Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 64: Grundbedürfnisse ---------------------------- Kapitel 64 - Grundbedürfnisse Joey wusste nicht, wie lange er unter dem Bett gelegen hatte, als sich ein Grundbedürfnis seines Körpers meldete. Er drehte sich um und sah, dass auf der Seite, von der er unter das Bett gekrochen war, mittlerweile vier Personen saßen. Wann da noch eine Person dazu gekommen war konnte der Blonde nicht sagen, das war völlig an ihm vorbei gegangen. Genauso, wer da dazu gekommen war. Drei von den Personen waren Seto, Tristan und Touji... der vierte... war etwas schmäler und kleiner... Mokuba! Nicht der Kleine! Der Blonde mochte es gar nicht, wenn der Jüngste ihn so am Boden sah... dieses Mal sogar wortwörtlich. Er wusste zwar, dass der Schwarzhaarige längst Bescheid wusste, sowohl, was der Mistkerl getan hatte, als auch, was in der Woche im Sommer geschehen war. Aber dennoch wollte Joey vor ihm nicht schwach wirken. Der Kleine sollte in ihm den ewig gut gelaunte Blonden sehen und nicht das Wrack, dass er tatsächlich war. Da meldete sich wieder seine Blase bei ihm und erinnerte ihn daran, dass er gar keine Zeit hatte hier rumzuliegen und mit sich und den Gegebenheiten zu hadern. Er musste. Jetzt. Also wandte sich Joey der anderen Bettseite zu und begann sich langsam dort heraus zu ziehen. Sein Körper kam ihm seltsam schwerfällig vor, als würde ein tonnenschweres Gewicht auf ihm lasten und versuchen ihn runter zu drücken. Nur mit Mühe gelang es ihm sich hinzuknien und schließlich aufzustehen. Scheinbar hatten die anderen noch nicht bemerkt, dass er wieder unter dem Bett heraus gekommen war. Scham flammte auf einmal bei Joey auf. Er war fast achtzehn und hatte sich unter das Bett geflüchtet, wie ein verängstigter Vierjähriger bei einem Herbststurm. Oh man, noch peinlicher ging es nun wirklich kaum noch... außer wenn er hier weiter dumm rumstehen würde... dann würde er die Peinlichkeit gewiss noch toppen. Also setzte er den ersten Schritt vorsichtig und spürte, dass sein Bedürfnis an Dringlichkeit gewann. Also wischte er seine Hemmungen beiseite und eilte - einmal an den vier verdutzt schauenden Bettwächter vorbei - ins Badezimmer. Ihm war bewusst, dass wenn er das Bad verließ, die vier besorgt vor der Badezimmertür stehen und ihn abfangen würden. Aber was sollte er machen? Er konnte sich nicht im Badezimmer verbarrikadieren. Das würde die Situation nur weiter peinlicher machen. Doch wenn er raus ginge, würden sie ihn nur dazu bringen die Sicherheit seines Zimmers aufzugeben und mit nach unten zu gehen... oder gar das Haus zu verlassen. Allein bei diesem Gedanken bildete sich schon kalter Schweiß auf seiner Stirn. Er wusste, dass das eine Reaktion war, die seiner Agoraphobie geschuldet war. Also der Angst davor die Wohnung oder in diesem Fall sein Zimmer zu verlassen. Aber wollte er sich wirklich von seiner Phobie so einschränken lassen? Er konnte und wollte nicht den Rest seines Lebens auf dieses Zimmer beschränkt sein. Und mit einer Sache hatte Seto recht gehabt: Touji war da gewesen, hatte sich vor ihn gestellt und ihn beschützt. Selbst wenn der Oyabun versucht hätte ihn mitzunehmen, hätte sein Personenschützer das zu verhindern gewusst. Hätte er doch, oder? Und was, wenn der Oyabun nicht alleine gekommen wäre... welche Chance hatte Touji gegen den Oyabun und dessen Lakaien? Nein! Stopp... das war wieder seine Phobie, die ihn beherrschen wollte. Er musste einfach daran glauben, dass Touji das zu verhindern gewusst hätte und in Zukunft auch zu verhindern wusste. Er spülte ab und wandte sich dem Waschbecken zu. Als er sich die Hände gewaschen hatte beugte er sich vor und spritzte sich das kalte, erfrischende Wasser ins Gesicht, bevor er das Wasser abdrehte und zum weichen Handtuch griff. Langsam tupfte er sich das Gesicht ab, bevor er sich die Hände abtrocknete. Ihm wurde bewusst, dass er das sehr langsam tat, weil sein Unterbewusstes, welches fest im Griff der Phobie war, Zeit schinden wollte. Das war ein frustrierender Zustand. Also hängte er das Handtuch nun etwas eiliger weg und öffnete die Tür. Anders als erwartet standen nicht die vier, die vor dem Bett