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Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...?

von

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Sieben Wochen

Takeru fühlte sich leer und unvollständig. Niedergeschlagen sah er auf seinen Kalender der an der Wand seines Büros hing. Noch eine Woche musste er warten, bis er Hikari vom Flughafen abholen konnte. Laut seufzte er auf. Er ging an sein Bürofenster und schaute in Gedanken versunken über die Stadt.

Vor sieben Wochen musste er seinen größten Schatz alleine in Tokio zurücklassen. Noch heute schmeckte er ihre Tränen auf seinen Lippen, als sie sich den Abschiedskuss gaben. Solch ein traurigen Blick hatte er noch nie bei Hikari gesehen. Es tat ihm in der Seele weh, sie in solch einen Zustand alleine zu lassen um durch die Sicherheitskontrolle zu gehen. Takeru war froh, dass Louisa und Jean an seiner Seite waren. So wurde er ein wenig von seinem schlechten Gewissen seiner Freundin gegenüber abgelenkt. Wusste er doch, dass Hikari nicht alleine war. Yamato, Taichi, Mimi und Iori waren ebenfalls mit zum Flughafen gekommen. Neben dem Abschied von seiner Freundin tat ihm die Verabschiedung von seiner Schwester und Iori im Herzen weh. Weder er noch Yamato waren dazwischen gegangen, als sich die Beiden vor den Augen aller küssten.
 

Auf dem knapp zwölfstündigen Flug nach Paris hatten Jean und er alle Hände voll zu tun, Louisa zu beruhigen. Die quirlige Blondine hatte immer mal wieder mit ihren Gefühlsausbrüchen zu kämpfen. Vor allem als sie in ihrer Handtasche, auf der Suche nach einem Taschentuch, einen Schlüsselanhänger fand.

‚Wahre Freundschaft kennt keine Entfernung‘ stand darauf.

Louisa hatte ihm erzählt, dass Iori ihr diese Worte zum Abschied ins Ohr geflüstert.
 

Takeru konnte sich noch gut daran erinnern, dass er erleichtert war, als er seine Mutter und seinen Stiefvater sah, die die Geschwister und Jean vom Flughafen abholten. Seine Mutter hatte schon immer eine ganz besondere Beziehung zu Louisa. Seine Schwester wirkte mit einem Mal ruhiger, als Natsuko sie in ihre Arme zog. Auch konnte er sich noch an die Freudentränen seiner Mutter erinnern, als sie ihn erblickte, sowie an die herzliche Begrüßung von seinem Stiefvater.

Verwundert war er, dass Lisa nicht anwesend war. Dies klärte sich später auf. Sie stand mitten im Berufsverkehr im Stau.
 

Für Takeru war es ein komisches Gefühl in sein altes Leben zu schlüpfen. Er traf sich mit seinen alten Freunden. Er wohnte wieder bei seinen Eltern. In seinem Zimmer das ihm seit seinem zehnten Lebensjahr gehörte.

Der Blonde hatte einen Schreck bekommen, als er sein altes Reich betreten hatte. Hatte sich doch nichts verändert. Die gleichen Grünpflanzen standen auf dem Fensterbrett. Immer noch lag auf seinem Schreibtisch das Buch, welches er zum Schluss gelesen hatte. In einem Regal standen drei kleine Pokale. Der Basketball lang an der altbekannten Stelle. Es waren die gleichen Bilder an der Wand. Selbst der Fleck an der Wand war immer noch da. Dieser war kurz nach seiner Trennung von Chloé entstanden, als er in seiner Wut das Bild von Chloé und sich mit seinem Basketball beworfen hatte und dabei die Multivitaminflasche getroffen hatte. Der Saft spritze an die Wand und wurde anscheint bis heute nicht beseitigt.

Sein Blick viel auf sein Bett. Es war die gleiche Bettwäsche aufgezogen wie vor seinem Umzug nach Tokio. Ihm stockte der Atem.

Das konnte er Hikari nicht antun.

