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Persona: Shadows of Mirror

Kagami no Kage
von

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XXIX - Einkauf mit Umwegen

Sonntag, 05.Juli 2015
 

Seufzend lief Mirâ die Straße in Richtung Einkaufszentrum entlang. In ihrer Hand hielt sie einen Zettel, auf welchem eine ziemlich lange Liste stand. Ihre Mutter hatte sie darum gebeten noch ein paar Besorgungen für sie zu tätigen, da sie selbst noch einiges an Papierkram zu erledigen hatte. Mürrisch starrte Mirâ auf die Liste. Daran würde sie sich wahrscheinlich dumm und dämlich schleppen. Sie war sich sicher, dass sie mit dem ganzen Zeug eine ganze Menge zu tragen hatte und hatte irgendwie das Gefühl, dass sie es nicht alleine schaffen würde. Seufzend ließ sie den Kopf hängen und steckte den Zettel in ihre Tasche, welche links an ihrem Rock baumelte. Sie hatte keine Lust einzukaufen. An diesem Tag wollte sie eigentlich endlich mal ein wenig faulenzen und mit ihrer kleinen Schwester deren Lieblingsserie "Featherman" schauen. Ihre Mutter konnte wirklich gemein sein, wenn sie wollte.

"Sie kann mich wirklich nicht sitzen sehen.", dachte sich Mirâ, blickte auf und erkannte auf der anderen Seite der Straße eine ihr bekannte Person. Es war Hiroshi, welcher vor dem Krankenhaus stand und hinauf auf den Schriftzug, welcher an der Pforte stand, blickte. Was wollte er denn im Krankenhaus? Ein Gedanke kam ihr in den Sinn. Hatte er sich etwa schlimm verletzt? Vielleicht bei dem Kampf in der Spiegelwelt am gestrigen Tag? Aber warum hatte er dann nichts gesagt? Sorgen stiegen in ihr auf, was sie veranlasste dem blonden jungen Mann zu folgen. Bis sie jedoch über die Straße und im Krankenhaus war, hatte sie ihn kurzzeitig aus den Augen verloren. In der Empfangshalle des Krankenhauses sah sie sich kurz um, ehe sie wieder Hiroshis blonde Haare erblickte und ihm vorsichtig folgte. Er lief einige Gänge entlang, die Treppe hinauf und bog um eine Ecke, ehe er vor einer Tür stehen blieb. Mirâ beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. Sie wusste selber nicht, weshalb sie sich in diesem Moment nicht traute einfach auf den jungen Mann zuzugehen. Wahrscheinlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie ihm nachspionierte. Mittlerweile war ihr bereits klargeworden, dass Hiroshi nicht wegen einer Untersuchung hier war. Dieser stand noch eine ganze Weile ruhig vor der Tür und starrte sie an. Es hatte ein wenig den Anschein er würde mit sich hadern, ob er wirklich eintreten solle oder doch lieber wieder ging. Doch dann schien er eine Entscheidung getroffen zu haben. Entschlossen hob er den Kopf und öffnete dann die Tür.

"Hallo.", hörte sie noch, während der junge Mann eintrat und hinter sich die Tür schloss.

Leise und vorsichtig ging Mirâ auf die Tür zu und schaute auf das Patientenschild.

"Makoto, Rin.", fragend blickte Mirâ auf das Schild.

"Wie geht es so?", hörte sie Hiroshis Stimme gedämpft von innen.

"Soweit ganz gut. Muss ja.", antwortete eine weibliche und sehr erwachsene Stimme.

Hatte Hiroshi eine ältere Schwester? Die Stimme klang zu jung, als dass es seine Mutter sein könnte, aber auch zu alt für jüngere Geschwister. Es musste also die ältere Schwester sein. Oder? Ein beklemmendes Gefühl nahm sie ein. Im Grunde wusste sie fast nichts über Hiroshi, außer das, was er ihr bisher erzählt hatte. Andererseits hatte sie ihn auch nie gefragt. Wieder machte sich ihr schlechtes Gewissen breit, weil sie ihrem Kumpel nachspioniert hatte. So etwas gehörte sich nicht. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf über ihre eigene Dummheit und wollte sich zum Gehen wenden, als die Tür aufgerissen wurde und ein verwunderter Hiroshi vor ihr stand.
 

