Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 66: Die lebende Naturgewalt ----------------------------------- Thor wurde regelrecht vom Boden abgehoben. Um seinen ganzen Körper herum zuckten Blitze und über seinem Kopf braute sich ein Sturm zusammen, der jedes noch so heftige Gewitter dagegen wie einen kleinen sanften Regenschauer aussehen liess. Seine rechte Hand mit Mjölnir hob sich, als er den wahnsinnigen Titanen fixierte. «THANOS!» Der Schrei gellte durch das ganze Stadtviertel und liess nicht nur den Angesprochenen, sondern auch alle seine Gefolgsleute innehalten. Und einen flüchtigen, sehr flüchtigen Augenblick lang waren sie alle komplett verdattert. Allerdings entspannten sich die hier versammelten Mitglieder der Black Order und die anwesenden Chitauri gleich wieder. Klar, Thor war – neben Loki – der stärkste Gegner. Kein Zweifel. Aber so stark der Donnergott auch sein mochte: gegen ihren Meister kam er nicht an. Aus diesem Grund war Thanos ja nun auch persönlich hier. Es wurde Zeit, die Sache zu beenden. Es hatte Thanos Spass gemacht hatte, die Hauptstadt dieses erbärmlichen Landes der Erde, das die Menschen Amerika nannten, und deren umliegende Gebiete dem Erdboden gleich zu machen. Aber ganz egal wie lustig es gewesen war, das Spielchen wurde langweilig und die Geduld des Titanen war erschöpft. Thanos wollte endlich den Stein. Den letzten, der ihm noch fehlte. Schliesslich hatte er seine Tochter Gamora nicht umsonst auf Vormir geopfert, um an den Seelenstein heran zu kommen! Einen flüchtigen Moment lang wunderte sich Thanos, was wohl der Auslöser für Thors offensichtlich vergrösserte Kraft gewesen sein mochte. Der tote Bruder? Wohl kaum. Loki hatte ihm damals anvertraut, wie sehr er seinen Bruder hasste, und Thanos war immer davon ausgegangen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Gut, der Blonde schien ganz kurz etwas erschüttert über Lokis Tod gewesen zu sein. Aber das mochte davon herrühren, dass sie in diesem Kampf Verbündete waren. Der Auslöser für Thors Verwandlung in ein lebendes Blitzgewitter konnte es jedenfalls kaum gewesen sein. Oder etwa doch? Sei’s drum, er, Thanos, war immer noch stärker… Hoffentlich! Zum ersten Mal seit er das hier begonnen hatte spürte er leise Unsicherheit in sich aufkommen. Doch der Titan kämpfte sie sofort nieder und rannte auf den Donnergott los. Er besass fünf Infinity-Steine: was sollte Thor ihm da also schon gross anhaben können? Mit einem triumphierenden Lächeln und wieder neu gewonnener Arroganz liess er den Donnergott herankommen. Dieser raste auf ihn nieder, blitzend und zuckend am ganzen Körper und aus den Augen heraus. ‘Ein beinahe faszinierender Anblick!’ fuhr es Thanos durch den Kopf. Es sollte der letzte Gedanke in seinem Leben sein... ________________________________________________________________________ Loki handelte wirklich völlig instinktiv und ohne genau über das, was er tat, nachzudenken. Er teleportierte sich in die nächste Stadt. Weit genug weg, dass er hoffen konnte, dass Thanos ausreichend abgelenkt wäre durch die Kampfhandlungen, sodass er seine Präsenz nicht mehr wahrnahm. Denn natürlich hatte Loki nicht vergessen, dass der Titan ihn spüren konnte. Doch ein paar hundert Kilometer reichten vielleicht aus, um nicht auf seine Signatur zu achten – zumal Thanos ihn ja scheinbar noch vor der Nase hatte... Denn obwohl der echte Loki sich verdünnisierte, liess er einen Zwilling zurück. In genauso fester Gestalt wie den, den er für Doktor Strange gemacht hatte. Und dieser Zwilling griff Thanos nun an. Natürlich nicht offen. Der falsche Loki versuchte, den Titanen mit schmeichelnden Lügen und dem Vorschlag, ihm Strange persönlich auszuliefern, davon abzulenken, dass sich in seiner rechten Hand ein Dolch zu bilden begann. Thanos lauschte ihm interessiert und schien das Angebot tatsächlich abzuwägen. Der echte Loki rechnete nicht wirklich damit, dass er Erfolg haben würde. Aber das kleine Ablenkungsmanöver – wie immer es ausgehen mochte – würde wohl reichen, Strange genügend Zeit zu geben, um aus der Schusslinie zu gelangen. Er konnte nur hoffen, dass der Zauberer begriff, was er plante. Es war keine Zeit geblieben, um ihm in irgendeiner Weise ein Zeichen zu geben. Der falsche Loki war jetzt ganz nahe an den Titanen herangekommen. Thanos hörte ihm immer noch unbeweglich zu. Da, als er nur noch einen Schritt von ihm entfernt war, hob Loki blitzschnell das Messer mit dem Dolch und stiess zu. Oder meinte, zuzustechen... Eine flüchtige Sekunde lang sah es wider Erwarten fast so aus, als ob es gelingen würde. Aber dann