Sie konnte doch nicht in dem Bett schlafen in den er viele heiße Nächte mit seiner ehemaligen Freundin verbracht hatte. Er konnte sich gar nicht mehr vorstellen in diesem Bett zu schlafen. Kurzer Hand bat er Matéo ihn in das nahegelegene Möbelhaus zu fahren. Als er den fragenden Blick seines Stiefvaters sah, meinte er nur, dass er ein neues Bett brauchte. Außerdem meinte er, dass er sich an den Linksverkehr in Japan gewöhnt hatte und sich nicht zutrauen würde in den Straßenverkehr von Paris zu fahren – der zwar nicht so chaotisch war wie der in Tokio - der es aber trotzdem in sich hatte.
 

Schnell hatte er sich für ein Bett, die passende Matratze und Bettwäsche entschieden.

Zwei Tage später hatte ihm Matéo beim Aufbau des Bettes geholfen. Dabei erzählte Takeru viel über Hikari.

„Dir scheint es ernst mit ihr zu sein, oder?“ Nachdenklich schaute er auf seinen Stiefsohn.

„Sie ist die Richtige“, kam es überzeugend von den Jüngeren. Dabei stellte er ein Bild von Hikari auf sein Nachtschränkchen.

Sein Stiefvater warf ein Blick auf die junge Frau. „Das ist deine Freundin?“

Takeru lachte, „Ja, das ist Hikari.“

„Das sollten wir beim Abendessen besprechen.“

„Wie du willst.“ Takeru zuckte mit den Schultern. Er musste sich ein Lachen verkneifen, als er die Stimme seines Stiefvaters hörte: „Das wirst du mir nicht glauben, wenn ich dir das erzähle, Natsuko.“
 

Bei jedem Abendessen mussten Louisa und Takeru über ihre Erlebnisse in Tokio sprechen. Ihre Eltern hörten ihnen aufmerksam zu und freuten sich für ihre Kinder, dass sie jetzt auch ein gutes Verhältnis zu Yamato hatten.

Natsuko und Matéo mussten einen kleinen Schock überwinden, als Louisa von Iori erzählte. Ihnen wurde bewusst, dass ihr Nesthäkchen erwachsen wurde.
 

Verwundert schauten sich die beiden Älteren das Bild von Hikari an. „Sie sieht aus wie Chloé“, kam es verwundert über die Lippen von Natsuko.

„Hikari ist aber nicht wie sie. Ihr Charakter ist vollkommen anders und sie hat immer eine freundliche Aura um sich, die in ein helles Licht getaucht wird. Außerdem ist sie die beste Freundin von Matt und Sora gehört zu ihren besten Freunden. Die Beiden haben sich nie sonderlich gut mit Chloé verstanden.“ Wütend schaute er seiner Mutter in die Augen.

„Warum bist du so aufgebracht?“, fragte seine Mutter nach.

„Ich habe deine stumme Frage hinter deiner Aussage gehört, Maman. Die Antwort lautet ‚Nein!‘ Hikari ist kein Ersatz für Chloé. Ich liebe in erster Linie Hikaris Herz und nicht ihr Aussehen.“

Natsuko sah ihren Sohn an. Sie erkannte, dass er ihr die Wahrheit gesagt hatte. „Ich hatte nur Angst, dass du dich in etwas verrennst.“

Takeru musste lächeln, „Ganz gewiss nicht.“
 

Schnell hatte ihn der Alltag in Paris eingeholt. Die Arbeit in dem Verlag von Fontaine forderte ihn enorm. So gut wie der Bewerber vorgegeben hatte war sein Japanisch bei Weitem nicht. Er konnte die Sprache zwar sprechen, dies würde seinem Vater aber nicht reichen. Auch würde er mit dem Kenntnisstand kein Geschäftliches Gespräch führen können.

Sauer hatte es Takeru aufgestoßen, dass er ihn auf Französisch angesprochen hatte, obwohl er ihn offiziell als ein Mitarbeiter der ‚Ishida Group‘ vorgestellt wurde. Diese hatten ihren Sitz nun mal in Japan und nicht in Frankreich. Daher ging der Blonde davon aus, dass der Mitarbeiter mit ihm japanisch sprechen würde. Nachdem Takeru seinen Standpunkt klar gemacht hatte, sprachen die Beiden hauptsächlich in Japanisch.
 

