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Immer wieder Sonntags...

Ein Möchtegernkrimi
von

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Van Valentine saß auf seinem Bett und starrte gedankenverloren auf die Wand ihm gegenüber. Er fühlte sich dreckig und irgendwie komplett gelinkt.

Für ihn war es mehr als nur ein Schock gewesen, als am Samstagmorgen er dem Haftrichter vorgeführt wurde und dieser entschied, dass Valentine in U-Haft sollte. Dieser Umstand hatte zur Folge, dass er nun einen Verteidiger brauchte und sich nicht mehr selbst verteidigen durfte. Soweit so gut. Nur weigerten sich seine Anwälte das Mandat zu übernehmen. Und nun musste er doch tatsächlich auf einen Pflichtverteidiger zurückgreifen! Und laut seinen Informationen hätte sein ernannter Pflichtverteidiger schon am gestrigen Tag hier aufschlagen sollen!

Valentine war sauer. Richtig sauer! Er wollte gar nicht wissen, was für einen Amateur man ihm zur Seite gestellt hatte!

Jan grinste siegesgewiss, als er die JVA betrat. Er fühlte sich mehr als nur vorbereitet. Als er gestern Abend nach Hause gefahren war, hatte er sich noch mit seinem großen Gesetzbuch hingesetzt und sich einige hilfreiche Paragraphen rausgesucht, die er brauchen würde, um Valentine aus der U-Haft zu bekommen. Er hatte sich auch den Haftbefehl und den Beschluss zur U-Haft durchgelesen und ja, er war sich mehr als nur sicher, dass er Valentine gleich direkt mitnehmen konnte! Das würde so ein Kinderspiel werden!

Geduldig füllte er sämtliche Formulare aus, ließ seine Tasche mitsamt Inhalt kontrollieren und sich ebenfalls. Er beantragte dann auch direkt mit dem Haftrichter zu sprechen und schließlich ließ sich Jan durch die Gänge der JVA führen.
 

Van horchte auf, als er die Schritte auf dem Gang hörte. Er wurde nervös. Ja, er war noch keine 72 Stunden im Gefängnis und hatte schon direkt begriffen, wie es hier ablief und vor allem, dass es richtige Arschlöcher beim Aufsichtspersonal gab.

Er hörte Stimmen und konnte drei Leute unterscheiden und diese blieben vor seiner Zellentür stehen. Langsam erhob sich der Geschäftsführer und blickte abwartend zur Tür.

Schlüssel rasselten, es klickte ein paar Mal und da wurde die Zelle geöffnet. „Herr Valentine, Ihr Anwalt ist da. Bitten folgen Sie uns“, sprach die Aufsichtsperson und trat bei Seite.

Van schluckte leicht und trat aus der Zelle. Sofort wurde er von den zwei anderen Beamten in die Mitte genommen und diese führten ihn direkt schweigend durch den Gefängnistrakt, bis er in ein kleines Zimmer gesetzt wurde, wo er nun wartete.
 

Wie lange Valentine nun wartete, wusste er nicht. Er brodelte so voller Wut über seine erzwungene Machtlosigkeit und Rachepläne, dass Tage hätte vergehen können und er hätte es nicht bemerkt. Doch plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit auf die Zimmertür gelenkt, die so eben aufgeschlossen wurde. Die Tür öffnete sich und eintrat... ein Kind! Mit einer großen Aktentasche. Dieses Kind trat freudestrahlend auf Valentine zu und reichte ihm direkt die Hand. „Hallo Herr Valentine. Ich bin Jan Zimmermann, Ihr Verteidiger!“, stellte sich Jan direkt vor.

Wie betäubt, ungläubig und zu keinem Gedanken fähig, schlug Van in die ihm gebotenen Hand ein und nickte nur still, während er sich ein „Erfreut“ von den Lippen zwang.

Noch immer fassungslos beobachtete Valentine nun, wie dieser Jan sich abwandte, die Aktentasche öffnete und anfing Dokumente und Unterlagen auf den kleinen Tisch auszubreiten. Dann holte er noch fein säuberlich eine kleiner Federmappe aus der Tasche und setzte sich hin. Fragend blickte er schließlich zu Van auf. „Wollen Sie sich nicht setzen?“

Van Valentine atmete tief durch und setzte sich schließlich an den Tisch. „Sie sind aber kein Rechtsanwalt, oder?“, fragte er dann leise sein Gegenüber. Jan grinste breit. „Nein. Ich bin Rechtsreferendar und seit etwas über 15 Monate im Referendariat“, erklärte er stolz.

