Seelenqual von Rikarin (Die Suche nach Stärke) ================================================================================ Kapitel 30: Reise durch die Unterwelt ------------------------------------- Als die Fähre das Ufer erreichte, stieg Naruto mit den bewusstlosen Sasuke auf dem Rücken aus. Hel, ihre Begleiterin, machte einen eleganten Sprung und deutete auf zwei Sänften, die sie erwarteten. Die Sänften sahen aus wie eine quadratische Box mit blickdichten Papierwänden auf zwei Rädern. Jede wurde von einem starken, schwarzen Ochsen gezogen und von vier Männern in schwarzen, einfachen Gewändern begleitet. „ Nicht viele Reisende bekommen so viel Aufmerksamkeit“ bemerkte Hel lächelnd, als zwei der Männer zu Naruto kamen und ihm Sasuke abnahmen. Der Uchiha wurde in die eine Sänfte eingesetzt, deren Außenwände mit schwarzen und roten Flammen auf weißem Grund verziert worden war. Narutos Sänfte, die für ihn einladen geöffnet wurde, zeigte weiße und goldene Wolken auf hellblauen Grund. Bevor er allerdings einstieg, sah er misstrauisch zu Hel. „Und du musst zu Fuß gehen?“ fragte er. „Oh, nur kein Mitleid, ich habe meine persönliche Sänfte“ erklärte sie und schnippte mit den Fingern. Sofort erschien mit dunklem Rauch ein Gefährt, dessen Gerüst aus roten Knochen bestand und von einem großen Oni gezogen wurde. Durch das halboffene , schwarze Verdeck konnte man einen gepolsterten Sitz erkennen, auf dem Hel Platz nahm. „Worauf wartet ihr? Auf, auf!“ befahl Hel und zusammen mit Naruto führte sie die kleine Reisegesellschaft an. Während sie durch den Wald fuhren, bemerkte Naruto, dass der Nebel, der schon die Sicht auf dem See verhindert hatte, auch hier nicht verschwunden war. Es war immer noch still, nur das leise Knirschen der Räder war zu hören. „Macht Ihr euch Sorgen wegen weitere Gefahren auf der Reise?“ lenkte Hel ihn ab. „Ehrlich gesagt, denke ich an den Herrn der Unterwelt. Wann kommen wir an? Was muss ich beachten, wenn ich mit ihm spreche?“ fragte Naruto. „Um zum Herrn der Hölle zu gelangen ist mehr nötig, als ein kleines Opfer. Ihr braucht Beziehungen und jede Menge Geld und Einfluss. Kurz gesagt, ein persönlichen Besuch mit ihm wird nicht möglich sein“ erklärte Hel. „Aber ich dachte, wir werden jetzt zu ihm gebracht? Deswegen doch auch die Eskorte?“ fragte Naruto verunsichert. „Nun, die Eskorte ist zu eigentlich zu winzig für einen verehrten Gast ihrer Majestät. Wir fahren woanders hin.“ „Aber hast du nicht etwas anders erwähnt?!“ Naruto sprang auf und erschrocken hielt die Sänfte an. „Möglicherweise habt Ihr mich falsch verstanden“ sagte Hel ruhig. „Ich glaube, du spielst ein falsches Spiel“ sagte Naruto aufgebracht. „Wohin bringst du Sasuke und mich…?“ Naruto drehte sich zu der ihm hinter liegende Sänfte um. Doch von dem rot-schwarzen Gefährt mit Sasuke drin war nichts zu sehen. „Wo…wo ist er?“ fragte er erschrocken und wandte sich wieder Hel zu, die unbeeindruckt sitzen blieb. „Was geht ihr hier vor? Ich befehle dir: Hol Sasuke wieder zurück!“ rief er ihr zu. Hels Gesicht drehte sich langsam zu ihm um. Ihre Augen fingen an zu glühen und der Oni, der ihr Gefährt steuerte, machte sich ängstlich klein. „DU willst mir befehlen?“ sagte sie gefährlich ruhig. In Gedankenschnelle hatte sie ihr Gefährt verlassen und schwebte vor Naruto. Die Klinge ihrer Sense war dabei gefährlich nahe an seinem Hals. „Sei vorsichtig, Menschenkind“ sagte sie kalt. „Ich bin ein Shinigami, der seit 1000 Jahren seine Arbeit verrichtet und du bist hier in meinen Reich. Nicht du befiehlst mir, sondern die, die in der Hierarchie über mir stehen. Und seit du und Sasuke Uchiha hier angekommen sind, war es vorherbestimmt, dass ihr getrennte Wege geht.“ „Aber wieso?