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TETSUO

When one person changes everything
von

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Just one Job that changed everything

Ein kalter Wind zog über Neo Tokyo hinweg.

So kalt dass es ungewöhnlich war für den Juli. Manche sahen dies als böses Ohmen. Andere sahen es als Neuanfang. Je nachdem was für eine Art Auffassung man hatte. Aber selbst dieser kalte Wind änderte nicht an der Lage und Situation in der Stadt. Neo Tokyo war ein raues Pflaster. Jahre nach dem Weltkrieg hatte die Stadt noch immer mit dem Aufbau und Missgunst des Volkes zu kämpfen. Aber besonders hatte das Volk und die Stadt mit ihrem größten, selbstverzapften Problem zu kämpfen. Nämlich den PsyKI`s. PsyKI`s waren anders als normale Menschen. Klassifiziert als Menschen die künstlich erschaffen wurden und gefährlich waren. Es war kein Geheimnis mehr, dass das Militär versucht hat Soldaten mit übermenschlichen Kräften zu erschaffen. Besonders für den Krieg. Das ganze Volk Japans wusste das. Als sie aus dem Labor entkamen, was aus unbekannten Gründen zerstört wurde, fingen sie an sich zu vermehren. Die Regierung, die dieses Vorhaben für das Militär unterstützte, musste anfangen zu handeln. Mussten damit anfangen bevor der Mensch an sich durch diese neue Rasse ersetzt wurde. Bevor es zu Chaos kam. Nicht nur in Japan, sondern auch danach überall auf der Welt. Und erst recht bevor Amerika auf die Idee kam Japan erneut zu bombardieren aus Gründen der Eindämmung. Es war eine schreckliche Zeit gewesen. Menschen wurden auf der Straße abgeschlachtet wie Vieh. Vor den Augen der Bürger, die nicht mal wussten das gezielt ein SpyKI getötet wurde. Eine Starre legte sich über das Volk. Und mit den Jahren fing auch das normale Volk an zu verkümmern. Emotional zu verkümmern und kalt zu werden. Arbeit wurde schwerer zu finden durch den Wiederaufbau. Religionen fingen an ihre Lehren aus ihren Tempeln unter die Menschen zu bringen. Ihnen ihren Glauben aufzuzwingen. Und junge Menschen, verzweifelt durch die komplette Situation in Neo Tokyo waren, gründeten Banden. Biker Gangs wie sie sich nannten mit verschieden Zugehörigkeiten. Die ebenfalls dass widerspiegelten was die Stadt in seinem tiefsten Innern war, verrottet und brutal. Skrupellos und ohne Hoffnung. Es war nichts ungewöhnliches dass im Jahre 2033 hauptsächlich die Biker Gangs in Neo Tokyos Straßen das Sagen hatten. Die Meisten fuhren wie es ihnen beliebt und taten was sie wollten ohne auf das Gesetzt Rücksicht zu nehmen. Es herrschte nur ihr eigenes Gesetzt. Teils war sogar die Polizei machtlos gegen die Unmengen an Gangs die sich schreckliche Bandenkriege lieferten. Meist blutig endend mit zerstörten Straßen oder Unschuldigen die hineingezogen wurden. Das Leben war hart in Neo Tokyo und das wusste auch Shotaro Kaneda.

Auch er spürte den kalten Wind der durch die Straßen schlich. Aber auf seiner Maschine machte ihm dass nichts aus. Er saß in der Werkstatt auf seiner Süßen und bastelte an ihr rum. Sie wurde durch die letzten Male etwas in Mitleidenschaft gezogen. Ihr roter, kraftvoller Lack hatte einige Macken und die Elektronik war etwas durcheinander. Bei dem letzten Krieg mit Joker hatte sich echt mies was abbekommen und dafür sollte der Mistkerl leiden! Aber erst wenn sie wieder fit war und glänzte wie ein Juwel im Sonnenschein. Kaneda liebte sein Motorrad. Sie war auch nicht irgendwas, sie war ein Hybrid und schnurrte wie ein Kätzchen wenn sie heiß lief.

Er stiegt von ihr herab und an das hintere Rad. Er musste an die Kabel und die Verbindung überprüfen. Aber nicht nur sein Motorrad, auch Kaneda war ein echter Hingucker. Er war mit seinen 16 Jahren nun körperlich erwachsen. Ein junger, starker Kerl mit kurzen schwarzen Haaren und haselnussbraunen Augen. Nicht untypisch für einen Japaner. Er trug seine rote Lederjacke und Hose. Auf dem Rücken das Logo seiner Gang. Sie nannten sich Capsules. Warum wusste er nicht mal mehr. Er kam als Kind früh dazu und wurde irgendwann zu Anführer. Vielleicht lag es an ihrem vielem Drogenkonsum? Sie gaben sich häufiger mal Speed um für die Kämpfe gegen andere hochzukommen. Wenn das Zeug nur nicht immer so hart zu beschaffen wäre. Kaneda sonnte sich im Vertrauen und Gehorsam seiner Gang. Er war nicht nur so Anführer er hatte sich dies mit seinen Taten und seiner Art verdient erkämpft.

Er steckte das lose Kabel, hinter dem Reifen in die Öffnung. Es gab einen kurzen Knall und Funken sprühten. Aber dann schnurrte seine Süße auf schon auf. Er lächelte zu ihr hoch.

„Na das ist doch ein Sound den ich liebe. Geht’s dir besser Baby?“

Er streichelte über ihre Seite und kam auf die Beine. Rieb sich die Hände an einem Taschentuch sauber. Eine Tür knallte hinter ihm zu und er drehte sich um.

„Sprichst du wieder mit deiner Kiste Kaneda?“

Ein Junge kam herein und auf ihn zu. Er war etwas kleiner als Kaneda und hatte wildes, braunes Haar. Er trug eine grüne Bomberjacke und lächelte frech. Dieses Lächeln wurde genauso erwidert.

„Nur weil deine Kiste kein Schmuckstück ist Kai. Hör nicht auf ihn Baby. Er weis nicht was wir zwei haben.“

Er streichelte und umarmte sein Motorrad dabei. Kai kam neben ihn und sah sich die rote Schönheit an.

„Ich hätte echt nicht gedacht dass Joker zu solchen Mitteln greifen würde. Er meint es langsam ernst Kaneda.“

Kaneda sah zu ihm. Nun sichtlich wütend. Nicht auf Kai sondern auf diesen Bastard Joker. Bei ihrer letzten Begegnung vor zwei Tagen war Joker völlig außer Rand und Band gewesen. Normalerweise kloppten sie sich mit Eisenstangen oder ab und zu flog mal ne Kugel. Aber nun fing er an Brandbomben zu basteln! Und er warf in aller Öffentlichkeit damit herum! Zugegeben Kaneda war kein Verfechter des Volkes, aber er hasste es wenn Unschuldige in die Sache reingezogen wurden. Eine Eigenschaft die ihn von anderen Anführern unterschied.

„Sehr gut! Dann kann er sich darauf gefasst machen, dass ich ihm das nächste Mal den Arsch aufreißen werde! Es wird Zeit dass dieser Krieg endet! Und ich werde es beenden!“

Kai sah ihn an.

„Nichts für Ungut Chef, aber er wird immer gefährlicher. Nicht nur für uns sondern auch für unser Umfeld. Wir sollten ihn nicht versuchen in der Öffentlichkeit fertig zu machen. Besonders jetzt wo er anscheinend noch mehr auf die Mitmenschen scheißt. Man müsste zu seinem Unterschlupf fahren und ihn ausräuchern.“

Kaneda warf das Taschentuch neben sich auf den Boden und stützte sich auf seiner Süßen ab.

„Klar. Zeig mir den Weg zu seiner Bruchbude und ich fackel sie persönlich ab! Kai glaubst du ich weis das alles selber nicht? Wenn ich wüsste wo der Saftladen ist, wäre ich schon längst mit euch Jungs hingefahren um das Freudenfeuer zu entfachen!“

Er setzte sich seitlich auf den Sattel. Schien sichtlich genervt und frustriert von der Situation. Kai aber lächelte. Er war eher der Sonnenschein der Gruppe und baute meist seine Jungs wieder auf. Was er auch tat.

„Kaneda du brauchst unbedingt mal wieder etwas Abwechslung. Du bastelst jetzt seit zwei Tagen in dieser Werkstadt an deiner Kiste rum. Du wirst ja schon rammdösig. Yamagata hat nebenan bereits angefangen einige Mädels aufzureißen für heute Abend. Vielleicht bringt dich eine der Schnecken mal wieder auf andere Gedanken. Du hattest bestimmt schon lange keinen Sex mehr um mal zu entspannen.“

Kaneda sah ihn an.

„Das geht dich erstens nichts an, zweitens gibt es nur eine Süße in Rot in meinen Leben momentan und drittens hab ich keine Zeit mich mit einer auf nem Zimmer zu vergnügen, wenn um die nächste Ecke Joker mit einem Bataillon von Clowns lauern könnte! Mit den Fackeln in der Hand und der Knarre im Anschlag!“

„Kaneda, Joker weis nicht wo unser Treffpunkt ist. Entspann dich doch mal.“

Kaneda stand auf und fing an das Motorrad neu zu lackieren.

„Ich weis deine Sorge zu schätzen Kai, aber nicht nur du sorgst dich hier. Ich riskiere nicht dass einem meiner Jungs etwas passiert, nur weil ich mich mit ner Nutte gehen lasse.“

Kai verschränkte etwas muffig die Arme vor sich.

„Das sind die Mädels aus unserer Schule.“

„Sag ich doch: Nutten.“

Der Kleinere verpasste seinem Boss einen verspielten Schlag auf den Hinterkopf und lachte dabei kurz.

„Du bist echt manchmal ein Arsch Kaneda.“

Auch Kaneda grinste dabei frech, aber ließ sich nicht von seiner Arbeit abbringen. Kai steckte die Hände in die Jackentaschen und wand sich von ihm ab. Er lief einige Schritte zurück zur Tür, aus der er gekommen war und blieb dann stehen. Sah hinter.

„Wenn du es dir anders überlegst, komm einfach rüber. Jetzt muss ich Yamagata erklären dass du lieber an deiner Kiste rummachst, als an einer Frau.“

Kaneda sah zu ihm. Er grinste.

„Hey! SIE versteht mich.“

Er meinte sein Motorrad. Kai schnaufte und verließ die Werkstatt. Kurz darauf wurde es wieder sehr still. Nur das Geräusch von Kanedas Arbeit war zu hören. Als ob das so einfach wäre. Viele Dinge rannten durch seinen Kopf. Er machte sich viele Sorgen über die er nicht mal sprechen konnte. Denn er wollte niemanden damit zur Last fallen. Kai und Yamagata waren seine Familie. Sie waren seine Brüder. Wie auch der Rest seiner Leute. Eher würde er sterben, als zu zulassen dass ihnen etwas passiert. Er hatte keine zeit für Vergnügen. Aber wenn seine Jungs das brauchten sollte es ihm recht sein. Sie waren da wenn er sie brauchte. Etwas was er aus seiner Zeit im Waisenhaus nicht kannte. Eine Vergangenheit die er am liebsten auslöschen würde. Aber da konnte man nichts machen. Diese Welt hatte Kaneda immer wieder gezeigt wie scheiße sie doch war. Jeder Tag war ein knallharter Überlebenskampf. Und nicht nur unter den Gangs, auch unter den Menschen…

Er legte den Pinsel zur Seite und schnaufte aus…Vielleicht tat ihm etwas Ablenkung ganz gut. Er brauchte jetzt keinen Sex, aber etwas trinken mit den Jungs war doch keine schlechte Idee. Nur kurz um mal den Kopf etwas zu sortieren. Also stand er auf und klopfte sich die Hose vom Staub sauber. Er strich über sein Bike.

