Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 41: Fandral ------------------- «Die gute Nachricht lautet: sie sind noch am Leben.» begann Loki vorsichtig. «Und: es ist nicht der Ghost Rider, der sie entführt hat. Definitiv nicht.» Jemma wollte schon erleichtert aufatmen, doch das finstere Gesicht des Asgardianers hinderte sie daran. «Und die schlechte Nachricht?» fragte sie leise. Der Magier zögerte. Wie erklärte man das Unerklärliche? Vor allem Menschen? Er wagte einen Versuch. Einen sehr vereinfachten Versuch. «Es gibt... verschiedene Welten, wie sie inzwischen wissen dürften. Nein, damit meine ich jetzt nicht die diversen Planeten im Universum, auf denen es Leben gibt, sondern andere Dimensionen. Normalerweise sind diese Dimensionen nicht miteinander verbunden, sondern existieren getrennt voneinander.» «Wie Parallelwelten?» fragte Jemma. «Einige existieren parallel zur Alpha-Welt, wie wir Magier das eigentliche Universum nennen, ja. Aber nicht alle. Es gibt Dimensionen, die nicht neben, sondern eher über oder unter der eigentlichen Existenz vorhanden sind.» Loki überlegte, wie er ihnen das erklären konnte, sodass sie es begriffen. «Würden diese Dimensionen parallel zu unserer verlaufen, wäre ein Wechsel zwischen den Pforten jederzeit möglich. Aber das tun sie nicht.» Als er die verständnislosen Gesichter vor sich sah, seufzte er innerlich. «Was im Klartext heisst: Coulson und Daisy dürften gar nicht sein, wo sie jetzt sind. Weil es im Regelfall keinen Weg dahin gibt. Und ich... Ich hätte da eigentlich genauso wenig hingelangen können. Eigentlich!» «Sie waren ja auch gar nicht da.» warf Mack ein. «Natürlich war ich da,» gab Loki etwas unwillig zurück. «Ob mit oder ohne Körper spielt in solchen Ebenen keine Rolle. Ausser dass ich nicht mehr zurückgekommen wäre, wenn mein Körper auch durchgeflossen wäre. Womit wir bei der schlechten Nachricht angelangt sind.» Er holte tief Luft und schloss: «Ich habe keine Ahnung, wie ich die beiden zurückholen kann. Aber ich weiss, dass es schnell geschehen muss. Denn die beiden sind da nicht allein.» Die dunkle Drohung hinter seinen Worten war offensichtlich. «Und... was ist da noch?» wagte Jemma schliesslich die ängstliche Frage. Lokis Stimme klang sehr leise, als er antwortete: «Der grösstmögliche Alptraum.» Fandral stand neben Heimdall und wusste nicht, wie er die Frage stellen sollte. Er kam sich eigentlich ziemlich dumm vor, und Heimdall zu bitten, ihn nach Midgard zu schicken – ohne einen triftigen Grund dafür zu nennen – fiel ihm unglaublich schwer. Andererseits musste er einfach da hin. Gleichgültig, wie oft Thor ihm versichert hatte, dass Loki sie nicht hasste. Egal, wie oft er ihm gesagt hatte, dass sein Bruder einfach nur Zeit brauchte. Fandral wollte das von ihm persönlich hören. Doch vor allem wollte er nicht zu feige sein, ihn persönlich um Verzeihung zu bitten. Heimdall, der diskret und rücksichtsvoll wie immer darauf wartete, dass der Krieger den Anfang machte, musterte ihn ernst und nachdenklich. Sein Blick war gleichzeitig auch aufmunternd und bekräftigend. Würde der Wächter es akzeptieren, wenn er einfach um die Reise bat? Fandral biss sich auf die Lippen. Vermutlich würde er sowieso wissen, worum es ging. Schwer zu erraten war es ja nicht. Augen zu und durch! «Ich... äh... wollte dich bitten, mich nach Midgard zu schicken.» «Aha.» Heimdall wirkte nur leicht überrascht. «Weiss der König davon?» «Nein. Aber er würde es gutheissen, glaub mir.» Ein langer, forschender Blick. Schliesslich nickte Heimdall langsam. «Schön. Und wohin genau willst du?» Gute Frage. Soweit hatte Fandral noch gar nicht gedacht. Wie dumm von ihm! Als wäre Midgard ein kleines Dorf, in dem er Loki sofort finden würde. Als er verlegen schwieg, grinste Heimdall ihm nur freundlich zu und meinte: «Ich denke, ich weiss es auch so.» Wenige Minuten später landete er auf der Erde. Ganz in der Nähe des SHIELD-Hauptquartiers. Elena Rodriguez und Leopold Fitz bemerkten es als erste. Die gleichen seismischen Anormalitäten wie immer, wenn sich Besuch aus Asgard ankündigte. Ihr erster Gedanke galt Thor, doch dann wunderten sie sich, dass der blonde Donnergott nicht unverzüglich zu ihnen kam. Konnte es also jemand anderes aus Asgard sein? «Freund oder Feind, das ist hier die Frage.» murmelte Fitz. «Finden wirs raus.» Elena war bereits dabei, sich die Waffen umzuschnallen. Sie meldeten sich bei den anderen ab und fuhren los. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis sie das Ziel erreicht hatten. Der Gesichtscan lief und das Ergebnis liess die beiden Agenten erleichtert aufatmen: Der Vergleich mit den Bilder von Thors erstem Besuch auf der Erde – und dem seiner Freunde – zeigte, dass es sich bei dem Unbekannten um einen der ‘Grossen Drei’ handelte. «Fandral.» orientierte Fitz die Kollegin, sobald er die Daten hatte. «So hat ihn Thor damals genannt.» «Was kann er hier wollen?» «Schätze, das werden wir gleich erfahren.» Fitz bremste einige hundert Meter vor dem Krieger ab, um ihn nicht zu verschrecken. Man konnte ja nie wissen, was der ansonsten glauben – und tun – würde! Die beiden Agenten stiegen aus und hoben ihre Hände, um zu signalisieren, dass sie keine Gefahr darstellten. «Hallo!» rief Fitz. «Willkommen auf der Erde. Sie sind Fandral, nicht wahr? Was führt sie zu uns?» Der Krieger wollte eben antworten, als urplötzlich ein Blitz durch den Himmel schoss und die Atmosphäre in zwei Hälften zu teilen schien. Ein greller, unnatürlich schwarz funkelnder Blitz, der die Erde beben liess und die zwei Agenten von den Füssen riss. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden, doch in diesen kurzen Augenblicken sah die Welt aus, als würde sie gleich untergehen. Als es vorbei war, wirbelte nur heisser Staub auf an der Stelle, wo eben noch Fandral gewesen war. Von ihm selbst war keine Spur mehr zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)