Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 40: Unterwegs im Nirgendwo ---------------------------------- Das Auto stand noch da, doch ansonsten gab es wirklich keinerlei Hinweis auf den Verbleib der beiden Agenten. Loki tastete das Fahrzeug mit den Augen ab, zuckte bloss die Schultern und lief dann um den Wagen herum. Auf Macks Gesicht waren deutlich die Worte ‘ich hab’s ja gesagt’ zu lesen. Auch der Magier würde nichts finden, wo einfach nichts zu entdecken war! Sie vergeudeten bloss ihre Zeit. Aber Loki liess sich nicht dazu bewegen, den Ort zu verlassen. Er gab anfangs nur einsilbige Antworten und schliesslich gar keine mehr. Sein Gesicht wirkte nicht nur angespannt, sondern geradezu abwesend. Die Agenten kannten das zwar mittlerweile, machten sich jedoch noch immer wenig Hoffnungen, dass sie hier weiterkamen. Plötzlich kauerte sich Loki auf den Boden. Seine Hände berührten den harten Sand und glitten darüber, als sähen sie etwas. Jemma keuchte. Unter den Fingern des Magiers glühte es auf einmal. Doch es war nicht das vertraute Grün von Lokis Magie, sondern ein anderes Leuchten. Ein eher dunkles, düsteres Glühen – grell und dennoch seltsam finster. «Was ist das?» hauchte Mack atemlos. Genauso wie seine Kollegen spürte er auf einmal einen eisigen Hauch im Nacken. Loki antwortete nicht. Mack versuchte es erneut, doch wieder gab der Magier keine Antwort. Jemma legte einen Finger an ihre Lippen und schüttelte den Kopf. Was immer Loki gerade tat: sie sollten ihn besser nicht dabei stören. Womit sie absolut Recht hatte, denn Loki war mehr als nur einfach konzentriert. Er war eingetaucht in etwas, das er selbst nicht zu beschreiben vermocht hätte. Begonnen hatte es damit, dass er – wenn auch nur sehr schwach – einen Rest von Coulsons Aura nur wenige Meter vom Auto entfernt wahrgenommen hatte. Weil er um seine Verbindung mit dem Mann wusste, wunderte er sich erst nicht besonders darüber, hatte sogar auf so etwas gehofft. Doch nun, wo er zu ahnen begann, was hier geschehen war, wuchs in Loki doch so etwas wie Überraschung. Dass er Coulson sogar über diese Entfernung spüren konnte, war eigentlich ziemlich unglaublich. Ja, in Loki stieg zusehends Verwunderung auf. Und eine dunkle Vorahnung von etwas, das er kannte… und definitiv niemals hatte wiedersehen wollen! Das Portal war eng, weitete sich jedoch nach unten immer mehr aus. Der Magier wusste, dass er vorsichtig sein musste, um nicht mit dem Körper hinein gezogen zu werden. Sein Geist begab sich nach unten, befand sich im freien Fall, doch seine Hände verankerten seinen Leib am Boden und liessen ihn in der eigentlichen Welt zurück. Noch. Loki merkte, dass er schwächer wurde. Seine Finger zitterten, und er hörte durchaus Macks überraschten Aufschrei. Ohne hinsehen zu müssen, wusste er, was geschehen war: die finstere Magie wollte auf ihn übergreifen. Doch er war nahe dran, er konnte es fühlen. Hören! Denn da waren plötzlich Stimmen und auch wenn sie sehr undeutlich an sein Ohr drangen, war er sich absolut sicher, dass es sich um Coulson und Daisy handelte. Sie schrien. Lange und sehr laut… bis sie die Kräfte verliessen und die beiden Menschen verstummten. Loki wusste warum sie schwächer wurden. Auch wenn er nicht körperlich anwesend war, wurde sein Geist dennoch stetig mehr und mehr ausgelaugt. Ihm war klar, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Aber ein paar Meter musste er noch schaffen! Vielleicht konnte er die beiden Agenten sehen – und das, was sie verfolgte. Denn da war etwas hinter ihnen, er spürte es. Jede Faser seines Bewusstseins nahm das Dunkle, Unheimliche wahr, das den beiden Menschen nachjagte. Mit ihnen spielte wie die Katze mit der Maus, bis es des Spielchens müde wurde und zuschlug. Wie lange das dauern würde, vermochte er nicht zu sagen. Doch wenn er sich nicht irrte… Wenn das, was er hier wahrnahm, wirklich das gleiche war, das er kannte, würde es noch ein Weilchen dauern, bis die Kreatur zuschlug. Denn sie liebte die Jagd über alles und wollte sie bis zum Letzten auskosten. Glück im Unglück für die beiden Agenten. Vorausgesetzt, er irrte sich nicht! Loki war unsicher, wollte Gewissheit haben. Doch er merkte, wie die Schwäche durch ihn hindurchkroch und ihn zittern liess. Sein Körper schwankte, er fühlte es deutlich. Wenn er noch länger hier blieb, würde die Brücke reissen – und er in die Tiefe des Portals stürzen. Die Agenten, die ihn beobachteten, fassten sich instinktiv an den Händen, als sie sahen, dass Lokis Körper beinahe durchscheinend wurde. Keiner von ihnen wagte mehr zu sprechen. Sie begriffen zwar nicht ganz, was da gerade geschah, doch eines war klar: Loki sah definitiv etwas, das ihren Augen verborgen geblieben war. Doch nun befürchteten sie, dass er sich in grösste Gefahr begeben hatte. Nicht nur sein Körper, der sich vor ihren Augen aufzulösen begann, wies darauf hin, sondern auch das finstere Glühen unter seinen Händen, die sich fest in den Boden krallten. Es nahm zu, sowohl an Stärke als auch an Finsternis. ‘Loki!’ flüsterte Jemma in Gedanken. ‘Kommen Sie zurück – jetzt!’ Sie hätte nicht zu sagen vermocht, warum sie das dachte, geschweige denn, warum sie es nicht laut aussprach. Es musste reiner Instinkt gewesen sein… …und was immer es bewirkt haben mochte (oder auch nicht), eine Sekunde später schrie der Magier plötzlich auf und wurde wie von einer ungeheuren Druckwelle emporgehoben und mehrere Meter weit fortgeschleudert. Mit einem lauten Krachen knallte sein Körper auf den harten Boden. Die Agenten erschraken, doch als Loki sich gleich wieder aufrappelte, atmeten sie aus. Langsam müssten sie eigentlich wissen, dass der Asgardianer Derartiges relativ locker wegsteckte! Erleichtert rannte Jemma als erste zu ihm hin und fragte atemlos, was da eben geschehen war. Loki antwortete nicht sofort. Doch sein ernster, düsterer Blick sagte der Wissenschaftlerin bereits mehr als genug. Schliesslich stellte der Magier eine Gegenfrage: «Was wollen Sie zuerst hören: die gute oder die schlechte Nachricht?» Coulson und Daisy hatten jegliches Gefühl für Zeit verloren. Keiner von beiden hätte auch nur ansatzweise zu sagen vermocht, wie lange sie schon herumirrten. Nur eines war ihnen klar: sehr viel weiter würden ihre Füsse sie nicht mehr tragen. Was dann geschehen würde... ...darüber wagten sie nicht einmal nachzudenken. Daisy versuchte schliesslich zu sprechen. Sie musste drei Anläufe nehmen, ehe sie es schaffte, einen Ton in ihrer müden Kehle zu bilden. «Loki... war doch durch den... Ghost Rider in eine andere Dimension... geschleudert worden,» meinte sie keuchend. «Könnten wir... am selben Ort gelandet... sein?» «Wäre möglich.» erwiderte Coulson genauso schwach. «Aber irgendwie... glaube ich das nicht.» Loki hatte zwar nichts darüber erzählt, wo er gewesen war, doch Coulson hatte einiges davon spüren können. Nichts Genaues... Doch es hatte sich völlig anders angefühlt als das hier. Über ihnen war schwarze Nacht. Immer wieder versuchten die zwei Agenten, so etwas wie einen Einstieg zu finden, denn schliesslich waren sie zweifellos nach unten gefallen. Doch nichts war zu sehen. Es herrschte einfach nur vollkommene Finsternis. Weder Sterne, noch etwas wie ein Gewölbe, noch sonst irgend ein Anzeichen dafür, dass es überhaupt etwas da oben gab. Wo immer sie sich befanden – es wirkte, als gäbe es nur diese schwammige Oberfläche und dieses schrecklich unheimliche Licht. Sonst nichts. Einfach nichts. Doch auf einmal zuckte Coulson zusammen. Er hatte auf einmal doch etwas wahrgenommen, etwas anderes als das leere Grauen um sie herum. Es fühlte sich irgendwie vertraut an, aber er war bereits so erschöpft, dass er einen Moment brauchte, um zu erkennen, was es war. Oder besser gesagt: wer es war. «Loki.» flüsterte er heiser. «W... was?» Daisys Frage schien von weither zu kommen. «Loki.» Coulson räusperte sich, versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. «Er ist hier.» «Wo?» Daisy griff nach seinem Arm und warf suchende, hoffnungsvolle Blicke um sich. Doch sie konnte nichts erkennen. Der Mann schüttelte den Kopf. «Ich kann ihn... nur fühlen, nicht... sehen.» «Aber er hat... uns gefunden?» Die Agentin merkte, wie die dumpfe Panik ein klein wenig zu weichen begann. «Er wird uns... hier rausholen?» Hätte man ihr noch vor wenigen Monaten gesagt, dass sie einmal all ihre Hoffnungen auf Loki setzen würde, so hätte sie nur laut gelacht – oder demjenigen, der das behauptete, eine schallende Ohrfeige verpasst. Doch nun tat sie genau das. Bereits zum zweiten Mal in ihrem Leben. Coulson stöhnte. Er wollte Loki signalisieren, wo sie sich befanden, doch er merkte, dass er es nicht konnte. Wusste plötzlich mit Sicherheit, dass der Asgardianer sich zurückziehen musste, um nicht in der selben Finsternis wie sie zu landen. Aber etwas von ihm blieb zurück... Ein Versprechen. ‘Ich komme wieder’! Coulson vernahm die unausgesprochenen Worte und fühlte sich seltsam getröstet. Doch gerade, als er Daisy Mut zusprechen wollte, hörten sie es... Das laute Knurren und Schnaufen, das bedrohlich nach einer wilden Bestie klang! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)