yamagata sah zu Kaneda und antwortete ihm: „Und wer passt auf dich auf?! Schau dir doch den Mistkerl an!“ Dann wand er sich ab und verließ die Wohnung. Die Tür knallte laut zu und Kai zuckte zusammen deswegen. Oh je, er war sichtlich sauer. Unsicher sah Kai zu Kaneda, den alles nicht zu beunruhigen schien und fragte: „Was machen wir wegen Yama?“ „Erst mal nichts. Der kriegt sich schon ein. Er brauch halt etwas Zeit, so wie immer.“ Sie sahen wieder zu Tetsuo, der inzwischen den Finger gesengt, die Sushi-Packung geöffnet und angefangen hatte zu essen. Schien erstaunlich begeistert deswegen und schlang es förmlich runter. Und da ging Kanedas Abendessen…Der lächele aber nur. Kleiner Fresssack was? Alles was er nach seinem Kampf und seinen Verletzungen bisher getan hatte, außer Meckern, war Essen. Vielleicht brauchte sein Körper das momentan einfach. Hatte vielleicht etwas mit seinen Kräften zu tun. Keine Ahnung, war aber interessant. Und dennoch sah er einfach wunderschön aus, in allem was er tat. Sein neues Outfit passte ihm einfach perfekt. Auf den ersten Blick saß da einfach nur ein kleiner, frecher Japaner, der stark von sich selbst überzeugt war und alles an Essen verschlang was er in die Finger bekam. Und genau so sollte das auch sein. Er sollte nicht auffallen. Äußerlich passte alles. Jetzt musste er sich nur etwas von seinen Kräften verabschieden und nichts Abgedrehtes tun. Sonst war die Verkleidung umsonst. Aber Tetsuo war so dickköpfig, ob er sich darauf einließ? Das besprach er lieber wann anders. Momentan war der Kleine schon geladen genug, warum auch immer… Kai sah derweil auf seine Uhr, als er bemerkte das Kaneda wieder sichtlich fasziniert zu Tetsuo rüber sah. Es war bereits schon spät am Abend. Auch draußen wurde es bereits dunkel, auch noch weil die Regenwolken den Himmel verdeckten. An dem Tag würde sich nichts mehr wegen Mad tun, das musste morgen geklärt werden. Er sah wieder zu Kaneda und warf sich dabei seinen blauen Müllsack über die rechte Schulter. So das sein Boss zu ihm sah wegen dem Knistern des Sacks. „Lass uns morgen in der Schule darüber sprechen Kaneda. Es ist schon spät. Yamagata hat sich sicherlich bis morgen auch wieder beruhigt.“ Kaneda nickte ihm zu. Kai sah mal kurz rüber zu Tetsuo, der fast mit dem Sushi fertig war. Verdammt, was ein Müllschlucker. Er lächelte und kam etwas näher zu Kaneda, flüsterte ihm dann zu: „Was machst du wegen ihm?“ Kaneda sah wieder zu Tetsuo. „Naja ich lasse ihn bei mir schlafen. Und morgen sehen wir weiter.“ Kai lächelte ihn an und legte ihm kurz die rechte Hand auf die Schulter, flüsterte: „Pass bloß auf…diese Rose hat Dornen. Stech dich bloß nicht.“ Er ließ von ihm ab und verwirrt sah ihm Kaneda nach. Was meinte er denn damit? Er war total verdutzt. Kai winkte nach mal zu Tetsuo und rief: „Bis morgen Tetsuo!“ Der aber rülpste nur kurz, eben weil er mit dem Essen fertig war und legte sich locker auf die Couch. Nun in aller Ruhe verdauen. Er antwortete nicht dem Kleinen, obwohl er ihn wahrgenommen hatte. Kai aber machte das nichts aus und er lief zu der Wohnungstür. „Bis morgen Kaneda. Ach ja! Und denk daran wir haben Hausaufgaben bis morgen!“ Dann schloss er die Tür hinter sich und Kaneda sah erschrocken zu dieser, schrie: „Was?! Wir hatten Hausaufgaben?! Scheiße!“ Das klang nach einer langen Nacht. Scheiße. Eigentlich sollten ihm die Hausaufgaben egal sein, aber er konnte nicht noch mal ne Klasse wiederholen! Er sackte etwas kraftlos in sich. Seufzte dabei sichtlich genervt. Er hatte Hausaufgaben und Tetsuo hatte sein Abendessen verschlungen, der Abend war echt für den Arsch. Das hieße Arbeiten und das auch noch mit leeren Magen. Tetsuo hatte seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt und lag entspannt auf der Couch. Er sah zu Kaneda und sprach etwas verhöhnend: „Fühlt sich an als wäre etwas nicht okay Kaneda. Willst du darüber reden?“ Er meinte das nicht wirklich ernst. Das wusste Kaneda auch an der Tonart wie Tetsuo sprach und drehte sich um. Er lief etwas müde an der Couch vorbei und antwortete ihm: „Ehrlich gesagt will ich nur noch was essen und dann ins Bett.“ Er verließ das Wohnzimmer und unsicher kam Tetsuo derweil wieder hoch. Kaneda war nur für einige Minuten aus dem Zimmer verschwunden und Tetsuo fühlte sich plötzlich einsam in der fremden Umgebung. In Sekunden hatte sich seine Stimmung geändert und sein dickes Auftragen war verschwunden. Er sah sich unsicher um, aber dann kam auch der Ältere wieder in das Wohnzimmer und hatte einen Stapel an Schulsachen dabei. Was Tetsuo aber nicht erkannte. Woher auch? Denn seine Lernmethoden waren ganz anders gewesen. Er setzte sich neben den PsyKI, der auf der Couch wieder etwas auf Abstand rutschte und ihm nur interessiert zu sah. Kaneda legte die Sachen vor sich auf den kleinen Tisch und schlug eines der Hefte auf. Scheiße, Biologie. Etwas womit er Probleme hatte. Vollkommen verdrängt ehrlich gesagt. Ihm lag eher sowas wie Mathe oder Technik. Bio war so kompliziert. Er musste wenigstens versuchen etwas zu machen. Also stütze er sich vor, nahm einen Stift und fing an zu lesen. Tetsuo sah ihm nur weiter dabei zu. Aber weil er selber jemand war, der keine Ruhe im Hintern hatte, fragte er schon nach wenigen Minuten: „Was machst du da?“ „Hausaufgaben.“ Kam es von Kaneda plump und er las weiter. Tetsuo sah genervt aus wegen der plumpen Antwort. „Musst du die machen?“ „Jaaaa deswegen heißen sie Hausaufgaben.“ Er schrieb etwas nieder. „Ich weis was Hausaufgeben sind! Nur damit das klar ist!“ „Hmhm.“ Kam es von Kaneda wieder kurz und er schrieb erneut etwas nieder. Er versuchte sich zu konzentrieren und Tetsuo komplett in dem Moment auszublenden. Er machte es ihm nicht gerade leicht sich zu konzentrieren. Kaneda ließ sich in der Regal bei sowas schnell ablenken. Tetsuo dagegen schien es überhaupt nicht zu passen dass er so ignoriert wurde. Er kam doch tatsächlich etwas näher und versuchte zu erkennen was die Aufmerksamkeit von Kaneda so beanspruchte und ihn dadurch unwichtig werden ließ. Es dauerte auch nicht lange und er sprach: „Photosynthese. Das hat doch was mit Pflanzen zu tun.“ Erstaunt sah ihn Kaneda plötzlich an und Tetsuo zurück. „Warte mal….Du kannst echt lesen?“ Empört sah ihn Tetsuo an und fauchte: „Natürlich kann ich lesen! Was denkst du von mir?! Dass ich ein ungebildeter Trottel bin?!“ „Was?! Nein! Ich dachte nur nicht dass du sowas beherrschst, weil du ja anscheinend von wo anders kommst und…“ „Denkst du ich bin ein Hinterwäldler und deswegen kann ich nicht lesen?!“ Kaneda stockte kurz…und dann grinste er etwas unbeholfen und vergebend. „…Tut mir leid. Ich hätte sowas nicht denken sollen.“ Also doch! Er hielt ihn für blöd! Wütend nahm ihm Tetsuo das Blatt mit den Aufgaben ab und las sich es mürrisch durch. Kaneda war erstaunt deswegen. Hoffte nur dass er in seinem Zorn nicht den Zettel zerriss. Nach einigen Minuten schlug Tetsuo den Zettel vor sich auf den Tisch und riss Kaneda den Stift aus den Händen. Fing an zu schreiben. Das konnte er also auch. Er löste eine Aufgabe nach der nächsten in Sekunden und der Ältere sah ihm nur nur baff dabei zu. Dann war der Kleine auch schon fertig und reichte ihm den scheiß Zettel. Kaneda nahm den an sich und las die Lösungen flüchtig durch. Wow. Er hatte eine echt schöne Schrift und die Antworten schienen Sinn zu ergeben! Er sah wieder zu Tetsuo, der sauer die Arme vor sich verschränkt hatte und sprach: „Na? Wie fühlt es sich an, wenn man merkt dass der Blöde nicht so blöd ist wie man selbst?!“ Kaneda lächelte ihn nur an. Er war einfach unglaublich. Dann sah er auf seinen Zettel und sprach: „Du kennst dich gut in Biologie aus, oder Tetsuo?“ „Von da wo ich herkomme ist es wichtig sich mit den Einflüssen der Natur auszukennen und dem Körper an sich.“ „Cool! Ich bin mehr für Mathe oder Technik.“ Ergab Sinn. Er stand ja auch auf Motorräder. Und dann grinste Kaneda etwas frech. „Aber…so gesehen gab es auch mal etwas was mich in Biologie interessierte…“ Tetsuo war da nicht so überzeugt und sah ihn auch so an. „Ach ja in was? Wo dein Essen landet nachdem du es gegessen hast?“ Kaneda kam vorsichtig etwas näher, was seinem Gegenüber auch auffiel. Dennoch verblieb Tetsuo auf seiner Position und sah ihn nur an. Er fühlte das Kaneda wieder etwas vibrierte. Ein komisches Gefühl was von ihm ausging. Es war sehr warm…Und dann sprach der Ältere schon fast hauchend und frech zu ihm: „Mich hat schon immer Sexualkunde interessiert. Was da so alles im Körper passiert ist der Wahnsinn…“ Er drehte plötzlich so richtig auf das es einfach peinlich war. Und Tetsuo sah ihn erschrocken an. F…Flirtete er etwa mit ihm?! Nun doch etwas auf Abstand rutschend antwortete er muffig und unsicher: „P-passt ja zu dir du Spinner…Mehr könnte deine Birne anscheinend auch nicht verarbeiten…“ Kaneda kam wieder sanft ein Stückchen näher. So das Tetsuo instinktiv etwas zurück ging. Ihm wurde unwohl und er lief leicht rot an. Warum kam er ihm so nah? Und warum sprach er über solche Sachen wie eben mit ihm? Er musste das schnell im Keim ersticken, bevor Kaneda noch auf dumme Ideen kam…Momentmal…Was für dumme Ideen? Auf was sollte er schon kommen? Sie waren junge Kerle. Er würde ihn sicher nicht nach hinten drücken und versuchen Sex mit ihm zu haben! Da ging seine Fantasie mit ihm durch. Allein das er sowas in Betracht zog war erbärmlich. Kaneda fasste ihn plötzlich zart am rechten Bein, so dass Tetsuo aufzuckte und erschrocken dahin sah. Seine Hand war warm…Kurz darauf sah wieder zu ihm hoch. Wurde förmlich erotisch angesehen und die Luft knisterte. Tetsuo schluckte da nur. Langsam wurde es echt gruselig. Aber was sollte er nur tun? Sollte er ihn an den Kühlschrank feuern, oder lieber aus dem Fenster werfen? Hmmmmm….Entscheidungen, Entscheidungen… „Aber warum rede ich mit dir darüber? Du hast sicherlich auch schon so deine Erfahrungen gemacht, oder Tetsuo?“ Tetsuo sah ihn an… „…Quetscht du mich gerade über mein Sexleben aus?!“ Kaneda grinste frech. „Vielleicht…“ Tetsuo brüllte ihn an: „Das geht dich einen Scheiß an!