[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 88: Vol. 4 - Eine BFF wie keine andere ---------------------------------------------- Chika: Zu Hause ist mir langweilig, also bei Hanako-chans zu Hause eigentlich, deshalb mache ich das Abendessen. Das heißt, ich schiebe eine Pizza in den Ofen. Das Fieber ist auch gar nicht mehr so hoch. Und meinem Herzen geht es soweit auch ganz in Ordnung. Ich muss weiter so tun, als wenn alles in Ordnung wäre. Ich wundere mich schon ein bisschen darüber, wieso Hanako-chans Eltern niemals zu Hause sind. Irgendwie will sie es mir einfach nicht verraten. Als ich ins Wohnzimmer gehe, laufe ich unvermeidbar und zum x-ten Mal an diesem Bild vorbei. Es zeigt Hanako-chan als kleines Kind, etwa im Alter von einem Jahr mit ihren Eltern und Großeltern. Sie war wirklich ein süßes Baby. Die Familie Hanazawa im Einklang. Ich frage mich, wie Hanako-chan als Kind wohl war. Ob sie immer so frech, direkt und zugleich so lieb und fürsorglich war. Auf dem Bild jedoch sieht die Mutter etwas apathisch aus, was mich wiederum an meine eigene Mutter erinnert. Dieses Bild macht mich aus irgendeinem Grund traurig. Vielleicht ist auch Hanako-chan traurig, wenn sie es sich zu lange ansieht. Und trotzdem bedeutet es ihr genug, um es auf dem Kamin zu behalten. Sie scheint es nicht zu verstecken, obwohl sie weiß, dass ich hier bin. Ich habe irgendwie Gewissensbisse, hier zu sein, wo es doch für sie so eine blöde Situation ist. Dass ich so krank bin, bei ihr unterkommen muss, obwohl sie die Gefühle für mich nicht aufgeben kann. Ist das nicht grausam von mir, mich da einfach bedienen zu lassen? Neben dem Foto liegt eine CD-Hülle von Ghibli-Studio-Liedern. Ohne, dass ich es will, muss ich an das Lied aus "Chihiros Reise ins Zauberland" denken, "Der Name des Lebens", so hieß dieses Lied, das weiß ich noch. Ein Radio steht direkt unter dem Foto. Ich stelle das Foto vorsichtig beiseite und lege die Disc ein. Ich überspringe so lange, bis ich mein gewünschtes Lied zu hören bekomme. Und tatsächlich, die ersten Töne vom "Namen des Lebens" fallen. Sie warmem Schallwellen hüllen mich ein und mein Herz wird ganz schwer. Für eine Herzkranke wie mich vielleicht nicht ideal, doch es ist ja nicht so, als wäre in diesem Moment mein Leben in Gefahr. Ich erinnere mich. Wie in dem Lied. An den Tag, Tage später, nachdem ich verschwand, weil es nichts mehr gab, das mich hält. Als ich mit meinen Tanten Chihiros Reise ins Zauberland gesehen habe. Trotz der Distanz habe ich Ellies Namen nie vergessen. In viel zu vielen Songs musste ich an ihn denken. Sei es 'See you again' von Wiz Khalifa, 'Mein größter Schatz' aus AngelBeats! oder auch 'Don't forget' aus Deltarune, wann immer ich einen Teil fertiggespielt hatte. Es verging kein Tag, an dem ich nicht mindestens einmal an ihn dachte. Und es fühlt sich an, als ob sich einer dieser Tage, an denen ich weit weg von ihm an ihn denke, wiederholt. Die Einsamkeit hat wieder angerufen: Sie will mich zurück. Das Vermissen wird von Sekunde zu Sekunde, in dem das Lied weiterspielt, schlimmer. Es wird weitergesungen, diese Stimme samt Text hält mich gefangen. Sie singt vom blauen Himmel, einem weißen Ball, der herumliegt und einem Sommer, der niemals vergehen wird. Doch anders als jener Sommer, muss das Lied zu Ende gehen, da ich schritte höre und augenblicklich abschalte. Und dann realisiere ich, als sich unsere Blicke treffen, dass ich traurig bin. Mir tut das kranke Herz auf anderer Weise weh. Ich will ihn sehen. Ich will mit ihm zu diesem 'Ort, der uns vereint'. Sie sieht mich an, als hätte sie Mitleid mit den Gefühlen in mir, die ich nicht