"Hier.", erschrocken blickte Mirâ auf, als ihr eine Dose Milchkaffee vor die Nase gehalten wurde.

Verwundert nahm sie diese entgegen und senkte wieder den Blick. Nachdem Hiroshi sie bei ihrer Schnüffelei erwischt hatte, hatte sie bereits mit einer Standpauke seinerseits gerechnet. Dieser hatte sie jedoch nur fragend angesehen und dann gefragt ob sie etwas trinken möchte. Nun saßen beide in einem Aufenthaltsraum, in welchem mehrere Getränkeautomaten standen, und schwiegen sich an, während Mirâs schlechtes Gewissen sich wieder meldete.

"Jetzt zieh nicht so ein Gesicht.", meinte Hiroshi und trank einen Schluck aus seiner Dose, "Ich bin nicht sauer."

"Tut mir trotzdem leid.", nuschelte Mirâ nur mit gesenktem Blick.

Hiroshi nahm einen weiteren Schluck und beobachtete Mirâ von der Seite: "Mich würde aber trotzdem interessieren, warum du hinter mir hergelaufen bist."

Die junge Frau rutschte immer mehr in sich zusammen und hätte sich am liebsten ins nächste Mäuseloch verkrochen: "Als ich dich hab ins Krankenhaus gehen sehen, dachte ich du wärst vielleicht verletzt und willst dich behandeln lassen. Ich habe mir Sorgen gemacht, auch wenn ich weiß, dass es das nicht besser macht."

"Du hast dir Sorgen gemacht?", mit großen dunkelblauen Augen schaute er seine Freundin erstaunt an, ehe er leicht Lächeln musste, "Das ist lieb. Aber mir geht es prächtig. Alles in Ordnung. Siehst du?"

Als wolle er zeigen, dass alles in Ordnung ist, hob er die Arme und drehte sich einmal. Mirâ beobachtete ihn kurz, senkte dann wieder den Blick und nickte. Dann legte sich wieder Stille zwischen die Beiden. Eine unangenehme Stille, wie Mirâ meinte. Sie wollte gerne ein Gespräch anfangen. Doch was? Sollte sie Hiroshi auf diese Rin ansprechen? Irgendwie wollte sie schon gerne wissen, wer sie war.

"Ähm... Ich... Ich wusste gar nicht, dass du eine ältere Schwester hast.", fragte sie dann doch.

Fragend und erstaunt sah Hiroshi sie an, doch fing dann plötzlich herzhaft an zu lachen: "Rin? Nein, ne große Schwester hab ich nicht. Rin ist mein großer Bruder."

"Eh?", mit hochrotem Kopf sah Mirâ ihren Kumpel an, welcher immer noch grinste, "A-aber d-da war doch ein Mädchen..."

"Ach das. Das war Aika. Rins Freundin...", meinte Hiroshi nur, "Sie kann immer nur sonntags herkommen, weil dann meine Eltern nicht hier sind."

"Eh? Heißt das, deine Eltern können sie nicht leiden?", fragte Mirâ erstaunt.

Hiroshi schüttelte den Kopf: "Nein. Eher wissen sie nicht einmal, dass es Aika gibt."

"Eh? Warum?", Mirâ konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, weshalb jemand seine Freundin verheimlicht.

Ihr Kumpel schwieg kurz und zerdrückte seine Dose, welche er eine Weile betrachtete: "Weil Rin perfekt ist. Deshalb."

Er erntete nur einen fragenden Blick. Was sollte das heißen „perfekt“?

