Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 37: Unsicherheit, Zweifel und ein Versprechen ----------------------------------------------------- Hikari sah sich in der Kantine um. Von Takeru fehlte jede Spur. Daher überlegte sie schon einmal, was sie zum Mittag essen wollte. Plötzlich beschleunigte sich ihr Herzschlag und eine angenehme Wärme zog sich durch ihren Körper. Im nächsten Moment fühlte sie eine warme Hand auf ihrer Schulter. Mit einem Lächeln im Gesicht drehte sie sich um und sah Takeru in seine blauen Augen. Dieser sah sie mit einem noch breiteren Grinsen an. „Hallo Hikari.“ „Hey Takeru.“ „Weißt du schon, was du essen möchtest?“ „Ja, ich werde mir die Udon Suppe bestellen. Was isst du?“ Takeru musste grinsen. „Gebratene Nudeln.“ Hikari lachte. „Du bedienst gerade das Klischee eines typischen Europäers.“ „Ich bin halber Franzose und habe ziemlich lange in Paris gelebt. Das müsste als Antwort reichen“, neckte er sie. „Stimmt, das ist eine tolle Entschuldigung.“ Hikari musste lachen. „Außerdem essen auch waschechte Japaner gerne gebratene Nudeln.“ „In der Hinsicht hast du auch Recht. Du scheinst eine super Mischung zwischen Japan und Frankreich zu sein.“ „Wenn du meinst. Ich muss dir ja nicht sagen, wie schön Paris ist, weil du es schon selbst herausgefunden hast.“ Nachdem beide ihre Bestellung entgegengenommen hatten suchten sie einen Tisch und setzen sich. Hikari wurde sie bei seiner Aussage nachdenklich: ‚Muss er sich vielleicht zwischen Paris und Tokio entscheiden? Was wäre, wenn er Tokio verlassen würde? In welcher Stadt wäre er glücklicher? Wie würde es mit uns weitergehen?‘ Sie versuchte ihre Unsicherheit, die in ihr aufkam, zu verdrängen. Trotzdem schaute die Braunhaarige ihren Freund verunsichert an. „Was hast du?“, fragte er nach, als er ihren Blick bemerkte. Aus ihren Gedanken gerissen zuckte Hikari zusammen. „Nichts, es ist alles in Ordnung.“ „Irgendwie glaube ich dir nicht. Sag schon, was dich bedrückt“, bohrte er weiter nach. „Ich habe ein kleines déjà vu“, kam es leise von seiner Freundin. Langsam hob sie ihren Kopf und schaute Takeru in die Augen. Dieser zuckte zusammen, als er den traurigen Blick sah. Zaghaft griff er nach ihrer Hand. „Du weißt, dass du mit mir über alles sprechen kannst“, munterte er sie auf. Hikari nahm all ihren Mut zusammen, als sie ihn fragte: „Ziehst du es in Erwägung wieder nach Paris zurück zu kehren?“ „Wie kommst du auf die Idee?“, fragte er erschrocken nach. „Du bist in Paris aufgewachsen. Deine halbe Familie und deine Freunde wohnen dort. Was ist, wenn dir das Leben hier nicht reicht, weil du alle vermisst? Ich war in einer ähnlichen Situation, als ich in Nizza war.“ Ihm fiel wieder ihr erstes französisches Gespräch ein. Damals wollte er ihr die Angst nehmen und munterte sie auf diese Sprache wieder zusprechen. Dabei erzählte sie ihm, dass ihre Beziehung zu ihrem Gastbruder nach einem Streit endete. Wie verletzt sie wegen dem Verhalten ihres damaligen Freundes war. Takeru beobachtete sich aufmerksam. In ihren Augen sah er ein leichtes Glitzern. Nervös knapperte sie an ihrer Unterlippe rum. „Ich kann mich erinnern, dass du mir schon einmal diese Frage gestellt hast. Damals habe ich gesagt, dass ich es in manchen Momenten in Betracht ziehe. Die Zeit ist lange vorbei. Als mein Vater damals erfahren hatte, dass ich mich bei dem Verlag von Fontaine beworben hatte, wollte er mich als Verbindungsmann zwischen den beiden Verlagen haben. Ich sollte ursprünglich für ein halbes Jahr nach Tokio ziehen und danach wieder in Paris, für den Verlag von Fontaine, arbeiten. Nach meiner