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Joeys steiniger Weg!

Geschunden, Verloren und Aufgefangen
von
Koautor:  MAC01

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Mehr Schein als Sein?

Kapitel 71 - Mehr Schein als sein?
 

Die Geschwister waren ihrer Tradition treu geblieben: Nach den Monaten seit ihrem letzten Treffen im April waren sie schwimmen gegangen. Zwar nur in dem Pool in der Villa, aber schwimmen war schwimmen.

Joey saß mit seiner Schwester am Rand des Pools. Sein nasses T-Shirt klebte an seinem Oberkörper. Erst jetzt fiel ihm zum ersten Mal wirklich auf, wie deutlich man trotz des nassen Shirts sehen konnte, wie viel er abgenommen hatte. Seine Schwester schmiegte sich an ihn. Sie sagte nichts, aber Joey wusste, dass sie was sagen wollte und Fragen hatte. Und er fürchtete sich vor diesen.

"Wirst du nächste Woche zur Urteilsverkündung gehen?", fragte Serenity ihn plötzlich und riss den Blonden aus seinen Gedanken. Er hatte mit Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser. Joey mied den Augenkontakt zu seiner Schwester und schüttelte den Kopf, während er weiter auf die Wasseroberfläche starrte.

"Naaah... denke nicht! Warum auch?", erwiderte er und versuchte gleichgültig zu klingen.

"Weil er unser Vater ist?", konterte Serenity. Weil er ihr Vater war, hallte es durch Joeys Kopf. Ja, ein vergewaltigender, ihn an Männer verkaufender, ihn bedrohender, ihn nicht liebender Vater... Nein! Er wollte diesen Menschen... nein... Joey befand, dass dieser Mistkerl kein Mensch war! Er wollte dieses Monster nie wieder sehen.

"Nein, ist er nicht.", kam es leise mit zitternder Stimme von ihm.

"Willst du mir sagen, was im Sommer geschehen ist?", kam es behutsam von der Brünetten, die ihre Hand auf seinen Unterarm legte. Genau diese Frage hatte Joey erwartet und gefürchtet. Doch sie jetzt zu hören erschütterte ihn und er spürte, die Tränen in sich aufsteigen. Aber er wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht vor seiner kleinen Schwester. Schon gar nicht wegen dieser Sache. Also tat Joey, was er schon immer in einer solchen Situation gemacht hatte: Er grinste seine Schwester fröhlich an und winkte ab, bevor er sich ins Wasser fallen ließ und sie mit sich zog. Sie quietschte kurz auf und wollte ihn das büßen lassen. Also jagte sie ihn ein wenig durch den Pool, während er lachend vor ihr 'floh'. Schließlich schaffte sie es und wurde seiner habhaft und tunkte ihn kurz als Strafe unter. Dafür kitzelte er sie und sie ergriff die Flucht.

Nach einer Weile trieben sie nebeneinander auf der Wasseroberfläche, um wieder zu Kräften zu kommen. Vor allem Joey war wesentlich schneller außer Atem geraten, als beide es gewohnt waren. Schließlich hatten die beiden Wasserratten genug und stiegen aus dem Becken. Joey reichte seiner Schwester einen Bademantel und dann ein Handtuch für ihre Haare, bevor er sich ebenfalls ein Handtuch für seinen Kopf schnappte. Er rubbelte sich die Haare, doch als er damit fertig war, stellte er fest, dass seine Haare immer noch tropften. Da umarmte ihn seine Schwester, die ihren Kopf auf seine Schulter schob und ihn anlächelte.

"Weißt du, was du brauchst?", fragte sie heiter.

Joey blickte sie fragend an.

"Einen Haarschnitt!", kam es von ihr schließlich. "Komm, lass uns in die Stadt gehen und dir mal wieder eine ordentliche Frisur verpassen."

Joey grinste sie an und begann seinen Kopf wild zu schütteln, so dass die Wassertropfen nur so flogen und seine kleine Schwester amüsiert auflachte. Dann nickte er.
 

