[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 56: Vol. 3 - "Bodere" Arc: Die Geschichte einer anderen Welt Teil 2 --------------------------------------------------------------------------- "Wie auch immer, dann mache ich jetzt mal weiter, damit du auch noch etwas Schlaf abbekommst. Nun, wo war ich stehengeblieben? Genau, die Szene mit dem Dach. Ich war im Begriff, mich in den Tod zu stürzen, hörte Schritte hinter mir, die näherkamen, doch reagierte ich nicht, da griff mich etwas am Arm, jemand griff meinen Arm. 'Du bist doch verrückt, Brotmädchen. Du kannst doch nicht einfach umbringen.', redete diese Person auf mich ein, ziemlich ruhig, zu ruhig, um zu behaupten, man hätte beinahe jemanden sterben sehen. 'Jetzt komm doch bitte wieder auf den Boden. Erzähl mal.', drängte der sogenannte Kyokei-kun mich, wieder über die Mauer zu ihm zu klettern. Das tat ich dann auch, wie gelähmt ließ ich mich auf den Steinboden des Daches fallen, vor seine Füße, während er sich zu mir auf den Boden gesellte. 'Was wühlt dich so auf, dass du von Dach springen willst? Was hat deine Schwester damit zu tun?', hatte er gefragt und in den Moment, als ich bemerkte, dass sich zum ersten Mal jemand tatsächlich für mich und meine Probleme, die, die mir wirklich zu schaffen machten, interessierte, fing ich einfach zu weinen an. Es war Schmerz, es war Schock von dem, was ich eben versucht hatte und das Gefühl, dass einen jemand wirklich verstehen wollte, das alles überwältigte mich als Keita mich in den Arm nahm und mir die Tränen abfing. Ich konnte mich nicht daran erinnern, je so viel geweint zu haben, jedes Mal, wenn ich traurig war, fraß ich es einfach in mich hinein, weil ich nicht wollte, dass je einer von einer Trauer erfuhr. Als ich dann fertig mit meinen Tränen war, erzählte ich ihm alles, bis es nichts mehr gab, womit ich noch allein fertig werden musste. Es überschwemmte mich, es fühlte sich so an als würde ich zum ersten Mal mit einem Menschen sprechen. 'Das klingt echt krass, mein Beileid, Brotmä-... Ich meine Shizuhara-san.', das waren seine Worte. Wir verbrachten immer mehr Zeit miteinander, wir verstanden uns immer besser, es war fast so, als wäre alles von der Depression und allem, was mich einst belastet hatte, in Luft aufgelöst worden. Wir waren noch nicht richtig zusammen, aber dennoch verliebte ich mich mehr und mehr in ihn, ich wollte am liebsten mein ganzes Leben mit ihm verbringen.", wieder legt sie eine Pause ein und ihr letzter Satz gibt mir einen Stich. Sie hat Keita wirklich geliebt. "Die Zeit verging, wie du in meinem Tagebuch gelesen hast, machte er mir in diesen Elvis-Kostüm eine Liebeserklärung und wir kamen zusammen. Es hätte so wunderschön weitergehen können, doch das Leben ist nicht immer rosarot.", zitiert sie weiter aus ihrer Vergangenheit, doch hält inne. "Was ist passiert? Seid ihr nicht auf die Uni und habt sechs Jahre nach der Oberschule geheiratet?", hake ich nach und merke, wie unfassbar naiv das klingt. "Alles zu seiner Zeit, das haben wir, doch dazwischen gab es noch mehr Vorfälle, die sich dort zugetragen haben, wo wir zur Schule gingen und lebten. Wir hatten einige Abenteuer hinter uns, ich lernte ihn immer besser kennen und durch ihn auch deine Tante Akane-chan. Sie wurde hausunterrichtet und hatte eine soziale Phobie, weshalb sie nie das Haus verließ. Wir halfen ihr, sich mehr zu integrieren, bis sie es dann schaffte, ebenfalls unsere Schule zu besuchen und in Keitas Parallelklasse zu gehen. Später in der Uni gingen wir leider getrennte Wege, da sie Medizin studierte, es aber irgendwie auch schaffte, Lehrerin zu werden, sie meinte, sie wolle nur für alle Fälle Medizin studieren, um eine andere Person im Ernstfall retten zu können. Nun ja, aber zurück zur Highschool, auf jeden Fall waren wir dann zusammen und ich fühlte mich, was meine Schwester anging, hinterrücks gestärkt, ich wusste nur nicht so recht, wie ich das