Trennung von Chloé hatte mein Vater mir meine jetzige Stelle, mit einem unbefristeten Arbeitsvertag, angeboten. Er einigte sich mit Fontaine, dass ich weiterhin der Verbindungsmann bleibe, aber dass ich für die ‚Ishida-Group‘ arbeite. Nur in Ausnahmefällen muss ich geschäftlich nach Paris. Natürlich würde ich mich freuen, meine Mutter und meinen Stiefvater wiederzusehen und mit Sicherheit werde ich Louisa und Jean vermissen, wenn die beiden wieder in Paris sind. In Tokio habe ich mir ein neues Leben aufgebaut. Hier bin ich bei Matt, Sora, Haru, meinen Vater, aber vor allem habe ich dich hier. Ich bin zu Hause angekommen. Du hast auch Recht, ich würde gerne nach Paris, aber nur um mit dir dort Urlaub zu machen. Oder du sagst mir, dass du es dir vorstellen kannst dort zu leben.“ Er reichte ihr ein Taschentuch, damit sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischen konnte. „Danke schön. Das heißt, dass du in Tokio leben möchtest?“ Vorsichtig, darauf bedacht ihr Makeup nicht vollständig zu ruinieren, tupfte Hikari sich die Tränen von den Wangen. Ihr Freund nickte. „Genau das soll es heißen.“ Erleichtert lächelte Hikari ihren Freund an. Dieser musste sich mehr als zusammen reißen nicht einfach aufzustehen und sie in seine Arme zu ziehen um ihr einen Kuss zu stehlen. Stattdessen drückte er ihre Hand und lächelte sie liebevoll an. „Was wollte Ito eigentlich von dir?“ Takeru sah in ihre Augen. „Bist du eifersüchtig?“ „Wieso sollte ich das sein? Du hast eine Affäre mit Louisa. Hast du das vergessen? Daher habe ich kein Recht eifersüchtig zu sein“, witzelte sie. „Ach ja, die arme Louisa. Ihr muss ich noch schonend beibringen, dass unsere Affäre vorbei ist“, schoss es aus Takeru heraus. „Ich hoffe, sie trägt es mit Fassung“, kam es ironisch von ihr. „Was wollte Ito jetzt von dir?“ „Sie wollte mit mir die Fotos ihres Auftrages besprechen.“ „Hoffentlich hast du nicht so dicht hinter ihr gestanden wie du es bei mir gemacht hast, als du mich gefragt hattest, wie das Foto von ‚Étoile Pagode‘ erstellt hatte. Ich hatte damals deinen Oberkörper an meinen Rücken gespürt“, erzählte sie missmutig. „Ich hatte das nur gemacht, weil ich so fasziniert von dem Bild war und immer noch bin.“ „Das würde ich jetzt auch sagen“, schnaubte sie auf. „Du bist doch eifersüchtig“, stellte er nüchtern fest. „Hast du schon einmal in den Spiegel geschaut?“ „Das mache ich jeden Morgen. Stell dir vor: der Typ im Spiegel macht mir alles nach.“ „Scherzkeks. Dann müsstest du auch wissen wie heiß du aussiehst. „Kann schon sein“, grinste er sie an. Hikari war gar nicht zum Lachen zu mute. „Nachdem was dein Vater erzählt hat steht sie auf dich.“ „Sie interessiert mich aber nicht. Nur so viel: Sollten Ito und ich irgendwann einmal die letzten Menschen auf der Erde sein, würde die Menschheit aussterben. Falls du es noch nicht mitbekommen hast, bin ich glücklich vergeben.“ Jetzt musste die Braunhaarige doch lachen. „Dass du glücklich bist, freut mich zu hören. Wäre echt schlimm, wenn du nach zwei Tagen ein Trauerkloß wärst.“ „Da hast du Recht. Was machst du heute Nachmittag noch?“ „Telefonate und Glückwünsche entgegen nehmen. Wenn ich das überlebt habe treffe ich mich mit Ken um achtzehn Uhr zum Training, dass dauert zwei Stunden. Den Abend würde ich gerne mit meinem Freund verbringen, wenn er Zeit hat.“ „Das wird sich einrichten lassen“, grinste er sie an. Hikari sah in die Augen ihres Freundes, als sie sein Blick deuten konnte grinste sie ihn an: „Ha, jetzt habe ich dich.“ Verständnislos erwiderte er den Blickkontakt. „Wovon sprichst du?“ „Du bist ebenfalls eifersüchtig.