Sie saßen seit einer halben Stunde beim Friseur. Joeys Knie wippte nervös in schnellem Takt auf und ab. Durch das große Schaufenster konnte er die Leute der Mall sehen. Einige eilten hektisch vorbei. Andere bummelten. Wieder andere hatten sich irgendwo zum Essen hingesetzt.

Noch vor einigen Monaten hätte der Blonde das hier sein zweites Zuhause genannt. Es war so groß, dass er trotz des täglichen Besuchs anonym blieb. Er hatte Stunden in der Spielhalle im Erdgeschoss verbracht. Vor allem war die Mall je nach Jahreszeit immer gut klimatisiert: Im Winter schön warm, im Sommer kühl. Und sie hatte fast rund um die Uhr auf. Wenn er es geschickt angestellt hatte, dann hatte er hier im Winter schon die eine oder andere Nacht verbracht. Besser als im Park in der Kälte in seiner Nische zu liegen und zu drohen zu erfrieren. Aber das waren Dinge, die er seiner kleinen Schwester nie erzählt hätte.

Schließlich wurden sie vom Friseur aufgerufen und sie erhoben sich. Als sie bei dem Stuhl ankamen stockte Joey kurz. Er wusste nicht genau warum, aber irgendwas war an dem Stuhl, was ihn noch nervöser machte. Nur sehr langsam nahm er Platz und sofort krallten sich seine Hände um die Lehnen.

Der Friseur war ein junger Mann mit Punkfrisur: Hochgegelt, mutige Farbe, teilweise an den Seiten modisch rasiert. Serenity beschrieb ihm, welche Frisur sie sich für ihren Bruder vorstellte. Joey sprach ihr da nicht rein. Ihm war ja nicht mal aufgefallen, dass seine Haare mittlerweile schulterlang waren.

Nervös beobachtete er den Friseur, wie er aufmerksam nickte und in seinen Haaren rumfummelte. Schließlich schienen sich die beiden einig zu sein. Der Friseur nahm den Kittel und legte ihn mit Schwung um Joeys Hals. Diese plötzliche Enge um seinen Hals ließ Joey aufspringen und sich den Kittel wieder herunter reißen. Erschrocken blickte der Friseur und Serenity ihn an. Joey nuschelte eine Entschuldigung und eilte aus dem Salon. Serenity dicht hinter ihm.

Doch bevor sie ihn erreichen konnte fing ihn Touji bereits ab und zog den Blonden in einen Seitengang der Mall. Joey wollte die Hände an seiner Schulter wegschlagen, doch sein Personenschützer drückte ihn gegen eine Wand.

"Beruhige dich, Joey!", mahnte der Mann ihn. Joeys Hände krallten sich in die Arme des Mannes und biss sich angestrengt auf die Unterlippe. "Komm schon, Joey... Atme ruhig, langsam und tief... nicht hektisch."

Touji hatte Recht. Also versuchte er seinen Atem zu beruhigen. Der kalte Angstschweiß stand auf seiner Stirn.

"Schließ deine Augen und konzentriere dich auf deine Atmung.", wies ihn sein Vertrauter an, während dieser eine Hand auf seine Brust legte. Joey tat, was Touji von ihm verlangte. Langsam gewann er seine Fassung zurück. Sein Atem wurde wieder ruhiger. Allmählich öffnete der Blonde wieder seine Augen.

"Gut so.", lobte Touji ihn mit einem sanften Lächeln. Joey erwiderte das Lächeln müde und erschöpft. Dann spürte er eine weitere Hand an seinem Oberarm. Erschrocken wandte er sich zur Seite und sah in die besorgen Augen seiner Schwester. Scheiße! In seiner Panik hatte er vergessen, dass sie auch da war. Wie sollte er ihr das jetzt alles erklären? Erklären, dass der Kittel mit seiner Enge an seinem Hals ihn an etwas erinnert hatte, was er vergessen wollte.

"Joey, alles in Ordnung?", fragte Serenity schüchtern.

Der Blonde nickte und zog seine Schwester in eine Umarmung. Drückte sie fest an sich und versenkte sein Gesicht in ihrem wohlriechenden Haar. Sie umarmte ihn auch.

