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Erschütternde Erkenntnisse

von

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neuer Ruhm

Inspektor Takagi blickte den Agenten irritiert an. „Was…was meinen Sie?“, wollte er wissen und kratzte sich anschließend verlegen an der Wange.

„Mir müssen Sie nichts vormachen, Inspektor“, kam es von Akai. „Ich habe bereits durchschaut was hier gespielt wird. Sie müssen mir also nichts mehr vormachen. Ich kenne die Wahrheit.“

Takagi schluckte. „Ich glaube nicht, dass Sie…das so meinen…“, murmelte der Polizist.

Shuichi sah in die Menge. „Ich habe jetzt endlich verstanden, warum Sie so schnell hier sein konnten. Für alle Außenstehenden sah es natürlich so aus, als würden Sie die Ermittlungen genau nach Standardprozedere durchführen. Aber eigentlich haben Sie diese nur sehr stümperhaft absolviert, weil Sie sowohl Täter als Opfer bereits kannten. Ihnen ging es nur darum den Ort, wo sich der Täter versteckt hält, ausfindig zu machen.“

„Ich glaube…Sie haben da etwas…Falsch verstanden…“, gab der Polizist von sich.

„Das glaube ich nicht“, sagte Akai ruhig. „Gut, dann werde ich Ihnen meine Gedankengänge in Ruhe erklären und dabei auf folgende Fragestellungen eingehen: Wo sind die Tatwaffe und der Täter? Warum wurde das Gesicht des Opfers entstellt und seine Hand post mortem entfernt? Wie kamen Täter und Opfer in das Haus? Warum war die Polizei so schnell vor Ort? Und was natürlich auch wichtig ist: Was ist vor einigen Stunden beim Autounfall passiert? Warum wurde das Morddezernat in Wirklichkeit zum Autounfall gerufen? Warum darf niemand die Küche betreten? Und warum werden die männlichen Gäste mit Bildern verglichen?“ Shuichi sah wieder zu ihm. „Ich weiß, es sind sehr viele Fragen, aber ich kann sie alle beantworten. Haben Sie einen bestimmten Wunsch mit welcher Frage ich anfangen soll?“, wollte der Agent wissen.

Takagi schüttelte den Kopf. „N…nein…“, murmelte er und nahm den Agenten etwas zur Seite. „Erzählen Sie…was Sie glauben zu…wissen…“

„Gern“, nickte Akai. „Dann werde ich erst einmal chronologisch vorgehen und mit dem Autounfall beginnen. Was wissen wir? Der Autounfall ereignete sich gegen 17:30 Uhr. Bis die Polizei vor Ort war, war es bereits 18:15 Uhr. Sie haben die umliegenden Straßen umgehend abgeriegelt und alle Autofahrer umgeleitet. Ich gehörte auch dazu und selbstverständlich habe auch ich versucht einen Blick auf den Unfall zu werfen. Als das nicht klappte, habe ich den Umweg in Kauf genommen, um hierherzukommen. Ich hätte dieses Ereignis eigentlich gar nicht aufgerollt, hätten Sie mir nicht erzählt, dass das Morddezernat ausgerückt ist. Seien wir doch mal ehrlich, auch wenn Fremdeinwirkung nicht ausgeschlossen werden kann, Sie wären doch nie so schnell vor Ort gewesen. Zuerst wären normale Streifenpolizisten ausgerückt, dann hätte die Spurensicherung den Tatort untersucht und erst danach wäre das Morddezernat involviert worden. Aber in der Praxis sah es anders aus. Das heißt für mich, dass hinter dem Unfall mehr steckt, als man auf den ersten Blick annehmen mag. Zuerst dachte ich natürlich an das Offensichtliche: Sie wurden über einen Mord im Auto informiert und sind daher direkt zum Tatort gefahren. Aber ich habe diese Idee sehr schnell verworfen.“

Takagi hörte aufmerksam zu, ließ aber bereits die Schultern resignierend hängen.

