Wisteriabloosoms above golden scars von YoungMasterWei ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Es deutete alles auf einen wolkenlosen Abend hin, wenn unter auch ein wenig kühl, doch schenkte WangJi dem nicht weiter Beachtung, kreisten seine Gedanken um etwas ganz Bestimmtes.   Wei Ying hatte ihn gefragt, ob sie zusammen eine Laterne bauen würden.   Auch wenn er sich nach ihrer Rückkehr noch einmal seiner Arbeit widmen musste, hatte diese Bitte ihn nicht mehr in Ruhe gelassen.   Zum einem, weil er ungemein gern Zeit mit Wei Ying verbrachte und dies eine dieser Gelegenheiten wäre.   Zum anderen, weil er hoffte, das Wei Ying mit seinem Vorschlag etwas mitteilen wollte.   Dieser musste wissen, was jenem Brauch zugesagt wurde, oder nicht?   Damals war es diesem nicht bewusst gewesen. Erst durch das Fiasko mit seiner Schwester und Jin ZiXuan, hatte er davon erfahren.   Auch wenn es für sie beide, zu jener Zeit einfach nur das Zusammenarbeiten unter Studenten gewesen war.   Er hatte Wei Yings Worte von jenem Abend, als dieser betrunken war, ebenso nicht vergessen und womöglich hatte er ja seine ehrlichen Gedanken ausgesprochen, hieß es doch, dass im Wein Wahrheit liege.   Es ließ ihn abwägen, ob er sich ein Herz nehmen und ihm heute beim Laternensteigenlassen offenbaren sollte, was dieser ihm wirklich bedeutete.   Wei Yings zutrauliche Art, wenn sie zusammen waren, war zudem etwas das seine Hoffnungen nur noch mehr beflügelte.   Sollte er es darauf ankommen lassen?   Immerhin war diese Tradition ebenso dazu da, einen Wunsch in den Himmel zu schicken und vielleicht würde man ihm diesen sogar erfüllen.   Er hatte Wei Ying schon zu oft aus seinem Leben gehen sehen und er wollte endlich den Mut aufbringen ihm zu sagen, dass er das Licht war das die Triebe, die schon längst durch sein Herz hindurchgebrochen waren, zum Leben brauchten.   Das jedes Lächeln, jeder gefühlvolle Blick und jede Berührung von ihm die Nahrung waren, die diese mit solch einem Lebenshunger versahen.   Ein Leben, das er nur mit ihm an seiner Seite bestreiten wollte.       Es ging bereits gediegen lebhaft zu, als er die Jingshi schließlich wieder verließ und sich zu dem Plateau begab, von welchem sie die Laternen würden steigen lassen.   Die jüngeren Anhänger des Clans grüßten ihn respektvoll, wenn sie ihm begegneten, huschten dann aber auch schon unter animierten Schwatzen weiter.   Er entdeckte Wei Ying, der sich mit Jin Ling unterhielt und nach ein paar getauschten Worten seinen Neffen breit angrinste. Dieser schien, wie so oft, nicht recht zu wissen, wie er mit der Attitüde seines zweiten Onkels umzugehen hatte und ein Stirnrunzeln zeigte, dem etwas Genervtes innewohnte.   WangJi hatte wirklich befürchtet, das Jin Ling Wei Ying nie würde verzeihen können, selbst als aufgedeckt wurde, dass man ihn und Wen Ning damals manipuliert hatte.   Er wußte durch SiZhui, das dem nicht so war. Das Jin Ling einfach nur nicht wusste, wie er aus seiner störrischen Schale ausbrechen sollte, hatte er zu lange damit zugebracht diese zu festigen.   Doch wenn man etwas genauer hinsah erkannte man, dass diesem die Aufmerksamkeit seines aufgeweckten Onkels nicht unangenehm erschien und sich sein finsterer Blick öfter erweichte, als es Jin Ling wohl selbst bewusst war.   Wei Ying klopfte diesem nun auf die Schultern und Jin Ling schien kurz tief durchzuatmen, bevor er sich mit einem leichten Schubs in die Richtung der anderen Studenten schieben ließ, die sich um Wen Ning versammelt befanden, der gerade etwas mit einer imposanten Geste seiner Hände erzählte und die Jugend fasziniert staunen ließ.   