Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 167: Aussöhnung ----------------------- Kapitel 167 - Aussöhnung Nervös saß Joey auf seinem Platz und knabberte an seinen Fingernägeln. Vorsichtig legte Seto eine Hand auf die schon arg drangsilierten Finger des Blonden, der ertappt zu ihm aufsah. "Es ist alles gut, Streunerchen.", meinte er sanft zu seinem Geliebten. Der schaute ihn nur mit großen Augen an und hob unbewusst die andere Hand zum Mund um dort weiter zu knabbern. "Himmel, wo hast du dir das nur angewöhnt?" "Was meinst du?", fragte Joey. "Das Fingernagelknabbern.", kam es von Seto. Joey blickte auf seine Hand und die wirklich weit abgefressen Fingernägel. "Keine Ahnung.", meinte er und konnte sich wirklich nicht daran erinnern, wann er damit begonnen hatte oder ob er es früher schon getan hatte. "Wir landen gleich.", kam es von Mokuba, der gegenüber der beiden Platz nahm und sich anschnallte. Auch Joey und Seto schnallten sich an. Dann ging das Flugzeug auch schon in den Sinkflug. Früher, als ursprünglich geplant, hatten sie sich für einen Kurzbesuch in den USA entschieden, vor allem, damit Joey mit einer Sache abschließen konnte. In den letzten zwei Wochen hatten sie reichlich in den Tagebüchern von Joeys Mutter gelesen. Dadurch hatte der Blonde nie gekannte Einblicke in das Leben und die Gedankenwelt seiner Mutter erhalten. Hatte verstanden, dass sie Joseph Wheeler niemals heiraten wollte, aber dem Druck ihrer Eltern irgendwann nachgegeben hatte. Verfolgte, wie seine Mutter scheinbar in eine immer steilere Depressionskurve rauschte und sich sogar schon das Leben nehmen wollte, als sie seinen Dad - Jack Johnson - kennen gelernt hatte. Hörte mit ihren Worten, wie sich zu diesem Amerikaner erst eine Freundschaft bildete und daraus dann eine Liebe erwuchs. Erfuhr von ihren Plänen den Säufer und Schläger verlassen zu wollen, was schlussendlich nur an Jacks Mutter scheiterte. Jacks Mutter hatte ihr enorm zugesetzt und hatte klar gemacht, dass sie als Schwiegertochter niemals akzeptiert werden würde. Joey erfuhr von der Verzweiflung seiner Mutter, als sie Jack verließ, damit dieser seiner Familienpflicht nachkommen konnte und wie überrascht sie war, als sie feststellte schwanger zu sein. Wie sehr sie sich darauf freute so wenigstens ein Stück ihrer großen Liebe in ihrem Leben halten zu konnte. Doch das Monster hatte ihr diesen Schatz weggenommen und mit seinem eigenen Namen beschmutzt. Der Konflikt seiner Mutter zwischen unschätzbarer Liebe für ihren Sohn und dem Ekel darüber, dass Joseph ihm seinen Stempel aufgedrückt hatte wurde immer deutlicher. Dann ein Wiedersehen mit Jack bei einem Seminar, ein erneuter One Night Stand und daraus folgenden Schwangerschaft. Er las, wie ihr Verhältnis zu ihrem Ehemann immer belastender für sie wurde, bis sie schließlich die Scheidung einreichte. Erfuhr davon, wie seine Großmutter seine Mutter erneut unter Druck setzte und dazu drängte die Beziehung zu ihrem Mann zu kitten. Doch seine Mutter hatte nicht mehr gekonnt und so kam zur Scheidung auch noch ein Verstoß ihrer Eltern dazu. Und dann die schreckliche Erkenntnis, dass ihr Mann ihren Sohn behalten würde. Sie hatte beschrieben, wie sie mit ihrem Anwalt darüber sprach, dass Joey nicht der Sohn ihres Mannes war und wie der Anwalt ihr klar machte, dass das keine Rolle spielte, denn vor dem Gesetzt war Joseph Wheeler der Erziehungsberechtigte, ob biologischer Vater oder noch. Das hatte seine Mutter erneut in eine schwere Depression gestürzt. Immer wieder las er in ihrem Tagebuch, wie sie versucht hatte ihn anzurufen, doch ihr Ex-Mann ihr das Gespräch verweigerte. Wie sie zu jedem Anlass Karten schickte, die alle mit dem Vermerk 'Annahme verweigert' zurück gekommen waren. Sie beschrieb, wie das Monster ihr drohte, wenn sie weiterhin versuchen würde Kontakt zu Joey aufzunehmen er ihrem Sohn weh tun würde. Also hatte sie das einzige getan, was eine Mutter unter