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[Beta Ver.] CONDENSE

An jenem schicksalhaften Regentag
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
EXTREM WICHTIGE INFO:
Ich dulde keine Raubkopie auf anderen Plattformen oder das Aneignen meines geistigen Eigentums!
Zum anderen ist die Geschichte in ihrem jetzigen Zustand noch nicht vollständig, die Kapitel extrem fehlerhaft.
Als ich die Geschichte begonnen habe, war ich selbst noch sehr jung und wusste entsprechend nicht sehr viel. Weder was ich mit dem Plot noch was ich mit den Charakteren tun soll. Vieles von dem, was ich wie in die Geschichte integriert habe, würde ich heutzutage unter keinen Umständen so umsetzen.
Demnach ist es ratsam, auf das Release der Light Novel zu warten.
Informationen zum Kauf der jeweiligen Volumes werden auf der Startseite dieser Geschichte vermerkt.
Dadurch wird hier aber nichts gelöscht, sondern auch weiterhin kostenlos aufrufbar sein.
Die angegebenen Genres haben sich mit der Zeit leicht verändert. Zwar begann es als "Romantik, Drama, Hetero", entwickelte sich mit meiner wachsenden Unzufriedenheit allerdings in eine Richtung, in der "Romantik, Drama, Hetero, Boys Love, Girls Love, Lime, Darkfic, Parodie" es wohl viel eher trifft.
Figuren und Handlungen sind frei erfunden. Komplett anzeigen

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Vol. 1 - "Onii-chan" Arc: Halte mich fest und sag mir, dass es okay ist.

Hanako:

Ich renne.

Ich renne weg.

Ich renne wie eine Irre durch diesen Regen, völlig atem-, kopf- und planlos.

Ich renne weg vor allem, was ich ruiniert habe.

Ich renne weg vor der Person, die ich jetzt am wenigstens sehen wollte.
 

Ihretwegen, wegen dieser einen verdammten Person, habe ich das getan. Diesem Mistkerl von einer Person. Diesem Flachwichser eines Rivalen.

Dieser Kerl ist schuld daran.

Ich hasse, hasse, hasse diesen Kerl. Er treibt mich zur Weißglut, an die Grenzen, an die meines Glaubens an die Menschheit. So jemanden kann es doch nicht geben. Gegen so jemanden kann ich doch unmöglich verloren haben.

Das ist alles seine Schuld.

Wenn er nicht wäre, würde ich jetzt nicht vor Scham davonlaufen und das Bedürfnis verspüren, die Welt zu zerstören. Schon wieder. Wenn er nicht wäre, hätte ich mit ihr glücklich sein können. Ich hätte nicht meine Selbstachtung verloren, in dem ich ein totes Pferd reite. Ich habe von Anfang an verloren. Und die Tatsache, dass er es ist und wie er ist, hindert mich daran, eine gute Verliererin zu sein. Diese Person hat es nicht verdient, gegen mich zu gewinnen. Weil es sie gibt, habe ich mich mit ihrem idiotischem Bruder zurückgezogen. Weil sie mit der Person zusammen ist, die ich liebe. Taiyo-kun ist ein Idiot. Die Art Idiot, die mich ernsthaft zur Frage verleitet, wer von den Kyokei-Brüdern der größere Idiot von ihnen ist. Und trotz dass er ein Idiot ist, bin ich vielleicht genauso idiotisch wie er, weil ich ihn nicht weggedrückt habe, als wir rumgemacht haben.

Mit diesem Idioten rumgemacht zu haben, auch das ist seine Schuld.

Mich selbst daraufhin wie eine Idiotin zu verhalten, auch das ist irgendwo wieder seine Schuld.

