Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 28: Ich bin ein Gott ---------------------------- Quinn schwebte mit Daisy über dem Boden. Seine Hände umklammerten sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. Was hatte der Kerl vor? Er hatte sie entführt und dann mit einer einzigen Schockwelle ins Land der Träume geschickt. Daisy hatte keinen blassen Schimmer, wie viel Zeit vergangen war. Doch seit sie das Bewusstsein wieder erlangt hatte, hatte sie pausenlos versucht, sich zu befreien: erfolglos. Nun schwebten sie mitten in der Wüste (Daisy hatte keine Ahnung, welche es war) rund zwei bis drei Meter über dem Boden. Und das schon seit ungefähr zwanzig Minuten. «Soll das jetzt eine Art Tanz werden, oder was?» fragte sie zynisch. Obwohl ihr nicht wirklich nach Spotten zumute war. Die Antwort bestand darin, dass Quinn sie noch fester packte. Und auf einmal tat er noch etwas anderes... Aber was? Daisy merkte nur, wie ihr plötzlich schwindlig wurde. Und dann sah sie zu ihrem Entsetzen, dass die Körperstruktur des Mannes sich auf einmal zu verändern begann – seine Arme schienen sich auszudehnen, zu verflüssigen, und schimmerten plötzlich silbrig weiss. 'Was zum..?' zuckte es durch Daisys Gehirn, doch dann realisierte sie, was vor sich ging: Quinn war dabei, sie zu absorbieren! Sie konzentrierte ihre gesamte Kraft darauf, ihn abzuwehren, aber erneut war sie ohne die geringste Chance. Starr vor Grauen merkte sie, wie sie mit Quinn zu verschmelzen begann. «Warum... tun sie... das?» keuchte sie, mehr in der Hoffnung, ihn hin zu halten als in der Absicht, wirklich eine Antwort zu bekommen. Doch Quinn gab ihr eine: «Wenn ich erst mal deine Kraft habe, komme ich an das Gravitonium heran, dass hier direkt unter uns tief im Erdinnern schlummert.» erwiderte er triumphierend. «Und danach kann mich nichts mehr aufhalten. Ich werde die Welt beherrschen!» «Sie... sind... ja... irre!» Daisy konnte kaum noch sprechen – zum einen, weil ihr die Luft wegblieb und zum anderen, weil sie immer mehr mit Quinn verschmolz. Diesmal bestand die Antwort des Mannes nur in einem grausamen Auflachen. Daisy bäumte sich ein letztes Mal auf, versuchte, ihre Kraft zu bündeln... und verschwand schliesslich im Inneren Quinns. Als er die junge Frau in sich aufnahm, durchströmte deren Stärke Quinn so extrem, dass er sekundenlang fast die Balance verloren hätte und beinahe gefallen wäre. Doch der Augenblick ging vorüber, und er breitete die Arme aus. Zwischen seinen Fingern entstand langsam eine unglaubliche Schwingung, die stetig zunahm. Wieder stiess Quinn ein lautes Lachen aus: er war am Ziel seiner Träume angelangt! Daisy Johnson war ein Teil von ihm geworden, und nun konnte er den Erdkern freilegen, um an das Gravitonium heranzukommen. Danach würde ihn niemand mehr stoppen können! Auch nicht diese Witzfigur aus Asgard, die vor weniger als einem Jahr versucht hatte, die Erde zu erobern. Und sich ihm jetzt in den Weg hatte stellen wollen. Nein, niemand würde ihn jetzt noch stoppen können. Er, Ian Quinn, war wirklich ein Gott! Und die Menschen würden vor ihm knien und ihm huldigen. Bereits konnte er das Bild vor seinem geistigen Auge sehen, und es verlieh ihm buchstäblich Flügel. Die Schwingungen zwischen seinen Händen wurden zum Beben, und er sah, wie die Erde unter ihm zu erzittern begann. Schon schoben sich einzelne