Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 49: Von purem Neid und einem Vater-Sohn-Gespräch -------------------------------------------------------- Hiroaki ließ sich sein Mittagessen in der Verlagskantine schmecken, als er Zeuge eines Gespräches zwischen zweier Frauen wurde. Eigentlich hörte er immer gekonnte über die Unterhaltungen seiner Mitarbeiter hinweg. Als er Hikaris Namen hörte wurde er hellhörig. „Ich sage es dir, Yoko. Yagami hat sich aufgeführt wie eine arrogante Schnepfe.“ „Das kann ich mir bei ihr gar nicht vorstellen.“ „Oh doch, die war wie ein verzogenes Prinzesschen. Ich hätte vor dem Termin mit ihr meine E-Mails lesen sollen. In einer E-Mail steht, dass Yamamoto zurückgetreten ist.“ „Damit hat sie Recht. Sein Nachfolger wurde noch nicht offiziell vorgestellt, dies soll wohl auf dem Sommerfest passieren. Es pfeifen aber die Spatzen von den Dächern, dass Yagami die Nachfolge angetreten hat.“ „Das scheint auch zu stimmen. Jedenfalls steht es an ihrer Bürotür. Ich frage mich nur, wie gerade die an diese Stelle gekommen ist. Spielt ein auf schüchtern und unscheinbar. Dabei hat sie es faustdick hinter den Ohren.“ „Ich gebe dir einen Rat, Ito Katana: Halte deine Füße still. Yagami ist sehr beliebt bei den Mitarbeitern.“ „Beliebt? Die ist eingebildet, hochnäsig, arrogant und geht über Leichen. Wie kann so jemand beliebt sein. Du hättest dabei sein sollen, als ich in ihrem Büro war. Die hat mir mit Konsequenzen gedroht, wenn ich nicht mache, was sie will.“ Hiroaki hatte genug gehört. Er nahm sich seinen leeren Teller und stelle diesen in den Wagen für die Geschirr-Rückgabe. Danach holte er sein Handy aus der Hosentasche. Als sein Gesprächspartner seinen Anruf angenommen hatte blieb er kurz vor dem Tisch der beiden Frauen stehen. „Hallo Takeru! Kann ich dich bitte in einer halben Stunde in meinem Büro sprechen? Es ist dringend.“ >Hallo Hiroaki. Zu der Zeit haben wir doch sowieso einen Termin“<, kam es irritiert von der anderen Leitung. „Ich wollte mich nach deiner Zusammenarbeit mit der neuen Cheffotografin erkundigen. Immerhin arbeitetest du eng mit Yagami zusammen. Der blonde junge Mann stutzte: >Sag mal, ist alles in Ordnung mit dir? Seit wann sprichst du so förmlich, wenn es um Hikari geht?< „Ich bin gerade in der Kantine. Es gibt noch etwas Anderes, dass wir besprechen müssen.“ >Ist es etwas Ernstes?< „Könnte man so sagen. Bis gleich in meinem Büro.“ Die Frauen zuckten zusammen, als sie die Stimme von Hiroaki Ishida hörten. Diese klang alles andere als herzlich. Im Allgemeinen hatte der Verlagsinhaber den Ruf inne kühl, distanziert und unnachgiebig zu sein. Er verkörperte den japanischen Geschäftsmann perfekt. „Was geht in diesem Verlag vor sich? Ishida spricht jemanden in der Redaktion vertraulich an. Dass ist ja noch nie passiert.“, fragte Ito ihre Freundin. Dabei warf sie arrogant eine Haarsträhne über ihre Schulter. „Ich habe keine Ahnung. Komisch ist es schon.“ Hirokai grinste, als er die Worte der beiden Frauen hörte und machte sich auf den Weg in sein Büro. --- Takeru korrigierte den vor ihm liegenden Artikel, als sein Telefon klingelte. Kurz schaute er auf das Display, vielleicht konnte er den Anruf erst einmal ignorieren, bis er mit dieser Arbeit fertig war. Diesen Wunschgedanken verwarf er schnell, da der Name seines Vaters auf dem Display erschien. Verwundert nahm er den Anruf an. Nachdenklich legte Takeru den Telefonhörer auf. Das Gespräch mit seinem Vater war verwirrend. Der junge Mann ließ seinen Nacken nach hinten fallen und fuhr sich mit seinen Händen über sein Gesicht. ‘Was zum Geier ist jetzt schon wieder los? Ist es zu viel verlangt, dass ein Tag – nur ein einziger Tag – ohne Katastrophen verläuft.‘ Schnell korrigierte er den vor sich liegenden Artikel und speicherte diesen ab. Danach griff er nach der Mappe in der die Unterlagen waren die er für den Termin mit seinen Vater benötigte. Als er seine Bürotür schloss hörte er eine weibliche Stimme nach ihm rufen. „Takaishi, haben Sie einen Moment?