Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 51: Schlimmer kann's nicht werden, oder? ------------------------------------------------ Auch am nächsten Tag ging es Coulson und Daisy nicht wirklich besser. Dabei war es weniger ihr physischer als vielmehr ihr psychischer Zustand, der Jemma Simmons Sorge bereitete. Sie hatte beiden bereits hohe Dosen an Valium verpasst, und doch wälzten sich die Agenten noch immer auf ihren Krankenbetten hin und her und schrien im Schlaf. «Wenn ich sie noch mehr sediere, wird’s gefährlich.» sagte die Ärztin leise zu der anwesenden Krankenschwester. «Andererseits: wenn ich es nicht tue, wird’s auch gefährlich.» Die Schwester, ebenfalls SHIELD-Agentin, war genauso ratlos wie Jemma. Der Blutdruck der zwei Patienten hatte sich schon wieder drastisch erhöht und ihr Herzschlag raste – trotz der starken Beruhigungsmittel, die sie intus hatten. «Es gäbe noch eine andere Möglichkeit.» hörten sie da eine Stimme im Hintergrund. Die zwei Frauen drehten die Köpfe: sie hatten die Anwesenheit von Loki und Fandral vollkommen vergessen! «Welche?» fragte Jemma hoffnungsvoll. Sie war bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen. «Ich könnte sie beruhigen, indem ich ihre Erinnerungen vorübergehend blockiere.» Loki war nicht sicher, ob er das wirklich tun wollte, aber der Zustand der beiden Agenten sah wirklich langsam kritisch aus. Fandral warf ihm einen überraschten Blick zu. «Sowas kannst du?» Loki zuckte nur die Schultern und gab keine Antwort. «Ja bitte!» beeilte sich Jemma zu sagen. «Was immer nötig ist, um den beiden zu helfen... Unsere Sedativa wirken nicht, jedenfalls nicht richtig. Sie scheinen beide in ihrem Alptraum gefangen. Ich weiss nicht mehr, was ich tun soll.» «Gut.» Loki atmete tief durch. «Aber nur vorübergehend. Ich weiss, dass Coulson das eigentlich nicht wollen würde.» Wieder traf ihn ein sehr überraschter Blick von Fandral, aber da die beiden Frauen diese Überraschung nicht zu teilen schienen, verkniff er sich jegliche Fragen. Loki stellte sich hinter Coulson und breitete die Hände über seinem Kopf aus. Nach wenigen Sekunden wurden seine Augen starr und sein Gesichtsausdruck leer. Es dauerte nur kurz, dann war er fertig – und der Kranke lag ruhig und entspannt da. Wenige Augenblicke später ging es Daisy ebenso. Jemma lächelte dankbar. «Und wie lange hält das an?» «Mal für vierundzwanzig Stunden.» erwiderte Loki ebenfalls mit einem Lächeln. «Aber wenn es nötig sein sollte, kann ich es verlängern.» «Ich werde Mack Bescheid geben.» bot sich die Schwester an und rauschte bereits aus dem Zimmer. Alphonso Mackenzie als Coulsons Stellvertreter würde so wissen, dass er sein Amt noch eine Weile übernehmen musste. «Dass die das derart mitnimmt...» murmelte Fandral leise vor sich hin. Er hatte zwar schon gewusst, dass Menschen um einiges schwächer waren als Asgardianer, doch erst jetzt begriff er langsam, was das genau bedeutete. Loki, der ihm vom Gesicht ablesen konnte, was er damit ausdrücken wollte, erwiderte: «Du kannst es auch von der anderen Seite betrachten... Trotz ihrer Schwäche leben sie weiter. Was sie letztlich genaugenommen ziemlich stark macht.» Fandrals Mund klaffte auf, doch ehe er etwas erwidern konnte, war der Schwarzhaarige ebenfalls schon aus dem Zimmer verschwunden. Der Krieger schüttelte den Kopf. Wie sehr würde ihn Loki wohl noch überraschen? Ihm selbst ging es soweit wieder ganz gut, sah man davon ab, dass auch er in der letzten Nacht von heftigen Alpträumen heimgesucht worden war. Doch gemäss seiner Natur hatte er am Morgen lediglich darüber zu spotten und diese Träume zu verdrängen versucht. Als er nun aber einen letzten Blick auf die zwei Agenten warf, ehe er Loki folgte, ahnte er, dass er diese Erlebnisse nicht so leicht abschütteln würde. Vor allem nicht das, was während ihres – wie hatte Loki es genannt? – Ausstiegs geschehen war... Nachdenklich schlug er wie Loki den Weg nach unten in Richtung Labor ein, wo Bruce Banner bereits dabei war, die Proben, die Iron Man von seinem Ausflug mitgebracht hatte, zu analysieren. Unterstützt wurde er dabei von Leopold Fitz – und