Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 50: Geh deinen Weg und lass die Leute reden --------------------------------------------------- Hikari schloss ihre Bürotür. Traurig ging sie an das Fenster und blickte über Tokio. Die Arme hatte sie beschützend um ihre Körpermitte geschlungen. Ihr war zum Weinen zu mute. Wieso musste ihr das passieren? Warum hatte es ihre Kollegin auf sie abgesehen? Weshalb setzte Ito solche Gerüchte in die Welt? Über ihre angebliche Affäre mit Ken konnte sie noch schmunzeln. Kannten alle ihre Freunde, Takeru und Hiroaki die Wahrheit. Das Ito in der Redaktion erzählte, sie sei ein arrogantes, eingebildetes und verwöhntes Prinzesschen, traf sie hart. Doch äußerte sich die Braunhaarige nicht öffentlich zu diesen Anschuldigungen. Erhobenen Hauptes hatte Hikari ihre Arbeit weiter professionell ausgeübt. Sie ging sogar so weit, dass sie vor Ito so tat, als wüsste sie von ihren Intrigen nichts. Sie behandelte ihre aufmüpfige Kollegin genau wie die anderen auch. Die Braunhaarige wollte ihren guten Ruf, den sie sich bei den Kollegen erarbeitet hatte nicht aufs Spiel setzten. Takeru hatte sie gefragt, ob sie sich sicher ist, dass Ignoranz der richtige Weg war. Daraufhin meinte sie nur: „Man soll seine Feinde wie seine Freunde behandeln.“ Ihr Freund bewunderte sie für diese Größe. Er tat alles um sie zu unterstützen und aufzumuntern. Einmal bat er ihr sogar an mit seinem Vater zu reden. Dies lehnte sie ab, mit der Begründung, dass dies als eine Schwäche aussehen würde. Jetzt hatte Ito über das Ziel hinausgeschossen. Nachdem diese erfahren hatte, dass Hikari die Nachfolge von Yamamoto angetreten hatte, setzte sie das Gerücht in die Welt, Hikari hätte diese Stelle nur bekommen, weil sie das Betthäschen von Yamamoto war. Sie fragte sich, warum sie ihre neue Arbeitsstelle angenommen hatte. Damit hatte das ganze Unheil angefangen. Hätte sie damals einfach gesagt, sie möchte die Stelle der Cheffotografin nicht annehmen, würde sie heute ruhiger leben. Sie wäre glücklich ihren Traumberuf auszuüben. Hätte den ganzen Ärger nicht und würde nicht darüber nachdenken alles hinzuschmeißen. Sie merkte, wie ihre letzten Kraftreserven ihren Körper verließen. Selbst das Tanzen konnte ihr nicht mehr die erhoffte Ruhe und Entspannung bringen. Sie merkte selber, wie sie sich von ihren Freunden zurückzog. Selbst Takeru hielt sie auf Abstand. Ihr tat ihr Handeln selbst leid, aber sie wollte erst einmal wieder zu ihrem ‚Ich‘ finden, sie wollte wieder die Hikari werden, die sie früher war. Die junge Frau löste den Blick von der Skyline Tokios und sah auf ihr Armband. Alle Anhänger symbolisierten das was ihr in ihrem Leben wichtig war. Wer an sie glaubte. Wer sie liebte. Vor allem zeigte ihr ein Anhänger, dass sie ein Gegenstück hatte und nie alleine war. Dass er immer für sie da war, sie vom Herzen liebte. Nicht ein einziges Mal hatte er es in Betracht gezogen, dass an den Gerüchten um sie ein Fünkchen Wahrheit stecken konnte. Dazu kannte Takeru sie zu gut. Sie sah lächelnd auf die Sonne und fasste ein Entschluss: Sie wollte die Dunkelheit, die ihr Herz erfasst hatte, wieder durch ihr Licht ersetzten. Ab heute war Schluss mit dem ‚Was wäre wenn …‘ Gefrage. Sie wollte kämpfen, für das was ihr wichtig war und für das was sie liebte. Sie wollte ihr Leben zurück. Selbstbewusst wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und streckte ihren Rücken durch. ‘Wie sagte Dante Alighieri einmal: >Geh deinen Weg und lass die Leute reden!