Hiroshi seufzte: "Ich habe dir doch erzählt, dass meine Eltern sehr darauf bedacht sind, dass ich gute Noten schreibe. Rin ist der Grund dafür. Er war immer sehr gut in der Schule, war immer der brave Junge und hat das gemacht, was unsere Eltern von ihm verlangten: Kein Schludern, kein unnötiger Sport, keine Freundin. Volle Konzentration auf Schule, Studium und Ausbildung. Nichts was einen ablenken könnte. Der perfekte Sohn für unsere Eltern. Naja jedenfalls hat er das äußerlich so gezeigt. Von Aika habe ich auch erst erfahren nachdem Rin hier gelandet ist. Er hat sie gut versteckt und das ziemlich lange. Sie sind wohl schon seit Anfang der Oberstufe zusammen. Und so lange Rin da war und immer das getan hat, was nötig war, ließen mich meine Eltern in Ruhe. Es ging immer nur "Rin hier" und "Rin da". Was mit mir war, war ihnen eigentlich egal. Damals hat mich das echt wütend gemacht, deshalb habe ich ständig rebelliert, irgendwelchen Schwachsinn gemacht, mir die Haare gefärbt und angefangen Fußball zu spielen. Alles das, was meine Eltern so hassen. Aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, war es sogar besser als jetzt."

Mirâ blieb der Mund offenstehen. Sie konnte nicht glauben was sie gerade gehört hatte. Bisher hatte sie immer nur gedacht, dass Hiroshi einfach nur überbesorgte Eltern hatte, die sich Sorgen um die Zukunft ihres Kindes machten. Doch so etwas...?

"Was ist passiert?", fragte sie schließlich.

"Tja... Rin hatte einen Unfall, als er mit Aika zusammen heimlich einen Ausflug machen wollte. Aika kam mit einigen Schrammen davon, Rin hatte weniger Glück. Er liegt seitdem im Koma. Was genau passiert ist, weiß ich nicht und Aika schweigt sich dazu aus. Meine Eltern waren natürlich außer sich, sodass Aika die Lüge erfand, sie wäre nur Zeugin gewesen. Deshalb wissen sie bis heute nichts von ihr und ich halte mich da raus. Im Grunde ist es ja auch Rins Sache. Ich komme mit Aika klar, aber ich weiß auch, wie meine Eltern reagieren würden.", erklärte der blonde junge Mann und warf seine Dose mit etwas zu viel Wucht in den Mülleimer, "Nur lassen Sie mich seitdem eben nicht mehr in Ruhe. Jetzt, wo Rin nicht mehr ihr Mustersohn sein kann, fiel Ihnen plötzlich auf, dass es mich auch noch gibt. Sie versuchen mich genauso zu biegen. Ich habe schnell bemerkt, dass ich nur der Ersatz für Rin bin und das nervt mich noch mehr."

Sauer trat Hiroshi kurz gegen die Wand. Mirâ konnte verstehen, dass er sauer war und wusste in diesem Moment nicht, was sie sagen sollte. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Kumpel solche Probleme Zuhause hatte, wo er doch sonst immer so fröhlich war.

"Das ist hart.", war das Einzige was ihr in diesem Moment dazu einfiel.

Ihr Kumpel schüttelte den Kopf: "Ich komm schon klar. Aber danke, dass du mir zugehört hast. Ich traue mich nicht wirklich mit anderen darüber zu reden, weil ich niemandem zur Last fallen will."

"Hast du nie mit Akane drüber gesprochen?", fragend legte Mirâ ihren Kopf schief, "Ihr kennt euch doch schon so lange."

"Nein. Akane kennt das Problem, dass meine Eltern mich ignoriert haben, aber das mit Rin... Der Unfall ist ein Jahr her. Da waren wir also im ersten Jahr. Wir haben da doch nicht miteinander gesprochen.", Hiroshi setzte ein leichtes Lächeln auf, „Und jetzt möchte ich, wie gesagt, niemandem damit zur Last fallen.“

"Ich ähm... Höre immer gerne zu, wenn du reden möchtest. U-und du fällst mir damit auch nicht zur Last. Also...", die junge Frau senkte ihren hochroten Kopf, doch spürte den fragenden Blick ihres Kumpels auf sich ruhen.

