Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 116: Geiselhaft ----------------------- Kapitel 116 - Geiselhaft "Du siehst gar nicht gut aus, Brüderchen.", kam es besorgt von Serenity, die mit Joey via Skype telefonierte. "Bin nur müde... war eine anstrengende Woche.", meinte Joey mit einem erschöpften Lächeln. "Warum war sie denn so anstrengend? Deadline?", fragte Serenity nach. "Deadline? Ähm... nein, unsere Deadline liegt Ende Februar und wir liegen mit unseren Projekten gut in der Zeit.", kam es sanft von Joey. "Tatsächlich werden wir wohl schon Ende des Jahres unsere Projekte fertig gestellt haben." "Das ist großartig. Aber was hat dich dann so geschlaucht?", wollte die Brünette immer noch wissen und Joey erkannte, dass sie ihm mit der Deadline eine Ausredemöglichkeit geboten hatte, die er nicht erkannt hatte. Jetzt stand ihre Frage immer noch unbeantwortet im Raum und Joey wollte eigentlich nicht zugeben, dass er wieder vermehrt Albträume hatte. "Albträume?", riet Serenity ins Blaue und am überraschten Blick ihres Bruders erkannte sie, dass sie voll ins Schwarze getroffen hatte. "Aber du hattest hier nicht einen." "Ja, ich dachte eigentlich, ich hätte diese Phase hinter mir gelassen.", kam es schließlich eingestehend von Joey. "Hm... ich hab mal gelesen, dass Verdrängung nur...", wollte Serenity ansetzen, als Joey sie ungehalten anblickte. "Nicht du auch noch, Schwesterchen... bitte.", bat er sie mit einer leidenden Miene und Tonfall. "Hm? Was meinst du?", fragte Serenity irritiert nach. "Ach nichts.", versuchte Joey direkt wieder abzuwiegeln. "Nichts? Das glaub ich dir nicht. Also spuck es aus.", forderte Serenity, die es nicht leiden konnte, wenn jemand ein Thema anriss und dann mit der Sprache nicht rausrücken wollte. "Ich... verdränge nicht... ich arbeite aktiv daran den ganzen Scheiß zu verarbeiten. Aber es gibt nun Mal Sachen, die will ich nicht in Gesprächen platt treten, sondern allein für mich überwinden.", erklärte Joey und hatte Mühe ruhig zu bleiben. "Du meinst mit Sachen den Sommer, oder?", hakte Serenity sanft nach. Joey ließ sein Kopf schlagartig hängen, so dass seine Haare ihm über die Augen fielen. Er spürte die Feuchtigkeit, die in seine Augen trat. Sein Kiefer spannte sich an und er biss sich unsicher auf die Unterlippe. "Brüderchen?", rief Serenity besorgt, doch Joey konnte seinen Blick nicht mehr heben. "Ich...", kam es mit brüchiger, dünner Stimme. "Ich wünsch dir einen schönen Samstag, Schwesterchen." Dann griff er nach dem Bildschirm des Laptops und klappte ihn nach unten, wodurch dieser runterfuhr. Er zog seine Beine an die Brust und bettete sein Gesicht auf den Knien, die er mit seinen Armen umschlang. Es war keine Minute vergangen, als er spürte, wie Seto einen Arm um ihn legte und ihn zu sich zog. Nur zu bereitwillig ließ er sich an die Brust seines Freundes ziehen. Seto sagte nichts und Joey war ihm dafür dankbar. "Hey Kumpel.", hörte Joey Tristan, der ihn dann kurz umarmte. Joey versuchte ihn anzulächeln, doch es fiel ihm schwer. "Man... hast du seit gestern überhaupt gepennt?" "Ein paar Stunden.", versuchte Joey bei seiner Antwort locker zu klingen, was ihm aber nicht gelingen wollte. "Alter... komm, wir gehen ins Wohnzimmer, da kannste dich ein wenig hinlegen und wir können in Ruhe quatschen.", schlug Tristan vor. "Wenn ich mich jetzt hinleg penn ich dir instant weg.", wandte Joey ein und grinste dümmlich. "Umso besser... was spricht dagegen?", wollte Tristan wissen. "Du bist doch nicht den ganzen weiten Weg her gekommen, um mir beim Ratzen zuzuschauen...", konterte Joey und hatte das Gefühl endlich wieder seine alte Form zu finden. "Hey, es ist Wochenende und ich