Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 166: ...und Antworten ----------------------------- Kapitel 166 - ... und Antworten Tristan saß auf der Armlehne des Sessels und beobachtete seinen blonden Freund, wie er am Fenster stand und sich die Fingernägel weiter abfraß. Er hatte ein paar Mal schon versucht Joey vom Fenster wegzuholen und ihn zu beschäftigen. Doch das hatte nur zu zwei Wutanfällen seitens Joey geführt, der dann wieder an das Fenster getigert war. "Wo bleibt er denn?", fragte der Blonde angespannt. "Er ist unterwegs.", antwortete Tristan ruhig. "Aber wann wird er hier sein?", setzte Joey nach. "Schon bald.", erwiderte Tristan weiterhin ruhig. Heute war einer dieser Tage, an dem er seinen besten Freund gerne an einen Stuhl gefesselt und geknebelt hätte, wenn dieser nur aufhören würde im Minutentakt die gleichen Fragen zu stellen. "Schreibst du ihn bitte noch einmal an?", bat der Blonde. "Aber ich hab ihn erst vor zwei Minuten angeschrieben.", gab Tristan zurück. "Dann schreib ihn noch einmal an.", fauchte Joey, der Tristan kurz böse anfunkelte. Dieser seufzte, zog sein Handy und schrieb Seto erneut eine Nachricht. Wie schon davor erhielt er prompt eine Antwort: 'Gleich'. Na toll, dachte sich Honda. Die Antwort wird Joey nicht gefallen. "Und?", fragte Joey schließlich. "Er schrieb 'gleich'.", meinte Tristan und lächelte beruhigend. "Tolle Antwort.", meinte Joey angespannt. Dann sah er weiter vorne, wie das Tor der Einfahrt aufschwang und endlich der Wagen die Auffahrt herauf gefahren kam. Er sprang vom Fenster weg und eilte zur Haustür. Beinahe wäre er barfuß raus gerannt, hätte Tristan ihn nicht aufgehalten. Der Wagen kam zum Stehen und Seto stieg mit einem Koffer aus. Der Brünette kam ohne große Eile oder Hast die paar Stufen zur Haustür und trat dann über die Schwelle. Sanft legte er eine Hand an die Wange seines Geliebten und küsste ihn dann. Nach dem Kuss legte er seinen Mantel ab und schlüpfte aus seinen maßgefertigten Derbyboots, wofür er sich erst bücken und sie aufschnüren musste. Joey trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Für ihn war es eine Qual, wie viel Zeit sich Seto ließ. Doch dann spürte er Tristans Hand auf seiner Schulter, der ihn etwas bremste. Schließlich nahm Seto seinen Koffer wieder in die Hand und blickte Joey fragend an. "Wo möchtest du dich mit den Tagebüchern auseinander setzen?", fragte er behutsam. Joey sah ihn mit großen Augen ungläubig an. Darüber hatte er sich gar keine Gedanken gemacht. Er wollte die Bücher nicht in ihrem Schlafzimmer haben. Aber er wollte auch nicht, dass Mokuba oder seine anderen Freunde bei einem Besuch zufällig über die Bücher stolperten und erfuhren, wie wenig übrig diese Frau für ihren eigenen Sohn hatte. "Ich... weiß es nicht.", stammelte Joey unschlüssig. Seto seufzte mit einem Schmunzeln. "Da hüpfst du die ganze Zeit rum und kannst es kaum erwarten, bis ich mit ihnen hier bin und dann haste dir keinen Kopf drum gemacht, wo du sie lesen möchtest?", fasste er es zusammen, beugte sich zu Joey und küsste ihn liebevoll. "Ganz der Chaot in den ich mich verliebt habe." Zu dritt saßen sie bei Seto im Büro auf der Couch. Vor ihnen, auf dem niedrigen Tisch der Koffer, in dem die Tagebücher waren. Jeder von ihnen hatte ein Buch in der Hand und suchte