“ Und da ließ Kaneda plötzlich von ihm ab und seufzte etwas verspielt. Er setzte sich wieder normal vor den Tisch und fing an seine Sachen einzuräumen…Wie? Da kam nichts mehr?! Warum packte er zusammen?! Tetsuo war sichtlich verwirrt über seine Gefühle in der Sekunde. Sollte er sich nicht eigentlich darüber freuen und erleichtert sein? Warum…war er innerlich etwas enttäuscht? „Ich zieh dich doch nur auf Tetsuo. Tut mir leid wenn ich dir zu nahe getreten bin.“ Er sagte das lieb lächelnd zu ihm rüber und stand danach direkt von der Couch auf. Er hatte seine Schulsachen in den Armen und sah noch immer lieb zu ihm runter. Tetsuo verwirrt zu ihm hoch. Warum…war er so zu ihm? Warum behandelte Kaneda ihn so? Er kam sich komisch vor. Es fühlte sich an als würde er extra Spannung erzeugen, um sie dann schlagartig abzutrennen und ihn fallen zu lassen wie einen Sack Kartoffeln! Spielte er mit ihm? Er wurde einfach aus der Situation nicht schlau. Und deswegen wusste er nicht wie er reagieren sollte. Er sah Kaneda einfach nur an. Sein Lächeln wärmte Tetsuo aber innerlich etwas auf…Kaneda zeigte dann auf die Couch und sprach: „Du kannst heute Nacht gerne auf meiner Couch schlafen und meine Decke benutzen. Gehört alles dir.“ Tetsuo sah sich die Couch an und dann wieder zu ihm hoch. „Und…wo schläfst du?“ Kaneda sah in Gedanken nach rechts oben zu Decke. „Hmmmm…Ich denke der Boden in meine Rumpelkammer, was mal ein Schlafzimmer sein sollte, bietet auch Komfort.“ Er wollte auch seine Couch verzichten? Für ihn? Tetsuo setzte sich ganz auf die Couch und zog dabei die Decke über sich. Sie war angenehm weich, wenn auch dünn. Er fühlte sich dabei aber nicht wohl. Kaneda gab freiwillig für ihn seinen Schlafplatz auf…Er sah wieder zu ihm auf und nickte nur. Kaneda warf ihm allerding nur ein Lächeln zu und sprach: „Alles klar. Dann bis morgen früh Tetsuo.“ Damit was das Thema abgeschlossen und Kaneda konnte endlich schlafen gehen…Naja nicht wirklich…Er lief nur einige Schritte in Richtung des Schlafzimmers und dann sagte Tetsuo plötzlich in einen ruhigen Tonfall: „Hey Kaneda…“ Der blieb sofort stehen und sah zu ihm. „Hm?“ Tetsuo stockte…aber fasste sich dann plötzlich am Herz und sprach zu ihm: „…Danke. Also…für was du für mich tust. Also…“ Wow, war anscheinend nicht so leicht hm? Kaneda lächelte ihn nur sanft an. Da war er wieder. Der sanfte und unsichere PsyKI den er vorhin gesehen hatte. Er sprang schnell in der Stimmung umher. Als wäre er ein Mädchen mit ihrer Periode. War Tetsuo sogar etwas rot dabei, als er das gesagt hatte? Er könnte schwören eine leichte Röte auf den Wangen seines Gegenübers zu erhaschen. Und wieder wirkte er unglaublich zart…und einfach unwiderstehlich. „Gute Nacht Tetsuo.“ Und damit wand er sich ab. Es war etwas plump und abhakend gewesen, aber er musste das tun. Denn er fühlte wie er wieder auffuhr. Er wurde innerlich wieder heiß auf den Kleinen und die Stimmung war so schon etwas erotisch gewesen. Es konnte tödlich enden, wenn er nicht die Handbreme anzog. Er floh förmlich den zweiten Gang runter und in das Schlafzimmer. Schloss die Tür hinter sich und rutschte an diese gelehnt herunter. Aber auch die geschlossene Tür, die sie voneinander trennte, half kaum. Es brannte so sehr in ihm. Er wollte ihn einfach. Er wollte Sex mit ihm. Aber er wollte auch zugleich Liebe dabei spüren. Also waren ihm die Hände gebunden. Es war noch ein langer Weg bis dahin, das war ihm klar. Er musste weiter Stand halten. Besonders Tetsuo zur Liebe. Sein Blick fuhr an sich herunter…Sah aus als müsste er sich diese Nacht doch noch einen runter holen… Tetsuo war aufgefallen dass Kaneda schnell abgebrochen hatte. Für seinen Charakter sehr komisch, aber vielleicht war es auch besser so. Er war auch innerlich etwas aufgekratzt. Gefühle die er selber nicht deuten konnte glühten in ihm. Und er wollte auch nur noch abschalten. In dem Wohnzimmer wurde es immer dunkler und er lag einfach nur auf der Couch. Er war zugedeckt und lag seitlich. Aber so gesehen konnte er nicht schlafen. Zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf. Auch hatte er wegen seiner Wunden schon viel verschlafen an diesem Tag. Weswegen er noch nicht mal wirklich müde war. Und er war gespannt wegen morgen. Was würde er morgen wohl in Neo Tokyo erleben? Welche Abgründe würden sich auf tun dabei? Und er war gespannt wie Kaneda so lebte…Das interessierte ihn auch besonders. Es ließ ihn einfach nicht los. Kaneda…Er lag neben an im Zimmer und es fühlte sich so fern an. Dennoch konnte er ihn spüren. Es fühlte sich aber komisch an. Er schien förmlich hochzufahren…Machte er noch Training oder so? Vielleicht. Schien anstrengend zu sein…Schließlich schloss er doch die Augen… Sein Sexleben hm? Vielleicht wäre es für Kaneda komisch gewesen…zu hören dass Tetsuo noch nie Sex gehabt hatte. Es lagen die Fakten auf dem Tisch: Er war ein junger Kerl von 15 Jahren und hatte noch nie eine Freundin geschweige denn Sexualverkehr gehabt. Für die Meisten in seinem Alter war er damit der Loser. Aber ihm war das egal gewesen. Er verspürte einfach nicht den Drang nach körperlicher Nähe zu jemand anderem und sich zu paaren. Und es war jetzt nicht so, dass er keine Mädels kannte und deswegen den Drang nicht verspürte. Er kannte Kaori…Ja okay nicht viel, aber immerhin. Sie war aber nur eine gute Freundin aus Kindheitstagen. Sie wäre wahrscheinlich die Jenige mit der er über Beziehungsprobleme reden würde. Diese Art von Freundin war sie. Ehrlich gesagt hatte er sich noch nicht mal selber befriedigt. Irgendwie konnte er das nicht. Es war wie eine Barriere von seinem Innern aus. Jemand hatte mal gescherzt dass er sich seine Unschuld anscheinend für jemand ganz besonderen aufbewahrte…Keine Ahnung. Nein, Völliger Blödsinn. Aber dennoch konnte er einfach nicht… Er seufzte und drehte sich auf der Couch um. Zog dabei die Decke zu sich höher und kuschelte sich in diese. Es machte keinen Sinn weiter darüber nachzudenken. Er sollte lieber versuchen zu schlafen. Die Decke war schön weich, wenn auch alt. Aber…sie roch nach Ihm. Sie roch nach Kaneda. Dieser Geruch gab ihm das Gefühl, als würde er ihn schützend umarmen. Es war so ein beruhigender Duft, dass er sich komischer Weise entspannte und dann doch nach wenigen Minuten eingeschlafen war… Die Sonne kroch langsam über den Rand der Häuser. Die sanften und warmen Strahlen schlichen sich in das Wohnzimmer von Kanedas Wohnung und erfüllten dieses auch langsam mit ihrer Wärme. Als der erste Strahl sanft Tetsuo seine Nase kitzelte gähnte dieser verschlafen auf. Er lag noch immer schön ein gelümmelt in der kuscheligen Decke, die er sich bis an den Hals hochgezogen hatte und er seitlich auf der Couch lag. Er lag in Embryo-Lage und hatte die Beine angezogen. Noch immer machte sein Körper keinen Anstand hochzufahren. Müde öffnete er die Augen und blinzelte kurz, weil ihn die Sonnenstrahlen anfingen zu blenden. Und endlich fühlte er die Wärme von ihnen und ihm wurde auch wohler. Wäre er eine Katze hätte er angefangen zu schnurren. Es war schon morgen? Langsam erhob er seine müden Knochen. Er setzte sich hin und streckte sich erst mal ordentlich zur Decke über ihm. Renkte sich dabei die Arme etwas ein und gähnte erneut. Er sah in dem Moment vielleicht nicht so aus, aber er fühlte sich großartig. Alle Schmerzen oder Überbleibsel vom Kampf waren verschwunden und verheilt. Er war endlich wieder der Alte. Sofort stand er auf und sprang kurz auf der Stelle. Schwebte danach leicht über den Boden und grinste sanft. Sehr gut, das Fliegen war auch wieder drin. Danach kam er wieder auf den Boden und sah sich um. Einen Spiegel oder so, der wäre nicht schlecht. Nach einigen Rundgängen im Zimmer hatte er auch schon einen gefunden. Er hing direkt in der Küche in einer Ecke und gegenüber an der Wand vor dem Kühlschrank. Etwas ungewöhnlich als Stelle, aber egal. Tetsuo betrachtete sein eigenes Spiegelbild und machte dann zwei Schritte zurück, so das er sich etwas besser begutachten konnte. Er sah nicht schlecht aus. Wo er sich jetzt endlich besser sah, nicht nur an sich runter, wirkte es echt cool. Der türkise Hoodie leicht etwas zu groß, aber nur gering. Lag dadurch locker an ihm, was ihm dennoch gefiel. Er steckte die Hände in die vorderen Taschen des Hoodie und posierte etwas vor dem Spiegel. Stellte sich seitlich und sogar etwas sexy hin. Eines musste man Kai lassen: er hatte echt Geschmack. Gut gewählt. Auch die neue Frisur war etwas womit er sich anfreunden konnte. Er strubbelte sich diese zu Recht. Sie war kurz und erinnerten ihn sehr stark an damals. So ähnlich waren seine Haare auch geschnitten, als er ein Kind war. Aber das war schon okay. Kaori hatte ihm auch öfters gesagt er solle sie wieder kurz machen. Hatte sich aber gesträubt, weil er lieber rebellisch sein wollte. Wenn er sich so im Spiegel sah, musste er eingestehen dass sie damals doch Recht hatte. So wie in vielen Dingen…Er war ein komplett anderer Mensch. Das wurde auch ihm in dem Moment bewusst. Er sah aus wie ein Junge aus der Stadt. Es gefiel ihm echt gut. Was wohl die Leute aus seinem Dorf sagen würden wenn sie ihn so sahen? Er musste kurz traurig lächeln. Sie würden ihn verurteilen. So wie immer. Und ihr Oberhaupt würde ihm sicherlich noch dazu dem Kopf abreißen und ihn eine Schande nennen… Sofort schüttelte Tetsuo den Kopf und wand sich vom Spiegel ab. Konnte ihm doch egal sein! Er wollte da eh nie wieder hin! Und dann lief er auf den Kühlschrank zu und öffnete diesen wieder. Erwartungsvoll sah er sich darin um und suchte nach was leckeren zu Essen. Dieses Mal aber wurde er enttäuscht. Die einzigen Reste in dem Teil waren Reis und Milch. Damit war seine Hoffnung auf etwas Leckeres erloschen. Mürrisch schloss er den Schrank und lehnte sich an ihn. Warum war nichts zu essen da!? Wollte ihn Kaneda verhungern lassen?! Der konnte was erleben! Er lief aus der Küche und direkt den Flur vor ihm runter. Den Selben in den Kaneda gestern Abend verschwunden war, als er Schlafen ging. Am Ende war rechts eine Tür. Muffig kam er vor diese und holte tief Luft. Natürlich sauer. Und dann trat er zu! Mit einem lauten Knall schepperte er, durch den Tritt, die Zimmertür auf! Er kam sauer rein und brüllte: „Kaneda! Es gibt nicht mal Essen in deiner Bude! Und du erwartest das ich hier bleibe?!