Que faire si? Oder: Was wäre, wenn ...? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Schlaflos --------------------- Takeru ging in Gedanken versunken die dunkeln Straßen Tokios entlang. Dieser Abend brachte ihn ein wenig durcheinander. Als Hikari die Tür öffnete verschlug es ihm die Sprache. Er kam nicht umher sie eingehend zu mustern. Das lindgrüne Kleid passte sich ihren Rundungen perfekten an. Es gab ihren langen Beinen genug Spielraum um diese sehr gut in Szene zu setzen. Ihre braunen Haare hatte sie offen gelassen. Eine kleine Spange hielt ihr eine lästige Haarsträhne aus dem Gesicht. Es war die gleiche Frisur, wie auf dem Bewerbungsfoto und doch sah sie ganz anderes aus. Ihre Augen dezent geschminkt und Rouge zierte ganz zart ihre Wangen. Ihre Lippen glänzten leicht von ihrem roséfarbenen Lipgloss. Als sie ohne Straßenschuhe vor ihm stand fiel ihm das erste Mal auf, wie zierlich Hikari war. Sie reichte ihm gerade so bis zur Schulter. Im Berufsalltag hatte sie immer Schuhe mit Absatz an, daher hatte er ihre Körpergröße falsch eingeschätzt. Seine Augen blieben wieder einmal an ihren bernsteinfarbenen Augen hängen. Als sie ihn anlächelte musst Takeru erst einmal hart schlucken und sich leise räuspern, weil er seiner eigenen Stimme nicht traute. Es dauerte einen Moment, bis er sich sicher war, nicht wie ein Teenager im Stimmenbruch zu klingen. Der Abend war für Takeru eine emotionale Achterbahnfahrt. Hikari hatte viele Bilder von seinen Lieblingsplätzen in Paris gemacht. Egal, ob es der Arc de Triomphe, der Blick über Paris vom Hügel Montmartres, Sacré-Cœur, die Tuilerien, das Panthéon oder der Eiffelturm waren, bei dem jungen Mann wurden viele Erinnerungen wach. Als er schließlich das Foto sah, welches seine Schwester aufgenommen hatte, musste er schmunzeln. Louisa und er hatten sich oft in den Tuilerien unterhalten. Die Beiden liebten diesen Garten. Dieser bot Ruhe, obwohl meistens sehr viele Menschen anwesend waren. Auf Grund seiner Anordnung fand man meistens ein Plätzchen, wo man sich ungestört unterhalten konnte. Was die Geschwister am meisten beeindruckte war die Tatsache, dass man der Symmetrie von Paris sehr gut folgen konnte. Das Foto von der Pont des Arts ließ kurz einen bitteren Beigeschmack in ihm aufkommen. Chloé und er hatten an dieser berühmten Brücke ein Schloss angebracht. Chloé fiel damals das Schloss aus der Hand, als sie dieses an ihren ausgewählten Platz anbringen wollten. Die Pariser sagen, dass dies ein schlechtes Zeichen für die Beziehung ist. Damals wollte Takeru es nicht glauben - Jahre später hatte er die Beziehung beendet. In dieser Erinnerung gefangen fragte der Blonde, ob Hikari einen Freund hat. Kaum hatte er diese Frage gestellt, bereute er diese schon. Ihre erstaunten Augen bohrten sich praktisch in seine. Er hatte Angst, mit seiner Frage zu weit gegangen zu sein. Umso mehr freute er sich, dass sie ihm eine Antwort gab. Er hatte seine Wohnung erreicht. Schnell zog er sich seine Schuhe und Jacke aus und stellte beziehungsweise hängte diese an den dafür vorgesehen Platz. Sein Weg ging direkt in die Küche um sich ein Glas Wasser zu holen. Danach ging er in die Wohnstube und schaltete sein Laptop ein. Ein leises Lachen erklang, als Takeru daran dachte, wie Hikari ihm von ihrem Tanzpartner erzählt hatte. ‚Gut, ein Tanzpartner ist nicht der Partner.‘ Trotzdem kam in dem jungen Mann die pure Galle hoch, wenn er daran dachte, dass ein anderer Mann sie berührte. Tanzen war keine Sportart in dem es wenig Körperkontakt gab. Bevor er weiter über sein Gefühlsleben philosophieren konnte erregte sein Laptop seine Aufmerksamkeit. Takeru grinste, als er auf das Symbol drückte. Schnell war eine Verbindung nach Paris aufgebaut. „Hey Jean, du altes Haus!