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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

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[20.08.2011 – M16 – Loverboy]

Es brauchte ein paar Anrufe, ehe sie die Information hatte. Thomas Yost war offenbar ein Student der UCT und lebte mit seinem Vater, einem Sportlehrer einer lokalen High School, in Durbanville. Eine bessere Gegend, jedoch keine der besten. Halt eine der Gegenden, wo der normale Mittelstand lebte – der neue Mittelstand.

Es war kurz vor Sonnenuntergang, als sie dort vorfuhren, wohl wissend, dass es keine Garantie gab, dass Thomas da war.

Man sollte meinen, dass ein Junge, der bei seinen Eltern oder zumindest einem Elternteil lebte, keine Möglichkeit hatte, in kriminelle Dinge verwickelt zu werden, doch gerade diese speziellen Jobs wurden oft von Jungen aus besser gestellten, vermeintlich anständigen Familien ausgeführt. Nicht selten Jungen und manchmal auch Mädchen, die gegen ihre Eltern rebellierten.

Das Gebäude war ein kleines Mehrfamilienhaus. Fünf Stockwerke hoch. Wenn man nach den Informationen ging, die sie von Smith bekommen hatte, lebte Thomas im vierten Stock.

Ein kleiner Parkplatz lag zwischen dem Gebäude und zwei anderen, ein kleiner Spielplatz direkt dabei. Es spielten sogar Kinder hier, was die Atmosphäre ruhiger, friedlicher wirken ließ, als sie eigentlich war.

„Was meinst du, wie sollen wir reingehen?“, fragte Murphy, als sie zur Vorderseite des Gebäudes gingen.

Das Gebäude und seine beiden „Geschwister“ waren jeweils in einer Farbe angemalt. Es selbst war in einem Rosé-Ton bemalt, die Nachbarn in Hellblau und Hellgrün.

„Ganz einfach“, meinte Pakhet. Sie klingelte an allen Klingeln, während sie die Schilder las.

Eines war deutlich neuer als die anderen. Wunderbar.

„Ja?“, kam eine müde Frauenstimme durch die Gegensprechanlage.

„Ähm, ja, hier ist Semenya aus dem Dritten. Ich komme unten irgendwie nicht rein. Können Sie mir aufsperren?“

Murphy verdrehte die Augen. Wahrscheinlich wollte er „Darauf fällt doch niemand rein!“ sagen.

Doch die müde Frauenstimme zeigte Verständnis. „Aber natürlich, Liebes. Moment.“ Dann ertönte der Buzzer.

„Danke“, flötete Pakhet und drückte die Tür auf.

„Das war mies“, kommentierte Murphy, als sie ihm die Tür aufhielt.

„Sagt derjenige, der mich für einen Arenakampf angemeldet hat“, murmelte sie und machte sich auf den Weg durch den Vorraum des Gebäudes, in dem die Briefkästen waren, um zum Treppenhaus zu kommen.

Vier Stockwerke später, keuchte Murphy, der weiterhindie Gestalt des jungen Schwarzen trug.

„Ich sage ja, du sollst mehr Ausdauertraining machen, Kid“, meinte Pakhet und schaute sich um. Sie standen an einem Flur, von dem vier Türen abgingen.

Der Flur war halb ein Balkon, da das Gebäude nach vorne hin geöffnet war. Der geflieste Boden hätte dringend eine Reinigung nötig gehabt, selbst wenn man nichts ekeliges fand. Nur dreckige Fußspuren, Sand, ein paar Blätter.

Sie ging die Türen ab, ehe sie die Tür fand, die sie suchte. „Yost“, stand an dem Schild links neben der Tür.

„Was ist unserer Plan?“, fragte Murphy.

„Nun, es gibt zwei Methoden“, erwiderte sie und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. „Deine oder meine.“

„Ich wäre für meine, mit deiner als möglichen Backup.“

Sie lächelte, nickte. Dann klingelte sie.

Schritte erklangen. Müde, schlurfende Schritte. „Moment“, sagte eine tiefe Männerstimme. Offenbar der Vater. Stoff bewegte sich. Offenbar zog er sich Kleidung über. Vielleicht ein Bademantel? Schließlich kamen die Schritte zur Tür. „Ja?“

Der Mann, der sie ansah, war leicht untersetzt. Das Haar, das er noch auf dem Kopf hatte, war braun mit einigen grauen Haaren dazwischen. Eine große, kahle Stelle breitete sich von der Mitte des Kopfes aus.

„Hallo“, sagte Murphy, der auf einmal einige Jahre älter wirkte als noch einen Moment zuvor, und streckte ihm seine Hand entgegen. „Wir sind von der örtlichen Schulbehörde und wollten mit ihrem Sohn sprechen.“

Der Mann runzelte die Stirn. „Es ist Samstag.“

„Ja, dass wissen wir.“ Murphys Stimme ließ nicht eine Spur Zweifel an seiner Aufrichtigkeit aufkommen. „Wir sind wegen einer Freundin ihres Sohnes da, wollten kurz mit ihm reden.“

Noch immer schien der Mann zu versuchen, Sinn aus seinen Worten zu machen, nickte dann aber. „Moment.“ Er wandte sich in die Wohnung. „Tom. Komm doch mal. Da sind zwei Leute von der Schulbehörde oder so.“ Er wandte sich wieder zu ihnen. „Er kommt gleich.“

Also war Thomas Yost da. Zumindest ein Erfolg.