blockte Thanos den Angriff. Allerdings nicht mit seinen Händen, sondern mit der Magie aus den Infinity-Steinen. Im nächsten Augenblick wurde Lokis Zwilling am Hals gepackt und erwürgt. Der echte Loki, der mit seiner Kopie natürlich in Verbindung stand, seufzte. Er hatte es geahnt – gewusst eigentlich – aber manchmal hasste er es einfach, wenn er Recht hatte. Nun gut, sein Zwilling durfte ja ruhig sterben. Auch wenn er durch die Verbindung einen Moment lang das Gefühl hatte, selbst erwürgt zu werden. Doch das ging schnell vorbei und er fokussierte sich wieder auf das wirklich Wichtige: auf Strange. Er konnte von da, wo er sich jetzt befand, nicht sehen, ob Strange geflohen war oder nicht, aber damit hatte er auch nicht wirklich gerechnet. Sein Zwilling war hinüber und somit fehlten ihm Augen und Ohren vor Ort. Blieb also nichts, als selbst nachzuschauen... Loki teleportierte sich nahe genug zurück zum Ort des Geschehens, um einen Blick auf die Lage werfen zu können. Eine Sekunde würde genügen um zu sehen, ob der Doktor begriffen hatte, dass er die Gelegenheit zur Flucht nutzen sollte. Wenn nicht, würde Loki ihn eben kurzerhand mitschleppen. Er entdeckte Strange in einer Seitenstrasse zwei Blocks von ihm entfernt. Der Idiot hatte also nicht kapiert, dass es Zeit wurde, sich aus dem Staub zu machen. Nun gut, dann würde er ihm wohl ein wenig auf die Sprünge helfen müssen. Hoffentlich war er schnell genug, sodass Thanos nichts davon mitbekam. Doch die Chancen dafür standen gut, denn der Titan konnte die Ecke, an der sich Loki befand, nicht einsehen. Wenn er sich Strange quasi auf dem Vorbeiweg schnappte, würde schon alles gut gehen. Loki wollte sich gerade zu Strange rüberteleportieren, als er stockte. Der Doktor starrte unverwandt in eine bestimmte Richtung. Was war denn los mit ihm – war er am Boden festgewachsen oder was..? Der Magier folgte Stranges Blick und konnte sich dann ebenfalls nicht mehr rühren. Er sah Thor – und sah ihn doch nicht. Zumindest nicht den Thor, den er kannte... Denn der Mann vor seinen Augen war ein wahres Abbild an purer, ungezähmter Naturgewalt. Anders liess sich das nicht beschreiben. Thor verschmolz beinahe mit den Blitzen, die überall um seinen Körper herum zuckten und aus ihm selbst herausflossen. Über seinem Kopf hatte sich der Himmel nachtschwarz verdunkelt. Unzählige Blitze liessen auch die Luft rund um Thor in einer geballten Ladung an Elektrizität geradezu knistern. Lokis Mund klaffte auf und er konnte einfach nicht anders, als fassungslos zuzusehen. Das war ja einfach unglaublich! Die ganze Macht des Donnergottes brach auf einmal – endlich! – durch. Aber warum jetzt? Was hatte Thor derart in Rage versetzt, dass er endlich zu seinem wahren Selbst gefunden hatte? Nun gut, diese Frage konnte warten. Loki würde jetzt Strange holen und mit ihm verschwinden, ehe Thors Kraft nachliess. Doch dann verhielt er erneut mitten in der Bewegung... Thor stürzte auf Thanos hinab. Die Blitze zuckten jetzt nicht mehr um ihn, sondern wurden wie Geschosse von ihm weg geschleudert. Der Titan hob die Hand mit dem Handschuh, auf dem die Infinity-Steine befestigt waren und versuchte, den Angriff des Rasenden abzuwehren. Es gelang ihm nicht. Lokis Augen wurden riesig, als Thors Blitze die Magie der Steine einfach zur Seite warfen, als wären es kleine Energiebällchen und nicht die fast vollständig versammelte Kraft des Universums, die er da abwehrte. Auch Thanos Augen wurden riesig – vor allem als die Blitze nicht nur auf ihn herunterhagelten sondern auch auf seine Leute, die längst an seine Seite geeilt waren. Und die nun alle ausnahmslos getroffen niederfielen. «Wow!» entfuhr es Loki. Er kam sich ein klein wenig vor wie ein staunender Junge... Aber der Anblick war ja auch einfach zu gewaltig! Er hatte geahnt, dass Thor, wenn er denn einmal seine ganze Kraft besass, stark sein würde... ...aber derart stark? Nein, das übertraf seine kühnsten Erwartungen bei weitem! Und dann staunte er gleich noch viel mehr, als der nächste Blitz – ein einziger nur, dafür gebündelt und so gross wie er noch nie einen gesehen hatte – Thanos mit voller Wucht traf... ...und ihn wortwörtlich in Stücke riss. «Wow!» stammelte Loki nochmals, ehe er fassungslos an der Hauswand entlang auf den Boden rutschte. Erschöpft aber mit einem seltsamen Gefühl, das sich wohl nur als grenzenlose Erleichterung beschreiben liess. Strange ging es ähnlich – auch er setzte sich kurzerhand auf den Boden und rieb sich die Augen, als ob er sich in einem Traum wähnte. Der Krieg war aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)