Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [21.07.2011 – M09 – Labyrinth] ------------------------------ Die Anderswelt war anders, ganz wie es in ihrem Namen lag. Pakhet war nicht oft hier gewesen, weil die Zugänge schwer zu finden und oft nur für Magier passierbar waren. In der Anderswelt waren die Dinge oftmals nicht so, wie sie schienen. Distanzen konnten sich verändern, manchmal veränderten die Dinge ihren Ort. Und manchmal endete man in einem Labyrinth von Tunneln und rannte vor einem Wesen herum, das aussah, als hätte es sich im alten Ghostbusters-Film heimisch gefühlt. Das Wesen schien keinen festen Körper zu haben und bestand viel eher aus einem viskosen, stinkenden Material. Pakhet war sich nicht sicher, was es war. Sie tippte auf einen Elementar. Vielleicht ein korrumpierter Elementar, vielleicht ein Giftelementar. In diesem verfluchten Labyrinth stank es. Was auch immer es war: Es war immun gegen ihre Pistole und an den Betäubungsdarts störte es sich erst recht nicht. Kurzum: Sie hatte ein Problem, da nichts, was sie bei sich hatte, das Wesen zerstören konnte. Sicher, sie hatte Granaten dabei, doch konnte sie zum einen nicht sicher sein, ob diese in der Anderswelt funktionierte, während sie zum anderen in einem engen Gang war. Die Schockwelle würde auch sie und Murphy verletzen. Ach, verdammt, warum machte sie das ganze überhaupt? Warum hatte sie dem Jungen zugestimmt? Weil er ein Junge war und niemanden hatte, deswegen. Egal, wie mies er sich manchmal verhalten konnte, er war noch ein halbes Kind und sie wollte kein Kind in einen fast sicheren Tod laufen lassen. Was sie zu ihrem nächsten Problem brachte: „Jetzt lauf schon, Kid!“ Der Junge blieb immer und immer weiter hinter ihr zurück, war mittlerweile näher bei dem Monster, als bei ihr. Warum endete sie in diesen Situationen immer mit Leuten, die unfähig waren zu sprinten? Warum gab es so viele Söldner, die unfähig waren zu sprinten? Und warum verwandelte sich der Junge verdammt noch mal nicht in einen Raben? „Ich versuch's!“, keuchte Murphy und sah sich um. Ein Fehler, da das Ungeheuer in genau diesem Moment einen Arm – war es überhaupt ein Arm? – nach ihm ausstreckte und diesen um sein Bein wickelte. Murphy fiel und Panik zeigte sich auf seinem Gesicht, als er zu ihr sah. „Pakhet!“ Ach, verdammt. Sie war nur noch einen Tag von ihrem Urlaub entfernt. Warum machte sie das überhaupt? Sie verfluchte sich und lief zu ihm zurück, ein ganzes Magazin auf das Monster entleerend. Die Kugeln vermochten nicht, das Biest aufzuhalten, verwirrten es aber. Es zog den Jungen zu sich hin, doch dann war sie bei ihm, hackte nach dem Arm. Er fiel ab, explodierte in eine ekelhaft stinkende gelbe Flüssigkeit, die Boden, Wand und auch sie bespritzte. Sie würde dringend eine Dusche brauchen, wenn sie zurück waren. Aktuell gab es andere Prioritäten. Sie zog Murphy weg, während das Monster einen neuen Arm formte und nach ihr schlug. Sie duckte sich weg. Okay. Plan C. Während Murphy auf die Beine kam, wich auch sie zurück, machte eine Granate bereit. Wenn dieser Plan nicht funktionierte, war sie tot. Sie entsicherte die Granate, wich langsam weiter zurück. Das Monster griff sie an, glucksend knurrende Laute von sich gebend. Es war nicht in seinen Bewegungen. Es war leicht, sich unter ihm wegzuducken. Doch musste sie nah genug herankommen. Da. Eine Öffnung. Sie sprang vorwärts und versenkte ihre Hand, samt Granate im Körper des Wesens. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Sie ließ die Granate los, zog ihre Hand fort und drehte sich um. Sie rannte. Murphy dagegen hinkte. Großartig. Sie schnappte den Jungen, warf ihn sich über die Schulter. Dankbarerweise war die jugendliche Gestalt, die er wider trug, relativ klein, dürr und leicht. Da hinten war eine Ecke. Sie sollte besser dahinter verschwunden sein, ehe die Granate losging. Noch drei Sekunden. Noch zwei! Sie sprang hinter die Ecke, als der Knall der Granate durch die Gänge hallten, bei denen man nicht sicher sein konnte, ob sie in den Fels gehauen waren, da die Wände mit Backsteinen bedeckt waren. Der ekelhafte Gestank verbreitete sich weiter. Pakhet spähte um die Ecke. Der Boden war mit gelblicher, geleartiger Masse bedeckt. „Ein Monster weniger.“ Sie sah sich um. Murphy war auf dem Boden zusammengesunken und stöhnte leise. Er hielt sein Bein, da, wo das Monster ihn erwischt hatte. „Was ist?“ Er zog seine Hose hoch. Seine Haut war rot. Das Fleisch schimmerte an einigen Stellen durch. Es sah fast aus wie eine Verätzung. Schon wollte sie sich bücken, um sich darum zu kümmern, als ein Gurgeln durch die Gänge hallte. Ein weiteres Monster? Sie hockte sich neben ihn. „Auf meinen Rücken“, wies sie Murphy an. „Ich trag dich. Wir müssen hier heraus.“ Für einen Moment sah Murphy sie überrascht an, dann aber nickte er und kletterte auf ihren Rücken. „Danke“, presste er heraus und klammerte sich fest. Sie rannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)