Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 99: Einen Schritt zurückweichen --------------------------------------- Wir kommen in das siebte Dōjō heute. Die vorigen sechs waren... in Ordnung, aber mein Drache hat sich bislang immer an irgendetwas gestört. Zu modern, zu gut besucht, der Trainer war ihm unsympathisch. Doch jetzt scheinen wir gefunden zu haben, was wir suchen. Es ist ein klassisches Dōjō, vielleicht sogar aus dem 19. Jahrhundert. Klassischer Fußboden. Ganz vorne trainiert eine Frau die Kindergruppe, dahinter werden Sportler in unserem Alter unterwiesen. Weiterhinten sehen wir Mittdreißiger und ältere, die miteinander trainieren. Ganz hinten sitzt ein alter Mann und scheint alles genau zu überwachen. Als ich zu meinem Drachen blicke sehe ich einen mehr als zufriedenen Ausdruck auf seinem Gesicht. Er beobachtet alles mit großer Zufriedenheit und wir scheinen endlich gefunden zu haben, was wir suchen. Er beobachtet den Umgang der Lehrer mit den Schülern und den Schülern miteinander. Schaut sich genau das Dōjō an und die dazu gehörigen Räumlichkeiten. Je länger er sich umschaut, desto zufriedener wird er. Schließlich kommt die Frau, die eben noch mit den jüngeren trainiert hat zu uns und fragt, ob sie uns helfen kann. Seto nickt und beginnt sofort mit ihr das Gespräch. Er wirkt wie früher. Selbstbewusst. Von sich überzeugt. Kontrolliert. Stellt Fragen, bekommt Antworten, stellt Folgefragen, führt das Gespräch. Unglaublich, wie anders er auf einmal wirkt. Das kommt dem Kaiba Seto nahe, den ich kennen gelernt habe und den er so lange Zeit präsentiert hat. Nur das ihm seine Arroganz gänzlich abhanden gekommen ist. Dadurch wirkt er offen und sympathisch auf die Frau. Er sagt etwas, sie lacht an den richtigen Stellen... Flirtet sie mit ihm? Ich spür da ein Zwicken in mir. Gerade als er fragt, ob es möglich wäre auch Privatunterricht zu bekommen, blickt sie ihn völlig entgeistert an. Sie kontert damit, dass gerade der Umgang unter den Schülern ein wichtiger Teil der Lektionen sei. Alleine wäre dieser Lerneffekt wohl kaum zu erreichen. Mein Drache wendet sich zu Mokuba und mir und meint, dass es hier um drei Neueinsteiger ginge. Erklärt, dass unser Alltag recht straff organisiert ist und es kaum möglich wäre da Training unterzubringen, wenn wir drei von unterschiedlichen Orten zu bestimmten Zeiten uns im Dōjō einfinden müssten. Sie bedenkt kurz, was er ihr sagt und wendet sich dann ab, mit der Bitte, dass wir warten sollen. Ohne große Eile geht sie bis zum hintersten Ende der Halle, kniet sich neben den Alten und wechselt mit ihm einige Worte. Dieser scheint was zu erwidern und sie scheinen abzuwägen, ob es ratsam wäre unserer Bitte entgegen zu kommen. Schließlich winkt der Alte jemand herbei und wechselt auch mit ihm einige Worte. Der neue, ein Mann in den Zwanzigern blickt zu uns und auf einmal sehe ich, wie alle Farbe aus Setos Gesicht weicht. Er wendet sich zu uns und meint, dass uns hier wohl nicht geholfen wird und wir weiter suchen müssen. Mein Drache möchte seine aufkommende Panik überspielen und uns drängen uns umzudrehen und den Dōjō zu verlassen. Doch weder Mokuba, noch ich verstehen, warum er das auf einmal fordert. Dann blickt mich Seto mit einem Blick an, der mich geradezu anfleht ihm entgegen zu kommen. Ich nicke also und lege eine Hand auf Mokubas Schulter. Wir sind gerade aus dem Dōjō getreten als ich eine Stimme den Vornamen meines Drachen rufen höre. Wie erstarrt bleibt Seto stehen, knirscht mit den Zähnen. Dann, ganz langsam wendet er sich zu dem Trainer, den der Alte gerade zu