Ich habe nichts unternommen, weil ich nicht wollte. Ich habe diesem Idioten erlaubt, mich zu berühren, damit ich vergessen konnte, wie erbärmlich ich doch bin. Taiyo-kun war bei mir und hat mir das Gefühl gegeben, dass es okay ist. Dass es okay ist, sich genauso erbärmlich zu fühlen wie man ist. Er ist unverschämt, hirnlos und gibt niemals nach, aber er versteht, wie elend ich mich fühle, als Verliererin hervorzugehen. Ich durfte aussprechen, was ich fühle und das so oft ich es brauchte. Bei Chika-sama hatte ich von Anfang an keine Chance. Nur ein einziges Mal habe ich es ihr gesagt, was ich für sie empfinde und danach hab ich es nie wieder sagen können.

Es war aussichtslos.

Es wäre peinlich gewesen.

Man kann kein verletztes Tier auflesen, das von selbst aufsteht und in die dir entgegengesetzte Richtung rennt, weil es dich nicht braucht. Dich noch nicht einmal sieht. Dich nicht beachtet. Sie liebt Kyokei-kun schon seit ihrer ersten Begegnung und das kann ich ihm nicht nachmachen. Ich bin nicht Kyokei-kun. Ich kann nicht anders, als über die beiden nachzudenken und neidisch zu sein. Wenn Kyokei-kun nicht wäre, wäre dann Chika-sama? Niemand weiß, wieso sie wirklich die Schule gewechselt hat. Im Grunde weiß niemand etwas über Chika-sama oder ihre Beweggründe, diese Schule zu besuchen. Ich weiß es auch nicht. Die einzigen Anhaltspunkte liegen in ihren Augen, die mit ihrem Glanz nahezu herausschreien, dass allein ihre Gefühle für Kyokei-kun es wert sind, dass man für sie die Schule wechselt. Wie zwei Glühwürmchen, die mit ihren Lichtorganen Signale in die Nacht aussenden.
 

Taiyo-kun hat auch keinen Grund gebraucht, um zu lieben. Und am liebsten wäre mir, dass er mir die gleiche Aufmerksamkeit widmet, wie er sie ihnen gewidmet hat. Die beiden Male, in denen er sich verliebt hat, waren es Mädchen, die mindestens genauso alt waren wie er. Die in seiner Liga gespielt haben. Immer, wenn ich daran denke, wie ich nichts dergleichen erfülle, überkommt mich... Frust. Es ist so kindisch. Es nervt mich. Ich war, seit ich auf die Oberschule ging, nie nicht gut genug. Klar, ich bin klein und habe seit fünf Jahren die gleiche Körbchengröße, aber das konnte ich immer durch meine Schönheit und meinen Charakter ausgleichen. Das konnte ich durch meine Intelligenz ausgleichen. Man mochte mich. Wieso also kann ich nicht auch dann begehrt sein, wenn ich mich am meisten danach sehne?

Ich hatte nicht wirklich vor, mit ihm zu schlafen. Nicht hier draußen. Weil keine Menschenseele draußen war, habe ich aber es zugelassen.

Deshalb ließ ich das Gewicht dieses einsamen Jungen auf mir lasten. 

Ließ zu, dass unsere Zungen miteinander kämpften.

Ließ zu, dass er mich berührte.

Da war mir alles egal.

Ich vertraue ihm, obwohl ich gar nicht das Recht dazu haben sollte. Er vertraut mir, einfach nur, weil er es kann. Obwohl wir uns zuvor nie begegnet sind und uns ziemlich gerne in die Haare kriegen, verbindet uns irgendwas, für das ich keinen Namen finde.

Wir vertrauen einander.

Wir verstehen einander. 

Ich fühlte mich von ihm verstanden und mochte die Art, wie er mich küsste. Leidenschaftlich, aber immer noch darauf bedacht, rücksichtsvoll zu sein, vorsichtig, aber nicht zu sehr. Er mochte mich. Nicht auf diese Weise, aber... er mochte mich. Genug, um mit mir rumzumachen. Niemand schiebt mit Leuten rum, die er oder sie nicht ausstehen kann. Ich brauchte diese Nähe und Wärme, um mir selbst einzugestehen, dass Chika-sama so etwas niemals mit mir tun würde. Ich ihre Lippen niemals auf meinen spüren würde, dafür aber seine.

