Schicksalsstränge von Naumi ================================================================================ Kapitel 22: Zweifel ------------------- Triggerwarnung Schmerz, Peinlichkeit ;) Zweifel Vor ihr stand Sesshōmaru, sein Blick folgte ihren Bewegungen, ihre Finger auf seiner Haut. Er wirkte nicht verärgert, sondern ließ sie gewähren, badete die junge Frau in seiner Aufmerksamkeit und jagte ihr damit einen Schauer über die Schultern. Ihre Haare an den Armen stellten sich auf und eine warme Sensation jagte durch ihren Körper, als sie Verlangen in seinem Blick sah. Seine Klauen hoben sich an und Kagome spürte sie über den bloßen rechten Arm streiften. Eine Empfindung bahnte sich durch ihren Körper und vorsichtig schäumte sie seine Haut weiter mit der Seife ein. Langsam senkte er seinen Kopf, beugte sich nahe zu ihr hinunter und sie spürte das Gewicht seines Kinns auf ihrer Schulter, spürte seine Haare, die sich auf ihrer bloßen Schulter verteilen. Sein Geruch vernebelte ihre Sinne noch mehr. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass ihre Umgebung in der Finsternis versank, während der Yōkai absolut im Fokus stand. „Kagome", seine Stimme war schneidend und passte nicht zu der Nähe, die er aufgebaut hatte. Erstaunt versuchte sie ihn anzusehen, doch er stand zu nah bei ihr, seine Lippen berührten den Rand ihres Ohres, was sie erneut eine angenehme Wärme verspüren ließ. „Kagome", in seiner Stimme klang plötzlich eine Warnung. „Wir müssen weiter.“ Und mit diesen Satz war sie hellwach und starrte in seine Augen. Er stand natürlich nicht eng bei ihr, nein er beugte sich über sie, das Gewicht seines Kinns war seine Hand auf ihrer Schulter, an der er sie wohl gerüttelt hatte, das Kitzeln am Ohr waren seine Haare, die sich über sie ergossen, da er zu ihr herabsah. Erschrocken stellte Kagome viele Dinge gleichzeitig fest, sie war eingeschlafen in ihrer kurzen Pause, hatte immer noch Hunger, er schien nicht mehr zu zögern, sie zu berühren und sie war im Begriff, wieder über die Schulter geworfen durch quer Japan geschleppt zu werden. Unangenehm. Vor allem, da der Traum sie nicht kalt gelassen hatte, warum auch immer, hatte er sie nicht nur wortkarg hinterlassen, sondern auch erregt. Natürlich würde er die Erregung riechen, es konnte gar nicht anders sein. Sie verstand es nicht. Warum sie so erregt war, es ging hier um Sesshōmaru. Außerdem war es kein Sextraum gewesen. Es wäre aber einer geworden, wenn du nicht aufgewacht wärst. Die Stimme in ihr war ärgerlich und die Miko schob den Gedanken von sich. Wusste nicht, woher diese kam, noch wollte sie sich die Wahrheit der Aussage eingestehen. Als nächstes machte sich ihr Unterkörper schon wieder bemerkbar, diesmal mit Krämpfen, die sie fast wimmern ließen. Kagome gestand sich die Absurdität des Momentes ein und versuchte ruhig ein und aus zu atmen. „Du riechst nach Blut", unterbrach der Daiyōkai ihre Konzentration. Ach Ne- Was er nicht sagte. Mit Gewalt unterdrückte die junge Frau den Drang, ihre Augen zu verdrehen und richtete sich langsam auf. „Wir können weiter", sagte sie einfach und hob ihren Rucksack auf. „Du solltest zuvor Nahrung aufnehmen, tot nützt du mir nichts.“ „Aber lebendig?“ „Darüber haben wir schon gesprochen und jetzt hör auf meine Entscheidungen zu hinterfragen", eigentlich ließ seine Tonlage keinen Spielraum für eine Antwort, jedoch war es nicht der Miko ihre Art, sich so leicht unterbuttern zu lassen. „Du solltest schon für Kritik offen sein.“ Kaum hatte die letzte Silbe ihren Mund verlassen wurde sie am Halsausschnitt ihres Kimonos zu dem Dämon hingezogen , bei dem Blick hoch in sein emotionsloses Gesicht war sich die Priesterin ihrer Sache nicht mehr so sicher, war eher davon überzeugt, erneut zu wenig nachgedacht zu haben. Dumm nur, dass es mal wieder passiert war und sie nun um ihr leibliches Wohl fürchten musste. „Ich verstehe nicht im Geringsten, wie du es geschafft hast, dein Erwachsenenalter zu erreichen.