diesen Umständen tun konnte, um ihr Kind zu schütze: Sie hatte jeden Kontaktversuch aufgegeben und auch bei den wenigen Treffen, bei denen er Serenity sehen durfte, hatte sie sich im Hintergrund gehalten und sich abweisend verhalten. Immer wieder waren Joey bei solchen Einträgen Flecken auf dem Papier aufgefallen und erkannte erst nach einigem Lesen, dass es Tränen sein mussten. Tränen, die seine Mutter beim Schreiben vergossen hatten und die die Tinte angelöst und verteilt hatten. Als sie gelandet waren wurden sie von Jack und Serenity abgeholt. Sie hatten sich gegenseitig herzlich begrüßt und waren dann wieder zu Jack, den Zwillingen und Marcia gefahren. Dort hatten sie erst einmal gegessen und hatten dann den nächsten Tag besprochen. Der nächste Tag... Joey hatte in der Nacht kein Auge zugemacht. Immer wieder war er aufgestanden und war hin und her getigert. Jedes Mal war ihm Seto kurz darauf gefolgt, hatte ihn zurück ins Bett und seinen Arm gezogen und gehofft, dass der Blonde zur Ruhe kommen würde. Doch das war er nicht. So hatte Joey ziemlich müde und erschöpft am Frühstückstisch gesessen. Hatte einen Kaffee nach dem anderen getrunken, bis er auch nicht mehr ruhig sitzen bleiben konnte. Als er einen weiteren Kaffee holen wollte hatte sich ihm Seto in den Weg gestellt. Da war Joey aufgefallen, dass diese Situation der im letzten Jahr ähnelte, als sie vor der Abschlussprüfung standen. Dann waren sie aufgebrochen: Jack, Serenity, Mokuba, Seto und er. Sie waren gut zwei Stunden gefahren und hatten dann schließlich ihr Ziel erreicht: Der Friedhof, auf dem seine Mutter begraben lag. Serenity griff nach der Hand ihres Bruders und er konnte spüren, wie angespannt auch sie war. Es war der erste Todestag ihrer Mutter. Als sie kurz vor dem Grab waren blieb Joey stehen und Serenity überwand den letzten Meter alleine. "Hallo Mama.", begrüßte sie den Grabstein, als würde dort wirklich ihre Mutter stehen. "Ich hab dir jemand mitgebracht." Dann zog sie Joey sanft zu sich. Dieser blickte auf den kunstvoll gestalteten Grabstein, unter dem die Urne seiner Mutter beigesetzt worden war. "Sag ruhig hallo, Joey.", meinte sie mit einem dezenten Lächeln. Doch er schüttelte nur den Kopf und kam sich komisch dabei vor einen Stein begrüßen zu sollen. "Du bist sicherlich überrascht, weil er heute hier ist, nicht wahr?", fragte Serenity zum Grab gewandt, als würde sie erwarten, dass jemand antworten würde. "Ich hab ihm an Weihnachten deine Tagebücher gegeben und er hat sie gelesen. Er versteht nun, wie das alles wirklich war." Joey wollte sich abwenden und gehen, doch lief er in Setos Arm, der ihn stoppte und seine Hand sanft an Joeys Wange legte. "Ich verstehe das alles nicht.", meinte Joey nur. "Ich soll mit einem Stein sprechen, als würde sie da vor mir stehen?" "Der Stein ist nur ein Symbol für deine Mutter. Ein... Transmitter in die Anderswelt, wenn du so möchtest. Es ist ein wenig so, wie wenn du mit Serenity skypst, da sprichst du ja auch 'nur' mit dem Laptop. Genauso ist das hier auch.", erklärte Seto verständnisvoll. Er hatte einige Bücher zu diesem Thema gelesen, bevor sie hergeflogen waren, weil er schon mit so etwas gerechnet hatte. Nur langsam wandte sich Joey wieder zu Serenity und dem Grabstein. Zögerlich trat er neben seine Schwester, die ihn ermutigend anlächelte und seine Hand in ihre nahm. Er biss sich ein paar Mal auf der Oberlippe herum. "Ich kann meine Gefühle von den letzten Jahren nicht einfach ablegen... aber ich weiß nun, wie es wirklich war und verstehe es besser.", meinte Joey mit brüchiger Stimme. Serenity strich ihm mit dem Daumen über den Handrücken. "Es tut mir leid, dass ich dachte, du würdest mich nicht lieben." Auf einmal spürte er etwas Feuchtes auf seinen Wangen und als er danach tastete stellte er fest, dass er weinte. Dann wandte er sich von dem Grab ab und ging entschlossen zum Wagen zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)