nach wie vor das richtige Jahr. "Wann haben sie sich scheiden lassen?", fragte Tristan erneut. "Vor acht Jahren.", meinte Joey und hielt dann inne. Acht Jahre Hölle. Zwei mit immer häufigeren Schlägen, bis sie zu seinem Alltag gehört hatten und ab dem zwölften Geburtstag... Bevor es dann an seinem vierzehnten Geburtstag das erste Mal so richtig eskaliert war. Eine Träne kullerte ihm über die Wange und plötzlich spürte er eine warme Hand an seinem Gesicht. Der Daumen der fremden Hand wischte ihm die Träne weg. Dann klärte sich seine Sicht wieder und er sah Seto, der ihn sanft zu sich zog. "Okay... ich bin hier in ihrem Studium... also viel zu früh.", meinte Tristan, klebte ein Post it drauf und schrieb dann 'Studienzeit' drauf, bevor er es weglegte und sich ein anderes nahm. "Ich glaube, dass ist die akkurateste Handschrift, die ich je gesehen habe.", merkte Seto leise an. Dann nahm auch er sich ein Post it und klebte es auf den Buchdeckel. Er schrieb in nicht weniger sauberer Handschrift 'Oberschule' auf das Cover. "Oh...", kam es auf einmal von Tristan. "Oh?", fragte Joey aufgeschreckt und setzte sich wieder richtig hin. "Ähm... sie schreibt hier über deinen Dad... also Johnson.", meinte Tristan nur vorsichtig. "Was... was schreibt sie denn?", fragte Jonouchi vorsichtig. "Es ist schön gehört und gesehen zu werden. Ich kann es nicht erklären, aber mit Jack kann ich reden. Auch über die Dinge, über die ich sonst mit niemandem reden kann. Er hat immer ein offenes Ohr für mich und geht auf mich ein. Nie bekomme ich von ihm zu hören, dass ich mich selbst aufgeben soll, um den Schein zu wahren oder das ich nicht jammern solle, denn mir würde es doch so gut gehen. Wenn er mich ansieht, dann fühlt sich das gut an. Als würde er mich wirklich sehen. Als Frau. Nicht wie die dumme Kuh, die spät am Abend nach Hause kommt und von der er dann erwartet noch für ihn zu kochen. Er bedenkt mich nicht mit Ausdrücken wie 'Schlampe' oder abfällig 'Prinzessin', wie es Joseph tut. Wenn Jack mich zufällig an der Hand, am Arm oder an der Schulter berührt schüttelt es mich nicht vor Ekel, wie wenn Joseph mal wieder verlangt, dass ich neben ihm schlafe, damit er einmal über mich rüber rutschen kann.", las Tristan vor. "Tragisch.", kommentierte Seto ruhig. Tristan blätterte ein paar Seiten vor und stockte erneut. "Deine Mutter hat einen Suizid geplant.", merkte Tristan an. "Sie wollte vom Dach ihrer Arbeit springen, weil sie weder ihre Eltern durch eine Scheidung brüskieren, noch weiterhin mit Joseph verheiratet bleiben wollte." "Was?", kam es ungläubig von Joey, der das Buch zu sich zog und selbst die Worte seiner Mutter las: "Nachdem ich alles auf der Arbeit erledigt habe werde ich nach Feierabend die Treppe auf das Dach nehmen. Ich werde mir einen kurzen Augenblick nehmen, um mir auch wirklich sicher zu sein. Doch ich bezweifle, dass ich es mir noch einmal anders überlegen werde. Dann werde ich einen Schritt tun und die Freiheit spüren können." Geschockt blickte er auf die Worte, blätterte um, um zu erfahren was ihre Meinung geändert haben könnte. "Wir haben einen neuen Kollegen bekommen, Jack Johnson. Ein Amerikaner. Ich weiß nicht wie, aber scheinbar hat er gespürt, was ich vor hatte. Also wartete er nach Feierabend auf mich und fragte mich, ob ich ihm nicht ein