“ Aber dann wurde er ruhig und sah sich um. Das Zimmer war durcheinander. Es standen ein kaputtes Bett und vieler anderer Müll darin rum. Dinge die er nicht mal kannte. Aber wichtiger war…Kaneda war nicht da. „Kaneda?“ Er kam in die Mitte des Zimmers und blieb dann in der rechten Ecke vor einem Schreibtisch stehen. Er war sehr alt und unordentlich. Aber dennoch sah er in dem Chaos etwas, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Kam deswegen näher und bückte sich runter. Vorsichtig hob er ein Bild von dem Tisch. Es war eingerahmt gewesen. Darauf war ein kleiner Junge mit seinen Eltern…Durch seine intensive Berührung gestern, wusste er sofort dass es sich bei dem Jungen um Kaneda handelte. Er stand frech vor seinen Eltern und grinste breit. Dasselbe dumme Grinsen dass er immer Tetsuo zuwarf. Überheblich…aber glücklich. Der Vater stand links auf dem Bild. Und seine Mutter direkt hinter ihm. Hatte sanft ihre Hände auf seinen Schultern. Sie war wunderschön. Von ihr hatte er also sein gutes Aussehen, aber auch von seinem Vater hatte er viele Züge übernommen. Er war eine schöne Kombination aus den Beiden… Tetsuo hatte plötzlich das Bedürfnis sich zu konzentrieren. Er wollte die Gefühle des Bildes spüren…aber er ließ es sein. Nicht erneut wollte er in der Vergangenheit und Gefühlswelt von Kaneda rumstöbern. Es gehörte sich einfach nicht. Aber warum war ihm das so wichtig? Bei jedem anderen würde er es doch auch jeder Zeit tun. Warum nicht bei ihm? Respektierte er etwa seine Gefühle? So gesehen…tat es weh dieses Bild zu sehen. Kaneda hatte wenigstens Eltern gehabt, oder eher sie gekannt….Tetsuo hatte sowas nicht gehabt…denn er war ein Findelkind. Er stellte das Bild wieder ab und rieb sich kurz mit dem Arm an der Nase lang. Danach wand er sich ab und verließ das Zimmer. Wo steckte der Kerl bloß? Aber seine Frage wurde nach wenigen Sekunden beantwortet. Ein lautes Türscheppern ließ ihn aufschrecken. Es war die Wohnungstür die aufgerissen und dann sofort zugeschlagen wurde. Vorsichtig kam Tetsuo an die Ecke des Flurs und sah dann zaghaft da rum. Er sah Kaneda, der mit einem großen Beutel in den Armen in die Küche lief. Da war er ja der Blödmann! Sofort kam er um die Ecke und maulte los: „Da bist du ja! Wo bist du gewesen!? Und warum ist nichts zu essen da?!“ Er fauchte dass so laut, dass Kaneda völlig überrascht war und beinahe alles von sich fallen gelassen hätte! Er krallte sich an die Einkaufstüte und sah verstört zu Tetsuo rüber, der mit verschränkten Armen vor der Brust vor der Couch stand. Er sah grimmig drein. Aber Kaneda antwortete nur zu ihm: „Also wenn deine Kräfte mich nicht umbringen, dann werden es definitiv deine Schreckeinlagen sein! Guten Morgen Sonnenschein!“ Er stellte den Beutel ab. „Kein freundliches: Guten morgen Kaneda! Wie hast du geschlafen? Oder: Ich freue mich dich zu sehen! Hast du sowas für mich Tetsuo?“ Er bekam nur weiter einen grimmigen Blick zugeworfen. „Nein.“ Kam es plumpt von dem Kleinen zurück und Kaneda grinste nur, als er anfing den Beutel auszuräumen. „Ja das habe ich mir schon gedacht.“ Er klang nicht beleidigt deswegen, sondern ganz normal und frech. „Wo bist du gewesen?!“ Warum war ihm das so wichtig? Kaneda freute sich innerlich darüber. Langsam zog er ein Stück Einkaufsware nach der Nächsten aus dem Beutel. Er schwieg dabei einfach weiter und summte nur etwas fröhlich vor sich hin. Was sein Gegenüber aber nur noch mehr nervte. Tetsuo hatte echt ein Problem damit, wenn man ihm nicht gleich antwortete. Oder eher auf seine Forderungen einging. Und genau deswegen antwortete Kaneda auch nicht. Er hatte das schon lange gemerkt. Und diesen Zahn wollte er dem PsyKI auch langsam mal ziehen. Sollte sich das leicht abgewöhnen. Nach einigen Minuten antwortete er aber dann doch. Nämlich als er den Beutel ausgeräumt hatte und die ganze Ware schön auf dem Tresen vor ihm lag. Freundlich sah er zu Tetsuo. „Ich war einkaufen. Da du mich gestern ohne Essen ins Bett lassen hast, wollte ich wenigstens heute Morgen vor der Schule noch was frühstücken. Auch dachte ich mir dass du sauer sein könntest wenn nichts zu Beißen da ist.“ Na da hatte er ja mal voll ins Schwarze getroffen. Tetsuo sah ihn einfach nur mürrisch an und kam dann zaghaft näher an den Tresen. Neugierig was er so zu Essen besorgt hatte. Er sah sich die verschiedenen Sachen nur mit den Augen an. Nichts davon sagte ihm etwas, so dass er schließlich fragte: „Und was ist das alles?“ Kaneda sah ihn etwas erstaunt an. Wow. Sie kannten nicht mal Butter? Also die Leute von dem Ort wo er her kam. Er lehnte sich etwas vor und fing an zu erklären: „Also das hier ist Butter. Die machst du mit einem Messer auf ein Brötchen drauf. Und dann belegst du es dir mit was anderem.“ Er zeigte auf die fünf Brötchen, die er gekauft hatte und Tetsuo folgte ihm nur mit Blicken. „Hier habe ich dann noch Lachsscheiben. Und hier Schinken.“ Ach das war Fleisch. Es sah so komisch und anders aus, dass Tetsuo es erst nicht erkannt hatte. Lag an der Farbe des Fleisches. Aber etwas fiel ihm dennoch auf… „Wo ist Gemüse und Obst?“ Kaneda grinste ihn an. „Ich bin nicht so ein begnadeter Blattfresser.“ Er lachte dann leicht, aber Tetsuo musste ihn nur weiter mürrisch ansehen. Okay, ein purer Fleischfresser also. „Ist das ein Problem für dich Tetsuo?“ Der Kleine sah ihn erstaunt an. Schüttelte aber gleich den Kopf. „Nein. Es ist nur…bei uns war Fleisch etwas, was es nicht einfach mal so gab.“ Während er das sagte, nahm er sich ein Messer von dem Tresen und ein Brötchen. Er schnitt es auf und fing an die Butter drauf zu schmieren. Okay er lernte schnell. Aber was er sagte machte Kaneda nur noch neugieriger. Er fing auch an sich ein Brötchen zu schmieren und dann zu belegen, als er fragte: „Würdest du mir mehr davon erzählen? Oder bin ich dir zu aufdringlich damit?“ Tetsuo legte sich Lachs auf sein Brötchen und sah ihn dann an. Er schien etwas zu zögern. Er fand es schön das Kaneda so vorsichtig und höflich danach fragte. Definitiv. Aber…was sollte schon so schlimm daran sein ihm davon zu erzählen? Eigentlich war nichts dabei. Es war nur so…das es Tetsuo nicht gut tat. Es weckte teils schmerzhafte Erinnerungen an seine Kindheit, wenn er an seine Heimat dachte…Kaneda biss in sein Essen und sah ihn erwartungsvoll an. Der Kleine seufzte genervt. „Bei uns gab es Vorschriften was gegessen wurde und vor allem wann. In der Regel ernähren wir uns von Beeren und anderem Obst, wie Äpfel oder Birnen. Gemüse war auch jeden Tag auf dem Essensplan. Fisch gab es nur an einem Tag in der Woche. Fleisch dagegen gab es nur zu besonderen Anlässen, wie wenn eine Feier stattfand oder eine Paarung.“ Kaneda verschluckte sich fast an seinem Glas Milch, als er das Wort Paarung hörte und Tetsuo sah ihn verwirrt an. Der Ältere hustete etwas, kriegte sich dann aber wieder ein. Sprach darauf: „Sorry. Ist dieses…naja diese Paarung sowas wie bei uns eine Hochzeit?“ Eine ungewöhnliche Frage. Warum interessierte ihn das? Tetsuo legte den Kopf schief. „Kommt drauf an. Was ist eine Hochzeit?“ „Naja man…man verspricht den anderen auf ewig zu lieben und zu ehren. Kinder haben. Mit ihm zusammen zu sein, bis man stirbt ect.“ Tetsuo aß einfach weiter und nickte nur stumm. Als er runtergeschluckt hatte antwortete er: „Ja dann ist es wohl das Selbe.“ Kaneda schnaubte leise aus. Lustiger Weise hatte er sich vorgestellt wie sich zwei PsyKI vor allen anderen paarten, also Sex hatten. Das wäre echt krass gewesen. Aber es war interessant zu hören, dass Tetsuo offensichtlich nicht oft Fleisch aß und eher vegetarisch lebte. Wenn auch gezwungen. Was war das nur für ein Ort von dem er kam? Er sah dem jungen PsyKI heimlich beim Essen zu. Es war ein holpriger Morgen gewesen, aber wenn sie so zusammen aßen…war das echt schön. Kaneda aß in der Regel allein am Morgen. Gesellschaft zu haben gefiel ihm echt gut. Er fühlte sich wohl. Vor allem wenn die Gesellschaft so hübsch war wie Tetsuo…Denn er sah einfach umwerfend aus. Er wirkte durch das Outfit und den Style freundlicher und leicht rebellisch. Auch wenn er das überhaupt nicht war, er war total rebellisch. Außerdem sah er weiterhin sexy damit aus. Und ehrlich gesagt beneidetet er Kai etwas dafür, dass er Tetsuo wahrscheinlich teils nackt gesehen hatte… Der Kleine machte sich bereits das nächste Brötchen und Kaneda riss sich aus seinen Fantasien. Er sah auf seine Wanduhr über dem Kühlschrank und trank dabei sein Glas leer. Die Schule fing bald an. Tetsuo war das nicht entgangen und er fragte: „Musst du wo hin? Weil du andauernd auf die Uhr schaust?“ Kaneda sah ihn an. „Du kennst Uhren?“ Danach hatte er ein Stück Lachsscheibe im Gesicht. Kaneda nahm sie locker ab und lächelte, dann aß er sie einfach sofort. Tetsuo fauchte: „Ja ich kenne Uhren du Blödmann!“ Kaneda lächelte weiter und räumte dann das Besteck in die Spüle. „Ja und du solltest auch langsam mal fertig werden.“ „Warum?“ Kaneda sah zu ihm. „Weil du mit mir in die Schule kommst.“ Tetsuo verschluckte sich beinahe beim Essen und fing danach an zu husten. Hehe, wie bei Kaneda vorher, was diesen grinsen ließ. Der Kleine klopfte sich sogar dabei auf die Brust. Als er fertig war sprach er dann laut: „Wie kommst du darauf dass ich mich wieder auf die Schulbank setzte?!