Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 59: Hiroakis Vorschlag ------------------------------ Hikari reicht Hiroaki ihre Hand, als er sie auf die Tanzfläche führte. Sie fragte sich, was für ein Tanz er mit ihr tanzen wollte. Diese Frage erübrigte sich als sie zu Yamato sah. Er schüttelte nur seinen Kopf und verließ die Bühne. Kurze Zeit später hallten die ersten Töne durch den Saal. Hikari verdrehte innerlich ihre Augen. Genau aus diesem Grund mochte sie die Standard Tänze nicht. Nicht nur, dass sie in eine geschlossene Tanzhaltung gezwungen wurde und dadurch die Tänze steif wirkten. Nein Hiroaki hatte es mit seiner Liederwahl auf die Spitze getrieben. Kein Wunder, dass ihr bester Freund fluchtartig seine geliebte Bühne verlassen hatte. Das fast alle Menschen die Tanzfläche fluchtartig verließen, wenn dieses Lied ertönte. Selbst jedes Brautpaar tat ihr leid, wenn sie ihren Eröffnungstanz zu diesem Lied tanzten. Die ersten schweren Töne von Shostakovich – Walzer Nummer zwei ertönten. Hikari atmete noch einmal tief durch. Danach setzte sie ihr gewohntes Lächeln auf und reichte Takerus Vater ihre Hand. Sie betete bei allen Göttern die sie kannte und ihren Ahnen, dass dies das letzte klassische Lied heute Abend ist und dass Yamato die Kurzversion in den CD-Player eingelegt hatte. Ohne groß auf ihren Tanzpartner zu achten folgte sie ihm nahe zu blind. Hiroaki konnte zwar gut tanzen, aber die schwierigen Figuren des Walzers blieben aus. Somit waren die Rechts- und Linksdrehungen, so wie die Promenade keine Herausforderungen für sie. Erleichtert nahm sie war, dass die letzten Töne gespielt wurden und Hiroaki sie in die Finale Position gedreht hatte. Artig bedankte sie sich bei ihm und verließ gemeinsam mit ihm die Tanzfläche und gingen zu ihrem Tisch. „Danke, dass du mir diesen Tanz geschenkt hast, Hikari. Ich weiß, dass du normalerweise nicht zu solchen Liedern tanzt. Ich kann aber leider keinen anderen Tanz. In diesem Lied habe ich am besten den Takt herausgehört.“ Hikari kam es so vor, als ob sich Hiroaki rechtfertigen wollte. „Du hättest ganz einfach auf Hikari vertrauen sollen, dann wäre das Lied welches gespielt wird egal gewesen. Sie kann nämlich auch die Führung übernehmen, ohne dass es Laien mitbekommen“, mischte sich Takeru ein. „Sprichst du aus Erfahrung?“ „Ja.“ Takeru musste an den allerersten Walzer mit Hikari denken. Dieses blinde Verständnis ihrer Körper und das gemeinsame Vertrauen, was sie sich entgegenbrachten hatte ihn damals überfordert und verwirrt, weil er es nicht verstanden hatte. Trotzdem hatte er seinem Verlangen nachgegeben und sie geküsst. Der Blonde stellte sich neben Hikari. „Ihr habt super getanzt“, lobte er seine Freundin. Seine Hand hatte er ihr leicht in ihr Kreuz gelegt. „Danke dir, aber Hiroaki hat es mir leicht gemacht.“ Sie schaute den Älteren an, „Du hast mit sehr gut durch den Tanz geführt“, lobte sie Takerus Vater. „Das aus deinem Mund zu hören freut mich. Da Takeru meine Tanzfähigkeiten angezweifelt hat-“ „Ich habe nicht deine Tanzweise kritisiert, sondern deine Liedauswahl. Das Lied ist an die siebzig Jahre alt. Ich habe bei diesem Lied immer den Geiger Rieu vor Augen, der sein Gesicht verzieht, als ob er in eine Zitrone gebissen hat. Oder an den Wiener Opernball, wenn die Debütanten den Ball eröffnen.“ „An den was?“, fragte Hikari nach. „Der Wiener Opernball ist eine große Tanzveranstaltung in Österreich. Dieser ist der Höhepunkt in der Wiener Faschingszeit. Dort werden junge Menschen in die höhere Gesellschaft eingeführt. Diese Debütanten eröffnen den Ball. Meistens wird sehr steife Walzer Musik gespielt. Shostakovich Kompositionen werden dort häufig gespielt.“ „Woher weißt du das?