Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 111: Einen Schritt, der Antworten liefert ------------------------------------------------- Ich stehe am Fenster und schaue in die Nacht hinaus. Das Zimmer wird - wie immer - von gedämpftem Licht erhellt und mein Streuner liegt friedlich schlafend in unserem Bett. Er ist erschöpft und ich kann es ihm nicht verdenken. Es war ein anstrengender Tag, nicht nur für mich, sondern auch für ihn. Tatsächlich wäre das Gespräch kein Gespräch geworden, wenn ich ohne ihn dort gewesen wäre. Mehr als einsilbige Antworten und Reaktionen hab ich einfach nicht hinbekommen. So hat mein Streuner viele Fragen gestellt und den Dialog geführt. Und ich bin ihm dafür mehr als dankbar. Und obwohl ich auch müde bin, kann ich nicht schlafen. Noch immer sehe ich Kei vor mir. Wie er uns entgegen kam. Dieser unsichere Ausdruck in den Augen. Das zaghafte Lächeln im Gesicht. Die schweißnassen Händen, die er sich immer wieder an der Hose abwischte. Den Abstand den er wahrte, um mir kein Unbehagen zu bereiten. Wie er sich vor mir in dieser traditionellen Geste in den Dreck warf und mich um Entschuldigung bittet. Nicht um Vergebung! Wie er selbst meinte, weiß er, dass ich ihm nicht vergeben kann, für dass, was er mit mir machen musste und so anmaßend wollte er nicht sein. Aber es täte ihm so leid, dass er damals nicht stark genug gewesen war mich mehr zu beschützen und vor dem zu bewahren, was sein Vater und Gozaburo mit uns - mit mir - gemacht haben. Fast wäre ich in Tränen ausgebrochen. Eine hat sich in die Freiheit gekämpft. Konnte sie nur trotzig wegwischen und die restlichen, die hinter dieser einen standen, runterschlucken. Das Kei, der mich so oft vor schlimmen Dingen bewahrt und diese Dinge dann auf sich genommen hat, so vor mir demütig auf den Boden wirft.. das konnte ich kaum ertragen. Noch weniger, dass er sich entschuldigt hat. Da spüre ich wieder die widersprüchlichen Gefühle in mir. Einerseits hat er mich... sich mir... Frustriert schlag ich an den Fensterrahmen. Ich hab nicht einmal eine passende Bezeichnung dafür... Es war nicht, wie mit Gozaburo und seinem Aufsichtsrat oder 'Freunde'... nicht aus diabolischer Freude, Sadismus oder einfach nur, um sich an meiner Erniedrigung erst richtig aufzugeilen. Er - Kei - tat es, weil er keine Wahl hatte. Weil er mir helfen wollte. Weil er mir diese alten Säcke ersparen wollte. Aber der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen... Aus den richtigen Gründen etwas Falsches zu tun, bleibt etwas Falsches... oder? Fahrig streich ich mir durch mein Haar. Aber wie oft hat er sich vor mich gestellt? Hat die Aufmerksamkeit von seinem Vater oder Gozaburo auf sich gelenkt? Auf sich genommen, was die beiden eigentlich mit mir machen wollten? Doch trotz alle dem, wofür ich ihm dankbar bin, sind da diese Bilder in meinem Kopf. Diese Bilder wie er mit mir... Höre IHRE Anleitungen, Anweisungen, Befehle, was er wie mit mir tun soll. Auf einmal spür ich die Übelkeit in mir. War sie schon die ganze Zeit da oder ist sie gerade von 0 auf 100 gesprungen? Ich hab Mühe, mich zu beherrschen, aber ich will mich diesem Drang nicht ergeben. Dieser Zwiespalt hat mich schon heute Mittag beherrscht. Katsuya hat das gespürt und hat beim Führen des Dialoges ausgeholfen. Kei hat versucht das Eis zu brechen, indem er mit Smalltalk begann. Erst fragte er, ob der jüngere Mann, der mit beim Dōjō war, mein kleiner Bruder gewesen ist. Ich nickte nur und von ihm kam nur anerkennend, wie groß er geworden ist. Ja, er weiß von Mokuba, dass Gozaburo ihn immer wieder als Druckmittel verwendet hat. Nur zögerlich fragt er mich, ob dieser Drecksack von meinem Adoptivvater auch ihn... sofort schüttelte ich den Kopf. Ich hätte Gozaburo eigenhändig umgebracht, hätte er auch nur einen Finger an meinen Bruder gelegt. Natürlich hab ich das nicht so verbalisiert. Danach hat er sich nach Isono erkundigt. Ob er noch für mich arbeite und ob es ihm gut geht. Er macht einen glücklichen Eindruck, als mein Streuner ihm erzählt, dass wir Isono zum Jahreswechsel zum Miteigentümer der Kaiba Corp gemacht haben. Auch etwas Anerkennendes liegt in dem Blick des Grünäugigen. Er freute sich über diese Entwicklung, denn Isono sei in der Tat ein guter Mensch. Er habe ihn nicht nur in den Entzug gebracht, er wäre auch einmal die Woche vorbei gekommen und hätte sich nach ihm erkundigt. Hat ihm bei den einzelnen Schritten geholfen und ihm eine Perspektive geboten. Dann wurde Kei etwas bedrückter und meinte, es habe ihm sehr leid getan, als er Isono aus den Augen verlor. Nicht ganz unschuldig, wie er gestand. Er habe damals einfach gedacht, dass