„Ich komm nachher wieder Kleine. Lass erstmal den Lack etwas trocknen.“

Und damit wand er sich ab und lief zur Tür. Er öffnete sie und verschwand in den Flur dahinter. Dieser war schmutzig und eine Ratte schlich sich schnell von einem Loch in der Wand zum Nächsten gegenüber. Kaneda lief einfach weiter über den Holzboden und öffnete die nächste Tür am Ende des Flurs. Grelles Licht stach ihm in die Augen und er blinzelte kurz, kam dann in den Raum. Er stand auch schon mitten in der Bar. Sie war düster aber das Neonlicht der Pachinkos und der Jukebox waren stechend. Harukiya war der Name dieser runtergekommen Bar, die sie als eine Art Stützpunkt nutzten. Kaneda kannte nicht mal den Namen des Barkeepers. Wusste nur dass er korrekt war und die Jungs sich hier etwas austoben durften. Natürlich nicht umsonst, war klar. Auch durfte er seine Werkstatt benutzen. Er sah sich um. Hinten in der Ecke war ein Typ gerade an seiner Freundin zugange. Daneben gaben sich zwei alte Kerle die Kante und dann sah er auch schon Kai. Er saß direkt an der Bar und trank aus seinem Glas. Und direkt neben ihm saß auch schon der etwas zu große Yamagata. Beide sahen zu ihm rüber und Kai winkte freundlich. Yamagata dagegen stand auf und fluchte los:

„Da bist du ja endlich du Penner! Ich versuch hier für uns ein riesen Ding zu drehen, mit Mädels und allem und du gammelst in der Werkstatt an deiner Karre rum! Hol dir lieber an den Damen einen runter, als an deiner Karre!“

Kaneda lächelte frech und kam näher. Das war mal wieder so typisch. Er machte sich Sorgen um seinen Boss. Das war Yamagatas Art dies zu zeigen.

„Es könnte funktionieren, wenn doch nur Mädels da wären du Trottel.“

„Ehhh es ist auch noch nicht Abend du Spinner! Würdest du öfter aus dem Bunker rauskommen, hättest du auch nicht dein Zeitgespür und vor allem deine Eier verloren! Wann hast du das letzte Mal mal den Kerl raushängen lassen?!“

Kaneda lachte und setzte sich direkt neben den freundlichen Stinker. Er klopfte ihm auf den Rücken.

„Alles klar Verkuppler, aber ich bin momentan bedient. Danke dass du dich sorgst Yamagata. Mir geht es gut. Aber warum sollte ich dann jetzt schon zu euch kommen, wenn hier noch nichts stattfindet? Wollte ihr dass ich mich zu tote langweile beim Anblick unserer freundlichen Barkeepers.“

Der alte Mann polierte eines seiner Gläser und sah ihn mürrisch an. Er könnte Kaneda in Stücke reißen, so gebaut war er, aber dazu war er etwas zu herzensgut.

„Hey langsam Beachboy. Oder soll ich dich mit deiner Bande rauswerfen?“

Kam es mürrisch. Kaneda grinste freundlich.

„Alles gut hab dich auch lieb.“

Er sah zu Yamagata.

„Nein aber mal ehrlich, was soll ich schon hier?“

Kaneda hatte für sowas einen sechsten Sinn entwickelt. Er spürte wenn seinen Jungs was auf der Seele brannte und genau das war der Fall. Kai und Yamagata warfen sich kurze Blicke zu und dann nickte der Kleinste. Kurz darauf zückte auch schon der Größte einen Zettel aus seiner Brusttasche seiner Jacke. Er war gefaltet und wurde auf den Tisch geknallt. Und dann zu Kaneda geschoben. Dieser nahm den Zettel etwas verwirrt an sich. Er faltete ihn vor sich auf und fing an zu lesen. Er wusste doch es war was im Busch. Und Yamagata erzählte:

„Den Flyer hat Kai vorhin mitgenommen. Die Dinger sind in allen möglichen Gettos aufgehängt wo wir waren. Ist ein Steckbrief.“

„Ja das lese ich auch gerade Kapitän Offensichtlich.“

Und Kaneda gefiel es nicht was er da las. Er legte den Zettel hin und sah ernst zu Yamagata.

„Warum bringst du mir diesen Wisch?“

„Es ist gutes Kopfgeld.“

„Ja das sehe ich auch! 10000 Yen sind nicht übel. Und?“

Yamagata wurde ernster.

„Was heißt hier und?! Willst du dir das durch die Lappen gehen lassen Chef?!“

Kaneda setzte einen Finger auf den Zettel und wurde etwas lauter:

„Hast du eigentlich gelesen um WAS es hier geht?! WAS das Ziel ist?!“

Kai fühlte sich hinter Yamagata etwas unwohl. Er hatte diese Diskussion verursacht. Also sagte er etwas leise hervor:

„Ich dachte wir könnten etwas Geld gebrauchen und…“

Yamagata schaltete sich ein:

„Kai du musst dich nicht rechtfertigen, denn du hast damit völlig recht! Shotaro…!“

„Nenn mich nicht so.“

Kam es schon verdammt kühl von seinem Gegenüber.

„…Kaneda. Wir sind blank okay? Wir brauchen wieder ne Welle die uns hochträgt und DAS hier, ist genau das was wir brauchen!“

Er nahm den Zettel und zeigte ihm diesen ausgefaltet. Sofort schlug Kaneda den Zettel auf den Tisch zurück und sprach leiser:

„Fuchtel mit dem Ding nicht so rum, wer weis wer noch so lauscht…“

Er sah sich kurz in der Bar um und dann wieder zu den Jungs.

„Jungs. Ich habe bei der Jagd nach einem PsyKI schon einmal Leute verloren. Ich mach das nicht nochmal. Auf keinen Fall!“

„Dann gehen eben nur wir drei!“

Kam es von Yamagata ziemlich entschlossen. Kaneda schnaufte.

„Tse! Zu dritt gegen einen PsyKI? Bist du wahnsinnig Yamagata? Oder schon betrunken?“

„Leicht angetrunken, aber voll dabei! Kaneda wir drei sind die besten Fahrer in unserer Gang. Und ich kenne jemanden der uns die Ausrüstung für die Jagd leihen würde. Wir könnten vor den Mädels wieder hier sein.“

Kaneda wand sich auf dem Stuhl ab und trank einen Schluck Cola aus seinem Glas.

„Ja, oder irgendwo draußen am Rande Neo Tokyos in Stücke gerissen liegen.“

Er sah in sein Glas. In Gedanken.

„Ich verstehe dass nicht…Man hat seit Monaten keinen PsyKi mehr gesehen. Geschweige denn von einem gehört auf den ein Kopfgeld ausgesetzt war. Wo kommt das so plötzlich her?...Und du bist dir sicher der ist aktuell Kai?“

Der Keine sah an Yamagata vorbei.

„Zu 100 Prozent. Ich hab mich mal umgehört, viele Kopfgeldjäger sind scharf auf die Kohle. Ist momentan das Thema in den Gettos.“

„Und warum ist noch keiner losgefahren und hat sich den geschnappt?“

„Also von dem was ich höre Kaneda, liegt dass daran dass sie nicht gut ausgerüstet sind. Und angeblich…soll der es auch ganzschön draufhaben.“

Kaneda drehte sich zu ihnen.

„Ein Junge also, ja?“

„Wenn man dem Getuschel Glauben schenkt, dann ja.“

Kaneda sah auf den Zettel.

„…Irgendwelche Merkmale? Haare, ungefähres Alter, oder Kleidung?“

Yamagata verzog seine Mundwinkel langsam zu einem breiten Grinsen. Sein Boss schien angebissen zu haben. Kai überlegte.

„Naja…ich hörte nur schwarzes Haar. Aber er trägt ein auffällig rotes Cape heißt es.“

„Ein Cape?...Ist nicht viel, aber stimmt wirklich ein auffälliges Merkmal. Sollte leicht zum aufspüren sein.“

Yamagata stand auf und war voller Freude.

„Ja! Unser Boss ist dabei! Ich sattel die Pferde und los geht es! Ich fahr sofort zu meinen Kumpel wegen der Knarren!“

Noch bevor Kaneda etwas sagen konnte rannte der Große aus der Bar und schlug die Tür hinter sich zu.

„Ey! Yamagata! Ich hab nicht JA gesagt!!“

Aber das stießt auf bereits verschwundenes Gehör. Kai lächelte zu seinem Chef, der sich genervt auf die Stirn gefasst hatte.

„Er muss auch mal was anderes machen Kaneda. Nicht nur du bist seit Tagen hier und tippelst auf der Stelle. Es wird schon nichts passieren. Wir drei schaffen das locker.“

Kaneda war sich aber da anschneiden nicht so sicher. Er trank sein Glas schnell leer und sprach:

„Wenn ich auch nur EINEN und ich meine das auch so, nur EINEN Moment das Gefühl habe, dass es aus dem Ruder läuft oder zu gefährlich wird, dann blasen wir die Sache ab! Hast du verstanden?!“

Er zeigte mit dem Finger auf ihn, wie wenn ein Vater zu seinem Kind sprach. Kai legte die Hand in militärischer Weise an die Stirn und antwortete:

„Ja Chef!“

Und dann sprang er von dem Stuhl und rannte ebenfalls aus der Bar. Kaneda erhob sich ebenfalls und trottete nach. Seine Motivation war nicht so hochgefahren. Er sah da zu viele Gefahren am Horizont. Er verließ die Bar. Der Barkeeper schrie hinterher:

„HEY! Und wer bezahlt jetzt von euch?!“
 

Draußen auf den vierten Highway aus Neo Tokyo hatten sich Kaneda und seine Jungs mit ihren Motorrädern abgesetzt.

Kai las sich den Steckbrief nochmal in aller Ruhe durch und verband dies mit den Gerüchten die er aufgeschnappte hatte in seinem Kopf. Yamagata dagegen geilte sich etwas an den Knarren auf, die er von seinem Dealer-Freund bekommen hatte. Kein schlechtes Zeug. Definitiv geeignet für die Jagt nach einem PsyKI. Laserwaffen vom feinsten. Etwas abgenutzt aber diese Teile funktionierten. Die waren quasi für die Ewigkeit gemacht worden. Außerdem hatten sie schon einmal diese Waffen benutzt und kannten sich damit aus. Kaneda sah etwas genervt von seiner Maschine zu Yamagata rüber, der schon anfing mit der Knarre auf seinem Motorrad zu posieren. Es war etwas peinlich.