Der Geschäftsführer schluckte trocken. „Und Sie wissen, was Sie zu tun haben?“, wollte er misstrauisch wissen, woraufhin er von seinem Verteidiger verwirrt angeschaut wurde. „Ja, natürlich! Wir werden Sie jetzt aus der U-Haft rausholen und dann klipp und klar zeigen, dass der Vorwurf der Steuerhinterziehung totaler Schwachsinn ist!“

Valentine musterte diesen Zimmermann skeptisch. Irgendwie konnte er der ganzen Sache nicht so Recht trauen... Verdammt, man hatte ihm ein Kind an die Seite gestellt!

„Wie alt sind sie?“, wollte er dann wissen und wieder grinste Jan breit. „Ich bin 25 Jahre!“ Und das war der Moment, wo sich Van Valentine bereits auf dem Schafott sah.

Sein Verteidiger hatte so ehrliche, unschuldige braune Augen, die sanft leuchteten. Jan strahlte die Naivität eines Kleinkindes aus und schien komplett unbedarft. Er war gerade mal dem Kindesalter entwachsen und hatte noch nicht einmal ansatzweise Erfahrungen in dem, was er da eigentlich tun sollte und Van war sich sicher, Jan wusste noch nicht einmal, wie es in der weiten Welt überhaupt zuging!

Fast schon verzweifelt strich sich Valentine mit einer Hand durch seine Haare und blickte direkt auf, als die Zimmertür aufging und Richter Hiller eintrat. Dieser stockte ganz kurz, als er den schon beinahe flehenden Blick des Geschäftsführers sah und ließ dann seine Augen zu dessen Verteidiger wandern und er musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Valentine könnte ihm ja beinahe leid tun!
 

Jan erhob sich direkt, als Richter Hiller eintrat und strahlte ihn direkt an. „Guten Tag. Ich bin Jan Zimmermann, Herr Valentines Verteidiger“, stellte er sich vor und reichte die Hand. Hiller blickte amüsiert auf die ihm gebotene Hand und schlug mit einem festen Händedruck ein. „Freut mich. Hiller. Haftrichter. Bitte nehmen Sie doch wieder Platz und erläutern mir, warum Sie Einspruch eingereicht haben, die U-Haft betreffend.“
 

Valentine hob erstaunt seine Augenbrauen, als er das hörte. Zimmermann hatte bereits förmlich Einspruch eingereicht? Nicht schlecht. Er fing an zu glauben, dass dieses Kind doch wusste, was es tat. Doch als Jan sich wieder setzte und anfing sich nervös zu räuspern und schließlich sehr unbeholfen noch einmal nachfragte, WARUM der Haftrichter sich für die U-Haft entschieden hatte, revidierte Van direkt seine aufkommende Meinung und schob die Sache mit dem Einspruch einfach nur auf das Anfängerglück.
 

Hiller schmunzelte nun offen amüsiert über die hier vorfindende Situation. Diesem Zimmermann wurde jetzt erst bewusst, wie ernst das alles war und er die Verantwortung über alles trug, was nun passierte und war dementsprechend nervös. Schließlich wollte er ja keinen Fehler machen. Hiller verstand dies sehr gut. Zimmermann war nicht der erste Verteidiger, der zum aller ersten Mal Pflichtverteidiger war, mit dem der Richter es zu tun hatte. Er fand es nur immer wieder faszinierend, dass auch Anwälte, die schon jahrelang Berufspraxis besaßen, bei ihrem ersten Fall als Pflichtverteidiger so nervös waren wie eben der junge Mann neben ihm am Tisch.

Und natürlich trug Valentine nicht gerade helfend zu der Situation bei. Er zeigte sehr deutlich, was er von seiner Verteidigung hielt, in dem er nun wirklich genervt aufstöhnend, seine Arme auf dem Tisch verschränkte und sein Gesicht darin vergrub. Oh ja, das verunsicherte Zimmermann wirklich sehr.
 