natürlich von Tony Stark, der seinen Senf unbedingt dazu geben musste. Alle drei standen um den ersten von vier Behältern herum, der mit der seltsamen schwärzlich-glibbernden Masse gefüllt war, die Iron Man von den Tannenbäumen gekratzt hatte. Sie konnten sich keinen Reim auf die widerliche Substanz machen. «Es besteht keinerlei Kontamination.» resümierte Banner. «Nichts Gefährliches... Ausser einigen Pestiziden. Aber...» Er startete den Bunsenbrenner unterhalb des Behälters und erhitzte diesen somit. «...seht euch das mal an.» Die Masse in dem Glas begann sich zu drehen wie in einem Wirbel und verlor dabei gleichzeitig ihre relativ konsistente Substanz. Fast wie Staubkörner wirkte sie nun – doch das war nicht das einzig Erstaunliche. Erstaunlich war, dass die Inhalte in den anderen drei Behältern genauso reagierten, obwohl diese nicht erhitzt worden waren. «Kollektives Gedächtnis.» sagte Loki und trat näher. Die drei Männer wirbelten herum. «Wollen Sie damit etwa sagen, das Zeug... lebt?» Stark verschluckte sich beinahe. «Was denn sonst? Natürlich lebt es.» Loki verdrehte die Augen und trat an den ersten Behälter heran. Er drehte die Hitze noch höher, was der Masse darin ganz und gar nicht zu behagen schien. Sie wirbelte noch schneller herum und zerbröselte dabei immer mehr zu Staub. Mehr geschah dabei jedoch nich. Nach wenigen Minuten schaltete Loki den Bunsenbrenner aus. «Hat keinen Sinn,» murmelte er, mehr zu sich selbst, «Aber einen Versuch war es wert.» «Was hat keinen Sinn?» wollte Banner wissen. «Es mit Hitze zu verfestigen. War mir eigentlich klar gewesen, aber wie grade gesagt...» Er verschränkte die Arme über der Brust. «Hätte ja sein können, dass ich mich irre.» «Sie?» Stark grinste zynisch. «Das wäre doch sicher ganz was Neues, oder?» Loki blieb gelassen und erwiderte nur süffisant: «Ja, allerdings.» In Tony kochte bereits wieder das Blut, aber Leopold Fitz riss ihn aus seinen zornigen Fantasien (in denen er den Magier mal eben kurz gevierteilt hatte). «Wissen Sie denn, was das ist?» fragte er Loki angespannt. «Wir konnten nämlich nicht genau bestimmen, woraus das Zeug besteht.» «Hätte mich auch sehr gewundert,» gab der Schwarzhaarige zurück. «Schliesslich ist die Substanz nur zum Teil irdisch. Wobei der irdische Teil einzig dazu dient, ihr in dieser Welt eine Form zu geben.» «Also..?» Auch Stark verschränkte die Arme über der Brust und starrte Loki herausfordernd an. «Was ist das? Und das?» Er wies auf die Proben aus den zerstörten Kürbissen. «Das gleiche – auch wenns nicht gleich aussieht.» sagte Loki knapp, während sich seine Miene verfinsterte. «Aber woraus das Zeug genau besteht, kann ich Ihnen nicht erklären. Das heisst, ich könnte schon...» Er zuckte die Schultern. «Aber Sie würden kein Wort davon verstehen.» «Weil wir zu dämlich dafür sind?» Stark konnte sich jetzt nur noch mit letzter Kraft beherrschen. «Nein, sondern weil ich dabei lauter Begriffe nennen müsste, die nicht von dieser Welt stammen und ich somit genauso gut Chinesisch sprechen könnte.» Lokis Antwort klang bissig. «Ausserdem ist es völlig unwichtig, woraus die Masse besteht.» Tony wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufschwang und Fandral eintrat. Die angeheizte Stimmung im Raum bewusst ignorierend fragte er, ob sie Fortschritte machten. «Ja und nein,» beeilte sich Banner zu sagen, ehe Tony zu Wort kam. «Doch, machen wir.» widersprach Loki und breitete die rechte Hand über dem ersten Behälter aus. Vier Augenpaare musterten ihn verblüfft, doch er reagierte nicht auf die Blicke. Genervt konzentrierte er sich auf das, was leider nicht mehr zu vermeiden war. Wenn Hitze das Zeug nicht lahmlegen konnte, blieb nur noch das Gegenteil. Er hasste es, aber ihm blieb keine andere Wahl. Und während sich in seine Haut blau verfärbte, begann sich in seiner Hand ein feiner Nebel aus dünnem Eis zu bilden, der sich über den Behälter legte und die Masse darin augenblicklich erstarren liess. Die Masse im ersten wie in den übrigen drei Behältern. Als er fertig war, schritt Loki ohne ein Wort zu sagen zu den Proben aus den Kürbissen und tat das gleiche – mit dem selben Ergebnis. «Das dämmt das Wachstum ein, mehr nicht.» kam er jedwelchen Begeisterungsstürmen zuvor. «Und ich wollt es nur mal zuerst hier ausprobieren, bevor ich es vor Ort tue.» «Vor Ort?» Fandral begriff nicht, was Loki meinte. Iron Man dafür umso mehr. «Sie wollen das ganze Feld einfrieren?» «Haben Sie eine bessere Idee, Stark?» Loki schenkte ihm ein ironisches Lächeln. «Wie Sie ja festgestellt haben, breitet es sich aus.» Tony schluckte leer. Das tat es wirklich, er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Die scharze Masse hatte sich von Baum zu Baum fortbewegt, ebenso wie der Befall auf den Kürbissen über den Boden geglitten war. Ihn schauderte auf einmal. «Und das... vernichtet die Substanz?» wollte Leopold Fitz wissen. Die Hoffnung in seiner Stimme war unüberhörbar. Loki musste sie ihm leider nehmen. «Nein. Die Kälte wird lediglich die Ausbreitung stoppen, das ist alles. Lange genug, hoffe ich zumindest, bis...» Er brach ab und fluchte innerlich. Was machte er da eigentlich? Im Grunde genommen sollte er sich umdrehen und einfach verschwinden! Aber natürlich wusste er genau, dass er das nicht konnte. «Bis was?» fragte Fandral leise. Er war der einzige, der zu fragen wagte. «Bis der Riss zwischen den Dimensionen gekittet ist.» Loki atmete scharf aus. «Und nein, Fandral: frag mich jetzt nicht, was ich damit genau sagen will!» Sprachs und verschwand. _____________________________________________________________________________ Die befallene Gegend einzufrieren und somit eine Ausbreitung zu verhindern war ein Kinderspiel, auch wenn es Loki enorm viel Kraft kostete. Doch im Vergleich zu dem, was er jetzt tun musste, war es wirklich das reinste Zuckerschlecken. Thanos... Beim blossen Gedanken an den verrückten Titanen wurde Loki wieder schlecht und er musste erneut gegen den Drang ankämpfen, dem Problem einfach den Rücken zu kehren, abzuhauen und die Hände in den Schoss zu legen. Aber da er genau wusste, dass er damit letztlich nur dem kleineren Teil des riesigen Problems ausweichen würde, verwarf er den – sehr verlockenden – Gedanken wieder. Nein, es gab keine andere Möglichkeit: er musste den Titanen aufsuchen und ihm die Tür zu seinem Spielzimmer vor der Nase zuschlagen. Dass Thanos den Riss in den Dimensionen verursacht hatte, glaubte Loki zwar nicht wirklich. Aber dass er derjenige war, der – ob absichtlich oder nicht – dafür sorgte, dass er aufrechterhalten blieb, das war ihm jetzt definitiv klar geworden. Womit ein ‘Besuch’ bei seinem Lieblingsfeind also unausweichlich war... Allerdings war er sich nicht mal ganz sicher, ob er ihn überhaupt noch da antreffen würde, wo er ihn vermutete. Und wie er den Riss kitten wollte, darüber hatte er sich auch noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Und zudem gab es da noch die beiden anderen Punkte... Punkt eins: Loki kannte keinen magischen Weg zum Heimatplaneten von Thanos. Was also bedeutete, dass er ein Raumschiff benötigte. Nun, das war nicht wirklich ein Problem. Mit ein paar Aufbesserungen würde der kleine Bruder vom grossen SHIELD-Bus, die Zephyr One, schon weltraumtauglich werden. Der zweite Punkt bereitete ihm wesentlich mehr Sorgen: er konnte da nicht alleine hin, sondern brauchte einen Begleiter. Einen möglichst starken und unverwüstlichen Begleiter. Noch dazu einen, der über einen gewissen Grad an Intelligenz verfügte. Was im Klartext hiess: über einen sehr hohen Grad an Intelligenz! Womit Fandral schon mal ausschied... Nichts gegen den Krieger, aber in Sachen Wissenschaft gehörte er nicht zu den hellsten Köpfen unter allen Sonnen des Universums. Während Loki sich zur SHIELD-Basis zurückteleportierte, fluchte er leise vor sich hin. Doch er konnte es drehen und wenden wie er wollte: ausser Tony Stark fiel ihm kein weiteres Individuum in unmittelbarer Nähe ein, das in der Lage wäre, den nötigen Anforderungen zu genügen. Wunderbare Aussichten also! 'Warum immer ich?' dachte er mit einem Anflug von bissigem Selbstmitleid. Hatte er echt vor Kurzem gedacht, es könnte nicht mehr schlimmer werden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)