Dieser schwieg kurz und lächelte dann in seiner typisch fröhlichen Art: "Das ist lieb. Danke dir Mirâ."

Nun sah die junge Frau wieder auf und erwiderte sein Lächeln. Dabei streifte ihr Blick die Uhr, welche über dem Eingang des Aufenthaltsraumes hing. Es traf sie plötzlich wie ein Blitz, als ihr einfiel weshalb sie eigentlich hier entlangkam und das seither fast zwei Stunden vergangen waren. Schnell sprang sie auf, was ihren Kumpel zurückschrecken ließ:

"Was ist passiert?"

"Ich habe vollkommen vergessen, dass ich einkaufen gehen sollte.", kam die Antwort panisch, "Meine Mutter wird sich schon fragen wo ich bleibe."

Erstaunt sah Hiroshi sie an und musste unwillkürlich herzhaft lachen. Bei ihrer ganzen Sorge um ihn, hatte sie doch tatsächlich vergessen, was sie eigentlich machen sollte. Das fand er irgendwie süß. Er ging auf sie zu und tippte ihr vorsichtig mit dem Finger auf die Stirn: "Dann solltest du wohl schnell in den Supermarkt gehen und noch einkaufen, bevor deine Mutter sich noch Sorgen macht. Und keine Spionage mehr. Ok? Das nächste Mal sprichst du mich einfach drauf an. Ja?"

Die rote Farbe in dem Gesicht der jungen Frau nahm einen noch dunkleren Ton an, da Hiroshi nun so nah vor ihr stand. Sie konnte sogar riechen, dass er etwas Parfume aufgetragen hatte. Nicht viel, nur ganz dezent, aber es roch dennoch sehr angenehm. Wieder breitete sich ein warmes Gefühl in ihr aus, dazu aber auch ein leichtes Kribbeln im Bauch. Ihr ganzer Körper war in diesem Moment extrem angespannt. Sie traute sich gar nicht, sich zu bewegen, auch nicht, als sie ihr vibrierendes Smartphone in ihrer Tasche bemerkte. Mit seinem üblichen freundlichen Lächeln zwinkerte er Mirâ zu und wandte sich zum Gehen ab, worauf sie sich wieder etwas entspannte: "Wir sehen uns dann morgen in der Schule. Machs gut."

"J-ja bis morgen.", verabschiedete sich Mirâ, ehe Hiroshi den Raum verlassen hatte.

Als auch sie sich zum Gehen wenden wollte, fiel ihr auf, dass sie immer noch die volle Dose Milchkaffee in ihrer Hand hielt. Sie hatte bei der ganzen Aufregung vergessen ihn zu trinken. Vorsichtig lächelte sie. Hiroshi hatte sie an diesem, anfangs langweiligen, Tag ziemlich durcheinandergebracht.
 

