Lokis Strafe von uk ================================================================================ Kapitel 19: Die neue Gefahr --------------------------- Zurück im 'Bus' vernahmen sie, dass inzwischen auch Jake Bauer aufgewacht war. Er bestätigte die Geschichte seiner Frau. Zudem war er, wie die SHIELD-Agenten jetzt erfuhren, ein Inhuman: sein Körper besass enorme übermenschliche Muskelkraft. «Deshalb also,» murmelte Loki, der sich im Hintergrund hielt, leise vor sich hin. Coulson hatte es gehört und drehte sich zu ihm um. «Deshalb also was?» Loki schrak aus seinen Grübeleien auf. «Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie die beiden…» Er wies auf die zwei Wissenschaftler, «…den Vorgang der Entmaterialisation überhaupt durchstehen konnten. Nun haben wir die Antwort: wenn zumindest einer stark genug war, die extremen Energiewellen, die dabei entstehen, zu absorbieren, konnte er den zweiten weitestgehend davor bewahren – und so quasi ‘mitnehmen’.» Coulsons Blick spiegelte Verwirrung wider, aber da sagte Lucy Bauer bereits aufgeregt: «Genauso war es. Als Jake und ich den Vorgang gestartet haben, gingen wir zwar beide in den Kubus, um uns zu modifizieren. Doch dabei kauerte sich Jake über mich, weil er sich sicher war, dass enorme Kräfte an uns zu zerren beginnen würden.» Ihre Stimme wurde leiser. «Womit er auch absolut Recht gehabt hatte…» Loki kam langsam näher und musterte die beiden. «Eines würde mich wirklich interessieren: was haben sie mit diesem Blödsinn eigentlich bezweckt?» Er ahnte es zwar schon, doch da er inzwischen in keine Gedanken mehr eindringen konnte, wollte er es genau wissen. «Blödsinn?» Jake Bauer richtete sich in seinen Kissen auf. «Tut mir leid, aber anders kann ich es nicht nennen, wenn zwei Sterbliche versuchen, ihre Körper in pure Energie umzuwandeln – und das vor der Zeit, wo es eh passieren wird.» Grosse Augen starrten ihn an. Dass er mit den letzten Worten auf den Tod anspielte, war klar. Doch dann schüttelte der Wissenschaftler den Kopf und sagte: «Das war ja gar nicht unsere Absicht. Wir hatten keine Ahnung, dass… so etwas geschehen würde.» «Und was war denn dann ihre Absicht?» wollte Coulson wissen. Loki, der seine Vermutung eben bestätigt sah, antwortete anstelle der beiden: «Sie haben genau das getan, was Menschen einfach lassen sollten: Mit Kräften gespielt, von denen sie nichts verstehen.» Er ignorierte die wütenden Blicke der Agenten und die etwas weniger wütenden, aber irritierten der beiden Wissenschaftler und schloss: «Sie wollten aus reiner Energie feste Materie erstellen. Oder, wie sie es wohl nennen würden…» Ein ironisches Grinsen, «…aus dem Nichts heraus etwas erschaffen.» «Genau!» gab die Frau zurück und sah Loki schon fast bewundernd an. «Woher wissen sie das?» «Erstens weil er Gedanken lesen kann.» erwiderte Coulson trocken. «Und zweitens weil er der Autor des Darkholds ist und somit genau weiss, was da alles für nette Sachen drinstehen.» «Wie bitte?» beide Wisssenschaftler rissen Augen und Münder soweit auf, dass es fast komisch wirkte. Leopold Fitz musste auch tatsächlich lachen. «Ja, das war auch meine erste Reaktion.» «Sie haben das Darkhold geschrieben?» «Sie können Gedanken lesen?» Beide Fragen kamen gleichzeitig, und Loki, der inzwischen nur noch eine davon wahrheitsgetreu mit Ja beantworten konnte, wusste nicht Recht, was er sagen sollte. Er entschloss sich zu einer Halbwahrheit: «Das Darkhold stammt von mir, ja. Und was das ‘Gedanken lesen’ anbelangt… das tue ich nicht mehr.» Dass er es nicht mehr konnte, brauchte ja niemand zu wissen. Coulson warf ihm jedoch einen solch seltsamen Blick zu, dass Loki sich zu fragen begann, ob der Mann nicht doch etwas ahnte. Um von sich abzulenken, fasste Loki nochmal hastig die Tatsachen zusammen: «Ihr Experiment ist also schief gelaufen. Sie dachten, sie würden ihre Körper soweit modifizieren können, dass sie danach in der Lage wären, Materie aus der sie umgebenden Energie zu schaffen. Doch was dabei herauskam war, dass sie selbst entmaterialisiert wurden.» Die beiden