 

Mir geht der Atem aus. Verdammt, ich kann bald nicht mehr. Ich renne wie eine Irre und weiß gar nicht, wie weit dieser Park sich eigentlich noch in die Unendlichkeit erstrecken will, nur um mich aufzuhalten.

Kyokei-kun ist hinter mir.

Je näher er mir kommt, desto schneller rast mein Herz.

Stress, Erschöpfung, Scham, Wut, es gibt so viele Faktoren dafür.

Vermutlich rast seins auch gerade.

Kyokei-kun ist nicht der Sportlichste.

Ich habe ihn noch nie so überanstrengt erlebt.

Ich höre sein fast schon panisch klingendes Ringen nach Luft und meine fast zu hören, wie er hinter meinem Rücken zusammenbricht.

Aber ich weiß, dass er das nicht tut.

Er rennt schneller als jemals im Sportunterricht.

Er holt mich fast ein.

Mir ist nach Schreien.

Er streift meinen Rücken, aber ich schaffe es noch, einen letzten Kraftschub einzusetzen, um noch ein kleines bisschen schneller zu sein.

Fast ist es, als hätte ich gewonnen. Für einen Moment, gegen Ende des Parks, kann ich das Keuchen meines Verfolgers nicht mehr hören und fühle mich befreit.

Dann fällt mir ein, dass ich mir das nur ausgedacht habe und mein Arm für die bessere Dynamik beim Flüchten ins Leere greift.

Ich rutsche aus.

Ich falle und lande im nassen Dreck, in einer Pfütze aus Gras und allem, was dazugehört. Ich rapple mich so schnell ich kann, auf, aber vergebens.

Ich spüre Kyokei-kuns festen Griff um mein Handgelenk, wie er mich an sich reißt und die Arme so fest um mich schlingt, dass ich zum ersten Mal richtig Angst vor ihm habe.

Noch nicht einmal, als er gedroht hat, an mir seine StreetFighter-Fertigkeiten unter Beweis zu stellen, war er so grob zu mir. Er krallt sich an mir fest und gibt mir nicht die Möglichkeit, meine Arme zu benutzen und drückt mich fester an sich. Schnell vermischt sich meine Angst vor seinem festen Griff um meinen Körper mit der Wut, die ich ihm gegenüber nicht vergessen habe. Ich bin stinksauer auf ihn.

 

"Fass mich nicht an! Pfoten weg, du ekelhafter Perversling! Hör sofort auf damit! Du sollst aufhören!", keife ich, dass ihm sicher die Ohren klingeln.  

 

"Lass mich los! Loslassen, habe ich gesagt! Das ist sexuelle Belästigung! Was würde Chika-sama davon halten, wenn du mich so festhältst?! Sie ist deine Freundin, nicht ich! Denkst du überhaupt mal nach oder ist dein Kopf genauso leer wie dein Blick?! Was hast du davon, mich festzuhalten? Was für ein Ziel verfolgst du in Wahrheit?! Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest als wären wir Freunde. Menschen, die nicht zu Freunden, Familien oder Autoritäten gehören, sind für dich bedeutungslos, ist es nicht so? Warum also?! Du tust doch sonst nicht so, als würdest du jemanden mögen. Das hast du nie und das wirst du auch nie. Warum führst du dich auf, als bedeutete ich dir etwas? Wir sind keine Freunde! Ich mag dich nicht einmal! Du musst keine Interesse an mir heucheln! Deine Masche funktioniert bei mir nicht, Kyokei-kun! Du bist vielleicht ein Musterschüler, die Mädchen stehen auf dich und jeder scheint sich auf dich zu verlassen! Aber dahinter ist nichts! Da ist nichts als Leere! Nichts als ein Wichtigtuer, der sich für etwas Besseres hält und nur an sich denkt. Dem alles in den Schoß fällt, weil er ja so cool, gutaussehend und intelligent ist! Was finden alle an jemandem, der keine Seele hat?! Wieso ist es bei dir alles mit schlagfertigen Antworten und Perfektion getan?! Es ist unfair, es ist herzzerreißend! Ich bin es leid! Ich bin dich leid! Ich hasse, hasse, hasse dich! Also hör auf, mich so festzuhalten, hörst du?! Flossen weg, bist du taub oder so?! Du sollst mich loslassen, du verdammter...", in meiner Rage fällt mir dann doch keine Beleidigung ein, die stark genug wäre, ihn zu treffen.