Sie hatten ihn wirklich schnell akzeptieren gelernt und er war froh Wei Ying in dieser Hinsicht versichern zu können, dass Wen Ning Freundschaften geschlossen hatte und sich sein Leben so gut es ging für sich selbst erarbeitete.   „Wen Ning, schau das die Jungs keine Dummheiten machen, ok?“, rief Wei Ying noch hinüber, was Wen Ning pflichtbewusst nicken ließ und er einen Daumen hoch zeigte.   WangJi schloss nun zu Wei Ying auf, der ihn mit einem herzlichen Strahlen begrüßte, dann seinen Blick noch einmal zu Jin Ling schickte und ihm albern zuzwinkerte.   „Lan Zhan.“ Wei Ying sah wirklich glücklich aus und es beruhigte sein Herz, das seine Niedergeschlagenheit von vorhin sich wieder aufgelöst zu haben schien.   „Ich war wirklich positiv überrascht, dass ihr Wen Ning erlaubt habt heute ebenso hier sein zu dürfen. Er wirkt jetzt viel offener und selbstbewusster. Er scheint wirklich zufrieden mit seinem Leben oder viel mehr seiner Existenz zu sein. Es ist beruhigend zu sehen, dass er neben SiZhui auch noch ein paar andere Freunde gefunden hat. Ich hatte irgendwie immer die Befürchtung, dass man es ihm nur wieder unnötig schwer machen würde, wenn er auf sich gestellt wäre.“ Wei Ying griff nun überraschend nach einer seiner Hände und drückte sie liebevoll.   „Danke, dass du mit ein Auge auf ihn hattest. Das bedeutet mir wirklich viel.“ Wei Ying ließ seine Hand nicht wieder los, als er sich daraufhin umdrehte und ihn mit einem, „Na los, komm. Lass uns keine Zeit verschwenden.“ zu der Stelle zog, wo er bereits das nötige Material für den Laternenbau zusammengetragen hatte.   Bei genauerer Betrachtung war es dieselbe Stelle, an der sie damals schon zusammen hier gestanden hatten.   Es erinnerte ihn daran, dass ihn Wei Yings aufrichtiger und ehrenhafter Wunsch soweit beeindruckt hatte, dass es ein warmer Schauer für den bereits keimenden Spross seiner Zuneigung für ihn gewesen war.   „Was möchtest du diesmal gezeichnet haben? Oder führen wir die Tradition mit den Hasen fort?“ Wei Ying wartete nicht wirklich auf eine Antwort, als er ein kindliches Kichern von sich gab und schon ansetzte das Seidenpapier mit geübten Pinselstrichen zu verzieren.   Dieser kam nicht umhin sein Zusehen zu bemerken, worauf er sich geheimtuerisch mit seinem Papier von ihm abwandte. „Lan Zhan, nicht gucken, bevor ich fertig bin.“ Dann war er auch schon wieder in seine Arbeit vertieft.   WangJi machte sich daran die einzelnen Streben für den Unterbau der Laterne zusammenzufügen.   „Lan Zhan, erzähl mir etwas.“, forderte ihn Wei Ying unerwartet auf, war er es doch meist der Stille mit Geschichten auszufüllen vermochte. Er hingegen tat sich immer etwas schwer einfach so draufloszureden, wenn es nicht nötig erschien.   Somit hatte er keine Ahnung, wo er ansetzen sollte, was Wei Ying ein resigniertes Seufzen entlockte.   „Wir haben uns so lange nicht gesehen und du hast mir nichts zu erzählen?“ Er klang enttäuscht, bohrte aber auch nicht weiter nach. Etwas das ziemlich selten vorkam und Anzeichen genug war, dass er sich wohl wirklich etwas geknickt fühlte über seinen Unwillen mit ihm reden zu wollen.   „Ich habe ein neues Stück für die Guqin geschrieben.“ Eigentlich war dies etwas das er nicht einfach so erzählen wollte, eher wollte er es Wei Ying vortragen. Doch nun waren die Worte bereits gesagt.   „Oh, wirklich! Dann musst du es mir unbedingt einmal vorspielen.“ Wei Ying klang ehrlich interessiert und es erleichterte WangJi dessen Stimmung wieder etwas aufgehellt zu haben.   „Da fällt mir ein, hast du dir endlich einen Namen für dieses andere Stück einfallen lassen? Ich sagte dir, dass ich ihn wissen will, wenn wir uns wiedersehen.“ Es schwang Verschmitztheit in diesem Hinweis mit und er konnte sich das Schmunzeln dazu gut vorstellen.   „Später.“   „Hm?“   „Ich sag es dir später.“ Wenn er es dann noch würde wissen wollen.   Sollten seine Gefühle erwidert werden, dann hätte er auch kein Problem damit, ihm die ganze Wahrheit zu dem dazugehörigen Lied zu sagen.   Immerhin hatte er dieses mit ihm in seinen Gedanken geschrieben.   „Versprochen? Du weißt ich kann extrem hartnäckig sein, wenn ich etwas will.“   „Mn.“       „Ok, schließ deine Augen Lan Zhan.“ Wei Ying klang zufrieden mit seiner Arbeit und WangJi tat wie ihm geheißen.   „Tada!“ Er öffnete seine Augen wieder und blickte mit einem warmen, watteartigen Gefühl auf das weiße, feine Papier, das man ihm vorhielt.   Im Zentrum saßen zwei Hasen.   Einer Weiß, der andere Schwarz.   Die Art wie sie gezeichnet waren erinnerte etwas an ein Kinderbuch und ließ sie somit noch etwas putziger erscheinen. Um diese herum waren weiße und schwarze Kugeln zu sehen, die einzig durch die langen Ohren und winzigen flauschigen Schwänzchen erkennen ließen, dass es sich ebenso um kleinere Hasen handeln sollte.   Der schwarze Hase schaute keck, als habe er irgendeinen Unsinn vor, wo hingegen der Weiße ernst und kritisierend wirkte.   Es war klar, wenn Wei Ying hier versucht hatte darzustellen.   Die Hasen saßen sich gegenüber, dass sich ihre Nasen fast berührten. Er hatte dem Schwarzen ein rotes Band um eines seiner Ohren gemalt, wo der Weiße ein wehendes Stirnband bekommen hatte, welches sogar von einem Wolkenmuster geziert wurde.   Es war ein äußerst niedliches Bild geworden, auch wenn ihm die Nähe der beiden großen Hasen schon einen leichten Rotschimmer auf die Wangen legte.   „Gefällt es dir?“, hakte Wei Ying ungeduldig nach und er musste nun tatsächlich auch etwas Lächeln.   „Mn.“   „Gott, Lan Zhan du solltest wirklich öfter lächeln.“ Dieser Hinweis klang, als habe ihn Wei Ying mehr für sich ausgesprochen, schaute dieser auch prompt etwas ertappt, als er ihn daraufhin ansah. Grinste dann aber wieder, als wäre nichts gewesen.   „Lass uns die Laterne bespannen.“   WangJi fand es fast schon zu schade diese steigen zu lassen, mochte er das Motiv und was es andeutete.   Es gab ihm erneut einen Ruck, sein Vorhaben auch wirklich in die Tat umzusetzen.   Um sie herum hatten auch die anderen ihre kleinen persönlichen Kunstwerke fertiggestellt und erst jetzt fiel ihm auf, dass Jin Ling und SiZhui ebenso nur eine gemeinsame Laterne gebaut hatten.   Sein Blick fiel auf Wei Ying, der ebenso auf die beiden schaute und zufrieden lächelte.   Er würde ihn später dazu befragen, sollte er noch die Gelegenheit dazu bekommen.   Schließlich entzündete man die Flammen und gemeinsam ließ man die Laternen aufsteigen.   Es folgte das Gemurmel von Wünschen und leises, heiteres Lachen.   Doch war seine Aufmerksamkeit nur auf den Mann neben ihm fixiert, als dass er den schwebenden Lichtern nachschaute.   Wei Ying schien ebenso einen Wunsch zu äußern, doch hörte er gerade nur ein aufgeregtes Pulsieren in seinen Ohren, als er versuchte sich zu sammeln.   Den anderen so unbeschwert und lebhaft vor sich zu haben, ihn Lachen zu hören, ihn lächeln zu sehen. Dessen Nähe genießen zu dürfen, nach allem was sie hatten durchleben müssen.   Es war noch immer wie ein Wunder.   Wei Ying war einer der atemberaubendsten Menschen, die ihm je begegnet waren.   Nicht perfekt, doch in seiner Art fesselnd und inspirierend.   