Desaster von Adrija ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Wütend boxte Steve immer und immer wieder gegen den Sandsack. Dieser schwang unter der Wucht der Schläge deutlich nach hinten und Risse hatten sich bereits gebildet, wodurch seine Füllung langsam heraus und zu Boden rieselte, sich durch das Schwingen in der Umgebung verteilte. Wie immer hatte Tony eine ernsthafte Diskussion in eine Farce verwandelt und auch wenn im Gegensatz zu der Öffentlichkeit, die sich gerne von seinen Worten und Witzen einwickeln ließ, von ihnen keiner sich hatte auch nur ein Stück weit überzeugen lassen, so war doch alles an seinem Trotz abgeprallt. Er wusste, dass sie Recht hatten, er wusste, dass seine momentanen Handlungen mehr als nur leichtsinnig waren, dennoch ignorierte er diese offensichtliche Gefahr. Es machte Steve einfach nur wahnsinnig! Mit dem nächsten Schlag hatte der Soldat den Sandsack aus der Verankerung an der Decke gerissen, der zwei Meter weiter auf dem Boden aufprallte, dort noch etwas weiter schlitterte und dann regungslos liegenblieb. Hatte Tony ihm nicht versprochen, dass er die Befestigung so weit verstärkt hatte, dass das nicht wieder passieren würde? Heftig atmend sah Steve prüfend nach oben. Eines der Kettenglieder hatte nachgelassen und war unter den Strapazen gebrochen. Tief durchatmend versuchte er sich wieder zu beruhigen, nachdem ausgiebiges Jogging und das Fitnesstraining nicht gereicht hatten. Er fühlte sich besser, aber nicht gut. Etwas enttäuscht von den schwachen Ergebnissen, entschied er sich dafür seine Bemühungen sein zu lassen und ging duschen, um sich den Schweiß abzuwaschen. Außerdem war bald Zeit für das Abendessen und Clint hatte bereits dem Druck der Gruppe nachgegeben und sich bereiterklärt für das Abendessen zu Sorgen. Auf dem Weg in die Dusche bestätigte Jarvis seinen Gedankengang nur indem er ihn darauf hinwies, dass ihr Scharfschütze soeben die Küche betreten hatte. Schnell machte er sich fertig und nahm die Stufen zur Gemeinschaftsetage. Natascha und Bruce saßen bereits am Tresen, während Clint in der Küche herumhantierte. Die Luft war bereits erfüllt von einem Duft, der wahrscheinlich jedem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Die drei Anwesenden unterhielten sich miteinander. „Hey, Cap.“, begrüßte Clint ihn ohne den Kopf anzuheben, von was auch immer er da tat. Die beiden anderen drehten sich zu ihm um und während Bruce eine Hand zum Gruß hob, lächelte Natascha ihn freundlich an. Aus reinem Reflex heraus wiederholte er beide Gesten in deren Richtung und setzte sich dann auf den freien Stuhl neben ihrem einzigen weiblichen Avenger. „Du bist immer noch sauer, wie?“, sprach Natascha ihn an. Ohne sie anzusehen, nickte er stumm und griff nach der Flasche Wasser und dem Glas, die Clint ihm kommentarlos hingestellt hatte. Steve fühlte sich jedes Mal schlecht, wenn der andere Mann anfing ihn zu bedienen. Es war schon dreist, dass er und die anderen sich von ihm inzwischen deutlich häufiger als früher bekochen ließen und wenigstens Wasser könnte er sich immerhin selbst aus dem Schrank herausholen, aber ihr Scharfschütze duldete niemanden außer Natascha im direkten Küchenbereich, wenn er etwas für die gesamte Gruppe herstellte. Und selbst sie wurde nur geduldet, weil sie wusste, wie sie ihm nicht in die Quere kam, zumindest war ihm das von ihr so erklärt worden. Die Hilfe, die besonders zu Beginn, Steve ihm immer wieder angeboten hatte, war jedes Mal ausgeschlagen worden, sogar mit der Androhung von Gewalt, wenn er es wagen sollte in einen bestimmten Bereich vorzudringen. Und um ehrlich zu sein, wollte der Soldat sich nicht mit jemandem anlegen, der auf 200 Meter eine Ameise mit einem Pfeil treffen konnte