Hiller lehnte sich zurück und musterte nun Jan mit einem beinahe väterlichen Blick. „Herr Zimmermann. Wie sie mit Sicherheit aus den Unterlagen entnehmen können, habe ich die Untersuchungshaft nach Paragraph 112 Absatz 2 der Strafprozessordnung angeordnet, da zu einem die Gefahr der Flucht besteht und zum anderen es sehr wahrscheinlich ist, dass Herr Valentine alles versuchen wird um mögliche Beweise verschwinden zu lassen“, erklärte der Strafrichter ruhig.

Valentine blickte sofort zu Jan, der nur wie versteinert auf seine Unterlagen schaute und fieberhaft nach irgendwelchen Argumenten suchte, um Einwände zu erheben. Van würde am liebsten seinen Schädel auf den Tisch knallen. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Allerdings sah er auch, dass Zimmermann aus irgendeinem Grund angst hatte etwas zu sagen und überfordert schien. Also blickte er zu dem Strafrichter.

„Würde Herr Hiller vielleicht auch mich an seinen Gedankengängen teilhaben lassen, WARUM ich irgendwas verschwinden lassen sollte, was nicht existiert?“, wollte der Geschäftsführer leicht sarkastisch wissen. Der Richter schaute nun mit ernsten Blick zu dem Gefangenen. „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt. Ihr Unternehmen ist Milliardenschwer. Es fehlen Unterlagen, die noch ermittelt werden müssen und da besteht die Gefahr, dass Sie, Herr Valentine, diese, so bald Sie die Möglichkeit dazu haben, einfach verschwinden lassen.“

Van stockte kurz. „Das ist doch totaler Humbug! Sämtliche Unterlagen liegen dem Finanzamt vor. Vollständig und das seit meiner Firmenübernahme!“ - „Und genau das wird jetzt geprüft, beziehungsweise die fehlenden Unterlagen werden erneut angefordert und wenn sich herausstellt, dass alles stimmt, kannst du auch wieder gehen.“

Valentine starrte sein Gegenüber fassungslos an. „Verdammt nochmal, Nick, das ist doch einfach so aus der Nase gezogen. Ein einfacher Durchsuchungsbefehl hätte auch ausgereicht!“, grollte der Geschäftsführer, während der Richter bedächtig nickte. „Das stimmt schon, aber da kommen wir ja zu dem zweiten Punkt. Es muss erst alles ausgewertet werden und das passiert nicht von heute auf morgen. Und in der Zeit kannst du dich verflüchtigen.“ - „Verdammt nochmal, ich habe hier ein Unternehmen und einen festen Wohnsitz! Meinst du nicht, dass dies gegen einen Fluchtversuch spricht?“ - „Du hast weltweit Filialen. Dementsprechend kannst du überall arbeiten und meines Wissens nach hast du auch mehrere Wohnsitze – was für eine Fluchtgefahr spricht.“
 

Mit immer größer werdenden Augen hatte Jan das Zwiegespräch der beiden beobachtet und ihm war direkt aufgefallen, dass sie sich Duzten. Was war denn hier kaputt?!

„Ihr kennt euch?“, entfuhr es ihm dann schließlich und platzte somit in die Diskussion der beiden. Sofort hob Valentine pikiert eine Augenbraue. „Habe ich dir erlaubt mich zu duzen?“, fragte er direkt. „Ich kann dich siezen, wenn du mich auch siezt.“, schoss Jan zurück.
 

Der Haftrichter lachte leise auf. „Ja, wir kennen uns. Wir beide haben gemeinsam studiert“, erklärte er ruhig und Jan nickte verstehend. „Was ist, wenn Herr Valentine seinen Reisepass und oder Personalausweis abgibt?“, wollte er dann wissen. „Herr Zimmermann, glauben Sie wirklich, dass sich Herr Valentine davon abhalten lässt zu verschwinden?“

Jan blickte nachdenklich vor sich hin. Ja, das Eis war gebrochen und so blätterte er nun wieder selbstsicher durch die Unterlagen. Er wollte unbedingt, dass sein Mandant aus der U-Haft entlassen wird, denn er sah, wie schlecht Valentine aussah – und da war dieser noch keine 72 Stunden hinter Gittern!