“ fragte Naruto aufgebracht, rührte sich aber nicht wegen der drohenden Gefahr geköpft zu werden. „Das weißt du genau! Ein jeder Mensch, der hier ankommt, wird auf Grund seiner Taten und Gesinnung verurteilt. Sasuke Uchiha wird den Geistern seiner Vergangenheit begegnen und du den deinen. So ist es vorherbestimmt, so soll es sein. Und wenn du dich gegen das Urteil dieser Welt stellst, dann wehr dich und stirb“ sagte Hel und ihre Miene war ernst. Naruto erkannte die Wahrheit. Der alte Frosch hatte ihn noch gewarnt, dass eine solche Reise unvorhersehbar und gefährlich sein würde und eine Rückkehr ungewiss. Jetzt steckte aber in diesem Schlamassel und konnte sich nur noch treiben lassen. „Also gut, Hel, bring mich dahin, wo ich hin muss“ sagte er. Sasuke wachte auf. Ihm war kalt, eine Kälte die ihn innerlich zu verrotten schien. Es war dunkel um ihn und er konnte kein Licht erkennen. „Bin ich Blind?“ dachte er und stand zögernd auf. „Hallo, ist hier jemand?“ rief er laut, aber niemand antwortete. „Naruto?!“ Immer noch keine Antwort. „War der Kampf nur ein Traum? Habe ich mir das nur eingebildet?“ überlegte Sasuke und machte vorsichtig einen Schritt. Langsam tastete er sich vorwärts, die Hände vor sich gestreckt. Die Dunkelheit nahm  nicht ab und dieser ewige Zustand der Blindheit verunsicherte Sasuke immer mehr. „Wo bin ich? Wo muss ich hin? Warum ist hier niemand?“ Diese Gedanken streiften in seinen Kopf herum, während er sich gleichzeitig eine logische Erklärung für diesen Zustand überlegte. „Ich muss hier raus. Ich scheine in einer Höhle zu sein. Aber irgendwo wird ja ein Ausgang sein. Ich muss nur auf einen Luftzug oder ein Licht achten“ überlegte er. Er ging immer weiter und merkte, dass der Boden und die Wände zu glatt und ebenmäßig für eine Höhle waren. Langsam wurde er unsicher, die Dunkelheit fing an, ihm Angst zu machen. Die Reise mit Hel war von bedrückender Stimmung. Naruto war verärgert, aber dieses Mal so klug, es nicht an Hel aus zu lassen. Plötzlich bemerkte er die Veränderung in seiner Umgebung. Das Licht der Sonne, das vorher so fahl war, wurde heller. Der graue Himmel und der Nebel lichteten sich und er fing an, die fröhlichen Stimmen von Vögeln zu hören. Dann, bevor er Hel fragen konnte, hörte er die Stimmen. Fröhliche Stimmen, die aufgeregt riefen: “Er kommt“ Sasuke war immer noch in der Dunkelheit verirrt. „Wann hört der Weg endlich auf?“ stöhnte er. „Ich muss er hier raus. Ich habe doch ein Ziel. Ich muss meinen Clan rächen. Itachi, Itachi…“ Die Gedanken an seinen geliebten Bruder stärkten ihn und er beschleunigte seine Schritte. Als ob dieser Name oder der Gedanke der Auslöser gewesen wäre, zeigte sich plötzlich ein kleines Licht vor ihm. Aufgeregt rannte Sasuke in diese Richtung und das Licht wurde heller und größer. Kurz musste er geblendet die Augen schließen. Als er sie öffnete, stand er plötzlich im Freien. Er drehte sich um seine eigene Achse und riss verblüfft die Augen auf. Den Ort kannte er. Er war auf dem Übungsplatz im Wald von Konoha. Hier hatte er immer mit Itachi geübt. Von einer Höhle oder Ähnliches keine Spur. Zögernd ging er den alten Weg entlang, der zum Uchiha-Viertel führte. Doch ihn erwartete dort die nächste Überraschung. Normalerweise endete der schmale Pfad vor dem Eingang des Uchiha-Viertels, das von einer Mauer mit dem Fächer-Wappen umzäunt war. Hier aber war es nur ein einzelnes, kleines japanisches Haus. Er sah sich die Einzelheiten an: das Dach war mit blauen Ziegeln bedeckt, eine Veranda um das Haus, die Schiebewände mit Papier bespannt, ein kleiner Teich und Wildblumen, die ungezähmt um das Haus wuchsen. Ein einfaches Gebäude, so schlicht und doch von soviel Frieden erfüllt. Sasuke hörte das Zwitschern von Vögeln und in ihm wuchs das Verlangen einzutreten. Langsam ging er den kiesbedeckten Pfad zur Tür, bemerkte den Geruch von frisch zubereitetem Essen und öffnete die Tür. Naruto wurde neugierig. Wer wurde da erwartet? Wahrscheinlich Hel, oder nicht? Die Sänften verließen den Wald und plötzlich sah Naruto auf ein Tal herunter. Um die Landschaft besser betrachten zu können, stieg er aufgeregt aus dem Gefährt aus. Der Wald hinter ihm endete auf einen hohen Hügel, so