Er war noch immer ein wilder, ungebändigter Charakter.   Darin berückend wie ein loderndes Feuer, das nicht einmal der Tod ihn hatte zähmen können.   Kintsugi   Er erinnerte sich daran, einmal etwas darüber gelesen zu haben.   Dieser Vergleich erschien ihm in diesem Augenblick, bezogen auf Wei Ying, ungemein passend.   Eine zweite Chance mit sichtlichen Narben, doch auf ihre Art noch immer wunderschön.   Ein poetischer Weg der Heilung.   Des Wiederzusammenfügens.   Genau das spiegelte sich in Wei Ying wider.   Wie könnte er ihn nicht lieben?   „Lan Zhan, hörst du mir zu? Was hast du dir gewünscht?“   Er wollte diesen, vor Leben glühenden, Phönix so sehr.   Tollkühnes Herz.   Temperamentvoller Körper.   Gold durchwobene Seele.   Seine Hand war überraschend ruhig, als er sie Wei Ying in den Nacken legte.   Auch bebten seine Lippen nicht, noch zitterte sein Atem als er diesen küsste.   Einzig sein Herz ließ ihn seine Aufregung spüren.   Am Rande meinte er etwas wahrzunehmen, was ihn schließlich aus seiner Trance holte und er nun direkt in Wei Yings dunkle Augen schaute, die ihm nicht wirklich verrieten, was dieser gerade denken mochte.   Zudem erschien es seltsam still um sie herum.   Doch er hatte noch dessen Frage zu beantworten.   „Mein Wunsch…“ Wei Ying wirkte deutlich konfus, nickte aber leicht.   „Ich möchte, dass du an meiner Seite bleibst. Nicht als ein Freund, sondern als mein Lebenspartner.“   Man schaute ihn daraufhin für einen atemanhaltenden Moment einfach nur weiter an.   „Ist das wirklich was du möchtest?“, fragte dieser mit einem leichten Schwanken in seiner Stimme, das von Hoffnung durchwachsenem Unglauben sprach.   „Mit Wei Ying. Einzig mit Wei Ying.“   Es war wie ein Sonnenaufgang, mit all seinen Farben und der Erwartung auf goldenes, warmes Licht, das die Kühle der Nacht von seiner Haut vertreiben würde, als Wei Ying ihn anlächelte.   Warm und liebevoll.   Gleich einem zärtlichen Kuss.   „Lan Zhan, ich möchte nichts sehnlicher.“   Es war sein erster Sommer.   Rispe für Rispe öffnete sich, füllte sein Inneres mit einer überschwänglichen Blütenpracht, deren Duft ihn betörte und taumelig machte.   Nicht anders sollte sich Liebe und geliebt werden anfühlen.   Und er hatte so viel davon zu geben.   Es war Wei Ying der ansetzte ihn seinerseits küssen zu wollen, als ein energisches Räuspern zu vernehmen war, dem ein ebenso grimmiges „Anstand!“ folgte und diesen traumähnlichen Augenblick zum Platzen brachte.   Das Räuspern kam ohne Zweifel von seinem Onkel, den er über die Köpfe der Personen hinweg erkennen konnte, die sich nahezu wie ein Schild vor ihnen aufgebaut hatten.   Etwas irritiert über diesen Anblick und noch immer etwas benommen von seinem Geständnis, war es Wei Ying der zuerst zu Wort fand.   „Was haben wir verpasst?“ Ein synchrones Raunen, das sich ähnlicher nicht hätte sein können und offensichtlich von Jin Ling und Jiang Cheng stammte, war zu hören.   „Weißt du, dafür das du sonst so pfiffig erscheinen willst, hat es dich eine extrem lange Zeit gebraucht, um es zu kapieren.“, murrte sein Bruder, der sich nun auch zu ihnen umgewandt hatte.   „Huh?“   „Wei Qiánbèi, herzlichen Glückwunsch. Bitte gebt gut auf HanGuang-Jun Acht.“ SiZhui ging in eine ZuoYi über, das es seiner Bitte umso mehr Gewicht verlieh und Wei Ying ihm mit einem resoluten „Natürlich.“ antwortete, dass ebenso keine Zweifel offen ließ.   Jin Ling ließ ein „Tsk“ hören, gefolgt von einem „Na, hoffentlich. Hat ja auch lange genug gedauert.“   Nie HuaiSang schmunzelte in seinen Fächer und knuffte Wei Ying kumpelhaft gegen den Arm.   