aussprechen kann. Vermutlich habe ich Tränen in den Augen. In dem Moment pausiere ich sofort, weil Hanako-chan in der Sekunde ins Wohnzimmer kommt. "'Der Name des Lebens'? Nettes Lied, nicht wahr?", sie scheint absolut nicht sauer zu sein, dass ich einfach ihr Zeug angefasst habe. "J-ja. Das ist voll mein Lieblings-Ghibli-Lied.", bestätige ich. "Du hast Pizza reingemacht? Solltest du dich nicht ausruhen, Chika-senpai?", "Hast ja recht...", gebe ich ihr leise recht. "Wie war die Schule, Hanako-chan?", frage ich aus dem Nichts, weil ich mich danach sehne, wieder mit irgendwem zu reden, auch wenn wir gestern auch geplaudert haben. Aber ich vermisse es trotzdem. Die Einsamkeit, wenn ich nicht in die Schule gehe macht mich fertig... Sie sieht nachdenklich aus, doch sagt nur: "Schule eben, wir aus dem dritten Jahr können echt bald nicht mehr entspannen!". Sie verheimlicht mir etwas. Aber ich denke nicht länger drüber nach und sehe nach der Pizza. "Ist in fünfzehn Minuten fertig.", murmle ich. "Irgendwie freut es mich, dass du hier bist.", meine ich, sie flüstern zu hören. "Wie bitte?", "Ach nichts, vergiss es. Hab mit mir selbst geredet.", wimmelt sie es ab. "Ich mach uns Tee, Chika-senpai, setz dich schon mal auf die Couch.", ordnet sie an und ich mache das auch. Was in der Schule wohl gerade wirklich los ist? Ich schalte den Fernseher an und da läuft gerade eine Dokumentation über Seegurken. Ich muss grinsen, denn diese Tiere sind lustig. Ich hätte Ellie gern gezeigt, wie lustig sie sind. Er hat sich lange nicht mehr gemeldet, zumindest kommt es mir so vor, seit ich bei Hanako-chan wohne. Ich vermisse ihn. Als wir später in Hanako-chans Zimmer die Pizza essen, scheint sie mit den Gedanken irgendwie woanders. Woran sie wohl denkt? Also ich denke gerne an... woran denke ich eigentlich gerne? Ich weiß es nicht. Irgendwie sind meine Gedanken nicht zusammenhängend, sie purzeln einfach übereinander, ohne aufeinander Sinn zu ergeben. Im einen Moment denke ich daran, wie sehr ich Ellie trotz allem unheimlich liebe und im anderen Moment sucht mich Sayaka in Gedanken heim. Ob das auch etwas mit meiner Krankheit zutun hat? Dass meine Gedanken so hysterisch und schnell wechselnd sind, als ob sie jeden Moment für immer verschwinden könnten? Darüber denke ich lieber nicht zu gründlich nach. "Ich habe dich wirklich geliebt, Senpai.", flüstert Hanako-chan plötzlich, als sie gerade den Mund leer hat. Ich verschlucke mich fast an meinem Stück. "W-was? Aber wieso erwähnst du das denn... jetzt?", ich bin vollends verwirrt. "Ich will ehrlich zu dir sein, Chika-senpai. Ich habe immer versucht, einen Bogen um das, was geschehen ist zu machen, aber ich schätze mal, dass das nicht richtig ist. Taiyo habe ich es ja auch erzählt. Und jetzt fehlt nur noch meine beste Freundin. Und Elvis, wenn sich die Chance ergibt. Ich rede nicht gern über meine Vergangenheit, a-also... lass es das bloß wert sein, ja?!", diese Tsundere, denke ich, als ich mir noch etwas von meinem Stück abbeiße. "Wie du vermutlich weißt, starben Shuichiros Eltern, als er sechs war. Doch zuvor sind eben auch schlimme Dinge passiert, ehe ich so getan habe, als wären wir keine Cousins, damit er selbstständig wird. Als ich so eins oder zwei Jahre alt war, da... da hat etwas in meiner Familie zu zerbrechen angefangen. Ich war... ich war, was die Allgemeinheit ein Retortenbaby genannt hat und ja... ich sag mal so, die Ehe meiner Eltern lief dann nicht mehr besonders, auch nachdem ich geboren wurde. Und eines Tages haute meine Mutter dann einfach ab und ließ mich mit meinem Vater zurück. Dieser könnte aber genauso wenig mit mir anfangen