“ Anscheinend gingen die Menschen in Neo Tokyo länger zur Schule. Tetsuo war bis zu seinem zwölften Lebensjahr in der Schule gewesen. Also bei ihm war das nicht direkt Schule, sondern mehr Unterricht von Älteren Bewohnern seines Dorfes. Jeder kannte sich in einem Bereich aus und brachte es den Kindern bei. So lernte er auch über Fahrzeuge, oder andere Gewohnheiten, die bei normalen Menschen normal waren. Aber halt nur das Wichtigste. Am peinlichsten war immer Sport oder Sexualkunde. Sport weil er von den Jungs der zierlichste war und deswegen gehänselt wurde und Sexualkunde naja…weil es eben so war! Er wollte nicht wirklich wissen, was im Körper so abging wenn man sich paarte! Ihm war das peinlich gewesen. Vor allem wenn Kaori neben ihm saß. Sie nahm das lockerer als er. Vielleicht auch zu locker, dass es ihm ebenfalls peinlich wurde. Sie scherzte mal, dass Tetsuo seine Kinder bestimmt hübsch werden würden, weil er auch so ein Hübscher wäre. Er lief in dem Moment knallrot an und konnte sie Tage lang nicht mehr ansehen. Er dachte in dem Moment, sie wollte Kinder mit ihm wenn sie geschlechtsreif waren. Als er sie darauf ansprach, lachte sie ihn aber nur aus und meinte es war nicht so gemeint. Er wusste nicht ober er enttäuscht, oder erleichtert sein sollte damals. Er nahm es neutral und löschte es einfach aus ihrer Freundschaft, indem er nicht mehr darüber nachdachte. Er konnte auch nicht verstehen warum die Mädchen das so toll fanden ein Kind zu bekommen. Er fand es gruselig. Zu hören dass in einem Mensch ein Mensch heranwuchs und der Bauch größer wurde. Und wie es dann aus dem Menschen kroch, das war doch purer Horror! Allein die Schmerzen! Da war er echt froh ein Junge zu sein. Mädchen waren gruselig… Kaneda lief zu seiner Couch und schüttelte schnell die Decke auf zum Lüften. Tetsuo weckte das auf und er sah hinter sich zu ihm. Da fiel ihm ein: „Sag mal wo sind eigentlich meine Klamotten?“ Kaneda sah zu ihm und hörte auf die Decke zu schütteln. „Die hab ich im Badzimmer oben auf den Apothekerschrank gelegt, zusammen mit deinem Cape. Ich denke da sollten die erst mal sicher sein.“ Tetsuo nickte nur und schlang sein letztes Stück Brötchen runter. Ihm wurde plötzlich komisch. Es fühlte sich schön an, so mit Kaneda zu reden. Mit ihm zu frühstücken. Es war so anders als das was er kannte. In seiner Heimat frühstückte er meist alleine. Oder mit Kaori. So sehr er sie auch mochte und sie seine beste Freundin war…mit Kaneda fühlte es sich anders an. Er hatte das Gefühl mit dem Älteren über andere Dinge reden zu können. Wenn ein Junge und ein Mädchen zusammen sprachen, war das von der Stimmung und dem Thema immer anders. Meist ging es darum nicht aufdringlich sein zu wollen, oder bei dem anderen das Gefühl zu erzeugen man wollte Geschlechtsverkehr. Bei Kaneda war das anders. Er war ein Junge und die Umgangssprache daher etwas lässiger. Aber dennoch…fühlte er eine gewisse Spannung zwischen ihnen. Fast wie das Knistern wenn man erotische Gefühle für sein Gegenüber besaß. Konnte sowas sein…? Als Kaneda die Decke fertig geschüttelte hatte legte er sie ordentlich auf die Couch zurück. Dann kam er neben ihn weswegen Tetsuo zu ihm sah. „Na komm Tetsuo. Ich bin mir sicher, du wirst Spaß an unserer Schule haben! Es ist das letzte Loch glaub mir!“ Er grinste dabei frech…Das klang jetzt nicht gerade überzeugend… „…Solltest du nicht eher sowas sagen wie: Sie ist echt klasse, oder so?“ Er folgte Kaneda zu der Eingangstür und der sprach locker: „Warum sollte ich dich belügen? Und die schönen Tatsachen abändern?“ Na das konnte ja was werden…Kaneda nahm seinen Motorrad und Wohnungsschlüssel vom Brett und öffnete die Tür. Sie verließen die Wohnung und das Theater ging los. Die bescheuerte Tür wieder. Tetsuo sah Kaneda verwirrt dabei zu, wie der an seinem Schloss rumfummelte und verzweifelt versuchte die Tür abzuschließen. Es war echt lustig und amüsant für den Kleinen. So das er dabei fies grinsen musste, was Kaneda aber nicht sah, da er ihm den Rücken zugewandt hatte. Nach 5 Minuten sprach Tetsuo sehr verhöhnend: „Stimmt etwas nicht Kaneda? Ich hab das Gefühl du bräuchtest mal ein neues Schloss.“ Kaneda sah muffig zu ihm hinter und sah das breite und böse Lächeln auf dem Kleinen. „Blödes Arschloch.“ Kam es leise von Kaneda, auch wenn er das nur teils so meinte. Tetsuo machte einen Schritt näher und lehnte sich etwas vor, sprach wieder verhöhnend: „Was? Wolltest du mir was sagen Kaneda?“ „Oh das macht dir Spaß oder Tetsuo?“ „Du hast keine Ahnung wie sehr.“ Und dann fing er doch tatsächlich an zu lachen. Kaneda sah zu ihm. Es war kein böses oder verhöhnendes Lachen gewesen, sondern ein herzhaftes und liebes Lachen. Eines das Kanedas Herz doch schnell schlagen ließ. Auch das freche Lächeln danach ließ ihn warm werden. Er sah so hübsch und süß aus, wenn er lachte… Plötzlich hörten sie wie sich eine Tür öffnete. Beide sahen deswegen nach rechts den Weg hoch. Es war die Wohnungstür der alten Frau Nakamura. Und nach wenigen Sekunden kam sie auch schon raus gehinkt und schloss diese sanft. Sie trug das Selbe wie immer. Kaneda zuckte etwas zusammen. Mist! Die kam ja genau im falschen Moment! Was sollte er ihr sagen?! Die alte Nakamura war immer freundlich und so, aber auch verdammt neugierig! Sie würde bestimmt nach Tetsuo fragen! Das war es dann mit dem heimlich und schnell aus der Wohnung schleichen. Und das dank seiner bescheuerten Tür! Tetsuo sah die alte Oma aber nur an. Wow was ein Fossil. Noch nicht an dem Level ihrer Hohepriesterin dran, aber schon ganz ordentlich. Er blieb ganz locker, warum auch nicht? Und dann kam sie schon interessiert auf die Jungs zugehinkt. Tetsuo machte seine Hände in den Taschen des Hoodie und sah nur zu ihr. Kaneda hatte die Tür noch immer nicht verschlossen…Dann war die Alte auch schon neben ihnen und sprach freundlich: „Guten morgen Shotaro.“ Tetsuo sah sie verwirrt an. Wen? Mit wem sprach sie? Er sah sich verwirrt um. Stand noch jemand anderes im Flur? Kaneda wand sich an Frau Nakamura etwas erschöpft: „Morgen Omi. Du bist aber schon früh wach.“ Moment! Meinte sie Kaneda?! Die alte Frau sah zu Tetsuo rüber und der sah sie einfach nur an. Es entging ihm aber auch nicht, dass sie ihn anscheinend abcheckte. Von oben nach unten. Dann lächelte sie ihn aber an und wand sich freundlich an Kaneda: „Wie ich sehe hast du netten Besuch Shotaro.“ Endlich hatte Kaneda dieses verfluchte Schloss zu und stellte sich wieder normal hin. Er kam neben Tetsuo und sah zu ihm. Dann wieder zu der Oma und sprach: „Ähm ja…Frau Nakamura das ist…“ „Das ist aber ein hübsches junges Mädchen. Wie heißt du denn meine Kleine?“ Beide Jungs schwiegen. Kaneda kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Oh mann. Er wusste ja das die Oma etwas schlecht sah, aber da sie so blind war, dass sie einen Jungen für ein Mädchen hielt, dass war schon heftig. Wie sollte er jetzt darauf reagieren? Tetsuo lief knallrot an. Er war ja schon für vieles gehalten worden, aber noch nie ein Mädchen! Sah er echt so mickrig neben Kaneda aus?! Und dann umschlang ihn Kaneda plötzlich mit einem Arm und drückte ihn sanft an sich. Tetsuo erstarrte dabei förmlich und stand einfach nur da. Warum machte er das?! Er sah scheu zu ihm hoch und Kaneda sprach gleich zu der alten Oma: „Ja, das ist meine Freundin Tetsuo! Ich hab sie vor einigen Tagen kennen gelernt und wir passen wie zwei Arschbacken zueinander, hehehe…“ Bitte was?! Was laberte er da?! Tetsuo konnte einfach nur da stehen und alles über sich ergehen lassen. Die alte Frau lächelte die Beiden nur an und sprach dann sehr erfreut: „Oh das ist aber schön. Das du endlich eine so hübsche Freundin hast. Ihr passt sehr gut zusammen. Welch ein ungewöhnlicher Mädchen-Name. Ich wünsche euch alles Gute.“ Klar, war ja auch kein Name für Mädchen! Und dann lief sie an den Beiden vorbei und verschwand in den Aufzug nach unten. Kaneda und Tetsuo standen einfach noch ne Weile da und sahen nur in diese Richtung. Noch immer aneinander gedrückt. Bis der Kleine dann leicht errötet den Kontakt abbrach und sich löste, zu ihm hoch sah und fauchte: „Was geht eigentlich in deinem Schädel ab!? Bist du noch ganz bei Trost?!“ Kaneda kratze sich erneut verlegen am Hinterkopf und antwortete: „Ist doch nichts Schlimmes dabei. Sie ist eben etwas verwirrt, lassen wir sie doch einfach in dem Glauben. Dann lässt sie mich vielleicht auch etwas in Ruhe.“ In Ruhe? Machte sie ihm etwa leichten Druck damit? Also mit der Sache das er keine Freundin hat? Konnte er echt darunter leiden?...Wahrscheinlich eher nicht. So ein Aufreißer und Typ wie er hatte bestimmt hunderte die was von ihm wollten. Tetsuo schnaubte zittrig und sprach dann: „Lass uns einfach zu deiner doofen Schule gehen, ja?“ Und dann setzten sie sich in Bewegung. Sie liefen aber runter und benutzen nicht den Aufzug. Im Vorhof sahen sie auch schon Kaneda sein Motorrad stehen. Der tänzelte förmlich fröhlich darauf zu. Er und diese Karre, oh mann…Tetsuo kam dann einfach neben ihn. Kaneda hatte sich bereits drauf geschwungen und machte sie an. Überprüfte noch mal die Systeme und die Energie. Aber Tetsuo brannte eine Frage im Kopf, die er dann auch unverblümt stellte: „Warum hat sie dich Shotaro genannt?“ Kaneda sah ihn an. Stimmt ja. Er wusste ja nichts davon… „Nun…weil das mein eigentlicher Vorname ist. Mein kompletter Name ist Shotaro Kaneda.“ Das überraschte Tetsuo doch etwas. „Echt?...Warum nennen dich dann alle nur bei deinem Nachnamen?“ Sein Gegenüber lächelte ihn leicht an. „Weil mir das lieber ist. Und weil…weil ich meinen Vornamen hasse.“ Er zog seine Fahrerbrille auf und ließ seine Süße mal kurz auf schnurren und hochfahren. Während Tetsuo ihn einfach weiter ansah. Er hasste seinen Vornamen? Okay das war ungewöhnlich, aber er hatte bestimmt einen guten Grund dafür. Er konnte sich nicht vorstellen dass er seinen Namen nicht mochte weil er uncool war oder so. Das traute er Kaneda nicht zu. Aber er wollte ihn auch nicht löchern deswegen. Kaneda war sehr zurückhalten und freundlich gegenüber Tetsuo seinen Gefühlen im Bezug auf sein Privatleben. Also würde er das auch ihm gegenüber sein. Er sollte es ihm sagen…wenn er es von sich aus wollte… „Gut, sie ist startklar.“ Er sah zu Tetsuo und klopfte dann hinter sich auf sein Motorrad. Natürlich lächelte er dabei lieb. Er deutete mit der Geste auf den Sitz des Vehikels. Verwirrt sah ihm der PsyKI dabei zu. Fragte dann zu der Geste: „Was soll das?“ „Du sitzt hinter mir. Wir fahren los.