Wen Ning an dessen Seite wirkte ebenso ergriffen, zumindest soweit wie es ihm seine fehlende Mimik erlaubte.   „Wei Gōngzǐ, HanGuang-Jun. Ich bin wirklich froh.“ WangJi zweifelte nicht, dass dieser es ehrlich meinte, war er sich sicher, dass Wen Ning mehr Mitgefühl besaß als mancher Lebendiger. Dann richtete sich dieser direkt an ihn.   „Nehmt es Wei Gōngzǐ bitte nicht übel, ich denke es fiel ihm einfach nur schwer sich seinen Gefühlen für HanGuang-Jun zu öffnen. Wei Gōngzǐ ist manchmal etwas zu starrsinnig.“   „Wen Ning! Hey!“, meckerte Wei Ying nicht wirklich verärgert und stippte ihn mit einem Finger gegen die Brust.   Dann schaute WangJi in das Gesicht seines Bruders und für einen winzigen Moment hoffte er, dass er diesen nicht enttäuscht hatte. Doch war dieser aufreibende Fetzen Unsicherheit nichts weiter als Asche im Wind, zeigte sich ehrliche Freude in dessen Augen und dem sanften Lächeln.   „Du hast es dir verdient WangJi. Ich wünsche euch wirklich nur das Beste.“   „Warum werde ich das Gefühl nicht los, das jeder hier Bescheid wusste, nur ich nicht?“, beschwerte sich Wei Ying, was ihm einen einheitlichen ergebenen Blick einbrachte.   „Du bist ein Trottel.“, kommentierte Jiang Cheng mit einer Routine in seinem Ton, dass es deutlich war, dass er diese Erkenntnis schon zur Genüge vorgebracht hatte.   „Beleidigungen sind nicht erwünscht, in der Wolkenschlucht.“, gab WangJi verteidigend von sich, was Wei Ying erheitert auflachen ließ und dieser ihn näher an sich heranzog. Wei Ying zeigte ein schelmisches Leuchten in seinen Augen, als er sein Gesicht seinem näher brachte.   Doch auch diesmal ließ man sie nicht weiter gewähren, faltete sich Nie HuaiSangs Fächer anstandshalber zwischen ihnen auf, dass es Wei Ying ein genervtes Grollen entlockte.   „Intimitäten in der Öffentlichkeit sind ebenso untersagt in der Wolkenschlucht, Wei Xiōng.“, imitierte Nie HuaiSang im strengem Ton diese Regel und Wei Ying stöhnte abermals frustriert auf.   Aus dem Augenwinkel konnte WangJi das dramatische Aufbauschen der Robe seines Onkels erkennen, der nun zügig und mit einem unzufriedenen Stirnrunzeln das Plateau verließ.   Er war sich sicher, hätten sich ihre Freunde und Familie nicht zwischen sie und ihn gestellt, dass dieser sie wesentlich ruppiger auseinandergebracht hätte, als sich nur verbal mitzuteilen.   Etwas das auch die anderen geahnt haben mussten und es erfüllte ihn mit Herzlichkeit, dass man sich ohne Zögern für sie eingesetzt hatte.   Er würde sich später mit seinem Onkel zusammensetzen, um sich zu erklären. Nicht um sich zu rechtfertigen oder über seine Gefühle zu Wei Ying zu diskutieren. Er stand mit erhobenen Haupt über solch einem Disput.   Egal was sein Onkel dazu zu sagen hatte.       Man hatte sie schließlich in der Gruppe mit zu den folgenden Festlichkeiten dirigiert, immer darauf bedacht, dass sich mindestens eine Person zwischen ihnen befand um den „Anstand“ zu bewahren und um sich köstlich über Wei Yings mürrisches Mosern zu amüsieren.   So fanden sie sich bei der Sitzordnung letztendlich gegenüber statt nebeneinander wieder, etwas dass Wei Ying eines dieser kindlichen Schmollen aufsetzen ließ.   WangJi war irgendwo dankbar dafür, dass man ihm diese Barriere aufgezwungen hatte, konnte er sich selbst nicht trauen nicht zu offensichtlich Wei Yings Nähe zu suchen.   Über das Essen war dieser langsam wieder zu seinem alten, munteren Ich zurückgekehrt und unterhielt den Großteil der Gäste und Lan Mitglieder mit Geschichten von seiner Reise.   