mit der Versöhnung denn nun am Besten anstellen sollte. Eines Tages, nach der Schule, um genau zu sein, bat sie mich in den Abstellraum, um mit mir etwas zu besprechen. Ich dachte, sie würde sich mir endlich öffnen, sich für alles, was sie mir angetan hatte entschuldigen, ich dachte, hiermit würden wir endlich richtige Schwestern werden, ich dachte, sie würde mich endlich akzeptieren. Doch es kam alles anders. Ich schlich mich also in den Abstellraum, dort wo all die Sportgeräte und sonstige Utensilien standen, als sie plötzlich mit einem riesigen Fleischmesser vor mir erschien und sich auf mich stürzte. Ich schrie, wehrte mich mit Händen und Füßen, versuchte, sie irgendwie von mir loszureißen, doch ich schaffte es nicht. Sie war viel größer und stärker als ich und die Angst ließ beinahe zu, dass sie mich mit dem Messer im Auge traf. 'Verschwinde endlich, du sollst endlich verschwinden, hab ich gesagt!', brüllte sie und riss an meiner Uniform, während ich es immernoch nicht fassen konnte, zu was für einer Tat sie durch den Hass auf mich fähig war. Da lebten zwei grundverschiedene Persönlichkeiten in ihr, dem wurde ich mir in dem Moment bewusst. Eine einzige könnte mich nicht beschützen und töten wollen zur selben Zeit, das machte einfach keinen Sinn! 'Ich hab die Schnauze von dir so gestrichen voll, du bist eine einzige Heuchlerin, die nie in der Lage ist, anderen ehrlich helfen zu wollen, sondern immer nur schön dort bleibt, wo sie von allen verehrt wird und es ihr der ach so geile Kyokei besorgt, du verdammte Schlampe von Schwester!', schrie sie und diesmal schaffte ich es nicht, dem Messer auszuweichen, es traf mich am Hals, zog sich über meine Schulter und riss sich durch und über die Haut meiner Brust, ich schrie wie gefoltert, als die Tür aufgestoßen wurde und eine Horde Jungs, inklusive Keita, mir zur Rettung kamen. Keita riss Onee-chan von mir runter und stieß ihr das Messer aus der Hand, ehe sie kämpften und sich bis aufs Blut gegeneinander verteidigten, um mich entweder umbringen oder retten zu können. Ein paar Mädchen kamen auch dazu und begannen, meine immernoch rachsüchtige Schwester zu ruhigstellen zu versuchen und aus dem Abstellraum zu ziehen, die Lehrer wurden informiert und im Abstellraum gab es immer weniger Platz, als ich merkte, wie kalt mir zunehmend wurde. Blutverschmiert und mit einer zerrissenen Bluse lag ich da, während meine Augenlider schwerer wurden und eine schrie: 'Oh mein Gott, Leute, Shizuhara stirbt! Schnell, holt endlich einen verdammten Krankenwagen!' Dann wurde mir schwarz vor Augen. Als ich zu mir kam, lag ich im Krankenhaus und Keita hielt meine Hand. Mir tat alles weh und die Erinnerung daran, beinahe ermordet worden zu sein, schmeckte grauenvoll. Man sagte mir, dass meine Schwester nirgends aufzufinden und spurlos verschwunden war. Alles was mir bließ, war der brennende Schmerz an meiner Brust, den ihre Klinge auf mir hinterlassen hatte, die Narbe war viel zu tief, um zu verschwinden, meine Schwester sah ich nie wieder.", eine weitere Pause und sie schenkt sich erneut Tee in die Tasse und starrt auf die Lichtquelle. Ich kann mich nicht bewegen. Ihre eigene Schwester hat sie umbringen wollen. Und seit jenem Tag, sind sie sich nie wieder begegnet. Sie hat recht, das IST grausam. Das ist sogar ziemlich grausam, ich war viel zu gleichgültig zu meinen eigenen Gefühlen und denen anderer, ich kann nicht behaupten, dass ich diesen Strich, der sich über ihre Schulter zieht, nie bemerkt habe, aber ich konnte nie fragen. Vielleicht habe ich das mal, aber dann wird sie mir wohl nicht geantwortet haben und überhaupt habe ich aus meiner Vergangenheit sowieso fast alles vergessen. Alles Wichtige zumindest. Es ist so deprimierend. Ich habe mein ganzes Leben so sehr in meiner eigenen Blase gelebt, dass mir meine eigenen Verletzungen und die meiner Mutter vollkommen am Arsch vorbeigegangen sind, was bin ich nur für ein