“ „Wie kommst du darauf?“ „Du hast deine Augen leicht zusammengezogen, als ich Ken erwähnt habe. Außerdem kenne ich den Blick von Matt, wenn irgendein Typ Sora auf die Pelle rückt.“ „Sag mir nicht, dass du die Mimik von meinen Bruder deuten kannst“, kam es erstaunt von ihm. „Es ist sehr schwierig, irgendeine Gefühlsregung in Matts Gesicht zu lesen. Das gebe ich zu, trotzdem habe ich es mit der Zeit gelernt. Ihr seid euch in vielerlei Hinsicht ähnlich.“ „Na toll, du vergleichst mich mit meinem Bruder?“, schmollte der Blonde vor sich her. "So ein Blödsinn. Mir sind nur ein paar Gemeinsamkeiten in eurem Verhalten aufgefallen. Das ist alles. Du kannst dir sicher sein, wenn du Tai besser kennengelernt hast, wirst du auch einige Wesenszüge von mir bei ihm finden. Dafür sind es unsere Geschwister." "Sicherlich hast du recht." Eine Sache bereite Hikari weiterhin Magenschmerzen, daher fragte sie nach: „Bist du eifersüchtig auf Ken?“ „Nein, ich vertraue dir. Wie ich schon mal gesagt habe, muss ich mich erst daran gewöhnen, dass ich dich mit Ken irgendwie teilen muss.“ „Das triff auf das Tanzen zu. Die Herzen von Ken und mir sind vergeben. Seines an Yolei und meins an dich.“ „Ich weiß. Leider kann ich nicht so gut tanzen wie ihr“, seufzte er auf. „Hättest du Lust, deine Tanzfähigkeiten weiter auszubauen?“ „Klar, aber wie? Wenn ich mich bei einer Tanzschule anmelde, würde mir eine Tanzpartnerin zugeteilt werden und das möchte ich nicht. Mit dir brauche ich dort gar nicht erscheinen.“ „Du musst nicht in eine Tanzschule. Du hast mich.“ „Wie meinst du das?“ „Ich kann dir die Tänze beibringen, wenn du es möchtest.“ „Das würdest du machen?“ „Warum nicht? Außerdem können wir so noch mehr Zeit miteinander verbringen.“ „Also, wenn es dir nichts-“ „Nein, macht es nicht. Sonst hätte ich es dir nicht angeboten.“ „Okay, dann ist es beschlossene Sache“, grinste sie ihn an. Takerus Mine hellte sich schlagartig auf. Seine Augen schauten sie verliebt. Hikari kämpfte mit ihren Gefühlen, am liebsten würde sie um den Tisch herum gehen, sich auf seinen Schoß setzten und ihn küssen. Sie merkte, wie ihre Hand ein Eigenleben entwickelte. Langsam hob sie diese und strich sanft über die Wange ihres Freundes. Dieser lehnte sich genießerisch gegen ihre Handfläche. So schnell der Zauber gekommen war, war dieser wieder verschwunden. Beide blickten sich noch einmal kurz in die Augen, bevor Hikari fragte: „Was machst du so?“ „Ich muss noch einen Stapel von Artikeln durchgehen. Später habe ich noch ein Meeting mit den Journalisten. Ich dachte schon, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich heute so lange arbeiten muss.“ „Das konntest du vorher nicht wissen. Das Gleiche habe ich auch wegen dem Training gedacht.“ „Das musst du nicht haben. Ich habe spätestens heute Morgen im Büro meines Vaters erlebt, wie wichtig dir die Meisterschaft ist. Wir haben den Abend für uns.“ „Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe“, kam es verlegen von der jungen Frau. „Zerbrich dir nicht den Kopf deswegen. Das wird nicht die letzte berufliche Diskussion zwischen uns gewesen sein.“ „Ich freue mich schon drauf, dir beruflich Feuer unter den Hintern zu machen“, lachte sie auf. „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ „Du musst mir versprechen, dass wir unsere beruflichen Dispute nicht auf unsere Beziehung übertragen und anders herum“, kam es leise über ihre Lippen. „Dieses Versprechen gebe ich dir gerne.“ Nachdem beide ihr Mittagessen verzehrt hatten machten sie sich wieder auf den Weg in ihre Büros. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)