[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 95: Vol. 4 - Die Distanz der Liebenden ---------------------------------------------- Als Hanako, wie ich merkte, als ihr Atem langsamer wurde, auf mir eingeschlafen ist, muss ich sie vorsichtig wieder wecken. "Du kannst später bei mir pennen.", sage ich leise, als sie etwas unbeholfen wieder von mir abrückt. "Wie spät ist es?", will sie, sich die Augen reibend, wissen. Ich schaue auf die Parkuhr vor uns. Heilige Scheiße, es ist fast halb Mitternacht! "Ziemlich spät.", antworte ich knapp. Sie nickt nur. "Wer sich vorher angerufen hat, Taiyo, sag, ist das denn jetzt gar nicht mehr wichtig? Du klangst ziemlich gestresst. Ist es vielleicht deine Mutter gewesen?", fragt sie vorsichtig. "Hundert Punkte.", bestätige ich und merke, wie die Müdigkeit mich langsam selbst übermannt. Sie weiß, dass meine richtige Mutter schon lange verstorben ist, es macht mir nichts aus, ihr das gesagt zu haben. "Das muss schrecklich für sie sein. Elvis verschwunden und du hier bei mir. Auch noch in ihrem Zustand. Wie egoistisch von mir.", murmelt sie und senkt den Blick zu Boden. "Das ist doch nicht wahr. Das ist nicht egoistisch, wenn es schlussendlich doch für Elvis ist, nur deshalb sind wir beiden noch hier. Nur deshalb will ich in dieser Stadt bleiben und heute nicht nach Hause gehen. Du willst ihn doch auch so schnell wie möglich finden, oder, Hanako?", muntere ich sie auf. Sie sieht mich wieder an, noch immer müde, aber nicht traurig. "Da könntest du durchaus Recht haben." Zu Hause angekommen, zu meiner eigenen Überraschung steht da noch Elvis und mein Nachname und die Wohnung gehört noch uns, bin ich fast zu müde, um die Tür zu öffnen. Ich habe den Schlüssel dabei, stürme hinein und mache fast schon in derselben Sekunde das Licht an. Ich habe Angst im Dunkeln. Zumindest, wenn ich allein bin. Aber weil ich weiß, dass Hanako da ist, ertrage ich es. "Kann es sein, dass dir die dunkle Wohnung Angst macht, Taiyo?", stimmt, sie war tatsächlich nicht einmal mit mir allein hier. Normalerweise treffen wir uns auch draußen oder bei ihr zu Hause, weil es dort heller ist. Aber jetzt... "Waaaaaas? Ich doch ni-, wem mach ich was vor, ja, ja verdammt, das ist scheißgruselig. Aber ich bin ja nicht alleine hier...", bin ich in der letzten SEkunde doch noch ehrlich. Wir grinsen. In dem Moment klingelt mein Handy und dudelt das Opening von Pretty Cure Stars. Ja, total männlich, ich weiß, aber dieses Lied ist eben ein verdammter Ohrwurm. "Pretty Cure Stars?", bemerkt Hanako und unterdrückt einen Lacher. "Pretty Cure Stars.", bestätige ich ganz selbstbewusst, auch wenn ich spüre, wie rot ich werde. 'Pretty Cure Ah! Pretty Cure Ah! Pretty Cure Ah! Pretty Cure Ah! Jetzt sind wir hier, Mädchen wie wir! Keine Gefahr! Denn wir sind daaaa-', okay, vielleicht sollte ich aufhören, in Gedanken mitzusingen und beim Blond des US-Präsidenten endlich rangehen. "Ja?", "Mir scheint, als wirst du nicht zurückkehren heute Nacht. Elvis genauso.", höre ich Mama leise, fast schon emotionslos sagen. "Setsuna, was sagen sie?", ruft mein Vater um Hintergrund. "Ich finde es gleich raus! Die Vermisstenanzeige ist scheinbar schon aufgegeben worden!", antwortet sie. "Taiyo, hast du nicht zwei Stunden gesagt? Wo bist du, Kind?", fragt sie, wieder ruhig. "Bei der alten Wohnung, noch wurden wir nicht rausgeschmissen.", "Und ist noch wer da? Freunde von Elvis? Deine Freunde? Sag schon, ich will es wissen.", "Hanako ist hier, soll ich sie dir geben?", "Nicht nötig in diesem Moment, du kommst also nicht heim, ja? Und morgen? Es reicht, wenn einer meiner Söhne verschwindet, der andere nicht auch noch.", "Elvis lebt noch.", unterbreche ich ihren Redeschwall. Wie ich mir da so sicher sein kann, ist mir selber nicht klar. "Und woher willst du das nun wissen? Du weißt genauso gut wie ich, wie