Wissenschaftler nickten. Dann fügte Lucy leise hinzu: «Wir waren jedoch nicht allein… Das heisst, beim Experiment schon – aber…» Sie biss sich auf die Lippen und sah fragend zu ihrem Mann hinüber. «Aber..?» hakte Coulson alarmiert nach. «Eli Morrow, der dritte bei uns im Team, weiss von dem Darkhold. Er hat es nie zu Gesicht bekommen, aber er kennt… unsere Ergebnisse daraus.» Coulsons Augen wurden scharf. «Und wo ist dieser Eli Morrow jetzt?» «Das wissen wir nicht. Wir haben versucht, ihn zu finden, um ihn zu warnen, doch er ist spurlos verschwunden.» Irgendetwas in Loki schlug bei dem Namen Alarm, aber er hätte nicht zu sagen vermocht, was es war. Was er jedoch ganz sicher spürte war die Gefahr, die sich anbahnte. Als er ein schwaches Keuchen neben sich hörte und zu Coulson hinübersah, erkannte er, dass dieser soeben das gleiche empfunden hatte. Loki seufzte in sich hinein. Diese Verbindung mit Coulson wurde für ihn langsam lästig – und für den Agenten zur Bürde. Er fragte sich, wie lange Phil Coulson diese noch unbeschadet tragen konnte. «Daisy, das ist ein Job für sie.» meinte Coulson zu der jungen Agentin gewandt, die dafür bekannt war, auch noch so winzige Spuren von Verschwundenen nachverfolgen zu können. Der Gebrauch einer Kreditkarte… ein Anruf mit dem Handy… eine E-Mail… lauter verräterische digitale Hinweise für eine Meisterhackerin wie Daisy Johnson! «Es sei denn…» Coulson warf Loki einen herausfordernden Blick zu, «…sie brauchen sich bloss nochmal kurz zu konzentrieren und finden unseren Mann auch so.» Loki schüttelte den Kopf. «Ich fürchte, Daisy wird ihr Können unter Beweis stellen müssen.» Coulsons Blick wurde kurz fragend, dann prüfend. Er erwiderte jedoch nichts darauf, und Daisy machte sich ans Werk. Rund eine Stunde später hatte sie Eli Morrow gefunden. --------------------------------------- Eli Morrow war nach längerem Auslandaufenthalt vor wenigen Tagen in Boston eingetroffen, wie Daisy anhand einer Kreditkartenabrechnung des Airport-Hotels ausfindig machen konnte. Seine Spur liess sich von da an leicht weiter verfolgen: nachdem er ein Auto gemietet hatte, war er jetzt offensichtlich unterwegs zu Momentum Enterprises. «Entweder weiss er nicht, dass die Firma geschlossen wurde, oder es ist ihm egal.» sagte Daisy. «Fliegen wir hin?» «Aber sicher doch.» Coulson warf Melinda einen raschein Blick zu. «Sie begleiten Daisy und mich. Und sie...» Ein weiterer Blick zu Loki hin, «...ebenfalls.» «Haben sie mich jetzt ins Herz geschlossen, oder warum wollen sie mich ständig dabei haben?» fragte Loki mit leisem Spott. Coulson blieb ruhig. «Ich will sie in meiner Nähe wissen. Ausserdem könnte es sich als nützlich erweisen, sie dabei zu haben, falls etwas... schief läuft.» Loki zuckte nur die Schultern und folgte den Agenten zum Quinjet. Daisy war wenig erfreut darüber, dass er dabei war, aber sie hielt sich zurück. Trotzdem: Loki machte sie nervös, und dass er so verflixt gut aussah, machte es nicht gerade einfacher... Sie traute ihm keinen Meter weit, musste aber zugeben, dass er eine ziemlich grosse Hilfe gewesen war in den letzten Tagen. Was noch ein Grund dafür war, dass sie ihn nicht ausstehen konnte! Doch sobald sie in der stillgelegten Firma angekommen waren, hatte sie eine Menge Gründe, über Lokis Anwesenheit froh zu sein... Es begann damit, dass sie über zwei Leichen stolperten: zwei Wachmänner der Polizei, die offenbar seit dem Einbruch vor einigen Tagen hier postiert worden waren. Beiden war mit einem langen Stück Kohle das Herz durchstochen worden. Als Coulson sie sah, wurde er ziemlich blass und musste sich sekundenlang an der Wand abstützen. Jedem war klar, woran er dachte – auch Loki, der es vermied, ihn anzuschauen. Ausserdem war er abgelenkt: obwohl er die Fähigkeit eingebüsst hatte, die Anwesenheit von menschlichen Wesen spüren zu können, besass er nach wie vor einen Riecher für Gefahr. Und der beruhte auf mehr als nur reinem Instinkt: sein magischer Sinn schlug Alarm, je länger er an Eli Morrow dachte. Er war sich sicher, den Namen noch nie gehört zu