und gerade mit heißem Öl und scharfen Messern herumhantierte. Irgendwann hatte Steve es dann aufgegeben und versucht sich die Sachen aus der Küche zu holen, die er brauchte, bevor der andere Mann den gesamten Bereich für sich beanspruchte. Was natürlich nur ging, wenn vorher klar war, dass sie erneut in den Genuss der Hausmannskost kommen würden. Heute war Steve einfach so weit mit seinen Gedanken weg gewesen, dass es ihm irgendwie entgangen war das zu erledigen. Wie aufs Stichwort hörte er die Fahrstuhltüren erneut aufgleiten und gleich darauf betraten Tony und Pepper den Raum, lächelnd und händchenhaltend. Steve sah nur kurz hoch, nickte der Frau mit einem leichten Lächeln einmal zu als deren Augen auf ihn fielen, wandte den Blick aber gleich wieder nach vorne, nachdem er auch kurz Blickkontakt mit Tony bekam. Er wollte hier nicht sofort wieder anfangen zu streiten. Pepper hatte sich inzwischen deutlich bequemer angezogen und zog ihren Freund zu den beiden freien, nebeneinanderstehenden Barhockern links von Bruce auf denen sie Platz nahmen. Steve spürte Nataschas Hand an seiner Schulter und wandte sich ihr zu. Sie musste nichts sagen. In dem Moment fing Clint an mit dem Geschirr zu klappern, zog das Essen aus dem Ofen und verteilte die gefüllten Paprika und Auberginen, die zum Vorschein gekommen waren, auf die Teller, die er unter den Anwesenden verteilte, ebenso wie die Getränke und Gläser, die er zur Verfügung auf den Tresen stellte. Steve entging nicht, dass er jeweils eine Paprika und Aubergine wieder zurück in den Ofen schob. Die Stimmung war eher bedrückend zu Beginn, aber Pepper schaffte es relativ schnell alle aufzulockern und die Themen in den sicheren Gebieten zu halten, während sie darauf achtete alle mit einzubeziehen und selbst Steve von seinen Gedanken abzulenken. Es war wirklich kein Wunder, dass diese Frau in ihrem Job so gut war. Nachdem alle letztendlich so satt waren, dass bei niemandem mehr etwas in den Magen passte, beschlossen sie schließlich sich zusammen noch einen Film anzusehen und Steve die Pop-Kultur erneut etwas näher zu bringen. „Dann suchen wir schon etwas aus und du fütterst noch den Hausgast.“, sprach Natascha nun zum ersten Mal das Streitthema an, während Clint das im Ofen verbliebene Essen auf einen Teller legte und diesen gegen den vor Steve stehenden, leeren, austauschte. Doch kaum, dass der Teller vor ihm stand, war Tony plötzlich neben ihm. Ein Grinsen auf dem Gesicht, sah er Steve an. „Komm schon. Ich glaube zwar nicht, dass er verhungert, jedenfalls nicht in nächster Zeit, aber ehrlich gesagt, will ich es nicht ausreizen.“, kommentierte er und war schon zwei Schritte in Richtung Fahrstuhl verschwunden als Pepper sich zu Wort meldete. „Warte.“, rief sie und sprang von ihrem Barhocker auf. „Ich komme mit.“, verkündete sie mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und stellte sich direkt neben ihren Freund, ihn völlig unschuldig ansehend, der sie nur ungläubig anstarrte. Steve, und er konnte aus seiner peripheren Sicht sehen, dass er nicht der einzige war, holte Luft, um sofort zu widersprechen, doch die Frau streckte ihnen die Handfläche entgegen, eine eindeutige Geste für alle den Mund zu halten. Weiterlächelnd stand Pepper nun neben Tony, legte ihren Kopf etwas schief. „Na los. Die anderen können den Film auch ohne mich aussuchen.“, fügte sie noch hinzu. „Pep, ich kann verstehen, dass du jede Sekunde, die du hier bist mit mir verbringen willst, ich meine, wer könnte das nicht, aber zwei Leute reichen definitiv um einen Teller von A nach B zu bringen.“, versuchte Tony ihr nun die Idee aus dem Kopf zu schlagen und beäugte sie misstrauisch. „Oh, ich bezweifle nicht, dass das nicht auch nur einer von euch schaffen würde, aber ich würde ihn gerne sehen.