“ „Hallo Takeru. Wieso altes Haus? Du bist der Ältere von uns beiden, schon vergessen?“ „Es sind nur zwei Monate, also spiel dich nicht als Jungspund auf. Wie geht es dir?“ „Trotzdem bist du der alte Sack von uns beiden“, grinste Jean in die Kamera. „Mir geht es blendend. Dir scheint es besser zu gehen. Jedenfalls sieht du besser aus, als ich dich in Erinnerung habe.“ „Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen und bin dabei mich richtig in Tokio einzuleben“, kam die Antwort von Takeru. Jean verzog sein Gesicht. „Was hast du? Ist dir dein Hund auf den Fuß getreten?“ „Blödsinn. Ich frage mich nur, warum du immer einen Bogen um den Namen meiner Schwester machst. Seit eurer Trennung habe ich dich nicht einmal ihren Namen aussprechen hören.“ Takeru lächelte in die Kamera. „Das ist mir nie aufgefallen. Entschuldige. Ich habe mich endgültig von der gemeinsamen Vergangenheit von Chloé und mir gelöst. Ich habe erkannt, dass wir unsere gemeinsame Zukunft beide an die Wand gefahren haben, als wir angefangen hatten zu studieren. Wäre Chloé glücklich in unserer Beziehung gewesen, hätte sie nie etwas mit Alain angefangen. Ich wünsche ihr, dass sie glücklich ist.“ „Wow! Tokio scheint dir gut zu tun. Ich hätte nicht gedacht, dass du irgendwann mal nette Worte für Chloé übrig hast.“ „Geh nicht zu weit, Jean. Freunde werden Chloé und ich nicht mehr. Verstanden?“ „Ja klar. Der Zaunpfahl war groß genug, den du mir gerade verbal um die Ohren gehauen hast. „Schön, dass wir mit diesem Thema jetzt für immer abgeschlossen haben. Und: Ja, Tokio tut mir gut.“ „Steckt eine Frau dahinter“ „Was? Wie kommst du darauf?“ „Du nennst Chloé beim Namen. Du hast eine neues zu Hause in Tokio gefunden. Deine Augen strahlen. Du wirkst, fröhlicher -“ „Schon gut. Ich habe dich verstanden. Ich muss dich leider enttäuschen: Keine Frau. Ich habe nur eine Urlaubsbekanntschaft von Louisa gefunden.“ „Lebt er noch?“ „Wieso kommst du auf einen Mann, wenn ich Urlaubsbekanntschaft sage. Sage mir jetzt bitte nicht, dass meine Schwester verliebt ist.“ „Louisa ist fünfzehn Jahre, das sagt alles. Warte, wir reden von deiner Schwester …“, Jean grinste bevor er weitersprach: „…, es gibt einen Mann in ihrem Leben, der ihr sehr wichtig ist.“ „Verarscht du mich gerade?“ „Was meinst du?“, kam die freche Antwort von Jean. „Meine Laune geht gerade den Bach runter, also übertreibe es nicht“, warnte der blonde Mann. „Okay, ich habe dich verstanden. Louisa liebt nur ein paar Sachen: Sprachen, Geschichte und dich.“ „Wenn ich könnte, wie ich wollte würde ich dir jetzt eine reinhauen.“ „Wer ist jetzt die Urlaubsbekanntschaft von ihr?“ Takeru erzählte seinem besten Freund, was sich in den letzten Tagen ereignet hatte. Jean hörte aufmerksam zu, als der Blonde geendet hatte. Jean grinste bis über beide Ohren. „Die Welt ist ein Dorf. Du bist dir sicher, dass dieses Mädchen nicht hinter deiner guten Laune steckt?“ „Sie ist kein Mädchen, sondern eine junge attraktive Frau.“ „Okay, lassen wir das Thema. Kommen wir zu etwas anderem: Louisa und ich landen diesen Sonntag um 14:30 Uhr Ortszeit.“ „Alles klar. Matt und ich werden euch abholen. Matt freut sich schon sehr auf seine Schwester. Er möchte sie gerne gesund und munter in seine Arme schließen. Das gleiche gilt auch für mich. Ich soll dir noch liebe Grüße von meinem Bruder ausrichten. Du sollst deine Finger von Louisa lassen. Sonst wirst du deines Lebens nicht mehr froh.