Gesteinsbrocken auseinander. Ha, das war doch viel besser als die bisher viel zu geringe Kraft, die er in sich getragen hatte! Er konzentrierte sich, und der Boden riss auf. Ein breiter Spalt entstand da, wo vor wenigen Sekunden noch Sand und Steine gelegen hatten. Quinn lachte nochmals laut auf, ein beinahe irres Lachen, und hob die Hände wieder. Das Beben, das aus seinen Fingern Richtung Erde fuhr, vergrösserte den Spalt um ein Vielfaches. Jetzt kam er in Fahrt. Je mehr Boden er öffnete, desto leichter wurde es. Nicht mehr lange, und er wäre am Ziel. Wie es sich wohl anfühlen würde, von den Menschen als Gott verehrt zu werden? Er wusste es noch nicht, aber eines war klar: es würde ihm mehr als nur gefallen! Nicht mehr lange, und die Menschheit würde ihren wahren Herrn und Meister kennen lernen... Dass nicht nur der Boden unter ihm bedenklich schwankte, sondern die gesamte Landschaft um ihn herum zu zittern begonnen hatte, bemerkte er in seinem Wahn gar nicht. Ganz anders der Mann, der sich hinter seinem Rücken aus einem magischen Portal schob... Loki erfasste die Situation mit einem Blick und wusste, dass ihm nur noch wenige Augenblicke blieben, um den Verrückten aufzuhalten. _____________________________________________ «Und was nun?» wollte Coulson wissen, sobald Loki wieder ansprechbar war. Sie durften keine Zeit verlieren, auch wenn der Magier so aussah, als bräuchte er erst einmal dringend Ruhe nach seiner ‘Wiederherstellung’. «Wir wissen nicht, wo Quinn Daisy hingebracht hat.» «Macht nichts» erwiderte Loki. Er fühlte sich zwar noch ziemlich wacklig auf den Beinen, aber ihm war ebenso wie Coulson klar, dass er sich den Luxus auszuruhen jetzt nicht leisten konnte. «Ich werde die beiden schnell gefunden haben.» Der Agent warf ihm zunächst einen überraschten Blick zu, doch dann begriff er und nickte. «Soll ich sie alleine lassen?» «Nein. Seien sie einfach nur einen Moment still.» Loki schloss die Augen und konzentrierte sich auf Daisy. Sie kannte er besser als Quinn, also würde er ihrer Spur leichter folgen können. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten begann er bereits ihre Aura wahr zu nehmen, und nach ungefähr fünfzehn Minuten sah er klar und deutlich, wohin ihr Entführer sie gebracht hatte. «Der Kerl scheint einsame Orte zu lieben,» murmelte Loki vor sich hin, doch noch bevor ihm einer der Agenten eine Frage stellen konnte, hatte er sich bereits weg teleportiert. Und nun war er hier – gerade noch rechtzeitig, wie es aussah. Quinn hatte schon einen kilometerlangen Graben in den Boden gerissen. Und Loki spürte, wie die Stabilität des Planeten gefährlich ins Wanken kam. Überall wurden Sand und Steine aufgewirbelt, und die Luft vibrierte bedrohlich wie vor einem bevorstehenden Erdbeben. Allerdings schien Quinn von all dem nichts mitzubekommen. Er schwebte völlig versunken in sich selbst über dem Boden und nahm nichts von dem, was um ihn herum vorging, wahr. Nur: wo steckte Daisy? Loki konnte sie nirgends entdecken, spürte ihre Präsenz aber deutlich. Er hätte darüber verwirrt sein müssen, doch leider war er es nicht... Denn er ahnte die Wahrheit, noch bevor sie ihm durch einen kurzen ‘Abstecher’ in Quinns Bewusstsein bestätigt wurde. Ja, Daisy war zu einem Teil von diesem Irren verschmolzen. ‘So viel zur Frage, wie er sie dazu zwingen kann,’ dachte Loki sarkastisch. Das