< Die Menschen die mich lieben und denen ich wichtig bin kennen die Wahrheit. Jetzt werde ich mir meine Leben zurückholen.‘ --- Takeru las sich gerade einen Artikel über den Tanzsport durch. Er kam nicht weiter, da er die Hälfte nicht verstand. Das ganze Fachchinesisch ließ Fragezeichen über seinen Kopf aufleuchten. Wie sollten die Leser den Artikel verstehen? ‘Was sind spanische Arme? Chicken Walk, was zum Geier ist das schon wieder? Brezel ist das nicht etwas zum Essen? Warte mal das ist…‘ Der Blonde wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an seiner Bürotür klopfte. Da sich sein Herzschlag automatisch beschleunigte konnte er sich denken, wer um Eintritt bat. „Du kannst reinkommen“, erklang seine Stimme gedankenverloren. Er bekam gar nicht mit, dass Hikari sein Büro betreten hatte. Erst als sie vor seinen Schreibtisch stand und ihn ansprach zuckte er zusammen. „Was liest du interessantes?“ „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht ob es interessant ist. Ich verstehe den Artikel nicht. Die Sportjournalisten schreiben immer so hochtrabend. Könntest du mir bitte helfen.“ Takeru deutete ihr an sich auf seinen Bürostuhl zu setzen. Hikari umrundete den Tisch. „Du bist dir sicher, dass ich das kann?“ „Ganz sicher. Es handelt sich um einen Tanzartikel.“ Hikari setzte sich und las sich den Artikel durch. Kurz stutze sie, als sie einen Namen las, der ihr bekannt vorkam. Nachdem sie die Zeilen zu Ende gelesen hatte wandte sie sich Takeru zu. „Unser Kollege hat den Jive von Ito/Hongo unter die Lupe genommen. Dabei hat er einige Figuren genannt, die das Tanzpaar getanzt hat. Ich muss sagen, dass es hart für Ken und mich wird. Dieses Tanzpaar gehört zu den besten.“ „Aha, es geht um einen Jive. Was sind spanische Arme, Chicken walk und Brezel?“ „Wie schon gesagt, unser Kollege hat Figuren des Jives beim Namen genannt. Es ist klar, dass ein Laie dass nicht verstehen kann. Du hast alle diese Figuren schon getanzt. Spanische Arme ist eine halbe Drehung in geschlossener Tanzhaltung. Beim Chicken walk geht der Herr rückwärts und zieht seine Partnerin an der Hand. Diese macht kurze Schritte mit ausgestreckten Beinen nach vorne. Ihren Oberkörper neigt sich über ihr Gesäß. Die Brezel kennst du eigentlich aus dem Disco Fox. Die Dame tanzt hinter dem Rücken des Herrn. Die rechte Hand des Herrn und die linke der Dame sind nach oben gerichtet. Durch eine Drehung des Herren und danach von der Dame löst man die Figur auf.“ Takeru überlegte kurz. „Ich komme nicht weiter.“ Hikari reichte ihn ihre Hand. „Komm ich zeige dir von welchen Figuren geschrieben wurde.“ Die Braunhaarige ließ seine Hand los. „Hast du es jetzt verstanden?“ „Mh.“ „Ist der Artikel für eine Fachzeitschrift?“ „Nein, eigentlich sollte er auf die Meisterschaft aufmerksam machen.“ „Dann solltest du den Kollegen bitten, den Artikel für Laien zu schreiben.“ Eine kurze Pause entstand. Takeru musterte seine Freundin. Sie wirkte erschöpft, traurig und dünner als sonst. Ihr Lächeln war nicht aufrichtig und ihre Augen hatten ihren Glanz verloren. „Hika, so kann es nicht weiter gehen. Du machst dich selber fertig. Ich werde mir das nicht läng-“ „Ich weiß. Deshalb wollte ich dich sprechen. Hast du schon gehört, wie ich angeblich die Stelle-“ „Ja und damit ist sie eindeutig zu weit gegangen.