[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 52: Vol. 3 - "Deredere" Arc: Das Lied vom kaputten Jungen ----------------------------------------------------------------- Die Zeit verging, es ist so schnell so kalt geworden, dass es aussah, als würde das Wetter absichtlich den November überspringen und jetzt sind wir wieder in der Zeit angekommen, in der es überall "weihnachtet" und das Jahr bald vorbei ist. Ich habe immernoch Gewissensbisse, weil ich Akira so angeschrien habe und die Tatsache, dass ich mich noch immer nicht vollständig an die Tragödien von damals erinnern kann, trägt auch nicht gerade zu meiner Zufriedenheit bei. Egal, was ich tue, ich bekomme das, was Akira mir gesagt hat, einfach nicht aus den Kopf. Ohne Vorwarnung erfüllt eine schmerzhafte Hitze meinen Oberschenkel und ich schreie. "Aaaaaaahhhh, Scheiße, Mann!", heule ich auf und starre auf den verschütteten Tee auf meinem Bein. "Ellie, ist alles in Ordnung?!", fragt Chika ganz außer sich und wischt ohne Erfolg die Sauerei auf. "J-Ja, alles bestens, ich... verbrenne mich gerne an Früchtetee.", meine ich sarkastisch und lächle tapfer über den Schmerz hinweg. Erst nach dem Tee-Unfall fiel mir wieder ein, dass ich mit Akira, Kaishi, Chika, Hanako und Uchihara-san in die Karaokebar sitze und in meinen Gedanken meinen Griff um den Becher voller brandheißer Flüssigkeit vernachlässigt habe. Notiz an mich selbst: Nie wieder mit Tee in der Hand zu angestrengt nachdenken. Das Lied, dass Akira gesungen hat, "Wonderwall" für die Neugierigen unter euch, ist damit vorbei und dieser lässt sich neben mich in die Sitzgelegenheit fallen. "Oh Mann, sowas passiert aber auch echt nur dir, Kyocchi...", findet er kichernd und gibt mir eine Nackenschelle. Selbstironisch lache ich mit. "Hey, ihr beiden, es ist übrigens Failman-san an der Reihe.", gibt uns Kaishi Bescheid und auch er kann sich ein Schmunzeln über meine Tollpatschigkeit nicht verkneifen. "Yay!", freut sich Chika und tritt vor. "Ich hoffe, bald kommt der Tag! Ich bin zum Kämpfen bereit, werdet schon seh'n! Ich hoffe, alles wird gut, wir werden uns wiederseh'n! Ich geb' die Hoffnung nicht auf, dass alles wieder so wird, wie es einmal war! Wir bleiben Freunde, die die größten Abenteuer bestehen! Ich glaub's daran!" Wir applaudieren und Chika verbeugt sich theatralisch, bevor dann noch Uchihara-san "Cruel Angel Thesis" singt und es bald Zeit für den Heimweg wird. Während Akira sich bei Mir einharkt und gespielt seiner verlorenen Stimme nachtrauert, sind meine Gedanken noch immer bei dem Lied, das Chika vorhin gesungen hat. "Mimi's Song" von Digimon Adventure, ich liebe diesen Anime, seit ich..., nein vergiss es, das ist eine andere Geschichte. Irgendwie hat es sich angefühlt, als würde es meine Situation sehen und mir Mut zusprechen, aber ich merke schon wie absurd das klingt, für Kitsch habe ich schließlich schon immer ein Händchen gehabt. Die Wochen, okay es waren drei, zogen an mir vorbei und ich verbrachte mein Leben in einem Trance-Zustand, ich weiß nicht warum, aber hin und wieder höre ich einfach auf, mich beteiligt zu fühlen. Wiederkehrende Apathie. Es kommt selten vor, aber wenn, dann fühlt es sich an, als hätte ich meine Seele ausgeatmet. Ich erledige alles, was ich eben tun muss, ohne dass einem irgendein Unterschied auffällt, nur bin ich geistig abwesend. Und gleichzeitig sehe ich alles. Ich habe Chikas Nachdenklichkeit nicht aus den Augen gelassen. Und ihre kommenden und gehenden Krankheitstage habe ich bald zu kommentieren aufgehört, ich weiß nicht, irgendetwas hindert mich daran, Hilfe zu holen und sie zu einem Arzt zu bringen. Aber die gute Nachricht ist, dass ihr gelegentliches Fieber und was sonst wenigstens nicht schlimmer wird, dafür bin ich dankbar. Jetzt sitzen wir, Taiyo, Chika und ich im Zug auf dem Weg, die Weihnachts -und Silvesterzeit bei unseren Eltern zu verbringen. Chika ist an meiner Schulter eingeschlafen und Taiyo liest tatsächlich ein Buch. Außer den Studienbüchern fässt er fast nie welche an, deshalb bin ich dementsprechend überrascht. Aber vielleicht ist das auch nur so, weil Hanako sein Handy immernoch nicht rausgerückt hat. Mir ist ebenfalls nicht entgangen, dass auch Hanako noch neben der Spur ist, das arme Ding. Ich würde ihr wirklich gerne helfen, aber das gleiche gilt für Akira und den ganzen Rest, ich will überall helfen, kann es aber