“ Genervt verdrehte der junge Mann seine Augen, als er die Stimme seiner Gesprächspartnerin erkannte. Diese konnte seine Geste nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihr stand. ‘Die hat mir gerade noch gefehlt. Wieso tut sich nicht ein Loch im Boden auf und verschlingt sie?‘ „Ehrlich gesagt, habe ich keine Zeit, Ito. Worüber möchten Sie mit mir sprechen? Vielleicht habe ich nachher noch Zeit mich mit Ihnen zu unterhalten“, kam es gereizt vom Chefredakteur. „Ich wollte Sie eigentlich nur fragen, ob Sie schon eine Begleitung für das Sommerfest haben.“ Ito ging auf Takeru zu. ‘Die ist nerviger als Fußpilz.‘ „Ich wüsste nicht, dass Sie das etwas angeht. Entschuldigung, ich muss zu einem Termin.“ Koket klimperte sie mit ihren Augen. „Vielleicht können wir später-“ Takeru musste sich zusammen reißen, um nicht laut aufzulachen. Seine Kollegin wusste anscheint nicht, wie lächerlich sie sich gerade macht. Flink ging er einige Schritte nach hinten, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. „Das glaube ich nicht“, patzte er die junge Frau vor sich an. „Ich werde nachher keine Zeit für so ein Gespräch haben. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen. Ich werde nicht mit Ihnen gemeinsam auf das Sommerfest gehen. Noch werde ich mich mit Ihnen privat treffen. Sie können Ihren Mann fragen, ob er Sie nicht begleiten möchte. Auf Wiedersehen.“ Takerus Stimme hatte sich während dem Gespräch von genervt über schlecht gelaunt bis zu wütend geändert. Diese Frau war ein rotes Tuch für ihn. Er mochte ihr Getratsche nicht. Dass sie ihm nachlief wie eine läufige Hündin ging ihm gehörig auf die Nerven. Was ihn bald seine gute Erziehung vergessen ließ war Itos Umgang mit Hikari. Natürlich hatte er schon damals - als Hikari in dem Verlag anfing zu arbeiten - gemerkt, dass sie es auf die Braunhaarige abgesehen hatte. Er nahm an, dass es der Neid war, der Ito ihre Giftpfeile gegen seine Freundin abfeuern ließ. Hikari war Ito in allen Bereichen, egal ob persönlich oder beruflich, weit überlegen. Der Ausstrahlung seiner Freundin konnte man sich schwer entziehen. Sie umgab immer eine freundliche Aura, die sie von innerheraus wie ein warmes Licht strahlen ließ. Mit ihrem Liebreiz hat sie schon manchen Streit zwischen ihren Brüdern und im Freundeskreis im Keim erstickt. Der Chefredakteur drehte Ito den Rücken zu und ging schnellen Schrittes zum Fahrstuhl. Innerlich bete er das Ito ihn nicht folgen würde. Als er in den Aufzug stieg sah er seine Kollegin immer noch am selben Fleck stehen. Sie sah ihm mit offenen Mund nach. --- Als sich die Aufzugstür öffnete, atmete Takeru noch einmal tief durch, bevor er zu dem Büro seines Vaters ging. Die strenge Stimme von Hiroaki gewährte Takeru Zutritt zu dessen Büro. Als der Blonde die Tür geschlossen hatte, sahen sich die Beiden in die Augen. ‘So wie er mich anschaut, ist er gerade mein Vater. Was geht hier vor sich?‘ Der Älter deutete mit einer Geste an, dass sich sein Gesprächspartner auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch setzten sollte. „Da wir nicht am Beratungstisch sitzen gehe ich davon aus, dass du mich auch persönlich sprechen wolltest“, eröffnete Takeru das Gespräch. Er lehnte sich gelassen an die Rückenlehne an und wartete ab. „Du kennst mich gut, Takeru.“ „Was liegt dir auf der Seele?“ „Hikari.“ „Wie darf ich das verstehen?“ „Das ich dich auch wegen Hikari sprechen wollte.“ „Heiliger Buddha, jetzt weiß ich von wen Matt seine Gesprächsführung erlernt hat“, kam es wütend von dem Jüngeren. „Ich weiß von wen du dein Temperament geerbt hast“, konterte Hiroaki. „Bestimmt nicht von dir.“ „Richtig.“ Es entstand eine kurze Pause. Diese wurde wieder von dem Jüngeren unterbrochen: „Kannst du ein vernünftiges Gespräch führen, in dem dein Gegenüber dich versteht? Was hat mein Temperament mit Hikari zu tun?“ „Nichts.“ Lautstark atmete der Blonde aus. „Wieso bist du so gereizt, Takeru?“ „Mir geht eine Kollegin gehörig auf die Nerven. Am liebsten würde ich sie dahin jagen wo der Pfeffer wächst und dafür sorgen, dass sie den Heimweg nicht mehr findet. Aus deinem, nennen wir es mal, Gespräch werde ich nicht schlau.“ „Was weißt du über die Arbeitsbeziehung von Hikari und Ito?