“ Tetsuo lief rot an. Fauchte beschämt: „I-Ich sitze doch nicht mit dir auf einem Motorrad!“ „Dir wird aber nichts anderes übrig bleiben Tetsuo. Wenn du eine eigene Karre hättest wäre das was anderes. Hinter mir herfliegen kannst du leider vergessen, das Thema ist durch. Du möchtest doch nicht auffallen, oder?“ Na klasse! Er wusste ja dass er sich einzuschränken hatte, aber jetzt durfte er nicht mal mehr fliegen?! Irgendwie hatte er das vollkommen verdrängt. Dennoch schüttelte er den Kopf und machte erneut einen auf dickköpfig. Kaneda kannte aber die Masche inzwischen. Das bedeutete Butter bei die Fische. Er lehnte sich entspannt zurück und sprach lieb: „Aber wenn du nicht willst werde ich dich nicht dazu zwingen. Echt schade, dann musst du wohl darauf verzichten etwas über die Stadt zu lernen.“ Tetsuo sah ich muffig an…Der sollte bloß nicht glauben er würde nicht merken was er da tat! Er wollte ihn ködern der Mistkerl. Und dummerweise klappte es auch teils. Sicher wollte er etwas mehr über die Stadt erfahren. Aber eigentlich…wollte er noch mehr über Kaneda wissen. Wie gesagt das war sein eigentliches Ziel. Der Ältere blickte nur zu ihm und lächelte wieder. Dieses blöde Lächeln…Tetsuo schnaubte und kam einige Schritte näher. Sah auf den Boden und maulte: „Muss ich auf was bestimmtes achten?“ Kaneda kam gleich wieder auf seinem Sitz etwas vor und machte hinter sich den Platz frei. Dabei schüttelte er den Kopf. „Du musst eigentlich nur deinen Arsch hier hoch schwingen und am besten beim Fahren die Augen geschlossen halten. Sie ist sehr schnell und ich hab keine zweite Fahrerbrille für dich.“ Tetsuo kam neben das Motorrad und schwang sich etwas unsicher hoch. Das Vehikel wippte etwas tiefer, weil sie jetzt zwei Personen zu tragen hatte und er sah sich immer noch unsicher von seiner Position aus um. Er saß direkt hinter Kaneda und der lächelte über seine linke Schulter zu ihm hinter. So das Tetsuo wieder unwohl wurde. „Hält deine Karre uns beide auch aus? Sie ist eigentlich nicht dafür gemacht.“ Da hatte er eigentlich recht. Wusste er ja durch seinen Gedankentrick damals. „Ich konnte mich immer auf sie verlassen, sie lässt uns schon nicht hängen.“ „Ja. Im Gegensatz zu deiner Bude ist deine Karre kein Schrott.“ Freundlich wie immer. Kaneda ließ sie kurz mal auf zurren und sah dann wieder zu Tetsuo hinter. „Ach bevor ich es vergesse: Du musst dich auch an mir festhalten. Am besten schlingst du deine Arme um meinen Rücken und vor zu meinen Brustkorb. Schön fest natürlich…“ Tetsuo lief rot an und fauchte erneut: „Warum wusste ich dass da noch so ein Scheiß kommt?!“ Kaneda grinste breit darauf. Süß wie ihn der Kleine immer und immer wieder beschämt anfauchte. Das machte ihm Hoffnung dass da vielleicht doch Gefühle waren. „Das ist völlig normal, wenn man zu zweit Motorrad fährt.“ Und dann tat Tetsuo wiederwillig wie es ihm gesagt wurde. Zögerlich umklammerte er Kaneda von hinten und drückte sich fest an ihn. Wenn er sich so an ihn drückte bemerkte man sofort den Größenunterschied. Tetsuo war tatsächlich einen Kopf kleiner als Kaneda. Weshalb er mit diesem direkt auf Brusthöhe und an seinem Rücken lag. Als der Ältere spürte, wie sich der Kleine fest an ihn drückte, schmiss er die Karre an. Sie zischte sofort los und sie verließen in schnellem Tempo den Vorhof. Noch nie war Tetsuo so schnell unterwegs gewesen ohne zu fliegen. Es war ein ganz anderes Gefühl und es war nicht mal unangenehm. Das Motorrad war erstaunlich leise für seine Größe und auch komfortabel. Aber vielleicht lag das auch daran dass er so an Kaneda gedrückt war. Während der Fahrt war ihm nicht eine Sekunde über frisch gewesen, trotz des Fahrtwindes. Kaneda wärmte ihn anscheinend mit. Und während er so an den Älteren gedrückt war, konnte er es genau hören. Den sanften aber starken Herzschlag. Er war so ein bestimmter und wohltuender Klang. Sehr beruhigend, Tetsuo verlor sich darin. Da er die Augen wegen der Fahrt geschlossen hatte, war es alles was er von seinem Umfeld wahrnahm. Und instinktiv drückte er sich näher an die Wärme und das Geräusch. Er fühlte sich…einfach wohl und behütet. Und das seit langer Zeit mal wieder. Und er könnte schwören, es fühlte sich an als würde sich sein Herzschlag dem von Kaneda anpassen. Als würden sie im Einklang schlagen. Aber vermutlich bildete er sich das dennoch ein. Kaneda dagegen genoss die Gesellschaft auch unglaublich. Und je stärker sich der Kleine an ihn drückte, umso stärker und besser fühlte er sich. Er hatte das Gefühl Bäume ausreißen zu können, so glücklich war er darüber. Und sie waren sich körperlich so nahe, ohne dass etwas passiert war. Völlig freiwillig. Ihm kam es auch so vor, als würde es Tetsuo überhaupt nichts ausmachen, obwohl er sich am Anfang so angestellt hatte. Aber vieles konnte bei ihm auch Fassade sein aus Unsicherheit. Er war definitiv ein bestimmter und selbstbewusster Junge. Aber dennoch schien es so, als würde er in bestimmten Situationen, was Nähe betraf, unsicher und scheu werden. Das war Kaneda aufgefallen. Lag das vielleicht an der Vergangenheit des Kleinen? Tetsuo schien echt betrübt gewesen zu sein, als er in Kanedas Vergangenheit geschnüffelt hatte. So sehr, dass es ungewöhnlich emotional war. Zumindest für einen Fremden. Aber er wollte ihn auch nicht löchern. Er sollte es ihm selbst erzählen, wenn er soweit war. Kaneda hatte mal gehört das Liebe nur aus Freundschaft entstehen konnte. Nur dann wäre es wahre Liebe. Und so gesehen waren Tetsuo und er leider noch nicht mal offiziell Freunde...Und dennoch wollte er schon mehr… Sanft kam das Motorrad von Kaneda im Vorhof der Schule zum stehen. Tetsuo öffnete endlich wieder seine Augen und blinzelte kurz. Was er allerdings dann vor seinen Augen sah faszinierte ihn, aber widerte ihn auch gleich an. Er sah an dem Fahrer vorbei und erkannte ein riesiges Gebäude vor sich. Es war sichtlich mitgenommen und hatte Risse so wie Dreck an den Hauswänden. Allein die Mauern des Hofes und die Treppen waren verschmiert mit Kritzeleien und Schimpfwörtern aller Art die besser unausgesprochen bleiben sollten. Vor dem Gebäude stand auf den Hof eine Statue. Offensichtlich die des Besitzers des Ladens. Sie war auch beschmiert und vollgehängt mit weißem Klopapier. Es war die reinste Bruchbude. In verschiedenen Ecken tummelten sich andere Schüler rum. Tetsuo sah zu ihnen, als Kaneda langsam in eine Ecke fuhr um dort zu parken. Einige prügelten sich heftig, andere schienen mit Drogen zu handeln und wieder andere belästigten junge Damen, die dann allerdings zickig um sich schlugen. In Sekunden wurde ihm klar, dass sich an diesem Ort der Abschaum der Jugend traf. Kinder die anscheinend keine Zukunft hatten oder wollten. Als die Karre zum stehen kam, ließ er von Kaneda ab und stieg runter. Sah sich noch immer fasziniert um. Es war abartig, aber sowas kannte er einfach nicht. Es war alles neu für ihn. Kaneda zog seine Brille ab und hängte sie über das Lenkrad, dann stieg er auch ab und zog, aus einer Kammer unter seinem Sitz, eine Decke hervor. Er warf sie drüber und verdeckte damit seine Schöne. Noch schnell zog er sich die roten Handschuhe zu Recht und wand sich dann um zu dem PsyKI. Der noch immer ganz fasziniert einfach nur da stand und sich umsah. Er kam langsam neben ihm und blieb dann stehen. Fragte ihn frech: „Und? Ist es wie du es dir erhofft hast? So toll und neu?“ Tetsuo sah zu ihm. Er musste etwas schmunzeln. Ob aus Freude oder Mitleid wusste er selber nicht. „Das ist das reinste Drecksloch.“ Kaneda grinste zurück. „Was denn? Hat meine Schule nicht genug Stil für dich? Nirgendwo bekommst du Drogen schneller als hier! Oder eine gewatscht von einer Lady.“ „Klingt als hättest du Erfahrung.“ Kam es stichelnd und spielerisch von Tetsuo. Kaneda nahm es auch spielerisch. „Wenn ICH nicht, wer dann?“ Lautes Giggeln und Kichern dröhnte dann über den Hof, so dass beide nach vorne sahen. Es war eine Gruppe von Mädels. Sechs Stück, die in verdammt knappen Klamotten und geschminkt bis zur Unkenntlichkeit über den Hof torkelten. Was wahrscheinlich auch an ihren Hacken hing. Wie konnte man mit so Absätzen an den Schuhen laufen? Frauen waren komisch. Das fand Tetsuo immer wieder. Und die dort mussten auffallen um jeden Preis. Kaneda dagegen zog sich sonstwas zusammen, was er lieber nicht nennen wollte. Denn eine der Ladys kannte er leider zu gut. Sie hatte ihn auch schon erspäht und kam mit ihrer Gruppe auf die Jungs zu. Innerlich rüstete sich der Ältere auch schon. Das konnte gleich richtig arschig werden. Tetsuo bemerkte die Anspannung neben sich und sah zu Kaneda. „Was ist los Kaneda?“ Er klang tatsächlich etwas besorgt. Leise flüsterte ihm der Größere zu: „Was auch immer du tust, mach bloß keine hektischen Bewegungen! Und bleib ganz locker. Die können Angst wittern, glaub mir!“ Er und Angst? Warum sollte Tetsuo Angst vor einer Gruppe von Mädchen haben? Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah wieder zu den Ladys. Die sie endlich erreicht hatten und etwas auf Abstand stehen blieben. Eine kam aus der Gruppe in den Vordergrund. Sie hatte orange Haare und trug ein Stirnband. Auch sie war total geschminkt und zog gerade genüsslich an einer Zigarette. Pustete dann den Rauch aus und sprach: „Na sieh mal einer an. Wenn das nicht unser Playboy Kaneda ist. Hast dich schon lange nicht mehr blicken lassen Großer. Wir haben dich letztens in der Bar vermisst. Wo warst du denn? Keine Lust auf nen Dreier gehabt oder so?“ Kaneda sah sie einfach nur an. Bis er dann doch nach Sekunden sprach: „Hey Saya. Also ehrlich gesagt warst du die letzten Tage nicht mehr an der Schule gewesen. Deswegen konntest du mich auch nicht sehen. Und an dem Abend, wo ihr in der Bar wart, hatte ich…naja ich hatte noch viele Hausaufgaben zu erledigen und so.