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Urban Fantasy Thriller
von

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[26.05.2011 – R03 – Gewissensbisse]

„Ah, Joanne.“ Robert betrachtete sie durch die offene Wohnungstür. „Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“

„Ich hatte dir geschrieben.“ Sie hob ihr Handy, wusste aber was er meinte. Sie hatte sich fast zwei Wochen nicht mehr bei ihm gemeldet – und das, obwohl er ihr bester und eigentlich einziger Freund war. Zumindest war er bis vor kurzem ihr einziger Freund gewesen. Und das war das Problem: Zwischen den Jobs der letzten Tage hatte sie meistens Zeit mit Heidenstein verbracht. Er hatte Hilfe gebraucht. Sie hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, wegen dem Missgeschick mit der Granate.

„Ich weiß.“ Robert zog die Lippen hoch. „Ich meine nur. Ich dachte, du würdest am Ende doch nicht können.“ Er seufzte. „Du arbeitest zu viel, Joanne.“

Auch Pakhet seufzte leise. „Vielleicht. Es ist halt vorrangig die Chaostruppe, die ich betreue. Aber es ist nicht mehr lang.“ Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Nächsten Monat ist ihr großer Job und wenn wir alle lebend rauskommen, dann bin ich danach nicht mehr für die Chaoten zuständig und habe wieder mehr Zeit für dich.“

„Dann hoffe ich, dass du solange überlebst“, murmelte Robert und schüttelte den Kopf. Er trat zur Seite um sie in seine Wohnung zu lassen. Wer Robert kannte war beinahe überrascht, dass er nicht bei seinen Eltern lebte, mit denen er ein gutes Verhältnis hatte. Sie waren eine jener Familien, die zu Boerzeiten hergekommen waren und nun bereits in der neunten Generation in Südafrika lebten. Dafür war seine Wohnung das übliche Bachelor-Heim: Mittelguter Wohnkomplex, ein Ein-Zimmer-Apartment mit Bad und einer kleinen, durch eine halbhohe Mauer, die mit einer Arbeitsplatte abgedeckt war, abgetrennte Küche.

Das eigentliche Zimmer war zweigeteilt: Neben der großen Fensterfront, die zu einem kleinen Balkon führte, war sein Bett, dem gegenüber sein Fernseher inklusive Spielekonsole stand. Ein schmales, aber breites Regal aus dunklem Metall, das mit allerhand Videospielen und Film-BluRays gefüllt war, trennte den Schlafbereich von einem Wohnzimmer, in dessen Mitte ein hoher Glastisch stand. Der Rahmen war ebenfalls aus dunkel gefärbten Metall, so dass alles zusammen sehr geschmackvoll wirkte. Dennoch wirkte die Wohnung eingelebter als Pakhets eigenes Haus.

„Was hast du für heute Abend geplant?“, fragte Robert und ließ sich auf das Ende seines Bettes fallen, neben dem eine offene Bierflasche stand.

„Ich werde mich nach dir richten, mein Lieber“, meinte sie und schenkte ihm ein weiteres Lächeln. „Das bin ich dir Schuldig, oder?“

Er sah sie fragend an, als wartete er auf ein „Aber“.

Wenn er unbedingt wollte, sollte er es haben: „Aber eigentlich hatte ich überlegt, dass ich dich zum Essen einladen könnte. Der Vorteil an all der Arbeit ist, dass ich einiges verdient habe.“

„Woran hast du gedacht?“, fragte Robert.

„Giovanni's“, antwortete sie. „Ich habe auf acht zwei Tische bestellt.“

Robert starrte sie an. Giovanni's war eins der besseren Restaurants der Stadt. „Wow, du hast echt ein schlechtes Gewissen“, stellte er schließlich fest.

Sie lächelte matt, schwieg.

Robert ging zu seinem sehr schmalen Kleiderschrank – weiß, aus verschiedenen würfelförmigen Kästen zusammengesetzt – und öffnete eine der Kastentüren. „Da muss ich mir ja etwas ordentliches Anziehen.“

„Wirst du“, bestätigte sie. Sie verdrehte die Augen, als er begann, durch seine Hemden zu gehen und gleich drei anzuprobieren. Bei jedem anderen wäre es ihr zumindest etwas unangenehm gewesen, daneben zu sitzen. Doch Robert war anders. Er war ihr bester Freund, fast wie ein Bruder. Er war der einzige aus ihrem alten Leben, mit dem sie bis heute Kontakt hatte. Davon abgesehen würde zwischen ihnen nie etwas passieren – da sie für viele Männer vielleicht zu männlich, für ihn aber sicher zu weiblich war.

Und so entschloss sich Robert schließlich für ein rotes Hemd und eine dunkelgraue Hose. „Acht Uhr, sagtest du?“

Sie selbst trug eine schwarze Bluse und eine enge, ebenfalls schwarze Hose. „Jap.“ Es war bereits halb. „Wir sollten uns sputen.“

Er lächelte, legte seine Hand auf ihre Schulter. „Danke. Aber  …“ Er zögerte. „Ich würde mich freuen, wenn wir uns dennoch öfter sehen würden.“

„Bemühen wir uns“, meinte sie. Sie trat zur Tür und hielt sie ihm auf. „Nach dir.“

Er musterte sie und ging an ihr vorbei. „Dafür, dass du dich in letzter Zeit mit den Chaoten rumschlagen musst, hast du erstaunlich gute Laune“, kommentierte er auf dem Weg zum Aufzug. Er musterte sie mit gerunzelter Stirn und drückte auf den Knopf neben der Aufzugtür. „Ist irgendetwas passiert?“

Pakhet zuckte mit den Schultern. „Nichts Besonderes.“

Robert hob misstrauisch die Augenbrauen und grübelte. „Du bist doch nicht etwa verliebt, oder?“

Sie lachte schnaubend. „Ich?“

„Natürlich nicht.“ Er verdrehte die Augen, als der Aufzug mit einem „Ping“ bei ihnen im fünften Geschoss ankam.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Caliburn
2019-05-02T08:27:37+00:00 02.05.2019 10:27
Ich weiß nicht was Leute an Wohnküchen finden, mir gefällt sowas überhaupt nicht. Aber vielleicht hatte Robert zum dem Zeitpunkt auch keine andere Wohnung gefunden? Wer weiß. :P

Und BULLSEYE! Pakhet ist sich aber selber ihren Gefühlen noch nicht bewusst, wie es mir scheint.
Antwort von:  Alaiya
02.05.2019 10:28
Es ist halt billiger. Deswegen haben Seki und ich doch 2,5 Jahre in so einem Ding zu zweit gewohnt
Von:  Taroru
2019-02-26T00:59:20+00:00 26.02.2019 01:59
ich mag robert XD
und es gibt nichts schöneres als solche freundschaften :-D (naja fast nichts schöneres, aber ich hoffe du verstehst was ich meine XD)
die beiden haben hier auch eine wunderschöne dynamik, gefällt mir gut :-)
bin nu gespannt auf mittwoch (bekommen wir da dort das gemeinsamme esse zu lesen? :-p )
Antwort von:  Alaiya
26.02.2019 10:42
Das nächste Mal geht es tatsächlich mit dem nächsten Mini-Arc weiter.
Antwort von:  Taroru
26.02.2019 10:50
also noch mehr spannung XD
okay, ich freu mich drauf :-)


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