will mit meinem besten Freund ein wenig Zeit totschlagen... ob du dabei pennst oder nicht ist mir Latte... denn wenn du nicht n Nickerchen machst, dann wirste ohnehin in den Seilen hängen.", meinte Tristan. "Na komm schon, oder gibts einen anderen Grund, warum du nicht willst?" Beschämt ließ Joey erneut den Kopf hängen. "Albträume?", fragte Tristan und sofort schnappte Joeys Kopf mit einem überraschten Gesicht nach oben. "Woher...?", wollte Joey schon fragen, als ihm die Eingebung langsam ins Hirn sickerte. "Du hast mit Serenity gechattet, oder?" "Hätt ich sollen?", fragte Tristan irritiert. "Was'n los?" "Ach nichts... nur... das scheinbar jeder der Meinung ist, dass ich mal so langsam über den Scheißsommer zu sprechen hab.", kam es gereizt von Joey, der sich wie ein eingesperrter Tiger umwandte und auf und ab lief. "Ich mein... ihr habt mir versprochen, dass ihr mich damit in Ruhe lassen würdet und jetzt..." "Joey... keiner von uns fragt danach.", meinte Tristan. "Aber ich spüre doch, wie ihr mich immer mehr in eine Richtung führt, in der ich schlussendlich nicht anders kann, als darüber zu sprechen, ob ich will oder nicht.", kam es aus Joey geplatzt. "Ich fühl mich wie in der Falle." "Hast du mal überlegt, ob du dich in der Falle fühlst, weil du eben nicht über den Sommer reden willst?", hakte Tristan nachdenklich nach. Joey ging sich fahrig durch die Haare. "ICH WILL ABER NICHT DARÜBER REDEN!", keifte der Blonde verzweifelt. Tristan überwand, was sie trennte, und legte seine Hände an Joeys Gesicht. "Ich weiß das doch... Ja, ich weiß das und verstehe es. Aber dein Innerstes sagt dir doch ganz deutlich, dass du dir diesen Luxus nicht leisten kannst.", wandte sein bester Freund ein. "Dein Unterbewusstsein zeigt dir das mit den Albträumen und der Unruhe, die es dir aufbürdet. Das kommt nicht von außen, Joey... sondern von hier drin." Dabei legte er seine Hand auf Joeys Brust. Er konnte spüren wie heftig Joeys Herz schlug, bevor dieser sich an seine Brust presste und sein Gesicht an seinem Shirt verbarg. Die Schultern des Blonden bebten. Vorsichtig schloss Tristan seine Arme um seinen besten Freund. "Du hast es doch schon einmal geschafft darüber zu reden.", meinte Tristan nach einer Weile. "Als deine Schwester hier war und dich beim Tisch dazu gebracht hatte, da bist du doch dann mit uns allen auch zu Kai gegangen und hast noch mal in Ruhe über das gesprochen, was Serenity damals beim Tisch aus dir heraus gelockt hatte." "Ich... kann nicht noch mehr von der Woche erzählen... das kann ich einfach nicht.", kam es verzweifelt von dem Blonden. "Wieso nicht?", wollte Tristan vorsichtig wissen. "Was macht dir nur so große Angst, dass du es sogar vor deinem Therapeuten oder vor mir verbergen musst?" "W... wenn ich das jemals jemanden erzähle... der würde mich niemals wieder auch nur mit dem Arsch anschauen.", schluchzte Joey. "Joey... das stimmt nicht... komm schon. Schau nur, wie sehr du all die Jahre bemüht war alles vor uns - deinen Freunden - zu verbergen, weil du genau die gleiche Angst hattest. Doch ich und die anderen stehen dir heute näher als jemals zuvor.", wandte Tristan behutsam ein. Doch der Blonde konnte nicht anders, als einfach nur verzweifelt zu schluchzen und Tristan blieb mit ihm einfach so stehen. Gab Joey die Zeit, die er brauchte sich wieder zu beruhigen. Denn vorher ging einfach nichts, dass wusste er, seit er seinen besten Freund nach dessen Entführung so intensiv betreut hatte. Wusste, dass sich sein Freund selbst aus seiner Geiselhaft seiner Erinnerungen befreien musste. Niemand konnte ihn befreien, sie konnten ihm nur Hilfestellung leisten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)