Ungefähr eine dreiviertel Stunde später war Mirâ bereits wieder auf dem Weg nach Hause. Vollgepackt lief sie die Einkaufsstraße entlang und wich immer wieder ihr entgegenkommenden Menschen aus. In ihrer linken Hand trug sie einen nicht allzu schwere Plastiktüte mit einigen Haushaltsdingen und auf ihrem rechten Arm trug sie, eng an sich gedrückt, den restlichen Einkauf. Wie sie bereits vermutet hatte war es ziemlich schwer und sie ärgerte sich darüber, dass sie zu Hause kein Fahrrad hatten, was sie hätte nehmen können, um alles zu transportieren. Ihr kam auch kurz der Gedanke, dass sie Hiroshi hätte fragen können, ob dieser ihr half, doch hatte sie diesen Gedanken sofort wieder verworfen. Ihr Kumpel hatte gerade wirklich eigene Probleme, dagegen waren diese nichtig. Kurz machte sie Pause und stellte ihre Einkaufstaschen kurz ab, um ihren Rücken durchzustrecken, als ihr ein angenehm süßlicher Geruch von frischem Brot und Plätzchen in die Nase stieg. Erstaunt blickte sich die junge Frau um und merkte, dass sie vor dem Schaufenster einer kleinen Bäckerei stand. Vorsichtig sah sie hinein und konnte genau auf den Verkaufstresen der Bäckerei blickten, welche vollgepackt war mit verschiedenen kleinen Broten, Kuchenblechen und kleinen Törtchen. Bei diesem Anblick lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Kurz überlegte sie, ob sie hier noch etwas Kleines mitnehmen sollte. Aber es war bereits 14 uhr und eigentlich sollte sie sich wirklich nach Hause beeilen. Noch einmal blickte sie durch das Schaufenster auf die Auslage und entschied sich nun doch dazu etwas Kuchen für sich, ihre Schwester und ihre Mutter mitzunehmen. Genug Geld hatte sie noch bei sich, außerdem sollte es eine Entschuldigung dafür sein, dass sie getrödelt hatte. Bisher hatte sich ihre Mutter zwar noch nicht bei ihr gemeldet, wo sie blieb, weil sie wahrscheinlich immer noch mit ihrem Papierkram beschäftigt war. Doch irgendwann würde ihr das sicher auffallen, dass Mirâ noch nicht zurück war. So nahm die junge Frau ihre Einkäufe wieder in die Hand und betrat die kleine Bäckerei.

In dieser herrschte reges Treiben. Es waren ziemlich viele Kunden da, sodass sich Mirâ anstellen musste. Während sie warten musste belauschte sie einige Kunden, welche wohl des Öfteren hierher kamen. Sie schienen alle sehr begeistert von dieser kleinen Bäckerei zu sein.

"Haben Sie heute wieder diese leckeren kleinen Brownies da, die sie letzte Woche verkauft haben?", fragte eine ältere Dame die Frau im mittleren Alter, welche hinter dem Tresen stand.

Diese lächelte freundlich noch schüttelte den Kopf: "Nein, tut mir leid. Heute haben wir dafür diese kleinen Törtchen im Angebot, falls ich Sie dafür begeistern kann."

"Die sehen wirklich gut aus. Ich nehme zwei.", kam es nur zurück, "Und noch zwei Ihrer leckeren Zitronenbrötchen."

"Sehr gern.", daraufhin packte die Verkäuferin zwei Törtchen sorgfältig ein, doch wandte sich, bevor sie abkassierte, kurz in den Raum, welcher sich hinter dem Verkaufsraum befand, "Raiko sind noch ein paar von deinen Törtchen da?"

Aus dem hinteren Raum hörte man nur, wie eine junge Frau rief, dass sie gleich noch welche bringen würde, woraufhin sich die Verkäuferin wieder an die ältere Dame wandte und abkassierte. Einen Moment später trat eine junge Frau in einer weißen Schürtze aus dem Hinterzimmer. In ihrer Hand hielt sie ein großes Blech mit den besagten kleinen Törtchen. Auf ihrem Kopf trug sie ein weißes Kopftuch und mit ihren violetten Augen sah sie sich kurz in dem kleinen Verkaufsraum um, ehe sie erschrocken zu Mirâ sah. Auch diese blickte die junge Frau erstaunt an und rief aus Reflex heraus den Namen der ihr gegenüberstehenden jungen Frau: "Kuraiko!"

Die Angesprochene ließ beinahe das Blech fallen, konnte dies aber gerade noch so verhindern: "Was machst du hier?"

Es klang schon fast vorwurfsvoll, doch war mit Sicherheit nicht so gemeint. Etwas verlegen kratzte sich Mirâ am Hinterkopf und erklärte Kuraiko, dass sie zufällig hier vorbeigekommen war. Erstaunt sah die Verkäuferin zu den beiden Mädchen und schien überrascht.