gesessen hatten vor der Tür, sondern Kai. Wann... wann war Kai gekommen? Der Blonde blickte an ihm vorbei und sah, dass Mokuba, Seto, Tristan und Touji immer noch vor dem Bett saßen. Warum saßen sie immer noch da? "Hey Joey.", begrüßte sein Psychologe ihn. "Hallo.", erwiderte Joey unsicher. Dann trat Kai einen Schritt beiseite und versperrte ihm den Blick auf seine Freunde und machte eine einladende Geste zum Sofa, welches am anderen Raumende dem Bett gegenüber stand. Es dauerte einen Moment, bis Joey langsam nickte und dann zum Sofa ging. Kai folgte ihm und sie setzten sich. Dabei hatte Kai ihn so manövriert, dass er von den anderen wenn überhaupt nur noch die Haare sehen konnte. "Ich hörte, du hattest gestern Besuch!", begann Kai das Gespräch gleich am Knackpunkt und hielt sich diese Mal nicht lange mit Smalltalk auf. "Ja.", bestätigte Joey Kais Hörensagen. "Wer hat dich besucht?", fragte Kai sanft. "Der Oyabun.", antwortete der Blonde, der sich sicher war, dass sein Gegenüber die Antwort bereits gekannt hatte. "Der, der Osachi gezwungen hat...", wollte Kai nachfragen, wurde aber von Joey direkt unterbrochen, da dieser nicht wusste, was davon Mokuba schon wusste. "Ja... ja genau der!", kam es schnell von Joey, der vor sich blickte. "Was wollte er?", hakte der Ältere nach. "Er... hat von der Festnahme meines... des Mistkerls gehört und hofft, dass mir Gerechtigkeit widerfährt. Dann wollte er mir versichern, dass ich von ihm und seiner Yakuza nichts zu befürchten hätte. Das wir Quitt wären.", fasste Joey die gestrige Begegnung kurz zusammen. "Ist das denn nicht etwas Gutes?", fragte Kai sanft. "Möglich?", zweifelte Joey deutlich. "Möglich?", wiederholte Kai prüfend. "B... bislang hat die Yakuza stets eingehalten, was sie zusagte.", erwiderte der Blonde leise. "Was hatte sie dir denn davor schon zugesagt?", wollte Kai nun wissen. Joey schluckte. Nervös begann er mit seinen Fingern zu nesteln. Um diese Frage zu beantworten, musste er etwas aus der Woche offenbaren, über die er auf keinen Fall sprechen wollte. Doch Kai würde weiter eine Antwort fordern, ebenso Seto, der in Hörreichweite saß und alles mitbekam. "Er... er sicherte mir zu, dass ich wieder nach Hause kann, wenn... wir Quitt seien.", versuchte Joey möglichst allgemein zu antworten. "Du meinst, nachdem sie dich entführt hatten, hatte er dir das zugesichert.", wollte Kai sicher gehen, es richtig verstanden zu haben. Joey nickte nur und zog die Füße auf das Sofa, während er seine Beine an den Oberkörper ran zog und sie mit den Armen umfasste. "Was gehörte noch zu eurer Absprache?", versuchte Kai langsam vorzudringen. Er wusste, dass wenn er es schaffte, dass der Blonde nur noch ein kleines Stück weiter erzählte, er zukünftig einen Zugang zu der Zeit hatte, über die der Blonde die letzten Monate so beharrlich geschwiegen hatte. "Tut nichts zur Sachen.", wiegelte Joey jedoch ab und biss sich unsicher auf die Unterlippe. "Du brauchst dich wegen nichts schämen, Joey.", versuchte Kai ihm das nötige Selbstvertrauen zu geben, um seine Frage doch noch zu beantworten. Doch Joey wandte seinen Blick zum Fenster, welches entgegengesetzt zu Kai lag. Das war für den Therapeuten ein eindeutiges Zeichen, dass er an dieser Stelle heute nicht weiter kommen würde. Ein lautes Knurren durchbrach die eintretende Stille. Joey Gesicht rötete sich ein wenig. Noch ein Grundbedürfnis seines Körpers meldete sich. "Hey Seto.", rief Kai plötzlich Richtung Bett. Der Angesprochene reckte sich ein wenig und blickte zu dem Psychologen. "Was hat dein Koch heute als Mittagessen vorbereitet?" "Als... Vorspeise einen Caesar Salad mit Avocado, Tomaten und gebratener Geflügelbrust. Die Hauptspeise besteht aus Burger mit Pommes und als Nachtisch einen warmen Apfelkuchen mit Vanilleeis und Schokosauce." Mistkerl, ging es Joey durch den Kopf. In etwa war das genau das, was der Blonde bei Burger World am liebsten bestellte. Woher wusste Seto das. Da fiel sein Blick auf den, der neben Seto saß: Tristan! "Also, wie sieht's aus, Joey... Hunger ist ja scheinbar vorhanden... sollen wir was essen gehen?", stellte Kai die Frage in den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)