“ Tetsuo sah ihn leicht erschrocken an. Warte mal…hatte er Angst vor denen?! Er klang so nervös bei dem was er sagte und wirkte auch so. Er sah wieder zu den Mädchen, diese Saya zog wieder an ihrer Zigarette und einige andere hinter ihr giggelten etwas. Tetsuo verstand nicht was los war. „Hausaufgaben? Oh armer Kaneda. Dabei hätten wir so viel Spaß an diesem Abend haben können…Bist du es nicht langsam leid ohne eine Old Lady dich bei deiner Bande sehen zu lassen? Da könnte ich Abhilfe leisten, wenn du verstehst was ich meine…“ Sie flirtete definitiv mit ihm. Das sprang Tetsuo sofort ins Auge…und es passte ihm nicht. Wie sie da stand. Als wäre sie einem Goldmann aus dem Arsch gefallen und könnte sich alles nehmen was sie will. Als wäre sie etwas Besseres. Er sah wieder zu Kaneda. Wartete auf die Antwort von dem, der aber noch immer nervös zu sein schien. „Saya ich hab dir doch schon gesagt dass ich momentan…“ Die Tussi sah dann zu Tetsuo. Anscheinend hatte sie ihn endlich bemerkt und er warf ihr einen Blick zu der hätte töten können. Sie aber bemerkte das natürlich nicht und sprach dann etwas verhöhnend: „Ach nein. Wer ist denn dein süßer, kleiner Begleiter?“ Kaneda sah zu Tetsuo und dann schnell wieder zu Saya, sprach noch angespannter als vorher: „D-das? Da ist ein Freund vor mir! Naja eigentlich weniger. Eigentlich ist es ein Verwandter! Ja mein Cousin! Er kommt nicht aus Neo Tokyo und…“ Saya sah ihn ungläubig an. „Dein Cousin ja? Du bist ein schlechter Lügner Kaneda.“ „Tetsuo Shima.“ Kam es dann entschlossen und locker von Tetsuo, so dass alle zu ihm sahen. Saya lehnte sich etwas vor. Ihr war der freche und entschlossene Tonfall nicht entgangen, den er ihr zuwarf. Also fragte sie: „Wie bitte?“ „Was meinst du mit: Wie bitte? Du hast mich doch eben nach meinen Namen gefragt, oder Rotschopf? Oder hat sich das Stroh aus deinem Schädel durch die Sonne orange gefärbt und einige Hirnzellen gleich mit verbrannt. Nein tut mir leid, einige sind nun mal einfach nicht schnell mit dem Hirn. Mein Fehler.“ Kaneda wäre in der Sekunde fast die Kinnlade zu Boden gescheppert. Tetsuo zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite und das bei der Königin der Schule! Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Der hatte keine Ahnung was die alles an der Schule erreichen konnte! Er wollte sich einschalten aber dann kam Saya einen Schritt näher. Sie warf die Kippe auf den Boden und hauchte Tetsuo den Rest an Rauch entgegen. Der blieb einfach stehen und hustete nur kurz, als die Tussi dann sprach: „Ohhh…Du hast wohl keine so guten Manieren wie mir scheint.“ Tetsuo sah sie an. „Ja. Aber dafür ist meine Nase umso besser. Wie nennt man den Duft den du versprühst? Giftig und billig? Oder: blöde Schlampe mit Minderwertigkeitskomplex?“ Die Mädels hinter ihr schraken zusammen bei seinem Satz. Nur Saya blieb völlig locker und lächelte ihn dann böse an. Kaneda war ebenfalls erstarrt genau wie die Mädels. Was trieb Tetsuo da?! „Und was bist du? Sein neues Sexspielzeug? Wie viel gibt er dir dafür dass er dich mal ordentlich auf der Karre durchvögeln kann? Die Mädels lässt er seltsamerweise nicht an sich ran. Komisch oder? Vielleicht braucht er mal einen süßen kleinen Arsch zu Abwechslung.“ Tetsuo lächelte böse zurück. „Was denn? Dich hat er noch nicht rangelassen? Ich bin geschockt. Woran kann das nur liegen? An deinem Charme der dem einer Mülltonne ähnelt? Nein warte! Wahrscheinlich ist es deine Figur die nur aus Haut und Knochen besteht. Vielleicht steht er halt mehr auf etwas muskulöses, wie auf ein Hemd. Dagegen kann man aber was tun du Arme.“ Was ein Zicken-Krieg. Keiner der beiden dachte daran aufzuhören. Als würden sich zwei Weibchen um ein Männchen streiten! Wenn das so weiter ging würden sie sich zerfleischen! Wohl eher Tetsuo sie, aber dann würde er auffliegen! Endlich mischte sich Kaneda ein und ging förmlich dazwischen. Er stellte sich vor Tetsuo und sprach zu Saya: „Lass es gut sein Saya. Ich hab dir gesagt was ich über uns beide denke. Das wird nie etwas, also gib es auf, ja? Wir müssen jetzt zum Unterricht.“ Und dann lief er los und schob Tetsuo vor sich her und davon. Und auch wenn er sich quasi von Kaneda aus dem Ring tragen ließ kam sich dennoch vor wie ein Gewinner. Sah noch mal hinter und streckte ihr die Zunge raus. Kaneda seufzte nur und flüsterte: „Super. Du machst dir echt schnell Freunde Tetsuo…“ Noch nie war Saya so wütend gewesen. Und das würde sie ihn spüren lassen… Sie liefen die Treppen hoch und Tetsuo blieb ganz dich bei Kaneda. Er sah sich die Gänge des Gebäudes genau an. Waren eigentlich genauso dreckig wie draußen. Als sie so runter liefen sah ihn Kaneda kurz an. Ihm war etwas aufgefallen da draußen…Er lächelte. „Du hast ihr gar nicht widersprochen.“ Tetsuo sah verwirrt zu ihm hoch. „Hm?“ „Na wegen der Sache mit dem Sex auf meinem Bike. Oder dass sie uns für ein Paar hielt.“ Tetsuo lief rot an und sah weg. „Wohl eher ein Zeitvertreib, als ein Paar…Warum sollte ich ihr einen Gefallen tun wollen? Von so einer Schlampe lass ich mich doch nicht ins Boxhorn jagen. Lass sie doch in dem bescheuerten Glauben. Wir wissen doch das da nichts dabei ist.“ Ist das so? Der Gedanke an Sex auf seinem Bike war aber dennoch sehr reizvoll… Kaneda öffnete dann die Tür in den Klassenraum. Darin war bereits wieder das Chaos ausgebrochen. Kein Lehrer zu sehen, aber viele Schüler die mit Büchern oder anderem Mist um sich warfen. Sich lautstark unterhielten und so weiter. Tetsuo fühlte sich schon unwohl. Er war unter Menschen bei denen seine Art verhasst war. Er konnte sich nicht mal mit seinen Kräften verteidigen. Er musste sich also vollkommen auf Kaneda verlassen. Sollte er allerdings doch Zweifel bekommen, dann benutzte er seine Kräfte. Überleben war wichtiger als alles andere. Und er war besorgt ein Buch an den Schädel zu bekommen… Von weiter oben sah er in dem Raum bereits ein bekanntes Gesicht das ihm zuwinkte. Es war Kai der lächelte und rief: „Kaneda! Hier!“ Sie liefen zu ihm die Stufen hoch. Tetsuo dich hinter Kaneda und sich noch immer unsicher umsehend. Yamagata saß noch eine Etage höher als Kai und zog die Zeitung zur Seite. Es passte ihm sofort nicht das er das Gesicht des PsyKI sah und zog das Papier wieder vor sich. Sie liefen zu Kai rechts rein und setzten sich neben ihn. Tetsuo saß am Fenster. So saß er nur neben Kaneda und war etwas abgeschottet zum Schutz. Dann wand sich Kai vorbei an Tetsuo und sprach freundlich: „Morgen Tetsuo! Schön das du auch da bist.“ Tetsuo sah ihn an. „Was soll denn daran schön sein? Das ist das reinste Drecksloch und die Schüler sind alle bescheuert.“ Kai lachte kurz. „Haha! Ja wir sind auch nicht wirklich gerne hier. Aber was soll man machen?“ Yamagata zog seine Zeitung weg und sah zu ihnen runter. „Ich sag dir was man machen sollte! Wir sollten diesen PsyKI so schnell wie möglich loswerden! Warum hast du ihn überhaupt mitgebracht Kaneda?! Hast du einen Todeswunsch oder so?!“ Die Drei sahen zu ihm rauf. Tetsuo ziemlich düster und böse. Aber Kaneda sprach sofort zu ihm hoch: „Jetzt entspann dich mal Yamagata! Tetsuo bleibt bei uns. Finde dich damit ab, okay?“ Plötzlich drehte sich Tetsuo wieder um und sprach mit geschlossenen Augen: „Lass ihn doch. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich kann das blöde Arschloch auch nicht leiden.“ Yamagata sah wütend zu ihm runter. Er lehnte sich über den Tresen vor und fauchte: „Was hast du gesagt du kleiner Freak?!“ „Hey! Es reicht!“ Kam es wütend von Kaneda und damit war auch das Thema für ihn abgeschlossen. Er wollte nicht dass seine Jungs sich streiten. Und Tetsuo gehörte ab dem Zeitpunkt nun mal auch zu seinen Jungs. Aber als Anführer war es auch seine Aufgabe dafür zu sorgen dass sie aufhören. Er musste sich also was überlegen. Der Grund warum sie so zueinander waren, lag auf der Hand. Yama hatte Angst vor Tetsuo und traute ihm nicht weil er ein PsyKI war. Tetsuo mochte ihn nicht weil er ihn stark beschossen hatte und ihm kein Vertrauen entgegen brachte, sondern nur Hass. Yamagata verschwand wieder hinter seine Zeitung. Tetsuo dagegen sah neben sich aus dem Fenster. Und Kaneda und Kai saßen in mitten der Schlechten Atmosphäre. Die über ihnen hing wie eine Guillotine. Da der Lehrer erneut einfach nicht aufzutauchen schien, mussten sie sich anderweitig beschäftigen. Kai hatte eines seiner Bücher zum Lesen dabei. Es ging um Aliens. Kaneda sah zu Tetsuo. Der sah immer noch einfach nur aus dem Fenster und schwieg. Starrte nur zum Himmel hoch. Woran er wohl dachte? Vorsichtig rückte er etwas näher an ihn ran und fragte ruhig: „Kann ich dich mal was fragen Tetsuo?“ Der sah dann zu ihm. Hatte seine Aufmerksamkeit, wenn er auch etwas genervt aussah. Aber das schien bei ihm Standard zu sein. Er stützte seinen Kopf mit dem linken Arm auf den Tisch und antwortete: „Wenn es denn sein muss.“ „Kannst du bei allem was du anfasst spionieren? Du sagtest wenn du einen Gegenstand berührst kannst du etwas über ihn erfahren oder so. Geht das bei allem?“ Tetsuo schüttelte gleich den Kopf. „So einfach ist das nicht. Ich fasse nicht Gegenstände an und weis dann aus was er besteht oder wie sein Ablaufdatum ist. Das was ich lese und fühle sind die Gefühle des Menschen die an diesen Gegenstand gebunden sind.“ Kaneda sah ihn nur an. Grinste dann. Er hatte keine Ahnung was der Kleine meinte. Tetsuo verstand das und seufzte. „Also pass auf: Nehmen wir deine Karre als Beispiel. Das was ich bei ihr gespürt habe, waren die Gefühle und die Verbundenheit die DU zu dem Teil hast. Du hast sozusagen sowas wie einen Fingerabdruck hinterlassen in Form von Gefühlen. Du kennst sie in und auswendig. Hast sie gebaut und zu dem gemacht was sie ist. Sowas hinterlässt Gefühle und somit Spuren. Und diese habe ich gelesen. Diese Gefühle müssen aber sehr stark sein. Deswegen kann ich nicht bei allem etwas spüren was ich anfasse. An deiner Kloschüssel könnte ich zumindest nicht spüren…Hoffe ich doch.“ Kaneda grinste kurz. „Hey ich liebe meine Kloschüssel.“ War nur ein Spaß. Aber nun hatte er es verstanden. Wer hätte gedacht dass es sowas gibt? Das man Gefühle wie eine Schleimspur irgendwo hinterlassen konnte. Das war echt faszinierend. „Wenn ich sowas könnte. Dann könnte ich zum Beispiel an deinem Cape etwas über dich erfahren, wenn ich es berühren würde. Oder?