nirgendwo, das ist echt tragisch. Chika murmelt etwas, rutscht dabei mit dem Kopf ab und landet anschließend in meinem Schoß. Irgendwann gewöhnt man sich an den plötzlichen Körperkontakt mit ihr deshalb erschreckt es mich nun nur zur Hälfte. "Ich hab dir gesagt, du darfst mir Ellie nicht wegnehmen, der ist mein Lebensinhalt...", brummt sie im Schlaf. Lebensinhalt? Chika, was träumst du die da zusammen? Die Vorstellung davon, dass Chika mich als ihren Lebensinhalt sieht, macht mich nämlich mehr als nur verlegen. "Sie scheint sich echt zu lieben, was, Elvis?", stellt Taiyo, der sein Buch beiseite gelegt hat, fest. "Scheint so.", bestätige ich und lächle ohne den Blick von ihr abzuwenden. Ich kann mich nicht daran hindern, ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen, um sie besser mustern zu können. Sie ist wirklich süß, manchmal frage ich mich wirklich, ob ich sie verdient habe. Und warum wir uns von Anfang an so vertraut waren, ich habe sie mit Vornamen angesprochen und sie fand nichts daran seltsam, ich habe alles getan, damit sie nicht wegläuft und meinetwegen weint, bei dem Gedanken daran, sie so nach Hause gehen zu lassen, habe ich sogar selbst eine Träne vergossen. Ich frage mich, was ich wirklich für sie empfinde. "Wie geht es eigentlich Hanako?", fragt Taiyo aus heiterem Himmel und ich bin zurück im Geschehen. "Sie... ist immernoch etwas hinterm Mond drauf, auch wenn sie es nicht zeigt. Ich glaube, sie will dich wirklich nicht verlassen müssen, nur... Du weißt schon.", gebe ich es auf, die Lage zu erklären. "Verstehe.", meint er nur. "Sag mal, Elvis, gehst du vielleicht fremd?", wieder so eine Frage, was ist bloß los mit ihm? "Was? Nein, was denkst du denn?", will ich ziemlich gereizt wissen. Das mit Akira war eine einmalige Sache und damit Basta, ich habe das so nie gewollt, ich kann Leute, die betrügen, nicht ausstehen und habe nicht vor, einer von ihnen zu werden. "Nur so ein Gedanke, ich meine... du wirkst nicht mehr so unschuldig wie damals als du bei mir eingezogen bist und auch sonst...", grübelt Taiyo laut, der die Auswirkungen der Pupertät mit zweiundzwanzig anscheinend immernoch nicht verstanden hat. "Na hör mal, ich bin doch auch fast volljährig, als ich angekommen bin, war ich fünfzehn, das ist doch wohl ein Unterschied...", rechtfertige ich mich pikiert. "Das meine ich nicht, ich meine seit dem Tag, an dem ich bei Hanako übernachten war und du allein zu Hause warst. Seitdem strahlst du irgendwie etwas Seltsames aus. Hast du an dem Tag vielleicht gelernt, wie man sich einen runterholt?", was zur Hölle, Mann?! Taiyo, hier sind noch andere im Zug! "Sag mal, geht's noch?! Nein! Und hör auf, mir solche Fragen in einem öffentlichen Verkehrsmittel zu fragen, du Depp!", schimpfe ich spürbar errötet und verschämt, immernoch darauf achtend, Chika nicht mit meiner Stimme aufzuwecken. "Ist ja gut, man würde doch wohl fragen dürfen...", entschuldigt er sich auf seine Art und hebt abwehrende die Hände, als hätte ich ihn bedroht, auch wenn das, was das angeht, wohl eher er getan hat. "Worauf willst du hinaus?", schneide ich nach der Eskapade von vorhin, wieder ein einigermaßen vernünftiges Gesprächsthema an. "Ach, das kann man nicht so leicht erklären, verstehst du? Wenn du sagst, dass du sie nicht betrügst, will ich dir wirklich glauben, auch wenn ich dich immer weniger zu verstehen glaube als vor zwei, drei Jahren, im Krankenhaus, als... Nein, tut mir leid, ich... weiß, dass wir darüber nicht reden.", er scheint den Faden erneut verloren zu haben. "Komm zum Punkt.", versuche ich ihn ungeduldig zum weiterreden zu motivieren. "Was ich eigentlich sagen wollte, ist dass ich der Letzte wäre, der es ertragen würde, Chika denselben Schmerz durchleben zu sehen, den ich gefühlt habe. Es ist so scheiße, hintergangen zu werden, das glaubst du gar nicht.", kommt er endlich zu dem Punkt und sieht mich ernst an, das Buch wieder in Angriff nehmend. Wieder habe ich keine Ahnung von den Gefühlen der anderen. Mir wird klar, dass ich niemand mehr freiwillig an meiner Seite sein wird, wenn ich auspacke und der Welt zeige, dass ich genau der Abschaum bin, von dem sie reden und mich beschützen wollen. Wenn ich mich öffne, die Sache mit Akira reicht, habe ich keinen mehr, der mir das verzeiht. Niemand darf jemals von meinem wahren Gesicht erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)