“, erklärte sie und ließ ihr Gegenüber nicht eine Sekunde aus den Augen. „Du weißt schon, immerhin bin ich zu 12% auch die Gastgeberin.“ Tony zog die Augenbrauen zusammen. „Das halte ich für keine so gute Idee.“, antwortete er schließlich und sah mit einem hilfesuchenden Blick kurz zu Steve und dann rechts neben ihn, wo Natascha stand, die nur die Arme vor der Brust verschränkte und ihr Gewicht von einem auf das andere Bein verlagerte. Mit einem kurzen Seitenblick bemerkte Steve das dezente Lächeln, dass die Lippen ihrer SCHIELD-Agentin umspielte. „Aber warum denn nicht, Tony?“, hackte Pepper nach. Diesmal war der herausfordernde Unterton deutlich herauszuhören. „Hey, wir kennen doch alle das Ego der Diva. Du weißt schon, dass extra die Hausherrin sich zu ihm bequemt, um ihm das Essen zu bringen. Das würde sein ohnehin überdimensionales Ego ganz schön boosten, meinst du nicht? Und wir wissen nicht, wie lange er noch hierbleibt, könnte ganz schön anstrengend werden.“, versuchte der Milliardär sich herauszureden. „Oh, aber das macht mir nichts aus. Ich kann gut mit Leuten, die sich wichtigtuen. Ich habe da einiges an Erfahrung.“, konterte Pepper und deutete dann kurz in Richtung der anderen Anwesenden. „Wir alle haben da so unsere Erfahrung mit überdimensionalen Egos.“ „Pep, das ist…“, fing der Milliardär wieder an, wurde aber ziemlich direkt unterbrochen. „Tony, ich meine es ernst.“ Das Lächeln auf den Lippen der Geschäftsfrau war von einer Sekunde auf die andere verschwunden und ihre Stimmlage drückte deutlich aus, dass sie keine Nerven mehr dafür hatte diese Spielchen weiterzuspielen. „Wenn er so harmlos und schwach ist, dann sollte es doch kein Problem sein, wenn ich für ein paar Sekunden im gleichen Raum bin.“ „Pep…“ „Pep mich nicht, Tony.“, warnte sie ihn. Steve sah, wie Tony erneut Luft holte, bereit ihr Konter zu geben. Doch dann hielt er inne. Es vergingen noch zwei weitere Sekunden in denen der Soldat geradezu hören konnte wie das Gehirn seines Freundes auf Hochtouren arbeitete. „Okay.“, sagte er schließlich. Im ersten Moment sahen alle verdutzt den Milliardär an. Bis auf Pepper, die jetzt deutlich misstrauisch seinen Blick erwiderte. „Was!?“, entfuhr es Clint schließlich. Er überwand die Distanz zu Tony und versperrte Steve so die Sicht. „Das ist nicht dein Ernst!“, beschwerte er sich, warf Pepper einen beunruhigten Blick zu, wandte sich dann aber erneut dem Milliardär zu. „Hey, sie will ihn sehen, sie kann ihn sehen.“, Tony hob abwehrend die Hände und machte ein unbekümmertes Gesicht. „Tony.“, sprach Steve nun protestierend auch dazwischen und drängte sich zwischen Clint und Pepper näher in die Diskussion hinein. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Was versuchte sein Freund hiermit nur zu erreichen? Pepper war Geschäftsfrau! Sie hatte nichts bei Loki zu suchen! Pepper selbst sagte kein Wort und ihr Misstrauen schien sich zu verflüchtigen, zumindest war ihr Gesichtsausdruck wieder eher neutral. „Er ist nicht gefährlich. Selbst Pepper -und es tut mir leid Liebling, aber du bist in der momentanen Gesellschaft einfach, selbst mit Legolas hier, am angreifbarsten- könnte ihn zu Boden wrestlen, wenn er frech wird.“, erklärte Tony. „Was redest du da?“, verlangte Clint jetzt zu wissen. „Oh, noch nicht mitbekommen? Du bist Legolas.“, erklärte Tony nun bereitwillig an ihren Scharfschützen gewandt und mit einem Grinsen im Gesicht „Nicht, was ich gemeint habe!