"Komm, lass uns nach Hause fahren... du siehst müde aus.", kam es von der Brünette, die sich von ihm löste und ihn an die Hand nahm. Dann schlenderten sie, mit Touji im Rücken, zum Parkhaus, um nach Hause zu fahren.
 

"Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst.", sagte Serenity, während sie sich in einen Sessel im Zimmer ihres Vaters fallen ließ. "Er... redet nicht mit mir, er ist kaum mehr als Haut und Knochen und diese Reaktion im Friseursalon... diese Panik... pure Angst..."

"Joey hat viel durchgemacht, Serenity.", wandte Jack ein, der vor ihr auf die Knie gegangen war und tröstend seine Hand auf ihre Schulter legte.

"Ja, ich weiß. Aber ich dachte, wenn ich hier bei ihm bin, dann würde er sich mir mehr öffnen und sich mir anvertrauen.", gab sie zurück und eine Träne löste sich aus ihrem Auge. "Aber er ist noch viel zurück haltender, als beim Videochat. Er versucht mich zu täuschen und lacht mich an, treibt seine Späße, wie in unserer Kindheit, aber ich durchschau ihn."

"Vielleicht braucht er einfach noch ein paar Tage, bis er wirklich realisiert hat, dass du hier bei ihm bist.", versuchte Jack seine Tochter zu trösten und aufzubauen.

"Ja, du hast sicherlich Recht... aber ihn so zu sehen... Daaad... das bricht mir das Herz.", weinte Serenity leise weiter. "Und wenn unser... dieser Mistkerl nicht schon im Gefängnis wäre... dann würde ich ihn büßen lassen, dass er meinen geliebten Bruder zerbrochen hat."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Amy-Lee
2018-03-17T18:54:24+00:00 17.03.2018 19:54
Hi, es war toll.

Oh man, das ist echt hart, wie passt so ein ähnlicher Friseurstuhl rein?
Hat man ihn auf so einem Festgebunden und gequält?
Na ja, ich hoffe, dass Er das irgendwann mit Kai aufarbeitet, denn auch wenn es schwer ist,
darüber zu reden, kann Er das nur überwinden, wenn Er mit jemanden darüber Spricht und
Er weiß auch das seine Freunde, immer hinter Ihm stehen, sie werden ihn nicht verurteilen.
Aber womöglich will er nicht noch mehr bemitleidende Blicke ernten.

Ja, das ist natürlich blöd, dieses Monster ist jetzt quasi geschützt, auch Serenity kommt nicht so an Ihn Ran,
um ihn für alles bluten zu lassen, was Er Joey angetan hat, ich hoffe aber das Er trotzdem,
dass Er zusätzlich auch dafür bestraft wird, verdient hat es dieses Monster alle mal.
Jack sollte sich auch etwas mit ihm auseinander setzen, da Joey ja auch sein Sohn ist und er ihn,
nicht wirklich gut kennt, Er sollte mal mit ihm reden.

Ich freue mich auf das nächste mal.
Bye
Antwort von:  Onlyknow3
18.03.2018 10:34
Friseurstuhl- Frauenarztstuhl, vielleicht Doktorspiele? Das weiß ja nur Joey, was das alles passiert ist in der Woche seiner Entführung. Vielleicht hat das die Panik ausgelöst, oder die schnelle Bewegung des Friseurs selber. Auf jeden Fall hat er Serenity damit erschreckt, als er dann einfach auf unnd davon ist.

Was den Mistkerl angeht, seh ich schwarz, denn durch seinen Verrat an dem Gum hat er sich selbst an den Galgen geliefert. Das Joey nicht zur Urteilsverkündung gehen will kann ich ihm nachfühlen. Das würde ich an seiner Stelle, nach allem was er durchgemacht hat, auch nicht wollen.
Nur Serenity scheint das nicht so zu sehen, sie ist da etwas zu Naiv und Jung um genau zu Begreifen was mit Joey los ist. Auch wenn sie durch Jack und Seto die Wahrheit erfahren hat.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01


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