erschwerte die Sache natürlich ungemein. Er hoffte, dass er es überhaupt schaffen würde, Quinn zu stoppen, ohne Daisy dabei opfern zu müssen. Aber was auch immer er jetzt tat: er wusste, dass er es schnell tun musste. Kurzentschlossen konzentrierte er seine gesamte magische Kraft auf das Gravitonium in Quinn und hob die Hand. Quinn, immer noch völlig vertieft in sein Tun, sah die Gefahr in seinem Rücken nicht kommen. Lokis Energie traf ihn daher unvorbereitet und mit voller Wucht. Der Mann wurde mehrere hundert Meter nach hinten geschleudert, und das Beben zwischen seinen Händen erlosch. Wie erwartet rappelte sich Quinn schnell wieder hoch. Was Loki weniger erwartet hatte, war die Geschwindigkeit, mit der er zu ihm zurückkehrte. ‘Fast so schnell wie diese Yo-Yo’ schoss es Loki durch den Kopf – obwohl er Elena Rodriguez, von allen nur Yo-Yo genannt, selbst noch nie in Aktion erlebt hatte. Aber ihre Kraft als Inhuman war übernatürliche Geschwindigkeit, ja, sie war so schnell, dass sie mit blossem Auge nicht sichtbar war, wenn sie sich beschleunigte. Quinn reichte zwar nicht ganz da heran, aber für einen ansonsten normalen Sterblichen war das eben nicht schlecht gewesen. Loki wusste jetzt, dass er noch mehr auf der Hut sein musste. Sein magischer Sehnerv verstärkte sich. Fortan würde ihn der Kerl in der Hinsicht nicht mehr überraschen. Als Quinn seine Hände hob, wusste Loki schon, was kommen würde. Und richtig: ihn traf nicht nur eine geballte Welle aus der Kraft des Gravitoniums, sondern auch aus Daisys Energie. Der Magier blockte den Angriff absichtlich nur halbwegs ab – er wollte den anderen glauben lassen, dass er ihn besiegen könnte. Ein wenig mit ihm spielen, so lange, bis er müde genug war, dass das Ganze beendet werden konnte. Zumindest war das der Plan. Ob er gelingen würde, stand noch in den Sternen! «Du bist wirklich die reinste Witzfigur!» hörte Loki Quinn lachend schreien. «Und so was nennt sich Gott? Ich zeige dir jetzt, wer hier wirklich ein Gott ist.» «Ihr Sterblichen habt mich früher so genannt,» gab Loki zynisch zurück. «Den Titel hat sich keiner aus Asgard selbst verliehen.» «Was du nicht sagst.» Eine neue Schockwelle raste auf den Magier zu, und wieder liess er sich davon treffen. «Ich habe gehört, der Hulk hätte dich damals als ‘mickrigen Gott’ bezeichnet.» Ein neues irres Lachen. «Sehr treffend, finde ich.» «Wäre interessant zu sehen, was von dir nach einer Begegnung mit dem Hulk übrig bleibt.» gab Loki zurück und stiess dabei ein gekonnt vorgetäuschtes Stöhnen aus. Scheinbar arg mitgenommen versuchte er langsam, wieder auf die Beine zu kommen. «Du wolltest wohl eher sagen: was vom Hulk danach noch übrig bleibt!» antwortete Quinn mit einer Mischung aus Wut und Spott und griff wieder an. Diesmal liess Loki die Welle an seinem Kopf vorbei schiessen. Der andere fluchte und liess bereits die nächste folgen. Loki spürte, wie Quinn langsam müde wurde. Und nicht nur er: die von ihm absorbierte Daisy ebenso. Oder konnte es sogar sein, dass sie durch Quinns nachlassende Kraft in die Lage versetzt wurde, sich gegen ihn zu stemmen? Wenn dem so sein sollte, wäre es für Loki um einiges leichter, sie von diesem Verrückten wieder zu trennen. Doch ob so oder so: in jedem Fall war Quinn momentan davon abgelenkt, die Welt in Stücke zu reissen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)