"Ist das eine Freundin von dir Raiko?", fragte sie mit einem sanften Lächeln, worauf Kuraiko allerdings nur beleidigt fragte ob es denn so schlimm wäre, was die Verkäuferin aber nur mehr Lächeln und sich kurz Mirâ zuwenden ließ, "Das ist ja schön. Willkommen. Raiko, wenn deine Freundin schon mal hier ist, dann mach doch erst mal Pause. Wir kommen hier schon kurz alleine aus."
 

Einige Minuten später standen die beiden Mädchen vor dem Schaufenster der Bäckerei, in welcher der Betrieb lebhaft weiterging. Mittlerweile hatte Mirâ auch herausgefunden, dass die Frau hinter dem Tresen Kuraikos Mutter war, als sich die Schwarzhaarige bei dieser darüber beschwert hatte, dass sie sie nicht immer Raiko nennen sollte. Danach hatte diese Mirâ mit nach draußen geschliffen. Und nun standen sie beide da. Kuraiko hatte immer noch die weiße Schürze an, darunter erkannte Mirâ eine schwarze Leggins, welche aber mit Mehl bestäubt war. Auch das schwarze T-Shirt, welches ihre Freundin trug war an einigen Stellen weiß. Dazu trug sie ein paar weiße Crocs. Es herrschte Stille zwischen den Beiden, was die Violetthaarige als ein wenig unangenehm empfand.

"Entschuldige, wenn ich dich überrascht habe.", meinte Mirâ, was Kuraiko aber nur abwinkte, "Ich wusste gar nicht, dass deine Eltern eine Bäckerei betreiben. Ich hatte eher mit einem Blumengeschäft gerechnet."

Fragend sah die Schwarzhaarige sie an, schien dann zu verstehen weshalb, doch antwortete auf ihre typische Art: "Und wenn schon. Nur weil ich Blumen mag, heißt das ja nicht, dass meine Eltern ein solches Geschäft führen."

Mirâ lachte: "Schon klar. Ich finde es toll, dass du deinen Eltern in ihrem Geschäft aushilfst."

"Naja, das also...", begann die Schwarzhaarige, doch wurde unterbrochen, als eine ältere Dame aus dem Geschäft trat und sie auf die kleinen Törtchen ansprach, welche heute in der Bäckerei verkauft wurden. Erst war Mirâ erstaunt, doch dann erzählte die Dame, dass sie von Kuraikos Mutter erfahren hatte, dass sie von der Schwarzhaarigen gebacken wurden. Mit großen Augen sah die Violetthaarige zu ihrer Freundin, welche rot angelaufen war, sich aber trotzdem erstaunlich höflich, bei der Dame bedankte. Nachdem die ältere Frau gegangen war, sah Mirâ immer noch zu ihrer Freundin, welcher das nun doch auf die Nerven zu gehen schien.

"Was?", fragte sie genervt und etwas zu harsch, woraufhin Mirâ aufschrak, "Ist es so komisch, dass ich auch gerne backe und das meine Eltern mir erlauben damit etwas Taschengeld dazu zu verdienen?"

"N-nein, ich war nur erstaunt. Du hast also noch andere Hobbys außer Blumen.", antwortete die Violetthaarige etwas zurückhaltender.

Kuraiko schnaufte: "Ja sicher. Sehe ich so aus, als würde mich nichts interessieren?"

Die Angesprochene lächelte: "So war das nicht gemeint. Tut mir leid."

"Schon gut.", seufzte ihre Freundin und sah kurz in den Laden, "Ich sollte langsam zurück. Warte kurz hier."

Ohne eine Antwort abzuwarten verschwand die Schwarzhaarige in der Bäckerei, während Mirâ wie geheißen und ziemlich irritiert stehenblieb. Worauf sollte sie denn warten? Es dauerte eine Weile, doch dann trat Kuraiko wieder aus dem Laden heraus und hielt der Violetthaarigen eine kleine Tüte vor die Nase. Nun erst recht verwirrt starrte diese auf die Tüte vor sich. So standen die beiden Frauen eine Weile schweigend da, bis Kuraiko Mirâ diese Tüte mehr oder weniger in die Hand drückte.

