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Montag, 02. Januar 2017

Ich darf noch immer nicht zu dir.

Deine Eltern sind seit dem 25. Dezember da.

Sie geben mir die Schuld …

Damit sind sie nicht allein …

Sie lassen mich nicht zu dir …

Haben den Ärzten verboten mich zu dir zu lassen.

Es zerreißt mich …

Ich weine nur noch … mach mir Vorwürfe.

Ich weiß nicht einmal wie es dir geht.

Am 27. Dezember musste ich das Krankenhaus verlassen.

Von Weinkrämpfen, Selbstvorwürfen, blauen Flecken und Schrammen mal abgesehen fehlt mir nichts und sie haben mich gezwungen zu gehen.

Wirklich lange Zuhause war ich nicht.

Ich hab’s dort nicht ertragen.

Alles war noch so wie wir es verlassen haben.

Selbst der Eierlikör stand noch auf dem Tisch.

Er hat gewinkt … Scheiß Schimmel.

Stattdessen bin ich stundenlang durch die Kälte gelaufen.

Letztendlich bin ich an der Unfallstelle gewesen …

Dein Blut ist immer noch im Schnee zu sehen …

Nicht mehr so schön … sie haben versucht es weg zu machen.

Wie lange ich draußen war, weiß ich nicht genau.

Irgendwann hat mich der Küster in die Kirche geholt.

Ich habe einfach dagesessen und das Kreuz angestarrt, während die Sonne untergegangen ist und die Kirchenfenster alles in ein gespenstisches Licht getaucht haben.

Auch da war so viel rot bei.

Sie haben mich wieder heimgeschickt, aber da will ich nicht hin.

Letztendlich bin ich doch gegangen …

mir war so kalt …

Innerlich wie äußerlich.

Ich hab mich im Bett vergraben. Mein Gesicht in den Kissen. Sie riechen noch nach dir. Das hat mich ein bisschen beruhigt.

Ich konnte schlafen. Mehr vor Erschöpfung als alles andere.

Jeden Tag war ich seitdem am Krankenhaus und an der Unfallstelle.

Ich bekomme keine Antworten.

Weder von den Ärzten, der Polizei noch von deiner Familie.

Alles was ich tue ist in der Kälte herumlaufen und weinen.

Ich habe das alles nicht mehr ausgehalten.

Silvester sollte und wollte ich dir eine Antwort geben.

Ich kenne meine Antwort jetzt.

Nur weiß ich nicht, ob ich sie dir jemals geben kann.

Ich hab es nicht mehr ausgehalten.

Um Mitternacht bin ich auf die Brücke gegangen.

Die über dem Rhein … du weißt schon.

Ich war schon aufs Geländer geklettert. Habe mich draufgesetzt und in die Tiefe gestarrt.

Eine Packung Schlaftabletten in den Händen. Ich wollte sie gerade schlucken, da haben sie mich darunter geholt und mich eingewiesen.

Seit gestern sitze ich nun in der Psyche …

Wegen versuchtem Suizid überwachen sie mich jetzt für zweiundsiebzig Stunden engmaschig und danach geht es dann für die nächsten sechs Wochen in die Geschlossene.

Juhuu … nicht …

Aber die Psychologin gestern war nett.

Sie hat einfach nach dem Warum gefragt …

Ich habe ihr von dir erzählt …

Zumindest weiß ich jetzt, dass du noch lebst.

Nicht wie es dir geht … nur dass dein Herz noch schlägt und dein Körper noch warm ist. Du hast also nicht alles Rubinrot im reinen Weiß zurückgelassen.

Das stimmt mich zumindest etwas glücklich.

Sie haben gesagt, ich soll das Tagebuch schreiben … für dich.

Mal schauen … gestern ging das ganz gut … und heute auch.

Ich bin gespannt, wie das jetzt weitergeht für mich.



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