„Sie möchten also immer noch nichts dazu sagen? Gut, dann mache ich weiter“, kam es von Akai. „In dem Autounfall war ein Gefängnistransporter involviert. Zum Unfallhergang möchte ich allerdings so wenig Spekulationen wie möglich anstellen, aber ich gehe davon aus, dass die zu transportierenden Häftlinge Mörder waren…nein, sind. Sie nutzten den Unfall und flohen.“ Er sah Takagi an. „Das ist auch der Grund, warum die Polizei so schnell hier war. Sie haben draußen die ganze Zeit über nach den Häftlingen gesucht…und sie nicht gefunden. Nachdem der Anruf des Sicherheitspersonals einging, haben Sie sofort die Annahme gezogen, dass die gesuchten Männer hier sind und sich verstecken. Selbstverständlich hatten Sie auch Angst, dass weitere Morde auf ihre Kappe gehen würden.“ Akai verengte die Augen. „Ist meine Schlussfolgerung korrekt?“

Der Polizist seufzte leise auf. „Ja…in allen Punkten“, gab er von sich. „Normalerweise werden um diese Uhrzeit keine Gefängnistransporte durchgeführt…allerdings haben wir die Kollegen in Tottori damit unterstützen wollen. Ein Flug war ihnen zu unsicher, daher sollten wir auf diesem Weg die beiden Männer nach Tottori bringen…aber dann kam es zu diesem Unfall. Die genauen Ursachen sind uns noch unbekannt“, murmelte er. „Ein Kollege kam dabei ums Leben, der Andere befindet sich mittlerweile im Krankenhaus. Wie sind Sie darauf gekommen, dass es zwei Personen sind?“, wollte Takagi wissen.

„Anhand Ihrer Erzählungen“, antwortete der Agent. „Das Opfer war ein Mann von muskulöser Statur mit mehreren Tätowierungen auf dem Arm. Eines davon war ein Wolf und die anderen hatten eine tribal-artige Struktur, die sich über den gesamten Arm erstreckte“, wiederholte Akai. „Das waren doch Ihre Worte.“

„Ja, aber…bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Wie konnten Sie auf Häftlinge und Gefängnistransport kommen?“

„Mir ist natürlich klar, dass man Tätowierungen nicht so pauschalisieren kann. Meines Wissens nach gibt es in Japan nur wenige Geschäftsmänner die eine derartige Statur besitzen und tätowiert sind. Selbstverständlich ist es nicht unmöglich. Nun ja, verraten Sie mir doch bitte, warum Sie niemanden in die Küche ließen? War es, weil das Opfer so bekannt ist, dass jemand seine Tätowierung hätte erkennen können oder weil Sie Angst hatten, dass Chaos ausbricht und Sie die Gäste nicht mehr beobachten könnten?“

„Beides“, murmelte Takagi. „Wenn jemand das Opfer durch die Tätowierung erkannt hätte…und diese Nachricht nach außen dringen würde…“ Takagi schüttelte den Kopf. „Das wäre eine Katastrophe. Keiner würde der Polizei sein Vertrauen entgegen bringen, immerhin würden sie diesen Fehler uns anlasten…und wenn…das Chaos ausbricht, könnte der zweite Mörder diese Fluchtmöglichkeit ausnutzen.“

„Verstehe. Das Opfer, also der Mörder war durch seine Taten sehr präsent in den Medien. Naja, egal…soll mich an dieser Stelle nicht interessieren.“ Akai verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann wären wir bei der Frage wie die beiden Mörder in das Haus gelangten. Nun ja, die Antwort ist einfach. Nach der Flucht aus dem Wagen sind sie umher geirrt und haben die Vorbereitungen für die heutige Feier mitbekommen. Über den direkten Eingang hätten sie das Haus nie betreten können. Die Gefahr, dass sie erkannt werden und jemand die Polizei rief, war zu groß. Ebenso wollten sie nicht Gefahr laufen durch die offensichtlichen Kameras aufgezeichnet zu werden. Aus diesem Grund haben Sie das Loch in der Hecke genutzt. Sie sollten jetzt herausfinden, ob Watanabe ein Komplize ist und das Loch von Anfang an als Fluchtmöglichkeit geplant war oder ob es die beiden Mörder selbst zu verschulden hatten.“

Takagi runzelte die Stirn. „Das prüfen wir nach.“

„In Ordnung“, entgegnete Akai. „Dann klären wir jetzt die restlichen Fragen: Wo sind Täter und Tatwaffe? Warum wurde das Gesicht entstellt und warum wurde die Hand entfernt?“ Shuichi sah seinen Gegenüber an. „Kommen Sie drauf?“

Der Inspektor schüttelte verlegen den Kopf.