„Alter wenn du Model werden willst bist du hier an der falschen Adresse.“

Yamagata hörte auf und sah zu Kaneda, der das etwas spitz gesagt hatte. Er grinste zu seinem Boss.

„Du bist doch nur eifersüchtig weil die Mädels nicht genug von mir großen, taffen und muskulösen Kerl bekommen können. Und ich zeige was ich habe.“

Kaneda schüttelte den Kopf.

„Nicht jeder ist eben so leicht zu haben wie du Yamagata.“

„Schnauze! Was soll dass denn heißen!?“

Kai warf etwas ein:

„Okay Jungs ich glaube ich weis wo wir hinfahren.“

Er setzte sich wieder auf sein Motorrad und faltete dabei den Zettel zusammen. Yamagata wand sich wütend an ihn:

„Das wurde aber auch langsam mal Zeit!“

Der Jüngste sprang aber nicht auf diese Stichelei an und zeigte den Highway hinunter. Um Neo Tokyo herum befanden sich noch alte Stadtteile von früher. Früher bevor der Krieg war und dieser schreckliche Laborunfall. Die neue Stadt wurde quasi im Herzen wieder aufgebaut, aber viele Teile darum wurden verlassen zurückgelassen. Es war wie ein gespenstisches Ödland. Zeuge einer Vergangenheit der man nicht entkommen konnte. Japaner waren anders in der Hinsicht als der Rest der Welt. Anstatt die Apokalypse versuchen abzuwenden, versuchen sie eher damit klarzukommen. Einen Weg zu einem Neuanfang zu finden. Reste des alten Tokyo wurden deshalb nicht abgerissen, weil es zu viel Geld und Arbeit kosten würde. Vielleicht auch als eine Art Mahnmal an früher. Aber wer wusste das schon? Der dritte Weltkrieg war schuld an der Zerstörung gewesen und man konnte ihn nicht vergessen. Sollte ihn vielleicht auch nicht vergessen. Fakt war dass diese gespenstischen äußeren Teile von Neo Tokyo nicht bewohnbar waren. Keiner wollte freiwillig dort leben. Allein schon wegen dem unfruchtbaren Land und der teils radioaktiven Verseuchungen. Im Herzen der Stadt war das nicht der Fall gewesen, darum wurde dort neu erbaut.

Der vierte Highway, den Kai hinunter zeigte war übersät von Gestrüpp. Die Natur hatte sich über die Jahrzehnte langsam die alte Stadt zurückgeholt. Risse waren im Asphalt und in der Ferne sah man die alten Gebäude, die wie Schatten am Horizont unheilvoll still waren. Noch dazu führte der Highway über den großen Fluss der Neo Tokyo umgab. Damit wirkte die neue Stadt noch mehr wie eine Festung.

„Wir fahren den vierten Highway hier runter. Am Ende müssten wir im Stadtteil Shima rauskommen. Laut den Gerüchten die ich aufgeschnappt habe und dem Steckbrief, scheint er sich in diesem Stadtteil herumzutreiben.“

Langsam schob sich Kaneda mit seinem Motorrad direkt neben den Jüngsten und sah den Highway ebenfalls runter.

„Wäre gut möglich. Ich war schon mal in Shima. Schien damals ein altes Industriegebiet gewesen zu sein. Dort kann man sich gut verstecken und gegeben falls sogar noch was zu Essen finden. Soweit ich gehört habe hat es auch keinerlei Schaden durch Strahlung im Krieg abbekommen.“

Kai sah ihn an.

„Wann warst du denn schon mal in Shima?“

Sein Boss grinste etwas frech zu ihm.

„Wenn ich mal etwas Auszeit von euch Jungs brauche, mach ich halt ne Spritztour durch das alte Tokyo.“

Der jüngste schnaubte etwas und sah zu Yamagata hinter. Der rollte auch endlich neben ihn und zog sich seine Schutzbrille auf. Er schien abflugbereit zu sein und grinste breit. Schön dass einer Spaß an einer Jagd hatte. Ehrlich gesagt war Kai selber noch etwas erstaunt dass Kaneda überhaupt zugesagt hatte. Immerhin hatte er mit seinen Sorgen nicht unrecht gehabt. Einen PsyKI zu jagen war kein Zuckerschlecken. Einen Löwen oder Tiger zu jagen war etwas anderes. Das waren Tiere. Tiere waren nicht intelligent genug um gewisse Manöver zu durchschauen. Ein PsyKI war in gewisser Weise ein Mensch. Auch wenn die Regierung sie nicht mehr als sowas ansah. Ein Mensch konnte intelligent handeln, planen und abwenden. Sie mussten also versuchen schlauer zu sein als er und ihn überlisten. Ein Mensch…Kai erinnerte sich noch an den anderen…An den PsyKI den sie damals gejagt haben. Es war ein junger Mann gewesen aber er war…

„Also! Was machen wir Kaneda?“

Kai riss es aus seinen Gedanken, als Yamagata neben im auf grölte. So sehr dass er sogar etwas zusammen zuckte. Kaneda zog endlich auch seine Fahrbrille auf und legte die Hände an das Lenkrad seiner Hübschen.

„Wir machen es wie Kai sagte. Wir fahren nach Shima rein und klappern die Gegend ab. Keiner dreht hier sein eigenes Ding! Wir bleiben zusammen, ihr zwei hinter mir und ich vorne weg. Habt hier eure Walkies an?“

Kai und Yamagata sahen auf ihre Brust. Jeder hatte ein kleines Walkie-Talkie an seiner Jacke angebracht und stellte die Frequenz ein. Dann nickten sie zustimmend.

„Gut Jungs. Wir bleiben ständig in Kontakt. Haltet Ausschau nach einem Jungen mit rotem Cape. Auf keinen Fall wird sofort losgeballert! Ich will erst wissen womit wir es zu tun haben, bevor die Fete losgeht!“

Was verständlich war. Er wollte die Gefahr ausmachen und ob es dass Risiko wert war. Nach dem Vorfall mit dem anderen PsyKI vor einem Jahr war Kaneda vorsichtiger geworden. Dieser Irre hatte drei seiner Jungs umgebracht und weitere fünf verletzt bevor sie ihm endlich den Kopf von den Schultern geschlagen hatten. Unter anderem auch Kai. Der Kleine hatte deswegen heute noch eine Narbe über den Rücken. Er war auch nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen in dieser Nacht. Dieses Massaker wollte Kaneda nie wieder erleben. Aber der Grund warum er zugestimmt hatte war der Selbe warum auch andere Menschen dass machen würden…Er wollte seine Familie ernähren. Es war wirklich eine schnelle Möglichkeit an Geld ranzukommen. Aber es war nicht den Preis wert jemanden dafür zu verlieren…Bei der Geringsten Gefahr würden sie umdrehen, dass war sicher wie das Amen in der Kirche.

Yamagata nickte entschlossen und brüllte:

„Zeig uns den Weg Chef!“

Und das war das Stichwort gewesen. Kaneda schmiss seine Karre an. Sie schnurrte auf wie ein Kätzchen, leichte Funken sprühten am Vorderreifen los und dann zischte sie auch schon los wie ein Pfeil von der Schnelle. Im Gegensatz zu manch anderen Motorrädern kam sie schnell in Fahrt. Kai und Yamagata brauchten einige Sekunden mehr um wegzukommen, aber bald hatten sie auch schon ihren Abstand zu ihm erreicht. In Formation fuhren sie den langen, düsteren Highway hinab. Keine Lampen leuchteten mehr. Das Stromnetzwerk war abgeschaltet worden, logischer Weise. Aber Neo Tokyo hinter ihnen strahlte so hell, dass es locker den Himmel erhellte, obwohl es bereits schon dunkel war. Nicht gerade leise fuhren die Jungs auf den Stadtteil zu. Das war aber auch okay so. Sie wollten Aufsehen erregen, immerhin mussten sie ihre Beute ja aus ihrem Versteck locken. Wenn ein Mensch eines war, dann war es neugierig. Das traf auch auf PsyKI`s zu. Mal sehen ob ihre Beute sein anscheinend neues Revier verteidigen würde und aus seinem Loch gekrochen kam.

Als Kaneda das Schild mit der verrotteten Aufschrift: Shima las, stellte er einen Gang runter. Seine Süße kam zwar gerade erst auf Hochtouren aber in den Straßen wäre es zu riskant gewesen so schnell zu fahren. Immerhin waren die Straßen im Gegensatz zu Neo Tokyo schmaler gebaut gewesen. Sie schossen an dem Schild vorbei und befanden sich auch schon zwischen den ersten Wohnhäusern. Nichts besonders großes, aber in wenigen Metern vor ihnen erstreckten sich auch schon die gewaltigen Hochhäuser von einer längst vergessenen Welt. Eins war sogar umgefallen und nur das Hochhaus daneben stützte und hielt noch das ganze Gewicht davor ab umzufallen. Fenster waren zersprungen und die Natur hatte sich alles zurückgeholt. Es war ein unglaublicher Anblick. Vergessen. Aber auch ungezähmt und Wild…Einfach frei. Kaneda fasste sich ans Walkie auf der linken Brust.

„Wir fahren ins Zentrum!“

Gesagt getan. Sie bogen nach rechts ab in die nächste Straße, denn die vor ihnen war durch Bauchschutt blockiert gewesen. Und dann bogen sie wieder nach links ab und direkt auf das Zentrum zu. Als sie an den Häusern und Straßen vorbeizogen hielten sie die Augen offen. Es war nichts zu sehen. Niemand mit einem roten Cape, geschweige denn überhaupt jemand. Dieser Ort war komplett verlassen. An seinem Fahrstil bemerkte Kai das Yamagata zu seiner Linken ungeduldiger wurde. Er schlug leicht aus mit dem Motorrad und wieder in die Reihe zurück. Machte er immer wenn er ungeduldig wurde. So dass Kai ins Walkie sprach:

„Bleib konzentriert Yamagata!“

Kaneda horchte ebenfalls auf, als er das hörte.

„Wo steckt dieser Blödmann denn?! Ich hab keine Lust die ganze Nacht hier rumzufahren! Bis der Trottel vielleicht mal auf die Idee kommt uns seine Nasenspitze zu zeigen!“

Kaneda fasste an sein Walkie.