Tatsächlich erklangen nach zwei Sekunden schnellere, energischere Schritte im Flur, ehe ein junger, schlacksiger Mann in einer Jeans und einem T-Shirt vor ihnen stand. Sein Haar war hellbraun. Er trug einen Kinnbart. „Ja? Worum geht es?“

„Sie sind Thomas Yost, ja?“, fragte Murphy und streckte ihm die Hand entgegen. „Mein Name ist Malan und das hier ist Mrs Luter.“ Er lächelte professionell. „Wir sind hier, um mit ihnen über Dené Bekker zu sprechen.“

Verwirrung trat auf die Züge des Mannes, gefolgt von Sorge. „Dené? Was ist mit Dené? Ist etwas nicht okay?“

Pakhet misstraute ihm. Wenn er ein Loverboy war, dann war er gut im Lügen. Immerhin war das ihre ganze Aufgabe.

„Wir hatten gehofft, dass Sie uns das sagen können“, erwiderte Murphy. „Wir haben gehört sie seien ihr Freund gewesen. Wir sind im Auftrag der Eben Dönges High School hier, die sich wegen der Abwesenheiten Ms Bekkers sorgt.“

„Ich mache mir auch Sorgen um sie“, versicherte der junge Mann. „Ich habe sie seit zwei Wochen nicht mehr gesehen.“

„So? Hatten sie auch nicht auf andere Art Kontakt mit ihr? Irgendeine Möglichkeit, sie zu erreichen?“, fragte Murphy unbeirrt weiter. Er schaffte es seiner Stimme einen so autoritären Klang zu geben, dass Mr Yost gar nicht auf die Idee kam, ihn zu hinterfragen.

„Ja“, antwortete der Junge. „Ich habe wirklich keine Ahnung.“ Er seufzte schwer. „Okay, sehen Sie. Es geht Sie nichts an, aber wir haben uns gestritten, ja? Sie ist weggerannt und hat sich seither bei mir nicht gemeldet.“

Ja, sicher.

„Wieso haben Sie sich denn gestritten?“, fragte Pakhet.

Yost sah sie an, als hätte er sie gerade erst gesehen. „Ähm. Ach, es war albern. Sie wollte sich Geld von mir leihen. Wir waren mit Kumpels auf einer Party und sie hatte wieder kein Geld und ich war auch pleite und wir waren angetrunken und dann  …“ Er seufzte, schien ins schwafeln zu verfallen. „Ach, es war albern. Ich habe sie angeschrien, dass sie sich nicht immer Geld von mir leihen kann und dann hat sie gesagt, sie weiß ja nicht, sie arbeitet schon und sie will ja Geld haben, aber es ist halt nicht genug.“

„Wissen Sie denn, wo sie arbeitet?“, fragte Murphy auf dieselbe professionelle Art, die man eher von einem Polizisten – einem gut ausgebildeten Polizisten – erwartet hätte.

„Sie meinte im Coldrio, so ein kleiner Laden bei City Bowl“, antwortete er. „Sie hilft den Laden ein und auszuräumen und so.“

Murphy nickte. „Kennen Sie jemanden, namens Tutu?“

„Tutu?“ Irritiert runzelte Yost die Stirn. „Nein. Nie gehört. Warum?“

„Ach, sie hat den Namen wohl in der Schule erwähnt“, meinte Murphy leichthin. Er seufzte schwer. „Können Sie versuchen, sie für uns zu erreichen?“

Yost zögerte, nickte dann aber. „Klar. Sicher.“ Er holte ein Handy aus seiner Tasche hervor, wählte eine Nummer aus seinem Telefonbuch aus, hielt das Gerät an sein Ohr.

Stille herrschte, doch nach einer Weile konnte auch Pakhet das Pfeifen einer Mailbox hören.

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe die ganze Woche sie nicht erreichen können.“ Wieder runzelte er die Stirn. „Glauben Sie, dass ihr etwas passiert ist?“

„Wir wissen es nicht“, erwiderte Murphy. Er schien sich schon zum Gehen wenden zu wollen, als er inne hielt. „Könnten wir vielleicht Ihre Nummer haben? Und die Nummer, die Sie von Dené haben. Dann können wir sie mit unseren Daten abgleichen.“

„Sicher“, erwiderte der junge Mann. Er hielt ihnen das Handy hin, um ihnen den Eintrag auf Dené zu zeigen.

Wie selbstverständlich nahm Murphy das Handy entgegen, stellte sich etwas dumm damit an, die Sachen auszuwählen, stellte aus Versehen den Bildschirm aus, fluchte, tippte weiter unhändig auf dem Gerät herum. Pakhet war sich sicher, dass er eine Möglichkeit suchte, im Nachrichtenverlauf des jungen Mannes nachzusehen.

Schließlich aber übertrug er beide Nummern in sein Handy, bedankte sich.

Pakhet sah ihn an. Ihrer Meinung nach war es nur gut und richtig, den jungen Mann noch einmal richtig zu befragen, doch Murphy kehrte zum Treppenhaus zurück.

So presste sie die Lippen aufeinander. „Danke“, meinte auch sie zu Mr Yost.

„Sagen Sie mir, wenn Sie sie finden?“, fragte der junge Mann und wirkte dabei aufrichtig besorgt.

„Ja“, versicherte sie. „Machen wir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Taroru
2019-09-27T22:32:48+00:00 28.09.2019 00:32
mhm.... ich weiß noch nicht so richtig was ich von diesem yost halten soll o.O
aber gut, ich lasse es einfach auf mich zu kommen. ich finde jedenfalls das murphy das echt klever angestellt hat. und ich mag es wie sie ins haus gekommen sind XD auf so einfache dinge, fällt man doch immer wieder rein XD
Von:  Vampyrsoul
2019-09-27T19:21:50+00:00 27.09.2019 21:21
Hmm... ich bin gespannt, ob es Absicht war, das er erst behauptet, seit zwei Wochen keine Kontakt mit Dené gehabt zu haben und dann plötzlich nur noch seit einer Woche :3
Antwort von:  Alaiya
27.09.2019 21:28
:D


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