wie seine Frau und ließ mich zurück, um nach dieser zu suchen. Bis heute weiß ich nicht, was aus den beiden geworden ist, Papa sucht vermutlich immer noch nach ihr, oder sie haben sich schon lange aufgegeben, ich weiß ja nicht. Auf alle Fälle wurde ich ab da von meinen Großeltern erzogen, doch diese verstarben leider als ich in der Mittelschule war, bei einem Autounfall und so war ich vollkommen am Ende und diesmal wirklich, dachte ich. Ich wollte den Schmerz loswerden, ich wollte, dass andere meinen Schmerz zu spüren bekamen, ich weiß, total idiotisch und begann zu randalieren und zu vandalieren. Ich prügelte mich praktisch mit jedem und hatte mir jeden zum Feind gemacht. Aber es war mir egal. Ich wollte einfach nur... diese Wut, diese Leere, herausbrüllen und an jemand anderem austreiben, in dem ich um mich schlug und trat. Als ich dann von der Mädchenschule geschmissen wurde, hatte ich gemerkt, wie dumm ich war. Ich zog mich mehr oder weniger zurück und versuchte, ein normales Leben zu führen. Alles andere als die verrückte Prügeltante, die ich früher war. Zu der Zeit entdeckte ich das Lolita-Fandom und wurde selbst eine Lolita. Ein paar Mädchen auf der Straße sprachen mich an und sagten so etwas wie 'OMG, du bist so klein und süß, du musst unbedingt in unserem Laden vorbeischauen!' und 'Kannst du bitte, bitte bei uns modeln?'. Weil mir langweilig war, kam ich da rein. Und ehe ich mich versah, kaufte ich ein Outfit und dann auch immer öfter. Ich bemerkte, dass das meine Leidenschaft war und ich es liebte. So konnte ich meine Vergangenheit unter den Rüschen und Schleifchen verstecken und mir ein neues Image zulegen. Ehe ich mich versah, war ich das süße Mädchen. Die Blutrosenoberschule habe ich auch ursprünglich nur besucht, weil mir die schwarze Uniform so gut gefiel und es natürlich auch immer noch tut. Ich meine, sie ist einfach cool. Nun, wie auch immer, ich glaube, ich habe es verstanden. Was Liebe bedeutet. Eine klare Definition gibt es natürlich nicht, aber... ich denke, wenn man jemanden wirklich liebt und es nicht erwidert wird, dann erträgt man es. Weil ich von Anfang an wusste, dass ich keine Chance bei der gebräunten grünhaarigen Schönheit habe, bin ich dementsprechend vorbereitet gewesen. Ich war neidisch auf Elvis und wollte einfach nur bei dir sein. Ich hatte Angst, dass ich mich vielleicht nie wieder verlieben könnte. Doch ich lag falsch. Taiyo hat meine Gefühle verstanden wie niemand sonst, weil wir einander verstanden, kamen wir uns näher. Und jetzt will ich wirklich mit ihm zusammen sein. Ich habe meine Gefühle für dich noch nicht aufgegeben, noch immer sehe ich dich als unerreichbar und anziehend. Womöglich werde ich damit auch nie aufhören. Außerdem... Wie kann man in meiner Situation auf so eine Oberweite nicht neidisch sein?!", "Aaaaahhhhh, Hanako-chan, n-nicht anfassen, das... das ist gegen die Regeln!", keife ich, als sie mir wutentbrannt und voller Neid an die Brüste packt. Sie brummt zwar immernoch missbilligend, doch lässt sie dann los. "Nun, was ich eigentlich sagen wollte, danke. Danke, dass du meine Freundin bist, Chika.", sagt sie nur und lächelt so süß, wie wir es von unserer blonden kleinen Freundin kennen. "Ich bin froh, dir begegnet zu sein. Liebe hin oder her.", nun greift sie sich noch ein Stück Pizza und wir schweigen. "Du bist meine beste Freundin, Hanako-chan, weißt du das?", wo das jetzt herkommt, ist mir selbst ein Rätsel. "Ich weiß.", grinst sie. Extravagant, exzentrisch und der Inbegriff einer Tsundere Loli, wie sie im Buche steht. So ist sie, meine beste Freundin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)