Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 109: Einen Schritt vor den Sandsack ------------------------------------------- Immer noch darf ich nicht in die Firma. Schule geht wieder. Aber keine Arbeit. Nun ja, wäre ich noch derselbe, wie letztes Jahr, würde ich mich jetzt darüber beklagen, doch das bin ich nicht mehr. Tatsächlich bin ich ein anderer und der ist froh darüber nicht wieder in dieses Büro zurück zu müssen, mit all der Verantwortung, den Telefonaten, Treffen, Entscheidungen... Wann hatte ich das letzte Mal wirklich Spaß in der Firma? Das muss jetzt fast zwei Jahre her sein... als ich die Duell Disc entwickelt habe. Die Technik, die es Duellanten erlaubt auch unterwegs mobil miteinander zu ringen. Der Traum, sich jederzeit und überall ohne großen Aufwand mit anderen zu duellieren zu können, war auch meiner, den ich mir damit erfüllt habe. Noch immer geht die Disc hervorragend. Sofern wir keinen Lieferengpass mit diesem einen verdammten Teil bekommen. Zutrauen würd ich es Kogoro, dass er mich damit versucht zu erpressen. Bei dem Gedanken an Kogoro läuft es mir kalt den Rücken runter und ein flaues Gefühl in meinem Magen stellt sich ein. Also sage ich mir meinen Satz und versuche in den Bauch zu atmen. Aber es will nicht funktionieren. Wieso will es nicht funktionieren? Samstag und gestern hat es doch auch funktioniert. Aber jetzt, wo ich es wirklich bräuchte geht es einfach nicht? Scheiße! Ich hau frustriert gegen die Wand. Auf einmal flackert vor meinem geistigen Auge das Bild eines Sandsackes auf. Stimmt ja... Katsuyas kleine Überraschung gestern. Ich eile in unser Schlafzimmer und zieh mir etwas Lockeres an, eine schwarze Trainingshose und ein Shirt. Ich blick mich um und vermisse meinen Streuner. Aber er hatte jetzt so viel Aussetzer auf der Arbeit, dass er unbedingt diese Woche durchziehen will. Also warum soll ich ihn in die Zwangslage bringen, sich zwischen seinem Job im Conbini und mir entscheiden zu müssen. Er will dort arbeiten, auch wenn er das längst nicht mehr muss. Sein Vater steht mittlerweile wieder auf eigenen Füßen, verdient gutes Geld, hat eine schöne Wohnung, seine Hände sind fast wieder voll einsetzbar und nächste Woche, wenn der April beginnt, wird er wieder als Koch anfangen. Doch dem zu Trotz wollte Katsuya seinen Job im Conbini nicht aufgeben. Sprach von Verantwortung gegenüber seinem Chef und das ihm der Job Spaß macht. Ich glaube, er will ihn nicht aufgeben, damit er nicht völlig von mir abhängig ist. Weil er mir beweisen will, dass es ihm nicht um das Geld geht. Immer wieder scheint mein Geld ihn einzuschüchtern. Flammt bei ihm die Angst auf, ich könnte glauben, dass er nur hinter dem Geld her ist. Verdammtes Geld! Ich hab fürchterliche Angst, dass es irgendwann der Grund sein könnte, an dem unsere Beziehung zerbricht. Wann immer ich ihm etwas schenken möchte, wird er es erst einmal ablehnen, weil... zu teuer, zu Deluxe, zu... Meine Schritte tragen mich eiligst in den Trainingsraum und ich trete an den Sandsack. Ich nehm die Stellung ein, die mein Streuner uns gestern gezeigt hat und haue zunächst erstmal nur wie in Zeitlupe auf den Sack. Überprüfung mehrfach meine Haltung und meine Bewegungen. Dann werde ich etwas schneller. Haue hier, boxe dort, Kick in die imaginären Eier von wem auch immer. Wiederholung. Hauen. Boxen. Treten. Und noch einmal... Erst als ein Räuspern ertönt schnelle ich erschrocken um. Ich bin außer Atem, mir läuft der Schweiß von der Stirn und meine Kleidung klebt feucht an mir. Am Eingang steht Kai und klatscht bewundernd. Lobt, dass das schon ganz gut aussieht. Immer noch nach Atem ringend frage ich ihn, was er hier will. Er blickt mich überrascht an und sagt, dass wir verabredet seien. Ja, klar. Aber doch erst um ... Uuuh... ich kann unmöglich schon seit zwei Stunden hier geboxt haben. Scheiße. Kai kommt in den Raum und betritt die Trainingsmatte in der Mitte. Er