 

Ich schniefe und in nächsten Moment bemerke ich, dass ich anfange zu weinen. Ich bin es leid. Ich bin all das so leid.

Ich bin es leid, dass er so viel besser ist als ich, obwohl er sich nicht ansatzweise mit so viel Herz und Seele ins Zeug legt wie ich.

Ich bin es leid, dass er mir meine erste Liebe ausgespannt hat und ich fortan damit leben muss.

Ich bin es leid, dass ihn alle so toll finden.

Ich bin es leid, gegen ihn verloren zu haben und dass er es ist, in dessen Armen ich gerade so erbärmlich heule.

 

Mir ist die Kraft zum Schimpfen ausgegangen. Ich kann nicht mehr als zu... weinen. Es ist alles so zermürbend, dass ich zu etwas anderem keine Kraft mehr habe. Ohne, dass ich es will, halten sich meine dreckigen Hände an Kyokei-kuns Rücken fest.

Er ist viel stärker als er aussieht.

Ich habe immer gedacht, mit seiner Statur hätte er niemals den Hauch einer Chance gegen meine Kampfkraft.

Wie sehr ich mich in diesen Jungen getäuscht habe.

Ich weine noch etwas und er ist bei mir, näher als am Tag des Autounfalls mit Chika-sama, als wir kurz davor waren, uns gegenseitig die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Er lässt keine einzige meiner Tränen mit dem Regenwasser um uns verschmelzen, alles perlt an seiner Kleidung ab.

 

"Ich bin erbärmlich. Ich weiß es doch. Ich habe es immer gewusst. Weil ich wusste, dass du Chika-sama magst, du sie genauso magst wie sie dich, sah ich mich gezwungen mich anderweitig zu trösten.",

 

Stille von seiner Seite.

 

"Taiyo-kun hat etwa dasselbe, wenn nicht sogar Schlimmeres durchgemacht, weshalb wir uns verstanden. Wir vertrauen und verstehen uns. Deshalb habe ich mich nicht dagegen gewehrt, von ihm geküsst zu werden.",

 

Nach wie vor Stille.

 

"Ich wollte wenigstens für diesen Moment vergessen, dass ich nur die Klassenkameradin von Kyokei-kun und Failman-san bin.",  

 

Nichts als Stille.
 

"Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie ich fühlen muss?! Von Anfang an keine Chance bei Chika-sama zu haben, weil Kyokei-kun etwas in der Hand hat, was du nicht hast? Zu wissen wie er ihr jederzeit seine Zunge in den Hals rammen kann und du nur zusehen kannst, wie alles seinen Lauf nimmt?",

 

Es bleibt die Stille.

 

"Sie war meine erste Liebe und du hast sie mir weggenommen. Dass du Chika-sama immer an deiner Seite haben kannst, wenn du nur willst, das hat mich so eifersüchtig gemacht. Es tat weh. Es tat so unglaublich weh! Gegen dich zu verlieren, wieder einmal,... tat so unglaublich weh! Ich habe dich so gehasst! Seit du vor zwei Jahren auf die Chinobara Oberschule gewechselt hast, konnte ich nicht anders als mich mit dir zu messen! Du warst mir ein Dorn im Auge, mein Erzfeind.",

 

Er selbst ist Stille.