“ Hikari sah ihren Freund nachdenklich an. „Die Eröffnung des Wiener Opernball ist ein Medienspektakel auch in Frankreich. Als Europäer kannst du dich nur schwer solchen Events entziehen, vor allem wenn du Journalist bist“, erklärte er sachlich. „So mein Sohn, wenn du schon große Töne von dir gibst, zeige doch was du auf der Tanzfläche zu bieten hast. „Vater, es ging nicht ums Tanzen-“ „Sondern um die Liedauswahl. Ich weiß. Mach es besser.! „Wie du willst“, sprach er zu seinem Vater. „Du kannst tanzen?“ „Klar kann ich das. Ich habe in Tokio die besten Tanzlehrer gefunden die es gibt.“ Er wandte sich seiner Freundin zu: „Darf ich bitten, Sonnenschein?“ Takeru hatte sich vor seiner Freundin leicht verbeugt und nach ihrer Hand gegriffen. „Sehr gerne, mon coeur.“ Sprachlos sah Hiroaki dem jungen Paar hinterher. Als Yamato sah, dass sein Bruder mit Hikari die Tanzfläche betrat, sprach er kurz mit seiner Band und griff nach seinem Mikrophon. Takeru ergriff Hikaris Hand, als er die ersten Töne hörte. Unsicher sah er seine Freundin an, „Was ist das für ein Tanz?“ Diese ging grazil um ihn herum. „Ein Langsamer Walzer.“ Sie nahm seine Hand und führte ihn in die Tanzhaltung. Gemeinsam tanzten sie den Grundschritt des Walzers. Dabei verloren sie sich in den Blick des jeweils anderen. Takeru merkte selbst nicht, dass er die ganze Zeit über die Führung hatte. Er hatte sich auf seine Freundin konzentriert und konnte den Blick nicht von ihren Augen abwenden. Diese bernsteinfarbenen Augen strahlten ihn an. Zeigten ihm, was seine Tanzpartnerin für ihn empfand. Der Blonde tanzte intuitiv, Hikari folgte ihm mit geschmeidigen Bewegungen. Die verhasste geschlossene Tanzhaltung hatte ihr Freund durch den Außenseitigen Wechsel aufgehoben und führte sie in verschiedene Drehungen und Handwechsel. Als Yamato von Englisch auf Französisch wechselte tanzten sie in der geschlossenen Tanzhaltung, wie es sich beim Walzer ergab, einen Kreis. Takeru lockerte die Tanzhaltung immer wieder auf, in dem er seine Freundin leicht hochhob. Sie tanzten so vertraut und intim miteinander, dass sie gar nicht mitbekamen, dass sie fast alleine auf der Tanzfläche waren. Spätestens als Takeru Hikari hochhob und sich mit ihr in seinen Armen um die eigene Achse drehte wurden den Kollegen klar, dass die beiden nicht nur der Chefredakteur und die Cheffotografin waren, sondern dass die Beiden mehr als nur Kollegen waren. Als das Lied endete beugte Takeru sie leicht nach hinten. Beide schauten sich in die Augen. Hikari war die erste, die ihre Sprache wiedergefunden hatte. Sie tat etwas, womit ihr Freund nie gerechnet hätte. Sie sprach ihn vor ihren Kollegen auf Französisch an: „Ich glaube, wir haben gerade die Bombe platzen lassen.“ „Das glaube ich auch. Eigentlich kann ich dir dann auch einen Kuss-“ „Nein, lieber nicht. Das wäre unprofessionell.“ Der Blonde seufzte, „Du hast Recht.“ Er wechselte in die Japanische Sprach: „Danke für diesen Tanz, Hikari.“ Dabei verbeugte er sich leicht vor ihr. Seine Freundin machte einen eleganten Knicks „Ich habe zu danken, Takeru.“ Gemeinsam verließen sie die Tanzfläche und schnappten das Getuschel über sie auf. „Wirst du offiziell bestätigen, dass wir ein Paar sind?“ Unsicher sah Hikari ihren Freund an. „Nur wenn mich jemand persönlich fragt, warum ich deine Hand halte oder dich auf deine Wange küsse. Außerdem glaube ich, dass alle, die unseren Tanz gesehen haben, selber auf die Antwort kommen.“ Takeru sah sich seine Freundin an. Ihre Augen sah er den Respekt, das Vertrauen, die Liebe, die Sehnsucht, die sie empfand. Er sah aber auch den Glauben an ihn. Die Beiden hatten sich versprochen Ehrlich zueinander zu sein. Hikari blinzelte kurz und sah dann wieder in die blauen Augen. Mit diesem Blick wurde in Takeru das schlechte Gewissen geweckt. Ihm wurde klar, dass er dabei war ein Versprechen zu brechen. Er hatte eine wichtige Entscheidung zu treffen und er sollte so schnell wie möglich mit ihr darüber reden. Kurz atmete er tief durch. „Wir müssen dringend miteinander sprechen, Hikari.