lädt mich mit einer Geste zu sich ein, während er sich in einen Schneidersitz auf den Boden setzt. Ich setze mich ihm gegenüber, nachdem ich mir ein Handtuch genommen habe und mir das Gesicht und den Nacken trockne. Mein Psychologe schaut sich in dem Raum um und meint, dass das ein großartiger Trainingsraum wäre. Ich nicke und verweise darauf, dass Katsuya die Idee hatte und für die Umsetzung gesorgt hat. Kai ist erstaunt und irgendwie stolz. Nach ein wenig Smalltalk zum heutigen Schultag fragt er mich, wie es mit meiner Atemübung voran geht. Ich schnaufe. Erzähl ihm von meinen geglückten Übungen am Wochenende und der missglückten Übung vorhin. Kai meint nur, dass das noch etwas Übung verlangt, bis es mir in Stresssituationen helfen wird. Forschend frag ich nach, wie viel Zeit 'etwas Übung' in Anspruch nehmen wird. Kai grinst frech und meint, dass Katsuya dafür vier Wochen gebraucht hätte. VIER WOCHEN? Mein Therapeut nickt nur. Schließlich fragt er mich, ob ich schon eine Entscheidung bezüglich Keizo getroffen habe. Ich schau ihn lange an und mustere ihn ausgiebig. Dann lass ich mich nach hinten auf die Matte fallen und streck meine Arme von mir. Ich seufzte. Sag ihm, dass ich immer noch unentschlossen bin, aber meine Tendenz würde zu einem Gespräch hingehen. Nur das mit dem neutralen Ort für uns beide... da will mir nichts einfallen. Es ist schwer einen neutralen Ort zu finden, an dem wir ungestört sein können und an dem jeder von uns die Möglichkeit hat sich bei Bedarf zurück zu ziehen. Kai rückt auf meine Höhe auf, wahrt aber weiterhin Abstand. Dafür bin ich ihm dankbar. Er meint nur, dass mir sicherlich noch ein Ort einfallen wird, wenn die Zeit es erforderlich machen wird. Ich nicke nur zustimmend. Dann grinst er mich an und ich schau ihn verwirrt an. Frag ihn, was ihn so grinsen lässt. Er fragt mich nur, dass es mir wirklich nicht auffällt. Ich setz mich auf meine Ellenbogen auf und schau ihn verunsichert an. Was fällt mir nicht auf? Kai meint, ich solle mich noch mal auf den Rücken legen. Kurz zögere ich, dann komm ich seiner Bitte nach. Er schaut mich an und sagt mir, dass er jetzt seine Hände auf meinen Bauch legen wird. Ich zieh die Stirn kraus. Dann spür ich seine Hände auf meinem Bauch und... wie sie sich heben und senken. Mein Kopf schnappt nach oben und ich schau zu, wie mein Bauch die Hände von Kai immer wieder in die Höhe stemmen... Wie...? Ich mein, ich hab meinen Satz doch gar nicht gesagt und mich auch gar nicht darauf konzentriert und... die Hände ruhen plötzlich nur noch auf meinem Bauch ohne hoch und runter zu gehen. Dann nimmt Kai sie von mir und lächelt mich an. Perplex blicke ich zu ihm und er meint nur, wenn die Übung mal verstanden wurde, es durchaus vorkommen kann, dass man diese Atemtechnik dann ganz unbewusst machen könnte. Er drückt nochmals seinen Stolz darüber aus, dass ich so gute Fortschritte mache und steht dann langsam auf. Ich setz mich hin und blick ihn fragend an. Als ihm mein Blick bewusst wird meint er nur, dass die Zeit um wäre. Was? Ich schau wieder auf meine Armbanduhr und tatsächlich... die Stunde ist fast um... Was ist heute nur mit der Zeit los? Sie fliegt förmlich und verstreicht so unglaublich schnell. Dann hör ich Mokuba nach mir rufen. Schnelle Schritte kommen näher, bevor er durch die Tür stürmt und abrupt stehen bleibt. Er lächelt Kai an und begrüßt ihn freundlich. Die beiden wechseln noch ein paar Worte, bevor sich Kai endgültig verabschiedet und uns alleine lässt. Mokuba kommt zu mir und begrüßt mich mit einer Umarmung. Fragt wie mein Tag war und ich lächle ihn an. Dann schau ich wieder auf meine Uhr und frag, warum er heute so spät ist. Er grinst nur und meint, er wäre ab heute in einer Sport AG. Verdutzt blick ich ihn an und nehm ihn stolz in den Arm. So, so... Moki ist nun in einer Sport AG. Das freut mich irgendwie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)