„Hey! Du reißt dich zusammen Alter! ICH sage wann es vorbei ist, klar!?“

Er spielte seine Autorität aus. Und Yamagata würde die auch nie hinterfragen. Sofort hörte er mit dem Scheiß auf und fuhr wieder normal. Was aber keiner von ihnen wusste war…dass sie während sie die Straßen runter rasten, bereits beobachtet wurden…

Nach einer guten halben Stunde hob Kaneda plötzlich seinen rechten Arm hoch. Ein Zeichen dass die Jungs anhalten sollten. Auf Kommando kamen die Motorräder zum Stehen. Sie drifteten noch etwas aus und Kaneda sah zu seinen Jungs hinter. Er zog die Brille ab und wischte sich über das Gesicht, dass voller Dreck wegen der Luft war. Kai dagegen streckte sich nur und Yamagata stieg von seinem Motorrad ab. Er renkte sich den rechten Arm zu Recht und fragte sichtlich genervt:

„Und was jetzt?!“

Kaneda überprüfte den Ladebalken seiner Waffe. Sie war noch gut aufgeladen. Der einzige Nachteil bei diesen Waffen war, dass sie wie große Batterien waren. Sie verloren mit der Zeit Energie und mussten aufgeladen werden. Typisch Zukunft alles was Laser schießen konnte musste nen Akku haben! Er ah wieder zu den Jungs auf und sprach:

„Überprüft euren Akkustand. Ich überlege mir was.“

Er sah sich um und während Kai gehorchte fing der Größte wieder an rum zu plärren:

„Du überlegst dir was?! Boss ich stell dich wirklich nicht in Frage, ich vertraue dir blind mein Leben an, aber hättest du dir nicht schon vorher was überlegen sollen BEVOR wir hier rein gebrettert sind?!“

Aber Kaneda ignorierte ihn gekonnt. Er sah sich um. Sie standen mitten auf einer alten Kreuzung. Um sie herum alte Bürohochhäuser und zerstörte Straßen. Er konnte es nicht wirklich fassen aber…er hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Das hatte er schon als er in diesen Stadtteil fuhr. Er nannte es selbst den sechsten Sinn des Kaneda. Und dieser hatte ihn auch nie wirklich enttäuscht. Er war da…ganz bestimmt. Und das beunruhigte ihn. Er sah zu Kai.

„Was hast du Chef?“

„Er ist hier. Ich bin mir sicher.“

„Das ist doch gut! Jetzt sag uns nur noch wo!“

Kaneda sah genervt zu Yamagata.

„Ich weis es nicht. Und genau dass ist es was mich so beunruhigt. Warum zeigt er sich nicht? Der Letzte PsyKI hatte uns sofort attackiert. Der hier ist anders. Er ist schlauer und vorsichtiger. Aber ich…ich kann ihn spüren. Es ist wie ein Schatten der sich über einen legt…“

Kaneda stand von seinem Motorrad ab und lief einige Schritte davon weg. Verwirrt sahen ihm seine Jungs nach. Was hatte er vor? Aber dann rief ihr Anführer auch schon laut:

„Hey! Ich weis dass du da bist! Und wir sind nicht zum Spaß hier, sondern wegen dir! Also wie wäre es wenn du aufhören würdest mit uns Verstecken zu spielen und wir endlich zum Hauptakt kommen würden!? Du hältst uns jetzt schon seit einer geschlagenen halben Stunde auf Trab! Komm raus uns lass es uns zu Ende bringen!“

Kaneda sagte diese Worte voller Zuversicht. Aber dann wurde es wieder verdammt still. Man hörte den Wind durch die Straßen und Häuser wehen, so still war es geworden. Zugegeben Kaneda pokerte etwas. Er hoffte darauf ihn zu provozieren und somit aus seinem Versteck zu locken. Hoffte aber anhand der Tatsache, dass er sie bisher anscheinend nur beobachtet hatte, dass er nicht gleich aggressiv und ohne Vorwahrung angreifen würde. Es war riskant, aber er musste so spielen. Rumfahren half nichts. Seine Beute war zu schlau und vorsichtig dafür. Es hieß abwarten…Yamagata lehnte sich auf seinem Motorrad auf den Lenker und sprach leise zu Kai:

„Das klappt doch nie, oder?“

Der jüngere zuckte die Schultern.

„Alter es ist als würde die Spinne zur Fliege sagen: komm und lass dich fressen! Der wird sich nicht zeigen Kaneda!“

Aber noch bevor der Größte wieder ausholen konnte schrie Kai plötzlich:

„DA! Da oben!!“

Er zeigte auf ein hohes Haus vor ihnen und die zwei Anderen sahen sofort hin. Kaneda grinste und sprach frech:

„Warum stellst du mich eigentlich immer in Frage Yamagata?“

Auf dem Haus vor ihnen war ein Junge zu sehen. Aus der Entfernung konnte man ihn nicht richtig erkennen, aber was hervorstach war das lange rote Cape, das im kalten Wind nach hinten wehte. Und die etwas längeren schwarzen Haare. Sofort rannte Kaneda zu seiner Maschine und schmiss sich drauf. Er zog die Brille auf und heizte seine süße an. Und noch bevor er loszischen konnte verschlug es ihm die Sprache. Ein Schuss zischte an ihm vorbei und direkt auf ihre Beute zu. Er sah hinter. Yamagata hatte einfach geschossen! Und er sah wieder vor. Der Schuss…hatte verfehlt. Also er hätte definitiv getroffen aber wurde abgelenkt. Er war es. Der PsyKI hatte den Schuss vor seiner Nase abprallen lassen und ihn in das Haus neben sich gelenkt. Dort schepperte der Laser ein. In der Stille ein schrecklich lautes Geräusch. Kaneda schrie zu Yamagata:

„Ich hab nicht gesagt du sollst schießen!“

„Kaneda sie doch nur!“

Schrie Kai und zeigte zu dem Fremden hoch. Und als ihr Anführer dass sah…rutschte auch ihm kurz das Herz in die Hose. Dieser Junge er…er flog plötzlich! Er schwebte über dem Haus, auf dem er noch eben gestanden hatte und man konnte fühlen wie düster er zu ihnen schaute. Yamagata nahm die Knarre runter und maulte:

„Na toll, ein bewegliches Ziel.“

Und dann flog ihnen verdammt schnellem Tempo der Junge davon. Sofort riss Kaneda das Motorrad hinter und schoss hinterher. Gefolgt von seinen Jungs. Also hatte die Jagd offiziell begonnen. Sie folgten ihm durch die dichten Straßen zwischen den Hochhäusern lang. Er flog nicht weit vor ihnen aber hoch. Sie würden in nicht verlieren! Kaneda packte sich an sein Walkie.

„Hast du sowas schon mal gesehen Kai?! Er kann fliegen!!“

Kai antwortete:

„Nein noch nie! Was machen wir jetzt Kaneda?!“

Ihr Anführer überlegte kurz…Und dann hatte er eine Idee. Er zeigte nach rechts.

„Kai! Siehst du den Highway da hinten?“

Kai sah nach rechts. Dort war ein langer Highway. Wohl eher wie eine Brücke die sich über den Rest der Stadt erhob und dicht an einem Hochhaus lag. Er sah zu Kaneda und nickte.

„Was hast du vor?!“

„Du bleibst an ihm dran Kai! Treib ihn in die Richtung des Highway auf der linken Seite zum Hochhaus! Yamagata! Du hältst ihn unter Beschuss! Mach ihm Feuer unterm Arsch! So wie es aussieht verteidigt er sich nur und will nicht angreifen! Ich fang ihn oben am Highway ab und verpass ihm eine!“

„Na das ist doch mal ein Plan nach meinem Geschmack!“

Schrie der Größte zu ihm rüber und zückte seine Knarre. Ohne zu überlegen hielt er auch schon auf den Flieger und feuerte ab. Kaneda sah noch ein letztes Mal zu Kai hinter und dann drückte er auf die Tube. Er bog bei der nächsten rechts ab. Er musste zusehen dass er vor allen anderen da oben auf der Brücke war. Aber mit seiner Süßen packte er das locker. Noch dazu kannte er sich ja etwas aus. Was ein Vorteil dass er mal dort gewesen war.

Yamagata hielt immer und immer wieder drauf. Aber jeder Schuss verfehlte sein Ziel. Oder eher gesagt wurde abgelenkt. Die Schüsse krachten einer nach dem anderen in die Gebäude um sie herum. Rissen Löcher in diese, zersplitterten Glas und ließen in den Gebäuden Wände einstürzen. Dieser so stille Teil Tokyos wurde in wenigen Sekunden zum Schlachtfeld. Aber trotz dieser Ballerrei, kam der PsyKI nicht mal auf die Idee zurückanzugreifen. Er wich den Schüssen aus, oder ließ sie ablenken. Es sah nicht mal aus als wäre eine unsichtbare Barriere um ihn oder so. Er bewegte nur den rechten Arm und lenkte wahrscheinlich damit die Schüsse von sich ab. Telekinese. Kein Zweifel. Das war ihr Markenzeichen. Aber dennoch hatte Kai noch nie gehört dass sie fliegen können. Vielleicht haben deswegen bisher alle keinen Erfolg gehabt ihn zu erlegen. Andere Kopfgeldjäger.

Ein lautes Scheppern riss ihn aus seinen Gedanken und er sah nach rechts hoch. Einer der Schüsse war so mies von ihrer Beute abgelenkt worden, dass er in das Hochhaus vor ihm knallte und sich Teile davon abrissen! Sie fielen auf die Straße direkt vor ihm! Er konnte gerade noch reagieren und das Motorrad nach links ziehen. Direkt neben ihm knallten Steine, Schutt und Glas auf den Asphalt. Es war ein schrecklich lautes Geräusch. Er schrie kurz vor Schreck auf, aber fasste sich auch gleich wieder und konzentrierte sich auf die Straße. Yamagata sah zu ihm, brüllte nach rechts:

„Alles okay!?“

Der Kleine nickte nur und zog nun mit seinem Motorrad an Yamagata vorbei. Er fuhr so schnell er konnte die Straße runter und links unter den Flüchtling. Dann zückte auch er endlich seine Waffe und schoss. Etwas überrascht schien der Junge den Schuss abzulenken. Hatte offensichtlich nicht damit gerechnet. Aber er sollte auch nicht treffen. Er sollte ablenken. Und er erfüllte seinen Zweck. Kai zwang ihn damit in die nächste Straße abzubiegen. Er lotste ihn genau auf die Brücke zu.