Lokal zeigen könnte, in dem man gut bürgerlich essen könnte. Dabei schenkte er mir ein Lächeln, wie ich noch nie zuvor eines erhalten habe. Mir wurde auf einmal wieder warm ums Herz und weil ich diese Welt nicht nach einer unhöflichen Geste einem neuen Kollegen gegenüber verlassen wollte stimmte ich zu, ihm ein Restaurant zu zeigen.", las Joey vor. Nur langsam ließ Jonouchi das Buch sinken. "Ich hab hier das Tagebuch, in dem du geboren wirst, mein Schatz.", meinte Seto ruhig. "Ich bin immer noch außer mir vor Wut. Ich bin nur ganz kurz nach der Geburt weggenickt und dieser elende Versager geht hin und gibt meinem Sohn seinen Namen: Joseph. Dieses letzte, kostbare Geschenk, welches ich von Jack habe, und er entweiht es mit seinem Namen. Als ich den Namen berichtigen lassen wollte, meint die Schwester doch glatt, dass das nicht ohne meinen Ehemann ginge. Als ich ihr sagte, dass mein Ehemann ohne mich ja auch den Namen eintragen gelassen hat, hat sie mich herablassend angeblickt und meinte, dass ich wohl noch lernen müsse, wo mein Platz in der Gesellschaft sei. Oh, dieses Relikt längst vergangener Tage, wie sehr ich ihr dafür eine runterhauen wollte." Erstaunt blickte Joey Seto nur an. Dann klappte Seto das Tagebuch zu, klebte ein Post it drauf und beschriftete dieses mit 'Joeys Geburt'. "Ich glaub ich hab's gefunden.", meinte Tristan dann und setzte sich richtig auf. "Dieser Mistkerl. Er besteht auf das japanische Scheidungsrecht, dass verlangt, dass Kinder auf die Eheleute aufgeteilt werden. Ich bin mir sicher, er weiß, dass Joey und Serenity nicht von ihm sind und selbst wenn er es nicht weiß, dann ahnt er es. Also warum will er Joey nur behalten? Bislang hat er keinen Finger für die Kinder gerührt. Nicht einen. Er hat sie immer links liegen lassen. Ich verstehe ihn einfach nicht." "Mehr steht da nicht?", fragte Joey, der immer noch total geschockt war von den vorherigen Einträgen war. Tristan blätterte weiter. Dann schien er noch einen Eintrag zu finden. "Als ich ihn fragte, warum er auf dem Sorgerecht für Joey besteht grinste er mich nur an. Er beugte sich zu mir und hauchte mir zu, dass er darauf bestehe, weil er mir damit weh tun könne und er es genießen würde, wie ich mich bei den Anhörungen vor dem Richter winde, weil das Recht auf seiner Seite wäre. Dieser Mistkerl, ich wünschte, er würde einfach tot umfallen. Dann wären alle meine Probleme gelöst und ich könnte in Japan bleiben. Doch er besteht darauf, dass ich das Land verlasse, weil er mich sonst als Ehebrecherin brandmarkt. Als Ehebrecherin würde ich meine Eltern entehren und würde in keiner angesehenen Firma mehr einen Job finden. Aber ich freue mich darauf, dieses in den Zeiten steckengebliebenes Land zu verlassen und wohin zu gehen, wo eine alleinerziehende Mutter nicht geächtet wird. Ich wünschte mir nur, ich könnte meine beiden Kinder mit mir nehmen." Tristan blickte Joey an. "Sie wollte dich gar nicht bei ihm lassen.", meinte er ruhig. In dem Blonden wirbelten die Gefühle umher, vor allem widersprachen sie sich alle. Er stand auf und verließ ohne ein Wort mit schnellem Schritt das Büro seines Geliebten. "Geh du ihm nach, ich kümmer mich um die Tagebücher.", meinte Tristan und Seto sprang auf und eilte seinem Streuner hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)