schnell er in Lebensgefahr gerät. Vielleicht ist er tödlich verwundet. Woher nimmst du dir bloß diese Sicherheit?!", sie weint fast. "Ich spüre es. Er liegt irgendwo in dieser Stadt, lebend, nur weiß ich nicht, bis zu welchem Grad er unverletzt ist. Auch wenn er nur mein Stiefbruder sein sollte, ich weiß, dass noch lebt, ich weiß es einfach. Bitte, Mum. Mach dir für heute Nacht wenigstens keine Sorgen um Elvis und mich. Das ist ja nicht nur für das Kind nicht gut.", wow, kann ich gut improvisieren, wenn es darum geht, Menschen zu beruhigen! "Alle schieben es darauf...", flüstert sie, ehe sie ergänzt. "Ich werde es versuchen. Ich komme, wenn es sein muss auch morgen nochmal vorbei, um zu helfen.", jetzt legt sie echt auf. "Ich bin hier.", flüstert Hanako, anscheinend für sich selbst. "Lass uns reingehen.", schlage ich vor und wir ziehen rasch unsere Schuhe aus. Niemand verliert ein Wort über meine Mutter oder Elvis. "T-tut mir leid, dass das Bett nicht besonders groß ist...", entschuldige ich mich, als wir mein Zimmer betreten. "Kein Problem... echt nicht...", spielt sie es runter und im Begriff, mein Zimmer zu verlassen, dreht sie sich noch um, als sie fragt: "Kann ich wieder etwas von dir leihen?", "Immer doch!", bejahe ich und werfe ihr aus meinem Schrank einen Naruto-Hoodie und eine einfache graue Jogginghose entgegen, die sie mit dem Kopf auffängt. Dann geht sie und ich mache mich daran, mich selbst umzuziehen. Als sie wieder reinkommt, sieht sie, wie letztes Mal auch, als sie meine Sachen anhatte unglaublich süß aus. Eine Weile starren wir uns bloß an, ehe ich die Stille im mondbelichteten Raum breche. "Dann lass uns jetzt mal... schlafen gehen.", wieder nickt sie bloß. Als wir in mein Bett steigen, stolpern wir fast übereinander. Wow. Als wir uns dann doch auf eine Formation, sie innen, ich außen, geeinigt haben, sehen wir einander wieder bloß an. "Chikas Fieber ist nicht besser geworden. Es ist noch so viel. Dass Elvis nicht da ist, scheint ihr noch zusätzlich zuzusetzen, die Arme.", flüstert sie und ihre Augen strahlen trotz ihrer Trauer im Mondlicht, ihre Silhouette ist fast richtig deutlich. Jetzt erst fällt mir auf, dass Hanako nicht mehr Senpai zu ihr sagt. Ist das eine Bewältigungstaktik? Nun ja, ist ja auch egal. "So ist das also...", mehr kann ich nicht sagen, auch wenn ich mir natürlich genauso viele Sorgen um sie mache. Schließlich hatte sie einen Herzinfarkt. Und gleisend hohes Fieber. Das arme Ding. Sie rückt näher an mich ran, ihre Haare kitzeln mein Schlüsselbein. "Aber zum Glück bist du da... geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man... ich glaube, ich begreife jetzt erst so richtig, was das bedeutet.", überlegt sie und ich höre ihren Herzschlag weiter unter mir, weil sie so klein ist. Wahrscheinlich kann auch sie meinen hören. Ich drücke sie fast schon übervorsichtig an mein Herz. "Ich glaube, ich auch.", flüstere ich. Unsere Beine sind verkreuzt und unsere Herzen schlagen nebeneinander. Sie ist mir so nah wie lange nicht mehr. Wie ich das vermisst habe. Wie es Chika wohl geht im Krankenhaus? Ihr Herz ist nicht so gesund wie die unseren. Und sie ist ganz allein. Selbst ohne ein krankes Herz kann ich mich hineinversetzen. Die Distanz zu Elvis macht sie bestimmt fertig. Elvis, wo zur Hölle steckst du? Ich bin doch der Feige von uns. Selbst wenn es dir noch so schlecht geht, wir waren doch immer zusammen. Wir haben zwar unterschiedliche Dinge erlebt, aber denselben Schmerz geteilt. Das habe ich immer geglaubt. Trotzdem erlaube ich dir auf keinen Fall, einfach aus der Welt zu verschwinden, wie du es damals versucht hast. Selbst, wenn ich es mit dieser ganzen Welt aufnehmen müsste, ich werde dich finden. Ich erlaube Menschen, die mir wichtig sind, nicht, sich einfach so aus der Affäre zu ziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)