“ Tetsuo nickte ihm zu. „Könntest du. Es sind Gegenstände die man innig liebt, oder die ein Teil von einem geworden sind. Mit denen man viel Zeit verbringt oder schöne Erfahrungen hat die diese Spuren besitzen. Ohne eine emotionale Bindung dazu kann ich nichts davon erfahren.“ Ergab noch mehr Sinn. Kaneda lehnte sich auf den Tisch vor und stützte sich mit den Ellbogen darauf ab. „Und wie war das bei mir? Das gleiche? Du sagtest mal: dass du nur bei den schwachen Gedanken lesen, oder durch deren Augen sehen kannst. Bedeutet dass das ich ne Niete bin?“ Er lächelte dabei etwas. Nein…nein das war definitiv nicht der Fall bei ihm…Tetsuo schwieg erst etwas. Gab sich aber dann einen Ruck und antwortete ihm: „Nein das stimmt nicht. Du bist nicht schwach in der Hinsicht. Aber als ich dich berührte da…Das Gegenteil ist bei dir der Fall. Deine Gefühle sind so stark, dass sie förmlich in mich eindrangen und mich überfluteten. Ich kann kontrollieren in wessen Gedanken und Vergangenheit ich sehe. Aber bei dir konnte ich es nicht aufhalten. Du hast mich einfach plattgewalzt damit. Deswegen…war ich auch so schockiert gewesen. Deine Vergangenheit ist so voller Schmerz und Wut dass es überwältigend war. Riss meine Kontrolle eiskalt nieder und strömte in mich….“ …Erotisch. Drang also in ihn ein was? Der Ältere schüttelte die Gedanken ab. Und plötzlich konnte Tetsuo den Blick zu Kaneda nicht mehr halten. Er sah vor sich auf den Tisch. „…Ich wollte nicht schnüffeln Kaneda…Tut mir leid.“ Das war…ehrlich und lieb von ihm. Kaneda war sehr froh darüber und lächelte ihn nur weiter sanft an. Vorsichtig fasste er ihm auf den Rücken und streichelte den sanft. Tetsuo schrak leicht zusammen und sah erschrocken zu ihm. Der Ältere ließ die Hand auf seinem Rücken ruhen und fragte dann: „Besser nicht? Zwinge ich dir wieder Erinnerungen damit auf?“ War er besorgt? Sorgte e sich um Tetsuo sein Wohlsein? Der schüttelte nur den Kopf und sah wieder auf den Tisch. „Nein. Wie gesagt normalerweise passiert mir sowas auch nicht einfach so. Ich bin sehr geübt darin mich aus den Gefühlen und Köpfen der Leute raus zu halten. Das war das Erste was ich als Kind lernen musste…“ Kaneda ließ von ihm ab. Runzelte die Stirn verwirrt. „Du musstest das als Erstes lernen? Was lernt man denn sonst zu erst bei euch?“ Tetsuo sah wieder zu ihm. Es war sehr laut im Klassenzimmer. Keiner hörte über was sie sprachen. „…Normalerweise lernte man zuerst Telekinese zu benutzen. Also Dinge schweben zu lassen und zu manipulieren. Ich allerdings hatte das Problem dass ich als Kind sehr einfühlsam war. Jeden den ich berührte, dessen Leben strömte auf mich ein. Ich sah zu viel und zu schnell. Zu viel für meinen Körper und mein Alter. Es ist ungewöhnlich das Kinder sowas schon so früh können. Meiner…meiner Ziehmutter machte das sehr sorgen. Sie hatte Angst dass es meinen Verstand zerstören könnte, also musste ich zuerst lernen mich abzuschotten von Gefühlen und Erinnerungen.“ Moment seiner…Ziehmutter? Bedeutet dass er hatte…Und plötzlich lächelte ihn Tetsuo nur ganz kurz, aber sehr sanft an. Kanedas Herz machte darauf einen Sprung. „In der Hinsicht sind wir uns also etwas ähnlich…Auch ich hatte keine Eltern und bin ohne aufgewachsen.“ „Du bist auch ein Waisenkind Tetsuo?“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein, schlimmer. Ich bin ein Findelkind. Du hattest bis zu einem gewissen Alter deine Eltern. Ich dagegen…ich habe meine Eltern nie kennengelernt. Ich bin von jemanden in meiner Heimat gefunden und aufgezogen worden.“ Okay er hatte einiges von Kaneda erfahren durch diese Berührung letztens. Das hatte er endlich verstanden. Aber zu hören dass es Tetsuo noch schlimmer gehabt hatte…das tat ihm schrecklich weh. Er dachte immer es gab nichts schlimmeres, als von den Eltern weggegeben zu werden. Aber nicht mal seine Eltern zu kennen, das war schlimmer…Oder war es das? War es schlimmer nicht zu wissen woher man kam? Oder vielleicht schlimmer zu wissen woher man kam und dann zu spüren dass die Eltern einen nicht wollten und lieber weggaben…Er kam noch ein Stückchen näher. Er saß fast an Tetsuo dran, so dass er dessen Wärme spüren konnte. Legte den linken Arm sanft um seine Schultern, so dass der Kleine erschrocken zu ihm aufsah. Sie sahen sich nur einige Sekunden an. Hielten Blickkontakt und dann sprach Kaneda: „Es ist besser nicht zu wissen wer deine Eltern waren. Glaub mir…Ich weis wie schlimm es ist seine Eltern zu kennen und dann erfahren zu müssen das sie einen nicht wollen. Denn bei der nächsten Gelegenheit setzten sie dich wie einen Hund vor einem Waisenhaus aus und vergessen dich einfach. Das ist das schlimmste Gefühl überhaupt. Wenn du nicht gewollt bist…“ Nicht gewollt? Auf dem Bild sahen sie aber ganz glücklich aus. Das Bild in Kanedas Schlafzimmer. Tetsuo hatte gesehen dass er seine Eltern verloren hatte. Aber nicht so genau, dass er ausgesetzt wurde. In der Hinsicht…war seine Kindheit wirklich schlimmer als Tetsuos gewesen. Er warf dem Älteren einen traurigen Blick zu und flüsterte hauchzart: „…Es tut mir so leid…“ Kaneda sah ihn einfach an…Dann ließ er ihn los und ging wieder etwas auf Abstand. Er lächelte erneut. Warum konnte er einfach immer lächeln? Tetsuo verstand das einfach nicht. „Danke…“ Und das meinte Kaneda verdammt ernst. Tetsuo hatte eben so zart zu ihm gehaucht dass…Sex im Klassenzimmer auf dem Lesepult des Lehrers? So in der Dämmerung am Abend. Heiß und innig ineinander verschlungen, tief und sich wild küssend…Er schrie kurz auf und rubbelte sich am Kopf. So das die Drei Jungs um ihn, nämlich Kai, Yamagata und Tetsuo ihn erschrocken ansahen. Dann ließ er seinen Kopf auf den Tisch knallen, was verdammt laut schepperte. Er fand sich erneut so widerlich! Warum dachte er wieder an Sex?! Yamagata fauchte dann zu ihm runter: „Unterbrich mich nicht bei der Sportschau, du Irrer!“ Und las dann weiter. Tetsuo sah ihn einfach nur verstört an. Kai dagegen schloss sein Buch und fragte: „Was ist los Kaneda?“ Völlig überfordert und instinktiv zuckte Kaneda hoch und brüllte: „Wenn ich nicht bald Sex bekomme drehe ich noch durch!!“ Und dann ließ er wieder den Kopf auf den Tisch knallen. Erschrocken sah ihn Tetsuo an und auch Kai war völlig von den Socken von dieser Offenheit. Nur einer pfiff erstaunt dabei auf und kam hinter seiner Zeitung hervor. Brüllte motiviert runter: „Na Halleluja! Das sind ja endlich mal gute Töne von dir! Hab mich schon gefragt wie lange es noch dauert bis du endlich mal nach gibst! Dachte schon dein Ding muss erst anschwellen!“ Und schlagartig wurde Kaneda bewusst was er da gesagt hatte. Er kam erschrocken in Sitzposition zurück und sah sich zwischen den drei Jungs hektisch um. Sprach dabei: „D-Das war nur ein Scherz! I-Ich wollte nur die Stimmung etwas lockern! Wirklich! Hehe!“ Er sah zu Tetsuo der ihn noch immer erschrocken ansah. Unsicher lachte Kaneda wieder. Das hatte er ja mal voll verhauen! Scheiße! Dann kam es plötzlich sehr monoton und komisch von seinem Gegenüber: „…Mann du musst es ja echt nötig haben, was Kaneda?“ Kaneda sah ihn erschrocken an…Hatte das Tetsuo echt eben gesagt?! Er schüttelte gleich den Kopf und sprach hektisch mit den Armen fuchtelnd: „D-Das stimmt doch überhaupt nicht!! Ich wollte nur die Stimmung lockern!! Ich bin nicht notgeil oder so!! Und ich würde auch nicht über dich herfallen oder so!! Niemals!!“ Tetsuo sah ihn noch verstörter an. „Warum ausgerechnet über mich!?“ Kaneda sah ihn weiter erschrocken an und hörte auf zu fuchteln. Er wurde langsam echt rot dabei und Kai schlug sich hinter ihm die rechte Hand an die Stirn. Also wer jetzt nicht verstanden hatte das Kaneda auf Tetsuo stand, der war entweder blind, uneinsichtig oder einfach nur bescheuert! „I-Ich meinte das nur als Beispiel! Also ich würde über keinen herfallen meinte ich damit! Auch nicht über einen Jungen!!“ Kaneda musste es echt sein lassen. Er ritt sich immer mehr rein. So das Kai sich einschalten wollte. Aber Yamagata lehnte sich zu ihnen runter und brüllte vor Freude dazwischen: „Und WIE du über jemanden herfallen wirst! Ich besorg uns für heute Abend einige heiße Schnecken ins Harukiyas! Und dann fickst du dich endlich mal ordentlich durch, du Blödmann! Damit du mal wieder klar in der Birne wirst!“ Kai sah zu ihm rauf…Okay Yama gehörte zu den Bescheuerten…Kaneda drehte sich zu dem Schreihals hinter ihm um und brüllte ebenfalls hoch: „DU hast schon genug scheiße gebaut Yamagata! Wie kommst du eigentlich auf die Idee letztes Mal Saya und ihre Mädels für ne Orgie einzuladen!? Du weist doch das ich nichts von der will und die mich nur als Stück Sprungbrettfleisch sieht!“ Tetsuo rückte etwas zur Sicherheit auf Abstand. So ging es also normalerweise unter den Jungs ab?...Amüsant. Und auch sehr peinlich. Besser etwas Abstand halten…Kai musste sich auch nur beschämt am Hinterkopf kratzten. Oh mann die Zwei zeigten sich echt wieder von ihrer besten Seite…Kaneda zeigte mit dem rechten Zeigefinge auf den Großen und fauchte: „Du wirst nicht EINE, nicht EINE heute Abend ins Harukiyas einladen! Hast du gehört Yamagata?! Oder ich trete dir so richtig in den Arsch!“ „Ich machte dass doch nur damit es dir wieder mal gut geht Boss!“ „Und dann hetzt du mir SAYA auf den Hals?! Wie soll mir das denn gut tun?!“ „Du musstest ja nicht unbedingt SIE ficken!“ „Aber sie würde nur MIR am Arsch hängen!!“ „Was ist mit dieser blöden Kuh eigentlich? Warum hast du vor ihr solche Angst?“ Alle wurden schlagartig still und sahen Tetsuo, der das sehr locker gesagt hatte und mit verschränkten Armen vor ihnen saß. Sein Blick war genervt. Klar in der Situation. Kaneda drehte sich zu ihm und überlegte. Sollte er es ihm sagen? Tetsuo konnte sie auch nicht ausstehen. Wenn er Pech hatte würde er Saya…Scheiße! Oh ja! Er würde Saya vielleicht töten! Also er würde nicht zulassen das er ein Mädchen umbrachte, aber er könnte sie von ihm fernhalten! Scheiße das war ein verdammt guter Plan! Tetsuo könnte sein Bodyguard vor Saya sein! Auch wenn das etwas erbärmlich für Kaneda war…Er lehnte sich zu dem PsyKI vor und fing an zu erzählen: „Saya ist seit 2 Jahren hinter mir her. Sie will unbedingt Sex mit mir und versucht dadurch meine Old Lady zu werden.