[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 8: Vol. 1 - "Tsundere" Arc: Diese Hand ist nicht deine -------------------------------------------------------------- "Kyokei-kun, wir müssen in die Pause. Komm mit.", ordnet mir Hanazawa kalt an und knallt ihre Hand auf meinen Tisch.   "Ich kann mich nicht daran erinnern, von dir zum Essen eingeladen worden zu sein. Ich passe, aber danke für das Angebot.", versuche ich, der unerwarteten Offerte aus dem Weg zu gehen.   "Und ich kann mich nicht daran erinnern, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben. Denkst du nicht, dass ich wie jeder andere meine Gründe haben könnte, dich mitzunehmen? Denk daran, dass ich niemals freiwillig mit dir essen würde, wenn es sich vermieden ließe.", ich frage gar nicht erst, wie ihre Eltern es geschafft haben, so eine rotzfreche Göre großgezogen zu haben.   "Jo, Kyocchi, lass uns rausgehen!", höre ich Akira durchs Klassenzimmer vorschlagen, nachdem er die Hausaufgaben bei Kaishi abgeschrieben hat. Darin sehe ich meine Chance. "Bitte verzeih mir, Hanazawa, aber ich esse schon mit den anderen.", gebe ich ihr zu verstehen und mache Anstalten, ihre Anwesenheit zu verlassen. Das passt ihr allerdings überhaupt nicht.   "Du bleibst gefälligst dort, wo ich dich haben will!", faucht sie, packt mich am Arm und will mit mir gerade von dannen ziehen. Das wäre ihr auch gelungen, wäre ich nicht mit dem Fuß an einem Stuhlbein hängengeblieben und hätte sie mit ins Verderben gerissen.   "Kyah!", macht sie, als wir beide wie zwei nasse Säcke zu Boden stürzen.   Als ich mich mit der Hand abstürze, um sicherzugehen, dass diesen Vorfall so wenig Außenstehende wie möglich mitbekommen haben, scheine ich mit der Annahme, es sei alles diskret abgelaufen, absolut falsch zu liegen. Als mein Blick dem verschmitzten von Akira begegnet, tanzt er mit den Augenbrauen, als habe ich in ller Öffentlichkeit meine Jungfräulichkeit verloren. Ich sehe zu mir nach unten, um zu schauen, ob Hanazawa diese Szene ebenfalls so anstößig findet wie der Rest des Publikums.   "Hanazawa, ist alles in Ordnung?", frage ich wie der höfliche junge Mann, der ich bin.   "Definiere in Ordnung, du reudiger Perversling.", grinst sie bedrohlich und zuerst verstehe ich gar nicht, worauf sie hinaus will.   Dann wandert mein Blick hinunter in andere Regionen. Ich bin so überrascht, dass mir ihr bedrohlicher Blick beim zweiten Mal gar nicht mehr so viel Angst macht. So ist das also, wenn man sein eigenes Bein zwischen denen eines Mädchens verliert. So also, wenn man...   "Verstehe, deshalb habe ich es nicht bemerkt. Es hat sich in meiner Hand schließlich zuerst wie ein Haufen Nichts angefühlt, aber wenn man fest daran glaubt, kann man ja doch noch was ertasten.", stelle ich fest, als ich mit meiner Hand zweimal zugreife, um Hanazawas Gefühle zu ergründen.   Von weiter hinten höre ich jemanden pfeifen.   "Du kleiner.... mieser... Dich mach ich kalt!", schreit sie, ehe ich in Sekundenschnelle eine Faust ins Gesicht bekomme.   Und ehe ich mich versehe bin ich es, der von uns am Boden liegt und der anderen Person völlig ausgeliefert ist.   "Du kleine Evolutionsbremse solltest besser damit aufhören, so zu tun, als wäre alles, wie es sein sollte. Denn das ist es bei weitem nicht.", sie hat meine Haare im Griff und droht damit, meine Augen mit ihren Fingern zu penetrieren.   "Besser du tust, was ich dir rate, denn bleibt es das nächste Mal vielleicht nicht nur bei einer Drohung. Es ist nicht viel, aber besser du fügst dich, wenn dir dein Leben lieb ist.", knurrt sie mit einem Blick schärfer als ihre Worte.   "Kyokei-kun?", wundert sie sich über meine Reaktion, die nicht eintritt.   "Welch bahnbrechende Entdeckung, von der Hanazawa gibt es ja auf einmal zwei.",   "Wovon zum Teufel sprichst du?", versteht sie nicht, was ich soeben herausgefunden habe.   "Was ist denn das für ein Radau? Ist nicht Pause? Ich könnte schwören, da hat jemand geschrien!", glaube ich, Katsuoka-sensei sagen zu hören.   "Sensei, heute dreht sich die Welt ein bisschen zu schnell...",   "Grundgütiger, geh ins Krankenzimmer!"   *** "Ich fasse es nicht. Wieso muss von allen ausgerechnet ich es sein, die den Rest der Pause mit dir verbringen muss?", schimpft sie vor sich hin, als ich wenig später im Krankenbett liege und die Fließen zähle.   Langsam hören sie auf, mir meinem Antlitz zu tanzen.   "Am Ende war es doch technisch gesehen das Ergebnis deiner eigenen Handlungen. Ich verstehe nicht, weshalb du so aufbrausend bist.", helfe ich ihr auf die Sprünge.   "Ist doch egal, welches Ergebnis wessen Handlungen das war, wieso... wieso das alles?", schnaubt sie und schlägt sich die Hand vors Gesicht.   "Wie blöd bin ich eigentlich?", murmelt sie.   "Kann es sein, dass unser beider Aufenthalt hier vielleicht ebenfalls für dich seinen Zweck erfüllt? Ich habe das Gefühl, das eben, als du versucht hast, mich zu entführen, du damit eigentlich Größeres bewirken wolltest. Liege ich mit der Annahme richtig?", die Welt scheint wieder zu ihrer ursprünglichen Geschwindigkeit gefunden zu haben.   "In der Tat. Dabei hätte ich die anderen drei Jungs ebenso wenig gebraucht wie du Nachhilfe in Idiotie.", sie atmet ein, aus und sieht mich dann ernst an.   "Es geht mir um die Sache gestern. Es ist mir ein Anliegen und ich erwarte, dass du zuhörst und die Klappe hältst.", sie steht vom Stuhl auf, setzt ein Bein auf der Matratze ab und tritt näher um mir tief in die Augen zu starren.   Noch nie habe ich in den Augen eines Menschen derart viel Ernsthaftigkeit gesehen. Noch nie, nicht einmal Chika, hat je so einschneidend versucht, in die Abgründe meines Kopfes zu dringen, indem sie mich mit bloßem Starren absticht.   "Ich verlange, dass du auf der Stelle so tust, als hätte es den Kuss zwischen uns, nie gegeben. Kein einziges Wort an irgendjemanden. Auch das eben, unabhängig davon, dass jeder es gesehen hat, darfst du je wieder erwähnen. Falls du auf die Idee kommst, mich bloßzustellen, werde ich dich dafür bezahlen lassen. Hast du mich verstanden?", der starre Blick weckt die Illusion, dass die bedrohliche Spannung, die von ihr ausgeht, ihr nicht erlaubt, mich auch nur für einen einzigen Wimpernschlag aus den Augen zu lassen.   Sie ist wie ein Raubtier, dass nur darauf wartet, dass ich die Schwäche zeige, entweder voller Angst vor ihr davonzulaufen oder mich kampflos meinem Schicksal zu ergeben. "In der Tat, das habe ich. Es liegt wirklich nicht in meiner Intention, dich für deine Fehlerhaftigkeit zur Rechenschaft zu ziehen. Du bist meines Erachtens nach zwar das mit Abstand rücksichtsloseste, launischste und gewaltbereiteste Mädchen, dem ich je begegnet bin und es wäre ein Leichtes, deinen Ruf in der Schule zu ruinieren und mich für deine Respektlosigkeit zu rächen. Allerdings kennen wir uns kaum. Und so wird es vermutlich auch bleiben. Das Leben fremder Leute, welche nicht Freunden, Familien oder Autoritäten zugeteilt werden können, dem engen Bekanntenkreis, ist für mich nicht weiter von Bedeutung. Was du unternimmst, im Schilde führst und gegen wen du einen Groll hegst, interessiert mich nicht weiter. Jedoch, eine Frage hätte ich da noch, Hanazawa.", "Die wäre?", "Gibt es jemanden, den du liebst?", Hanazawa weitet die Augen, nur um dann vom Bett zu steigen und das Fenster anzusteuern.   "Du sagtest, was ich tue, was meine Absichten sind und wen ich alles verachte, läge nicht in deinem Interesse. Darf ich fragen, wieso von allen Fragen du dich ausgerechnet für diese entschieden hast?", "Das hat liegt vielleicht daran... dass ich keine andere Antwort analysieren könnte, die ein solch abgebrühtes und zugleich verletzliches Verhalten erklären könnte. Schließlich muss ich dich einschätzen, ehe wir wieder Fremde sind wie bisher. Ich habe über alles nachgedacht. Über den Kuss, von dem niemand erfahren darf und die Wut in deinen Augen, als ich deine Brüste berührt habe.", "Ausnahmslos jedes Mädchen wäre da sauer!", "Wie auch immer. Wenn ich dir damit zu nahe getreten bin-", "Und wie du das bist, du ekelhafter Lustmolch!", "Ich fahre fort. Für jene Unannehmlichkeit entschuldige ich mich natürlich. Obwohl ich es für die Wissenschaft und die Erweiterung meines persönlichen Horizonts getan habe, darf man aus solchen Motiven die Würde eines Menschen unter keinen Umständen derart mit Füßen treten.", "Wie schön, dass dir das auch mal klar wurde, Pisser.", Ich nehme an, das ist Hanazawas Weise, meine Entschuldigung zu akzeptieren. Zumindest wünsche ich mir dies, da ich sie mir wie jeden anderen Menschen möglichst nicht zum Feind machen will. Dafür reicht Asahina schon aus. Sie würdigt mich keines Blickes und sieht aus dem Fenster. Sie sieht weniger verärgert als nachdenklich aus. Obwohl in diesem zarten Körper so ein vulgärer Geist steckt, scheint sie ebenfalls eine Seite an ihr zu haben, die dazu fähig ist, melancholisch aus dem Fenster zu sehen. Und so, wie sie in ihre eigene Welt abdriftet, so erlaube auch ich mir, selbiges zu tun. Seit gestern habe ich Chika nicht mehr gesehen. Seit gestern ist sie fort. Wie gerne würde ich sie besuchen, sodass sie tun kann, was sie mir versprochen hat. Sodass sie ihren Nutzen erfüllt und ich wenn auch mit schwindend geringerer Wahrscheinlichkeit wieder zu einem Menschen werde, der weiter ist als jener, der Elvis Kyokei heißt. Aber etwas hält mich auf, soweit zu denken. Immer, wenn ich in Gedanken die Türen des Krankenhauses öffne, geht das Bild vor mir wie ein alter Filmstreifen in Flammen auf. Ich will nicht daran erinnert werden, dass sie gestorben sein könnte und gleichzeitig will ich nicht herausfinden, ob sie vielleicht noch lebt. Ich weder mit ihrem Ab- noch mit Weiterleben fertig. Ich taufe dieses Szenario auf den glorreichen Namen... Schrödingers Wahrheitsmoral. Was rede ich da überhaupt? Verliere ich den Verstand? Bin ich krank? Soll ich nach Hause gehen und noch den Rest von Chikas Duft in meinem Bett einatmen, bevor er komplett verschwindet? Aus dieser weiteren Hirnrissigkeit an diesem sonnigen Tag schließe ich, dass ich wirklich das Bett hüten sollte. "Ist es dir denn wichtig? Ist es dir wichtig, dass sie es ist und nicht ich, die dich küsst?", fängt sie unerwartet eine neue Konversation mit mir an. "Ich verstehe nicht, wieso dich meine Meinung auf einmal doch interessiert.", verliere ich wieder den Glauben an meine Berechnungen für sie. "Sie liebt dich doch und das ist alles, was zählt. Um herauszufinden, ob das "Uns" aus dir und ihr wirklich eine Zukunft hat, sind die Gefühle beide von Bedeutung. Was empfindest du für Chika Failman?", jetzt sieht sie mir wieder direkt in die Augen, sie der Adler und ich die Maus. "Ich kann mich nicht erinnern, je derartige Gefühle für jemanden empfunden zu haben. Weder romatisch noch sexuell. Sie ist da keine Ausnahme. Jedoch hat sie etwas, das mir gehört. Und solange sie es nicht schafft, es mir zurückzugeben, bleibe ich an ihrer Seite. Nicht mehr und nicht weniger.", bin ich wieder einfach nur ehrlich. Daraufhin wendet sie wieder den Blick ab und seufzt. "Der Kerl war nie verliebt, das kann ja was werden. Dir ist doch echt nicht zu helfen. Wo du doch sonst mit diesem Aufreißer Egaoshita-kun abhängst und so beliebt bist. Erzähl mir bloß nicht, dass jemand wie du nach der Richtigen sucht?", spuckt sie förmlich