 

"Ich wollte auch geliebt und getröstet werden, ich wollte mit dir und Chika-sama auf einer Ebene sein! Ist es so schlimm, sich danach zu sehnen, begehrt zu werden? Was ist falsch daran zu lieben? Ist ein Mensch, der den geliebten Menschen eines anderen um jeden Preis ausspannen wollte, denn wirklich immer der Böse? An meiner Stelle hättest du dasselbe getan! Und durchgekommen wärst du damit sicher auch, weil du Kyokei-kun bist! Erzähl mir also nichts von wegen Vernunft oder Abstinenz. Rede mir nicht ein, ich würde in einem anderen Leben, einem anderen Universum oder einer anderen Dimension ihr Herz gewinnen können, obwohl sie nicht auf Mädchen steht! Jemandem so herzlos ins Gesicht zu lügen ist nämlich total grausam. Was falsche Hoffnungen und unerfüllte Sehnsüchte mit dem Herzen anstellen können, müsste selbst jemand wie du irgendwie wissen.", ich weine und schluchze weiter. Weitere Tränen treffen weiter auf seine Brust.

 

Es ist immer noch ganz still.

Ich höre nur den kalten Regen prasseln und Kyokei-kuns Herz ganz heftig schlagen.

Es zerberstet fast.

Ich spüre nur seinen Atem auf meinen Scheitel und seine dünnen Arme, die mich festhalten.

Sie erzittern unter der Kraft, die er auf mich ausübt.

 

"Du musst wissen, seit ich zurückdenken kann, war das Leben für mich eine einzige falsche Hoffnung und auch eine einzige unerfüllte Sehnsucht.", höre ich ihn plötzlich sagen. Seine leise Stimme bricht fast vor Erschöpfung.

 

"Im zweiten Jahr der Oberschule hat mich die Erkenntnis, dass die Hoffnung vergeblich war und die Sehnsucht unerfüllt bleiben würde, in etwa der Härte getroffen, wie der Zerfall eines Herzens, dessen Besitzer gesagt bekommt, dass der Mensch, den er liebt, nicht dasselbe fühlt. Aber jener Vergleich ist recht vage und ich kann nur näherungsweise das Gefühl beschreiben, das du meinetwegen verspürst. Dass meine Seele ebenfalls nur näherungsweise an die eines herkömmlichen Homo sapiens herankommt, brauche ich dir nach allem, was wir zusammen erlebt haben, wohl nicht mehr zu erzählen. Meine Seele wird niemals so lebhaft wie die deine sein, du wirst mich vielleicht dein Leben lang als nichts weiter als einen Wichtigtuer sehen, der die Züge eines sogenannten Gary Stu geradezu fehlerfrei an den Tag legt. Ich mache dir keinen Vorwurf. Jedoch.", er atmet ein und wieder aus.

 

"Überlasse ich Chika Failman unter keinen Umständen. Das könnte ich nicht. Und selbst wenn ich es täte, könntest du sie dir nicht einfach nehmen. Dieses Mädchen ist keine Ware. Kein Preis, den derjenige erhält, der objektiv besser ist. Der einzige Mensch, der über den Rastplatz ihres Herzens entscheiden kann, ist Chika selbst. Dass mein Wunsch mein Leben lang unerfüllt bleibt, ist nicht länger von Bedeutung, solange sie da ist. Ich habe mich noch nie einer Person derartig verbunden gefühlt. Was genau um alles in der Welt das schon wieder heißen soll? Ich gebe dir einen aus, falls ich je in der Lage sein werde, dir das zu schildern. Ich bin nicht gut darin, zu erklären, was in mir vorgeht. Jedoch weiß ich trotzdem ganz genau, dass ich sie an meiner Seite haben will. Sie ist meine Verbündete, meine Verstärkung, die moralische Unterstützung, von der ich nie wusste, dass ich sie brauche. Der Mensch, der von allen am meisten auf mich wartet. Ich bin ihr wichtig. Sie setzt ihre Hoffnungen in mich. Sie glaubt an mich. Ich spüre, dass sie es nicht verdient hat, allein zu sein. Ich beschütze sie, denn es gibt keinen guten Grund, sie zu verlassen. Das wäre ein Nachteil. Ein Verlust. Da ich ihr Freund bin, gehört auch, meine sogenannte Freundin mit allem, was ich habe, zu beschützen zu den zu erfüllenden Pflichten. Sei es auch vor dir oder sonst wem.", er atmet schwer und spricht weiter seinen Text.