Kaneda dagegen stand bereits auf der Brücke und hielt Ausschau nach seinen Jungs. Er stieg von seinem Motorrad ab und legte sich auf die Lauer. Schaltete die Waffe ein und wartete. Ein Schuss. Es musste ein gezielter Schuss sein. Brust. Am besten das Herz. Kehle oder Kopf. Direkt auf die Stirn. Es gab keinen zweiten Versuch. Wenn er ihn nicht tödlich traf war er schutzlos auf der Brücke einen Gegenangriff ausgeliefert. Er atmete tief ein und wieder aus. Und dann hörte er auch schon die Motorräder seiner Jungs. Er drehte sich um und sah zur Straße, die direkt unter der Brücke durchführen würde. Er sah noch immer das Dauerfeuer von Yamagata, das wie Blitze durch die Nacht schoss und das Umfeld leicht erhellte. Die Zwei machten ihre Sache perfekt, so wie immer. Und dann sah er auch schon sein Ziel…Er flog direkt auf ihn zu. Perfekt! Kaneda ging in die Hocke und sah durch das Visier. Er zielte. Sie waren noch gute 200 Meter entfernt…Noch 100 Meter…Und dann hatte er ihn perfekt im Visier. Er zielte auf die Stirn und…

„Frohe Weihnachten mein Freund!!“

Und er drückte ab! Der gebündelte Strahl aus Energie verließ den Lauf seiner Waffe und raste auf sein Ziel zu. Das gab einen Treffer! Garantiert! Und dann geschah es. Erschrocken schien der PsyKI erfasst zu haben, dass auf ihn von vorne geschossen wurde. Aber es war zu spät. Kaneda blieb der Schock jedoch in der Brust stecken, als er sah wie sein Ziel den rechten Arm hochhob und damit den Laser abblocken konnte! Aber der Schuss war nicht perfekt geblockt gewesen. Er hörte einen Schrei und sah wie der Junge aus seiner Flugbahn gelenkt wurde. Nach links ablenkte und direkt in das Hochhaus neben ihn bretterte. Glas krisch durch die Nacht und die Jungs unten blieben mit ihren Motorrädern stehen. Sahen ebenso entsetzt rauf. In wenigen Sekunden verwandelte sich das Schlachtfeld in Shima zu einem Friedhof. Es war unheimlich still geworden und erdrückend. Aber… er hatte getroffen! Nur war es nicht genug gewesen!

„Scheisse!!“

Schrie Kaneda und stand auf. Sah den Weg neben sich rauf und rannte dann auf das Hochhaus rechts von sich zu. Kai sah das und schrie:

„Kaneda! Was hast du vor!?“

Der Brüllte zu ihm runter:

„Ich geh und geb ihm den Rest! Er ist nicht erledigt!“

Und dann rannte er weiter. Er sah nach links von sich und fand eine perfekte Stelle um in das Haus zu kommen. Ein großes Loch klaffte in der Seite zur Brücke hin. Da würde er rein springen. Also holte er Schwung und sprang rüber. Furchtlos wie er eben meist spontan war. Seine Jungs sahen ihm erschrocken zu und Yamagata schrie:

„Bleib hier du Spinner! Kaneda!!“

Er kam von seiner Maschine runter und fasste die Knarre fest. Kai stieg ebenfalls ab und schrie:

„Yamagata!“

Der sah zu ihm.

„Er wird nicht allein da rein gehen! Der reißt ihn in Stücke Kai! Wir müssen helfen!“

Damit hatte er endlich mal recht. Auch der Kleine fasste seine Waffe. Er rannte zu ihm und gemeinsam machten sie sich zu dem Hochhaus. Er schien im 9ten Stock abgestürzt zu sein, es war ohne Aufzug ein etwas längerer Marsch von unten. Ihr Chef schien aber fast auf derselben Höhe gewesen zu sein…

Kaneda machte eine elegante Rolle und landete fast sanft im Gebäude. Er stellte sich hin und hielt die Waffe bereit vor sich. Er befand sich in einem Bürohochhaus. Um ihn standen kaputte Stühle und Tische. Papier lag verteilt auf dem Boden im Raum und Schimmel wucherte über die Wände. Die Tür vor ihm war aus den Angeln gerissen worden. Gab einen klaren Blick in den Flur dahinter. Langsam bewegte er sich auf die Tür zu. Er musste auf der Hut sein. Er war sich ziemlich sicher ein Stockwerk höher zu sein. Also musste er erst mal die Treppe nach unten finden. Noch dazu kam dass er aufpassen musste wohin er trat. Diese Gebäude waren morsch. Ein falscher Schritt und er befand sich ein Stockwerk tiefer mit gegeben falls einer Stange im Körper. Wenn er ganz schlecht landete. Oder er brach sich ein Bein oder so. Er sah raus in den Flur und nach rechts. Nichts. Es war totenstill. Er hörte wenn dann nur Tropfen von Wasser oder den Wind der durch pfiff. Und dann sah er nach links. Dort war auch schon das Schild für das Treppenhaus. Vorsichtig bewegte er sich darauf zu und öffnete die Tür in das Treppenhaus. Als würde ihn jeder Schritt verraten lief er die Treppen runter in den achten Stock. Dort war er. Ganz bestimmt. Ar stärkte den Griff um die Waffe und öffnete leise die Tür. Trat in den Flur dahinter. Es sah wie im neunten Stock aus mit einem kleinen Unterschied, und einer der ihm gefiel. Er sah Blut. Er kniete sich hin und fasste rein. Es waren nur Tropfen, aber die Spur war frisch.

„Da hat sich wohl jemand weh getan, hm? Bei der Bruchlandung hätte es ruhig mehr sein können…“

Er sah der Spur nach und stand wieder auf. War wohl an der Zeit den Fisch an Land zu ziehen. Er folgte vorsichtig der Spur. Sie ging bis zum Ende des Flures und bog dann links in eines der Zimmer ab. Er schluckte. Griff die Waffe erneut fester. Jetzt kam es darauf an ob ihn seine Verletzungen, durch die Landung, nicht vielleicht doch umgebracht hatten, oder wenigstens so geschwächt dass Kaneda nur schneller abdrücken musste. Er stellte sich an die Tür rechts und holte Luft. Horchte kurz und lief dann vorsichtig durch den Türrahmen,

da die Tür fehlte. Er hielt die Waffe vor sich und hatte den Finger am Abzug. Sah durch sein Visier. Sprach überheblich:

„Das Spiel ist vorbei. Du hast verloren…“

Die Blutspur zog sich von seinen Füßen weiter nach vorn. Und direkt am Ende des Raumes war ein Loch in der Decke. Durch dieses Loch fiel das Mondlicht, was darauf zurückzuführen war, dass wahrscheinlich die letzten zwei Stockwerte ebenfalls Löcher in der Decke hatten. So kam es bis in den achten Stock. Und genau an dieser Stelle sah Kaneda ein rotes Tuch. Wohl eher ein großes Cape unter dem sich jemand verbarg und schnell atmete. Kaneda schluckte erneut und zielte, sprach dabei:

„…Endstation…“

Und dann rührte sich sein Opfer unter dem Cape. Langsam hob es sich und rutschte von dem Kopf seines Gegenübers. Verblieb auf den Schultern und Kaneda bekam einen Blick zugeworfen. Einen Blick über die linke Schulter zu ihm hinter. Einen Blick den er nie vergessen würde…Und der ihn innehalten ließ. Er nahm das Auge vom Visier der Waffe und sah an dieser vorbei. Er musste mit seinen eigenen Augen sehen. Er war…fasziniert. Vor ihm saß ein Junge. Er schien kleiner zu sein und vielleicht sogar etwas jünger. Sein Haar war schwarz und etwas länger. Stand ihm wild nach hinten ab und offenbarte eine etwas hohe Stirn. An dessen linke Schläfe Blut runter lief. Das Cape sackte weiter hinab und Kaneda erkannte weiße Kleidung. Die Arme waren frei, muskulös aber zart und auch seine Hose war weiß und etwas länger. Alles leicht getränkt in Blut. Er sah ihn einfach nur an und sein gegenüber sah zurück. Es war ein komischer Moment. Kaneda kam sich vor als würde die Zeit stillstehen. Er spürte aber keine Anspannung mehr, oder andere Gefühle dieser Art. Nur…Verzückung. Er konnte es nicht fassen er war wie…verzaubert von diesen ebenfalls braunen Augen die ihn schon beinahe auf eine Art ansahen als würden sie flirten. Und das Mondlicht gab ihm einen Schimmer als wäre er ein Engel. Oder etwas göttliches…Und ohne es zu merken senkte er langsam die Waffe. Dieser Moment sollte für ihn plötzlich anhalten…

Doch in der nächsten Sekunde schrak der Kleine vor ihm auf. Der Ausdruck verschwand von seinem Gesicht und der drehte sich, wenn auch auf dem Boden sitzend vollständig zu seinem Peiniger um. Durch diese Reaktion hob auch Kaneda instinktiv wieder die Waffe und hielt auf ihn. Er war so dumm! Er hätte nie…! Aber es geschah nichts. Sein Gegenüber hielt den linken Arm an seine Brust und atmete schwer. Er sah auch plötzlich woher die Anstrengung kam. Der rechte Arm des Kleinen war schrecklich verletzt. Er war blutüberströmt. Glassplitter hingen aus dem Fleisch und tiefe Schnitte zierten die zarte Haut. Es sah verdammt schmerzhaft aus. Und daran war Kaneda schuld gewesen…Und es tat ihm plötzlich leid.

„…Denk nicht mal…daran….“

Die Stimme des Jungen war schwach, aber zuversichtlich. Woran sollte er nicht mal denken? Abzudrücken? Kaneda schmunzelte etwas.

„Du scheinst mir nicht in der Lage zu sein mit Drohungen um dich zu werfen Kleiner. Wer hält hier wem die Knarre an den Kopf?“

„Bist du dir da sicher…dass du das bist…?“

Kaneda wusste erst nicht worauf er hinaus wollte. Aber es dauerte auch nicht lange dann fiel endlich der Groschen. Es war nur ein kurzer Blick nach oben von ihm gewesen, der ihm weismachte dass er vielleicht doch in der Klemme saß. Bedrohlich wie ein Damoklesschwert schwebte etwas über seinen Kopf. Es war ein gewaltig großer Riss in der Decke. Es brauchte nur eine kleine Erschütterung und er war in der nächsten Sekunde platt wie eine Flunder. Schon leicht nervös sah er wieder zu dem Verletzten, der sich offensichtlich ein mieses Grinsen nicht verkneifen konnte. Mit einer frechen Stimme antwortete er selbstsicher zu Kaneda:

„Ich muss nur kurz daran denken…und die Decke fällt auf dich hinab. Da bleibt es nicht bei Knochenbrüchen…“

Warum kam ihm das so vor als würde er pokern? Diese Art erinnerte ihn leicht an sich selbst.

„Heh netter versuch. Wenn du die Decke herab krachen lässt, drück ich ab.“

Es war eine klassische Pattsituation. Egal wer zuerst am Zug war er zog den anderen mit sich in den Tod. Kaneda sah ihn stillschweigend an. Ihre Blicke lagen aufeinander. Es war einfach komisch…Da saß dieser Junge vor ihm. Er wusste genau was er war, hatte vor wenigen Minuten ihm noch den Gnadenschuss geben wollen, warum also zögerte er abzudrücken wenn er ihn sah? Es war nicht das Gefühl dass man hatte wenn etwas falsch war. Es war etwas anderes, es war…er wollte ihn nicht erschießen. Warum wollte er ihn nicht mehr erschießen? Warum verlor er sich in den braunen Augen seines Gegenübers so sehr? Dieser Junge war so anders als der letzte PsyKI den sie getötete hatten. Er konnte es nicht leugnen er war schon irgendwie…süß. Er schien ne freche und überhebliche Klappe zu haben, aber er war ein echter Hingucker…Er schlug sich innerlich selbst ins Gesicht. Warum dachte er so über einen Jungen?! Kurz schüttelte er den Kopf und sprach dann:

„Ach verdammt!“

Und dann senkte er die Waffe. Es war ein schrecklicher Fehler gewesen, da war er sich sicher. Aber er konnte einfach nicht. Er konnte diesen Jungen nicht erschießen. Und wenn er ihn ansah…wusste er auch warum. Sein Gegenüber dagegen schien sichtlich verwirrt deswegen. Er runzelte die Stirn und legte den Kopf nach rechts schief. Er hatte offensichtlich auch nicht mit solch einer Reaktion gerechnet. Kein Wunder sie war auch unglaublich dumm gewesen. Er könnte einfach die Decke einbrechen lassen und es beenden…

„…Verschwinde von hier.“

Er sah Kaneda verwirrt an, der diese Worte sehr leise und unglaublich ruhig gesagt hatte. Und als diese Worte ihr Ziel erreichten herrschte noch mehr Verwirrung als zuvor. Das Sein Gegenüber ihn doch tatsächlich fragte:

„…Was?“

Kaneda sah ihn ernst an.