Loser? "Verstehe.", sage ich dazu nur, weil mir nichts Besseres einfällt. "Nach allem, was du selbst erlebt hast, wäre es egoistisch, dich auch noch mit meinen eigenen Defiziten zu beladen. Deshalb dachte ich, es wäre besser, dich wie von der Sache vor deiner Geburt, fernzuhalten.", meint sie und nimmt einen weiteren Schluck. Wieder kann ich nichts erwidern. "Sag mal, wie ist das eigentlich mit Chikacchi? Wie habt ihr euch genau kennengelernt? Es fühlt sich so an, als hätte ich sie früher schon einmal gesehen. Ist sie vielleicht eine Freundin von damals?", fragt sie behutsam. "Ja. Wie es scheint hat sie den Vorfall in der Mittelschule mitbekommen und hat nach mir gesucht und... jetzt sind wir eben zusammen.", erkläre ich möglichst normal. Ich brauche ja nicht zu erwähnen, dass ich Akira vor meinem ersten Tag an der Blutrosenoberschule getroffen habe und er auch etwas von meiner Vergangenheit weiß, selbst wenn er weniger nach mir gesucht hat, sondern das eher zufälliger Natur war. "Aha. Chikacchi scheint wirklich richtig in dich verliebt zu sein, ich kenne sie zwar noch nicht so gut, aber nach eurem Weihnachtsdate haben ihre Augen so gestrahlt, dass ich wusste, dass sie es unglaublich ernst mit dir meint, Elvis. Aber wie kommt es, dass du Interesse an ihr hast, ich dachte du stehst eher auf Mädchen, die mehr so sind wie du. Auf Kuudere und so.", überlegt sie und dreht die Tasse ein wenig. "Erstens, wie soll ich dir denn erklären, warum ich mit ihr zusammen bin und zweitens, ich habe nie behauptet, dass ich auf Kuudere stehe und ehrlich gesagt bin ich froh, dass Chika so überhaupt nicht wie ich ist. Was versuchst du mir da zu sagen?", ich gebe mir Mühe, nicht allzu bockig zu klingen, denn im Ernst, das wäre schon irgendwie kindisch, nach dem Motto "Ich bin schon ein Teenager und weiß alles besser.", so einer will ich wirklich nicht sein. "Versteh mich bloß nicht falsch, ich habe nichts gegen Chikacchi, ich meine sie ist süß, nett und sehr höflich. Ich bin einfach bloß neugierig, weißt du, mit wem mein Sohn so verkehrt.", scherzt sie leise und mir gefällt nicht, wie sie das Wort "verkehrt" sagt. "Wo wir gerade vom Verkehren reden, hattet ihr zwei schon Sex?", will sie einfach so aus dem nichts wissen. Zum Glück ist die Kerze nicht hell genug, um die Röte in meinem Gesicht zu zeigen, aber verdammt, wieso ist in meiner Familie einfach jeder so extrem direkt?! "Was zur... Nein, bei Gott, was ist los mit dir, Mama?! Was denkst du von mir? Nur weil ich nicht mehr unter eurem Dach lebe, heißt das doch nicht, dass ich es einfach mit Chika in meinem Zimmer treibe, oh Mann...", vielleicht reagiere ich etwas über, aber ich kann es nicht ab, wenn man mir solche Unmöglichkeiten an den Kopf wirft. "Kann doch sein, tut mir ja leid, ich hab da wohl übertreiben. Du weißt doch, dass ich nicht glaube, dass du die Art Mensch bist, die vor der Hochzeit... du weißt schon, also-", "Ich geh jetzt wieder schlafen.", unterbreche ich sie, nicht nur, weil dieses Gespräch eindeutig in die falsche Richtung abdriftet. "Warte", raunt sie und greift nach meinem Handgelenk, um mich aufzuhalten. "Bist du denn immernoch gläubig?", wieder so eine Frage jenseits des Kontextes, langsam reicht es doch mal... "Ich habe nicht aufgehört, daran zu glauben, dass es einen Gott gibt. Nur bin ich christlich gesehen eine ziemliche Enttäuschung, ich meine, nach all den Jahren, dem Überdenken, Bibel lesen, dem Vorfall und überhaupt, kann ich das mit Jesus und mir weder eine intakte Freundschaft noch mich einen aufrichtigen Christ nennen, es ist einfach die Luft raus.", gestehe ich und es klingt schon fast etwas genervt. Sie lässt meine Hand los. "Komm bald wieder auf den richtigen Pfad, ja?", bittet sie mich und von ihrer Seite klingt es nun etwas verzweifelt. "Gute Nacht.", beende ich diese Konversation harsch und verdufte mich zurück in mein Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)