“, gab dieser zurück in seiner trockenen Art, die bei dem Soldaten sofort alle Alarmglocken läuten ließ. Es war die Tonlage, die Mord und Totschlag ankündigte und Steve konnte die Situation bereits eskalieren sehen, als Natascha zwischen Tony und ihren SHIELD-Kollegen trat. Die Debatte verstummte und Black Widow musterte ihren Milliardär. Steve sah Clints geballte Fäuste und wie er die Zähne zusammenbiss, während er über die Schulter der Frau vor sich weiterhin seinen Streitpartner fixierte. Aber er hielt sich zurück. Sicherlich hätte niemand anderes diese Eskalation noch verhindern können und Steve konnte das nachvollziehen. Clint hatte immerhin die ganze Alieninvasion, zumindest für einen Großteil, unfreiwillig auf der anderen Seite verbracht. Er gab sich zwar ziemlich locker was das Thema Loki anging, hatte ihnen sogar bei der Befreiungsaktion geholfen, auch wenn Steve deutlich Verständnis gehabt hätte, wenn er sich nicht hätte daran beteiligen wollen, aber er war sich ziemlich sicher, dass Cint innerlich am Durchdrehen war. „Was ist passiert?“, fragte die SHIELD-Agentin schließlich mit einer Seelenruhe in der Stimme, für die Steve sie einfach nur bewundern konnte. Er selbst war bei diesem Thema durch das unkalkulierbare Risiko deutlich angespannt und viel leichter reizbar als sonst und Tonys lockere Handhabung der Dinge machte es nicht gerade besser. Doch Nataschas Eingreifen ließ auch Tony sich zusammenreißen. Er seufzte genervt und theatralisch. „Er hatte in der Nacht einen Albtraum.“, fing er an. Okay, das war nicht wirklich überraschend. „Ich bin hin, um ihn aufzuwecken, Jarvis hat es nicht geschafft. Und als ich ihn wachgeschüttelt hatte-“ An dieser Stelle holten sowohl Steve als auch Clint erneut Luft, doch Natascha gab ihnen mit einer strikten Geste zu verstehen, dass sie ihren Mund halten sollten. Unwillig, aber nicht wirklich gegen die Frau handeln wollend, behielt Steve, ebenso wie der Mann neben ihm, jeden Protest für sich. „-ist er völlig ausgerastet, hat um sich geschlagen, mich dabei ein paar Mal gut erwischt und ich habe das kaum gespürt. Er ist völlig am Ende. Der tut erstmal niemandem was.“, berichtete er weiter und sah dann die Anwesenden an. Die Spannung in der Luft war geradezu greifbar. „Du hast was!?“, durchbrach Steve letztendlich die erneute Stille. Neben ihm bemerkte er wie Hawkeye sich deutlich weiter verspannte und Natascha hinter sich und nach der Hand ihres Kollegen griff, ihre Finger ineinander verflocht, aber weiterhin ihre Aufmerksamkeit auf Tony beließ. „Er hat dich angegriffen?“, hackte sie nach, klang aber als würde sie gerade den Wetterbericht vorlesen. „Er hat panikartig wild um sich geschlagen ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Das ist ein Unterschied!“, stellte Tony klar und der feste Blick mit dem er sie fixierte sagte jedem sofort, dass er keine Argumente in dieser Sache entgegennahm. „Er war wahnsinnig vor Angst. Er wusste nicht was er tut. Oder wo er war oder wer ich war. Er hat mich nicht angegriffen!“, betonte er dann noch einmal und sah jeden der Anwesenden dabei noch einmal eindringlich an. „Also ja, ich halte ihn momentan definitiv für keine Gefahr. Pepper, wenn du ihn sehen willst, von mir aus, aber es ist wirklich kein schöner Anblick. Er ist nichts als ein Skelett. Und ich meine nicht anorektische Models Skelett, ich meine Nightmare before Christmas Skelett.“ Pepper legte den Kopf schief und musterte ihren Freund ernsthaft, der ihren Blick erwiderte und sich anscheinend seiner Sache wirklich sicher war. Tony würde Pepper niemals in die Nähe einer Gefahr lassen. Das bedeutete wahrscheinlich, dass er selbst von seinen Worten überzeugt war. Die Frage war nur, stimmte das, oder war das eine Fehleinschätzung? Konnten sie wirklich davon ausgehen, dass Loki momentan derart harmlos war? „Jarvis?“, sprach Steve dann die KI an ohne den Blick von dem Milliardär zu lösen, dessen Aufmerksamkeit nun zu ihm wanderte und ihn fragend eine Augenbraue anheben ließ. „Kannst du bestätigen, dass es genauso passiert ist?