Etwas zupfte kurz darauf an WangJis Ärmel und er fand eines von Wei Yings Papiermännchen vor, das sich etwas unter der Tischplatte versteckt hielt, ihm aber heiter zuwinkte.   WangJi streckte diesem seine Handfläche entgegen, auf welche das Männchen sich stellte und sogleich seinen Daumen umfasste und sich dagegen schmiegte.   Es war eine ungemein liebenswerte Geste.   Er spürte etwas von der quirligen Energie, die Wei Ying diesem Männlein von sich gegeben hatte und lächelte leicht.   „Es ist schön dich so glücklich zu sehen.“, hörte er XiChen, der neben ihm saß, wispern und fühlte sich schon etwas ertappt. „Ich denke, du wirst Wei Gōngzǐ genauso guttun, WangJi. Lass dich in dieser Hinsicht nicht vom Leben unserer Eltern beeinflussen. Das hier, ist deine ganz eigene Geschichte. Und sollte dich einmal etwas bedrücken oder du Rat zu etwas suchen, bin ich jederzeit für dich da. Vergiss das nicht.“ Es verwunderte ihn nicht, dass sein Bruder gerade diesen Grund eines Zweifels angesprochen hatte, wusste jener mit am besten, dass die Liebe ihrer Eltern ein konstantes Misstrauen in das Konzept von zwischenmenschlichen Beziehungen in ihn gepflanzt hatte.   WangJi war seinem Bruder somit wirklich verbunden für seine Unterstützung, zweifelte er nicht daran, dass es auch einmal Zeiten geben würde, wo er doch nicht so recht weiterwusste oder mit etwas nicht zurechtkam, wäre dies schließlich seine erste und für ihn auch einzige Beziehung.   „Dasselbe gilt für dich Xiōng Zhǎng. Clan Leader Jiang mag nicht die einfachste Person sein.“ Sein Bruder sagte nichts dazu, auf das WangJi diesen ansah und er den durchschauten Ausdruck erkannte, der ihm mehr sagte als Worte es getan hätten.   Das Männlein zog an seinem Daumen, um seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen und deutete darauf zu Wei Ying.   „Ich werde dich morgen früh bei Onkel entschuldigen.“, hörte er seinen Bruder noch andeuten, bevor sich dieser jemand anderem für ein Gespräch zuwandte. WangJi war durchaus bewusst auf was dieser angespielt hatte, dass er ein wenig peinlich berührt zu Wei Ying schaute, der ihm mit einem Blick bedachte, der das widerspiegelte, was er selbst zu bändigen versuchte, seit er diesen vorhin geküsst hatte und seine Gefühle erwidert sah.   Wei Yings Papiermännlein kletterte nun auf seine Schulter.   „Lan Zhan…“, flüsterte dieses mit Wei Yings Stimme. „Darf ich heute Nacht bei dir vorbeikommen? Ich möchte dich wirklich gern allein für mich haben.“ Diese Perspektive ließ einen aufgeregten Wirbel sich in ihm loslösen, doch nickte er nur kurz und unauffällig.   „Wunderbar.“ Das Papiermännlein lehnte sich weiter zu ihm heran und drückte seinen Kopf gegen seine Wange.   „Lass mich das später persönlich wiederholen.“ Damit zwinkerte Wei Ying ihm lediglich zu, bevor er sich erhob und mit Nie HuaiSang und Wen Ning davon stromerte.   Es war anzunehmen, dass man sich für ein paar Schalen hereingeschmuggelten Wein zurückzog.   „Trink nicht zu viel.“, ermahnte er das Papiermännlein anstelle von Wei Ying.   „Keine Sorge HanGuang-Jun. Ich werde nicht riskieren auch nur einen Atemzug von Dir zu verpassen, wenn wir endlich unter uns sind.“   Das Papiermännlein verlor seinen Geist, noch bevor er hätte etwas erwidern können, doch wenn er ehrlich war hätte er keine Worte dazu parat gehabt. Zu vielversprechend waren die Aussichten auf heute Nacht, dass er bemüht war seine Ungeduld zu zügeln.   Es erschien mit einem Mal so viel anstrengender als all die Jahre, wo er annahm, dass er Wei Ying nie näher sein würde, als ein geschätzter Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)