sich gewunken hatte. Dieser lächelt ihn sanft und vorsichtig an, verbeugt sich ein wenig vor ihm. Er meint, dass es lange her wäre, dass sie sich das letzte Mal sahen und fragt nach seinem Wohlbefinden. Auf einmal ist Seto wieder ganz der Alte, abweisend, kalt, arrogant. Er lässt den anderen auflaufen und verbietet sich die Vertraulichkeiten. Auf die Frage des anderen geht er gar nicht ein. Dann wendet er sich wieder ab und will zum wartenden Wagen. Da greift der Trainer in einer verzweifelten Geste nach Setos Handgelenk. Das lässt meinen Drachen vor Schreckt fürchterlich zusammen fahren und den anderen von sich stoßen, so dass einige Schritte zwischen ihnen liegen. Für andere mag er immer noch kontrolliert wirken, doch ich erkenne die angehende Panik. Die weiten Augen, das angestrengte Atmen durch die Nase, der sich langsam bildende Schweiß, Mit einer gespannten, kaum hörbaren Stimme warnt er den anderen, ihn nie wieder zu berühren. Seine Stimme könnte Papier schneiden und es liegt eine außerordentliche Kälte in ihr. Der andere blickt ihn schockiert an. Dann entschuldigt er sich bei Seto und fragt, ob wir nicht wieder mit ihm reinkommen wollen, um die Formalitäten für den Privatunterricht zu klären. Immer noch fixiert mein Drachen ihn und schüttelt dann den Kopf. Er meint, dass wir uns anderweitig umsehen werden. Damit tritt Seto einen Schritt zurück, immer noch den anderen fest im Blick, bevor er sich schließlich umdreht und in das Auto einsteigt. Mokuba folgt ihm prompt. Ich brauch einen Moment länger. Für einen Augenblick seh ich Schmerz in den Augen des anderen aufflammen. Dann bemerkt er, dass ich ihn aufmerksam beobachte und der Schmerz verschwindet augenblicklich. Könnte das einer der Häscher meines Drachens sein? Eigentlich ist er dafür viel zu jung oder? Oder... in welcher Verbindung steht er sonst zu Seto? Zu gerne würde ich ihn fragen, doch jetzt folge ich erst einmal meinem Drachen in das Auto, welche sich umgehend in Bewegung setzt und uns fortbringt. Seto bittet Fuguta nach Hause zu fahren. Scheinbar ist die Dōjō-Schau für heute zu Ende, auch wenn wir nicht fündig geworden sind. Aber ihn jetzt darauf anzusprechen ist nicht ratsam. Dass muss ich mir aufsparen, bis der Moment günstiger ist und er bereit ist für das Gespräch. Mokuba blickt besorgt zu mir und ich lächle ihn beruhigend an. Er erwidert das Lächeln nur im Ansatz und dann richtet sich sein Blick kurz ängstlich zu seinem großen Bruder, bevor er aus dem Fenster schaut. Er versteht die Reaktion des anderen ebenso wenig, wie ich, auch wenn sich in mir eine Vermutung formuliert. Ob ich richtig liege... werde ich mit der Zeit rausfinden. Plötzlich spüre ich, wie Mokuba sich an mich lehnt. Ich lege vorsichtig meinen Arm um die Schulter des Jüngeren und er schließt kurz die Augen. Er ist nicht dumm und hat ähnliche Schlüsse gezogen wie ich. Vielleicht... vielleicht sollte er bei dem Gespräch dabei sein? Aber ich fürchte, dass sich mein Drachen dann komplett sperren wird - so wie bei dem ersten Versuch einer Gruppensitzung. Da fällt mir ein... er... er weiß immer noch nichts davon, dass Mokuba mittlerweile von mehr als nur Gozaburo weiß. Bislang hat es sich einfach nicht ergeben ihm zu sagen, dass es notwendig war dem Kleinen mehr zu erzählen. Wie wird er wohl erst darauf reagieren? Ich beschließe, erst einmal was Vernünftiges zum Abendessen zu machen und dabei meinen Kopf frei zu kriegen. Dann wird mir sicherlich auch aufgehen, wie ich Seto auf beide Themen ansprechen kann. Hoff ich zumindest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)