“, hackte er nach. „Sirs Ausführungen stimmen mit meinen Aufzeichnungen überein, Captain Rogers.“, verifizierte die mechanische Stimme. Okay, zumindest das stimmte. Steve war noch immer sauer, weil Tony ihn nicht mitgenommen hatte, um das zu tun. Er hatte unmöglich vorher wissen können, dass der Asgardier ihn nicht schwer verletzen würde in so einer Situation. Zumal sie ja bereits darüber gesprochen haben, wie unberechenbar ihr Gast sein könnte. Ausatmend seufzte der Soldat und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Und das soll die Sache wieder gut machen?“, ergriff Clint erneut das Wort und schob sich an Natascha vorbei und direkt auf Tony zu. „Er ist nicht nur gefährlich, weil wir wissen, dass er körperlich stärker ist.“, zischte er und baute sich direkt vor dem Milliardär auf. „Clint…“, unterbrach Natascha ihn sofort und versuchte seine Aufmerksamkeit auf sich und ihn wieder nach hinten zu ziehen, an der Hand, an der die beiden sich noch immer festhielten, doch Hawkeye fixierte nun den Milliardär vor sich ohne seine Freundin zu beachten. „Du bringst uns alle damit in Gefahr!“, wetterte er weiter und stellte sich jetzt so nahe an den anderen Mann, dass es kaum als was anderes als eine Drohung aufzufassen war. „Er ist gefährlich! Wir sollten ihn irgendwo einschließen und hoffen, dass Thor auftaucht, bevor er es schafft jemandem eine Gehirnwäsche zu verpassen und stattdessen gibst du ihm eine Suite und ich Idiot bekoche ihn auch noch!“ Pepper löste sich aus ihrer Starre und trat neben Tony, der Clint vor sich mit einem eher amüsierten Blick musterte, nicht die Spur eingeschüchtert. „Ich denke, sofern du nicht vorhast ihm sein Stöckchen wiederzugeben, sind wir da relativ sicher.“, antwortete er und tätschelte seinem Gegenüber in einer äußerst höhnisch wirkenden Geste den Oberarm. Steve sah, wie Peppers Augen sich weiteten, bemerkte Natascha sich komplett versteifen und der Soldat reagierte, bevor Clint es schaffte den Milliardär anzuspringen. Mit einem bestimmten Griff, zog er ihren Scharfschützen nach hinten, als dieser sich gerade nach vorne bewegen wollte und stellte sich zwischen die beiden, schirmte sie mit seiner deutlich größeren und breiteren Statur voneinander ab, mit dem Blick auf Clint gerichtet, der aussah als wollte er ein Blutbad anrichten. „Nat.“, sprach er die Frau vor sich an, ohne den Blick von Hawkeye zu lösen. Der Ausgang der Situation war noch nicht geregelt. Es könnte noch immer zu einer Auseinandersetzung kommen. Die Frau reagierte sofort und schob sich zwischen Steve und ihren Mitagenten indem sie ihn ein Stück nach hinten schob, sein Gesicht mit ihren Händen einfing und es in ihre Richtung drehte. Er ließ es zu. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Auch wenn die beiden kein Wort miteinander wechselten, wusste Steve, dass sie auf ihre komische, unverständliche Art miteinander redeten. Prüfend warf der Soldat einen Blick auf ihr letztes Teammitglied, das sich bisher komplett aus der Situation raugehalten hatte. Bruce saß noch immer auf seinem Hocker am Tresen. Sein Blick war auf ihre Gruppe gerichtet, aber anstatt sich aufzuregen, schien er einfach nur gemütlich und seelenruhig seinen Tee zu trinken. Als sich ihre Blicke trafen, hob er nur kurz die Augenbrauen an und nickte in Richtung des Fahrstuhls, bevor seine Augen kurz zu Natascha und Clint glitten und dann wieder zurück zu Steve. Der Soldat nickte ihm zu, bevor er sich umdrehte und Tony mit einem mörderischen Blick bedachte. „Was?!“, beschwerte der Milliardär sich sofort mit einer Unschuldsmiene, woraufhin Pepper ihm in die Seite boxte. „Autsch! Wofür war das denn?