 

"Was du und mein Bruder miteinander zu schaffen habt, geht mich nichts an. Das Einzige, was mich in dem Sinne etwas angeht, ist die Rivalität zwischen uns beiden. Ob du mir meinen ethischen Egoismus verzeihst oder dich weiter mit mir messen willst, habe ich nicht zu entscheiden. Was ich aber entscheiden kann, ist, wie ich über dich denke. Du bist der erste Mensch, der mich nicht so akzeptiert wie ich bin und trotzdem nicht von meiner Seite weicht. Das mag negativ klingen und ich konnte dich anfangs genauso wenig ab wie du mich, doch... das muss nicht zwingend etwas Schlechtes sein. So entwickelt sich schließlich vielleicht auch jemand wie ich weiter.", fast meine ich ein Schmunzeln in seiner sonst so apathischen Stimme herauszuhören.

 

"Also wirklich, wenn du es so sagst, sehe ich ja wieder aus wie die Böse von uns.", kichere ich.

 

"Du bist auch die Böse. Ich kenne niemanden, der bösartiger ist als du, Hanako.",

 

"Das... Moment mal. Hast du mich gerade Hanako genannt?!", entfährt es mir empört, als ich ihn an der Brust von mir schiebe. Wollen wir mal sehen, wie die Fratze aussieht, deren Besitzer sich rausnimmt, mich einfach so beim Vornamen zu nennen. Doch der Blick in sein Gesicht ist kaum sehr lang, da sehe ich auch schon wieder ins Leere. Und als ich zu Boden sehe, liegt er da.

 

"Kyokei-kun, ist alles in Ordnung mit dir?!", bin ich ganz erschrocken und verwirrt.

 

"Ich kann meine Beine nicht mehr spüren.", haucht er.

 

"Bitte... was?"
 

"Wenn ich ganz ehrlich bin, spüre ich überhaupt gar nichts mehr. Wobei auch das irgendwie gelogen ist, wenn man bedenkt, dass es sich anfühlt, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen. Ich meine, die Milchsäure fast schon riechen zu können, so sehr schmerzt mich all das. Ich glaube, wir müssen gar nicht erst darüber reden, dass mein Herz im übertragenen Sinne aus mir raus springt, explodiert und eine große Sauerei auf dem Rasen hinterlässt. Bitte ruf Taiyo an und sag ihm, es war ein Unfall. Ich geh dann mal in Frieden ruhen.",

 

Nicht sein Ernst.

 

"Kyokei-kun, das was du gerade gemacht hast, nennt sich Sport. Wenn du von null auf hundert direkt so rennst als ginge es um Leben und Tod, dann endet das natürlich so. Du musst nicht sterben!", sage ich und unterdrücke ein Lachen.

 

"Du hast recht. Meine Berechnungen scheinen unter dieser herzzerreißenden Erschöpfung beeinträchtigt zu werden. Verzeih mir die Fehlmeldung.", daraufhin muss ich prusten.

 

"Du bist echt ein Vollidiot! Was ist überhaupt los mit dir? Erst verfolgst du mich, nur um mich festzuhalten, mich beim Vornamen zu nennen und anschließend vor meinen Augen zusammenzubrechen. Bist du irgendwie verrückt geworden?", lache und wische den Rest Tränen weg.