Isono genug für ihn getan habe und er nicht noch mehr Hilfe von 'meinem Assistenten' annehmen konnte. Wieder stellt sich eine Stille ein. Schließlich begann Katsuya einige Fragen zu stellen. Die erste Frage meines Streuners bezog sich auf Keis Mutter. Mein Blonder wollte wissen, warum sie nichts getan hat, um Kei - und damit auch mich - vor ihrem Mann zu schützen. Kei lächelte bitter. Eröffnet uns einen Einblick in seine Familie, der selbst mir noch nicht bekannt war. Wenn ich ehrlich bin, hab ich nie einen Gedanken an Keis Mutter verschwendet. Wahrscheinlich hab ich meine eigene familiäre Situation auf ihn gespiegelt. Dann erzählt uns Kei, dass seine Mutter die Tochter des Assistenten seines Vaters war. Sein Vater habe sie seit der Geburt gekannt und aufwachsen sehen und als sie in die Pubertät kam... habe er seinen Assistenten dazu gebracht, sie ihm zu überlassen. Jahre lange habe sein Vater seine Mutter durch die gleiche Hölle geschickt, durch die er später ihn und Seto gejagt habe. Mit dem Unterschied, dass sie schließlich schwanger von ihm wurde. Da habe er sie geheiratet. Doch damit war ihr Martyrium noch nicht zu Ende. Auch nach Keis Geburt habe sein Vater immer sein 'eheliches Recht' eingefordert, bis... seine Mutter sich in den Suizid geflüchtet hatte. Für einen Moment stellte sich wieder eine betroffene Stille ein. Doch Kei lockert die Situation wieder ein wenig auf. Meint nur, dass das Vergangenheit wäre und er damit abgeschlossen habe. Das er ihr die Entscheidung nicht mehr grollen würde, so wie er es als Kind und Halbwüchsiger getan hatte. Nur zögerlich hatte Katsuya dann die nächste Frage gestellt und gefragt, ob Keizo noch Kontakt zu seinem Vater hätte oder er wüsste, wo dieser wäre. Ich weiß noch, wie meine Hand sich dabei enorm verkrampft hat. Wie mir das Herz bis zum Hals schlug. Nur der Gedanke an einen aus dem Aufsichtsrat... Ich wiederholte innerlich meinen Satz. Versuchte richtig zu atmen und ruhiger zu werden. Doch... ich bin noch zu unerfahren und diese Situation war zu aufwühlend. Es wollte mir nicht gelingen. Doch Katsuya strich mir sanft mit dem Daumen über den Handrücken und nahm mir so etwas der Anspannung. Kei, dem meine Anspannung ganz offensichtlich nicht entgangen war, wartete mit der Beantwortung, bis er wohl den Eindruck hatte, dass es bei mir wieder geht. Dann erzählt er mit einem schiefen Grinsen, dass niemals wieder jemand etwas von Oshita Konosuke zu befürchten hätte. Interessiert hakte mein Streuner nach und Kei meinte, dass sein Alter vor zwei Jahren einen Schlaganfall gehabt hatte. Zwar habe er seinen Sohn aus seinem Testament streichen lassen, aber als letzter Familienangehöriger war es an Kei zu entscheiden, was mit dem Alten geschehen sollte. Nun läge Konosuke in einem mittelmäßigen Pflegeheim und siecht vor sich hin, denn zwar sei sein Verstand hellwach, aber sein ganzer Körper wäre gelähmt und er könne nur durch einen Schlauch, der unterhalb seines Kehlkopfes in den Hals führt, noch atmen. Der Alte könne nicht mal mehr blinzeln und eine Pflegerin muss dafür Sorge tragen, ob seine Augen offen oder geschlossen sind und wenn sie offen sind feucht bleiben. Katsuya konnte nicht anders und fragte, ob Kei seinen Vater besuchen würde. Doch der schüttelte den Kopf. Nachdem die Pflege für den Alten geregelt war, habe er ihn ein einziges Mal besucht, ihm ein paar Takte gesagt und wäre dann gegangen. Er habe nicht vor jemals wieder auch nur einen Fuß in dieses Heim oder in seine Nähe zu setzen. Dabei wirkte er wahrlich befreit und erleichtert... obwohl sein Vater noch lebt... und ich? Gozaburo ist tot und hat mich immer noch fest im Griff. Gerade als ich noch einmal gegen den Fensterrahmen schlagen möchte spüre ich zwei Arme, die sich von hinten um meine Brust legen. Den Kopf, der sich auf meine Schulter bettet. Höre die sanfte, verschlafene Stimme meines Streuners. Die fragt, warum ich noch wach bin. Ich lehne mich an ihn an, spüre, wie die Anspannung aus mir weicht und die Müdigkeit nach mir greift. Katsuya versteht das ohne Worte, löst sich von mir und zieht mich zum Bett. Dort steigt er wieder auf das Bett, so dass ich ihm folgen muss. Legt sich langsam hin und zieht mich in seinen Arm. Er deckt uns bedächtig zu, lässt mich noch etwas näher an ihn ran rücken. Mein Ohr liegt auf seiner Brust. Der gleichmäßige Herzschlag fördert meine Müdigkeit. Ganz leise höre ich meinen Streuner flüstern, dass er mich liebt. Ich schaue zu ihm auf und erwidere das Geständnis, dann fallen mir die Augen zu und umgeben von seiner Wärme und seinem Geruch schlafe ich endlich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)