“, fragte er an seine Freundin gewandt. Die Lippen aufeinanderpressend, griff Steve zur Seite und hob den Teller vom Tresen, bevor er mit der anderen Hand eine Geste in Richtung des Fahrstuhls machte und Pepper den Milliardär daraufhin nach hinten in entsprechende Richtung wegzog. „Vielleicht muss ich meine Rangliste noch einmal überdenken…“, murmelte Tony sich die Seite reibend als sie zu dritt den Fahrstuhl betraten. „So schwach bist du gar nicht. Hast du etwa trainiert?“, fragte er an seine Freundin gewandt. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Als Antwort schlug Angesprochene ihm nur noch einmal gegen die Brust. „Aua!“, beschwerte Tony sich erneut und rieb sich nun die Stelle. „Das ist häusliche Gewalt. Jarvis, speichere das ab, falls ich später Beweise für die Polizei brauche. Und notiere Steve als Zeugen.“ „Bist du noch zu retten? Was sollte das denn?“, fragte sie ihn mit genervtem Unterton. „Das war nicht witzig!“ „War auch nicht so gedacht.“, kam auch prompt die Antwort. Die Fahrstuhltüren öffneten sich wieder und gaben den Blick in den Gang frei. Die drei verließen den Fahrstuhl wieder und Pepper ließ das Thema fallen. Zumindest momentan, dann Steve war davon überzeugt, dass das noch nicht vorbei war. Ihm war schleierhaft, was Tony sich davon versprochen hatte Clint dermaßen zu reizen. Sie alle wussten, dass die Situation für ihn mit am schwierigsten sein musste. Wer hatte schon gerne den Mann im Haus, der einen einer Gehirnwäsche unterzogen und wie ein Puppenspieler die Fäden gezogen hatte? „Jarvis, was macht er?“, fragte Steve und blieb vor der Tür stehen. „Mr. Odinson befindet sich im Schlafzimmer und steht am Fenster.“, informierte die KI. „Wie schon die gesamte Zeit über.“ „Informiere ihn über unser Eintreffen.“, bat Steve noch und bekam eine Bestätigung. Dann drehte er den Kopf zur Seite und sah die Frau neben sich an. „Pepper, du bleibst bei mir.“, wies er sie an und wartete auf ein Nicken von ihrer Seite aus, bevor er auf das Tastenfeld neben der Tür drückte, woraufhin diese aufglitt und den Blick in den Wohnbereich freigab. Licht flackerte automatisch auf und erleuchtete das weitläufige Zimmer. Es sah völlig unbenutzt aus. Tony drängte sich an ihm vorbei und hinein, direkt auf die Schlafzimmertür zu, was Steve dazu zwang zügig hinterherzueilen. Er stellte den Teller auf dem Weg auf dem Tisch in der Küchennische ab und folgte dem Milliardär. Als er mit Pepper im Schlepptau eintrat, schlug ihm erneut der Geruch von Infektion entgegen, nicht so stark, wie zu Beginn, aber dennoch deutlich vernehmbar. Er konnte den Asgardier, wie schon von Jarvis gehört, am Fenster stehen und nach draußen blicken sehen, den Rücken gerade durchgestreckt und die Hände hinter seinem Rücken ineinandergelegt. Die Kleidung war die gleiche, wie schon gestern Nachmittag, nur dass sich jetzt auf seinem Rücken deutliche Verfärbungen an der Stelle abzeichneten, von der Steve wusste, dass dort noch die Wunde sein musste, die Bruce und Natascha täglich neu verbunden hatten, als der Außerirdische noch bewusstlos gewesen war. Anscheinend war Loki nicht fähig sie einfach so zu schließen, nur weil er jetzt wach war. Steve trat in den Raum, ein paar Schritte näher heran und Tony hinterher. Als er schließlich fähig war Lokis Gesicht zu erkennen, bildete sich ein Knoten in seinem Hals. Irgendwie schienen die grünen Augen so verloren nach draußen zu schauen. Die feinen Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, der Mund leicht geöffnet. Er wirkte zerbrechlich. Als würde er bei der kleinsten falschen Handhabung einfach zerfallen. Tony hatte sich inzwischen bis auf zwei Meter herangewagt, bevor der Asgardier auf ihre Anwesenheit reagierte und sich in ihre Richtung drehte. Ein nichtssagender