 

"In Momenten, in denen zwei Menschen so schmerzhaft ehrlich zueinander sind, sind sie am Ende so etwas wie richtige, wenn nicht sogar bessere Freunde. Ich habe das Gefühl, wir haben uns zum ersten Mal so richtig wie welche verhalten.",

 

"Sonst noch etwas? Dein Sinneswandel ist ja ganz was Neues.", verstehe ich noch immer nicht ganz.

 

"Ein weiterer Schritt in Richtung einer revolutionierten Freundschaft wäre das Ansprechen des anderen mit dem Vornamen, ist es nicht so, Hanako?", ich spüre schon wieder die Röte in meinem Gesicht. 

 

"D-das...",

 

"Es ist in Ordnung, wenn du dazu nicht bereit bist. Es tut mir leid, wenn ich mit der Tür ins Haus gefallen-",

 

"A-aber nicht doch! Es hat sich schließlich wirklich was verändert! Schließlich... schließlich hasse ich dich nicht... komplett.", presse ich hervor.

 

"Zu wissen, dass du mich nicht komplett verachtest, erfüllt meinen Brustkorb mit einer schlecht zu erklärenden Leichtigkeit. Mit anderen Worten, du akzeptierst mich als das, was man einen Freund nennt?",

 

"D-das hast du jetzt gesagt! Es ist schließlich nicht so, als hätte ich gesagt, dass ich dich mögen würde, oder?!", er hat danach geschrien. Er wollte es so. Ich sage es jetzt.
 

"E... Elvis.", einmal Applaus für das kleine Mädchen voller Dreck, bitte.

 

"Wie war das?", will ich wissen.

 

"Ich gebe dir sechseinhalb von zehn möglichen Punkten.",

 

"Arsch."

 

Stille.

Wieder ist nichts als Regen zu hören.

Kyokei-kuns, ich meine... Elvis' Herz hat genug Zeit gehabt, um wieder seinen normalen Rhythmus wiederzufinden.

Die Stille zerreißt es nicht mehr.

 

"Liebst du ihn?", zerreißt sie dafür seine Stimme.

 

"Ist es schlimm, wenn ich darauf nicht antworten will?",

 

"Nein, für heute hast du genug geleistet.", findet er. "Du solltest trotzdem zu ihm gehen, finde ich. Nach allem was in den letzten zwanzig Minuten passiert ist, wäre das bestimmt das Beste.",

 

"Da könntest du recht haben. Elvis.", ein kleines bisschen Fröhlichkeit mischt sich in meine Stimme. Es fühlt sich gut an, die Feindschaft zumindest ein wenig abgelegt zu haben.

 

"Dann mal los, kleines Mädchen. Du hast einen perversen rothaarigen Emo-Kobold zu verführen.",

 

"Du bist unmöglich!", empöre ich mich wieder.

 

"Geh schon, ich komme schon zurecht.", ignoriert er mein Entsetzen und macht eine Insekten verscheuchende Handbewegung.

 

Ich nicke hastig und mache mich auf den Weg. Ich habe meine Tasche beim Klohäuschen vergessen, ich sprinte also als Erstes dort hin. Ist das getan, geht es weiter mit dem Rennen. Es ist anders als das Rennen zuvor, als ich einfach versucht habe, mich nicht von Kyo... Elvis erwischen zu lassen. Wie das ausgegangen ist, wissen wir ja. Diesmal aber wird es anders sein. 

Ich laufe nicht mehr davon.

Ich laufe auf jemanden... zu.

Dieser jemand ist ein paar schnell zurückgelegte Meter später hinter dieser Tür.

Das kann ja was werden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Trivia (kann Spuren von Spoilern enthalten);
Ehemaliger Titel aus Version 1.0 - Halte mich fest und sag mir, dass es okay ist.
Grund:
- Komplett anzeigen

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