„Die Antwort auf diese Fragen ist genau so einfach, wie auf die vorherigen. Wir wissen bereits, dass der Mörder der zweite Häftling ist. Beim Transport wurden die Hände beider Häftlinge durch Handschellen aneinander gekettet. Eine Flucht würde ihnen damit Probleme bereiten. Nun ja…nachdem beide Männer hier waren, wird einer von ihnen die Kontrolle verloren haben oder sie hatten einfach einen Streit“, erklärte der Agent. „Was nun stimmt, müssen Sie den Täter fragen, wenn Sie ihn gefunden haben. Das Opfer wurde von seinem Mithäftling erdrosselt. Er nutzte dazu die Metallkette, die sich an den Handschellen befindet. Leider habe ich die Küche nicht gesehen, daher kann ich nur Vermutungen anstellen: Sie haben zuerst versucht die Metallkette zu entfernen, möglicherweise mit einer elektrischen Säge, wie sie in vielen Küchen zu finden ist. Sie sind allerdings daran gescheitert. Der Täter wurde wütend und brachte seinen Mithäftling um. Danach nahm er die elektrische Säge und entfernte die Hand des Toten. Was hat er dadurch gewonnen? Er konnte den Handschellen entkommen. Zwar wird er diese nicht komplett los, aber er hat mehr Bewegungsfreiheit gewonnen. Anschließend hat er das Gesicht des Opfers entstellt um die Identifizierung zu erschweren. Wahrscheinlich nahm er an, dass die Polizei länger brauchen würde und eine Verbindung nicht sofort sehen würde. Zusätzlich entfernte er die Kleidung des Opfers, da man diese mit einem Gefängnis in Verbindung gebracht hätte. Die Kleidung hat er wahrscheinlich bei sich.“

Takagi nickte verstehend.

„Oder er hat sie bereits ausgetauscht. Sie sollten sich die erste Etage ansehen. Vielleicht hat er Kleidung des Gastgebers an und sich unter die Gäste gemischt. Deswegen haben Sie jede männliche Person mit Bildern abgeglichen. Sie wollten nicht, dass der Mörder entkommen kann. Wie mach ich mich, Inspektor?“, wollte Akai wissen.

Takagi ließ den Kopf erneut hängen. „Sie haben wieder Recht…zumindest nehmen wir an, dass der grobe Ablauf so war“, murmelte er. „Aber wir wissen noch immer nicht, wo er ist.“

„Wie schon erwähnt, sollten Sie sich die erste Etage ansehen. Wenn er dort nicht ist, schauen Sie doch einfach mal in die Garage. Wäre ich der Täter würde ich sofort einen Fluchtweg suchen. Für mich kämen der Kofferraum eines Autos oder ein Versteck weiter oben in Frage. Natürlich wird der Täter nervös sein, aber er wird auch die Wartezeit in Kauf nehmen, wenn er entkommen kann.“

„Ich…wie haben Sie das alles so schnell herausfinden können?“, fragte Takagi.

„Ganz einfach, Herr Inspektor. Ich habe meine Umgebung sorgfältig beobachtet und wahrgenommen, was um mich herum passiert ist. Danach war es sehr einfach die richtigen Schlussfolgerungen zu treffen.“

„Ach so“, gab Takagi von sich.

„Wenn Sie möchten, können Sie meine Theorie bei Ihren Kollegen vorstellen. Ich hoffe, Sie finden den Täter schnell.“

„Aber…ich kann doch nicht für Ihre Schlussfolgerungen den Ruhm ernten.“

„Machen Sie sich darum keine Gedanken. Ich mag es nicht im Rampenlicht zu stehen und es kommt mir gelegen, wenn Sie mich aus der Presse heraus halten.“

„Äh…“ Takagi kratzte sich am Hinterkopf. „Ja, natürlich.“ Er verbeugte sich. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wenn ich mal etwas für Sie tun kann…“

„Da gibt es tatsächlich etwas“, fing Akai an. „Meine Freundin fühlt sich nicht mehr sehr wohl hier, seitdem der Mord geschehen ist. Würden Sie uns bitte erlauben das Gebäude vorzeitig zu verlassen? Ich möchte sie nach Hause bringen.“

„Äh…ja…natürlich“, nickte der Inspektor. „Ich gebe es an das Sicherheitspersonal weiter.“

„Danke.“ Akai sah noch einmal in Richtung der Küche und machte sich dann auf den Weg zu Jodie. Sie hatte sich in das Szenario eingefügt und stand mit mehreren Gästen zusammen.

„Kann ich dich sprechen?“, wollte Akai wissen.