“ „Ich kann sie auf eine Art verstehen.“ „Wie bitte? Du machst dich seit Tagen selber fertig. Du isst fasst nichts mehr, hältst alle auf Abstand auch mich. Selbst Ken hat gesagt, dass du beim Training unkonzentriert bist. Wieso nimmst du Ito in Schutz?“ „Das mache ich nicht. Ich habe gesagt, dass ich sie verstehen kann. Ich frage mich, wieso ich nicht früher darauf gekommen bin. Sie kam mir die ganze Zeit bekannt vor. Mit diesem Artikel …“, Hikari deutete auf den Computerbildschirm, „… ist mir einiges klar geworden. Ito Sabuto und Hongo Ai gehören zu den stärksten Gegnern von Ken und mir. Ito Sabuto ist der Ehemann von Ito Katana. Geht dir jetzt ein Licht auf?“ „Wie kommst du darauf, dass er ihr Ehemann ist?“ „Warte, ich zeige dir etwas. Dazu müsste ich an deinen Computer.“ „Tue dir keinen Zwang an.“ Hikari setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Kurz tippte sie auf der Tastatur herum. Hier, schau dir das Bild genauer an.“ Takeru beugte sich nach vorne und stütze seine Hand auf die Schreibtischplatte ab. Als er auf den Bildschirm schaute musste er grinsen, „Du siehst -“ „Du sollst nicht auf mich achten. Schau dir den Hintergrund an.“ „Sora, Yolei, Ito, Davis.“ Takeru stutze, „Momentmal, wieso stehen Sora, Yolei und Davis im Backstage Bereich?“ Hikari stöhnte auf, „Das meinte ich nicht. Zur Erklärung: Sora war für die Outfits zuständig. Yolei ist die Frau von Ken und Davis war zur der Zeit- “ „Okay, ich habe es verstanden“, brummte der Blonde vor sich her. „Die drei meinte ich aber nicht.“ „Ito?“ „Richtig, sie durfte in den Backstage Bereich, weil sie die Frau von Ito Sabuto ist. Der steht neben Ken und mir auf den zweiten Platz mit seiner Tanzpartnerin. Wie die letzten drei Jahre. Es wird gemunkelt, dass Ito und Hongo nur noch diese Saison als Amateure durchtanzen. Sie wollen zu den Profis wechseln.“ Skeptisch schaute Takeru sie an. „Falls du mir noch immer nicht glaubst. Schau dir das Bild an.“ Hikari hatte ein Bild aufgerufen, auf dem sich ihr Konkurrent und ihre Kollegin küssten. „Wieso verstehst du sie?“ „Ihr Mann ist sehr ehrgeizig. Du kannst bei den Profis besser Fuß fassen, wenn du Titel im Amateurbereich hast. Nur haben diesen Titel Ken und ich in den letzten drei Jahren gewonnen. Letztes Jahr wurde uns angeboten ins Profilager zu wechseln. Dies haben wir ausgeschlagen, weil wir das Tanzen als Hobby sehen. Ken und ich sind auch der Meinung, dass wir im Profilager nicht glücklich werden. Ito Sabuto sieht das anders, er will mit dem Tanzen sein Lebensunterhalt verdienen.“ „Du meinst, dass sie irgendwelche kranken Psychospielchen mit dir spielt um dich mürbe zu machen?“ Hikari drehte sich zu ihm und nickte. „Was machst du jetzt?“ Takeru schaute in ihre Augen. Diese fingen an zu leuchten. „Ich hole mir mein Leben zurück“, grinste sie ihn an. „Ich weiß, was ich für dich empfinde. Genauso sicher bin ich mir, dass sich dies nie ändern wird. Wie sieht es bei dir aus?“ Sie legte sanft eine Hand auf seine Wange. Takeru legte seine Hand auf ihre. „Mir geht es genauso.“ „Wir können die Bombe platzen lassen.“ „Du meinst du willst es öffentlich machen, dass wir ein Paar sind?