Der Lichtblick eines jeden Tages war das Gespräch, welches er mit Hikari führte. Beide hatten sich darauf geeinigt, wenn sie Feierabend macht und er seinen Arbeitstag begann sich über die Konferenzschaltung zu unterhalten. So hielt sie ihn auf dem Laufenden, was sich beruflich und privat so ereignete. Auch gab er ihr ein paar Anweisungen wie sie sein Journalistenteam effizient unterstützen konnte. Zum Schluss des Gespräches spielten sie immer ‚Schere Stein Papier‘, da keiner die Taste drücken wollte, der die Konferenzschaltung beendete.
 

Louisa hatte leichte Startschwierigkeiten in ihrer neuen Schule. Ihre Gefühlswelt war immer noch auf den Kopf gestellt und sie konnte sich nicht auf die Unterrichtseinheiten konzentrieren. Erst ein Ausflug ins Étoile Pagode lies die Blondine ruhiger werden. Merkte sie so, dass man auch in Paris ein Stückchen Japan fand. Nach zwei Wochen traute sie sich Kontakt zu Iori aufzunehmen, seit dieser Zeit ging es der Blondine ein wenig besser.
 

Takeru zuckte aus seinen Gedanken gerissen zusammen, als es an seiner Bürotür klopfte. Als er seinen Besucher herein bat huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Die schwarzhaarige junge Frau trug eine schwarze Jeans. Die rote Bluse schmiegte sich elegant um ihren Oberkörper. Ihre Füße steckten in schwarzen Ballerinas. Ihre langen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Kurz gesagt, war sie eine wahre Schönheit. Die junge Frau kam auf ihn zu und gab ihn einen Kuss auf die Wange.

„Hallo Takeru!“

„Hey-“

War alles, was er sagen konnte, da er sofort von ihrer tadelten Stimme unterbrochen wurde:

„Ich dachte wir wollten uns am Louvre treffen. Als du nicht da warst, habe ich dich angerufen. Da du nicht geantwortet hast bin ich hierhergekommen.“

„Habe ich schon wieder die Zeit vergessen?“

Sie nickte, „Das bin ich von dir gewohnt, seitdem du aus Tokio zurückgekommen bist.“ Die junge Frau lächelte ihn an. „Komm jetzt, die anderen warten schon auf uns. Wir wollen sicher nicht die letzten sein.“

Der zog seine Augenbraue fragend hoch, „Die anderen? Was hast du vor?“

„Dich aus deinem Büro entführen, damit du mehr Zeit mit deinen Freunden verbringen kannst. Außerdem wartet Jean auf uns. Jetzt komm endlich“, drängelte sie und zog ihn an der Hand aus seinem Büro.

„Kann ich schnell nach Hause und mich umziehen? Der Anzug ist nicht die passende Kleidung für einen Nachmittag mit dir.“

„Nein, dafür haben wir keine Zeit mehr. Wir müssen zur Metro. Jetzt komm endlich.“

Ergeben seufzte Takeru auf. Diese Frau konnte eine kleine Nervensäge sein. Vor allem, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
 

Takeru und seine Begleitung hatten die Metro verlassen. „Wo genau wollen wir uns mit Jean und den anderen treffen?“

„Bei der Pyramide. Jetzt komm endlich.“ Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich. „Wir haben eine Überraschung für dich. Mehr weiß ich nicht.“

Der junge Mann blieb stehen. Ein warmes Gefühl bereitet sich in ihm aus. Sein Herzschlag beschleunigte sich automatisch. Verwirrt schüttelte er seinen Kopf.

Er sah die junge Frau vor ihn an. Takeru zog sie leicht an ihrem Handgelenk, damit sie auch stehen bleiben musste. Er sah ihr in die Augen. „Lisa, was wird ihr für ein Spiel gespielt?“

„Ich weiß nur, dass ich dich abholen sollte und wir uns hier mit Jean und den anderen treffen wollten“, verteidigte sich die Schwarzhaarige.

„Das ist alles?“

Lisa hob abwehrend ihre Hände vor ihren Oberkörper. „Nein, Jean hat sich um deinen Besuch gekümmert. Während ich dich-“

„Also doch“, murmelte der Blonde vor sich her. Suchend blickte er sich auf den Platz um.
 