Jodie nickte. „Bitte entschuldigen Sie mich“, verabschiedete sie sich und folgte dem Agenten. „Wie sieht es aus?“

Shuichi schmunzelte siegessicher. „Man kann sagen, dass ich den Fall gelöst habe...wobei Fall ein großes Wort ist. Ich habe einfach nur die Zusammenhänge erkannt und der Polizei das gesagt, was sie eigentlich schon selbst gewusst haben: In den Unfall vorhin war ein Gefängnistransporter verwickelt. Das Opfer in der Küche war einer der Häftlinge. Sie suchen noch den zweiten Mann, werden ihn aber schnell finden.“

Jodie verzog das Gesicht. „Du hast dich ins Rampenlicht…“

„Nein“, unterbrach er sie. „Ich habe dafür gesorgt, dass mein Name nirgends auftauchen wird. Man wird glauben, dass sich dieser Polizist in den Fall reingehängt hat und am Ende den Mörder finden konnte.“

„Gut“, gab Jodie von sich.

„Wir können gehen.“ Akai schob sie in Richtung der Tür. „Ich weiß, wir haben einen anderen Auftrag“, flüsterte er in ihr Ohr. „Aber die Polizei wird sich gleich in der ersten Etage umsehen und wenn wir etwas gegen Watanabe versuchen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er es der Polizei meldet. Was das angeht, möchte ich kein Risiko eingehen. Ich nehme die Entscheidung auf meine eigene Kappe.“ Shuichi sah sie an. „Und werde Sie selbst dem Boss mitteilen, wenn du mir sagst, welche Nummer im Adressbuch zu ihm gehört. Für dich werden sich keine Konsequenzen ergeben.“

Jodie schmunzelte. „Mach dir darum keine Sorgen“, entgegnete sie. „Während du dich mit dem Polizisten unterhalten hast, habe ich einen Anruf bekommen. Wir sollen uns so schnell wie möglich zurückziehen.“

Shuichi nickte. Insgeheim ärgerte es ihn, dass er noch immer nicht an die Nummer des Bosses heran kam.

„Du siehst frustriert aus“, gab Jodie von sich.

„Es ärgert mich nur, dass mein Auftrag so in die Hose ging“, antwortete er.

Sie kicherte. „Mach dir darum mal keine Sorgen. Der Boss weiß, was du heute getan hast und dass du damit von uns ablenken wolltest. Er wird deine Leistung sicher honorieren.“

Akai sah sie gespielt überrascht an. „Was? Der Polizist arbeitet auch für die Organisation?“, wollte er leise wissen. Natürlich wusste er, dass sie ihn abhörten. Aus diesem Grund hatte er jedes Wort mit Bedacht gewählt.

„Nein, du Dummerchen.“ Jodie zwinkerte. „Das wirst du noch früh genug erfahren.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shu_Akai
2020-10-22T22:43:04+00:00 23.10.2020 00:43
Ich muss sagen, von dem Kapitel bin ich richtiggehend baff.
Alleine wie Shuichi den Fall so schnell aufklären konnte und wie präzise er das gemacht hat. Ich ziehen meine imaginären Hut. 😅🙈
Auch finde ich es gelungen, wie du den Gefängnistransporter mit eingebaut hast. 👍
Also Inspektor Takagi kann sich von Shuichis Denkweise eine Scheibe abschneiden. *hust* Sagt die, die den Fall auch schwer fand. 😭😭 Aber so, wie Shuichi das erklärt hat, was es Hammer.
Und so kann man dann schneller als die anderen Gäste aus dem Anwesen verschwinden. 😂
Ich finde Inspektor Takagi müsste Shuichi so richtig dankbar sein. 😁💪
Okay, ich finde es gruselig, das die Organisation so schnell weiß, was sich da abgespielt hat.
Wie wird Shuichi denn belohnt werden?
Ich hätte schon gar nicht mehr daran gedacht, das sie Shuichi weiter abhören. 🙈😅

Antwort von:  Varlet
29.12.2020 20:04
Danke für deinen Kommentar,
Shu ist halt super. Der durchschaut gleich alles und er weiß auch immer, wann er wo ansetzen muss, um auf die Lösung zu kommen.

Ja, wobei ich auch nicht finde, dass Takagi so blöd ist. Der kann auch schon was, aber ist manchmal zu schüchtern für seinen Beruf. Ich glaube, Takagi ist ihm auch dankbar und Shu wird den Ruhm bestimmt der Polizei überlassen. Ansonsten würden sowohl er, als auch vllt die Orgi in den Medien auftauchen und das will ja keiner.

Die Orgi lässt halt nicht locker und Shu ist ja auch erst neu, da Vertrauen sie ihm noch nicht so schnell


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