“ „Richtig. Das schlimmste Gerücht hat Ito schon in die Welt gesetzt und ich bin mir sicher, dass sie damit zu weit gegangen ist. Immerhin ist Yamamoto immer noch stiller Teilhaber des Verlages. Ich glaube nicht, dass er das auf sich beruhen lässt. Ich würde sagen, sie hat sich ins eigene Fleisch geschnitten." „Da magst du Recht haben. Du bist aber mit dem Sohn des zweiten Verlagsinhabers zusammen.“ „Stimmt. Ich habe mich nie öffentlich zu Itos Anschuldigungen geäußert, noch habe ich mich bei deinem Vater über sie beschwert. Mit dir habe ich auch nicht über Ito gesprochen. Als Vorgesetze habe ich sie immer fair behandelt. Ich glaube nicht, dass dich oder mich der Neid von den Kollegen trifft zumal sie nicht sehr beliebt ist. Ito hat dir auch so manches nachgesagt und auch du hast es nie richtig gestellt. Was ich nur nicht verstehe ist, warum sie dich anmacht.“ „Das verstehe ich auch nicht. Wann möchtest du unsere Beziehung offiziell machen?“ „Keine Ahnung, lassen wir es einfach auf uns zukommen. Mit wen gehst du eigentlich auf das Sommerfest?“ „Mit dir. Ich muss nur noch Louisa absagen.“ Hikari kam eine Idee. „Mach das nicht.“ „Wieso nicht? Ich gehe nicht mit meiner Schwester auf das Sommerfest, wenn wir unsere Beziehung verkündet haben.“ „Ich habe dir doch erzählt, dass Louisa sich verliebt hat.“ „Ich habe dir gesagt, dass das nicht gut gehen kann. Wir sind das beste Beispiel, das eine Fernbeziehung nicht funktionieren kann. Außerdem ist sie viel zu jung.“ „Keru, du warst vierzehn Jahre alt, als du deine erste Beziehung eingegangen bist.“ „Wenn schon. Ich kenne den Typ nicht.“ „Du nicht, aber Matt. Cody ist ein guter Freund von uns.“ „Ich glaube nicht, dass Matt es gut finden würde, wenn der Freund von Louisa sechs Jahre älter ist.“ „Matt würde dem Glück seiner Schwester nicht im Wege stehen, weil er Cody kennt. Louisa muss ihren eigenen Weg gehen. Willst du dich mit ihr streiten? Soll sie nach Paris zurückgehen mit dem Gefühl, dass ihr Bruder ihr ihr Glück nicht gönnt?“ „Nein, das soll sie nicht. Mit wen würdest du auf das Sommerfest gehen?“ „Mit Cody-“ „Jetzt erst Recht nicht.“ „Du bist so stur.“ „Ich weiß nicht, was du damit bezwecken willst.“ „Ich wollte den Beiden die Möglichkeit geben, Zeit miteinander zu verbringen. Dir wollte ich zeigen, was für ein toller Kerl Cody ist.“ Takeru seufzte, „Okay, pass auf. Wir gehen gemeinsam auf das Sommerfest. Cody laden wir auf ein Essen ein, bei dem Louisa auch dabei sein wird. So kann ich ihn besser kennen lernen. Was hältst du davon.“ Hikari klatschte begeistert in die Hände, „Super. Ich liebe dich.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich dich auch. Obwohl dass eine Schnapsidee von dir war.“ „Ich weiß. Ich wusste auch, dass du es nicht zulassen würdest. Und ich hatte auf diesen Kompromiss deinerseits gehofft.“ Takeru fiel sprichwörtlich die Kinnlade runter. „Du hast mich aufs Glatteis geführt!“, rief er empört. „Entschuldigung Keru.“ „Habe ich dir schon gesagt, dass du eine Hexe bist?“ „Des Öfteren und ich streite es immer ab“, lachte sie. „Komm du mir mal nach Hause.“ „Ich freu mich darauf.“ Schnell ging sie zu seiner Bürotür. „Bis heute Abend.“ Bevor er etwas sagen konnte hatte sie die Tür von außen geschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)