“ „Das gibt es nicht …“, stöhnte Jean auf. „… noch ein Bruder mit übertriebenem Beschützerinstinkt. Das hat mir gerade noch gefehlt. Richte deinem Bruder aus: Danke, für die lieben Worte. Ich bin in meiner Beziehung sehr glücklich und die Glückliche ist nicht eure Schwester.“ „Ich weiß dass Jean. Du solltest nur deutlich und vor allem langsamer sprechen als gewöhnlich. Sonst kann das für Verwirrung sorgen. Matt spricht zwar Französisch, kann uns beiden und Louisa wahrscheinlich nicht in dem Tempo in dem wir sprechen folgen. Daher ist bei dem Namen der Mädels Vorsicht geboten. Nicht das aus deiner Freundin Lisa meine Schwester Louisa wird. Dann kannst du dich warm anziehen und ich habe ein schönes Schauspiel, welches mir geboten wird.“ Takeru grinste diabolisch vor sich hin. „Seit wann bist du sadistisch veranlagt?“ „Das werde ich immer, wenn ich übermüdet bin.“ „Ich habe mal wieder die Zeitverschiebung nicht beachtet.“ Takeru nickt. „Wenn wir jetzt nicht bald das Gespräch beenden kann ich ohne zu schlafen gleich zur Arbeit gehen.“ „Oh pardon.“ „Schon gut. Wir sehen uns Sonntag. Grüße Louisa und Lisa von mir. Gute Nacht. Oder besser gesagt: Schönen Nachmittag.“ Mit diesen Worten schloss Takeru seinen Laptop und machte sich bettfertig. Er wälzte sich schon eine Stunde von der einen Seite auf die Andere. An Schlaf war nicht zu denken. An diesen Zustand hatte sein bester Freund Schuld. Jetzt spukten wieder ihre bernsteinfarbenen Augen in seinem Hirn rum. ‚Wieso musste er mich auch nach einem weiblichen Wesen in meinem Leben fragen? Wir hatten einen sehr schönen Abend. Mehr nicht. Himmel noch mal, wie soll man bei diesen Augen einschlafen?‘ Takeru schaute auf seinen Wecker. Genervt stöhnt er auf. In vier Stunden musste er aufstehen und hatte noch keine Sekunde geschlafen. Der junge Mann schob seine Beine über die Bettkante und stand auf. Er ging auf das Fenster zu und öffnete dieses. Vielleicht würde frische Luft beim Einschlafen helfen. Kurz musste er lächeln. Seine Mutter hatte ihm immer heiße Milch mit Honig gemacht, wenn er nicht einschlafen konnte. Auf dieses Hausmittel musste er diese Nacht verzichten. Er hatte keinen Honig im Haus. Es gab eine Zeit, da hatte ihm eine Zigarette geholfen abzuschalten. Diese Option fiel aus verschiedenen Gründen sofort flach. Er hatte genauso viele Zigaretten im Haus wie er Honig da hatte - nämlich gar keine. Louisa hatte er einen Vortrag gehalten, als er sie beim Rauchen erwischt hatte. Seine Argumentation fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen, als seine Schwester ihn darauf aufmerksam machte, dass er dasselbe Laster hatte. Takeru meinte damals er sei älter als sie und wüsste was er tat. Louisas Standpunkt war: Sie lässt sich das Rauchen nicht von einem Raucher verbieten. So hatten die Geschwister beschlossen gleichzeitig auf zuhören. Als Takeru nach Tokio zog hatten sie sich geschworen nicht wieder mit dem Rauchen anzufangen. Schäfchen zählen war ihm schon immer zu blöd. Er hatte das Gefühl dadurch wacher zu werden, da er sich konzentrierte, sich nicht zu verzählen. Ein Buch lesen - darauf hatte er keine Lust. Der junge Mann blickte aus dem Fenster. Tokio bei Nacht war schön. Es war nie richtig dunkel. Überall waren Leuchtreklamen angebracht, Straßenlaternen die den Weg Licht spendeten. Vereinzelt war in den Wohnungen Licht eingeschaltet. Takeru merkte eine gewisse Bettschwere. Das war ein guter Versuche es mit dem Einschlafen zu versuchen. Müde ging er wieder zu seinem Bett und kuschelte sich in die weichen Federn. Der Blick auf den Wecker verhieß nichts Gutes. Der Blonde drehte dem Höllending, welches sich Wecker schimpfte, den Rücken zu, schloss seine Augen und war kurze Zeit später im Land der Träume angekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)