Blick traf ihren Milliardär und er wurde nicht weiter beachtet, dann wanderten die grünen Augen weiter und blieben an Steve hängen, deutlich länger und mit sofortigem Misstrauen. Steve hörte Pepper scharf Luft einziehen und sah kurz prüfend zu ihr herüber. Mit Grauen im Gesicht starrte sie den Asgardier mit aufgerissenen Augen an. Sie hatte eine Hand vor den Mund geschlagen. Steve konnte das verstehen. Loki sah wirklich furchtbar aus. Sie hatten alle ähnlich reagiert als sie ihn in der Militärbasis zum ersten Mal nach der langen Zeit gesehen hatten. Wortlos wandte der Außerirdische sich als nächstes der Frau zu. Überrascht wirkend zog er die Augenbrauen zusammen und sah dann kurz irritiert zwischen Tony und Steve hin und her, bevor er sich ihr komplett zuwandte. „Lady Virginia.“, sprach er sie an. Seine Stimme klang noch etwas rau, aber inzwischen sicher und fest. Erstaunt beobachtete der Soldat wie Loki sich mit einer fließenden Bewegung in ihre Richtung verbeugte. Diese Geste hatte etwas höfliches ohne es zu übertreiben, deutete gleichzeitig auf einen gewissen Respekt hin und Steve erinnerte sich an ähnliche Gesten von Thor. „Ich bitte um Verzeihung für mein gegenwärtiges Erscheinungsbild. Ich erwartete keinen derartigen Besuch.“, fügte er noch hinzu. Steve fing einen irritierten Blick von Tony auf, der zwischen Loki und seiner Freundin hin und her schaute, dann Augenkontakt mit dem Soldaten suchte, bei dem Steve nicht anderes als mit den Schultern zucken konnte. „Das ist doch kein Problem.“, antwortete Pepper letztendlich etwas zögerlich und schien sich dazu zwingen zu müssen ihre Hand wieder zu senken. Es war offensichtlich, dass sie sich unwohl fühlte und der anfängliche Schock schien sich in Besorgnis umzuwandeln, während sie ihren Gast näher begutachtete. Ein höfliches Lächeln legte sich auf die spröden, blassen Lippen des Asgardiers. „Eure Sorge ehrt mich, doch ich versichere Euch Mylady, es gibt keinen Grund dafür.“ Das Geschehen rutschte für Steve immer mehr ins Surreale ab. Lokis Benehmen gegenüber Pepper war schon fast als charmant zu bezeichnen. Was war hier los? „Okay, das ist genug geflirte mit meiner Freundin.“, unterbrach Tony das Schauspiel. „Wir haben dir etwas zu Essen in die Küche gestellt. Brauchst du sonst noch etwas?“, fragte er und die Augen des Asgardiers richteten sich nun auf ihn. Das Lächeln erstarb wieder und die Mimik kehrte zurück ins neutrale. „Du weißt, das Bad ist direkt durch die Tür und Wechselkleidung ist im Schrank?“, fragte er dann noch und hob skeptisch eine Augenbraue, während er in entsprechende Richtungen deutete. „Jarvis war bereits so nett mich erneut darauf hinzuweisen, Stark.“, antwortete Loki mit nicht halb so viel Freundlichkeit wie er gerade noch für Pepper aufgebracht hatte. „Ich benötige nichts.“, fügte er dann noch hinzu und bedachte den Milliardär schon fast mit einem genervten Blick. „So wie es scheint, brauchst du eine Wundversorgung.“, schaltete Steve sich nun in das Gespräch mit ein. Seine Nase hatte sich bereits an den Geruch gewöhnt, doch er wusste, dass die Infektion auf dem Rücken ganz offensichtlich nicht abheilte wie sie alle gehofft hatten und der Gedanke an den Anblick der riesigen Wunde ließ Steve sich erneut unwohl fühlen. Sie konnten nicht zulassen, dass sie sich wieder ausbreitete. Der Soldat sah eindeutig Angst in den grünen Augen aufflackern als Loki sich nun wieder ihm zuwandte. Doch die Emotion war schnell wieder verschwunden und durch Misstrauen ersetzt. Beschwichtigend hob Steve beide Hände an. „Wir wollen nur die Wunde versorgen. Das ist alles. Keiner wird dir etwas tun.