Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 108: Einen Schritt der Vorbereitung ------------------------------------------- Die anderen sind gerade nach Hause aufgebrochen und ich sitz mit Seto noch im Wohnzimmer auf der Couch und zocke mit ihm Street Combat. Aber gegen meinen großen Bruder hatte ich noch in keinem Spiel eine Chance. Und obwohl ich jede Runde verliere frustriert mich das absolut nicht, denn es kommt nicht oft vor, dass Seto sich die Zeit nimmt, um mit mir einfach mal zu zocken. In diesem einen Moment ist es völlig egal, was gewesen war oder gerade ist. Wir sind einfach Brüder, die etwas Spaß zusammen haben. Wir kabbeln uns, frotzeln herum, lachen gemeinsam. Das ist so selten, dass wir so einen Moment nur für uns alleine haben. Es ist einfach großartig. Da macht es - wie gesagt - auch gar nichts, dass ich an einer Tour verliere. Da gelingt mir eine Combo, die Seto mit seiner Figur nicht blocken kann. Meine Figur haut seine ungespitzt in den Boden und ich gewinne zum ersten Mal eine Runde. Ich springe vor Freude auf und hüpfe auf und ab. Tatsächlich quietsch ich dabei, weil ich es einfach nicht fassen kann. Auf einmal werde ich umgeworfen auf die Couch und spüre die Finger meines Bruders, wie sie mich an meiner Seite traktieren. Ich kann nicht anders, weil ich saukitzlig bin als laut zu lachen und darum zu betteln, dass mein Bruder aufhört. Doch er lacht auch und dafür pinkel ich mir gerne fast in die Hose. Schließlich liegen wir atemlos nebeneinander auf der Couch, haben beide Lachtränen im Auge und sind glücklich. Wann war Seto jemals so ausgeglichen und locker drauf? Liegt das an dieser Entspannungsübung, die Katsuya ihm zeigen wollte? Kann es sein, dass nach nur anderthalb Tagen eine solche Veränderung eintreten kann oder... woran liegt es sonst, dass mein Bruder so... unbeschwert ist. Er zieht mich zu sich und umarmt mich. Vor vier Monate war das undenkbar. Da durfte ich ihn nur selten umarmen und nie länger als einige Sekunden. Sonst versteifte er sich und begann mich wieder von sich zu stoßen. Im wörtlichen Sinn. Und heute... was für ein unglaublicher Weg er in dieser kurzen Zeit schon geschafft hat. Alles nur, weil Katsuya ihn auf einen Weg geführt hat, der schmerzhaft, aber auch heilsam war. Ich hab dem Blonden so viel zu verdanken. Daher bin ich überglücklich darüber, dass die beiden auch zueinander gefunden haben. Vielleicht kann ich diesen Moment nutzen und ihn fragen, was mit dem letzten Dōjō los war und wir so abrupt aufgebrochen sind. Als ich meine Frage gestellt habe blickt er mich lange an. Sein Lächeln ist nur noch ansatzweise vorhanden. Dann antwortet er mir, dass ihn das Dōjō an etwas erinnert habe. Das Dōjō? Oder der eine Trainer? Ich kann in seinen Augen sehen, wie er mich gerade für meine Beobachtungsgabe verflucht. Nicht wirklich, aber manchmal wünscht er sich sicherlich, dass ich weniger aufmerksam wäre. Aber gerade wenn es um ihn geht kann ich nicht anders. Nicht, seitdem ich erfahren habe, was mir all die Jahre entgangen ist. Seto schluckt. Dann nickt er. Sagt, dass er den Mann kennt. Sofort setz ich mich auf. Was? Dieser Mann ist eines der Schweine, die sich... er winkt ab. Meint, es sei anders. Ganz anders. Verwirrt schau ich ihn an. Wie meint er das, anders? In wie fern anders? Für einen Moment scheint er etwas abzuwägen und meint dann, dass ich ihm nicht böse sein soll, aber das kann er mir - noch - nicht erzählen, aber wenn ich ihm die Zeit lassen würde, dann würde er es mir bald erklären. Es fällt mir schwer, aber ich nicke. Aus Erfahrung weiß ich, dass es nichts bringt, jetzt zu drängen. Das würde ihn sich nur wieder schließen lassen. Dann wuschelt er mir durch das Haar. Ich lache wieder. Da kommt Katsuya herein und scheint angenehm überrascht zu sein, dass die Stimmung so ausgelassen ist. Er fragt, ob er stört und Seto angelt nach ihm. Als er ihn endlich erwischt zieht er ihn zu sich und küsst ihn sanft. Ich lächle. Wie unbefangen Seto ist und wie glücklich und