„Und was spricht gegen eine Kaution?“, wollte er dann wissen und blickte Hiller fragend an. „Keine Chance!“, kam es da resigniert von Van, worauf Jan fortsetzte sich zu erklären.

„Kaution ist möglich, aber nicht üblich. Von mir aus sorgen Sie dafür, dass er nicht an die Geschäftskonten kann, frieren Sie seine privaten Konten ein, lassen Sie ihm nur das Bargeld, was er jetzt an Mann hat. Nehmen Sie ihm sämtliche Ausweisdokumente und legen Sie ihm von mir aus elektronische Fußfesseln an. Vorher wird sein Wohnhaus noch durchsucht und dann dürften sich doch sämtliche Haftgründe für eine U-Haft erledigt haben. Zuzüglich haben Sie doch das ganze Privatvermögen von ihm als Kaution, was er auf seinen privaten Konten hat.“
 

Strafrichter Hiller dachte einen Moment nach. Diese Idee war gar nicht so verkehrt. Und wenn Valentine sogar mit der Fußfessel einverstanden war, würde es auch damit später vor Gericht keinerlei rechtliche Probleme geben.
 

Valentine hingegen starrte Jan fassungslos an. Hatte dieser gerade eben wirklich den Vorschlag gemacht, sein ganzes Privatvermögen als Kaution zu hinterlassen?! „Wir sind in Deutschland und nicht bei den Amis!“, entfuhr es ihm da und Zimmermann zuckte nur mit den Schultern. „Und? Wo ist das Problem? Wenn Sie Jura studiert hätten, wüssten Sie, dass dies alles rechtlich hier genauso möglich ist, wie bei den Amis... Nur dass die deutschen Richter nichts auf das Geld geben und lieber U-Haft verordnen.“ Valentine schnaubte nur. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
 

Hillers Mundwinkel zuckten. „Wie hoch ist das Privatvermögen?“, fragte er nun, doch Valentine schwieg verbissen. „Ich darf daran erinnern, dass ich eine Summe benötige, um sie als Kaution einzutragen...“

Valentine grollte leicht vor sich hin. „... ...“, flüsterte er leise. Sowohl Jan als auch Hiller lehnten sich etwas nach vorne. „Wie war das?“, fragte Hiller nach. „... … Millionen..“, murrte Van etwas lauter. „Tut mir Leid, ich verstehe Sie nicht. Könnten Sie etwas lauter reden?“, kam es genervt von Zimmermann. Sofort erdolchten Valentines Augen Jan.

„28 Millionen 365 Tausend 732 Euro und 4 Cent!“, fauchte der Geschäftsführer.
 

Am späten Abend gegen 23:30 Uhr traten Valentine und sein Pflichtverteidiger Zimmermann aus der JVA. Beide waren sie müde und abgekämpft und Jan griff als erstes nach einer Zigarette. Nachdem er sie angezündet hatte, bot er Van eine an, die dieser dankend annahm.

„Wenn Sie möchten, fahre ich Sie noch nach Hause“, bot Jan leise an, als er nach einem Rundumblick keine bereitstehende Transportmöglichkeit sah.

Der Geschäftsführer nickte nur und schweigend liefen beide zu Jans kleinen Fiat. „Da wären wir“, meinte Jan und öffnete Fahrer- und Beifahrerseite. Valentine schaute skeptisch zu seinem Verteidiger. „Ich soll mich jetzt nicht wirklich da reinzwängen?!“, fragte er fast schon pikiert und Jan seufzte leise. Natürlich verstand er, dass Van mit seinen fast zwei Metern Probleme haben würde ins Auto zu steigen... aber er selber war nun mal etwas über 160 cm groß und somit reichte ihm der klein Punto vollkommen.

„Ich bin müde und will ins Bett. Soll ich dich nun noch nach Hause bringen? Dann steig ein, ansonsten fahre ich jetzt!“

Valentine zögerte kurz und stieg dann doch ein. Er wollte nur noch nach Hause und vor allem in sein heißgeliebtes Bett!

Jan lächelte müde, stieg ein, startete den Motor und fuhr los – die Musik auf volle Lautstärke!



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