"Schau nicht so. Hier nimm. Schenk ich dir.", sagte sie, "Da ich dich ja rausgezerrt habe müsstest du dich sonst wieder anstellen und gerade ist es wieder sehr voll. Und du musst sicher auch endlich mal nach Hause mit deinen Einkäufen."

Erstaunt sah Mirâ auf die Tüte: "Ähm danke. Aber ist das in Ordnung? Ich meine..."

"Ja ist in Ordnung. Jetzt mach dich nach Hause. Ich muss weiterarbeiten. Wir sehen uns in der Schule.", ohne eine weitere Antwort abzuwarten war die Schwarzhaarige daraufhin wieder in der Bibliothek verschwunden.

Die Violetthaarige sah ihr kurz nach, bevor sie einen kurzen Blick in die Tüte riskierte, in welcher sie drei kleine Törtchen vorfand. Noch einmal sah sie in die Bäckerei, wo Kuraiko mittlerweile hinter dem Tresen abkassierte. Sie musste Lächeln und spürte ein leichtes Vibrieren aus ihrer Tasche. Heute hatte sie eine weitere Seite an Kuraiko kennengelernt. Irgendwie machte sie das glücklich. So sammelte sie ihre Einkäufe zusammen und machte sich nun endlich auf den Weg nach Hause.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mal wieder ein Alltagskapitel... und das mitten zwischen den Dungeons. Aber genau da habe ich mir ja die Vorlage vom Spiel genommen. ^^ Da geht man ja auch seinen normalen Alltag nach, obwohl die Freunde in Gefahr sind. (Das fand ich damals schon voll krass xD).
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ShinoYuta
2019-03-03T11:57:02+00:00 03.03.2019 12:57
Wieder ein tolles kapitel *o*/)
hiroshi tut mir da so leid mit seinen problemen zu hause ToT
aber ich muss sagen, dass mir selbst sein "perfekter" bruder leid tut. naaawww T____T

ich finde das kapitel mega geil. Das mit kuraiko war soo süß. Awww ich mag sie echt total <3
Von:  fubukiuchiha
2017-01-30T11:18:50+00:00 30.01.2017 12:18
Hi
Boah das Kapitel gefällt mir richtig gut. Ich hätte echt nicht gedacht dass Hiroshi solche Probleme zu Hause hat... es muss echt schwer sein immer mit den älteren Geschwister verglichen zu werden, aber jetzt konnte er ja mit jemandem darüber reden. Andererseits war Hiroshi seinen Eltern gegenüber schon etwas kindisch, wenn das mal so betrachtet...

Die Szene in der Bäckerei war echt zum schießen, Kuraiko wäre die letzte Person, die ich dort vermutet hätte. Ist aber irgendwie süß wie sie immer alles abstreitet und zur Seite guckt. Ich finde es voll lieb, dass sie Mira ein paar Törtchen schenkt.

Freue mich schon auf weitere Kapitel.

Lg fubukiuchiha
Antwort von: ShioChan
30.01.2017 16:39
Hey ^^

Freut mich sehr, dass dir das Kapitel richtig gut gefallen hat. :)
Ja, Hiro ist ein kleines Problemkind. >___< Ein bisschen tut er mir auch dafür leid... aber ich kann auch schon mal erzählen, dass DAS nicht ganz sein einziges Problem ist/war. x'D Mit Hiroshi hab ich echt viel vor.
Ja sicher hat er sich kindisch verhalten, aber damals war er noch in der Mittelstufe. x'D Er war ein Kind und viele Kinder rebellieren nun mal, wenn sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen die ihnen zusteht.

Haha. Freut mich, dass dir die Szene in der Bäckerei gefallen hat. ^^ Tja, auch Kuraiko ist nur ein Mensch, auch wenn sie immer so kalt tut. xD

LG
Shio


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