aus. "Das direkt würde ich nicht behaupten. Andererseits hätte ich von einem Mädchen einen anderen Satz im Bezug auf die besagte Richtigen-Theorie erwartet. Ich dachte immer, die meisten von ihnen glauben an den Kitsch. Gene und so. Du bist doch ein Mädchen, oder?", frage ich ernsthaft. "Arsch.", ist ihre Antwort. Bei der Körbchengröße könnte sie wirklich behaupten, ein Crossdresser zu sein und ich hätte es geglaubt. Na ja, wäre ich nicht schon vorher zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Nullnummer einer weiblichen Brust echt ist. "Du hast wirklich keine Ahnung von Frauen, oder? Wenn du so weiter machst, wird sie dir am Ende noch weggeschnappt.", warnt sie und starrt mich ernst an. "Wenn du meinst.", gebe ich mich mit ihrer Warnung halbherzig zufrieden und erneut denke ich an das Mädchen, um das es sich die ganze Zeit gedreht hat. Chika war mein Ticket zum Glück. Sie hat mir das gegeben, was mir kein anderer gegeben hat. Sie hat mich aus meinem monotonen Albtraum von Leben rausgeholt, die Zeit mit ihr habe ich genossen wie mit keinem anderen. Ich will all das zurückhaben, um weiterzukämpfen. Nur so kann die fleischliche Maschine, die sich Körper nennt weiterexistieren, ohne, dass der zurückgesetzte Geist weiter leiden muss. Ich will all das wiederhaben. Ich verlange danach. Nach ihrer Wärme, ihren Augen, ihrem Lächeln. Die Summe aus all diesen Eigenschaften, sie als Person, gibt mir den Teil zurück, der mich vervollständigen wird. Daran habe ich wirklich zu glauben versucht. Die Klingel zerreißt die Stille zwischen Hanazawa und mir. legt ihre Hand auf meine Wange und lässt diese auf meine Stirn wandern. "Du bist ja voll heiß, Kyokei-kun!", sie erschrickt. "Du glühst ja und bist total feucht!", "Kann sein.", sage ich nur, auch wenn es sich mieser anfühlt, als ich zugebe. "Stört dich das denn gar nicht?! Du brennst förmlich!" Jetzt greift sie nach meiner Hand. "Deine Hand ist auch total heiß und feucht!" recht hat sie, seit ich heute das Haus verlassen habe, geht es mir irgendwie nur noch schlechter. "Kyokei-kun, es ist besser, wenn ich deinen Blazer ausziehe.", "Es ist ja schon echt heiß hier! Aber ich kann das auch selbst, danke." Aber Hanazawa beachtet mich gar nicht, beugt sich vor und zieht mir die Jacke vom Leib. "Wenn ich schon dabei bin, kann ich auch gleich die Krawatte lösen! Das ist meine Art, sich erkenntlich zu zeigen, dass das klar ist. Versteh das bloß nicht falsch!", ich bin zu müde um mich zu wehren und lasse es über mich ergehen. Ein Teil von mir wünscht sich, den Hoodie, den ich immer unter unter der Uniform trage, nicht aus Faulheit und dem Fieber wegen, weggelassen zu haben. Dann wäre ich jetzt nicht so hilflos und angreifbar. Einer anderen Person den Pullover auszuziehen, dauert länger, ist schwerer und ist nicht annähernd so erotisch wie die Art, wie Hanazawa es gerade mit mir tut. Weg ist das Ding. Kann sein, dass ich es mir eingebildet habe, aber die Tür wurde einen Spalt geöffnet und dann ist wer weg gerannt. Haare. Diese grünen Haare. Nein, das ist sie nicht. Chika ist doch... "Was ist, Kyokei-kun?", "Es ist nichts. So ausgezogen zu werden, erotisiert mich bloß.", "Bitte was?!", "Ach nichts, es braucht schon mehr, um mich anzuturnen.", das ist gelogen. Nicht der Teil mit dem Anturnen, aber das andere. Da ist nicht nichts. Und Chika ist hier. Hier in der Schule. Aber ich werde nichts unternehmen. Rein gar nichts. Ich habe es nicht verdient, ihr vor die Augen zu treten. Sie hat es gesehen. Ich habe nicht länger das Recht, bei ihr zu sein. Selbst, wenn das, was ich von ihr gesehen habe eine Illusion ist. Oder ein Geist. Ob ihre physische Gestalt sich noch bewegt oder nicht, ist absolut nicht von Belang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)