“ Bei dem Namen seiner Kollegin schloss der Blonde kurz seine Augen. ‘Nicht schon wieder. Ich raste gleich aus.‘ „Gelinde gesagt können wir uns auf einen Urknall vorbereiten.“ „Wie kommst du darauf?“ „Ito nimmt Hikari nicht als Vorgesetzte wahr. Was aber nicht an Hikaris Autorität liegt. Über kurz oder lang wird ihr der Kragen platzen. Dann sollte nicht nur Ito in Deckung gehen, sondern alle die in ihrer Nähe sind.“ „Dass es nicht an Hikari liegt habe ich mir nach dem Gespräch zwischen Ito und einer anderen Mitarbeiterin in der Kantine schon denken können.“ „Was hast du gehört?“ Hiroaki erzählte seinem Sohn, was er gehört hatte. Wütend sprang der Blonde von seinem Stuhl auf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Was bildet sich diese Frau eigentlich ein?“ Trotz dem Ernst der Lage - den er nicht aus den Augen verlor – musste Hiroaki schmunzeln. Takeru hatte genauso reagiert, wie er vermutet hatte. Er musste auf Grund seiner Entscheidung sechszehn Jahre auf seinen Sohn verzichten. Als er die Chance hatte seinen Sohn wieder in seiner Nähe zu haben, war er dem Schicksal dankbar. In den letzten Monaten hatte er Takeru sehr gut kennen gelernt. Dadurch war es Hiroaki möglich, die Verhaltensweisen seines Sohnes vorherzusehen. Diese Entscheidung konnte er jedoch nicht verstehen. Daher nutze er die Gunst der Stunde. „Warum weiß keiner in der Redaktion, dass du in einer Beziehung mit Hikari bist?“ „Woher weißt du das?“, kam es geschockt vom Jüngeren. „Ich habe Augen im Kopf. Ich warte auf eine Antwort.“ Verlegen schaute Takeru zur Seite. „Wir haben unsere Gründe.“ „Die wären?“ „Wir wollen Berufs- und Privatleben voneinander trennen.“ „Das wir nicht immer funktionieren.“ „Als wir zusammen gekommen sind, war ich ihr Vorgesetzter.“ „Das bist du nicht mehr. Ihr seid gleichgestellt, was eure Arbeitsplätze angeht.“ „Genau aus dem Grund wollen wir nichts sagen. Wir wollten erst einmal schauen, ob es überhaupt zwischen uns klappt. Außerdem hat Hikari Angst vor den Reaktionen der Kollegen. Sie ist die Freundin von Chefredakteur, der wiederum der Sohn vom Verlagsinhaber ist. Kurze Zeit später wird sie befördert. Was meinst du, was da für Gerüchte auftauchen?“ „Meinst du nicht, dass das Mumpitz ist?“ „Du weißt, was über sie erzählt wird?“ „Natürlich weiß ich das. Das hängt damit zusammen, weil Ito neidisch auf Hikari ist. Sie würde vielleicht deine Freundin in Ruhe lasse, wenn sie wüsste, dass du der Mann an ihrer Seite bist. Außerdem hat Ito und die halbe Redaktion noch nicht bemerkt, dass du mein Sohn bist.“ Nachdenklich ging Takeru zum Fenster und blickte über die Stadt. „Takeru, sie braucht jemanden, der sie auffängt. Was meinst du, wie Hikari reagiert, wenn sie mitbekommt, wie Ito über sie spricht?“ Von seinem Sohn kam keine Antwort, da dieser in seine Gedanken versunken war. ‘Sie würde ihr Selbstvertrauen verlieren.‘ Hiroaki durch brach das Schweigen und bestätigte seinen Sohn, was er vermutete: „Sie wird sich von allen Menschen - auch von dir - und ihrer Arbeit zurückziehen. Das Einzige was sie machen würde wäre das Tanzen. Wenn du Pech hast geht eure Beziehung in die Brüche. Willst du das?“ „Nein. Woher kennst du sie so gut?“ Sein Vater musste lächeln. „Ich habe sie praktisch aufwachsen gesehen. Viele Höhen und Tiefen in ihrem Leben mitbekommen. Vergesse nicht, dass sie eine sehr gute Freundin von Matt ist. Im Übrigen würde ich mich nie deinem Glück indem Weg stellen. Außerdem ist es mir egal, was meine Mitarbeiter sagen. Ich möchte einfach, dass du glücklich wirst. Bei unserem Gespräch in deinem Büro – als es um die Pariser Bilder ging – habe ich es dir schon mal gesagt: Meinen Segen hast du beziehungsweise ihr.“ Takeru drehte sich vom Fenster weg, um seinen Vater überrascht in die Augen zu sehen. Als dieser seinen Blick bemerkte, musste er lachen. „Ich habe schon damals gewusst, dass du Hikari liebst. Mach eine zehnminütige Pause. Danach gehen wir das geschäftliche durch.“ „Danke dir, Vater.“ „Nicht dafür. Du bist mein Sohn. Das warst und bist du immer, egal was du machst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)