„Ich sagte du sollst verschwinden!“

„KANEDA!!“

Dieser Schrei kam von Kai und erschrocken sah der Große hinter sich. Dann wieder zu dem PsyKI und wieder zurück. Verdammt! Was sollte er tun!? Wenn seine Jungs gleich reinkamen würden sie sofort…! Instinktiv zückte er seine Waffe und schoss hoch an die Decke. Erschrocken sah auf sein Gegenüber hoch. Er verstand nicht was vor sich ging. Ein lautes Krachen erschütterte das Gebäude. Der Laser riss die Decke ein und Geröll fiel herab. Dann schrie er zu dem Jungen:

„Jetzt hau ab! Und kommt nie wieder!“

Er rannte aus dem Raum und ließ einen stark verwirrten Jungen zurück, der einfach noch da saß und ihm hinterher sah. Und das alles während langsam der Raum zusammenbrach. Kaneda sprang raus in den Gang und sah auch schon seine Jungs auf sich zu rennen. Kai sichtlich erleichtert und wieder seinen Namen schreiend. Er deutete ihnen an umzudrehen und brüllte:

„Wir müssen hier raus! Die Bruchbude stürzt ein!“

Sofort bremsten Kai und Yamagata ab und drehten um. Noch nie zuvor waren sich so schnell aus einem Stockwerk verschwunden. Kaneda hatte es anscheinend echt geschafft einen Stützpfeiler oder so zu treffen, denn kreischend und laut gab das Stockwerk über ihnen nach. Und dann das Nächste. Und dann wieder eins. Es war eine Kettenreaktion der Extraklasse. Und während all dem rannten sie immer schneller das Treppenhaus hinab. Kai stolperte sogar einmal, so dass Yamagata ihn sich einfach schnappte und über seine Schulter warf. Er trug ihn mit sich bis nach unten. Kaneda kickte die große, morsche Eingangstür auf. So stark das auch etwas das Glas an ihr splitterte. Und sie waren endlich im Freien. Sie rannten auf die Straße und zu den zwei Motorrädern. Yamagata ließ Kai ab und der sprang auf seine Maschine. Kaneda hinten auf die des Größeren und sie fuhren aus der Reichweite des Gebäudes, das inzwischen noch bedrohlicher anfing zu wackeln. Es fiel nicht zur Seite und zum Glück auch nicht auf die Brücke, wo noch immer Kanedas Motorrad stand. Es sackte mehr in sich zusammen. So laut dass es sicher bis nach Neo Tokyo gehört wurde. Und als der Staub sich lichtete und das schreckliche Donnern vorbei war, fuhren sie hoch auf die Brücke um die Rote abzuholen. Kaneda stand neben seiner Maschine und sah auf das nun tiefer liegende Hochhaus neben ihnen runter. Yamagata stand von seiner Karre auch ab und stellte sich neben den träumenden Kerl. Aufgeregt fragte er:

„Und?! Hast du wenigstens etwas von ihm mitnehmen können?!“

„Was ist denn passiert?“

Fragte Kai dagegen sanft und Kaneda sah zu ihm.

„Ich hab…ich hab geschossen und der Mistkerl er…naja er lenkte den Schuss ab und in die Decke…Dann brach auch schon die Hütte zusammen. Er wurde vor meinen Augen…zerquetscht…“

Er brauchte etwas um sich diese Lüge zur recht zu legen. Yamagata fragte erneut:

„Konntest du wenigstens irgendetwas als Beweis mitnehmen, dass er tot ist?!“

Kaneda sah wütend zu ihm.

„Nein konnte ich nicht, okay?!“

Aber dann holte er tief Luft und wurde wieder ruhiger. Er sah ein letztes Mal zu dem Gebäude und wand sich dann zu seinem Motorrad um. Lief darauf zu.

„Lasst uns einfach verschwinden.“

Und es wurde auch nichts mehr gesagt. Er hatte recht. Es war verdammt viel Aufregung gewesen und so gesehen auch ein Spiel auf Leben und Tod. Kaneda stieg auf seine Maschine und warf sie an. Als er die Brücke wieder runterfuhr war er teils wie weggetreten. Was war da passiert? Er wusste warum er nicht abdrücken konnte, aber da waren noch so viele andere Dinge gewesen. Ganz besonders dieses Gefühl…Dieses Gefühl der…Ihm wurde warum ums Herz. Es war ganz komisch und er musste wieder an diese Augen denken. Diese verfluchten Augen die ihn in Sekunden in ihren Bann gezogen hatten. Diese Augen die er…ehrlich gesagt gerne wiedersehen wollte. Und um ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl…ist es dass was man Liebe auf den ersten Blick nannte…? Es würde nicht lange dauern und die Bullen waren da. Der Einsturz des Gebäudes war unmöglich zu überhören gewesen. War nur ne Frage der Zeit bis die auftauchen würden, oder gegeben falls sogar das Militär. Bevor dass geschah mussten sie weg sein. Wieder rauf den Highway vier und nach Neo Tokyo. Auch wenn er sich was Neues überlegen musste um an Geld zu kommen, er konnte gerade nicht. Musste nur an IHN denken. Und kam sich schon etwas blöd dabei vor. Sie schossen den Highway hoch und verschwanden im Dunkel…
 

Tetsuo stand auf einem Hochhaus und sah den Lichterstreifen zu wie sie in der Ferne immer kleiner wurden.

Auch das Geräusch der Motorräder wurde immer leiser und noch immer griff er sich an den rechten Arm. Die Wunden fingen bereits schon an sich zu schließen, aber dass änderte nichts daran dass der Schmerz noch immer da war. Er hatte sich vor wenigen Minuten erste die Glassplitter aus dem Fleisch gerissen. Musste, sonst hätte es nicht angefangen zu heilen. Auf seiner Stirn die Wunde war schon bereits verschwunden, als hätte sie nie existiert. Das Einzige was in wenigen Minuten noch von den Verletzungen übrig bleiben würde, waren die Flecken getrockneten Blutes auf seiner Kleidung. Seine Regeneration war vorbildlich und schnell, selbst unter den anderen seiner Art. Er stand einfach nur da und sah zu wie die drei Kerle verschwanden. Er spuckte vom Haus runter und sprach schlecht gelaunt zu sich:

„Tse! Idioten.“

Als ob er nicht wüsste warum sie da gewesen waren. Aus genau demselben Grund wie auch alle anderen zuvor. Es ging immer nur ums Geld. Widerliche Kopfgeldjäger. Er hätte sie alle in Stücke reißen können! Aber was brachte ihm das? Stärke musste er sich selbst nicht beweisen. Er wusste was er drauf hatte und das vom Feinsten. Und die meisten flohen auch schon nach wenigen Minuten wieder, wenn sie nicht an ihn rankamen. Zugegeben…diese waren taffer gewesen. Besonders dieser…Er konnte sich noch an seinen Namen erinnern. Dieser eine Junge hatte ihn ziemlich häufig geschrien. Kaneda…Warum steckte ihm dieser Name so sehr im Kopf? Aber das war nicht das einzige was ihn beunruhigte. Oder vielleicht besser gesagt beschäftigte. Nämlich die Tatsache…dass er nicht geschossen hatte. So ungern Tetsuo sich es auch eingestehen wollte, er saß in der schlechteren Position. Dieser Kaneda hätte viel schneller abdrücken können, als dass er die Decke zum Einsturz brachte. Und dennoch hatte er nicht geschossen…Warum hatte er ihn verschont? Besonders nachdem er ihn zu dieser äußerst unangenehmen Bruchlandung gezwungen hatte. Er hatte ihn doch eigentlich wo er ihn haben wollte. Warum hat er nicht abgedrückt? Vielleich weil…

Er konnte auch nicht verleugnen dass da ein komischer Moment gewesen war. Dieser Moment als sie sich ansahen. Auge in Auge. Sowas hatte er noch nie erlebt. Er hatte schon mit vielen seiner Art diese Verbindung gespürt. Dieser Moment wen sich die Blicke treffen und man aufpassen musste nicht seine Gedanken preiszugeben. Aber dieses Gefühl zwischen ihm und dem Menschen war etwas anderes gewesen. Es packte ihn direkt in der Brust und ließ nicht los. Es fiel ihm auch unglaublich schwer sich aus dieser…schon beinahe Trance zu reißen. Was auch immer da passiert war, dieser Junge hatte ein unsichtbares Lasso um ihn gelegt. Eines aus dem er sich gerade noch befreien konnte. Aber anscheinend hatte es Spuren hinterlassen. Welche die er nicht deuten konnte.

Er griff sich an die Brust und war in Gedanken. Und sah auch nach wenigen Sekunden wieder nach oben. Er musste wissen warum. Er sah zu Neo Tokyo rüber und nickte entschlossen. Sicher es war riskant und er kannte einige die ihm dafür den Arsch aufreißen würden, wenn sie wüssten was er vor hatte. Aber er konnte dieses Gefühl nicht abschütteln. Etwas an diesem Kaneda hatte ihn berührt. Und er wollte rausfinden was das war. Als sprang er von Dach und flog los. Sie waren noch nicht lange weg gewesen. Vielleicht einige Minuten voraus. Wenn er sich beeilte könnte er sie wieder sehen und verfolgen. Das einzige Problem war, dass er fliegend ziemlich auffallen würde. Er sah hinter zu seinem Cape, das im Wind flatterte, als er über den Fluss flog. Er schnaubte und riss es von sich ab. Ließ es hinter sich die die Tiefe fallen. Das Ding mochte er eh noch nie, außerdem war es auffällig gewesen. Vielleicht hatte er so bessere Chancen nicht sofort aufzufallen. Er durfte am Besten gar nicht auffallen. Wenn er in der Stadt drin war und ihn dort die Leute erkannten, dann saß er echt in der Patsche. Er könnte in Sekunden wütende Massen haben die auf ihn schossen. Oder im schlimmsten Falle sogar das Militär. Keiner seiner Art würde das Risiko eingehen. Aber er wusste wie gut er war. Also machte er sich keine Sorgen. Und wie gesagt sah er auch schon nach wenigen Minuten seine drei eben noch gewesenen Peiniger vor sieh her fahren. Sie fetzten mit ihren Maschinen über den Highway und waren gleich am Rande der Stadt angekommen. Ganz vorne weg fuhr sein Ziel. Dieses rote Fahrzeug war ja mal nicht unauffällig. Heh, fast wie sein Cape. Es hatte sogar denselben Farbton. Er kam etwas vom Tempo runter und hielt sich hoch oben über ihnen, wenn auch etwas nach hinten versetzt. Er hielt sich nicht umsonst so hoch. Dieser Kaneda wusste vorhin dass er ihn beobachtet hatte. Und wie gesagt Tetsuo war nicht schlecht im stillen Beobachten. Dennoch hatte er ihn bemerkt. Er schien unglaublich wachsam zu sein, auch wenn er erst nicht den Anschein machte. Er war anders…