haben... Trotzdem wusste er irgendwie, dass er ihn kannte. Das ergab absolut keinen Sinn, aber Loki hatte in seinem langen Leben gelernt, solchen Eingebungen zu vetrauen. Und darum war er sich auf einmal sehr sicher, dass Eli Morrow nicht ganz so harmlos war, wie sie angenommen hatten... «Wir müssen diesen Morrow schnellstens finden,» sagte Daisy und sah sich gehetzt um. «Bevor er auch noch zum Opfer wird.» Coulson nickte, doch Loki erwiderte trocken: «Es sei denn, Eli Morrow hat für die Leichen gesorgt.» «Wie kommen sie denn darauf?» fragte Melinda May, doch Loki gab keine Antwort. Coulson entschied, sich zu trennen. «Daisy, sie gehen mit Loki. Melinda, sie kommen mit mir.» Er sah Daisy zwar deutlich an, wie wenig ihr der Befehl gefiel, aber sie war zu professionell, um ihm nicht Folge zu leisten. Vor Loki wollte sie Phils Anordnungen sichtlich nicht infrage stellen – er war ihr dankbar dafür. Daisy und Loki waren es dann, die Eli Morrow zuerst fanden. Er hielt sich im grössten der insgesamt fünf Laborräume auf und hantierte an einem der Ccomputer. Als Daisy und Loki eintraten, wirkte er so, als wäre er bei etwas Verbotenem erwischt worden. Daisy bemerkte es jedoch nicht. «Mr. Morrow?» fragte sie eilig und fügte, als der Mann nickte, hinzu: «Wir sind hier, um sie zu warnen. Und um sie in Sicherheit zu bringen: hier läuft irgendwo ein Mörder rum.» «Tatsächlich?» Eli Morrow wirkte nicht im Mindesten beunruhigt. Auf dem Monitor summte etwas, und in einer der Kammern hinter Morrow begann sich auf einmal Energie zu bilden. Daisy begriff, dass er eben dabei war, dasselbe Experiment durchzuziehen wie Lucy und Jake Bauer. «Mr. Morrow, nicht!» rief sie aus. «Das Experiment ist gefährlich und kann sie töten.» «Was sie nicht sagen.» Elis Antwort klang sarkastisch, und in diesem Moment wusste Loki mit absoluter Sicherheit, dass er sich nicht geirrt hatte... Er konnte zwar nicht in Elis Kopf hineinschauen, aber das war auch gar nicht mehr nötig. Für ihn war es vollkommen offensichtlich, dass es hier keinen ‘unbekannten Mörder’ gab – Eli Morrow selbst hatte die zwei Wachmänner ausgeschaltet, um Zutritt zum Labor zu bekommen. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, nahm er auch schon wahr, wie sich in Morrows Händen plötzlich Energie zu bilden begann. Unsichtbar für Daisy als Mensch, aber nicht für ihn... In diesem Moment wusste Loki noch drei Dinge mit absoluter Gewissheit: erstens, dass Morrow das Experiment bereits vollzogen hatte, zweitens, dass es bei ihm andere Auswirkungen gehabt hatte als bei Lucy und Jake Bauer und drittens, dass Daisy in Lebensgefahr schwebte. Morrow war schnell, doch gegen den Magier hatte er keine Chance. Das scharfe Kohlestück, das er aus der umliegenden Energie dicht vor Daisy zu bilden begann und mit dem er ihr Herz – und das des hinter ihr stehenden Loki – durchbohren wollte, traf sein Ziel nicht. Lokis Hand schoss nach vorne und liess das messerscharfe Kohlestück innert Sekunden verglühen. Im nächsten Augenblick hatte er Daisy hinter einer Energiewand abgeschottet. Elis nächste Waffen prallten wirkungslos an der magischen Schutzmauer ab. «Was zum Henker..?» fluchte der Mann, doch Loki gab ihm gar keine Zeit zum Überlegen. Ein weiterer Energiestoss aus seiner Hand schickte Eli Morrow ins Land der Träume. Er drehte sich um und löste den Schutz um Daisy auf. Diese hatte über Funk bereits Coulson und May verständigt. Gerade als die beiden hereinstürmten, geschah es: Loki fühlte auf einmal einen glühend heissen Schmerz, der von der Mitte seines Körpers in alle Nervenzellen auszustrahlen begann. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er begann zu taumeln. Coulsons Stimme nahm er nur noch wie aus weiter Ferne wahr: «Loki... was ist mit ihnen?» Er wollte antworten – doch es kam nur ein Keuchen heraus. Seine Hand tastete nach der Wand, doch ehe er danach greifen konnte, wurde der Schmerz derart übermächtig, dass er laut stöhnend in die Knie brach. Die drei Agenten sahen ihn entsetzt an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)