“, versprach er und versuchte so ernst wie möglich zu wirken, in der Hoffnung, dass man ihm glaubte. Anscheinend nützte es nichts. Alles was er damit erreichte war, dass der Asgardier einen Schritt zurücktrat, während seine Augen auf ihn fixiert waren, als würde er befürchten Steve könnte auf ihn losstürmen. „Ich verzichte.“, lehnte Loki ab. Sein Tonfall machte jedem klar, dass er das vollkommen ernst meinte und jegliche Diskussion darüber ohne Erfolg bleiben würde. Zerknirscht darüber presste Steve die Lippen aufeinander und sah dem Außerirdischen direkt in die Augen. Er konnte ihm das Misstrauen nicht verübeln. Das änderte nichts daran, dass seine Gedanken ihn geradezu anschrien, dass sie unmöglich weiter zulassen konnten, dass die Entzündung unbehandelt blieb. „Hey, wir wollen nur nicht, dass es sich wieder über den gesamten Rücken ausbreitet. Wenn du das alleine hinbekommst, prima, wenn nicht, werden wir etwas dagegen tun müssen. Und das werden wir.“, lenkte Tony die Aufmerksamkeit des Asgardiers wieder auf sich und brachte ihn dazu noch einen Schritt zurückzuweichen. „Nicht jetzt sofort.“, stellte der Milliardär dann noch klar, als er die kurze Panik im Gesicht seines Gegenübers wahrnahm. „Wir werden das noch etwas beobachten.“ „Mir fehlt nichts.“, wiedersprach Loki erneut. „Ähm, doch. Mindestens 40 Kilo bevor du ansatzweise ein akzeptables Gewicht hast. Schätzungsweise. Iss was. Dann klappt es vielleicht mit den übermächtigen Selbstheilungskräften auch wieder.“, konterte Tony. „Was soll das bringen!?“, schnappte der Asgardier auf einmal. „Ihr habt euren Teil erfüllt. Dem All-Vater wird mein Zustand egal sein, Hauptsache er kann mich endlich für meine Verbrechen bestrafen. Ihr müsst euch nicht um mich kümmern. Das ist nur Zeitverschwendung.“, fuhr er fort. Die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Wie ein in die Ecke gedrängtes Tier beäugte er Steve und Tony abwechselnd, wich noch ein Stück nach hinten zurück, bereit dazu zu flüchten, sobald einer von ihnen sich dazu entschied auf ihn loszustürzen. „Wovon redest du da?“, hackte Tony nach. „Du denkst deinem Vater wäre dein jämmerlicher Zustand egal?“ „Er ist nicht mein Vater!“, zischte der Gott zurück und Feindseligkeit mischte sich zu dem Misstrauen. Das war eindeutig kein gutes Thema für hier und jetzt. Steve trat vor um Tony zurückzuhalten, der aussah, als wollte er Loki hinterherlaufen und die Sache sofort ausdiskutieren, erreichte damit aber nur, dass der Asgardier panisch an die Wand zurückwich. Grüne Augen waren nun wieder auf ihn fixiert und Steve erstarrte mitten in der Bewegung, noch bevor er den Milliardär erreicht hatte. Ein Knoten bildete sich in seinem Magen bei dieser Reaktion und er schluckte schwer. Tony drehte sich zu ihm um und streckte ihm eine Hand entgegen, als Zeichen dafür, dass er zurückbleiben sollte. Unsicher tat Steve wie ihm geheißen, trat sogar guten Willens wieder einen Schritt zurück. „Iss was.“, wiederholte Tony nur. Doch Loki beachtete ihn nicht. Seine Aufmerksamkeit war noch immer auf Steve gerichtet. Schließlich drehte der Milliardär sich um. „Wir sehen morgen wieder nach dir.“, verabschiedete er sich und trat an Steve vorbei in Richtung Ausgang. Der Soldat blieb noch kurz zurück, musterte den Asgardier, bevor er sich rückwärts aus dem Zimmer herausbewegte und schließlich Tony und Pepper folgte, die zusammen im Gang standen und sich unterhielten. Tony erklärte Pepper was es mit Lokis Rücken auf sich hatte und sie setzten sich in Bewegung, als Steve das Zimmer verließ. „Jarvis, hat er überhaupt schon etwas gegessen?“, fragte er dann. Tony drehte sich zu ihm um, warf ihm einen Blick zu und Steve wusste die Antwort, bevor die KI ihm antwortete. „Nein, Captain Rogers.“, bestätigt die mechanische Stimme seine Befürchtungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)