Sie bogen nach rechts ab und fuhren die Lange Straße um die Stadt lang, direkt rechts von ihnen war der Fluss. Tetsuo tat es ihnen gleich und blieb dran. Er musste sich was einfallen lassen. Er wollte ihn allein stellen. Er musste ihn irgendwie abfangen und von den anderen Beiden trennen. Sicher wäre dass unter voller Nutzung seiner Kräfte kein Problem, aber dass stand leider nicht zur Auswahl. Also würde er erst mal dranbleiben und schauen was sie vorhaben…

Er musste ihnen auch nicht mehr lange folgen, denn sie bogen recht früh in eine Gasse ab. Perfekt, da fiel er nicht mit seinem Fliegen auf. Er folgte ihnen links in die Gasse und stellte sich oben auf einen kleinen Rand an eines der Häuser. Er stand direkt an der Wand und sah zu ihnen runter. Er kam sich vor wie ein Spion. Die Drei hielten an, direkt unter einem Schild wo der Name Harukiya stand. Eine Bar? Typisch. Er dachte sich schon dass es sich um Drogenkinder oder so handeln würde. Allein schon wie die gekleidet waren. Er sah die Drei kurz sprechen, aber eigentlich war nur der Größte von den laut und deutlich zu verstehen:

„Da die Karre so elegant an die Wand gefahren wurde, bin ich froh dass wir wenigstens noch für die Mädels rechtzeitig da sein konnten!“

Mit den Worten verschwand er auch schon die Treppen unter den Schild nach unten und man hörte eine Tür knallen. Eine Karre an die Wand gefahren?...Meinte er diese unmenschliche Jagt auf ihn? Stimmt sie war nicht erfolgreich gewesen. Zum Glück. Aber dass hatte der Knilch da unten zu verantworten. Er sah zu Kaneda, der sich noch mit dem kleinen Jungen unterhielt. Vorsichtig kam Tetsuo an der Wand ein Stück weiter runter und drückte sich dann wieder an diese. Er wollte lauschen, also musste er tiefer.

„Mach dir nichts daraus Kaneda. Du kennst ihn er kriegt sich wieder ein.“

„Er ist nicht der Grund warum ich mir Gedanken mache. Ich vertraue Yamagata, er ist mein Bruder, genau wie du. Aber jetzt können wir uns wieder um andere Dinge sorgen. Das mit Joker ist noch nicht vom Tisch und das Geld wächst auch nicht auf Bäumen.“

Hah, Drogen und Geldprobleme he? Typisch.

„Aber…das Wichtigste ist, dass euch beiden nichts passiert ist. Ich denke wir sollten den Abend erstmal ausklingen lassen und feiern. Morgen können wir uns in der Schule noch Gedanken darüber machen was als nächstes zu tun ist.“

Und das schien Tetsuo etwas zu überraschen. Ein Anführer mit Herz? Waren diese Banden nicht dafür bekannt dass ihre Anführer engstirnige und egoistische Brocken waren? So hatte er zumindest immer den Eindruck gehabt. Und er war schon von vielen Banden attackiert worden, seit er sich um Neo Tokyo aufhielt. Dieser Kaneda war ganz sicher der Anführer. So wie er sich verhielt allein schon. Der Kleinere von den Zwei machte sich plötzlich auf den Weg zu der Treppe, die runter in die Bar führte. Kaneda trottete langsam nach. Das war er! Sein Moment! Wenn er ihn jetzt nicht von ihm trennte, musste er auf die nächste Chance warten! Tetsuo sah sich hektisch um. Irgendwas dass er…Rechts von der Bar war ein weiter Gang in die nächste Gasse. Tetsuo flog schnell rüber und sah runter. Perfekt. Er donnerte mit seinen Gedanken eine Mülltonne um und sah zu Kaneda. Dieser blieb echt stehen und sah kurz hin.

„Was ist los Kaneda?“

„Hm? Ach da ist ne Mülltonne umgefallen.“

„War bestimmt nur ne Katze, komm schon.“

Nein komm nicht! Tetsuo schmetterte noch eine um. Sah wieder zu Kaneda. Komm schon! Lass dich nicht so feiern und schwing den Arsch in die Gasse! Und es schien echt als würde der Junge unten überlegen…

„Ich komme gleich Kai. Ich check das mal kurz ab. Nicht dass da noch so ein Penner lauert und versucht meine Süße zu klauen.“

Seine Süße? Tetsuo sah zum Motorrad. Ach der meinte bestimmt das. Wie…seltsam. Sicher es war ein cooles Teil, aber musste man deswegen…Er sah wie sich Kaneda in die Gasse bewegte. Sehr gut. Sein Plan konnte aufgehen. Er sah zu wie der Junge bis hinten in die Gasse lief. Diese bog dann nach rechts in ein Ende rein. Dort standen nur ein größerer Müllcontainer und weitere kleine Tonnen. Kaneda hatte die Hände in den Hosentaschen und sah sich um. Gut kein Penner. Wenigstens etwas.

„Jetzt werde ich auch noch leicht paranoid. Ich glaub ich muss mal wieder ordentlich schlafen…Oder vielleicht hatten die Jungs auch nicht mal unrecht wegen dem Sex. Vielleicht bringt dass mich mal wieder auf andere Gedanken…“

Er drehte sich um und erstarrte sofort auf der Stelle. Denn vor ihm stand direkt Tetsuo. Vielleicht 2 Meter von ihm entfernt. Kaneda war so baff dass nur unüberlegt aus ihm rauskam:

„…Fast wie gerufen, wenn du ein Mädel wärst.“

Und in der nächsten Sekunde drückte ihn eine Kraft zu Boden! Er ging ungewollt auf die Knie und seine Arme wurden ebenso von unsichtbaren Kräften auf den Rücken gedrückt. Es kam so ruckartig und schnell, dass er kurz auf keuchte vor Schmerz und dann sah er auf. Tetsuo hatte den rechten Arm leicht zu ihm gestreckt und kam langsam näher. Okay, klarer Fall, er machte das. Und es dauerte auch nur eine Sekunde und Kaneda erinnerte sich natürlich an sein Gegenüber.

„Du?! Was zum Geier machst du hi…?“

„Sei still! Gib mir nur einen Grund und ich brech dir sofort beide Arme oder reiß dir die Zunge raus, solltest du auch nur versuchen zu schreien!“

Wow die Worte waren spitz und kalt gewesen. Kaneda aber grinste ihn nur an.

„Wow komm mal runter. Spricht man so mit dem der dich verschont hat? Dir Rotzlöffel hat wohl schon lange keiner mehr ordentlich in den Arsch getreten.“

Der Griff festigte sich plötzlich um seine Arme am Rücken und Kaneda könnte schwören dass er leicht seine Kochen hörte. Er verzog das Gesicht schmerzhaft und sprach frech und leicht lachend:

„Okay, okay du hast gewonnen! Hör auf dass tu weh mann!“

Es war komisch aber er konnte in der Situation nicht wirklich ernst bleiben. Er nahm es etwas spielerisch denn irgendwie…hatte er nicht das Gefühl wirklich in Gefahr zu sein…Der Griff lockerte sich erstaunlicher Weise etwas. Und Tetsuo stand direkt vor ihm. Sah auf ihn herab. Er bekam ein freches Lächeln hochgeworfen.

„Alter du bist ja nicht zimperlich was?“

Er war so von sich überzeugt! Definitiv der Unterlegende in dem Moment und er veraschte Tetsuo dennoch vor seinen Augen! Wie konnte man so zuversichtlich in sich selbst sein? Allein in der Situation. Er schien…keine Angst zu haben. Das war…beeindruckend. Der PsyKI fing an um ihn herum zu laufen. Er wanderte um Kaneda als würde er ihn von oben bis unten begutachten. Er war gut gebaut. Stark und groß. Aber er wirkte nicht anders als andere Menschen. Zumindest nicht äußerlich. Kaneda blieb es nicht verborgen dass er von oben bis unten begutachtet wurde, fast wie ein Hund bei einer Ausstellung und deswegen sprach er frech:

„Und? Gefällt dir was du siehst?“

Tetsuo sprang dieses Mal aber nicht darauf an und kam direkt vor ihm runter in die Hocke. Sah ihm in die Augen. Kaneda wurde ganz leicht unwohl. Nicht weil er Angst oder ähnliches hatte eher mehr weil…er so nah war. Sein Herz pochte einmal kurz auf und ihm wurde etwas warm. Sie blickten sich für einige Sekunden nur an. Und dann unterbrach der Kleine vor ihm auch schon den Blickkontakt und kam wieder hoch. Er kratzte sich am Hinterkopf.

„Nichts. Das ist doch komisch.“

Was meinte er denn damit? Sein Gegenüber wand den Rücken zu ihm und Kaneda musste anfangen ihn zu löchern:

„Meinst du nicht auch es wäre echt nett, wenn du mir erklären würdest, was das hier soll? Du verfolgst mich. Du lauerst mir auf. Und jetzt fesselst du mich mit…was auch immer du tust und redest nicht mal mit mir? Weis du ich bin ein Mensch mit mir kann man reden. Wo ist eigentlich dein auffälliges rotes Cape hin? Und was ist mit deinem Arm passiert? Du warst schwer verwundet.“

Tetsuo sah zu ihm hin. Ihm war es also aufgefallen, das er sich schneller heilte…Aber…bitte was? Das Cape? Ernsthaft? Warum fällt ihm denn sowas auf? Und was tat das zur Sache? Komischer Kerl. Er antwortete kühl:

„Halt einfach den Rand.“

Kaneda sah ihn einfach nur an…und dann schmunzelte er.

„Ah verstehe taffer kleiner Keks was? Aber auch du kannst es nicht verleugnen. Dir ist genau dass passiert, was jedem passiert wenn er mich das erste Mal sieht.“

Verwirrt drehte sich Tetsuo um und sah ihn an.

„Hä was? …Sprich weiter.“

Kaneda grinste überheblich und frech.