natürlich das alles wirkt. Als wäre es nie anders gewesen zwischen den beiden. Ich will gerade aufstehen und den beiden etwas mehr Privatsphäre lassen, als Seto den Kuss bricht und mich festhält. Mich fragt, wo ich hin will. Ob es mir unangenehm wäre, wenn sie sich küssen. Sofort schüttle ich den Kopf und kuschel mich an ihn. Niemals wäre mir das unangenehm oder peinlich. Nicht hier, nicht da draußen. Nirgends. Dann setzt sich Katsuya auf und sagt, er habe eine Überraschung für uns, ob wir sie sehen wollen würden. Seto und ich schauen uns einen Bruchteil einer Sekunde fragend an und nicken dann synchron. Der Blonde strahlt, springt auf und zieht uns hinter sich her. Er zieht uns durch Das Wohnzimmer und den Wintergarten ins Ende des Flügels und bleibt vor einer Schiebetür stehen. Er dreht sich wieder zu uns an und grinst. Ob wir bereit wären. Wieder nicken Seto und ich synchron. Katsuyas Augen glänzen, dann schiebt er die Tür auf. Ich bin baff. Aus einem der unzähligen, nicht genutzten Esszimmern, der ursprünglich für Empfänge von zwanzig oder mehr Gästen gedacht war, hat Katsuya einen Trainingsraum gemacht. So einen, wie in dem Dōjō, dass wir zuletzt besucht hatten. Da trifft es sich echt gut, dass der Eingang auch an einer Kopfseite ist. Der zentrale Bereich ist mit einer großen, cremefarbenden Matte ausgelegt, an einem Ende befinden sich Sprossenwände, Sandsäcke, ein Punchingball. Es gibt einen Ständer mit Hanteln. Eine Wand ist auf Höhe der Trainingsmatte verspiegelt. An der anderen Seite des Raumes sind noch einige andere Sachen. Ich hüpfe rein und schau mir alles an. Seto ist genau so baff wie ich. Das kommt selten vor. Doch als er seine Stimme wiederfindet fragt er Katsuya, wie er das gemacht hat. Katsuya grinst breit. Die anderen hätten ihm geholfen, indem sie ihn abgelenkt hätten und mit Isonos Hilfe hätte er die Sachen besorgt und arrangiert. Jetzt hätten wir schon mal einen Ort, wo wir uns etwas Kondition antrainieren können und wenn wir erstmal einen Trainer gefunden haben kann er uns hier unterweisen. Ich quietsche schon wieder. Aber was soll ich machen? Ich freu mich einfach so. Scheinbar gefällt es auch Seto der seine Hausschuhe auszieht - scheiße... das hab ich ganz vergessen, dass so ein Raum nicht mit Schuhen betreten werden darf. Eilig lauf ich zu den beiden zurück und zieh auch meine Hausschuhe aus. Katsuya trägt für gewöhnlich nur Socken. Dann folge ich Seto, der gemäßigt in den Raum eintritt und sich alles genau anschaut. Die großen Fenster sind von schweren Vorhängen flankiert, die bei Bedarf auch geschlossen werden können. Er nickt immer wieder. Dann umarmt Katsuya uns von hinten und fragt mit einem strahlenden Grinsen, ob wir bereit wären für unsere erste Trainingsstunde. Seto blickt ihn überrascht an. Dann zieht Katsuya uns zu dem hinteren - nicht ganz so Dōjō-liken - Teil des Raumes. Er erklärt uns, wie man richtig gegen den Sandsack boxt. Erklärt uns, wie wir stehen müssen, worauf wir achten sollen, was wir nicht tun sollen. Katsuya wäre ein großartiger Lehrer, geht mir in diesem Moment durch den Kopf. Wenn er mal nicht wissen sollte, was er nach der Schule machen will... Lehrer... Sportlehrer! Ich nicke, als wäre das nun beschlossene Sache, vielleicht, weil ich das für einen kleinen Augenblick einfach glauben möchte. Doch dann konzentriere ich mich wieder auf das, was Katsuya uns erklärt und uns dann umsetzen lässt. Der Blonde scheint sich zumindest beim Sandsackboxen gut auszukennen und ich frag mich, woher... Vielleicht... vielleicht ergibt sich irgendwann eine Möglichkeit ihn mal danach zu fragen. Doch jetzt will ich einfach nur den Moment genießen, denn Seto sieht aus, als würde ihm dieses Training Spaß machen. So verbringen wir die nächsten zwei Stunden damit ein wenig zu üben und Muskelaufbauübungen zu machen und an unserer Ausdauer zu arbeiten... und mir geht - leider - viel zu schnell die Puste aus. Ich brauch eindeutig mehr Bewegung! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)