“ Tetsuo sah ihn verwirrt an. „Ne was? Rede so mit mir, dass ich es auch verstehe!“ Kai sah an Kaneda vorbei und warf sich ein: „Eine Old Lady ist sozusagen die Königin des Anführers einer Biker-Gang. Sie ist sein Mädchen. Sein Alphaweibchen. Sein…“ „Ja ich weis was eine Königin ist!“ Fauchte Tetsuo und sah dann wieder zu Kaneda. „Und deswegen lässt du dich von ihr so rumschubsen?! Bist du so erbärmlich Kaneda?!“ „Das hat doch nichts mit „erbärmlich“ zu tun.“ „Ach ja? Und womit dann?! Willst du ihre Gefühle nicht verletzten?!“ „Pfffff….Saya hat keine Gefühle Tetsuo.“ „Und was ist dann das Problem?!“ „Ich liebe sie einfach nicht.“ Da sah ihn der Kleine erstaunt an. Kaneda meinte es ernst. „Ich habe keinen Sex mehr, weil ich nur noch mit jemand schlafe den ich liebe. Das mag jetzt komisch klingen, aber so habe ich mich entschieden.“ Tetsuo sah ihn an. Wirklich? Das war ja interessant? Das hätte er ihm überhaupt nicht zugetraut. Kaneda war vom Aussehen und seiner Art ein Typ der einfach jeden haben konnte und so viel Sex wie er wollte noch dazu. Das er ausgerechnet von sich aus das nicht zuließ ist ungewöhnlich…Da spielte doch etwas anderes noch eine Rolle bei dieser Entscheidung…Das erinnerte Tetsuo wieder leicht an ihn selbst. Auf die eine Person wartend und nicht wild um sich vögelnd. Das war…echt lieb von ihm so rücksichtsvoll zu sein…Yamagata fing plötzlich an in einer seiner Hosentaschen zu wühlen. Er zog eine 100 Yen Münze hervor und reichte sie dann Kaneda runter. Der nahm sie verwirrt an und Yama sprach: „Hier hast du 100 Yen mein Freund. Geh damit auf den Markt und kauf dir zwei Eier.“ Kaneda warf ihm die Münze an den Schädel und der Große oben lachte nur während er die Münze am Boden zu seinen Füßen suchte. So ein Arschloch. Tetsuo sah giftig zu Yama hoch. „Nicht jeder fickt gleich alles was bei drei nicht auf den Bäumen ist.“ Kaneda sah erstaunt zu Tetsuo. Was hatte er eben gesagt?! Der blühte ja förmlich auf in der Umgebung! Kai klatsche ihm nur zu. Der Große oben kam hinter dem Tisch hervor und fauchte zu ihm runter: „Was willst du denn?! Dir traue ich eh nur soweit wie ich dich werfen kann! Und selbst in dem Raum dazwischen gibt es noch Probleme! Also halt lieber den Rand du Freak und rede nicht bei den großen Jungs mit!“ „Sonst was? Willst du mich umbringen? Hat ja letztes Mal echt gut geklappt. Oh nein warte! Es war ja komplett für den Arsch gewesen, was?“ Er sprach das so giftig und verhöhnend zu Yama hoch, dass sich Kaneda sofort einschalten musste! Ansonsten gäbe es gleich Randale! Yamagata hatte keine Chance gegen Tetsuo, aber das hielt ihn nicht von einem Kampf ab. Er packte Tetsuo am rechen Arm und zog ihn vom Sitz hoch. Quetschte sich mit ihm im Schlepptau an Kai vorbei und sprach: „Kann ich dich mal kurz unter vier Augen sprechen Tetsuo?“ „Du ziehst mich doch schon bereits du Blödmann.“ Kaneda sah zu den Jungs hinter und rief: „Heute Abend um 20 Uhr bei Harukiyas! Und Yama: KEINE MÄDELS!“ Danach verschwand er mit Tetsuo raus in den Gang vor dem Klassenzimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Kai sah noch etwas zu der Tür. Danach wand er sich aber wieder an sein Buch und wollte weiter lesen. Er hörte aber plötzlich wie Yamagata hinter ihm über den Tresen kletterte und auf die Etage zu ihm runter kam. Er donnerte auf und setzte sich auf Kanedas Platz, links neben Kai. Der sah von seinem Buch auf und zu ihm. Yama lehnte sich mit dem Stuhl hinter und legte seine Beine auf den Tisch. Sprach wütend aber doch mal in normaler Lautstärke: „Ist das zu glauben? Es dreht sich plötzlich alles nur noch um diesen Freak.“ „Er heißt Tetsuo.“ „Ist mir doch egal wie der heißt!“ Kai schüttelte nur den Kopf und sah wieder in sein Buch. „Kaneda mag ihn halt sehr. Und wir akzeptieren das. Fertig.“ Yama kam wieder in normale Sitzposition und sah ihn mürrisch an. „Er hat ihn aber nicht zu mögen! Er ist ein Freak! Der wird uns sofort in Stücke reißen, wenn er das hat was auch immer er will!“ Oh mann was für Verschwörungstheorien. Kai sah genervt zu ihm. „Vielleicht solltest du dich einfach mal entspannen Yamagata!“ Der Große sah sauer weg und setzte sich erneut gekippt auf den Stuhl. Füße auf den Tisch. „Werd ich auch! Heute Abend in einer der Mädels!“ Er sah dabei kurz zu Kai rüber, der ihn anscheinend überhört hatte. Oder eher gekonnt ignorierte. Dann fragte er neugierig: „Warum machst du eigentlich bei unseren Sex-Orgien nie mit Kai? Bist du dir zu fein dafür?“ „Nein. Aber ich bin verliebt und betrüge meine Liebe halt einfach nicht..“ Der Große sah ihn erstaunt an. „Was DU bist verknallt?! Na die kann sich ja glücklich schätzen.“ Kai blätterte eine Seite um. „Ein Trottel wie alle…Aber so ist es halt, wenn man verliebt ist kann man manchmal einfach nicht loslassen.“ Yamagata hatte aber keinen blassen Schimmer... Der Gang draußen war leer, weil sich alle im Unterricht befanden. Kaneda stellte sich etwas weiter rechts den Gang runter dann an ein Fenster. Hatte natürlich Tetsuo bis dahin gezogen und der riss sich dann los. Sah muffig zu ihm hoch. „Was ist?“ Das Sonnenlicht strömte schwach durch das dreckige Fenster und wärmte die zwei leicht dadurch. Noch dazu pfiff der Wind durch die Gänge und bestätige damit wie kaputt das Gebäude an sich eigentlich war. Kaneda lehnte sich neben das Fenster und sprach dann bittend: „Kann ich dich um etwas bitten? Würdest du versuchen dich nicht mit Yamagata zu streiten?“ Tetsuo sah ihn an. Wurde aber dann auch schnell wütend und sprach lauter, aber nicht bösartig: „Bitte was?! Das kann nicht dein Ernst sein! Warum sollte ich mich mit dem vertragen?! Er gibt mir doch von Anfang an zu verstehen, dass er mich nicht abhaben kann! Noch dazu wollte er mich bewusst umbringen an dem Abend!“ „Das wollte ich auch.“ Erschrocken sah er Kaneda an, der dann von dem Fenster zu ihm sah, als er das gesagt hatte. Es wurde sehr still zwischen den beiden. Und warum…warum tat Tetsuo plötzlich etwas in der Brust weh? War das…sein Herz? Es war nur ein Stechen aber…Kaneda stellte sich vor ihn und sprach weiter: „Ich bin an dem Abend nur aus einen Grund in Shima gewesen…Ich war da um dich zu töten und für meine Jungs an Geld zu kommen. Es ging mir nur um meine Freunde und Familie. Sie sind alles was ich habe und je hatte. Als ich dich aber sah konnte ich nicht mehr abdrücken. Du warst so verletzt und hilflos…Und mir wurde bewusst das ich dir das angetan habe. Das deine Schmerzen meine Schuld waren…Was wenn auch du Menschen hattest die du beschützen wolltest? Was wenn du aus demselben Grund in Neo Tokyo warst, weswegen ich dich gejagt habe? Weil du jemanden helfen wolltest. Das waren Dinge über die ich mir in der Sekunde bewusst wurde. Und außerdem…“ Er sah zu Tetsuo. Er meinte es verdammt ernst. Sprach aber nicht sonderlich ernst. Mehr ehrlich und zart. Genauso wie sein Blick den er in der Sekunde dem Kleinen zuwarf. Es war…derselbe Blick wie an dem Abend. Verbindend und fasziniert…Tetsuo wurde da wieder unwohl und er umschlang sich selbst schützend mit seinen Armen…Warum machte er das bei Kaneda? Warum fühlte er sich so…verletzlich bei ihm? Und endlich beendete Kaneda den Satz: „…Hab ich noch nie jemanden wie dich getroffen…“ Was meinte er damit? Ungewöhnlich schnell unterbrach Kaneda plötzlich den Blickkontakt und sah aus dem Fenster neben ihnen. Tetsuo sprach unsicher und muffig: „Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit…“ Kaneda sah wieder zu ihm. Erstaunt darüber. „Ich bin auch noch nie einem Menschen wie dir begegnet Kaneda…Und genau das verstehe ich nicht…Ich verstehe nicht warum du mich aufgenommen hast. Warum du mich so behandelst als wäre ich einer von euch. Warum du das alles auf dich nimmst…“ Kaneda sah ihn einfach nur an…Es gab wahrscheinlich keinen besseren Moment als diesen… „Weil ich dein Freund sein möchte.“ Tetsuo war über diese Aussage vollkommen schockiert. Er wollte…was? Er wollte sein Freund sein? Noch nie hatte ein Junge sowas zu ihm gesagt. Kaori war die einzige gewesen die seine Freundin sein wollte. Alle anderen verachteten oder mieden ihn stattdessen. Eine Weile dachte er auch daran dass er einfach nicht für Freundschaften gemacht war. Das er ein einsamer Wolf war. Und das es ihm dadurch besser ging. Denn so…konnte ihm keiner wehtun…Aber wenn er Kaneda plötzlich so hörte…da wollte er es. Er wollte mit ihm befreundet sein. Er wollte…nicht mehr alleine sein…Ein sanftes Lächeln entwich ihm und er sah auf den Boden zu seinen Füßen. Kaneda stand einfach nur da und wartete auf die Reaktion. Es war wieder ruhig und er dachte Tetsuo würde ihm nicht antworten…er hatte sich geirrt. „Freunde hm?...Ich denke das wäre ein Versuch wert.“ Er sah wieder zu ihm auf. Frech wie er immer war. Wie Kaneda ihn kennen gelernt hatte. Stark und unabhängig. So gefiel er ihm. „Und zum Start werde ich nicht versuchen deinen Freund in Stücke zu reißen.“ Kaneda lächelte. Das war erst mal alles was er verlangen konnte. „Yamagata ist ein guter Kerl. Er ist hitzköpfig und laut, aber ohne ihn wäre ich bestimmt schon öfter im Krankenhaus gelandet. Oder sogar tot. Er ist mein Bruder…und ich danke dir dass du es versuchst Tetsuo. Mehr verlange ich auch nicht von dir.“ Tetsuo machte seine Hände in die Tasche des Hoodie am Bauch und grinste fies. „Mehr wirst du auch erst mal nicht bekommen.“ Sie standen einfach nur da und sahen sich an. Beide mit einem Lächeln auf den Lippen. Ein Vogel zwitscherte draußen auf einem Baum und zupfte sich das Gefieder sauber. Der Sommer war in voller Blüte. Und Kaneda fühlte…das dieser Sommer alles verändern würde. Und er wollte Tetsuo noch mehr als zuvor. Es war ihm egal dass sie unterschiedlich waren. Mensch und PsyKI. Er liebte ihn. Er würde um ihn kämpfen. Und er würde alles tun…damit dieser ihn auch lieben lernte. Und sie dann endlich zusammen sein konnten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)