„Du kannst vom Kaneda einfach nicht genug bekommen.“

Diese Worte schlugen bei seinem Gegenüber so ein, dass der sogar leicht rot anlief vor Scharm. Sogar schützend die Arme vor sich verschränkte und ihn nur ansah. Aber Kaneda drehte noch weiter frech auf:

„So geht es einfach den Meisten, wenn sie mich das erste Mal sehen. Obwohl dass eher bei den Ladys der Fall ist. Sie können meinen Charme einfach nicht wiederstehen.“

Plötzlich kam Tetsuo auf ihn zugerstürmt und direkt zu ihm runter auf die Knie. Er brüllte ihn beschämt und sichtlich sauer an:

„Nenn mir nur einen Grund warum ich dir nicht sofort beide Beine und Arme brechen sollte du überhebliches Arschloch!?“

Kaneda grinste ihn an.

„Sieh mich an, deswegen. Du könntest doch nicht einfach dem Objekt deiner Begierde sowas antun, oder?“

Doch in der Sekunde hielt er plötzlich inne. Kaneda wurde selber bewusst was er in dem Moment tat und er stockte, so wie auch sein Gegenüber. Moment mal…flirtete er etwa gerade mit ihm?! Wo kam das denn her?! Warum flirtete er mit ihm?! Er sah ihn wieder an und dann fragte er sichtlich entsetzt sein Gegenüber:

„Was…macht du mit mir?“

Tetsuo stand erschrocken und schnell auf, ging einige Schritte zurück, fauchte dann:

„Ich mit dir?! Nicht mal ich bin in der Lage die Emotionen der Menschen zu manipulieren wie es mir beliebt du Trottel! DU bist doch der der zu mir kam! Der mich angriff als wäre ich Freiwild und der mir den Arm fast abgerissen hätte…!“

„Ach komm du warst lediglich gelöchert mehr nicht. Jetzt überdramatisier mal nicht.“

Tetsuo festigte wieder seinen mentalen Griff um Kaneda und dieser jammerte kurz auf deswegen. Noch ungeduldiger fragte ihn der Kleinere:

„WARUM hast du nicht abgedrückt?!“

Kaneda sah ihn an. Ach darum ging es also? Er machte sich also darüber auch Gedanken. Er musste kurz überlegen und zuckte dann einfach mit den Schultern.

„Warum hast du nicht zurück attackiert?“

„Man antwortet nicht mit einer Gegenfrage!“

„Man fesselt auch nicht einfach Leute mit seinen Gedanken und bedroht sie.“

„Ach aber auf mich schießen war okay?!“

„Nein das war es nicht!“

Brüllte ihn Kaneda dann plötzlich an, so dass Tetsuo leicht zusammenzuckte und ihn erstaunt ansah. In seinen Augen lag…Ehrlichkeit und Entschlossenheit.

„Du willst wissen warum ich nicht abgedrückt habe? Aus demselben Grund warum du wahrscheinlich nicht zurückattackiert hast.“

Tetsuo verschränkte die Arme vor sich.

„Und der wäre Schlaumeier?“

„Weil du genauso viel Angst hattest wie ich. Und auch gemerkt hast dass es nicht richtig war.“

Und da wurde es still. Sie standen einfach nur da und sahen sich an. Der Wind in den Gassen wärmte sich langsam auf und aus der Ferne dröhnte das Geräusch von Autos auf den Straßen und lauter Musik die aus Restaurants kam und anderen Bars. Und Kaneda fragte entschlossen:

„Würdest du mich jetzt bitte loslassen? Wenn ich dir was antun wollte, hätte ich es vorhin getan.“

Tetsuo sah ihn nachdenklich an. Es war ein fairer Punkt. Aber wer gab ihm Gewissheit?

„Warum sollte ich dir vertrauen? Du wolltest mich vor kurzer Zeit noch umbringen, aus niedrigen Gründen wie Geld. Was wolltest du dann machen? Mir den Kopf abschlagen und abgeben um die Kohle zu kassieren? Ihr widert mich an! Ihr tötet uns zum Spaß und Profit! Behandelt uns wie Tiere! Als hätten wir keine Gefühle.“

„Und genau deswegen hab ich es nicht getan! Ich…ich hab in der Sekunde als ich dich sah gesehen was du bist. Und so sah meiner Meinung nach kein Monster aus. Und glaub mir…ich hab schon viele Monster gesehen. Und dass mehr unter uns Menschen…Ich habe dir vertraut als ich meine Waffe dir gegenüber senkte…Vielleicht schenkst du mir dieses Vertrauen jetzt einfach auch…“

Es vergingen einige Sekunden…und da lockerte sich plötzlich der feste Griff um seine Arme. Verwirrt sah Kaneda hinter sich und dann wieder vor. Er ließ ihn…echt los? Danach hatte er auch wieder die Kraft auf die Beine zu kommen und stand auf. Er rieb sich über die Handgelenke und den Schmerz vom Druck weg. Sah zu seinem Gegenüber der etwas Abstand nahm, aber noch immer finster drein schaute. Anscheinend war er sehr unsicher. Und überspielte das mit Wut und Aggressivität… Kaneda sprach dann offen und ehrlich:

„Danke. Das mein ich ernst.“

Er schenkte ihm ein Lächeln, aber dieses wurde nicht erwidert. Stattdessen kam ein muffiges:

„Am besten vergessen wir alles was passiert ist. Und gehen wieder unsere eigenen Wege.“

Er drehte sich weg und lief einige Schritte in Richtung der anderen Gasse. Wirklich? Er wollte einfach weggehen und alles vergessen? Aber Kaneda konnte das nicht. Instinktiv sprach er ihm zu:

„Und wenn ich das nicht möchte?“

Verwirrt drehte sich Tetsuo zu ihm um.

„Was?“

„Was wenn ich mehr über dich erfahren möchte. Ich meine…ich habe noch nie mit einem PsyKI gesprochen. Könnte interessant werden.“

Da bekam er plötzlich einen sehr verdutzten Blick zugeworfen. Und darauf hin sofort eine Frage:

„Bitte was bin ich? Was ist ein PsyKI?“

Kaneda zeigte auf ihn.

„Du bist ein PsyKI. Also…so nennt die Regierung euch zumindest. Oder Freaks kam auch schon vor, aber dass ist eure offizielle Artenbezeichnung.“

Tetsuo konnte nicht glauben was er da hörte und schüttelte den Kopf.

„Das klingt nach totalen Scheißdreck. Echt so nennt ihr uns?“

„Wie nennt ihr euch denn sonst?“

„Menschen, du Blödmann.“

Kaneda kam einen Schritt auf ihn zu und Tetsuo machte instinktiv einen nach hinten. Er blieb also weiterhin sehr vorsichtig…Kluger Junge. Ein Schmunzeln kam über seine Lippen und er fragte locker, mit den Händen in den Hosentaschen:

„Wie ist dein Name?“

Tetsuo blockierte sofort.

„Das geht dich überhaupt nichts an.“

„Ich bin Kaneda.“

Er reichte ihm die Hand. Er wusste dass er sie nicht nehmen würde, aber er machte es aus Vertrauen. Er wollte Vertrauen aufbauen denn er hatte…er hatte Interesse an diesem Jungen vor sich gefunden. Er wollte ihn näher kennen lernen. Und ehrlich gesagt war sich Kaneda auch schon ziemlich sicher dass er sich…dass er sich in ihn leicht verguckt hatte. So wie er da stand war er zwar sehr abweisend, aber auch verdammt hübsch. Das struppige schwarze Haar das ihm nach hinten lag. Die zarten Muskeln unter der Haut seiner Oberarme. Der etwas kleinere Körperbau der im Gegensatz zu ihm schon zart wirkte und seinen Beschützerinstinkt hoch fuhr. Auch sah er bestimmt wahnsinnig süß aus wenn er mal lächeln würde…Tetsuo blieb aber auf Abstand und wand sich langsam ab. Ihm war die Sache irgendwie nicht geheuer wie dieser Kaneda ihn ansah…Er wollte gerade losfliegen als Kaneda fragte:

„Treffen wir uns morgen?“

Tetsuo sah verwirrt über seine linke Schulter hinter.

„Wir treffen uns morgen in der Grundschule in Shima, okay? Sagen wir wenn es dunkel wird.“

Warum sollte er das tun? Warum sollte er überhaupt sich nochmal mit ihm treffen? Unsicher blickte Tetsuo kurz weg und dann wieder zu ihm. Und mit endlich mal nicht aggressiven Worten sprach hinter:

„Tetsuo…Mein Name ist Tetsuo.“

Und da erhob er sich auch schon in die Lüfte und flog schnell davon. Kaneda sah ihm noch erstaunt nach und musste plötzlich lächeln. Der erste Schritt war schon mal getan. Es war echt verrückt…dass er sich anscheinend in einen Jungen verliebt hatte. Er war sich nun sicher. Es erklärte sein Zögern wegen dem Schuss und wenn er an ihn zurück dachte…wie er im Mondlicht saß, da wurde ihm warm ums Herz. Nie wäre Kaneda auch nur auf die Idee gekommen, dass mal ein Junge ihn so verzaubern würde. Das hatte kein Mädel mit der er je Sex hatte geschafft. Und jetzt wusste er auch warum. Und er freute sich schon tierisch darauf ihn hoffentlich morgen wieder zu sehen.

Und dieser Kalte Wind wurde endlich zu einer warmen Sommerbrise...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Chai-Cherry-Tea
2020-10-28T21:16:59+00:00 28.10.2020 22:16
Vermutlich wird man gefühlsmäßig abstumpfen um zu überleben. Schön, dass Kai sich für die Mädels einsetzt. Ich mag keinen locker room talk lesen.
Bin gespannt wie es mit den beiden weitergeht, wo sie sich doch rdcht sicher sind was die Art der Gefühle angeht xD
Besonder toll fand ich den Spruch: "Menschen, du Blödmann."
Antwort von:  Hera_Tenebrae89
29.10.2020 19:12
Danke. Ich hoffe dir gefällt es. :)
Von:  KleinAya
2020-07-05T11:23:34+00:00 05.07.2020 13:23
Erstmal Hallo :)

Durch Zufall bin ich auf deine FF gestoßen und muss sagen, dass ich mich sehr gefreut habe :) Als einer der größten Akira Fans (ich kenne sonst keinen XD) freue ich mich über alles, was das Thema angeht.
Ich finde es Klasse, dass du die Charaktere und das ungefähre Setting der Story genommen hast und was eigenes draus gemacht hast :)

Leider habe ich kaum Zeit zum lesen, aber ich hoffe, dass ich schnell weiterlesen kann :D Die Tatsache, dass Kaneda und Tetsuo sich so begegnen und es dann Liebe auf den ersten Blick ist finde ich ziemlich interessant. Bin gespannt, wie Kaneda es anstellen will, sich dem scheuen Tetsuo zu nähern :)
Antwort von:  Hera_Tenebrae89
06.07.2020 11:35
Hey!
Danke erst mal! :)
Ich freue mich auch immer sehr wenn ich jemanden finde der auch Akira liebt so wie ich. Es gibt zu wenige davon. XD
Ich hatte mir alles genau durchdacht und dann einfach mal geschrieben, egal ob jemand antwortet oder nicht XD Es war so gesehen nur für mich. Danke also das es dir gefällt und sei gewiss das sie beendet wird, es ist alles da, muss nur noch niedergeschrieben werden. :D


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