‘Wieso müssen ausgerechnet jetzt so viele Menschen unterwegs sein?‘
 

Eigentlich konnte es nicht sein. Es war immerhin noch eine Woche bis zu ihrem Wiedersehen. Er vertraute seinem Herzen. Sie musste hier sein, das spürte er einfach. Er blickte zu einer kleinen Pyramide, direkt neben dem Springbrunnen erkannte er Jean und seine Freunde. Eine junge Frau, die sich schutzsuchend an seinen besten Freund anlehnte erregte seine Aufmerksamkeit.

Er musste einen Kloß im Hals herunterschlucken und mindestens zweimal blinzeln bevor er merkte, dass dies keine Fata Morgana war. Sie stand wirklich hier in Paris, obwohl sie eigentlich noch in Tokio sein müsste. Als er begriff, dass Hikari wirklich zwischen seinen Freunden stand rannte er auf die zierliche junge Frau zu. Freudig schloss er sie in seine Arme und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. „Ich habe dich vermisst, Sonnenschein. Ich liebe dich.“
 

Ihr zarter Lilienduft ließ ihn alles um ihn herum vergessen. Ihre Lippen auf seinen und ihre Hände auf seiner Brust ließen ihn endlich seine Unruhe vergessen, die sich in den letzten sieben Wochen in ihm ausgebreitet hatten. Er fühlte sich wieder vollständig.
 

Hikari musste an sich halten, als sie Takeru und Lisa zusammen sah. Sie war froh, dass Jean ihr im Vorfeld gesagt hatte, dass seine Freundin Takeru hierher begleiten würde. Die Braunhaarige erkannte sofort, dass sich ihr Freund und Lisa sehr gut verstanden. Vor allem, als er Lisa am Handgelenk festhielt und zu sich drehte hätte man denken können, dass mehr zwischen den beiden lief. Die Beiden standen sehr nahe beieinander und von weitem hätte man denken können, dass sie sich küssen wollten. Erst als die Schwarzhaarige abwehrend die Hände gehoben hatte, hatte Hikari erleichtert ausgeatmet.
 

Am liebsten wäre sie sofort auf ihren Freund zugelaufen. Jean hatte sie zurückgehalten. Er hatte Angst, dass er sie in der Menschenmenge verlieren würde. Auf die Reaktion von Takeru konnte er getrost verzichten, wenn seiner Freundin etwas zustoßen würde.
 

Ein Lächeln zierte ihr Gesicht, als sie bemerkte, dass er sie erkannt hatte. Ihr Herz wollte sich gar nicht mehr beruhigen, als er auf sie zu lief. Eine Hitze stieg in ihr auf und ihr Gesicht zierte einen leichten Rotschimmer. So schnell konnte Hikari nicht reagieren, als sie sich in den Armen von Takeru befand.

Endlich konnte sie wieder seinen Duft einatmen und seine Lippen auf ihren spüren.

Endlich konnte sie wieder seine Hände auf ihren Körper fühlen.

Endlich setzte sich wieder das fehlende Puzzlestück in ihrem Herzen ein.

Endlich war sie wieder bei ihm.

„Ich dich auch, mon coeur. Endlich bist du wieder bei mir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tasha88
2019-11-30T09:19:45+00:00 30.11.2019 10:19
Hallo Glitzersteinchen,

Leider hab ich es nicht geschafft, Das letzte Kapi zu kommentieren
Aber auch das hat mir gut gefallen. Jetzt ist es offiziell.

Und natürlich ist es nicht gerade schön, dass sie auf verschiedenen Kontinenten sind, aber es ist ja nur auf Zeit.

Und in dem Kapitel. Ich verstehe, dass alle erstmal skeptisch sind, wenn die neue Freundin genauso wie die alte aussieht. Übrigens komme ich bis heute noch nicht damit klar, dass Jean seine eigene Schwester verwechselt hat ;p

Und wirklich schön, dass Hikari jetzt da ist :)

Liebe Grüße <3
Antwort von: abgemeldet
04.12.2019 12:06
Hallo kleiner Geist :)

Ich freue mich, dass dir die Kapitel gefallen haben.
Da kannst du dir ja denken, wie Takerus Freunde reagieren werden ;)
Der liebe Jean bekommt auch noch sein Fett weg. Du bist nämlich nicht die Einzige, die die Verwechslung nicht versteht.

Ganz liebe Grüße und eine schöne Adventszeit wünsche ich dir :)




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