Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 33: Bruder und Schwester -------------------------------- Als Hela die Ankunft eines Fremden gemeldet wurde, war es einzig und allein ihre Neugier, die dafür sorgte, dass sie ihn nicht kurzerhand exekutieren liess. Aber jemand, der sie sprechen wollte..? Noch dazu ein Mann, der eindeutig zur Oberschicht gehörte, wie ihr der Krieger, der die Meldung machte, versicherte. Nein, da konnte sie nicht widerstehen! Sie musste herausfinden, was er von ihr wollte. Loki kam langsam und so gelassen näher, als ob nichts auf der Welt ihn in irgend einer Weise stören würde. Schon gar nicht der Kriegslärm, der aus der Ferne vom Palast her zu ihnen hinüber drang. «Du bist also Hela.» sagte er ruhig und musterte die Frau vor sich. Sie war gross und schlank, hatte langes, schwarzes Haar und ein ebenmässiges Gesicht mit hohen Wangenknochen. Ein klein wenig überrascht stellte er fest, dass sie dieselben Augen wie er besass: auch ihre leuchteten in einem grün-blauen Ton. Nur dass sie von künstlich verlängerten Wimpern umschattet wurden. Sie hob ihre Brauen und erwiderte seinen Blick hochmütig. «Und du bist..?» Er lachte auf. «Weisst du das wirklich nicht?» Sie blinzelte verwirrt. «Tut mir leid, nein...» Loki verzog in gespieltem Unmut das Gesicht. «Ts, ts, liebe Schwester, da könnte ich mich direkt beleidigt fühlen!» Hatte er gerade Schwester gesagt..? Hela stockte, machte unwillkürlich einen Schritt rückwärts, kniff die Augen zusammen und sagte: «Loki..?» Der Magier nickte. Ein leicht spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. «Na sowas.» Hela kam näher und taxierte ihn von oben bis unten. «Jetzt bin ich ehrlich verblüfft.» «Wirklich?» Lokis Lächeln vertiefte sich. «Inwiefern?» «In doppelter Hinsicht. Dass du zurück in Asgard bist, nachdem du doch endlich rausgekommen bist aus diesem...» Sie brach ab und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. «Und dann, dass du zu mir kommst. Ich meine... Solltest du nicht eher auf da drüben sein, auf der Seite der Verlierer?» «Ich schlage mich nie auf die Seite der Verlierer.» «Sieh an.» Hela konnte sich nicht dagegen wehren: ihr gefiel, was sie sah. Trotzdem blieb sie misstrauisch... was wollte er von ihr? Als sie das fragte, erwiderte er mit einem unheimlichen Funkeln in den Augen: «Dir ein Angebot machen.» Sie nahm einen tiefen Atemzug und musterte ihn eindringlich. Das also war Loki... Du liebe Güte, er sah umwerfend aus! «Ein Angebot... So, so.» Ihre Augen fuhren seine gutgebaute, schlanke Gestalt rauf und runter. Schliesslich gab sie sich einen Ruck und winkte Loki, mitzukommen. «Folge mir. Ich denke, wir zwei sollten uns an einem ungestörten Plätzchen unterhalten.» «Ganz meine Meinung, liebe Schwester.» gab Loki zurück. Noch immer lag dieses unheimliche Funkeln seinen grün-blauen Augen... ___________________________________________________________________ «Beeindruckend.» sagte Loki. «Dein Heer ist nicht nur riesig, es ist auch so gut wie unschlagbar.» «Ja richtig.» Hela lachte und griff nach einer Kirsche. Sie bot Loki ebenfalls welche an, doch der lehnte dankend ab. Sie sassen in Helas gemütlichem Zelt und unterhielten sich nun schon seit über einer Stunde. Nach und nach schwand das anfängliche Misstrauen der Göttin des Todes, und je länger sie Loki gegenüber sass, desto mehr wünschte sie sich, sie hätte diesen faszinierenden Adoptivbruder schon früher kennen gelernt. Er sah nicht nur unglaublich gut aus (wobei Hela nicht entgangen war, dass sie die selben Augen besassen), sondern er war auch elegant, kultiviert und höflich. Ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Sie hatte gemeint, einen zweiten Thor zu erleben. Den kannte sie zwar genauso wenig persönlich, doch da es überall kleine Bildchen von ihm gab und zudem tausende Geschichten über seine wunderbaren Heldentaten (Hela spuckte innerlich aus), glaubte sie, den blonden Donnergott recht gut einschätzen zu können. Und wenn sie eines von ihm mit Sicherheit wusste, dann dass er plump und laut war. Ihre Kenntnis von Loki hatte sich hingegen bisher auf zwei Dinge beschränkt: dass er geheimnisvoll war – und gefährlich. So gefährlich, dass er sogar für sie zur Bedrohung werden konnte. Aber nun hatte sich das Blatt überraschenderweise komplett gewendet! Und was sie einst gefürchtet hatte, gefiel ihr nun ungemein: ein gefährlicher Loki war ihr plötzlich sehr, sehr sympathisch. Je gefährlicher, desto besser! Und ihr Adoptivbruder strahlte die Gefahr, die er darstellte, mehr als deutlich genug aus. Hela wusste, dass dies auch für sie galt. Sie waren somit also das perfekte Gespann. Er hatte ihr angeboten, an ihrer Seite zu kämpfen und sie mit allen Kräften zu unterstützen. Das war das Beste, was ihr hatte passieren können! Und sie freute sich schon jetzt auf Odins dümmliches Gesicht, wenn er realisierte, dass er nicht nur von einem, sondern sogar zwei seiner Kinder vernichtend geschlagen worden war! Hela nahm einen grossen Schluck Wein und sinnierte: «Es ist beinahe zum Lachen: Odin, der ach so weise Allvater, hat den grössten Fehler seines Lebens begangen, indem er ausgerechnet uns beide von sich gestossen hat! Mich liess er auf einem fernen und öden Planeten einkerkern und dich...» Ein eisiger Schauer durchfuhr sie. Sie sah Loki in die Augen und meinte gefährlich leise: «Aber wir werden dafür sorgen, dass er das bereut!» «Das werden wir.» Ein undeutbares Lächeln umspielte Lokis Lippen. «Zwei Ausgestossene, die Odin das Fürchten lehren werden!» Hela prostete ihm zu und trank das Glas in einem Zug leer. «Er wird sich noch wünschen, er hätte uns die Füsse geküsst, statt uns zu verdammen!» Dann winkte sie den Diener herbei und befahl ihm, ihre Gläser neu zu füllen. Der beste Wein wurde aufgetischt, der einzig angemessene Tropfen, um ihren Pakt zu besiegeln. Obwohl Loki bislang an seinem Glas nur genippt hatte. Die Göttin des Todes erhob sich vom bequemen Diwan, auf dem sie eben noch gesessen hatte, und prostete Loki erneut zu. «Trinken wir auf unser Bündnis. Und auf Odins Untergang!» Lokis Lächeln war undeutbar. «Auf Odins und THORS Untergang, wolltest du doch sicher sagen, liebste Schwester?» «Entschuldige, Bruder.» Sie betonte das zweite Wort. «Auf Odins und Thors Untergang.» Wer hätte das gedacht: der eigentliche grösste Feind wurde zum Freund! Hela lachte erneut zufrieden auf. Jetzt konnte sie tatsächlich nichts mehr aufhalten! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)