dass er einen guten Ausblick hatte. Ein blauer Himmel umspannte das Tal, das von kleinen Bergen und Wäldern umgeben war. Es erinnerte Naruto an den Anblick von konoha, das Gefühl von Heimat stieg in seinen Bauch auf. Und doch sah er die Unterschiede. Das Dorf, das nahe dem sanft geschwungenen Fluss gebaut worden war, war  nicht Konoha. Es fehlten die großen, mächtigen Bäume, das Felsenbildnis der Hokage, die eng gebauten und bewachsenen Häuser der Ninjas. Naruto zuckte erschrocken zusammen, als er den dröhnenden Klang einer großen Trommel hörte. Das Geräusch kam vom Dorf, doch es hörte sich nicht bedrohlich an. Eher so, als wolle die Trommel jeden Anwohner in der Nähe informieren, dass Gäste kamen. „Steig ein“ befahl Hel ihm, die unbemerkt hinter ihm getreten war. „Wir werden erwartet.“ Sasuke öffnete die Tür und trat ein. „Hallo, ist hier jemand?“ rief er und sah sich um. Keine Antwort, aber ein paar Schuhe standen vor der Stufe, die ins Haus führte. „Eigentlich müsste der Bewohner in der Küche sein“ fiel es Sasuke auf. „Oder er isst gerade und kann deswegen schlecht antworten.“ Sasuke  folgte seiner Nase und landete in einen kleinen Raum mit Tatami-Matten. Auf dem kleinen Tisch standen zwei Tabletts mit angerichtetem Essen. Reis, Misosuppe, gedämpfter Fisch, etwas Obst. Sasuke erinnerte sich, dass seine Mutter oft solche Malzeiten zubereitet hatte. Ein starkes, nostalgisches Gefühl stieg in ihm auf, als er sich zögernd vor einem Tablett hinsetzte. Eine der Schiebetüre war geöffnet worden und er konnte auf den kleinen Teich sehen. „Früher hatten wir Zuhause auch einen Teich gehabt. Und Mutter hat gerne die Türen zur Terrasse weit geöffnet, um die frische Frühlingsluft einzulassen. Und dann saß ich oft mit Itachi auf der Veranda und habe  mit ihm die ersten Blumen angesehen“ dachte er und sah auf das köstliche Mahl. Er merkte, wie hungrig er war, aber er traute sich nicht, ohne Erlaubnis des Bewohners zu Essen. Schon fing sein Magen hungrig an zu knurren. „ Du kannst ruhig essen. Ich habe nur schnell Tee gemacht“ sagte eine freundliche Stimme, die ihm bekannt vorkam. Sasuke drehte sich erschrocken um. „DU?!“ Hel und Naruto kamen den Dorf näher. Sie fuhren unter dem steinernen Torbogen durch und wurden von einer jubelnden Menge begrüßt. Ungläubig sah Naruto all die Menschen an, die ihn fröhlich anlächelten. „Da ist Naruto“ riefen einige und winkten ihm zu. Die gerade Hauptstraße war mit Laternen geschmückt und führte direkt zu einem prächtigen Anwesen. Dort, vor dem geöffneten Tor, standen einige Personen, die ihn herbei winkten. Naruto war nah genug um sie zu erkennen: den großen Mann mit langen, grauen Haaren, die kleine, alte Frau, den Mann mit den stacheligen, blonden Haar und die hübsche, rothaarige Frau. Ihn hielt nichts mehr im Wagen, er sprang auf und stürmte auf sie zu. Dort wurde er von warmen Armen empfangen und umarmt. Die Menschen, die er so liebte, waren alle an diesen Ort, wie er es sich heimlich erhofft hatte:  Jiraya, seine Urgroßmutter Kukaku und seine Eltern Minato und Kushina. Naruto bemerkte nicht, wie Hel anhielt und ihr Wagen eine Kehrtwendung machte. Sie hatte ihren Auftrag fürs Erste erfüllt. Unbeeindruckt fuhr sie an den Menschen vorbei, ihr Gesicht hoheitsvoll erhoben. Die Menschen der Familie Uzumaki, mehrer Generationen versammelt, fingen an Sake zu trinken und Speisen aufzutragen. Hel kümmerte sich nicht um die Belange der Menschen, dafür war sie zu alt. Sie wusste, dass Helden nicht einfach geboren wurden und ihre Aufgaben dann spielend erledigen konnten. Nein, der junge Mensch würde noch viel ertragen müssen. Etwas wie Mitleid regte sich in Hel, aber dieses menschliche Gefühl verscheuchte sie mit einem Kopfschütteln. Sasuke starrte erschrocken zur Gestalt hin, die eine Teekanne und zwei Tassen hielt, als wäre es etwas völlig Normales. Dann sprang er auf und stürzte sich auf seinen großen Bruder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)