“ Der Blonde zog sie hinter die Bühne. Er ging mit ihr auf die Garderobe von Yamatos Band zu. Schnell öffnete er die Tür, schob seine Freundin in den Raum und schloss die Tür hinter sich. „Du weißt schon, dass dieser Satz zu neunzig Prozent das Ende einer Bez-“ „Was?“ Geschockt schaute er in ihre Augen. „Nein! Wie kommst du auf so einen Blödsinn? Ich werde dich nicht mehr gehen lassen, außer du möchtest es.“ „Das habe ich nicht vor. Was ist es dann? Du bist schon den ganzen Abend so nachdenklich. Ich weiß, wir wollen erst morgen über das-“ „Nein Hika, ich würde jetzt gerne mit dir über das Gespräch mit meinem Vater sprechen. Da ich sonst das Gefühl habe, nicht ehrlich zu dir zu sein. Ich möchte mich im Voraus dafür entschuldigen, dass ich dir wahrscheinlich den Abend versaue.“ „Du machst mir Angst.“ Takeru holte noch einmal kurz Luft, dann begann er zu sprechen. Hikari unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Traurig blickten ihre bernsteinfarbenen Augen in seine matten blauen Augen. „Du hast mir schon gesagt, dass du mal geschäftlich nach Paris musst. Zwei Monate sind nicht viel. Wann würdest du nach Paris fliegen?“ Der Blonde schloss seine Augen als er antwortete: „In drei Tagen. Ich würde mit Louisa und Jean zusammen nach Paris fliegen.“ „Was? So schnell schon?“ „Leider. Ich kann Hiroaki auch sagen, dass ich alles von Tokio aus manage.“ „Das musst du nicht. Ich weiß, wie sehr du deine Mutter vermisst. Außerdem machst du dir immer noch Sorgen um deine Schwester.“ Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn. „Wie gesagt: Zwei Monate ist nicht allzu lang. Wenn ich dann bei dir in Paris bin kannst du dein Versprechen einlösen und mir den Garten von Giverny zeigen.“ Langsam stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen. Takeru kam ihr mit seinem Kopf entgegen. Zärtlich trafen ihre Lippen aufeinander. „Wir sollten wieder auf die Feier gehen.“ Kaum hatten sie den Festsaal wieder betreten kam Yamato auf das Paar zu. „Wo wart ihr? Erst legt ihr so einen innigen Tanz hin und dann verschwindet ihr einfach?“ „Wir mussten etwas wichtiges besprechen.“ „Wie auch immer. Geh wieder zu unserem Vater, TK. Er sucht dich.“ Der Ältere warf Hikari einen Blick zu. „Was meinst du? Wollen wir meinem Bruder mal zeigen, was wir auf die Tanzfläche zaubern?“ Die Braunhaarige fing an zu lächeln. „Gerne, wieder ein Tango?“ „Du kennst mich einfach zu gut“, grinste sie der ältere Blonde an. Er ergriff Hikaris Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Takeru ging zu seinem Vater. „Was hast du auf dem Herzen?“ Kurz sprachen die Beiden miteinander. Als die Musik ertönte fiel Takeru die sprichwörtliche Kinnlade herunter, als er sein Bruder und seine Freundin auf der Tanzfläche erblickte. Es war das erste Mal, das er die Beiden miteinander tanzen sah. Auf ihrer Geburtstagsfeier hatten es Yamato und Hikari es nicht geschafft, miteinander zu tanzen. Er wusste gar nicht, dass sein Bruder so gut tanzen konnte. Die Beiden wirkten sehr vertraut miteinander und an ihrem Gesichtsausdruck sah. Sie lächelte leicht und ihre Augen zeigten die Freude, die sie beim Tango spürte. Die Betriebsfeier wurde doch nicht so steif, wie man zum Anfang vermuten konnte. Es wurde viel erzählt, getanzt und gelacht. Nach ihrem ersten Tanz standen Takeru und Hikari ein wenig im Mittelpunkt, doch schnell hatten ihre Kollegen gemerkt, dass sich die Beiden nicht offiziell äußern würden. Der Umgang den die Zwei miteinander pflegten sprach aber Bände. So störte sich auch keiner daran, als das junge Pärchen ein wenig abseitsstand und sich innig küsste. 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