“ Erst wollte sie antworten, das Verlangen zu widersprechen brannte in ihren Venen, entfachte ihren Kampfgeist und sie schüttete sogar Adrenalin aus, allerdings fiel Kagome nichts ein und so schloss sie ihren Mund lediglich wieder und blies dann beleidigt die Wangen auf. Der Kopf der Zeitreisenden war wie leergefegt, als sich der Fürst des Westens schließlich wegdrehte. „Iss, damit wir weiterkönnen.“ Es hätte nicht viel gefehlt, um die Angesprochene dazu zu bewegen, ihn nachzuäffen, aber natürlich war diese eine erwachsene, gereifte Frau, wie sähe es da aus, wenn sie ein solch kindischen Verhalten an den Tag legen würde, wie ihre Schutzbefohlenen auf der Arbeit? Erst nachdem Sesshōmaru zwischen den Zweigen verschwunden war, setzte sich Kagome in Bewegung und fiel über etwas von dem Essen her, das Sango ihr zubereitet hatte. Wenn sie sich jetzt beeilte, wäre sie eventuell noch in der Lage, sich etwas frisch zu machen, damit ihr Körper nicht jeden mit eben so einer guten Nase wie ihre Begleitung, auf seinen schwächlichen Zustand aufmerksam machte. Zwei Stunden später betete Kagome darum, dass ein Dämon kam, der sie umbrachte. Ihr Füße schmerzten in den einfachen Zori und jeder Schritt fühlte sich an, als würde er ein Stück ihres Lebens kosten. Jeder Baum ging in der Masse von Grün unter, die sie heute schon gesehen hatte, denn der Daiyōkai hatte sich anscheinend dagegen entschieden, sie weiterhin zu tragen. Erst hatte sie es glücklich aufgenommen, wie eine zurückgewonnenes Stück Eigenbestimmung empfunden, doch nun verfluchte die Onna ihren vorlauten Mund. Sekunden wurden zu Minuten und Minuten wurden zu reiner körperlicher Agonie. Würden die Beiden so je ankommen? Sie zweifelte daran und das allerschlimmste, die Gepeinigte wusste, sie war selbst schuld an ihrer Situation. Nur einmal wünschte sie sich ihr Temperament zu beherrschen, statt das es sie übernahm und für jede Menge verbalen Dünnschiss sorgte. Plötzlich blieben ihre Beine einfach stehen, als hätten sie Wurzel geschlagen, Kagome wollte wirklich weiter gehen, trotz des Pochens in den Beinmuskeln, der Schmerzen in Fußzehen, Unterleib und Kopf, wollte sie durchhalten, sich beweisen, aber sie war einfach schlichtweg nicht mehr in der Lage dazu auch nur einen Schritt zu gehen. Das schlimmste war aber nicht dieser Schmerz, nein, es war, dass der arrogante Inu gewonnen hatte, ihr bewiesen hatte, dass sie ihn geschwächt nur noch mehr im Weg war, dass sie nicht in der Lage war, ihre eigenen Kräfte einzuschätzen. Scham, sowie grenzenlose Ernüchterung machte sich in ihr breit, „Du hast gewonnen.“ Seine fließenden Bewegungen stockten, er war mittlerweile etwa fünf weiter Meter entfernt und wäre die Frau noch fünfzehn, dass gestand sie sich selbst ein, hätte sie um einiges später für dieses Eingeständnis gebraucht. Aber ein herauszögern hätte in ebenen jener Situation zu nichts geführt, dass wusste sie mittlerweile und die Zeitreisende war zu intelligent, um auf einem verlorenen Posten zu kämpfen. Ein weiterer Grund, warum sie auch nicht noch einmal auf das Verbannungszeichen der anderen Yōkai eingegangen war, in ihr schrie alles danach, dass es eine nützliche Information war, eine wichtige. Aber genauso sicher war sich die einfache Priesterin, dass Sesshōmaru sich nicht so leicht davon überzeugen lassen würde, vielleicht weil er keinerlei andere Alternativen hatte und ganz offensichtlich verfolgten sie eine Spur seinerseits. In dieser Situation mit ihm zu diskutieren war vollkommen sinnlos, was sie zu sagen hatte war in seinen Augen nichtig. Nein, schon am Anfang ihrer Reise hatte sich die Miko den Gedanken gefügt, weder machte es Sinn mit ihrer Reisebegleitung zu streiten, noch würde sie, wenn sie zurück in ihre Epoche war, wieder ein normales geregeltes Leben führen, schließlich stellte sie sich hier erneut ihren Dämonen, während sie den so hart erkämpften Platz im Leben verlor. Aber ein leiser Gedanke flüsterte ihr zu, dass der werte Herr des Westens bald mit seinen eigenen Fehlern konfrontiert werden würde. „Der Zweifel entsteht immer daraus, daß man die Dinge nicht der Ordnung nach erforscht.“ Baruch de Spinoza Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)